“Sind nicht in der 1. Klasse”: Klare Worte und Hecking-Ansprache für FCN-Profis

Der 1. FC Nürnberg steckt in einer Formkrise. Vor dem Auswärtsspiel beim Karlsruher SC sprach auch Sportvorstand Dieter Hecking zur Mannschaft, während die Trainer draußen warteten. Für Coach Cristian Fiel in der aktuellen Situation “nichts Außergewöhnliches”.

Auf der Suche nach den passenden Worten: Nürnberg-Coach Cristian Fiel (li.) und Sportvorstand Dieter Hecking.

Auf der Suche nach den passenden Worten: Nürnberg-Coach Cristian Fiel (li.) und Sportvorstand Dieter Hecking.

IMAGO/Zink

Es hapert gewaltig beim 1. FC Nürnberg: Fünfmal in Folge blieb die Mannschaft von Cristian Fiel in den vergangenen Wochen sieglos, zuletzt verlor man dreimal in Folge gar zu Null. Vier Spieltage vor Schluss ist Relegationsplatz 16 zwar noch sechs Zähler entfernt, langsam braucht es aber wieder Punkte, wenn es nicht doch noch einmal ungemütlich werden soll.

Entsprechend wurde der Ton unter der Woche rauer. Neben Trainer Cristian Fiel hat sich auch Sportvorstand Dieter Hecking direkt an die Spieler gewendet. “Er hat zur Mannschaft gesprochen, das Trainerteam hat draußen gewartet, bis die Jungs zum Training gekommen sind”, erklärte Fiel. “Keiner ist weinend rausgekommen. Ich glaube, wenn du als Fußballmannschaft in so einer Situation bist, dann hat der Sportvorstand auch mal das Recht, zur Mannschaft zu sprechen. Deswegen ist es für mich nichts Außergewöhnliches.”

Wir sind keine 1. oder 2. Klasse, sondern eine Fußballmannschaft und da gehört es schon dazu, die Wahrheit anzusprechen.

Cristian Fiel

Der Coach selbst sah zwar, dass nicht alles in den vergangenen Wochen schlecht war, weiß aber auch: “Wenn du die Spiele nicht gewinnst, keine Punkte holst, keine Tore schießt, dann interessiert es auch keinen, dass du immer wieder ins letzte Drittel kommst und es immer wieder der entscheidende Pass oder das letzte Duell ist, das du dann nicht für dich entscheidest.”

Entsprechend sei klar: “Wir sind keine 1. oder 2. Klasse, sondern eine Fußballmannschaft und da gehört es schon dazu, die Wahrheit anzusprechen.” Und die sieht bitter aus: 0:4 gegen Kiel, 0:2 auf Schalke und 0:2 gegen Paderborn, so lauteten die Ergebnisse der vergangenen Wochen.

Angst vor Fehlern? “Dann können wir es gleich lassen”

Neben der harmlosen Offensive verschärften auch einige individuelle Fehler die Krise. “Wenn du, um einfach irgendeine Position zu nennen, als Flügel das Eins-gegen-eins vor dir hast und es nicht gewinnst, dann wird es halt schwierig, in gefährliche Räume zu kommen und Tore zu schießen”, erklärte Fiel, betonte andererseits aber auch: “Fehler gehören einfach dazu. Wenn ich mit sieben Spielern rausgehe, die Angst haben, den Ball zu bekommen, dann können wir es gleich lassen.”

Viele dieser Fehler darf sich der Club am Sonntag (13.30 Uhr, LIVE! bei kicker) jedenfalls nicht erlauben. Dann geht es zum Karlsruher SC, einem der formstärksten Teams der Liga. Zuletzt blieb die Elf von Christian Eichner fünfmal in Folge ungeschlagen (3-2-0).

Fünferkette ist “eine Option”

“Sie bringen viele Flanken, sind super in der Box, bringen Größe mit. Wenn wir das so verteidigen, wie wir es teilweise schon gezeigt haben, dann werden wir große Probleme kriegen, das steht außer Frage”, analysierte Fiel den kommenden Gegner. “Wir müssen unsere Box besser verteidigen. Allerdings gehört auch dazu, dass wir früher attackieren, um die Flanken zu verhindern. Wenn der Ball erstmal unterwegs ist, dann ist es manchmal auch nicht so einfach.”

Dabei könne auch eine Fünferkette durchaus eine Option sein. Sicher nicht mit von der Partie ist Christopher Schindler, der sich unter der Woche eine Muskelverletzung im Oberschenkel zuzog. Außerdem fehlt Jens Castrop bereits zum vierten Mal in dieser Saison gesperrt, diesmal aufgrund seiner zehnten Gelben Karte. James Lawrence macht nach seiner Rücken-OP Fortschritte und nimmt bereits teilintegrativ am Mannschaftstraining teil.

