“Böswillige Kampagne”: Türkeis Verbandsboss verteidigt Coach Montella

Die Türkei enttäuschte gegen Portugal, Trainer Vincenzo Montella stand danach vor allem wegen seines Umgangs mit Arda Güler in der Kritik. Der Verbandspräsident wittert eine “Schmutzkampagne” gegen den Italiener.

Konsequent ist anders: Trainer Vincenzo Montella (li.) wechselt Arda Güler gegen Portugal ein.

Konsequent ist anders: Trainer Vincenzo Montella (li.) wechselt Arda Güler gegen Portugal ein.

IMAGO/Jan Huebner

Viele staunten nicht schlecht, als sie die Aufstellung der Türkei gegen Portugal (0:3) sahen. Gleich vier Änderungen nach dem doch eigentlich überzeugenden 3:1-Sieg gegen Georgien nahm Montella vor, nur einer davon war erzwungen (Torhüter Günok fehlte angeschlagen). Auch dass er auf Kenan Yildiz (kicker-Note 4) verzichtete, war noch nachvollziehbar. Aber Mert Müldür (2,5) und Toptalent Arda Güler (2,0, Man of the Match) auf der Bank zu lassen? Das verwunderte dann doch gewaltig.

Viele türkische Fans waren aber weniger verwundert, sondern einfach nur wütend. Montellas Begründung, Güler sei “müde” gewesen, befriedigte auch die türkischen Medien keineswegs – in den sozialen Medien war sogar von Mobbing gegen Güler die Rede.

Stein des Anstoßes war ein Video aus dem Trainingsbetrieb vor dem Portugal-Spiel. Darin ist zu sehen, wie Güler sich ein Hemdchen überziehen will, um an einer Spielform teilzunehmen. Montella kommt hinzu und nimmt es dem sichtlich verdutzten 19-Jährigen wieder weg. Stattdessen musste der Real-Akteur mit dem Fitnesscoach separates Lauftraining absolvieren.

Tatsächlich sollte der Profi von Real Madrid wegen Problemen mit der Leiste individuell trainieren, das hat auch Türkeis Kapitän Hakan Calhanoglu bestätigt. Inzwischen hat sich sogar der Präsident des türkischen Fußball-Verbandes (TFF), Mehmet Büyükeksi, eingeschaltet und von einer “böswilligen und schmutzigen Kampagne” gesprochen. “Wir haben vollstes Vertrauen in unseren Trainer und unsere Mannschaft”, so Büyükeksi weiter, das Verhältnis sei “harmonisch”.

Montellas frommer Wunsch

Das beteuert auch Montella, der das über ihn  hereinbrechende Gewitter schon direkt nach der Portugal-Niederlage ahnte. “Wir haben eine sehr gute Beziehung”, sagte er in Bezug auf Arda Güler in der Pressekonferenz nach dem Spiel, er wolle “niemanden verärgern”. Das war ihm gehörig misslungen.

Gehaltvoller als der Videoclip ist die Kritik, warum Montella einen anscheinend angeschlagenen Spieler beim Stand von 0:3 für 20 Minuten noch einwechselte. Die Zuschauer hatten das Toptalent vehement gefordert, der Trainer knickte schließlich ein. “Ich habe am Ende des Tages nachgegeben und ihn spielen lassen”, so Montella. Doch wer unbequeme Entscheidungen trifft, der sollte zumindest konsequent bleiben. So schuf der 50-Jährige nur noch mehr Fragezeichen.

Arda Güler trainiert ohne Probleme

Nur gut für die Türkei, dass das Achtelfinale noch locker drin ist. Ein Remis gegen Tschechien, das auch noch auf Topangreifer Patrik Schick verzichten muss, würde schon genügen.

Arda Güler absolvierte seit der Partie gegen Portugal übrigens alle Trainingseinheiten problemlos. Wer auf einen Einsatz des Angreifers wettet, sollte gerade nach den letzten Tagen auf keine allzu hohe Quote spekulieren.

Lange Fehler-Liste: Türkei bremst sich selber aus

Mit der Hoffnung auf den Gruppensieg war die Türkei ins Spiel gegen Portugal gestartet, im Verlauf der Partie wuchs dann die Ernüchterung von Minute zu Minute. Fast alles lief schief, nicht nur beim Eigentor.

Die Türken verloren das zweite Gruppenspiel klar.

Die Türken verloren das zweite Gruppenspiel klar.

IMAGO/Team 2

0:3-Ernüchterung statt Gruppensieg-Ekstase: Die Türkei hat es in Dortmund gegen Portugal verpasst, ihren an selber Stelle errungenen Auftakterfolg gegen Georgien (3:1) mit dem vorzeitigen Einzug ins Achtelfinale zu veredeln. Im finalen Gruppenspiel gegen Tschechien am Mittwoch in Hamburg (21 Uhr, LIVE! bei kicker) darf sich die Mannschaft von Trainer Vincenzo Montella nicht erneut derart gravierende Schnitzer erlauben wie gegen das Team um Weltstar Cristiano Ronaldo.

Ankreiden lassen muss sich Montella, dass seine Wechsel in der Startelf nicht aufgegangen sind. Fragwürdig war vor allem die Entscheidung, mit Arda Güler und Mert Müldür ausgerechnet die beiden Spieler aus der Anfangsformation zu nehmen, die sich gegen Georgien mit zwei Traumtoren enormes Selbstvertrauen geholt hatten. Arda Güler, laut Montella “etwas müde”, wurde gegen Portugal nach 70 Minuten wenigstens eingewechselt (die türkischen Fans im Stadion forderten seine Hereinnahme zuvor lautstark), doch da war die Partie beim Stand von 0:3 längst entschieden.

