Bielefelds “gebrauchter Tag”: “Den Vorwurf müssen wir uns machen lassen”

Nach einem 0:0 gegen Absteiger Lübeck befindet Bielefeld sich weiterhin im Abstiegskampf. Beim Remis in Überzahl ließ besonders die offensive Ausbeute zu wünschen übrig.

Weiterhin in Abstiegsgefahr: Mitch Kniat und Arminia Bielefeld.

Weiterhin in Abstiegsgefahr: Mitch Kniat und Arminia Bielefeld.

IMAGO/Noah Wedel

Leandro Putaro redete am Freitagabend bei MagentaSport nicht lange um den heißen Brei herum. “Es fühlt sich beschissen an”, fasste er sein Innenleben nach dem torlosen Remis gegen Lübeck zusammen, und begründete: “Wir wollten heute unbedingt gewinnen.” Bei einem Blick auf die Tabelle kein Wunder. Schließlich hätte der DSC ein Polster von vorerst neun Punkten zwischen sich und den ersten Abstiegsplatz bringen und den Druck auf den Halleschen FC, der ebenjenem Rang belegt, deutlich erhöhen können.

Trotz Überzahl: Arminia belohnt sich nicht

Doch aus dem Vorhaben wurde nichts – und das, obwohl Mirko Boland den Hausherren in einem bis dahin völlig fairen und gänzlich kartenfreien Spiel durch einen überflüssigen Platzverweis eine halbe Stunde vor Schluss sogar noch einen numerischen Vorteil verschafft hatte. “Es ist schade, dass wir uns nicht belohnen, gerade auch, weil sie ein Mann weniger waren”, resümierte Putaro, der an dem Ausgang der Partie durchaus seinen Anteil hatte.

Schließlich war es der ehemalige Osnabrücker gewesen, der kurz vor dem Halbzeitpfiff mit einem Handelfmeter die große Chance zum erlösenden Führungstreffer vergeben hatte. “Das nehme ich auf mich, den muss ich reinmachen und dann gewinnen wir heute 1:0”, so der Fehlschütze, der VfB-Keeper und Ex-Bielefelder Philipp Klewin jedoch auch attestierte, den “nicht perfekt” geschossenen Versuch vom Punkt “gut” gehalten zu haben. “Den einen Tag bist du der Held, den anderen der Depp.”

Kniat macht Putaro “keinen Vorwurf”

Dass ein besserer Ausgang der Szene potenziell spielentscheidend hätte sein können, musste auch Putaros Coach Mitch Kniat zugeben: “Es ist ein anderes Spiel, wenn wir den Elfmeter reinmachen.” Als Depp wollte er seinen 27-jährigen Offensivakteur jedoch nicht wahrgenommen wissen. “Keinen Vorwurf”, mache Kniat Putaro, gab im selben Atemzug allerdings auch zu Protokoll: “Wir haben jetzt den fünften Elfmeter diese Saison verschossen, das ist mehr als bitter. Es ist ein gebrauchter Tag.” Nicht zuletzt, da auch sonst kein Versuch den Weg ins Tor fand. “Den Vorwurf müssen wir uns machen lassen.”

Abgerundet hatte die offensiv phasenweise gehemmt wirkende und teilweise unglückliche Leistung von Kniats Mannen eine Schlussphase, in der Fabian Klos gleich zwei gute Chancen auf den späten Siegtreffer ausgelassen hatte. Besonders den ersten der beiden Kopfbälle hatten die meisten Zuschauer wohl schon im Netz gesehen. “Er hat gesagt, der Ball kam zwischen Fuß und Kopf. Er war am Überlegen und ich glaube, diese Millisekunde ist dann entscheidend dafür, dass der Ball nicht reingeht”, gab der Arminia-Trainer einen Einblick.