Schon wieder verletzt: Schindler muss Club-Training abbrechen

Christopher Schindler hat es am Dienstag erneut erwischt. Der Nürnberger Abwehrspieler musste das Training wegen einer Muskelverletzung abbrechen.

Rückschlag im Kampf ums Comeback: Christopher Schindler.

Rückschlag im Kampf ums Comeback: Christopher Schindler.

IMAGO/Zink

“Leider keine guten Nachrichten vom Trainingsplatz”, schrieb der 1. FC Nürnberg am Dienstagmittag bei X. Christopher Schindler, 33-jähriger Abwehrspieler im Kader der Franken, hat sich erneut verletzt. Wegen einer “Muskelverletzung im Oberschenkel”, wie der Club weiter mitteilt, habe der gebürtige Münchner und Ex-Kapitän des FCN die Übungseinheit abbrechen müssen.

Damit verlängert sich die Leidenszeit Schindlers, der in der laufenden Saison noch keine Zweitliga-Minute auf dem Rasen bestritten hat.

Zwei Kreuzbandrisse und ein gebrochener Fuß

Seit einem im Dezember 2020 in Diensten von Huddersfield Town erlittenen Kreuzbandriss ist die Laufbahn des Defensivakteurs von mittelschweren bis schweren Verletzungen geprägt. Im vergangenen Sommer erlitt Schindler einen weiteren Kreuzbandriss, im Januar einen Mittelfußbruch, von dem er sich zuletzt erholt zu haben schien und das Trainingspensum wieder erhöht hatte.

Schindlers Vertrag beim Club läuft mit dem 30. Juni aus. Ob er darüber hinaus der Defensive der zuletzt nicht selten wackligen Nürnberger Hintermannschaft Halt geben wird, darf bezweifelt werden.

Mit Kollege James Lawrence hatte sich zu Wochenbeginn ein weiterer Innenverteidiger indes nach langer Leidenszeit beim Club zurückgemeldet. Auch der Vertrag des 31-Jährigen läuft im Sommer aus. Ob der Waliser im Saison-Endspurt noch einmal wird auflaufen können, ist noch fraglich.

Lawrence berichtet über Leidenszeit: “Ich konnte nicht mehr sitzen”

Ende August stand James Lawrence zuletzt für den 1. FC Nürnberg auf dem Platz. Jetzt kehrt der 31-Jährige zurück und berichtet davon, dass er kein “alltägliches Leben” mehr habe führen können, weswegen eine Operation nötig gewesen sei.

Das Mannschaftstraining ist sein nächstes Ziel: James Lawrence.

Das Mannschaftstraining ist sein nächstes Ziel: James Lawrence.

IMAGO/Zink

Die Saison war gar nicht so schlecht losgegangen für James Lawrence. Der Innenverteidiger stand bei den ersten fünf Pflichtspielen viermal auf dem Platz. Doch sein Martyrium nahm dann schnell seinen Lauf, wie er jetzt auf der Website des Clubs berichtet.

“Es begann im September nach der Vorbereitung. Ich war fit und fühlte mich gut, hatte aber immer wieder Schmerzen in meinem Bein”, schildert Lawrence den Prozess, wie vor rund acht Monaten alles losging. Das habe sich alles zunächst nicht schlimm angefühlt und sei auch während des Trainings kein Problem gewesen.

“Ich konnte nicht mehr wirklich ein alltägliches Leben führen”

“Wenn ich aber nach dem Training ausgekühlt bin und zu Hause war, kam der Schmerz zurück. Nach einiger Zeit konnte ich nach den Einheiten nicht mal mehr sitzen und es stellte sich heraus, dass das Problem im Rücken liegt”, erzählt der 31-Jährige über seine dramatische Situation. “Ich konnte nicht mehr wirklich ein alltägliches Leben führen, da ich mich nirgendwo mehr hinsetzen konnte. Das Einzige, was sich einigermaßen in Ordnung anfühlte, war liegen oder gehen, wobei es im Liegen auch immer schlimmer wurde und ich nicht mal mehr richtig schlafen konnte.”

OP im Januar bringt die Wende

Nachdem seine Probleme während der Reha im Herbst immer wieder zurückgekehrt waren, wurde schließlich im Januar die Entscheidung getroffen zu operieren. Nach der OP seien die Schmerzen weggewesen. “Ich hatte das Gefühl, dass ich wieder zurück in ein normales Leben finden kann.” Nach seiner Reha in Amsterdam ist Lawrence nun seit Sonntag wieder in Nürnberg und möchte allmählich ins Mannschaftstraining einsteigen.

