Mainz vertagt Mwene-Berufung – Hoffnung bei Onisiwo

Mit zwei unerwarteten Trainingsgästen startet Mainz 05 am Mittwoch die Vorbereitung auf Heidenheim. Stefan Bell und Niko Bungert stehen auf dem Platz, auch Jessic Ngankam ist nach Verletzung dabei.

Warten auf eine Schiene: Karim Onisiwo soll bald wieder ins Training einsteigen.

Warten auf eine Schiene: Karim Onisiwo soll bald wieder ins Training einsteigen.

picture alliance/dpa

Die 50 Trainingskiebitze am 1. Mai begrüßten Stefan Bell mit Applaus. Wegen einer Herzmuskelentzündung ist der 32-Jährige seit Januar ausgefallen und durfte sich lange Zeit nicht sportlich betätigen. Am Mittwoch machte er erstmals das Aufwärmprogramm des Mannschaftstrainings mit. Danach absolvierte er rund 45 Minuten lang leichtes Lauftraining.

Ob Bell in dieser Saison noch einmal zum Einsatz kommt, ist fraglich. Trainer Bo Henriksen freut sich über die Rückkehr des Mainzer Urgesteins: “Er ist ein fantastischer Typ, er ist gut für die Kabine, und vor allem ist es gut für ihn nach so einer langen Pause.” Bells Vertrag läuft zum Saisonende aus, ob er eine Verlängerung befürwortet, dazu will sich der Trainer aktuell nicht äußern: “Wir müssen noch drei Spiele absolvieren, im Moment geht es nur darum, den Klassenerhalt zu erreichen.”

Onisiwo soll nächste Woche mit einer Schiene einsteigen

Beim Gastspiel in Heidenheim (Sonntag, 19.30 Uhr, LIVE! bei kicker) muss Henriksen ohne die gesperrten Nadiem Amiri, Brajan Gruda und Phillipp Mwene sowie ohne Karim Onisiwo auskommen, der am Montag wegen des Bruchs von drei Fingern operiert wurde. Für das bevorstehende Spiel muss Henriksen Onisiwo abschreiben, danach hofft er auf eine Rückkehr: “Er spielt Fußball nicht mit der Hand. Nächste Woche wird er eine Schiene bekommen und dann hoffentlich ins Training zurückkehren. Wir warten noch darauf, dass die Schwellung zurückgeht.”

Frist für Mwene-Einspruch endet erst am Donnerstag

Für das letzte Heimspiel der Saison gegen Borussia Dortmund hat Mainz auch die Hoffnung auf Mwene noch nicht aufgegeben. Am Donnerstagmorgen wollen die 05er entscheiden, ob sie Berufung gegen die harte Zwei-Spiele-Sperre des DFB-Sportgerichts einlegen. Wegen des Feiertags läuft die Frist erst am Donnerstag ab. Aufgrund der Angaben des Schiedsrichters im Spielberichtsbogen hat das Gericht auf “rohes Spiel” entschieden, wofür die Mindestsperre zwei Spiele beträgt. Die TV-Bilder lassen jedoch auch eine weniger drastische Einstufung der Szene zu, möglicherweise als unsportliches Verhalten.

Trainingscomeback bringt Bungert ins Schwitzen

Im Trainingsspiel am Mittwoch wirbelte auch Co-Trainer Niko Bungert über den Platz. Als Mitglied des “Team blau” holte sich der 37-Jährige in praller Sonne ziemlich schnell einen roten Kopf. Knapp fünf Jahre nach dem Karriereende war bald zu erkennen, dass der Fitnesszustand zwischen Bungert und den aktuellen Profis doch ziemlich unterschiedlich ist. Bungert hielt trotzdem wacker bis zum Abpfiff durch.

