Kehl: “… danach gibt es keine Kartenwünsche mehr”

Die Bundesliga-Abschiedsgala von Marco Reus soll Rückenwind für die kommenden beiden Wochen bis zum Finale in der Champions League geben, hofft Sportdirektor Sebastian Kehl.

Dortmunds Sportdirektor Sebastian Kehl fordert eine

Dortmunds Sportdirektor Sebastian Kehl fordert eine “starke Fokussierung” auf das CL-Finale.

IMAGO/Jan Huebner

Marco Reus war gerade erst wieder vom Capo-Podest der Südtribüne abgestiegen, da schloss sich Sportdirektor Sebastian Kehl wenige hundert Meter entfernt schon den Lobpreisungen für seinen ehemaligen Mitspieler an. “Es war ein Abschied, wie er sich für einen Spieler dieser Kategorie gehört: mit sehr hoher Wertschätzung, wahnsinnig großen Emotionen und mit einem guten, gewonnenen Spiel.” Ein Tor, eine Vorlage standen am Ende mal wieder in der Bilanz, “das kann man sich kaum schöner ausdenken”.

Das vermeintliche perfekte Ende einer beeindruckenden Zeit beim BVB war es aber noch gar nicht, dem emotionalen Highlight am Samstag soll auf den Tag genau zwei Wochen später schließlich noch die sportliche Krönung folgen. “Es wäre womöglich ein Bilderbuch-Abschied, wenn wir nicht noch in zwei Wochen dieses Finale hätten”, sagt auch Kehl, der den Rückenwind des Bundesliga-Endes aber gerne mit nach Wembley nimmt. “Wir nehmen ein positives Gefühl mit nach Hause und das wird uns in den nächsten zwei Wochen begleiten”, glaubt der Sportdirektor.

Kehl erinnert an 2013: “Werden London sicherlich wieder in Schwarz und Gelb sehen”

Ab Dienstag gilt der volle Fokus dem letzten Gegner Real Madrid. Beim letzten Endspiel 2013 war Kehl noch selbst Profi, er weiß was kommen wird. “Wir werden London sicherlich wieder in Schwarz und Gelb sehen und wissen, wie emotional so ein Finale sein wird”, glaubt Kehl: “Am Ende braucht es eine Menge Leidenschaft, eine Menge Kampf und unglaublich viel Herz.”

Die nicht mehr ganz zwei Wochen bis dahin sind klar ausgerichtet, inklusive eines Testspiels in den kommenden Tagen. “So lange wird das gar nicht sein”, blickt Kehl voraus: “Wir werden uns spezifisch auf Real vorbereiten, versuchen Abläufe zu kopieren und an den Dingen weiterarbeiten, die uns jetzt in den letzten Wochen stark gemacht haben.” Der Trainer und sein Team würden sich “wie in den letzten Wochen schon eine Menge Gedanken machen”.

Und dazu gehört auch, dass alle organisatorischen Themen schnell abgearbeitet werden und nicht der sportlichen Vorbereitung im Wege stehen. Trainer Edin Terzic verriet schon einmal, dass er einst im Trainerlehrgang in England von Frank Lampard gelernt habe, “dass die Verteilung von Tickets an Freunde und Familie eine Woche vor so einem Spiel tabu” sei.

Das wird auch Kehl forcieren: “Wir brauchen eine starke Fokussierung.” Einer der Lerneffekte aus seiner Karriere sei, dass sich “die Spieler auf dieses Spiel freuen sollen, sie sollen sich aber auch richtig darauf vorbereiten und nicht abgelenkt werden.” Alles abgesehen vom Sport werde also “bis Mitte der Woche abmoderiert. Danach gibt es keine Kartenwünsche mehr.”

Patrick Kleinmann

Techniktrainer Weiss wechselt vom VfB zum FC Bayern

Dass Lilian Egloff, Florian Schock, Roberto Massimo, Genki Haraguchi und Mahmoud Dahoud vor der Partie gegen Borussia Mönchengladbach verabschiedet würden, war kein Geheimnis. Dass allerdings auch Nate Weiss den VfB Stuttgart verlässt, kam überraschend. Der Techniktrainer wechselt auf eigenen Wunsch zum FC Bayern.