Den Sieg gegen das trotz Punktgewinn abgestiegene Lübeck verpasst, soll nun mit Verzögerung die Vorentscheidung in Sachen Klassenerhalt gelingen. “Wir müssen unsere Spiele ziehen. Das haben wir heute leider nicht gemacht. Deshalb müssen wir gegen Aue nachlegen”, brachte Kniat es auf den Punkt. Bevor es am kommenden Spieltag aber soweit ist, steht für den ein oder anderen Arminen ein Blick nach Saarbrücken auf dem Programm. Dort tritt am Samstag der HFC an und könnte durch einen Sieg bis auf vier Punkte an Bielefeld heranrücken. “Ich werde vor dem Fernseher sitzen”, kündigte Putaro an, “und da bin ich, glaube ich, nicht der einzige aus der Mannschaft.”

Die Sommer-Neuzugänge der Drittligisten im Überblick

Während sich die aktuelle Drittliga-Spielzeit dem Saisonfinale nähert, planen die Vereine bereits fleißig für die kommende Runde. Diese Neuzugänge für die Saison 2024/25 stehen bereits fest.

Neu beim BVB: Niklas Jessen.

Neu beim BVB: Niklas Jessen.

IMAGO/Lobeca

3. Liga boomt: Zuschauer-Rekord schon jetzt geknackt

Die Zuschauer strömen in der 3. Liga in die Stadien, das spannende Aufstiegsrennen und auch der Abstiegskampf locken die Fans. Das führte dazu, dass schon vier Spieltage vor Saisonende ein Rekord geknackt wurde.

Die Stadien sind voll in der 3. Liga, so wie hier in Dresden.

Die Stadien sind voll in der 3. Liga, so wie hier in Dresden.

IMAGO/Hentschel

Sieben Vereine haben im Schnitt der bisherigen Spielzeit eine fünfstellige Zuschauerzahl, Spitzenreiter SSV Ulm 1846 Fußball (im Schnitt bislang 9.594), könnte diese Marke mit noch zwei ausstehenden Heimspielen wohl auch noch knacken, nachdem zuletzt beim Gipfeltreffen mit dem SSV Jahn Regensburg (1:0) über 16.000 Fans ins Donaustadion strömten.

Saison 2023/24

Doch unabhängig davon hat die 3. Liga schon vier Spieltage vor Schluss einen Zuschauerrekord aufgestellt. So haben nach Angaben des DFB vom Dienstag bislang rund 3,31 Millionen Fans an den ersten 34 Spieltagen die Partien besucht. In der Spielzeit 2022/23 waren es insgesamt 3,12 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer. Der Schnitt 2023/24 liegt bei 9761 Anhänger pro Spiel, in der Vorsaison waren es 8199.

Krösus ist einmal mehr Dynamo Dresden, das eine 88 prozentige Auslastung seines Stadions vorweisen kann und im Schnitt in den bisherigen 17 Heimspielen 28.637 Zuschauer begrüßen konnte, obwohl der angestrebte Aufstieg durch die in der Rückrunde dürftigen Ergebnisse ernsthaft in Gefahr ist, was zuletzt Trainer Markus Anfang auch den Job kostete.

Bielefeld folgt mit gut 10.000 Fans im Schnitt weniger als die SGD auf Rang zwei, doch über 18.000 sind auch noch eine Marke, die für ein Team, das nach dem Zweitliga-Abstieg auch eine Klasse tiefer um die Liga-Zugehörigkeit kämpft, beachtenswert ist.

Zum Rekord beigetragen hat neben Essen (durchschnittlich 16.506) auch 1860 München, das eine Auslastung von 100 Prozent aufweisen kann. 15.000 Löwen-Fans kamen jeweils zu den 17 Partien auf Giesings Höhen.

Fällt auch die acht Jahre alte Spieltags-Bestmarke?

Während die Saison-Bestmarke in der 3. Liga fiel, wurde eine andere Marke am vergangenen Spieltag knapp verpasst. 121.258 Fans verfolgten die Spiele des 34. Spieltags vor Ort, in der Saison 2015/2016 strömten am letzten Spieltag aber 122.570 Besucherinnen und Besucher in die Stadien. Noch könnte auch diese Marke fallen, es bleiben ja noch vier Runden.

Ter Stegen schimpft wegen Torlinientechnik – La-Liga-Chef argumentiert mit Bielefeld-Spiel

Wurde dem FC Barcelona im Clasico ein Tor entrissen, weil keine Torlinientechnik existiert? Marc-André ter Stegen und Trainer Xavi waren außer sich – La-Liga-Präsident Javier Tebas konterte.