Michael Ebert

Mwene für zwei Spiele gesperrt – Mainz erwägt Einspruch

Mainz muss wohl in den kommenden beiden Partien auf Verteidiger Phillipp Mwene verzichten. Der Österreicher, der tief in der Nachspielzeit gegen Köln Rot sah, wurde vom DFB-Sportgericht gesperrt. Die 05er erwägen allerdings Einspruch.

Außer sich: Phillipp Mwene bekam von Benjamin Brand die Rote Karte gezeigt.

Außer sich: Phillipp Mwene bekam von Benjamin Brand die Rote Karte gezeigt.

IMAGO/Beautiful Sports

Es war eine bittere Schlussphase, die der FSV Mainz 05 am Sonntagabend erlebte. Nicht nur kassierten die 05er den späten Ausgleichstreffer in der fünften Minute der Nachspielzeit infolge des zweiten Foulelfmeters für den 1. FC Köln und verpassten durch das 1:1 den Sprung auf Rang 14, sondern mussten fünf Minuten später auch noch einen Platzverweis gegen Phillipp Mwene hinnehmen – eine überzogene Entscheidung.

Der Außenverteidiger war gegen Kölns Mark Uth links an der Seitenlinie zu spät gekommen und hatte den Offensivmann gefoult. Unmittelbare Torgefahr war zwar nicht in Verzug und das Foul auch nicht sonderlich hart, trotzdem zeigte Schiedsrichter Benjamin Brand (kicker-Note 4) dem Österreicher die Rote Karte. Der DFB hat ihn nun wegen rohen Spiels für zwei Spiele gesperrt. Eine harte Entscheidung, gegen die der Bundesligist vorzugehen erwägt.

Auch Amiri und Gruda fehlen

Zunächst aber steht die Sperre, aufgrund der Mwene den Mainzern (aktuell auf Relegationsrang 16) somit im Abstiegskampf sowohl beim Gastspiel in Heidenheim am kommenden Wochenende, für das auch Nadiem Amiri und Brajan Gruda aufgrund einer Gelbsperre ausfallen, als auch eine Woche später zuhause gegen Borussia Dortmund fehlen wird. Ein herber Verlust für die Mainzer, bei deren Spielen Mwene stets in der Anfangsformation stand, seit Bo Henriksen an der Seitenlinie steht. Dem Dänen bricht auch mit dem verletzten Karim Onisiwo eine Stütze weg.

Drei Finger gebrochen: Onisiwo fehlt Mainz vorerst im Abstiegskampf

Der 1. FSV Mainz 05 muss im Abstiegskampf vorerst auf Karim Onisiwo verzichten. Im Heimspiel gegen Köln verletzte sich der Österreicher folgenschwer an der Hand – und wurde bereits operiert.

Er fehlt dem FSV vorerst: Karim Onisiwo.

Er fehlt dem FSV vorerst: Karim Onisiwo.

imago images

Es lief die 53. Minute im Abstiegskrimi zwischen Mainz 05 und dem 1. FC Köln (1:1), als das Unheil seinen Lauf nahm. Nach einem Zweikampf mit Kölns Innenverteidiger Julian Chabot schrie Karim Onisiwo nach der Landung auf dem Rasen laut auf und hatte offensichtlich große Schmerzen. Zwei Betreuer eilten aufs Feld und kühlten die linke Hand.

Nach minutenlanger Behandlung stand allerdings fest, dass der 24-malige österreichische Nationalspieler (ein Tor) nicht würde weitermachen können. Für ihn übernahm auf der linken Seite Kapitän Silvan Widmer. Die Mainzer, die zu diesem Zeitpunkt noch mit 1:0 führten, brachten die Führung letztlich nicht über die Zeit und verpassten damit den erneuten Sprung über den Strich.

Blieb noch die Frage nach Onisiwo, der in dieser Saison bislang 24-mal in der Bundesliga zum Zug kam und immerhin an sechs Treffern (ein Tor, fünf Vorlagen) direkt beteiligt war (kicker-Notenschnitt 4,06).

Reicht es noch für Heidenheim?

