Cristante und Raspadori verpassen Italiens Siegtreffer – Sorge um Kabak

Der EM-Titelverteidiger hat noch Verbesserungspotenzial. Beim Testspiel gegen die ordentlich dagegenhaltenden Türken hatte sich die italienische Nationalmannschaft aber vor allem nach der Pause sehr gut angestellt. Einzig die ganz große Kreativität und die letzte Konsequenz machte einem möglichen Sieg einen Strich durch die Rechnung.

Da wäre mehr drin gewesen: Bryan Cristante musste sich beim 0:0 gegen die Türkei mit seinen Kollegen ärgern.

Da wäre mehr drin gewesen: Bryan Cristante musste sich beim 0:0 gegen die Türkei mit seinen Kollegen ärgern.

IMAGO/Nicolo Campo

Mit klaren Ambitionen visieren die beiden Nationen Italien und Türkei die unmittelbar bevorstehende Europameisterschaft in Deutschland (14. Juni bis 14. Juli) an – und standen sich deshalb noch bei einem Vorbereitungstest in Bologna gegenüber.

Beim Titelverteidiger setzte der neue Trainer Luciano Spalletti (“Wir müssen vergessen, dass wir wohlhabend sind und alles haben”) etwa auf Stürmer Retegui mit dessen famoser Bilanz (vier Tore aus fünf Länderspielen), schonte Barella von Serie-A-Meister Inter und konnte noch nicht auf Europa-League-Sieger Scamacca von Atalanta Bergamo zurückgreifen. EM-Ausfälle in Form von Routinier Acerbi (Inter Mailand) und Talent Scalvini (Atalanata Bergamo) hatte es außerdem schon gehagelt.

Apropos EM-Ausfall: Ein solcher droht nach diesem Test in Italien auch den vom ehemaligen Roma-Stürmer Vincenzo Montella betreuten Türken. Denn Abwehrmann Kabak, mit seinen 24 Jahren als Führungskraft im Defensivverbund gesetzt, verletzte sich in der 38. Minute bei einem handelsüblichen Zweikampf gegen den Körper reinstellenden Retegui eventuell schwer am rechten Knie.

Der Hoffenheimer Bundesliga-Profi signalisierte sofort Schmerzen, konnte nicht mehr aufstehen und wurde auf einer Trage abtransportiert (42.) und direkt mit dem Verdacht auf eine schwere Verletzung in ein naheliegendes Krankenhaus gebracht.

Cristante hat Alu-Pech

Sportlich konnten die ersten 45 Minuten übrigens schnell zusammengefasst werden: Die heimischen Azzurri hatten über weite Strecken die Spielkontrolle, kamen gegen diszipliniert agierende Türken aber kaum durch. Retegui verzeichnete mal einen Abschluss (7. Minute), während Pellegrini bei einem aussichtsreichen Freistoß zu ungenau zielte (19.).

Gefährlicher waren da schon die Versuche von Retegui aus kürzester Distanz knapp am Kasten vorbei (23.), während auf der anderen Seite Ayhan verfehlte (24.). Richtig eng wurde es nochmals in der Nachspielzeit und damit in einer Phase, in der die Türkei eigentlich mehr Betrieb machtee und mehr Risiko ging. Die Chance aber hatte die Squadra Azzurra in Form von Cristante, der eine starke Ecke seines Roma-Vereinspartners Pellegrini an den rechten Pfosten köpfte (45.+3).

Raspadori lässt auch die letzte Chance aus

Den Schwung dieser Chance bekamen die Hausherren auch rüber mit in Durchlauf zwei. Mit massig Ballbesitz und deutlich mehr Druck schoben die Spalletti-Schützlinge nun an – und kamen durch Retegui (52.), Joker Zaccagni (57.) sowie nochmals Retegui (Fallrückzieherversuch in der 59.) zu Abschlüssen. Auf der anderen Seite musste sich aber auch Vicario, der bei der EM im italienischen Kasten natürlich hinter Kapitän Donnarumma rücken wird, mal gegen Demiral auszeichnen (63.).

Ansonsten aber gaben die Azzurri den Ton an, auch wenn in der Schlussphase ruhigere Phasen mit wenig Spielfluss – womöglich aufgrund einiger Wechsel – ebenfalls zu diesem Test gehörten. So feierten hier etwa noch Türkeis 18-jähriger Kilicsoy von Besiktas sein Debüt, genauso wie der 22-jährige Calafiori. Der Abwehrmann wurde in seinem Heimstadion zu Bologna mit lautstarkem Applaus empfangen – und half in den finalen Minuten nochmals beim Anschieben. Doch auch der gefundene Angreifer Raspadori brachte den letzten Abschluss nicht unter (90.+3). So musste das durchaus in Phasen dominante Italien und die Türkei, die auch gute Ansätze zeigte, mit einer Nullnummer leben.