Schwer enttäuscht: Marc-André ter Stegen wird mit Barca in dieser Saison wohl keinen Titel gewinnen.

Schwer enttäuscht: Marc-André ter Stegen wird mit Barca in dieser Saison wohl keinen Titel gewinnen.

IMAGO/ZUMA Wire

Einen “schweren Schlag” nannte Marc-André ter Stegen die späte Clasico-Niederlage bei Real Madrid am Sonntagabend. Weil der Erzrivale La Liga sechs Spieltage vor dem Saisonende durch den 3:2-Sieg nun mit elf Punkten Vorsprung anführt, wird der FC Barcelona die Saison höchstwahrscheinlich ohne Titel beenden. Mindestens genauso verärgert war der deutsche Nationalkeeper aber wegen einer Szene im ersten Durchgang.

In der 28. Minute hatte Lamine Yamal beim Stand von 1:1 eine Ecke von Raphinha am ersten Pfosten Richtung Real-Tor gelenkt und Andriy Lunin den Ball abgewehrt – womöglich jedoch erst hinter der Torlinie. Weil es in La Liga keine Torlinientechnologie gibt, war eine VAR-Überprüfung erfolgt – mit dem Ergebnis, dass sich nicht mit Gewissheit auflösen lässt, ob der Ball die Linie vollständig überschritten hatte.

“Mir fehlen die Worte”, schimpfte ter Stegen angesichts der Tatsache, dass die fehlende Torlinientechnik Barca womöglich Punkte im Clasico kostete. “Das ist eine Schande für den Fußball. Andere Ligen haben das auch. In dieser Welt wird so viel Geld bewegt und es gibt kein Geld für das, was wichtig ist.” Auch Trainer Xavi wählte das Wort “Schande”: “Wenn wir die beste Liga der Welt sein wollen, müssen wir uns weiterentwickeln, man muss die Technik einsetzen.”

Konter mit Screenshots: Tebas hält offenbar weiterhin nichts von der Torlinientechnik

Laut Marca würde die Einführung in den oberen beiden spanischen Ligen zusammen vier Millionen Euro kosten, doch Bedarf sahen die Macher bislang nicht. Und offenbar scheint auch der Clasico daran nichts zu ändern. La-Liga-Präsident Javier Tebas jedenfalls veröffentlichte als Reaktion auf Barcas Kritik Screenshots von Medienberichten über Torlinientechnik-Fehler in der Bundesliga, Premier League, Serie A und Ligue 1 und schrieb dazu: “Kein Kommentar.”

Aus der Bundesliga war der Mainzer 4:0-Sieg gegen Arminia Bielefeld aus dem März 2022 dabei, als Schiedsrichter Felix Zwayer bei einem Kopfball von Moussa Niakhaté fälschlicherweise über seine Uhr das Signal erhalten hatte, der Ball sei im Tor gewesen. Via VAR-Check konnte der technische Fehler umgehend korrigiert werden. Im deutschen Oberhaus war die Torlinientechnologie 2015/16 eingeführt worden, zur Saison 2022/23 hatte das Unternehmen Vieww Hawk-Eye abgelöst. In Spanien haben die Teams seit Jahren nur im Europapokal Kontakt dazu.

Das Restprogramm der Drittligisten

Hinter dem Top-Duo Regensburg/Ulm machen sich noch einige Klubs Hoffnung auf den Aufstieg. Im Keller kämpfen Traditionsvereine mit Bundesliga-Geschichte gegen den Absturz in die Viertklassigkeit. Das Restprogramm der 20 Drittligisten im Überblick.

Saarbrücken liegt in Lauerstellung zu Rang 3 in der 3. Liga.