Am Dienstagmorgen kam Mainz mit einer ersten Diagnose daher: “Karim Onisiwo hat sich beim Heimspiel der 05er gegen den 1. FC Köln drei Finger an der linken Hand gebrochen. Der Angreifer wurde am Montag operiert, der Eingriff ist gut verlaufen. Onisiwo wird zunächst mit dem Training pausieren; der Zeitpunkt einer Rückkehr in den Trainingsbetrieb hängt vom Heilungsverlauf ab.”

Die Zeit bis zum nächsten “Endspiel” um den Klassenerhalt wird damit knapper, am Sonntagabend (19.30 Uhr, LIVE! bei kicker) geht es zu Aufsteiger Heidenheim, der die neuntbeste Heimmannschaft der Liga stellt. Mainz dagegen ist auf fremden Plätzen in dieser Saison noch komplett ohne Sieg (0/8/7, 12:31 Tore).

Sollte es nicht für Heidenheim reichen, wird der Mainzer Cheftrainer Bo Henriksen zumindest auf die Rückkehr Onisiwos für die letzten beiden Bundesligaspiele gegen Borussia Dortmund (11. Mai) und beim VfL Wolfsburg (18. Mai) hoffen.

Trotz der Mainzer Mängel – Burkardt baut auf die Positivserie

Mainz 05 stellt gegen Köln in der zweiten Halbzeit das Fußballspielen weitgehend ein und kassierte prompt den Ausgleich zum 1:1-Endstand. Trotz des verpassten Matchballs, um den Direktabstieg auszuschließen, schaltet Jonathan Burkardt schnell wieder in den Positivmodus.

Der Mainzer Jonathan Burkardt bemängelt fehlenden Mut.

Der Mainzer Jonathan Burkardt bemängelt fehlenden Mut.

IMAGO/Beautiful Sports

Die Rheinhessen können froh sein, den Fünf-Punkte-Vorsprung auf den Tabellen-17. Köln gewahrt zu haben. In der Schlussphase waren die Gäste einem Sieg näher als der FSV, auch wenn der Ausgleich erst in der Nachspielzeit und per Elfmeter fiel. “Wir wollten mit dem Kopf durch die Wand und unbedingt das zweite Tor machen. Das war das falsche Rezept in der zweiten Halbzeit, das hat den Gegner stark gemacht”, analysiert Sportdirektor Martin Schmidt.

“Uns hat der Mut gefehlt”

Auch bei Jonathan Burkardt, der 90 Minuten rackerte, ackerte und wichtige Bälle ablief, ist der Frust zunächst groß, da Mainz wieder auf den Relegationsplatz zurückfiel. “Wir gehen mit negativen Gefühlen raus, weil wir lange geführt und spät den Ausgleich bekommen haben. Da ist man erst einmal niedergeschlagen, vor allem die zweite Halbzeit war nicht gut, wir haben uns hinten reindrängen lassen. Ich kann es mir nicht ganz erklären, uns hat der Mut gefehlt”, resümiert der Stürmer.

Nachdem die Gastgeber in den vergangenen Wochen als Jäger erfolgreich waren, waren sie plötzlich die Gejagten und hatten etwas zu verlieren. Die Rollen waren plötzlich vertauscht. “Die Kölner haben um ihr Leben gekämpft, das hat man gemerkt, und uns fehlten die Mittel”, so Burkardt. In der aktuellen Form dürfe es nicht passieren, dass die Gäste die Oberhand gewinnen.

“Wir müssen ab morgen wieder alles dafür tun, um in Heidenheim zu gewinnen”, schaltet Burkardt schnell wieder in den Positivmodus, der von Trainer Bo Henriksen vorgelebt wird. “Ich glaube, wir sollten schon sehen, dass wir jetzt sechs Spiele ungeschlagen sind, dass wir die fünf Punkte Vorsprung auf Köln gehalten haben”, betont der Angreifer.