Einen bitteren Moment erlebte Samet Akaydin bei seinem völlig missratenen Rückpass, den er spielte, ohne sich vorher zu vergewissern, wo sich sein Torwart Altay Bayindir befindet. Besonders ärgerlich: Mit seinem Eigentor zum 0:2 trübte Akaydin seine Abwehrleistung – als Hauptbewacher von Cristiano Ronaldo legte der Türke eigentlich einen recht umsichtigen Auftritt hin.

Unglücklich für die Türkei: Der Pausenpfiff war noch nicht ertönt, da mussten drei der vier Abwehrspieler aus der Viererkette bereits mit einer Verwarnung auf der Hut vor einem Platzverweis sein. Abdülkerim Bardakci sah nach einem Foul an Joao Cancelo (25.) schon seine zweite Gelbe des Turniers, der Innenverteidiger ist nun gegen Tschechien gesperrt. Akaydins Verwarnung nach einem Klärungsversuch gegen Rafael Leao (42.) war zwar strittig, nicht aber die persönliche Strafe für Mehmet Zeki Celik, der sich daraufhin bei Schiedsrichter Felix Zwayer beschwerte.

Enttäuschende Leistung von Calhanoglu

Eine zweite Gelbe Karte und damit Gelb-Rot leistete sich niemand der Vorbelasteten, dafür aber unterlief Celik ein Missgeschick, das den Türken den Stecker zog. Sein Team wollte bei einem Angriff der Portugiesen auf Abseits spielen (56.), doch der Außenverteidiger hob die Falle auf. Dieser Patzer mündete im 0:3 durch Bruno Fernandes nach uneigennütziger Vorarbeit von Cristiano Ronaldo.

Der Auftritt der Türken war nicht annähernd so begeisternd wie noch gegen Georgien. Die Elf erspielte sich jeweils durch Kerem Aktürkoglu (6., 31.) nur zwei Torchancen, agierte ansonsten rund um den Strafraum viel zu kompliziert und umständlich.

Eine besondere Enttäuschung war die Leistung von Hakan Calhanoglu, dem es als eigentlichem Dreh- und Angelpunkt zu keiner Zeit gelang, der Partie seinen Stempel aufzudrücken. Gegen Tschechien muss der frühere Bundesliga-Profi (HSV, Bayer Leverkusen) so vorangehen, wie er das im Liga-Alltag bei Italiens Meister Inter Mailand oft hinbekommt. Gelingt es ihm, die Türkei am Mittwoch mindestens zu einem Unentschieden zu führen, wäre das Weiterkommen gesichert.

Toni Lieto

“War nicht in der Lage”: Montella erklärt Verzicht auf Arda Güler

Der türkische Nationaltrainer Vincenzo Montella brachte gegen Portugal ein neues Quartett. Dass er nach der Niederlage aufgrund der Entscheidungen in der Kritik steht, ist ihm bewusst.

Vincenzo Montella verzichtete in der Startelf auf seine beiden Top-Talente Arda Güler und Kenan Yildiz.

Vincenzo Montella verzichtete in der Startelf auf seine beiden Top-Talente Arda Güler und Kenan Yildiz.

IMAGO/Beautiful Sports

Gespannt warteten die Anhänger der türkischen Nationalmannschaft am Samstagmittag vor der Partie gegen Portugal auf die Veröffentlichung der Aufstellung. Die Personalie Arda Güler beschäftigte die Fans. Denn Trainer Vincenzo Montella hatte zuvor offenbart, dass das Top-Talent “etwas müde” sei. Genauere Infos über den Fitnesszustand des 19-Jährigen hatte der Italiener aber nicht verraten.

Die Antwort lieferte einen Tag später dann der Aufstellungsbogen. Arda Güler saß nur auf der Bank. “Arda war nicht in der Lage, mehr als 30 Minuten zu spielen, ohne das Risiko einer Verletzung zu erhöhen”, wird Montella, dem es für seinen Schützling “wirklich leidtut”, auf der UEFA-Homepage zitiert. Fast eine halbe Stunde durfte der Außenspieler letztlich auch mitwirken: Der Coach brachte den Youngster, den die zahllosen türkischen Fans schon in Durchgang eins mit Sprechchören feierten, in der 70. Minute.

Zu diesem Zeitpunkt war das Spiel beim Stand von 0:3 allerdings bereits entschieden. Daher stellt sich die Frage, ob er ihn nicht lieber hätte komplett schonen sollen. Neben Arda Güler nahm mit Kenan Yildiz auch noch das zweite große Talent nur auf der Bank Platz. Angesichts der Leistung gegen Georgien durchaus nachvollziehbar (kicker-Note 4,0).

Wenn man alle vier Tage spielt, ist das ein anderer Sport, als wenn man jede Woche spielt.

Vincenzo Montella

Fragwürdiger war hingegen der Verzicht auf Mert Müldür (2,5). Der Rechtsverteidiger hatte im Auftaktspiel zu den besten seines Teams gehört und musste nun Mehmet Zeki Celik den Vortritt lassen. “Wenn man alle vier Tage spielt, ist das ein anderer Sport, als wenn man jede Woche spielt. Also braucht man einen Wechsel der Spieler”, begründet der Cheftrainer seine Rotation.

