Zalewski sorgt für gelungene Generalprobe, doch Polen sorgt sich um Lewandowski

Auch im zweiten EM-Test durften die Polen einen Sieg bejubeln, doch auch diesmal überschatten Verletzungssorgen den Erfolg, den Zalewski mit einem späten Siegtor gegen engagierte Türken besiegelte.

Nur eine Vorsichtsmaßnahme? Robert Lewandowski ließ sich früh auswechseln.

Nur eine Vorsichtsmaßnahme? Robert Lewandowski ließ sich früh auswechseln.

IMAGO/Newspix

Polens Trainer Michal Probierz hatte nach dem souveränen 3:1 gegen die Ukraine nur bedingt Grund zur Freude. Neben Milik, der aufgrund einer schweren Knieverletzung bei der EM fehlen wird, meldeten die Polen sieben weitere verletzte Spieler – und haben nach der gelungenen EM-Generalprobe gegen die Türkei mit weiteren Sorgen zu kämpfen.

Denn das 2:1 gegen die von Vincenzo Montella trainierte Mannschaft (zuletzt 0:0 gegen Italien) mussten sich die Polen womöglich erneut teuer erkaufen.

Swiderski verletzt sich beim Torjubel, dann muss auch Lewandowski raus

Nach einem feinen öffnenden Ball Bednareks legte Lewandowski ab für Swiderski, der aus kurzer Distanz Torhüter Günok überwand (12.). Und beide standen auch im Anschluss im Mittelpunkt: Beim Jubel kam der Torschütze unglücklich auf dem rechten Fuß auf und musste wenig später ausgewechselt werden, nach gut einer halben Stunde saß dann auch Lewandowski angeschlagen am Boden – und musste sein 150. Länderspiel ebenfalls vorzeitig beenden, wenngleich er den Platz selbständig verlassen konnte.

Von nun an waren die Türken, bei denen der 18 Jahre alte Kilicsoy sein Startelf-Debüt feierte, das klar bessere Team, erwiesen sich aber nicht im Ansatz so effizient wie Polen, die abgesehen vom Führungstor kaum gefährlich wurden.

Türkei belohnt sich

Nach der Pause, als neben Yilmaz von Galatsaray auch Real Madrids Arda Güler kam und sich fortan als belebendes Element entpuppte, lag permanent der Ausgleich in der Luft, doch stets fanden die Türken im stark aufgelegten Szczesny ihren Meister.

Gegen von nun an extrem passive Polen sollte das verdiente Tor aber doch noch fallen: Der 19 Jahre alte Yildiz fand Yilmaz, dessen abgefälschter Schuss seinen Weg an Szczesny vorbei ins Gehäuse fand (77.).

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Aktürkoglu im Alu-Pech – Zalewski setzt den Lucky Punch

Dass der umtriebige, aber im Abschluss unglückliche Aktürkoglu mit seinem Schuss auf das verwaiste Tor nur drei Minuten später an der Latte scheiterte, sollte sich aber rächen: Nach feinem Solo gegen vier Türken tauchte Zalewski im Strafraum auf und versenkte den Ball zum Ende einer blassen zweiten Spielhälfte an Günok vorbei ins Netz (90.).

Mit zwei Siegen, aber großen Verletzungssorgen in der Offensive, trifft Polen zum Auftakt in die Europameisterschaft nun am Sonntag auf die Niederlande (15 Uhr). Die Türkei startet am darauffolgenden Dienstag (18 Uhr) gegen Georgien.

622 Spieler, 219 Vereine, 24 Nationen: Eine EM-Kaderanalyse in Grafiken

Die finalen Kader der 24 Nationen für die EM 2024 in Deutschland stehen. 622 Spieler aus 219 Vereinen haben ihr Ticket für die Europameisterschaft erhalten – inklusive Dauerbrennern, potenziellen Rekordspielern und einer dominanten Liga. Eine Analyse in Grafiken.

Lamine Yamal (li.) ist der jüngste Spieler bei der EM, Thomas Müller (M.) könnte zum DFB-Rekordspieler aufsteigen und Jude Bellingham ist nur einer von zwei Legionären bei England.

Lamine Yamal (li.) ist der jüngste Spieler bei der EM, Thomas Müller (M.) könnte zum DFB-Rekordspieler aufsteigen und Jude Bellingham ist nur einer von zwei Legionären bei England.