Wie geht es im Sommer weiter?

Allerdings wird die Zeit bis Saisonende knapp und so steht nicht mal fest, ob der Waliser, dessen Vertrag im Sommer ausläuft, nochmals für den FCN wird spielen können/dürfen. Lawrence steht seit Sommer 2022 beim Club unter Vertrag und hat seither 28 Pflichtspiele absolviert. Ob der elfmalige walisische Nationalspieler einen neuen Vertrag erhalten wird, ist offen.

Nürnbergs Wechselbad der Gefühle rund um Uzuns Elfmeter

Wie schnell sich Gefühle verändern können, spürten die Anhänger von Nürnberg am Freitagabend. Zwischen Ärger, Freude, einem kurzen Schock, Jubel und Verwunderung lagen nur wenige Minuten.

Selbst angeschossen: Can Uzun vergibt auf kuriose Weise Nürnbergs Ausgleich.

Selbst angeschossen: Can Uzun vergibt auf kuriose Weise Nürnbergs Ausgleich.

IMAGO/Zink

Die Fans von Nürnberg erlebten am Freitagabend im Heimspiel gegen Paderborn kurz nach Wiederanpfiff ein wahres Wechselbad der Gefühle: Beim Stand von 0:1 dribbelte Joker Joseph Hungbo von der rechten Seite in den gegnerischen Sechzehner und ging nach einem Kontakt mit Marcel Hoffmeier zu Boden. Zum Ärger der FCN-Anhänger blieb die Pfeife von Schiedsrichter Florian Exner stumm. Doch wenige Minuten später verdrängte die Freude den Frust: Exner zeigte nach Ansicht der Videobilder nachträglich auf den Punkt.

Can Uzun, der sich sofort nach dem Foul den Ball geschnappt hatte, legte sich diesen nun zu Recht. Zwar scheiterte der 18-Jährige zunächst an Pelle Boevink, aber den Abpraller setzte er anschließend ganz sicher ins Netz und sorgte somit nach einem kurzen Schock für Jubel. Doch dieser verpuffte zur Überraschung einiger zeitnah wieder – die nächste Gefühlsveränderung binnen weniger Minuten. Denn der Ball lag nach dem vermeintlichen 1:1 nicht auf dem Mittelpunkt, sondern auf dem Elfmeterpunkt im Paderborner Strafraum.

Der Anlass: VAR Nicolas Winter hatte sich zum dritten Mal im Spiel eingeschaltet und Exner auf einen Doppelkontakt von Uzun bei der Ausführung des Elfmeters hingewiesen. Der gebürtige Regensburger war mit seinem linken Standbein leicht ausgerutscht und hatte dieses im Anschluss angeschossen. “Ich habe nur mitbekommen, dass er sich irgendwie selber angeschossen haben muss. Damit sind es zwei Kontakte, die beim Elfmeter nicht erlaubt sind. Eine bittere Situation”, schilderte Nürnbergs Trainer Cristian Fiel die Szene aus seiner Sicht am Sky-Mikrofon.

Dann kriegst du noch das zweite und dann ist es schwierig.

Cristian Fiel

Noch bitterer machte das Missgeschick eine Aktion wenige Minuten später auf der Gegenseite. Denn sechs Minuten nach dem versenkten Elfmeter-Nachschuss stellte Visar Musliu im Anschluss an einen Eckball auf 2:0. “Dann kriegst du noch das zweite und dann ist es schwierig”, so Fiel.

Zwei weitere zurückgenommene Tore machten gebrauchten Tag perfekt

Obwohl Nürnberg sich nie wirklich von dem Schock erholte, zappelte die Kugel noch ein drittes Mal an diesem Freitagabend im Paderborner Tor. Da aber Muslius Eigentor genau wie Kanji Okunukis Treffer in Durchgang eins nicht zählte, blieb der Club zum dritten Mal in Folge ohne Tor.

Nach dem fünften sieglosen Spiel in Serie droht der Club noch in den Abstiegsstrudel zu geraten: Das Sechs-Punkte-Polster auf den Relegationsplatz könnte in den kommenden zwei Tagen noch schrumpfen. Dennoch denkt der Coach nicht an den Abstieg. “Wahrscheinlich glauben sie mir das nicht, aber darüber mache ich mir keine Gedanken. Ich versuche mich auf das kommende Spiel vorzubereiten”, so Fiel und fuhr fort: “Die Tabelle können wir nicht ändern. Für mich geht es darum, den Trend zu ändern.”

Die nächste Chance dazu bietet sich nächste Woche Sonntag – erneut in einem Heimspiel – gegen den KSC (13.30 Uhr).