Insgesamt tauschte er ein ganzes Quartett aus, wobei die vierte Veränderung gezwungenermaßen war. Für den verletzten Schlussmann Mert Günok stand Altay Bayindir zwischen den Pfosten. “Altay war in den Spielen gegen Italien, Wales und Deutschland sehr gut. Wir sind heute Morgen mit einer Verletzung aufgewacht, deshalb haben wir eine solche Entscheidung getroffen”, erläutert Montella.

Am letzten Spieltag reicht der Türkei ein Punkt

Dass der 50-Jährige nach der deutlichen Niederlage aufgrund seiner Wechsel in der Kritik steht, ist ihm auch bewusst. “Wenn man Cheftrainer der Nationalmannschaft ist und die Dinge schieflaufen oder das Endergebnis eine Niederlage ist, wird der Trainer zum Feind Nummer eins”, erklärt Montella und führt fort: “Wenn ich eine Entscheidung treffe oder eine Analyse mache, versuche ich, mein Wissen und meine Informationen zu berücksichtigen.”

Sollte er die Türkei am Mittwoch ins Achtelfinale führen, dürften die Fans schon nicht mehr an die Rochade denken. Dank des 1:1 im anderen Gruppenspiel zwischen Tschechien und Georgien reicht den Türken schon ein Remis gegen die “Reprezentace” für die Sicherung des zweiten Platzes.

“War nicht in der Lage”: Montella erklärt Bankplatz von Arda Güler

Der türkische Nationaltrainer Vincenzo Montella brachte gegen Portugal ein neues Quartett. Dass er nach der Niederlage aufgrund der Entscheidungen in der Kritik steht, ist ihm bewusst.

Vincenzo Montella verzichtete in der Startelf auf seine beiden Top-Talente Arda Güler und Kenan Yildiz.

Vincenzo Montella verzichtete in der Startelf auf seine beiden Top-Talente Arda Güler und Kenan Yildiz.

IMAGO/Beautiful Sports

Gespannt warteten die Anhänger der türkischen Nationalmannschaft am Samstagmittag vor der Partie gegen Portugal auf die Veröffentlichung der Aufstellung. Die Personalie Arda Güler beschäftigte die Fans. Denn Trainer Vincenzo Montella hatte zuvor offenbart, dass das Top-Talent “etwas müde” sei. Genauere Infos über den Fitnesszustand des 19-Jährigen hatte der Italiener aber nicht verraten.

Die Antwort lieferte einen Tag später dann der Aufstellungsbogen. Arda Güler saß nur auf der Bank. “Arda war nicht in der Lage, mehr als 30 Minuten zu spielen, ohne das Risiko einer Verletzung zu erhöhen”, wird Montella, dem es für seinen Schützling “wirklich leidtut”, auf der UEFA-Homepage zitiert. Fast eine halbe Stunde durfte der Außenspieler letztlich auch mitwirken: Der Coach brachte den Youngster, den die zahllosen türkischen Fans schon in Durchgang eins mit Sprechchören feierten, in der 70. Minute.

Zu diesem Zeitpunkt war das Spiel beim Stand von 0:3 allerdings bereits entschieden. Daher stellt sich die Frage, ob er ihn nicht lieber hätte komplett schonen sollen. Neben Arda Güler nahm mit Kenan Yildiz auch noch das zweite große Talent nur auf der Bank Platz. Angesichts der Leistung gegen Georgien durchaus nachvollziehbar (kicker-Note 4,0).

Wenn man alle vier Tage spielt, ist das ein anderer Sport, als wenn man jede Woche spielt.

Vincenzo Montella

Fragwürdiger war hingegen der Verzicht auf Mert Müldür (2,5). Der Rechtsverteidiger hatte im Auftaktspiel zu den besten seines Teams gehört und musste nun Mehmet Zeki Celik den Vortritt lassen. “Wenn man alle vier Tage spielt, ist das ein anderer Sport, als wenn man jede Woche spielt. Also braucht man einen Wechsel der Spieler”, begründet der Cheftrainer seine Rotation.

Insgesamt tauschte er ein ganzes Quartett aus, wobei die vierte Veränderung gezwungenermaßen war. Für den verletzten Schlussmann Mert Günok stand Altay Bayindir zwischen den Pfosten. “Altay war in den Spielen gegen Italien, Wales und Deutschland sehr gut. Wir sind heute Morgen mit einer Verletzung aufgewacht, deshalb haben wir eine solche Entscheidung getroffen”, erläutert Montella.

Am letzten Spieltag reicht der Türkei ein Punkt

Dass der 50-Jährige nach der deutlichen Niederlage aufgrund seiner Wechsel in der Kritik steht, ist ihm auch bewusst. “Wenn man Cheftrainer der Nationalmannschaft ist und die Dinge schieflaufen oder das Endergebnis eine Niederlage ist, wird der Trainer zum Feind Nummer eins”, erklärt Montella und führt fort: “Wenn ich eine Entscheidung treffe oder eine Analyse mache, versuche ich, mein Wissen und meine Informationen zu berücksichtigen.”

Sollte er die Türkei am Mittwoch ins Achtelfinale führen, dürften die Fans schon nicht mehr an die Rochade denken. Dank des 1:1 im anderen Gruppenspiel zwischen Tschechien und Georgien reicht den Türken schon ein Remis gegen die “Reprezentace” für die Sicherung des zweiten Platzes.