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Deutschlands Erfahrung und Spaniens Küken

Beim Eröffnungsspiel am 14. Juni kommt es zum Aufeinandertreffen der beiden ältesten Mannschaften des Turniers. Das DFB-Team liegt mit 28,59 Jahren am Tag des EM-Auftakts auf Rang 2. Überboten wird der deutsche Kader nur vom schottischen. Das Aufgebot von Trainer Steve Clarke zählt im Schnitt stolze 28,79 Jahre. Kurios dabei: Kein schottischer Spieler ist älter als 32, es stehen aber auch nur zwei Spieler unter 25 Jahren im Kader.

Die ältesten nominierten Feldspieler sind Portugals Pepe (zum Turnierauftakt 41 Jahre, 109 Tage) und Cristiano Ronaldo (39 Jahre, 130 Tage). Das Gegenstück zu den beiden Portugiesen bietet Nachbar Spanien auf. Stellt der dreimalige Europameister doch den einzigen U-18-Spieler in allen 24 EM-Kadern: Lamine Yamal wird einen Tag vor dem Finale sogar erst 17 Jahre alt.

Neuer EM-Rekordspieler für Deutschland?

Cristiano Ronaldo steht vor seiner bereits sechsten EM-Endrunde. Kein Wunder also, dass er mit Abstand die meisten EM-Spiele aller Akteure bestritt. Und das übrigens nicht nur unter den Aktiven, sondern auch historisch. Auf Rang 2 folgt sein Teamkollege Pepe, der wie Joao Moutinho 19 Spiele bestritt.

Auch bei den Torschützen liegt CR7 mit 14 Treffern mit deutlichem Abstand auf Platz 1, das ist in der EM-Historie unerreicht. Aktuell kommen ihm Antoine Griezmann (Frankreich, sieben Tore) sowie Romelu Lukaku (Belgien) und Alvaro Morata (Spanien) mit jeweils sechs Toren am “nähesten”.

Bastian Schweinsteiger, der 18-mal bei einer EM-Endrunde auflief, droht seinen Status als deutscher Rekordspieler zu verlieren. Thomas Müller und Manuel Neuer könnten ihn schon zum Ende der Vorrunde ein-, in einem möglichen Achtelfinale dann überholen.

Legionäre in den Nationalteams: Von 2 bis 26

In der UEFA-Fünfjahreswertung steht Dänemark auf Rang 16, Albanien auf Rang 47. Trotz dieses deutlichen Abstands gibt es eine Gemeinsamkeit: Das Nationalteam des jeweiligen Landes hat keinen Spieler der heimischen Liga im Kader. Dänemarks Akteure verteilen sich auf sieben Länder, alle übrigens unter den Top 8 der Fünfjahreswertung – die meisten Akteure spielen in England (11). Bei Albanien verteilen sich die Spieler sogar auf 13 unterschiedliche Nationen, die meisten davon stehen bei italienischen Klubs unter Vertrag (10).

Wenn Albanien am 1. Spieltag auf Italien trifft und Dänemark am 2. Spieltag auf England, dann kommt es auch zu einem Duell der Gegensätze. Denn bei England spielen nur zwei Akteure (Jude Bellingham in Spanien, Harry Kane in Deutschland) im Ausland, bei Italien sind es drei (Jorginho und Guglielmo Vicario in England, Gianluigi Donnarumma in Frankreich).

Englands Ligen dominieren, Saudi-Arabien mischt mit

Die 622 nominierten Spieler stehen bei Klubs aus insgesamt 35 verschiedenen Nationen unter Vertrag. Die Vereine aus England und Italien bleiben für die Bundesligisten unerreicht, was die EM-Teilnehmer angeht. Doch Spanien und Frankreich verweist das deutsche Oberhaus deutlich auf die Plätze 4 und 5.

Sechs der 35 Länder befinden sich übrigens außerhalb des UEFA-Gebiets. Während im Iran und Katar jeweils ein Akteur spielt und in Südkorea sowie den Vereinigten Arabischen Emiraten zwei, sind es in den USA bereits sieben. Getoppt wird das Ganze von Saudi-Arabien, 14 Spieler stehen dort unter Vertrag. Damit steht Saudi-Arabien insgesamt auf Platz 11 der Länder, die die meisten Spieler abstellen.