Michael Ebert

Amiri übt schonungslos Kritik – Verdacht auf Bruch bei Onisiwo

Obwohl Mainz 05 seit nunmehr sechs Bundesliga-Spielen ungeschlagen ist, hagelte es nach dem 1:1 gegen Köln Selbstkritik. Für die kommende Partie fallen mehrere Spieler aus.

Nicht zufrieden mit der Leistung gegen Köln: Nadiem Amiri.

Nicht zufrieden mit der Leistung gegen Köln: Nadiem Amiri.

IMAGO/Beautiful Sports

Nadiem Amiri legte den Finger kurz nach Abpfiff tief in die Wunde. “Das war heute ein glücklicher Punkt für uns”, begann der Mittelfeldspieler bei DAZN seine Analyse, um dann einen Satz auszusprechen, der ihm selbst und seinen Mitspielern eigentlich weh tun müsste: “Köln wollte es mehr.” Und das in einem Abstiegsendspiel, wie es das Mainzer Heimspiel gegen den Vorletzten aus der Domstadt war? “Die haben alles reingeworfen und wir haben keinen Zugriff bekommen”, kritisierte Amiri weiter. “Wir hatten vielleicht zehn Minuten von 90, in denen wir besser waren. Das einzig Positive ist, dass wir noch fünf Punkte Vorsprung auf den Abstiegsplatz haben.”

Dabei können sich die sechs ungeschlagenen Spiele in Serie für einen Abstiegskandidaten nach wie vor sehen lassen.

“In den letzten Wochen haben wir sehr gute Spiele gemacht und genug Punkte gesammelt”, führte Amiri aus, konnte sich dann aber einen Quervergleich mit seinem Ex-Klub nicht verkneifen. “Wir sind aber keine Topmannschaft wie Leverkusen, die jede Woche performt”, sagte der Mittelfeldspieler, der in der Hinrunde noch für den neuen Deutschen Meister aufgelaufen war. “Wir wissen, wie schwer es wird, aber am Ende zählt, dass wir in der Liga bleiben. Der Rest ist scheißegal.”

Barreiro: “Nur eine Frage der Zeit, bis wir ein Tor kassieren”

Ähnlich kritisch sah auch Amiris Mittelfeldpartner Leandro Barreiro die Mainzer Leistung. “Wir müssen ehrlich mit uns selbst sein: Nach der zweiten Hälfte hatten wir es auch nicht verdient, das Spiel zu gewinnen”, sagte der Luxemburger, der Mainz im ersten Durchgang noch verdient mit 1:0 in Führung gebracht hatte. “Gefühlt dachten wir, wir führen ja 1:0 und es wird schon gehen”, bemängelte Barreiro. “Die Kölner hatten immer mehr Aktionen und wir haben es nicht geschafft, mehr Druck auszuüben und Chancen zu kreieren. Wir haben zu viele erste und zweite Bälle verloren und dann war es nur noch eine Frage der Zeit, bis wir ein Tor kassieren.”

Das Tor fiel – wenn auch erst in der fünften Minute der Nachspielzeit. Trotzdem sah keiner im Mainzer Lager zwei verlorene Punkte – zu groß war der Ärger über den Auftritt im zweiten Durchgang. “Wir haben in der zweiten Hälfte sehr schlecht angefangen”, gab Trainer Bo Henriksen mit Blick auf den frühen Elfmeter für Köln, den Luca Waldschmidt verschossen hatte, zu Protokoll. “Dann bekommen wir ein bisschen Angst und haben sehr schlecht gespielt. Aber das ist Fußball, das ist menschlich. Wir alle haben diese Emotionen.”