Fiel deutet Experimente an: “Da kann noch etwas passieren”

Nur zehn Punkte aus den vorangegangenen zehn Zweitliga-Partien bedeuten, dass der 1. FC Nürnberg neuerdings seinen Blick in die untere Tabellenhälfte werfen muss. Zum gesicherten Klassenerhalt fehlt noch ein Sieg. Den wünscht sich Trainer Cristian Fiel sehnlichst, schließlich würde der Spanier im Saison-Endspurt noch gerne herumexperimentieren.

Sehnt den sicheren Klassenerhalt herbei: Nürnbergs Trainer Cristian Fiel.

Sehnt den sicheren Klassenerhalt herbei: Nürnbergs Trainer Cristian Fiel.

IMAGO/Zink

Trotz Nieselregen, kalten Temperaturen, sowie der sportlichen Situation erwartet der Club fürs Heimspiel gegen Paderborn am Freitag (18.30 Uhr, LIVE! bei kicker) rund 28.000 Zuschauer. Die würden allesamt gerne einen Dreier bejubeln, der letzte vor heimischer Kulisse liegt schließlich schon rund anderthalb Monate zurück.

Nur ein Punkt aus den letzten vier Spielen

“Es wird darum gehen, dass wir unser Gesicht zeigen, wie wir es in Berlin getan haben”, blickt FCN-Coach Fiel aufs Duell mit dem SCP voraus. Wohl wissend, dass seine Mannschaft “noch den ein oder anderen Punkt” braucht, um nicht doch noch in den Abstiegsstrudel zu geraten. Bei Hertha BSC hatten die Mittelfranken die Partie über weite Strecken unter Kontrolle, gaben den zwischenzeitlichen Zwei-Tore-Vorsprung aber noch aus der Hand. Vom anstehenden Gegner erwartet Fiel “eine Mannschaft, die ähnlich wie wir nicht aus ihrem besten Moment kommt. Sie agieren mit vielen langen Bällen, entwickeln aber auch viele Chancen”.

Die Nürnberger selbst sind seit vier Zweitliga-Spielen sieglos. Zwischen den Heim-Niederlagen gegen St. Pauli (0:2) und Kiel (0:4) trennte sich der Club 3:3 in Berlin und verlor jüngst 0:2 bei Abstiegskandidat Schalke 04. “Wir spielen zu oft den schlampigen Pass, gewinnen nicht das direkte Duell oder trauen uns erst gar nicht, vorne in den Strafraum zu gehen”, bemängelt Fiel und führt aus: “Wir haben zu oft diesen Moment, wo wir denken: ‘Hey, mein Mitspieler macht das schon, der braucht nicht meine Hilfe.’ Und auf einmal ist dann der Gegenspieler an uns vorbei und wir schauen uns um und merken, dass es zu spät ist.”

Hungbo wieder eine Option

Einer, der beim Vorhaben, die 40-Punkte-Marke zu knacken, wieder dabei sein könnte, ist Joseph Hungbo. Der englische Flügelspieler feierte bei der deutlichen Niederlage gegen die KSV Holstein sein Comeback in der Startelf (erstmals seit dem 2. Spieltag), wurde aber bereits in der zwölften Minute mit Gelb-Rot vom Platz gestellt.

“Diese Trainingswoche war besser als die letzte”, ordnet Fiel die Leistungen des 24-Jährigen ein. “Man hat gemerkt, dass ihm das zu schaffen gemacht hat, allerdings zu lange. So etwas muss man abhaken und dann geht es vorwärts.” Weil seine Trainingsleistungen in dieser Woche im Vergleich zur Vorwoche (“nicht gut”) “ok” waren, sei er für den Freitag eine Option.

Reicherts Debüt noch in dieser Saison?

Doch egal, ob mit oder ohne den gebürtigen Londoner hat der FCN am Freitagabend ein Ziel, welches Klassenerhalt heißt. Sollten im Duell mit Paderborn drei Punkte herausspringen, könnte Fiel seine Gedanken, noch einige Nachwuchsspieler in dieser Saison einzusetzen, im Endspurt bewahrheiten. “Da kann vielleicht noch etwas passieren”, ließ der 44-jährige Spanier durchklingen. Damit gemeint dürfte vor allem Torhüter Jan Reichert sein.

Rund um den Valznerweiher wird spekuliert, dass die aktuelle Nummer drei eine ernsthafte Option für den Posten des Stammkeepers in der kommenden Spielzeit sein könnte. Weil der 22-Jährige, der im Sommer 2021 aus Schweinfurt nach Nürnberg wechselte, noch kein einziges Zweitliga-Spiel gemacht hat, würden sich die letzten Spiele dieser Saison optimal fürs Debüt anbieten. Dazu werden aber erst einmal dringend drei Punkte benötigt.