Drei Bundesliga-Klubs mit zweistelligen Abstellungen

Die Meister aus England und Italien führen auch das Ranking der Vereine an, die die meisten Spieler zur Endrunde abstellen. Doch nur die Bundesliga stellt gleich drei Klubs, die jeweils eine zweistellige Anzahl an Akteuren bei der EM haben. Insgesamt können sich 219 Vereine darauf freuen, zumindest einen EM-Fahrer in den eigenen Reihen zu haben. Bei 104 Klubs ist es exakt einer, 115 Teams haben mindestens zwei Endrundenspieler im eigenen Verein.

Größe ist nicht immer entscheidend

Vanja Milinkovic-Savic ist mit 2,02 Metern der einzige Spieler, der bei der EM die Zwei-Meter-Marke überschreitet. So ist der Keeper mit dafür verantwortlich, dass Serbien das Team mit der höchsten Durchschnittsgröße aller Spieler stellt. Am 3. Spieltag der Gruppe C kommt es in München zum “Duell der Giganten”, wenn Serbien auf Dänemark trifft.

Spanier, Portugiesen und auch Engländer könnten dagegen in Luftduellen durchaus Probleme bekommen, liegen diese drei Nationen doch am anderen Ende dieses Rankings.

Steffen Geyer, Christoph Huber

Uzun versteht EM-Aus nicht: “Mit ganz anderen Erwartungen gekommen”

Trotz starker Leistungen beim 1. FC Nürnberg hat es Can Uzun (18) nicht in das endgültige EM-Aufgebot der Türkei geschafft. Seine Enttäuschung darüber verhehlte der Youngster nicht, drückt der türkischen Nationalmannschaft aber dennoch die Daumen.

Can Uzun fehlt im endgültigen EM-Aufgebot der Türkei.

Can Uzun fehlt im endgültigen EM-Aufgebot der Türkei.

picture alliance / Anadolu

In der Bundesliga wird sich Can Uzun im kommenden Jahr zeigen dürfen – bei der Europameisterschaft in Deutschland hingegen nicht. Der 18-jährige Offensivspieler vom 1. FC Nürnberg war einer der neun Akteure aus dem vorläufigen Aufgebot der türkischen Nationalmannschaft, die es nicht in den endgültigen EM-Kader geschafft haben.

Entsprechend groß war die Enttäuschung bei Uzun, um den sich auch der DFB lange bemüht hatte. Er sei “mit ganz anderen Erwartungen” zur Nationalmannschaft gekommen, schrieb der 18-Jährige am Samstag in einem auf Instagram veröffentlichten Statement. Nach einer starken Spielzeit 2023/24, in der er für den FCN in 30 Zweitligapartien 16 Treffer erzielt und zwei weitere vorbereitet hatte, sei er “sehr enttäuscht”, nicht im endgültigen Aufgebot zu stehen.

Meine Zeit wird kommen.

Nachvollziehen, so schrieb der Youngster weiter, könne er die Entscheidung nicht, “aber ich werde sie respektieren und mich nun intensiv auf die neue Saison vorbereiten”. Dann wird Uzun für Eintracht Frankfurt auflaufen, auch wenn der Transfer weiterhin nicht offiziell verkündet ist und auch Uzun in seinem Beitrag nur bestätigte, ins Oberhaus zu wechseln. Seine Aufgabe sei es nun, “noch härter zu arbeiten, eine gute Saison bei meinem neuen Verein in der Bundesliga zu haben und mich erneut zu beweisen”, schrieb Uzun dahingehend.

Trotz der Enttäuschung über die Nichtberücksichtigung drücke er aber weiterhin der türkischen Nationalmannschaft die Daumen, daran ließ Uzun in seinem Statement keine Zweifel. Sein “größter Wunsch” sei es, “dass die Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft gut abschneidet”, erklärte der 18-Jährige. “Meine Zeit wird kommen und ich werde alles tun, um an der Weltmeisterschaft 2026 teilzunehmen und zu spielen, das ist mein Ziel”, so Uzun weiter, der seine Stellungnahme mit den Worten schloss: “Auf geht’s Türkei”.