Der am letzten Wochenende neu gewonnene Nichtabstiegsplatz ist damit dahin, durch den Bochumer 3:2-Sieg bei Hoffenheim hat Mainz nun wieder zwei Punkte Rückstand auf Platz 15. “Wir haben noch drei Finals, wir haben noch nichts verloren”, blickte Henriksen voraus. Beim ersten dieser drei Finals in Heidenheim am kommenden Sonntag (19.30 Uhr, LIVE! bei kicker) wird der dänische Coach aber auf einige wichtige Spieler verzichten müssen: Sowohl Schlüsselspieler Amiri als auch der gegen Köln sehr agile Brajan Gruda sahen die 5. Gelbe Karte und werden auf der Ostalb ebenso gesperrt fehlen wie Außenverteidiger Philipp Mwene, der in der Nachspielzeit die Rote Karte sah.

Hinzukommen könnte ein Ausfall von Karim Onisiwo. Der Angreifer war zu Beginn des zweiten Durchgangs nach einem Foul von Kölns Julian Chabot unglücklich auf die linke Hand gefallen und hatte sofort vor Schmerzen aufgeschrien. Nach Angaben des Vereins wurde Onisiwo nach seiner im Anschluss erfolgten Auswechslung direkt zum Röntgen gebracht. Es besteht der Verdacht auf einen Bruch.

Henriksen: “Für mich gibt es nur eine Religion, die heißt gewinnen”

Dieser Abstiegskampf macht Spaß, das ist von vielen Spielern von Mainz 05 zu hören und auf dem Platz zu sehen. Mit seiner positiven Art hat Bo Henriksen den angeschlagenen Klub wachgeküsst und auf einen Nicht-Abstiegsplatz geführt. Dabei setzt er auf ein interessantes Detail.

Sorgte für Spaß im Mainzer Abstiegskampf: Trainer Bo Henriksen.

Sorgte für Spaß im Mainzer Abstiegskampf: Trainer Bo Henriksen.

IMAGO/Steinsiek.ch

Als Bo Henriksen Mitte Februar das Traineramt in Mainz übernahm, führte er viele Gespräche und entschied sich für eine ungewöhnliche Maßnahme. Statt im Mannschaftshotel dürfen die Profis zuhause übernachten. “Die Spieler haben gesagt, was ihnen guttut. Wenn es ihnen hilft, nichts ins Mannschaftshotel zu gehen, dann machen wir das. Ich will jeden Tag Hingabe sehen, wenn sie die zeigen, dann können wir es so umsetzen, wie sie wollen”, erläutert Henriksen und schiebt ein Bonmot hinterher: “Es gibt verschiedene Religionen im Fußball, für mich gibt es nur eine, die heißt gewinnen.”

Eine Spielvorbereitung ohne Mannschaftshotel ist auch für Henriksen ungewöhnlich, an seinen vorherigen Stationen ist er anders verfahren. “Es ist den Spielern freigestellt, ein paar wenige gehen weiter ins Hotel”, sagt Henriksen. Zum Beispiel Nadiem Amiri. “Manche fühlen sich wohler zuhause. Ich gehe trotzdem lieber ins Hotel. Seit ich Vater bin, kann ich da besser durchschlafen. Außerdem will ich am Spieltag nicht mehr die Stunde von Ludwigshafen aus im Auto sitzen. So kann ich mich abends schon aufs Spiel fokussieren. Ich gehe auf mein Zimmer, esse auch dort und gehe gedanklich den kommenden Gegner durch. In dieser Zeit ganz für mich zu sein, ist für mich der beste Ablauf”, erläutert Amiri im kicker-Interview (Printausgabe oder hier im eMagazine).

Hanche-Olsen fällt für Kellerduell aus – Barreiro fraglich

Entsprechend wird auch die Vorbereitung auf das Kellerduell gegen den 1. FC Köln (Sonntag, 17.30 Uhr, LIVE! bei kicker) verlaufen. Auf welches Personal Henriksen zurückgreifen kann, ist noch nicht ganz sicher. Bei Andreas Hanche-Olsen, der am Mittwoch das Training abbrechen musste, ist eine Außenbandverletzung im rechten Sprunggelenk festgestellt worden. Dort war der Norweger in der Hinrunde operiert worden. Erst im Februar feierte er sein Comeback.