Nur geringe Auflagen: DFL erteilt 1. FC Nürnberg die Lizenz

Der 1. FC Nürnberg hat von der DFL in ihrem Lizenzierungsverfahren für die kommende Spielzeit die Lizenz mit geringen Auflagen erhalten.

Die Lizenz ist erteilt: Die Club-Fahne weht auch in der kommenden Saison im Profi-Fußball.

Die Lizenz ist erteilt: Die Club-Fahne weht auch in der kommenden Saison im Profi-Fußball.

IMAGO/Zink

Die Deutsche Fußball Liga GmbH hat den Profivereinen der Bundesliga und 2. Bundesliga am Donnerstag ihre Entscheidungen im Lizenzierungsverfahren für die Saison 2024/2025 mitgeteilt.

Zwei Auflagen

Erstmals seit drei Jahren hat dabei der 1. FC Nürnberg die Lizenz für die 2. Liga ohne Bedingungen erhalten, die Franken müssen allerdings zwei Auflagen erfüllen. Dazu zählen Nachweise zur Planqualität und ein aufgrund organisatorischer Gründe noch nachzureichender Stadion-Mietvertrag.

Auch Transfererlöse tragen zur Lizenz bei

“Wir freuen uns, dass der eingeschlagene Weg der wirtschaftlichen Konsolidierung weitere Erfolge zeigt und uns unsere Partner auf diesem Weg so verlässlich unterstützen”, wird Niels Rossow auf der Website des FCN zitiert. “Wesentlich dazu beigetragen haben auch unsere Mitarbeitenden, die diszipliniert und vernünftig mit Kosten und Investitionen umgegangen sind sowie die Transfererlöse, die wir mit dem Verkauf von Kwadwo Duah, Mats Möller Daehli und Nathaniel Brown realisieren konnten”, so der Kaufmännische Vorstand des 1. FC Nürnberg weiter.

“Einfache Fehler”: Wird es für Nürnberg nochmal “kribbelig”?

In der Offensive zu ungenau und harmlos, im eigenen Ballbesitz zu fehleranfällig. Beim 1. FC Nürnberg läuten nach der Niederlage auf Schalke leise die Alarmglocken.

Konnte die Niederlage trotz starker Paraden nicht verhindern: FCN-Keeper Carl Klaus.

Konnte die Niederlage trotz starker Paraden nicht verhindern: FCN-Keeper Carl Klaus.

picture alliance/dpa

Zwei Kritikpunkte kristallisierten sich bei den Nürnberger Akteuren in der Nachbetrachtung der 0:2-Niederlage auf Schalke heraus. Während sich der Club das Leben aufgrund eigener Fehler selbst schwermachte, fehlte es vor dem gegnerischen Gehäuse schlichtweg – und zum wiederholten Male – an der nötigen Präzision.

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Uzuns Fehler wird “bestraft”

Diese Auffassung teilte unter anderem FCN-Coach Cristian Fiel, der am Sky-Mikrofon vor allem auf zwei Szenen zu sprechen kam, die sinnbildlich für den Auftritt der Franken bei den befreundeten Schalkern gewesen waren.

So wurde nach Ansicht des Trainers etwa eiskalt “bestraft”, dass Can Uzun vor dem ersten Gegentreffer nahe der Mittellinie aufdrehte, ohne zu ahnen, dass ihm S04-Innenverteidiger Marcin Kaminski bereits dicht auf die Pelle gerückt war. “Wenn du nicht weißt, was in deinem Rücken ist, darfst du nicht aufdrehen. Weil die Gefahr, dann den Ball zu verlieren, einfach sehr groß ist”, erklärte der Spanier.

Fiel sei bewusst, dass sein 18-jähriges Mittelfeldjuwel “noch jung ist” und bei ihm entsprechend noch viel Lernpotenzial bestünde. “Er muss das lernen, wir reden da auch drüber. Heute wurde es bestraft”, so der 44-Jährige.

Fiel: “Dann musst du sie irgendwann auch mal machen”

Zuspruch in der Kabine dürfte er dabei vom starken Schlussmann Carl Klaus erhalten, der nach dem Schlusspfiff ähnlich deutliche Worte für den Auftritt der Nürnberger fand. “Wir machen in den entscheidenden Situationen zu sehr dummen Zeitpunkten einfache Fehler, die bitterböse bestraft werden. Das darf nicht passieren, da muss man schnellstens dazulernen, weil wir so unsere eigenen Spiele killen.”