Ballon d’Or-Wette und Jungspunde: Die Türkei und der Portugal-Fluch

Der hochunterhaltsame EM-Auftakt gegen Georgien (3:1) hat Lust auf mehr gemacht. Nun steht für die Türkei der erste große Gradmesser bevor: Portugal. Auf dem Weg zum nächsten Coup soll mal wieder “Jugend forscht” gelten.

Hat sich längst in die Herzen der türkischen Fans gespielt: Real-Jungprofi Arda Güler.

Hat sich längst in die Herzen der türkischen Fans gespielt: Real-Jungprofi Arda Güler.

IMAGO/Revierfoto

Ein Traumtor von Mert Müldür (25), ein Kunststück von Arda Güler (19) und die 3:1-Entscheidung von Kerem Aktürkoglu (25). Angeleitet von Kapitän Hakan Calhanoglu, laut eigener Aussage einer der fünf besten Regisseure des derzeitigen Weltfußballs, triumphierte die Türkei zum Start dieses EM-Turnier verdient mit 3:1 gegen Georgien und setzte direkt ein Ausrufezeichen in Richtung erfolgreichem Turnierverlauf.

“Wir sind jetzt in Hochstimmung”, hatte Nationaltrainer Vincenzo Montella dazu direkt gegenüber TRT Spor gesagt und war dabei auch auf den Faktor eingegangen, dass diese in Deutschland ausgetragene Europameisterschaft auch vom Gefühl her eine Heim-EM für die Türken sein kann. Es leben schließlich viele Türken in diesem Land, die zuletzt im Dortmunder Stadion eindrucksvoll Stimmung gemacht und in vielen deutschen Städten hernach ausgelassen gefeiert hatten – und nun auch am Samstag (18 Uhr, LIVE! bei kicker) beim Duell mit Portugal Stimmung entfachen wollen. Gespielt wird dabei übrigens erneut in Dortmund.

Montellas Einschätzung zur Stimmung – auch aus der Türkei: “Die Unterstützung der Fans macht uns stärker, bitte macht weiter so.”

Das Hoffen auf den ersten Pflichtspielsieg über Portugal

Nun also Portugal, das nach dem sehr spät erreichten 2:1-Erfolg gegen Tschechien wohl wieder mit zwei alten Recken in der Startelf daherkommen wird. Zum einen wäre da Pepe, der mit 41 Jahren und 113 Tagen gegen die Tschechen zum Oldie der EM-Historie avanciert war. Nun kommen noch einmal vier Tage drauf. Cristiano Ronaldo heißt der andere, er wird im kommenden Februar 40. Zusammen kommen die beiden Säulen der Portugiesen also auf über 80 Jahre.

Wie die Türken das auffangen wollen? Mit ihrem Leitsatz: “Jugend forscht.” Allen voran die Hoffnungsträger Kenan Yildiz und Güler, beide 19 Jahre jung, sollen es gegen die Portugiesen richten. Und vor allem dafür sorgen, dass die stolze Fußballnation überhaupt erst zum zweiten Mal gegen Portugal siegreich vom Platz geht. Bislang hat es seit 1965 sieben Duelle gegeben – mit einem türkischen Erfolg 2012 bei einem Test (3:1) bei sonst sechs Pleiten.

“Wir haben Portugal in unserer Geschichte von offiziellen Spielen noch nie geschlagen. Ich hoffe, das wird das erste Mal sein”, sagte Güler vor dem Spiel gegen den Mitfavoriten um Superstar CR7 und den beinharten Innenverteidiger Pepe.

Yildiz bald der beste Spieler der Welt?

Dass Güler beim 3:1 gegen Georgien dem großen Star Cristiano Ronaldo bereits den EM-Rekord des jüngsten Torschützen bei einem Debüt abgeluchst hat, gehört auch zu den Geschichten des Spiels in Dortmund, bei dem der Sieger vorzeitig ins Achtelfinale einziehen würde. Dass Juventus-Torwart Wojciech Szczesny mit einem Freund gewettet hat, dass der in Regensburg geborene Yildiz (ehemals Jahn Regensburg und Bayern München) in den nächsten fünf Jahren den Ballon d’Or für den besten Spieler des Jahres gewinnt, ebenso. Yildiz hatte gegen Georgien übrigens ebenfalls ins Tor getroffen, der Treffer war wegen Abseits aber nicht anerkannt worden.

Bei all der berechtigten Euphorie gab es derweil eine Sache, die Nervosität in türkische Medien und der Anhängerschaft breit machte, denn Güler hatte am Donnerstag nicht am Training der Mannschaft teilgenommen. Doch die Entwarnung folgte auf dem Fuße: Der Real-Jungprofi sollte sich noch ein bisschen erholen für das Duell mit Portugal, für das Duell auch mit dem robusten Gegenspieler Pepe.

Für Montella gilt derweil, dass ein Schritt nach dem anderen gegangen wird: “Unser erstes Ziel war es, dieses Spiel zu gewinnen. Nun ist unser Traum, das nächste Spiel zu gewinnen und die K.-o.-Runde zu erreichen.”

Arda Güler klaut CR7-Rekord – und hat keine Worte für die Fans

“Wir mussten gewinnen – und wir haben gewonnen”: Auch dank eines Rekord-Teenagers feiert die Türkei den perfekten EM-Auftakt und Trainer Vincenzo Montella den perfekten Geburtstag.