Die öffentlichen Trainingseinheiten der 24 EM-Teilnehmer

Vor dem Turnierstart können Fans ihre Mannschaften noch einmal bei öffentlichen Trainingseinheiten live erleben. Die Teams sind über das ganze Land verteilt. Ein Überblick.

Spanien zeigt sich am Montag in Donaueschingen.

Spanien zeigt sich am Montag in Donaueschingen.

picture alliance/dpa

Am 14. Juni startet die EM in Deutschland mit der Partie der DFB-Elf gegen Schottland (21 Uhr, LIVE! bei kicker). Zuvor stehen für die 24 Teams noch einige Trainingseinheiten auf dem Programm – jeweils eine davon wird öffentlich stattfinden, die Fans können die Stars der EM vor den ersten Spielen noch einmal hautnah erleben. Den Anfang macht die DFB-Auswahl am kommenden Montag in Herzogenaurach, wo gut 4000 Fans erwartet werden.

Der deutsche Auftaktgegner Schottland hat ebenso wie Albanien noch nicht festgelegt, wann die öffentliche Trainingseinheit stattfinden soll. Die Fans müssen sich meist anmelden für den Besuch bei den Teams, die Tickets waren teils schnell vergriffen.

Montag, 10. Juni

Deutschland: Herzogenaurach (Adi-Dassler-Sportplatz), 16.00 Uhr
Spanien: Donaueschingen (SV Aasen), 19.00 Uhr
Schweiz: Stuttgart (Gazi-Stadion auf der Waldau), 18.15 Uhr
Kroatien: Neuruppin (Volksparkstadion), 18.00 Uhr

Dienstag, 11. Juni

Italien: Iserlohn (Hemberg-Stadion Nord), 16.30 Uhr
Dänemark: Freudenstadt (Hermann-Saam-Stadion), 17.00 Uhr
England: Jena (Ernst-Abbe-Sportfeld), 16.30 Uhr
Slowakei: Mainz (Bruchwegstadion), 17.30 Uhr
Rumänien: Würzburg (Würzburg Arena), 11.00 Uhr

Mittwoch, 12. Juni

Ungarn: Weiler im Allgäu (Stadion-FV RW Weiler), 18.00 Uhr
Slowenien: Wuppertal (Stadion am Zoo), 11.00 Uhr
Serbien: Augsburg (Rosenaustadion), 17.30 Uhr
Polen: Hannover (Eilenriedestadion), 17.00 Uhr
Niederlande: Wolfsburg (VfL-Stadion am Elsterweg), 12.00 Uhr
Österreich: Berlin (Stadion auf dem Wurfplatz), 18.00 Uhr
Türkei: Barsinghausen (August-Wenzel-Stadion), 11.30 Uhr
Georgien: Velbert (Stadion Velbert), 17.00 Uhr

Donnerstag, 13. Juni

Frankreich: Paderborn (Paderborn Arena), 17.30 Uhr
Belgien: Ludwigsburg (Sportzentrum Wasen), 10.30 Uhr
Ukraine: Wiesbaden (Stadion am Halberg), 11.20 Uhr

Freitag, 14. Juni

Portugal: Gütersloh (Heidewaldstadion), 18.30 Uhr
Tschechien: Hamburg (Edmund-Plambeck-Stadion), 11.00 Uhr

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Jetzt die dritte Folge hören: 7:1 – Sete a um


32:29 Minuten

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Uzun fehlt im finalen EM-Kader der Türkei

35 Spieler hatte Nationaltrainer Vincenzo Montella in den vorläufigen Kader der Türkei für die EM in Deutschland berufen, neun Spieler mussten gestrichen werden: Nürnbergs Shootingstar Can Uzun fehlt im endgültigen Aufgebot der Türkei, Dortmunds Salih Özcan dagegen ist dabei.

Konnte sich letztlich nicht durchsetzen und ist bei der EM nicht dabei: Can Uzun.

Konnte sich letztlich nicht durchsetzen und ist bei der EM nicht dabei: Can Uzun.

picture alliance / Anadolu

Das vorläufige Aufgebot der Türkei für die anstehende Europameisterschaft in Deutschland war mit 35 Spielern äußert groß, Nationaltrainer Vincenzo Montella hatte also einige Streichkandidaten auf der Liste, um auf die von der UEFA geforderten 26 Akteure zu kommen – darunter auch Can Uzun von Zweitligist 1. FC Nürnberg.