Verlust im Trainerteam: Sebastian Hoeneß wird künftig auf Techniktrainer Nate Weiss verzichten müssen.

Verlust im Trainerteam: Sebastian Hoeneß wird künftig auf Techniktrainer Nate Weiss verzichten müssen.

IMAGO/Sportfoto Rudel

Der US-Amerikaner kam im Sommer 2021 vom 1. FC Nürnberg nach Stuttgart und war zunächst als Trainer im Nachwuchsleistungszentrum des Traditionsklubs tätig. Im Juli 2022 holte der damalige VfB-Trainer Pellegrino Matarazzo, der den 36-Jährige aus seiner Zeit beim Club kannte, den Techniktrainer zu den Profis. Dort kümmerte sich Weiss um die technischen Feinheiten des kickenden Personals. Ballan- und Ballmitnahme, Ballbeherrschung, Passspiel, Flanken, Abschlüsse. Alles, was mit dem Ball zu tun hatte, hatte auch mit dem Mann aus Übersee zu tun. Künftig wird Weiss sein Wissen und Können im Übergangsbereich des Campus beim FC Bayern vermitteln.

Außer beim seit Februar dieses Jahres ausgeliehenen Mahmoud Dahoud, der sich nicht gegen das Doppel-Sechs-Duo Atakan Karazor und Angelo Stiller durchsetzen konnte und zu Brighton Hove & Albion zurückkehren wird, ist noch offen, wohin es die anderen vier Verabschiedeten zieht. Egloff, der seit 2012 alle Jugendteams des VfB durchlaufen hat, als absolutes Toptalent galt, aber von wiederkehrendem Verletzungspech immer wieder aus der Bahn geworfen wurde, und Massimo, der seit Sommer 2018 das VfB-Trikot trug und dessen Entwicklung aber ebenfalls stagnierte, müssen in aller erster Linie aktuelle Blessuren auskurieren.

Haraguchi zu Düsseldorf?

Ersatzkeeper Schock, der die Nachwuchsteams von der U 16 bis zur U 21 für den VfB spielte, im September 2021 zu den Profis aufrückte, aber zu keinem Bundesligaspiel kam, zieht es in die 3. Liga. Haraguchi, der im Januar 2023 von Union Berlin als Hoffnungsträger für das Mittelfeld kam, aber unter Hoeneß in der Versenkung verschwand, wird einmal mehr mit Fortuna Düsseldorf in Verbindung gebracht.

Nach Jamie Leweling, der für rund fünf Millionen von Union Berlin bis 2028 fix unterschrieben hat und Nick Woltemade (Bremen, bis 2028), dürften in Kürze auch Yannick Keitel (Freiburg, bis 2027 plus Option) sowie Justin Diehl (Köln, bis 2028) vermeldet werden.

George Moissidis

“Familiär eine besondere Bindung”: VfB holt Werder-Stürmer Woltemade

Nun ist der Deal auch offiziell über die Bühne: Nick Woltemade verlässt Werder Bremen und wechselt zu Champions-League-Teilnehmer und Vizemeister VfB Stuttgart. Dort peilt der Stürmer den nächsten Karriereschritt an, ist aber auch großer Konkurrenz ausgesetzt.

Er verlässt Bremen gen Schwaben: Nick Woltemade.

Er verlässt Bremen gen Schwaben: Nick Woltemade.

imago images

Er war vor dem 4:1 gegen Bochum einer von drei Profis, die bei Werder Bremen offiziell verabschiedet wurden. Nun steht der neue Arbeitgeber von Nick Woltemade auch offiziell fest: Wie erwartet, zieht es den Angreifer zu Champions-League-Teilnehmer VfB Stuttgart, wo der 22-Jährige einen Vertrag bis 30. Juni 2028 unterzeichnete.

“Nick hat in der vergangenen Saison seine Qualitäten unter Beweis gestellt und sich in der Bundesliga etabliert”, wird VfB-Sportdirektor Fabian Wohlgemuth zitiert: “Er ist ein wuchtiger und gleichzeitig spielstarker Stürmer, dessen Weg wir sehr aufmerksam verfolgt haben. Wir sind davon überzeugt, dass Nick seine positive Entwicklung bei uns fortsetzt und ein wertvoller Faktor in unserem Offensivspiel wird.”