Bärenstarke Leistung: Arda Güler (oben) feiert gegen Georgien.

Bärenstarke Leistung: Arda Güler (oben) feiert gegen Georgien.

IMAGO/AFLOSPORT

Als eine junge, spielfreudige türkische Mannschaft die DFB-Auswahl im November bei Julian Nagelsmanns Heimpremiere mit 3:2 bezwang, ließ sich schon erahnen, dass diese auch ein paar Monate später bei der EM in Deutschland Spaß verbreiten würde. Dass sie es am Dienstag beim 3:1 gegen Underdog Georgien tatsächlich tat, war dennoch keine Selbstverständlichkeit.

Schließlich hatten die Türken in den fünf Spielen zwischen Berlin-Coup und EM-Auftakt nicht gewonnen, und der Druck, gegen den Weltranglisten-75. Georgien bloß nicht zu stolpern, war riesig. “Wir mussten gewinnen – und wir haben gewonnen”, erklärte Kapitän Hakan Calhanoglu hinterher erleichtert. Mit Traumtoren legte seine Mannschaft, unterstützt von rund 50.000 türkischen Fans im 62.000 Zuschauer fassenden Dortmunder Stadion, einen Turnier-Auftakt hin, wie ihn die Türkei noch nicht erlebt hatte.

Im sechsten Anlauf startete der WM-Dritte von 2002 erstmals bei einer EM mit einem Sieg. Die Chance, zum ersten Mal seit 2008 die Gruppenphase zu überstehen, ist nun groß. “Beim letzten Turnier haben wir nicht mal einen Punkt geholt”, erinnerte Trainer Vincenzo Montella. “Unser erstes Ziel war, dieses Spiel zu gewinnen. Jetzt träumen wir vom nächsten Sieg – und von der K.-o.-Phase.”

Es reicht nicht zu sagen, die Unterstützung war großartig. Sie war mehr als das.

Arda Güler

Im vielleicht mitreißendsten Spiel der bisherigen EM – die Türkei hatte 22 Torschüsse, Georgien 14 – stach Arda Güler heraus. Der 19-jährige Flügelstürmer von Real Madrid versenkte den Ball nicht nur zum zwischenzeitlichen 2:1 im Winkel, sondern kreierte gleich fünf Chancen für seine Elf, was so jung seit EM-Daten-Aufzeichnung von Opta (1980) nur die damals 18-jährigen Wayne Rooney (England, 2004 gegen Kroatien) und Pedri (Spanien, 2021 gegen die Schweiz) geschafft hatten. Und er löste Cristiano Ronaldo als jüngsten Spieler ab, der bei seinem EM-Debüt traf.

“Mir geht es nicht um persönliche Erfolge”, betonte Arda Güler, nachdem ihn die UEFA auch noch zum Spieler des Spiels gekürt hatte. Vielmehr dachte er an die Fans, für die ihm die Worte ausgingen (“Es reicht nicht zu sagen, die Unterstützung war großartig. Sie war mehr als das.”), und an seinen Trainer: “Wir wollten ihm dieses Geschenk machen.” Montella, seit Samstag 50 Jahre alt, bedankte sich artig: “Es war ein perfekter Geburtstag und wirklich das schönste Geschenk, das man mir machen konnte.”

Unwetterwarnung trübt Stimmung: Ordner kämpfen gegen Wasser

Zahlreiche Fanzonen in Deutschland blieben am Dienstag wegen Unwetterwarnungen geschlossen. Auch in Dortmund schüttete es zeitweise aus Kübeln. Zudem gerieten im Stadion die Fans beider Lager aneinander.

Sintflutartiger Regen in Dortmund.

Sintflutartiger Regen in Dortmund.

IMAGO/Offside Sports Photography

Wegen der drohenden Unwetter im Westen und im Nordosten Deutschlands bleiben die offiziellen Fan-Zonen in den nordrhein-westfälischen EM-Standorten sowie in Berlin am Dienstag geschlossen. Das teilten die Städte Düsseldorf, Dortmund, Gelsenkirchen und Köln sowie die Veranstalter in der Hauptstadt mit. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnt für Dienstag lokal vor teils schweren Gewittern mit extremem Unwetterpotenzial.

In Dortmund ist das am Abend (18 Uhr, LIVE! bei kicker) stattfindende Duell zwischen der Türkei und Georgien besonders betroffen. Die Stadt appellierte an Fans ohne Ticket “ausdrücklich”, nicht nach Dortmund zu reisen. Der Appell verhallte indes in der Euphorie der türkischen Fans, die den ganzen Tag in der Stadt feierten.

Schon vor der Partie ging allerdings ein heftiger Regenguss nieder. Mit Besen, Holzlatten und viel Körpereinsatz versuchen Ordner im Dortmunder Stadion, die Auswirkungen so gering wie möglich zu halten. Sie fegten am Dienstagnachmittag das Wasser, das sturzbachartig von den Dächern fiel und die Treppen hinunterfloss, in offene Gullys.

Prügelei im Stadion

Die türkischen Spieler ließen sich von den Wassermassen nicht davon abhalten, ihre Fans zu im Stadion zu begrüßen. Sie betraten rund anderthalb Stunden vor dem geplanten Anpfiff der Partie den Rasen, und winkten ihren Anhängern auf den Tribünen zu. Auch beim Fanmarsch der Georgier zum Stadion gingen teils heftige Regenfälle nieder.