Saarbrücken liegt in Lauerstellung zu Rang 3 in der 3. Liga.

picture alliance / Fußball-News Saarland

1. SSV Ulm 1846 Fußball – 62 Punkte (Tordifferenz +20)

Regensburg (H), Freiburg II (A), Köln (H), Dortmund II (A), Verl (H)

2. Jahn Regensburg – 61 Punkte (+13)

Ulm (A), Dresden (H), Freiburg II (A), Köln (A), Saarbrücken (H)

3. Dynamo Dresden – 55 Punkte (+14)

Regensburg (A), Verl (H), Unterhaching (A), Duisburg (H)

4. Preußen Münster – 55 Punkte (+12)

Freiburg II (H), Köln (A), Saarbrücken (H), Verl (A), Unterhaching (H)

5. Rot-Weiss Essen – 54 Punkte (+6)

Saarbrücken (A), Ingolstadt (H), Sandhausen (A), 1860 München (H), Lübeck (A)

6. 1. FC Saarbrücken – 53 Punkte (+19)

Essen (H), Halle (H), Münster (A), Freiburg II (H), Regensburg (A)

7. SV Sandhausen – 52 Punkte (+3)

Duisburg (A), Essen (H), Mannheim (A), Ingolstadt (H)

8. Erzgebirge Aue – 52 Punkte (+1)

Dortmund II (A), Bielefeld (H), Duisburg (A), Mannheim (H)

9. FC Ingolstadt – 49 Punkte (+13)

Essen (A), Mannheim (H), Lübeck (H), Sandhausen (A)

10. Borussia Dortmund II – 49 Punkte (+5)

Aue (H), 1860 München (A), Ulm (H), Halle (A)

11. SpVgg Unterhaching – 49 Punkte (+1)

1860 München (H), Halle (A), Dresden (H), Münster (A)

12. Viktoria Köln – 48 Punkte (-1)

Münster (H), Ulm (A), Regensburg (H), Freiburg II (A)

13. SC Verl – 46 Punkte (+2)

Mannheim (H), Dresden (A), Münster (H), Ulm (A)

14. 1860 München – 43 Punkte (+2)

Unterhaching (A), Dortmund II (H), Essen (A), Bielefeld (H)

15. Arminia Bielefeld – 41 Punkte (+/-0)

Lübeck (H), Aue (A), Halle (H), 1860 München (A)

16. Waldhof Mannheim – 38 Punkte (-9)

Verl (A), Ingolstadt (A), Sandhausen (H), Aue (A)

17. Hallescher FC – 35 Punkte (-18)

Saarbrücken (A), Unterhaching (H), Bielefeld (A), Dortmund II (H)

18. MSV Duisburg – 30 Punkte (-20)

Sandhausen (H), Lübeck (A), Aue (H), Dresden (A)

19. VfB Lübeck – 27 Punkte (-37)

Bielefeld (A), Duisburg (H), Ingolstadt (A), Essen (H)

20. SC Freiburg II – 24 Punkte (-26)

Münster (A), Ulm (H), Regensburg (H), Saarbrücken (A), Köln (H)

Anmerkung: Die zweiten Mannschaften sind nicht aufstiegsberechtigt.

Kniat nach Fehlentscheidung zu eigenen Gunsten: “Zehn Leute gleichzeitig sind niemals blind”

Das Spiel in Sandhausen gedreht und sich ein wenig Luft im Abstiegskampf verschafft. Bei Arminia Bielefeld war die Laune nach dem 2:1-Erfolg bestens. Auch wenn der Sieg alles in allem verdient war, sorgte eine spielentscheidende Szene insbesondere bei den Hausherren für Unverständnis.

Zeigte sich mit der Leistung seiner Elf einverstanden: Mitch Kniat (Mi.).

Zeigte sich mit der Leistung seiner Elf einverstanden: Mitch Kniat (Mi.).

IMAGO/foto2press

73 Minuten waren gespielt, da trat Leandro Putaro beim Stand von 0:1 aus Sicht der Arminia zum zweiten Elfmeter der Partie an – den ersten hatte Merveille Biankadi früh im Spiel vergeben. Er lief an, traf und drehte zum Jubel ab, anders als die Hausherren, die umgehend den Weg zum Unparteiische suchten, um sich zu beschweren. Und sie hatten Recht, denn bei Putaro hatte es bei der Ausführung einen Doppelkontakt gegeben, weshalb der Treffer laut Regelwerk nicht hätte zählen dürfen. Da der VAR in Liga drei jedoch nicht existiert, wurde das Tor gegeben und leitete somit die Phase des Spiels ein, in dem die Arminia das Ergebnis gänzlich auf ihre Seite bog. Ganz zum Ärger von Sandhausen-Trainer Jens Keller.