Fraglich ist auch der Einsatz von Leandro Barreiro, der beim 1:1 in Freiburg eine Hüftprellung erlitt. Er machte am Donnerstag aber immerhin schon wieder Teile des Mannschaftstrainings mit. Auf jeden Fall ersetzen muss Henriksen Jae-Sung Lee und Tom Krauß, die gegen Köln gelbgesperrt sind.

Michael Ebert

“Alle lieben Bo – er ist positiv verrückt”

Ins anstehende Kellerduell gegen Köln geht Mainz nach der jüngsten Erfolgsserie mit breiter Brust – aber ebenso mit der nötigen Ernsthaftigkeit. Auch Nadiem Amiri vereint auf sich im Gespräch mit dem kicker genau diese Kombination.

Arm in Arm zum Klassenerhalt? FSV-Trainer Bo Henriksen und Nadiem Amiri (re.).

Arm in Arm zum Klassenerhalt? FSV-Trainer Bo Henriksen und Nadiem Amiri (re.).

IMAGO/Kessler-Sportfotografie

Seine Last-Minute-Verpflichtung kurz vor Schließung des Winter-Transferfensters wurde in Mainz direkt als Coup gefeiert. Wie sich inzwischen herausgestellt hat: Völlig zu Recht. Mittelfeldstratege Nadiem Amiri (27), für rund eine Million Euro von Bayer Leverkusen losgeeist, avancierte für die 05er auf Anhieb zu einem zentralen Leistungs- und Hoffnungsträger im Rennen um den Bundesliga-Verbleib.

Beim neuen Deutschen Meister in der Hinrunde nur noch Edelreservist mit insgesamt ganzen 88 Einsatzminuten in der Liga, ist der gebürtige Ludwigshafener in Mainz der Dreh- und Angelpunkt als Taktgeber und Standardschütze.

Unserem Trainer ist wichtig, dass ich Tempo und Rhythmus bestimme.

Nadiem Amiri

Das gilt erst Recht, seit Trainer Bo Henriksen den etatmäßigen Offensivspieler in eine etwas zurückgezogene Rolle auf der Doppel-Sechs versetzt hat, wie Amiri im aktuellen Interview mit dem kicker (Donnerstagausgabe) verrät: “Vor seinem ersten Spiel, dem 1:0 gegen Augsburg, kam Bo zu mir und sagte: Nadiem, du spielst auf der Sechs. Unser Trainer sieht mich als sehr ballsicheren Spieler. Ihm ist wichtig, dass ich häufig den Ball habe, Tempo und Rhythmus bestimmen kann.”

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Er habe “ein, zwei Spiele gebraucht, um ein besseres taktisches Gefühl für die Position zu entwickeln”, erklärt Amiri weiter, “mittlerweile fühle ich mir dort sehr wohl. Die Kombination mit Leandro Barreiro passt sehr gut, es ist tatsächlich meine neue Lieblingsposition geworden.”

Dieser Abstiegskampf macht Spaß. Aber jedem muss bewusst sein, wie schwer das Spiel wird.

Nadiem Amiri

Ins Schwärmen über seinen Trainer gerät Amiri derweil nicht nur wegen seiner persönlichen Rolle. Ganz generell habe er einen Fußballlehrer wie Henriksen “so noch nicht erlebt”. Was den Dänen außergewöhnlich mache, beschreibt der Profi so: “Er ist ein durch und durch positiver Mensch, komplett energiegeladen, fachlich sehr gut. Wie er die Spieler, den ganzen Verein anpackt, ist Eins a. Alle lieben Bo. Er ist positiv verrückt, genau so einen Trainer hat ganz Mainz gebraucht.”

Henriksen verkörpere “genau die richtige Balance zwischen Ernsthaftigkeit und Lockerheit”, die auch die Mannschaft im Kellerduell mit Köln am Sonntag wieder auf den Rasen bringen will: “Ich habe schon nach dem Hoffenheim-Spiel gesagt: Dieser Abstiegskampf macht Spaß. Aber jedem muss auch bewusst sein, was für ein schweres Spiel es wird.”