Nicht alle Gemüter wurden leider ausreichend abgekühlt. Denn im Stadion sind einige Anhänger der beiden Lager aufeinandergetroffen. Sie lieferten sie sich in einer Ecke des Dortmunder Stadions Auseinandersetzungen. Auch Becher und andere Gegenstände flogen durch die Luft. Die Polizei schritt ein und sicherte den Bereich. So beruhigte sich die Situation wieder.

Calhanoglu, der deutsch-türkische “Gigant”

Hakan Calhanoglu ist der Fixpunkt in der türkischen Nationalmannschaft. Mit ihm als Antreiber strebt die Nation bei der anstehenden EM in Deutschland, wo große Unterstützung wartet, sogar Richtung ultimatives Ziel. Und warum auch nicht? Der bei Inter Mailand zum “Giganten” gereifte Anker sieht sich immerhin als besten Regisseur.

Fühlt sich bei Inter pudelwohl und hat in diesem Jahr seine erste Meisterschaft gewonnen: Hakan Calhanoglu.

Fühlt sich bei Inter pudelwohl und hat in diesem Jahr seine erste Meisterschaft gewonnen: Hakan Calhanoglu.

Getty Images

“Schon vor Monaten habe ich gesagt, dass ich zu den fünf besten Regisseuren gehöre – aber niemand hat mir geglaubt.” Das sagte Hakan Calhanoglu im April während eines von DAZN geführten Interviews rückblickend – und fühlte sich direkt bestätigt in seiner Wahrnehmung.

Schließlich hatte sich der türkische National- und Führungsspieler nach seinem vieldiskutierten Wechsel innerhalb Mailands von Milan zu Inter im Sommer 2021 nochmals weiterentwickelt und war bei den Nerazzurri zu einem der Schlüsselspieler schlechthin aufgestiegen.

Erst recht nach dem Abgang des jahrelang vor der Abwehr gesetzten Aufbauexperten Marcelo Brozovic, der wie viele 2023 dem monetären Lockruf aus Saudi-Arabien erlag und sich Cristiano Ronaldos Klub Al-Nassr anschloss. Genau dieser Wechsel hatte zur Folge, dass Inter-Coach Simone Inzaghi Calhanoglu etwas zurückzog und fortan als Ballverteiler mit dem Auge für alles einsetzte. Ein goldener Schritt.

“Ich arbeite sehr hart, bringe viele Opfer”

Hatte der schussgewaltige Akteur und Standardexperte früher eher als Zehner mit Highlight-Spielen und Schwankungen in den Leistungen gegolten, stieg er in Mailands schwarz-blauem Hoheitsgebiet in der Hackordnung immer weiter auf. Er avancierte zum neuen Regisseur, der die Fäden zusammenhält. Sein famoses Arbeitszeugnis: In 32 Serie-A-Partien schoss Calhanoglu 13 Tore, bereitete drei weitere vor, spielte zahllose Steil- sowie Aufbaupässe und war damit maßgeblich an der souveränen Meisterschaft des FC Internazionale beteiligt. Er ist laut Inzaghi “zu einem Giganten” herangewachsen.

94 Punkte, nur zwei Niederlagen (jeweils gegen Absteiger Sassuolo Calcio kurioserweise) und ein Torverhältnis von 89:22. Mittendrin: der türkische Ballverteiler, der als Bindeglied der besten Abwehr und des besten Angriffs Italiens fungierte und sich bei der Meisterparade in Mailand, als alle Spieler einzeln den Rasen vor der Scudetto-Übergabe betreten hatten, gesonderten Extra-Applaus anhören durfte. Lauter wurde es damals nach dem letzten Heimspiel nur bei Kapitän und Aushängeschild Lautaro Martinez.

Der verdiente Lohn für Calhanoglus Arbeit – und für ihn selbst nach seiner ersten nationalen Meisterschaft die ultimative Bestätigung (Milans Scudetto 2022 hatte er just im ersten Jahr nach seinem Wechsel zum Erzrivalen verpasst). “Ich glaube immer an mich selbst, ich kenne meine Qualitäten und habe vor niemandem Angst. Ich arbeite sehr hart, bringe viele Opfer”, sagte Calhanglu kürzlich im eingangs erwähnten DAZN-Interview. In seinem persönlichen Ranking setzte der inzwischen 30-jährige Profi dabei City-Ass Rodri auf Rang 2, den jüngst zum sechsten Mal in der Champions League triumphierenden Toni Kroos auf die 3, Joshua Kimmich auf die 4 und Enzo Fernandez vom FC Chelsea auf die 5 – sich selbst natürlich auf Platz 1.

“Pirlo ist mein Idol”

Doch warum sieht er, den die Interisti aus der Curva Nord im Giuseppe-Meazza-Stadion auch mit einem eigens kreierten Lied besingen (“… schwarz-blaues Idol, Hakan Calhanoglu …”), das so? “Die Tore, die ich mache, macht keiner von ihnen”, so der schussgewaltige Akteur. “Ich treffe von außerhalb des Strafraums, etwa per Freistoß. Ich mache Dinge, die schwierig sind. Das Spiel zu verwalten, ist ok. Aber Pässe nur über fünf Meter zu spielen, das mache ich nicht, das mag ich nicht. Mir gefällt es nicht, den Ball von hinten heraus nur zu verwalten. Ich möchte vertikal spielen, Räume schaffen, das Spiel schnell machen. Ich versuche stets, mit meinen Pässen die Wahrscheinlichkeit auf Tore zu erhöhen.” Dabei gebe es auch immer noch etwas zu verbessern. Er selbst wisse am besten, dass auch mit 30 Jahren noch zu lernen sei.