Woltemade ist gebürtiger Bremer, nahm nach insgesamt zwölf Jahren bei Werder aber vor der Saison 2022/23 den Umweg über eine Leihe bei der SV Elversberg in der 3. Liga (31 Einsätze, zehn Tore, neun Assists), um anschließend so richtig in der Bundesliga anzukommen. 30 seiner insgesamt 41 Einsätze im deutschen Oberhaus machte Woltemade in der gerade abgelaufenen Saison (kicker-Notenschnitt 3,71).

Woltemade sieht “spannende Herausforderung”

Auf seine ersten Bundesligatore musste Woltemade lange warten, ehe ihm Anfang Mai gegen Borussia Mönchengladbach beim 2:2 direkt seine ersten und bis dato einzigen beiden Treffer in der deutschen Beletage gelangen.

“Ich empfinde von der ersten Kontaktaufnahme an pure Freude auf den VfB und bin sehr glücklich, dass ich ab Sommer Teil der Mannschaft bin”, sagt Woltemade in einem ersten VfB-Statement: “Ich habe familiär eine besondere Bindung zum VfB und bin hochmotiviert, nun selbst dort spielen zu dürfen, wo ich in den Ferien als kleiner Junge oft beim Training begeistert zugeschaut habe. Ich freue mich sehr auf die spannende Herausforderung mit meinen neuen Mannschaftskollegen.”

Wohl auch unabhängig davon, ob der VfB Stuttgart mit Serhou Guirassy (28 Tore, fünf Assists) und Deniz Undav (18 Tore, zehn Assists) seine herausragenden Stürmer der Saison 2023/24 halten kann, wird sich Woltemade großer Konkurrenz in Schwaben erwehren müssen. Einen Plan wird Trainer Sebastian Hoeneß aber für den deutschen U-21-Nationalspieler (sechs Einsätze, ein Tor) haben.

Bayern testen Anfang August in Seoul gegen Spurs

Der FC Bayern München wird während seiner Asienreise in diesem Sommer in Südkorea ein Spiel gegen Harry Kanes Ex-Klub Tottenham Hotspur bestreiten. Es ist der erste von gleich zwei Vergleichen mit den Londonern.

Im August geht es nach Südkorea: Leon Goretzka, Harry Kane und Min-Jae Kim (v. li.).

Im August geht es nach Südkorea: Leon Goretzka, Harry Kane und Min-Jae Kim (v. li.).

AFP via Getty Images

Die Partie findet nach Angaben des deutschen Rekordmeisters und Tabellendritten der am Samstag abgeschlossenen Spielzeit am 3. August im WM-Stadion von Seoul statt, das 67.000 Zuschauer fasst. Das Testspiel in der Saisonvorbereitung ist Teil der “Coupang Play Series” in Kooperation mit Bayern-Partner Audi.

Testspiele im August

Nach der Verpflichtung von Nationalspieler Min-Jae Kim genießt der FC Bayern in Südkorea eine wachsende Popularität. Für Tottenham, das am Sonntag nach einem 3:0-Erfolg in Sheffield auf Abschlussplatz 5 der Premier League ins Ziel kam, spielt in Heung-Min Son ebenfalls ein Top-Spieler aus Südkorea. Der Besuch in dem Land ist eine Premiere für die Bayern, die zuvor schon vier Mal im Sommer in Asien und fünf Mal in den USA zu Gast waren.

Das koreanische Unternehmen Coupang, einer der größten Einzelhändler in Asien, wird ab der Saison 2024/25 offizieller und exklusiver TV-Partner der Bundesliga in Südkorea.

Erstes von zwei Duellen

Das Duell mit den Spurs ist das erste von zwei Aufeinandertreffen der beiden Klubs binnen weniger Tage. Am 10. August duellieren sich die Teams abermals, dann an alter Wirkungsstätte von Bundesliga-Torschützenkönig Kane im Stadion der Londoner.

Trainer der Spurs ist der Australier Ange Postecoglou, wer die Bayern in diesen beiden Spielen coacht, ist nach dem Abschied von Thomas Tuchel noch nicht bekannt.