Interesse von Eintracht Frankfurt, Titelprämie in Leverkusen

Was Amiri über den Wohlfühlfaktor in Mainz sagt, über das bekannte Interesse von Eintracht Frankfurt, seine Titelprämie in Leverkusen, warum er Bayer-Trainer Xabi Alonso dankbar ist und warum er vor Heimspielen lieber im Teamhotel als in den eigenen vier Wänden übernachtet, lesen Sie in der kicker-Donnerstagausgabe oder hier im eMagazine.

Michael Ebert, Thiemo Müller

Hanche-Olsen sorgt für eine Schrecksekunde in Mainz

Quasi mit der letzten Aktion des Vormittagstrainings sackte Andreas Hanche-Olsen auf den Rasen. Der Mainzer Innenverteidiger ist mit dem rechten Sprunggelenk, an dem er in der Hinrunde operiert wurde, umgeknickt.

Knickte im Training um: Andreas Hanche-Olsen.

Knickte im Training um: Andreas Hanche-Olsen.

IMAGO/Rene Schulz

Chefcoach Bo Henriksen und zwei der drei Co-Trainer wollten aus nächster Nähe sehen, was passiert war, als Andreas Hanche-Olsen minutenlang von den Physiotherapeuten behandelt wurde auf dem Nebenplatz des Wolfgang-Frank-Campus. Nachdem das rechte Sprunggelenk bandagiert und mit einem Eisbeutel gekühlt war, der Spieler es beim Gang vom Trainingsplatz schon wieder einigermaßen belastete, hellten sich die Mienen der Trainer etwas auf.

“Er hat sich den Knöchel verdreht, wir müssen abwarten, was die Untersuchungen ergeben, vielleicht werden wir ein MRT machen”, erklärt Henriksen. Von der langen Leidenszeit seines Leistungsträgers weiß der neue Cheftrainer nur vom Hörensagen. Der Norweger hatte sich bereits in der Sommervorbereitung am rechten Sprunggelenk verletzt, bestritt dann sogar noch zwei Kurzeinsätze, bevor er sieben Wochen später auf Anraten des medizinischen Staffs seiner Nationalmannschaft doch unters Messer kam. Es sei so ziemlich alles kaputt gewesen, was kaputt gehen konnte. Hanche-Olsen fiel bis Februar aus. Beim 1:1 in Freiburg absolvierte er am vergangenen Wochenende erst seinen zwei Saisoneinsatz über 90 Minuten.

Mainz 05: Die nächsten Gegner

Ob der Mainzer mit der Rückennummer 25 am Sonntag gegen den 1. FC Köln (17.30 Uhr, LIVE! bei kicker) auflaufen kann, ist ungewiss. Gegebenenfalls können Josuha Guilavogui oder Edimilson Fernandes einspringen, denen Henriksen engagierte Trainingsleistungen bescheinigt. Die Übungseinheit am Mittwoch fand noch ohne Leandro Barreiro statt, der nach seiner Hüftprellung aus dem letzten Spiel lediglich eine Laufeinheit absolvierte und in den nächsten Tagen ins Mannschaftstraining einsteigen soll.

Schafft Mainz den direkten Klassenerhalt? Jetzt den Saisonendspurt mit dem Tabellenrechner durchspielen.

Lizenz für beide Ligen ohne Bedingungen und Auflagen

Während die FSV-Mannschaft mit einem Sieg gegen Köln seinen Vorsprung gegenüber Platz 17 auf acht Punkte vergrößern kann und in den restlichen drei Saisonspielen nur noch theoretisch direkt absteigen könnte, hat der Klub seine Hausaufgaben im Hinblick auf die nächste Saison bereits “abgezeichnet” bekommen. Mainz 05 erhält die Lizenz für die Bundesliga und 2. Liga “ohne Auflagen und Bedingungen”, wie Sportvorstand Christian Heidel auf Nachfrage erklärt.