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Gerade, wenn er an europäische Legenden wie Xabi Alonso (“Ich versuche, mich von ihm inspirieren zu lassen, er hatte ein feines Füßchen und eine außergewöhnliche Spielintelligenz”) oder Andrea Pirlo denkt. Der italienische Weltmeister von 2006 “ist mein Idol, die Nummer 1. Wir kennen uns auch ein bisschen. Bei ihm gefällt mir sein ganzes Spiel. Besonders die Tatsache, welche Ruhe er am Ball hatte. Er hat den Stress rundherum nicht wahrgenommen.” Sein Berater habe ihm früh gesagt, “dass ich Pirlo ähnele. Ich habe mich aber eher als Zehner gesehen, doch mit der Zeit hatte er recht. Aber Pirlo ist Pirlo, ich kann mich nicht mit ihm vergleichen. Er ist top, die Nummer 1.

Haken Calhanoglu

Schaffte seinen Durchbruch beim KSC – und ging seither steil die Karriereleiter nach oben: Haken Calhanoglu.
imago sportfotodienst

Der ruhige Calhanoglu ist gereift – “als Mensch und Persönlichkeit”

Und auch wenn er mit seinen vergleichsweise wenig Titeln im Vergleich etwa zu Pirlo noch Aufholbedarf hat, seine steile Karriere bis hin zu seiner ersten Meisterschaft in diesem Jahr ist schon jetzt eine Hausnummer.

Angefangen hatte dabei alles in Deutschland: Nach seiner Ausbildungsstation Waldhof Mannheim, seinem Durchbruch als Profi beim Karlsruher SC und den Bundesliga-Stationen Hamburger SV sowie Bayer 04 Leverkusen war der gebürtige Mannheimer 2017 nach Italien gewechselt. Mit der Empfehlung etwa von 111 Bundesliga-Partien, 28 Toren und 22 Vorlagen. Es folgten 32 Treffer und 48 Assists in 172 Pflichtspielen für Milan, ehe seit seinem Wechsel zu Stadtrivale Inter unter anderem 135 Serie-A-Partien (27 Tore, 24 Vorlagen) stehen.

Auch Geschichten abseits des Platzes, die es früher etwa bei seinem Wechselchaos 2014 vom HSV zur Werkself, bei seinem kuriosen Sportstudio-Auftritt, bei seiner viermonatigen Sperre 2017 oder in Form seines kleinen verbalen Gefechts mit Zlatan Ibrahimovic nach seinem Wechsel zu Milan gegeben hat, haben abgenommen. Das habe aus seiner Sicht auch mit Inter zu tun, weswegen er (Vertrag bis 2027) auch Offerten aus Saudi-Arabien ausgeschlagen hat: “Wir sind eine Familie. Ich bin ablösefrei gekommen und ich weiß, dass der Klub über meine Zukunft entscheidet. Ich habe aber schon gesagt, dass ich bleiben möchte. Jetzt liegt es an ihnen, ob sie mich weiterhin behalten. Hier fühle ich mich wie neu geboren. Ich habe schwere Zeiten hinter mir, aber ich bin gereift – als Mensch und Persönlichkeit.”

“Wenn ich im Ausland spiele, werde ich hier von allen umarmt”

Hakan Calhanoglu

Ist Kapitän der türkischen Auswahl: Hakan Calhanoglu.
IMAGO/Marco Canoniero

Genau diese Ruhe außerhalb des reinen Fußballs mitsamt den famosen Qualitäten auf dem Platz sollen nun auch der türkischen Nationalmannschaft, für die sich der gebürtige Mannheimer schon zu U-16-Zeiten bekannt hat, zu neuen Höhen verhelfen. Nach der verpassten EM 2012 und den Vorrunden-Endstationen 2016 sowie 2021 (wegen Corona ein Jahr verschoben) soll eher wieder etwas Richtung Halbfinalteilnahme 2008 (2:3 gegen Deutschland) geschehen. Oder in Calhanoglus Worten: “Unser Ziel ist es, den Titel zu holen.”

Verlassen darf sich die vom Italiener Vincenzo Montella trainierte Nation, die es zunächst in Gruppe F mit Georgien (18. Juni, 18 Uhr), Portugal (22. Juni, 18 Uhr) und Tschechien (26. Juni, 21 Uhr) zu tun bekommt, dabei sicher auf lautstarke Unterstützung von den Rängen. Viele in Deutschland lebende Türken und Deutsch-Türken dürften mitsamt aus dem Heimatland anreisenden Fans in den Stadien für tolle Stimmung sorgen – und weitere in Deutschland geborene Spieler wie Kaan Ayhan (Gelsenkirchen), Salih Özcan (Köln), Kenan Yildiz oder Kumpel Can Uzun (jeweils Regensburg) bejubeln.