Kramaric: Längst Legende und ein guter Tipper

Ein lupenreiner Hattrick, Vaterfreuden und eine gewonnene Wette mit Kevin Vogt. Es läuft bei Andrej Kramaric, der sich mehr als acht Jahre nach seinem Wechsel zur TSG längst den Status einer Legende erarbeitet hat.

Andrej Kramaric genießt in Hoffenheim längst Kultstatus.

Andrej Kramaric genießt in Hoffenheim längst Kultstatus.

IMAGO/Jan Huebner

Die Laudatio auf die Leistung von Andrej Kramaric oblag seinem Chef, Trainer Pellegrino Matarazzo: “Das ist kein Zufall, weil er ein Vollprofi ist. Nach jeder Trainingseinheit macht er Übungen für sich selbst, ob technisch oder läuferisch. Andrej ist extrem ehrgeizig und will das Maximum.” Für Matarazzo sind Kramarics Fähigkeiten ein Mix aus Talent, Qualität und Ehrgeiz, man spüre seit Wochen, dass er brennt.

Der FC Bayern konnte das Feuer in Kramaric am Samstag nicht löschen. Nach dem frühen 0:2-Rückstand war es der 32-jährige Kroate, der mit einem Assist bei Maximilian Beiers 1:2 und einem lupenreinen Hattrick innerhalb von 19 Minuten für die Wende und damit die sichere Teilnahme an einem europäischen Wettbewerb sorgte. Mit dem Spielball unter dem Arm berichtete er anschließend von seinem Glück, schließlich sei für diesen Montag auch noch die Geburt seiner Tochter geplant.

Aufregende Tage im Leben des Angreifers, der längst eine Hoffenheimer Legende ist. Im Januar 2016 wechselte er von Leicester City ins Kraichgau, achteinhalb Jahre später ist er mit 115 Bundesligatoren Rekordschütze der TSG, hat er mehr als doppelt so viele wie die 46 von Sejad Salihovic als Zweitplatziertem im Ranking.

BUNDESLIGA – 34. SPIELTAG

Sein Erfolgsgeheimnis? Der Umgang mit Druck, mit dem viele im Profifußball nicht umgehen könnten, er diesen jedoch liebe. “Druck ist etwas Besonderes im Fußball. Ich liebe Topspiele und Topgegner. Dann kann ich es mir selbst beweisen, bin voll motiviert und fokussiert.” Gegen den FC Bayern gelang ihm dies eindrucksvoll, auch weil er den Glauben nicht verlor, sich als Anführer seiner Mannschaft präsentierte. “Wir haben auch nach dem 0:2 an uns geglaubt, Energie und Stimmung waren heute super. Ich habe auch in der Halbzeit gemerkt, dass noch alles drin ist.”

“Bin nicht müde” – Kramaric “topfit” zur EM

Nach einer kurzen Pause wird Kramaric die Europameisterschaft mit Kroatien bestreiten. “Ich fühle mich topfit, bin nicht müde, kann so weiterspielen.” Die EM sei eine andere Mannschaft mit einer anderen Geschichte und neuer Energie. Ein internationales Kräftemessen, ehe es in der neuen Saison international mit Hoffenheim weitergehe. Kramaric geht von der Europa League aus, weil Bayer Leverkusen das Pokalfinale gegen Kaiserslautern gewinnen werde.

Sagte es, und outete sich als guter Tipper, weil er schon vor der Saison mit dem damaligen Mitspieler Kevin Vogt gewettet habe, dass Leverkusen die Bundesliga gewinne. Den Wetteinsatz verriet er nicht, verabschiedete sich dafür zum Abendessen mit der Mannschaft in Heidelberg am Ende eines denkwürdigen Nachmittags, an dem er einmal mehr seinen großen Wert für die TSG nachgewiesen hatte.

Frank Linkesch

Kömür schreibt FCA-Geschichte: “Ich will noch mehr Spiele spielen”

Mert Kömür (18) hat sich rechtzeitig zum Saisonfinale einen Namen gemacht beim FC Augsburg – und lechzt bereits nach mehr.

Stand im Saisonfinale im Mittelpunkt: Mert Kömür, hier umarmt von FCA-Coach Jess Thorup.