Michael Ebert

“Staubsauger” Barreiro soll auch die Kölner schlucken

Gegen Köln könnte Mainz dem direkten Abstieg praktisch schon entkommen. Mit einem Leistungsträger, dessen Stellenwert zuletzt durch seinen Ausfall besonders deutlich wurde.

Der Mainzer Leandro Barreiro ist

Der Mainzer Leandro Barreiro ist “schwer zu ersetzen”.

IMAGO/Steinsiek.ch

Dass der Wert mancher Spieler erst dann richtig erkennbar wird, wenn sie gerade nicht auf dem Platz stehen, ist im Fußball ein bekanntes Phänomen. Beim Mainzer 1:1 in Freiburg am Sonntagabend zeigte es sich einmal mehr – in Person von Leandro Barreiro. In den ersten 45 Minuten, die von den Rheinhessen dominiert wurden, nahmen die meisten Beobachter den Luxemburger zwar als stabilen Teil der Doppelsechs, aber nicht unbedingt als prägend wahr. Doch dass die 05er im zweiten Abschnitt ohne Barreiro zeitweise ins Schwimmen gerieten, “hatte viel mit Leos Fehlen zu tun”, analysiert Sportdirektor Martin Schmidt. “Ohne ihn hat es ein bisschen gedauert, bis wir das Zentrum wieder in den Griff bekamen”.

“Leo können wir in seiner jetzigen Form schwer ersetzen”

Bei einem Zusammenprall mit Freiburgs Brocken Michael Gregoritsch (1,93 Meter, 92 Kilo) erlitt Hänfling Barreiro (1,74 Meter, 68 Kilo) eine schmerzhafte Hüftprellung und musste in der Pause das Handtuch werfen. Vertreter Tom Krauß konnte die Lücke nicht auf Anhieb vollständig füllen. “Leo können wir in seiner jetzigen Form schwer ersetzen”, bestätigt Schmidt. “Er ist im Zentrum unser Staubsauger, der alle Bälle schluckt, Zweikämpfe gewinnt, alles zuläuft.” Umso erfreulicher für Mainz, dass Barreiro nach aktuellem Stand gegen Köln nicht auszufallen droht, während Krauß ebenso wie Jae-Sung Lee gelb-gesperrt fehlt. “Leo ist eine zähe Natur, er kommt direkt zurück”, prophezeite Schmidt schon unmittelbar nach Abpfiff. Tatsächlich wird der 24-Jährige im Laufe der Woche wieder voll belastbar im Teamtraining erwartet.

“Der Druck ist da – aber auch brutal viel Selbstvertrauen”

Während es Barreiro gewiss entgegenkommt, dass das Kellerduell erst am Sonntag steigt, würde mancher Kollege lieber heute als morgen direkt wieder in der MEWA-Arena antreten. “Ich hoffe, die Woche geht richtig schnell vorbei”, sagt etwa Philipp Mwene, “ich freue mich total aufs Wochenende. Die letzten beiden Heimspiele (4:0 gegen Darmstadt, 4:1 gegen Hoffenheim, d.Red.) haben brutal viel Spaß gemacht. Erstens wegen der Fans, zweitens haben wir richtig gut gekickt.” Trotzdem werde man nicht in Euphorie verfallen, versichert der Österreicher: “Wir wissen, dass wir noch nichts geschafft haben. Trotzdem fühlen wir uns mental gut. Der Druck ist da. Aber auch brutal viel Selbstvertrauen, so wie uns der Coach Woche für Woche einstellt.” Mit einem weiteren Heimsieg wäre zumindest der direkte Abstieg praktisch schon abgewendet. Die erkennbaren Voraussetzungen für diesen “großen Schritt” (Schmidt) scheinen ideal.

Thiemo Müller