In diesem Zuge wünscht sich dann auch Calhanoglu mehr Anerkennung. Denn bei Besuchen in der deutschen Heimat fühle er sich manchmal immer noch “wie ein Ausgestoßener – und diese Situation tut mir weh”, verriet er jüngst gegenüber TRT Spor. “Wenn ich im Ausland spiele, werde ich hier von allen umarmt. Man hat mir gesagt, wenn du dich für Deutschland entscheidest, wirst du größere Transfers machen, aber das habe ich nicht akzeptiert. Die türkische Flagge ist sehr wertvoll für mich. Ich möchte, dass alle das wissen.”

Zum Thema: Visionär Hakan Calhanoglu – eine steile Karriere mit Störfällen (kicker-Text vom 7. September 2022)

Uzun versteht EM-Aus nicht: “Mit ganz anderen Erwartungen gekommen”

Trotz starker Leistungen beim 1. FC Nürnberg hat es Can Uzun (18) nicht in das endgültige EM-Aufgebot der Türkei geschafft. Seine Enttäuschung darüber verhehlte der Youngster nicht, drückt der türkischen Nationalmannschaft aber dennoch die Daumen.

Can Uzun fehlt im endgültigen EM-Aufgebot der Türkei.

Can Uzun fehlt im endgültigen EM-Aufgebot der Türkei.

picture alliance / Anadolu

In der Bundesliga wird sich Can Uzun im kommenden Jahr zeigen dürfen – bei der Europameisterschaft in Deutschland hingegen nicht. Der 18-jährige Offensivspieler vom 1. FC Nürnberg war einer der neun Akteure aus dem vorläufigen Aufgebot der türkischen Nationalmannschaft, die es nicht in den endgültigen EM-Kader geschafft haben.

Entsprechend groß war die Enttäuschung bei Uzun, um den sich auch der DFB lange bemüht hatte. Er sei “mit ganz anderen Erwartungen” zur Nationalmannschaft gekommen, schrieb der 18-Jährige am Samstag in einem auf Instagram veröffentlichten Statement. Nach einer starken Spielzeit 2023/24, in der er für den FCN in 30 Zweitligapartien 16 Treffer erzielt und zwei weitere vorbereitet hatte, sei er “sehr enttäuscht”, nicht im endgültigen Aufgebot zu stehen.

Meine Zeit wird kommen.

Nachvollziehen, so schrieb der Youngster weiter, könne er die Entscheidung nicht, “aber ich werde sie respektieren und mich nun intensiv auf die neue Saison vorbereiten”. Dann wird Uzun für Eintracht Frankfurt auflaufen, auch wenn der Transfer weiterhin nicht offiziell verkündet ist und auch Uzun in seinem Beitrag nur bestätigte, ins Oberhaus zu wechseln. Seine Aufgabe sei es nun, “noch härter zu arbeiten, eine gute Saison bei meinem neuen Verein in der Bundesliga zu haben und mich erneut zu beweisen”, schrieb Uzun dahingehend.

Trotz der Enttäuschung über die Nichtberücksichtigung drücke er aber weiterhin der türkischen Nationalmannschaft die Daumen, daran ließ Uzun in seinem Statement keine Zweifel. Sein “größter Wunsch” sei es, “dass die Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft gut abschneidet”, erklärte der 18-Jährige. “Meine Zeit wird kommen und ich werde alles tun, um an der Weltmeisterschaft 2026 teilzunehmen und zu spielen, das ist mein Ziel”, so Uzun weiter, der seine Stellungnahme mit den Worten schloss: “Auf geht’s Türkei”.

Uzun fehlt im finalen EM-Kader der Türkei

35 Spieler hatte Nationaltrainer Vincenzo Montella in den vorläufigen Kader der Türkei für die EM in Deutschland berufen, neun Spieler mussten gestrichen werden: Nürnbergs Shootingstar Can Uzun fehlt im endgültigen Aufgebot der Türkei, Dortmunds Salih Özcan dagegen ist dabei.

Konnte sich letztlich nicht durchsetzen und ist bei der EM nicht dabei: Can Uzun.

Konnte sich letztlich nicht durchsetzen und ist bei der EM nicht dabei: Can Uzun.

picture alliance / Anadolu

Das vorläufige Aufgebot der Türkei für die anstehende Europameisterschaft in Deutschland war mit 35 Spielern äußert groß, Nationaltrainer Vincenzo Montella hatte also einige Streichkandidaten auf der Liste, um auf die von der UEFA geforderten 26 Akteure zu kommen – darunter auch Can Uzun von Zweitligist 1. FC Nürnberg.

Der 18-Jährige, der in seinem ersten Profijahr in der 2. Bundesliga beim Club mächtig einschlug, mit 16 Toren und zwei Vorlagen auf sich aufmerksam machte und Ende März im Qualifikationsspiel gegen Ungarn (0:1) debütierte, verpasst die große Bühne, er fehlt im Kader der Türkei. Gleiches gilt für Ozan Kabak, der sich aber im Testspiel gegen Italien (0:0) vor wenigen Tagen das Kreuzband gerissen hatte. Die Titelkämpfe in Deutschland finden ohne den Profi von der TSG Hoffenheim statt.

Im endgültigen Kader der Türkei ist dagegen Salih Özcan von Champions-League-Finalist Borussia Dortmund zu finden, der beim Test gegen die Italiener noch fehlte.

Türkei startet gegen Georgien

Die Türkei startet am 18. Juni gegen Georgien in das Turnier, in der Gruppe F warten zudem Portugal und Tschechien. Am kommenden Montag steht für die Türken noch die EM-Generalprobe in Polen an.