Keller: “Das sieht man an der Flugbahn des Balles”

“Also das sieht man an der Flugbahn des Balles”, äußerte Keller sein Unverständnis im Anschluss an die Partie bei MagentaSport. Obwohl er den Kontakt aus der Entfernung nicht sehen konnte, habe er sehr wohl gesehen, dass der Treffer nicht regulär war, da die Flugbahn “nicht normal gewesen sein” kann, so der 53-Jährige. “Das ist uns jetzt das dritte, vierte Mal hintereinander passiert, dass wir mit den Entscheidungen vom Schiedsrichter Pech haben”, so Keller, der sich aber auch eingestehen musste, dass es “leider doch zu wenig unterm Strich” gewesen sei.

3. Liga, 34. Spieltag

Auch Arminia-Trainer Mitch Kniat blieb nichts anderes übrig, als dem beizupflichten. “Das hätte glaube ich nicht zählen dürfen, muss ich auch ehrlich sein.” Zunächst habe er es “nicht verstanden, warum sich Leute beschwert haben, aber ich sag immer: ‘Wenn sich zehn Leute gleichzeitig beschweren, dann muss irgendwas vorgefallen sein, weil ich glaube, dass zehn Leute gleichzeitig niemals blind sind.'”

“Ich finde spannend vom Schiedsrichter, dass er sagt: ‘Ich habe den Spieler gefragt'”, konnte Keller obendrein nicht verstehen, dass der Unparteiische Florian Badstübner die Verantwortung über die Fehlentscheidung an Torschütze Putaro abgab. Ob man diesem einen Vorwurf machen könne, dass er nicht zugegeben habe, dass ein Doppelkontakt vorgelegen habe? “Auf gar keinen Fall. Andersherum: Wenn der Schiri Fabi Klos gefragt hätte, ob es ein Elfmeter gewesen wäre, hätte Fabi Klos gesagt ‘Ja, ist ein Elfmeter’. Dann bin ich gespannt, wie der Schiri reagiert hätte”, nahm Kniat der Diskussion gleich den Wind aus den Segeln. Gemeint war die Szene einige Minuten zuvor, in der Fabian Klos am Fuß getroffen worden war, es zum Leidwesen der Arminia jedoch keinen Elfmeter gegeben hatte.

Kniat lobt Joker Mizuta

Mit Blick auf das Endresultat ließ sich diese vermeintliche Fehlentscheidung aus Arminia-Sicht aber verkraften. “Die Mannschaft hat über die ganze Saison sehr, sehr oft auf die Fresse bekommen, hat sich aber intern niemals zerfleischt. Wir sind immer ruhig geblieben, haben immer an uns geglaubt. Wenn man die letzten Spiele von uns sieht, dann spielen wir nicht wie einer, der Angst hat abzusteigen, sondern eher wie einer, der da unbedingt ganz schnell rauskommen will”, richtete Kniat den Blick auf das Sportliche, in dem sich der eingewechselte Kaito Mizuta am Ende als Matchwinner herauskristallisierte.

Dass der Japaner nach seiner Einwechslung als belebendes Element gewirkt hat, war für Kniat alles andere als eine Überraschung. “Wir haben heute im Hotel zehn Minuten miteinander gequatscht. Da sagte er: ‘Mitch, du kannst dich auf mich verlassen. Egal, wann ich reinkomme, ob es eine Minute ist oder eine Halbzeit, ich werde heute auf jeden Fall brennen und ein Tor machen.’ Das waren seine Worte.”

Durch den Sieg distanziert sich die Arminia zumindest vorübergehend bis auf neun Punkte vom ersten Abstiegsplatz. Entsprechend war auch Minuten nach Abpfiff die Stimmung der mitgereisten Fans. “Wir haben ein paar Mal nicht abgeliefert auf dem Platz, aber die Jungs und Mädels (auf der Tribüne, Anm. d. Red.) haben vom ersten Spieltag an abgeliefert, deswegen nochmal vielen Dank von meiner Seite aus”, fand Kniat lobende Worte für die Fans, die auch wieder gefragt sein werden, wenn bereits am kommenden Freitag das nächste wichtige Spiel daheim gegen den VfB Lübeck ansteht.