Stand im Saisonfinale im Mittelpunkt: Mert Kömür, hier umarmt von FCA-Coach Jess Thorup.

IMAGO/Sven Simon

Eine erste Vorahnung hatte Mert Kömür bereits im normalen Training, bei verschiedenen Spielformen. Viel rotiert wurde zwar von Trainer Jess Thorup, doch Kömür, das 18-jährige Mittelfeldtalent, fand sich zumeist in der vermeintlichen A-Elf wieder. Und hatte spätestens beim Abschlusstraining Gewissheit: Er würde beim Saisonfinale in Leverkusen erstmals ein Bundesliga-Spiel von Anfang an bestreiten. Ausgerechnet beim neuen deutschen Meister.

Nervös sei er gar nicht gewesen, berichtete Kömür nach seinem gelungenen Debüt selbst. “Ich habe mich eher gefreut auf das Spiel.” Und das sah man dem unbekümmerten Eigengewächs auch an. “Ich habe nicht viel nachgedacht, sondern einfach gespielt.”

Mit dem “Spielen” war das gegen stark kombinierenden Ligaprimus Leverkusen zwar eher relativ anzusehen, “aber es hat trotzdem Spaß gemacht”, fand Kömür. “Obwohl wir viel hinterhergelaufen sind.”

Jüngster FCA-Torschütze in der Bundesliga

Er selbst hat seine Chance genutzt, hat sich mehrfach in Szene gesetzt und Mitspieler bedient. Und in der 62. Minute, nachdem Arne Maier den Ball gegen den Leverkusener Amine Adli erobert hatte, ging Kömür noch ein paar Schritte, schaute und zog aus rund 15 Metern perfekt platziert ins rechte obere Eck ab. Das Tor beim Startelfdebüt und Geschichte zugleich: Mit 18 Jahren und 306 Tagen hat Kömür Kevin Danso (19 Jahre, 47 Tage) als jüngsten FCA-Torschützen in der Bundesliga abgelöst.

Es ist immer noch unbeschreiblich, ich kann mich nicht richtig erinnern an das Tor

Mert Kömür

“Ich glaube, ich realisiere es bis jetzt immer noch nicht”, strahlte der in Dachau geborene Zehner. “Ich habe in den Aktionen davor ein paarmal rüber gelegt, da habe ich mir gedacht: jetzt schieße ich mal selbst.” Ein “super Gefühl” sei das “auf jeden Fall” gewesen – aber auch nur ein kurzes Glücksgefühl: “Ich habe eigentlich nur an den Ausgleich gedacht und dass wir noch eins schießen müssen. Es ist immer noch unbeschreiblich, ich kann mich nicht richtig erinnern an das Tor. Auf jeden Fall ein unvergesslicher Moment.”

Jetzt also, wo es in die Sommerpause geht, hat Kömür bei Trainer Thorup nochmal einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen und strebt nach mehr. “Es hat Spaß gemacht”, bewertete er sein Debüt und kam aus dem Grinsen immer noch kaum heraus. “Ich will noch mehr Spiele spielen nächste Saison, jetzt geht’s aber erstmal in die Sommerpause. Und dann mal schauen, wie viele Spiele ich nächstes Jahr sammeln werde.”

Mario Krischel

Kiels “Paradebeispiel” : Gladbach verpflichtet KSV-Kapitän Sander

Borussia Mönchengladbach hat am Montag einen Sommer-Neuzugang präsentiert, der längst ein offenes Geheimnis war: Philipp Sander kommt von Bundesliga-Aufsteiger Holstein Kiel und unterschreibt langfristig.

Daumen hoch für einen Sommerwechsel: Philipp Sander geht von Kiel nach Gladbach.

Daumen hoch für einen Sommerwechsel: Philipp Sander geht von Kiel nach Gladbach.

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Es hatte sich über Wochen abgezeichnet, ehe es Philipp Sander nach dem erreichten Aufstieg mit Holstein Kiel sogar selbst vor TV-Kameras bestätigte. Am Pfingstmontag wurde es offiziell: Der Kapitän verlässt den hohen Norden nach der Zweitliga-Vizemeisterschaft und wechselt im Sommer zu Borussia Mönchengladbach.