Ein solches Lern- bzw. Verbesserungspotenzial lässt sich derweil auch im Hinblick auf die Chancenverwertung nicht abstreiten. Nicht selten hatten sich die Franken vor das Schalker Gehäuse kombiniert, waren dann aber entweder an Torhüter Marius Müller oder dem eigenen Unvermögen verzweifelt.

Dass wenige Sekunde vor dem Ende auch der eingewechselte und wieder genesene Felix Lohkemper eine Großchance ungenutzt ließ, passte zum Abend der Gäste. “Er weiß selber, ich glaube den muss man machen. Das ist einfach so. Aber ja, es hilft nichts. Wir arbeiten weiter daran, ich wiederhole das gerne: Was du dafür brauchst, sind die Chancen, aber dann musst du sie irgendwann auch mal machen”, fiel diesbezüglich die treffende Analyse des FCN-Trainers aus.

37 Punkte werden in diesem Jahr sicher nicht reichen.

Carl Klaus

Auch für Sechser und Ex-Schalker Florian Flick ist klar, in welchen Bereichen die Nürnberger im Endspurt der aktuellen Spielzeit zulegen müssen. “Erwachsener werden, Profifußball spielen, zielstrebig – da gibt es verschiedene Begriffe, wie man es eingrenzen kann. Aber auf jeden Fall ist es so, dass wir es umsetzen müssen, ansonsten bleiben wir nicht torgefährlich.”

Gelingt dies in den kommenden Spielen nicht, blüht dem Club, der nach dem 25. Spieltag noch elf Punkte Vorsprung auf die Abstiegszone aufweisen konnte, aus Sicht von Keeper Klaus ein “kribbeliges” Saisonfinale. “Es sind noch fünf Spiele, aber wir haben zum Punkten auch nicht ewig Zeit. 37 Punkte werden in diesem Jahr sicher nicht reichen”, blickt der 30-Jährige voraus.

Fiels zweistufiger Plan

Besser machen als zuletzt – nach der jüngsten 0:4-Heimniederlage gegen Kiel stellt FCN-Trainer Cristian Fiel die Fahrt auf Schalke unter diese Prämisse. Besagtes besser machen bedeutet für ihn konkret, nach drei sieglosen Partien mit einem Dreier nach Hause zu fahren.

Auswärtssieg vor Fanfreundschaft: Cristian Fiels Prioritäten auf Schalke sind klar.

Auswärtssieg vor Fanfreundschaft: Cristian Fiels Prioritäten auf Schalke sind klar.

IMAGO/Zink

Dass diese Partie zwischen den beiden Traditionsvereinen allein schon wegen der mit außergewöhnlicher Wucht gelebten Fanfreundschaft keine gewöhnliche ist, weiß Fiel hinlänglich – und genau deswegen will er nun im Vorfeld der Samstagabendpartie kein Wort über sie verlieren. “Zuletzt haben wird die Fanfreundschaft immer groß thematisiert. Am Ende haben dann immer die Schalker gewonnen. Nun lassen wir das Thema ruhen und wollen die Punkte holen. Dann können wir gerne gemeinsam feiern”, sagt der FCN-Coach und betont im gleichen Atemzug, wie sehr es ihn freut, dass sich rund 6000 Fans auf den Weg in den Ruhrpott machen.

Ein Plan, der so eigentlich nicht aufgehen kann. Erfüllen seine Spieler den ersten Teil, wird es mit dem zweiten Teil schwierig bis zäh. Luchsen nämlich die Franken den ihnen nahestehenden Knappen drei Punkte ab, vergrößern sie deren Abstiegsnöte derart, dass ihnen kaum nach Feiern zu Mute sein wird.

Dass der FCN darauf keine Rücksicht nehmen will und kann, versteht sich von selbst. Und wie die Club-Elf das Vorhaben in die Tat umzusetzen kann, dafür bekommt sie von Fiel und seinem Stab das passende theoretische Rüstzeug mit auf den Rasen. Das fängt damit an, dass der FCN, weil im Vergleich zum Schalker Team ehr kleingewachsen, versuchen sollte, erstens Flanken zu blocken und zweitens diejenigen, die dann doch kommen, hochkonzentriert zu verteidigen. Letzteres gilt auch für die sogenannten zweiten Bällen, auf deren Gewinn Schalke setzen wird.

Sich auf die einfachen Sachen besinnen

Apropos hochkonzentriert – das bekam die FCN-Mannschaft zuletzt selten über eine gesamte Spielzeit gebacken, krasse individuelle Fehler zogen sich einem roten Faden gleich durch die vergangenen Partien. “Keiner macht das ja mit Absicht. Oftmals hatte derjenige bereits die übernächsten Aktion im Kopf”, sagt Fiel. Das Gegenrezept: sich auf die einfachen Dinge besinnen, lieber mal den nächsten freistehenden Mann anspielen, anstatt mit einem zu komplizierten Pass einen Ballverlust zu erzeugen.