Elfmeter verschossen, Spiel gedreht: Bielefeld schafft Befreiungsschlag

Arminia Bielefeld hat sich dank eines 2:1-Erfolges beim SV Sandhausen etwas Luft im Kampf gegen den Abstieg verschafft. Dabei verschoss der DSC früh einen Elfmeter, der zweite, der verwandelt wurde, dürfte derweil für Diskussionen sorgen.

Kaito Mizuta (#25) und Mael Corboz (#16) bejubeln den Treffer zum 2:1 für die Arminia.

Kaito Mizuta (#25) und Mael Corboz (#16) bejubeln den Treffer zum 2:1 für die Arminia.

IMAGO/foto2press

Während SVS-Trainer Jens Keller nach der 1:4-Klatsche in Saarbrücken zu einigen Wechseln gezwungen wurde – für Fuchs (Hüftprobleme), Geschwill (Mittelfußbruch), Burcu (krank), Schuster, Stolze und Meier (je Bank) begannen Weik, Girdvainis, Knipping, Ben Ball, El-Zein und Pink -, beließ es Bielefelds Coach Mitch Kniat nach dem 1:1 gegen Essen bei der exakt selben Startelf.

Biankadi scheitert vom Punkt – Bis zur 45. Minute kaum Chancen

3. liga, 34. spieltag

Bei strömendem Regen kamen die Gäste gleich mit Schwung aus der Kabine. Biankadis erster Abschluss entfachte aber noch keine Gefahr (4.). Nach einen Halten von Girdvainis an Klos bei einem Eckball gab es dann früh Elfmeter für die Gäste, doch Biankadi scheiterte kläglich (7.) und ließ die frühe Riesenchance ungenutzt. Sandhausen wurde in der Folge etwas aktiver, nach vorne fehlte es aber an Ideen und an Genauigkeit.

Auch bei der Arminia ging nach vorne nun weniger. Klos, der den Ball bei seinem Schuss aus der Drehung nicht sauber traf (19.), sowie Putaro, dessen Schuss von Mühling abgeblockt wurde (31.), kamen nicht über Halbchancen hinaus. Selbiges gilt auch für die Sandhäuser und El-Zein (44.). Kurz vor der Pause gab es dann aber doch noch eine dicke Chance. Erst Klos und dann Momuluh, der beim Abpraller wohl besser den Kopf statt der Brust genommen hätte, scheiterten aber an Rehnen (45.).

Bielefeld dreht das Spiel – Kontroverser Putaro-Elfmeter

Auch nach der Pause war der DSC zunächst tonangebend, eine Chance kam dabei jedoch nicht heraus. Der Treffer fiel dann aber auf der anderen Seite: Rechtsverteidiger Zander durfte nach Doppelpass mit Mühling in den Sechzehner einlaufen und überwand Kersken (55.). Kurz darauf hatte der SVS dagegen Glück, dass ein Foul an Klos nicht mit einem Strafstoß geahndet wurde (59.). In Minute 68 zeigte der Unparteiische Florian Badstübner dann aber auf den Punkt, weil Rehnen Momuluh abräumte. Der Sandhäuser-Schlussmann musste anschließend benommen ausgewechselt werden.

Putaro trat an und verwandelte den Ball im Netz (73.). Dabei hatte wiederum der DSC Glück, da der Treffer wegen eines Doppelkontaktes bei der Ausführung nicht hätte zählen dürfen – den VAR gibt es in Liga drei bekanntlich nicht. Bielefeld blieb am Drücker und hatte durch Schneider gleich die Riesenchance auf das 2:1 (78.), was dann acht Minuten später fiel: Mizuta drückte eine verunglückte Volleyabnahme von Corboz über die Linie (86.). Sandhausen bäumte sich noch einmal auf, bis auf einen Schuss von Stolze (90.+1) kam dabei aber nichts mehr herum.