Dort hat der 26-jährige Mittelfeld-Antreiber einen Vertrag bis zum 30. Juni 2028 unterzeichnet. “Borussia ist in Deutschland und europaweit ein ganz besonderer Verein”, wird Sander vom VfL zitiert: “Als ich vom Interesse von Gladbach an mir gehört habe, war ich daher sofort Feuer und Flamme.”

Sander war im Sommer 2015 in die U 19 von Holstein Kiel gewechselt, nach einer Saison in der U 23 unterschrieb er seinen ersten Profi-Vertrag und debütierte im Dezember 2018 in der 2. Bundesliga bei einem Heimsieg gegen den Hamburger SV. Insgesamt bestritt der Holstein-Kapitän 187 Pflichtspiele für die KSV – 87 davon für die Profis.

Drittbester Zweitliga-Profi nach kicker-Noten

In der gerade abgelaufenen Saison war Sander eine der großen Stützen im Team von Trainer Marcel Rapp. Bei 25 Zweitliga-Einsätzen kam der Rechtsfuß auf drei Tore und sechs Vorlagen bei einem kicker-Notenschnitt von 2,82 – der drittbeste Schnitt der gesamten Liga nach Schalke-Keeper Marius Müller (2,78) und Düsseldorfs Shinta Appelkamp (2,80).

“Philipp Sander ist ein Paradebeispiel dafür, für welchen Weg Holstein Kiel seit vielen Jahren steht”, wird Kiels Geschäftsführer Sport Carsten Wehlmann zitiert: “Er hat sich aus unserem Nachwuchsleistungszentrum bis zum Kapitän der Profis entwickelt und verabschiedet sich nun mit diesem historischen Aufstieg in die Bundesliga.”

Sander geht wenig verwunderlich auch mit einem weinenden Auge. “Ich bin hier nicht nur als Spieler, sondern auch als Persönlichkeit außerhalb des Platzes gereift. Es macht mich extrem glücklich und stolz, dass ich mich als Kapitän mit so einem erfolgreichen und historischen Ende wie dem Aufstieg aus Kiel verabschieden darf”, so der gebürtige Rostocker.

Die Sommer-Neuzugänge der Bundesligisten im Überblick

Die Planungen der Bundesligisten für die Saison 2024/25 laufen. Diese Neuzugänge haben die 18 Klubs bereits offiziell präsentiert.

Ab Sommer neu in Leipzig: Maarten Vandevoordt.

Ab Sommer neu in Leipzig: Maarten Vandevoordt.

IMAGO/Isosport

FC Bayern München

Nestory Irankunda (Angriff, Adelaide United)

RB Leipzig

Maarten Vandevoordt (Tor, KRC Genk)

SC Freiburg

Patrick Osterhage (Mittelfeld, VfL Bochum), Eren Dinkci (Angriff, Werder Bremen, war an den 1. FC Heidenheim ausgeliehen)

Eintracht Frankfurt

Krisztian Lisztes (Angriff, Ferencvaros Budapest), Aurele Amenda (Abwehr, BSC Young Boys), Nathaniel Brown (Abwehr, 1. FC Nürnberg)

VfL Wolfsburg

Kamil Grabara (Tor, FC Kopenhagen), Bence Dardai (Mittelfeld, Hertha BSC)

Borussia Mönchengladbach

Philipp Sander (Mittelfeld, Holstein Kiel)

SV Werder Bremen

Marco Grüll (Angriff, SK Rapid Wien)

1. FC Heidenheim

Julian Niehues (Mittelfeld, 1. FC Kaiserslautern), Luca Kerber (Mittelfeld, 1. FC Saarbrücken), Sirlord Conteh (Angriff, SC Paderborn), Mathias Honsak (Angriff, SV Darmstadt 98), Maximilian Breunig (Angriff, SC Freiburg II)

SV Darmstadt 98

Fynn Lakenmacher (Angriff, TSV 1860 München)

Die weiteren Bundesligisten haben noch keinen Sommer-Transfer getätigt.

Atubolu und Freiburg bleibt krönender Abschluss verwehrt

Zwei parierte Elfmeter von Noah Atubolu reichten dem SC Freiburg nicht. Entsprechend groß war die Enttäuschung bei den Spielern und ihrem scheidenden Trainer Christian Streich nach der 1:2-Niederlage bei Union Berlin und der damit verpassten Europapokal-Qualifikation.