Der 18-Jährige, der in seinem ersten Profijahr in der 2. Bundesliga beim Club mächtig einschlug, mit 16 Toren und zwei Vorlagen auf sich aufmerksam machte und Ende März im Qualifikationsspiel gegen Ungarn (0:1) debütierte, verpasst die große Bühne, er fehlt im Kader der Türkei. Gleiches gilt für Ozan Kabak, der sich aber im Testspiel gegen Italien (0:0) vor wenigen Tagen das Kreuzband gerissen hatte. Die Titelkämpfe in Deutschland finden ohne den Profi von der TSG Hoffenheim statt.

Im endgültigen Kader der Türkei ist dagegen Salih Özcan von Champions-League-Finalist Borussia Dortmund zu finden, der beim Test gegen die Italiener noch fehlte.

Türkei startet gegen Georgien

Die Türkei startet am 18. Juni gegen Georgien in das Turnier, in der Gruppe F warten zudem Portugal und Tschechien. Am kommenden Montag steht für die Türken noch die EM-Generalprobe in Polen an.

Cristante und Raspadori verpassen Italiens Siegtreffer – Sorge um Kabak

Der EM-Titelverteidiger hat noch Verbesserungspotenzial. Beim Testspiel gegen die ordentlich dagegenhaltenden Türken hatte sich die italienische Nationalmannschaft aber vor allem nach der Pause sehr gut angestellt. Einzig die ganz große Kreativität und die letzte Konsequenz machte einem möglichen Sieg einen Strich durch die Rechnung.

Da wäre mehr drin gewesen: Bryan Cristante musste sich beim 0:0 gegen die Türkei mit seinen Kollegen ärgern.

Da wäre mehr drin gewesen: Bryan Cristante musste sich beim 0:0 gegen die Türkei mit seinen Kollegen ärgern.

IMAGO/Nicolo Campo

Mit klaren Ambitionen visieren die beiden Nationen Italien und Türkei die unmittelbar bevorstehende Europameisterschaft in Deutschland (14. Juni bis 14. Juli) an – und standen sich deshalb noch bei einem Vorbereitungstest in Bologna gegenüber.

Beim Titelverteidiger setzte der neue Trainer Luciano Spalletti (“Wir müssen vergessen, dass wir wohlhabend sind und alles haben”) etwa auf Stürmer Retegui mit dessen famoser Bilanz (vier Tore aus fünf Länderspielen), schonte Barella von Serie-A-Meister Inter und konnte noch nicht auf Europa-League-Sieger Scamacca von Atalanta Bergamo zurückgreifen. EM-Ausfälle in Form von Routinier Acerbi (Inter Mailand) und Talent Scalvini (Atalanata Bergamo) hatte es außerdem schon gehagelt.

Apropos EM-Ausfall: Ein solcher droht nach diesem Test in Italien auch den vom ehemaligen Roma-Stürmer Vincenzo Montella betreuten Türken. Denn Abwehrmann Kabak, mit seinen 24 Jahren als Führungskraft im Defensivverbund gesetzt, verletzte sich in der 38. Minute bei einem handelsüblichen Zweikampf gegen den Körper reinstellenden Retegui eventuell schwer am rechten Knie.

Der Hoffenheimer Bundesliga-Profi signalisierte sofort Schmerzen, konnte nicht mehr aufstehen und wurde auf einer Trage abtransportiert (42.) und direkt mit dem Verdacht auf eine schwere Verletzung in ein naheliegendes Krankenhaus gebracht.

Cristante hat Alu-Pech

Sportlich konnten die ersten 45 Minuten übrigens schnell zusammengefasst werden: Die heimischen Azzurri hatten über weite Strecken die Spielkontrolle, kamen gegen diszipliniert agierende Türken aber kaum durch. Retegui verzeichnete mal einen Abschluss (7. Minute), während Pellegrini bei einem aussichtsreichen Freistoß zu ungenau zielte (19.).

Gefährlicher waren da schon die Versuche von Retegui aus kürzester Distanz knapp am Kasten vorbei (23.), während auf der anderen Seite Ayhan verfehlte (24.). Richtig eng wurde es nochmals in der Nachspielzeit und damit in einer Phase, in der die Türkei eigentlich mehr Betrieb machtee und mehr Risiko ging. Die Chance aber hatte die Squadra Azzurra in Form von Cristante, der eine starke Ecke seines Roma-Vereinspartners Pellegrini an den rechten Pfosten köpfte (45.+3).