Ein Thema, das der Trainerstab zu einem der Schwerpunkte dieser Trainingswoche gemacht hat – und dabei im Großen und Ganzen das gesehen hat, was es sehen wollte. “Es steht zwar die Abschlusseinheit noch aus, doch ich bin bislang mit der Trainingswoche sehr zufrieden”, betont Fiel. Passend dazu, dass er nahezu aus dem Vollen schöpfen kann und ihm somit keinerlei Aufstellungssorgen plagen.

Was der Spanier auch thematisiert hat: die Wucht des körperlich starken Gegners. Die Bereitschaft entschlossen dagegenzuhalten, wird für den FCN zur elementaren Voraussetzung, um in der Veltins-Arena bestehen zu können. Dass dieses voll besetzte Stadion allein noch mal für eine zusätzliche Wucht sorgen wird, steht für Fiel außer Frage: “Wer das schon mal erlebt hat, weiß, was das bedeutet. Ich bin selbst gespannt, wie einige meiner Spieler damit fertigwerden.”

Andersson als “realistische” Variante

Und weil die physische Komponente am Samstag von so großer Bedeutung sein wird, könnte es gut sein, dass der kantige 1,90-Meter-Mittelstürmer Sebastian Andersson nach zuletzt zwei Spielen ohne Einsatz wieder von Beginn an spielt. Zuletzt hat sich Fiel mit dem wendigen, schwer auszurechnenden Lukas Schleimer für die Variante “falsche Neun” entschieden.

“Wir überlegen immer, welcher Spielertyp gegen den jeweiligen Gegner besser passt”, führt Fiel aus, um nun die Option Andersson als “realistisch” zu bezeichnen. Das allein besagt noch nicht viel, denn realistisch wäre es auch, ganz vorne nichts zu ändern: Die bisherige Saison hat gezeigt, dass Schalke höchst anfällig wird, wenn es das Duell um den zweiten Ball verliert – und die sich dann bietende Räume sind wiederum ein gutes Terrain für Spielertypen à la Schleimer.

Wer letztendlich beim FCN beginnt, wird ohnehin nicht die ausschlaggebende Frage sein, sondern die nach dem Wie. Je entschlossener er in die Zweikämpfe gegen die heimstarken Schalker geht, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Fiels Plan aufgeht – zumindest der erste Teil.

Chris Biechele

Tennisbälle, Fans im Innenraum: Nürnberg wird zur Kasse gebeten

Die Fans des 1. FC Nürnberg sind in der laufenden Zweitliga-Saison des Öfteren negativ aufgefallen. Dafür wird der Verein vom DFB-Sportgericht nun zur Kasse gebeten.

Nürnberger Fans betraten den Stadion-Innenraum, die Polizei rückte an.

Nürnberger Fans betraten den Stadion-Innenraum, die Polizei rückte an.

IMAGO/Zink

Es war einer der auffälligsten Fan-Proteste gegen den mittlerweile zurückgezogenen Plan der DFL, Investoren mit ins Boot zu holen. In der 13. Minute des Nürnberger Heimspiels gegen den 1. FC Kaiserslautern (1:1) am 18. Februar überstiegen zahlreiche Anhänger der Franken die Umzäunung in der Nordkurve und drangen in den Innenraum des Max-Morlock-Stadions ein. Innerhalb von fünf Minuten sammelten sich bis zu 500 Personen hinter dem Tor auf gesamter Breite und entrollten ein Protestbanner.

Schiedsrichter Michael Bacher unterbrach die Partie folgerichtig, bat die Mannschaften an den Spielfeldrand. Erst als dem Wunsch der Nürnberger Fans, ein Vorstandsmitglied zum Gespräch heranzuzitieren, folgegeleistet wurde, verließen die Anhänger den Innenraum. Nach etwa 15 Minuten zog sich der Fan-Mob in dessen Zuschauerblöcke zurück, der Protest verlief derweil friedlich. Beim Übersteigen des Zaunes wurde dennoch eine Person verletzt, die durch Sanitäter versorgt werden musste.