Bedient: Der SC Freiburg um Keeper Noah Atubolu (hinter Max Rosenfelder) verlor bei Union.

Bedient: Der SC Freiburg um Keeper Noah Atubolu (hinter Max Rosenfelder) verlor bei Union.

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Während die Berliner ausgelassen ihren Klassenerhalt in letzter Minute feierten, saß Noah Atubolu enttäuscht auf dem Rasen. Der ehemalige SC-Torwart Alexander Schwolow kam, um den aktuellen Freiburger Keeper zu trösten, gemeinsam mit Union-Maskottchen “Ritter Keule”. Eine schöne Geste für den 21-Jährigen, der zum Ende seiner ersten Bundesligasaison als Nummer eins zum Helden hätte werden können, wenn ein anderer ehemaliger Freiburger, Janik Haberer, in der Nachspielzeit nicht noch getroffen hätte.

Zwei Elfmeter hatte Atubolu pariert, in der torlosen ersten Halbzeit gegen Josip Juranovic, und in der zweiten Hälfte beim Stand von 1:1 in der Nachspielzeit gegen Kevin Volland. Beim Abpraller vom Pfosten schaltete Haberer schneller als alle Freiburger und versenkte den Nachschuss.

“Wenn einer nachgelaufen wäre …”, bedauerte SC-Trainer Christian Streich. Dann wäre es für ihn ein schönerer Abschied geworden mit Platz acht und der möglichen Europapokal-Qualifikation. “In ein paar Tagen wird es hoffentlich ein bisschen relativer”, sagte Streich, der am frühen Samstagabend “maximal enttäuscht” von sich war. Der Sport-Club beendete die Saison auf Platz zehn – auf dem er zuvor nur einmal gestanden hatte, am dritten Spieltag. Danach schwankten die Freiburger zwischen sechs und neun, immer in Reichweite der internationalen Ränge.

Heimspiele als Knackpunkt

Verspielt hat der Sport-Club eine bessere Platzierung aber nicht an der Alten Försterei, sondern vor allem in den beiden vorherigen Heimspielen. Streich fand es “unglaublich”, dass sein Team keines der letzten fünf Spiele gewinnen konnte, besonders bitter sei das bei den Heimspielen gegen Heidenheim (1:1), “wo wir 90 Minuten auf ein Tor gespielt haben”, und gegen Wolfsburg (1:2) gewesen, da hat der SC nach dem Platzverweis gegen Kiliann Sildillia das Spiel aus der Hand gegeben. “Wir hatten viele Verletzte, aber trotzdem hatten wir die Riesenmöglichkeit”, betonte der SC-Coach.

Die Ausfälle in der Defensive konnten kompensiert werden, sie war am Ende der Saison wieder deutlich stabiler, aber in der Offensive haperte es. Auch in Berlin hat der Sport-Club wieder einige Torchancen liegenlassen, in der Anfangsphase durch Maximilian Eggestein und Roland Sallai, in der zweiten Halbzeit unter anderem durch den eingewechselten Michael Gregoritsch. Nur Außenbahnspieler Ritsu Doan traf bei Union, wie schon zuvor gegen Heidenheim per Kopf, obwohl er dafür mit 1,72 Meter nicht der prädestinierte Schütze ist. Der Japaner war der treffsicherste Freiburger in den vergangenen Wochen.

“Es war keine gute erste Halbzeit, der Anfang war okay, dann war es 30 Minuten nicht gut, die zweite Halbzeit nach dem 1:0 wesentlich besser”, erklärte Streich nach der Niederlage bei Union, “aber wenn du solche Gegentore kriegst, musst du dich nicht wundern, wenn du am Ende verlierst.” Wie schon bei den beiden Fernschusstreffern der Wolfsburger Arnold und Lacroix in Freiburg war allerdings auch der Treffer von Union-Joker Benedict Hollerbach von der Strafraumgrenze in den Winkel einer, der ihm nicht so häufig gelingen dürfte. Das steigerte zusätzlich den Freiburger Frust nach ihrem verpatzten Saisonfinale.