Raspadori lässt auch die letzte Chance aus

Den Schwung dieser Chance bekamen die Hausherren auch rüber mit in Durchlauf zwei. Mit massig Ballbesitz und deutlich mehr Druck schoben die Spalletti-Schützlinge nun an – und kamen durch Retegui (52.), Joker Zaccagni (57.) sowie nochmals Retegui (Fallrückzieherversuch in der 59.) zu Abschlüssen. Auf der anderen Seite musste sich aber auch Vicario, der bei der EM im italienischen Kasten natürlich hinter Kapitän Donnarumma rücken wird, mal gegen Demiral auszeichnen (63.).

Ansonsten aber gaben die Azzurri den Ton an, auch wenn in der Schlussphase ruhigere Phasen mit wenig Spielfluss – womöglich aufgrund einiger Wechsel – ebenfalls zu diesem Test gehörten. So feierten hier etwa noch Türkeis 18-jähriger Kilicsoy von Besiktas sein Debüt, genauso wie der 22-jährige Calafiori. Der Abwehrmann wurde in seinem Heimstadion zu Bologna mit lautstarkem Applaus empfangen – und half in den finalen Minuten nochmals beim Anschieben. Doch auch der gefundene Angreifer Raspadori brachte den letzten Abschluss nicht unter (90.+3). So musste das durchaus in Phasen dominante Italien und die Türkei, die auch gute Ansätze zeigte, mit einer Nullnummer leben.

Montella beruft Uzun in den vorläufigen EM-Kader der Türkei

Zum sechsten Mal nimmt die Türkei an der Endrunde einer Europameisterschaft teil. Im 35 Mann starken vorläufigen Kader finden sich drei in Deutschland aktive Profis wieder. Der 18 Jahre alte Can Uzun hatte erst im März sein Debüt gefeiert.

Can Uzun darf auf die Teilnahme an der EM in Deutschland hoffen.

Can Uzun darf auf die Teilnahme an der EM in Deutschland hoffen.

Anadolu via Getty Images

Can Uzuns traumhaftes erstes Profijahr erhält womöglich ein weiteres Kapitel. Der 18-Jährige, der dem 1. FC Nürnberg mit 16 Toren und zwei Vorlagen beinahe als offensiver Alleinunterhalter die ganz großen Abstiegsnöte erspart hat, darf sich Hoffnung auf Auftritte auf der ganz großen Bühne machen. Der gebürtige Regensburger wurde von Nationaltrainer Vincenzo Montella in den vorläufigen Kader für die EM in Deutschland berufen.

35 Spieler zählt das Aufgebot des Italieners, der somit allerdings noch neun Spieler streichen muss – die UEFA hat die Kaderstärke zwar angehoben, doch mehr als 26 Akteure sind nicht erlaubt. Ob Uzun, der Ende März im Qualifikationsspiel gegen Ungarn (0:1) debütierte, tatsächlich auch in den Gruppenspielen gegen Georgien (18.6.), Portugal (22.6.) und Tschechien (26.6.) mitwirken darf, wird sich also noch zeigen. Bei den Testspielen gegen Italien (4.6.) und Polen (10.6.) kann sich der begehrte Angreifer aber noch einmal empfehlen.

Bundesliga-Erfahrung und der Juwelen-Jahrgang 2005

Neben Uzun haben es zwei weitere in Deutschland tätige Profis in den Kader geschafft. Sowohl Ozan Kabak von der TSG Hoffenheim als auch Dortmunds Salih Özcan wurden berufen, Akteure wie Caglar Söyüncü (ehemals Freiburg), Kaan Ayhan (Schalke/Düsseldorf) oder Kapitän Hakan Calhanoglu (Karlsruher SC/Hamburger SV/Bayer Leverkusen) sind in der Bundesliga ebenfalls keine Unbekannten.

In Uzuns Jugendfreund Kenan Yildiz (Juventus Turin), Semih Kilicsoy (Besiktas) sowie Real Madrids Arda Güler zählt der Kader weitere Top-Talente aus dem türkischen Juwelen-Jahrgang 2005.