Tennisbälle, Flummis und Farbbeutel

Für den ausgedehnten Protest wird der Zweitligist nun vom DFB-Sportgericht zur Kasse gebeten, 20.000 Euro werden fällig. Das ist jedoch nicht die einzige Geldstrafe, die der FCN wegen Fehlverhalten der Fans zu begleichen hat. Im Rahmen weiterer Protest-Aktionen warfen Club-Fans während der Partien gegen den Hamburger SV am 18. Dezember (0:2), gegen den VfL Osnabrück am 3. Februar (2:2) und beim SV Wehen Wiesbaden (1:1) am 9. Februar diverse Gegenstände, darunter Tennisbälle, Flummis und Farbbeutel auf den Rasen. Die Partien mussten jeweils für mehrere Minuten unterbrochen werden, was insgesamt weitere 20.000 Euro Strafe zur Folge hat.

Von der Gesamtsumme von 40.000 Euro kann der Verein bis zu 13.100 Euro für sicherheitstechnische oder gewaltpräventive Maßnahmen verwenden, teilte der DFB am Donnerstag mit. Dies wäre bis zum 30. September nachzuweisen. Der Kontrollausschuss regt diesbezüglich an, “den Strafnachlass für Fan-Dialoge zu nutzen”.

“Ich dachte, ich hätte meine Emotionen unter Kontrolle”: Hungbo äußert sich zum Platzverweis

Der kurze und fast tragische Einsatz des Joseph Hungbo im Spiel Nürnberg gegen Kiel hat für jede Menge Resonanz gesorgt. Nun hat der Engländer eine Stellungnahme abgegeben.

Gelb-Rot nach zwölf Minuten: Joseph Hungbo beim Club-Spiel gegen Kiel.

Gelb-Rot nach zwölf Minuten: Joseph Hungbo beim Club-Spiel gegen Kiel.

IMAGO/Zink

Die zwölfte Spielminute im Duell seiner Nürnberger mit Holstein Kiel hat Joseph Hungbo sichtlich mitgenommen. Gelb-Rot in der Anfangsviertelstunde schafft nicht jeder. Zwei Fouls waren für Schiedsrichter Richard Hempel indes eins zu viel, er schickte den konsternierten Engländer vom Feld.

Und dabei hatte sich Hungbo so viel vorgenommen gegen die KSV Holstein. Von zahlreichen Fans war der 24-Jährige gefordert worden, Trainer Cristian Fiel hatte ihm erstmals seit Monaten das Startelfmandat erteilt. Und dann das. Der erste Platzverweis in seiner Karriere.

Aktuelle Club-Spiele

“Ich habe lange auf diesen Startelfeinsatz gewartet und wollte ihn unbedingt”, gesteht der Offensivmann auf der Club-Website. Und gibt noch mehr Einblick in sein Seelenleben: “Ich dachte, ich hätte meine Emotionen unter Kontrolle. Leider war dies nicht der Fall.” Nach achtmonatiger Wartezeit auf einen Einsatz von Beginn an und harter Arbeit auf dem Trainingsplatz habe er “den Leuten jetzt einfach zeigen (wollen), was ich draufhabe. Nach zwölf Minuten war das dann alles weg.”

“Zwei schlechte Ballannahmen”

Trauer, Frust und Ungläubigkeit waren ihm schon beim Gang vom Feld am Samstag deutlich anzusehen. Hungbo musste getröstet werden. Sein Fehlen auf dem Rasen und die damit verbundene personelle Unterzahl mündeten in eine 0:4-Heimschlappe der Nürnberger gegen clevere Störche.

Hungbo ist durchaus selbstkritisch, was seinen missglückten Einsatz am vergangenen Wochenende betrifft: “Es waren zwei schlechte Ballannahmen von mir”, sagt er. Zwei technische Fehler, die unmittelbar zu zwei Fouls führten. Eins davon recht rustikal, das andere weniger rustikal. Hempel zog dennoch die Konsequenzen.

Kein Einsatz auf Schalke

“Für mich ist es frustrierend, da viele gar nicht wissen können, was ich in den letzten Monaten investiert habe, um zurückzukommen”, führt Hungbo aus, der das Traditionsduell auf Schalke am Samstagabend gesperrt verpassen wird (20.30 Uhr, LIVE! bei kicker). Sein Plan, die Mannschaft “defensiv wie offensiv” zu unterstützen, sei nicht aufgegangen. “Und dafür möchte ich mich entschuldigen.”

Geholfen hat Hungbo die positive Reaktion der Mannschaft nach seiner Ampelkarte: “Das bedeutet mir viel. Sie haben mich in den vergangenen Wochen ja schon in der Kabine erlebt. Ich habe immer versucht, ihnen etwas auf dem Platz zu geben, was uns weiterbringt. Die ganze Mannschaft hat mich in dieser Situation aufgefangen, da es sehr emotional für mich war.” Ein Wegweiser für die nächsten Tage und Wochen, in denen sich der Flügelspieler wieder anbieten will.

Um im Falle eines Falles seine Emotionen dann im Griff zu haben.