“Vielleicht hat es ja auch etwas Gutes”: Streich denkt an Schuster

“Ich war nicht in der Lage, die Energien so zu bündeln, dass wir in den Europapokal kommen”, kritisierte sich der scheidende SC-Trainer. “Vielleicht hat es ja auch etwas Gutes, dass Julian und die Trainer beim SC jede Woche trainieren können”, versuchte er auch die positiven Seiten zu sehen, dass sein Nachfolger Julian Schuster kaum englische Wochen haben wird, weil die internationalen Spiele wegfallen. Grundsätzlich habe er “keinerlei Bedenken, was jetzt kommt”, sagte Streich, und fügte hinzu: “Die Entscheidung, jetzt beim SC Freiburg aufzuhören, ist genau die richtige. Darüber bin ich glücklich im Moment. Dass ich das erkannt habe, dass ich das entscheiden durfte, ist ein Geschenk – wer darf das schon.”

Daniela Frahm

Widmer und der emotionale Mainzer Schlusspunkt

Mit 31 Jahren gehört Kapitän Silvan Widmer zu den erfahrensten Spielern von Mainz 05. Doch wenn er die Saison Revue passieren lässt, muss auch er ein paar Tränen verdrücken.

Tonangebend: Silvan Widmer nach dem 3:1 vor der Fankurve.

Tonangebend: Silvan Widmer nach dem 3:1 vor der Fankurve.

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“Man hat uns den Druck angemerkt, die ersten 20 Minuten waren unglaublich hektisch, sehr nervös”, blickt Silvan Widmer auf den 3:1-Sieg des 1. FSV Mainz 05 beim VfL Wolfsburg zurück. Die 1:0-Führung der Hausherren trug einiges dazu bei. Das 1:1 von Brajan Gruda “hat uns dann ein bisschen geholfen, die Lockerheit zurückzukriegen”, so der 05-Kapitän. Sepp van den Berg und Jonathan Burkardt sorgten schließlich sogar noch für den ersten Mainzer Auswärtssieg seit dem 1. April 2023 (3:0 bei RB Leipzig) und Tabellenplatz 13.

Nach dem Abpfiff liefen Spieler und Staff vor die Fankurve, in der ein Großteil der etwa 6000 mitgereisten FSV-Fans standen und ihre Helden frenetisch feierten. Danach ließen es die Spieler in der Kabine krachen, wo mehrere Kisten Bier und eine Pizza-Großbestellung eintrafen. Nach dem Rückflug bereiteten ihnen gegen 23 Uhr am Bruchweg-Stadion weitere Fans einen warmen Empfang. Am Sonntag gab es an der Mewa-Arena eine große Nichtabstiegs-Party.

“Im Moment fühlt sich die Saison gerade so geil an”, betonte Widmer noch in Wolfsburg, “ich glaube, wenn wir alles in Ruhe analysieren, merken wir, dass wir auch Glück hatten, nach so einer Hinrunde und nach den ersten paar Monaten im neuen Jahr noch den direkten Klassenerhalt zu schaffen.” Mainz profitierte vom Schwächeln eines Trios, zu dem der 1. FC Köln, Union Berlin und der VfL Bochum zählen.

Während sich die 05-Mannschaft mit den Trainern Bo Svensson und Jan Siewert noch unter Wert verkaufte, kehrte mit dem neuen Chefcoach das Selbstvertrauen und der Erfolg zurück. Widmer: “Wir haben wieder mehr an uns geglaubt, das ist auch zurückzuführen auf die Art und Weise von Bo Henriksen, der uns das richtig eingehaucht hat.” Bevor der 31-jährige Widmer am 27. Mai zum Treffen der Schweizer Nationalmannschaft reist, mit der er am 23. Juni im letzten EM-Vorrundenspiel auch auf Deutschland treffen wird, sind ein paar Tage Kurzurlaub angesagt.

“Wenn du das gesamte Jahr im Abstiegskampf bist, macht dich das fix und fertig. Das geht in die Seele, in die Glieder und ins Herz”, erklärt Sportdirektor Martin Schmidt. Es werden wohl noch ein paar Tage vergehen, bis sich die 05er davon komplett erholt haben …

Michael Ebert