So blieb es letztlich beim dennoch alles in allem verdienten Auswärtssieg der Ostwestfalen, die sich im Kampf gegen den Abstieg befreien. Sandhausen muss im Kampf um Rang drei dagegen einen Rückschlag hinnehmen. Sandhausen trifft am kommenden Samstag auswärts auf Duisburg (14 Uhr). Die Arminia empfängt bereits freitags Lübeck (19 Uhr).

Kniat begründet den Verzicht auf Sarenren Bazee

Am Freitagabend muss Arminia Bielefeld zum SV Sandhausen, der noch nicht gerettete DSC empfängt damit einen Klub, der nach oben schielt. Mitch Kniat erklärt die Unterschiede zum SVS, warum Noah Sarenren Bazee keine Alternative ist und Marius Wörl gegen Essen auf der Bank blieb.

Anspannung vor dem Saisonendspurt: Bielefelds Coach Mitch Kniat.

Anspannung vor dem Saisonendspurt: Bielefelds Coach Mitch Kniat.

picture alliance / Eibner-Pressefoto

“Eine gute Leistung” seines Teams sah Mitch Kniat beim 1:1 gegen Rot-Weiss Essen, der DSC-Trainer fand das Remis gegen “die Topmannschaft Essen gerecht”. Die Arminia hatte einen weiteren Zähler im Abstiegskampf gesammelt, “wir haben mit harter Arbeit den Moment gedreht”, wie Sport-Geschäftsführer Michael Mutzel bei MagentaSport anmerkte.

Saison 2023/24

“Wir haben uns aus der Situation herausgearbeitet”, so Mutzel. Die Situation, die er anspricht, war am 28. Spieltag mit nur drei Zählern Vorsprung auf einen Abstiegsplatz nicht gerade erfreulich, mit drei Siegen und nur einer Niederlage aus den letzten sechs Spielen steht die Arminia mit nun sechs Zählern mehr als der Hallesche FC (17.) aber deutlich besser da.

“Im Kampf um den Klassenerhalt und gerade in der jetzigen Phase ist Kontinuität und Stabilität besonders wichtig”, merkte Kniat dann auch am Mittwoch auf der Pressekonferenz an. “Wir sind gerade schwer zu schlagen und holen konstant Punkte, das ist jetzt Gold wert.”

Mit Blick zurück auf die Partie gegen Essen verteidigte der Coach auch noch einmal die Maßnahme, Merveille Biankadi den Vorzug im zentralen Mittelfeld gegeben zu haben: “Marius Wörl ist mehr der Ballverteiler, Merv Biankadi ist offensiv stärker. Das haben wir am Sonntag mehr gebraucht, das hat überhaupt nichts mit Wörlis Leistung zu tun.”

Während Wörl im Saisonendspurt seine Einsatzzeiten bekommen wird, ist für Noah Sarenren Bazee die Spielzeit gelaufen. Kniat will beim lange verletzten Mittelfeldspieler kein Risiko eingehen, wie er betonte. “Es macht keinen Sinn, ihm in dieser Saison noch ein paar Minuten zu geben”, meinte Kniat. “Er ist gut im Plan und sein Rückkehrzeitpunkt irgendwann im Sommer dann ist auch ein guter.”

Die Diskrepanz zwischen Bielefeld und Sandhausen

Für Bielefeld gilt es nun gegen Sandhausen, auch ohne Sarenren Bazee weitere Punkte für den Ligaverbleib zu sammeln, wohl wissend, dass mit dem SVS ein harter Brocken wartet. “Sie haben eine Mannschaft, die zusammengestellt wurde, um direkt wieder aufzusteigen. Das haben sie ja auch so kommuniziert”, sagte Kniat. “Sie haben alle Spieler bekommen, die sie haben wollten. Wir hatten vor Saisonstart nur einen Spieler. Diese Diskrepanz hat man über die Saison gesehen.”

Torschütze im Skandalspiel: Gerd Roggensack ist tot

Der ehemalige Bundesligaspieler und -trainer Gerd Roggensack ist tot. Bekannt wurde er unter anderem durch das entscheidende Tor in einem Skandalspiel.

Gerd Roggensack als Trainer von Wattenscheid 09

Gerd Roggensack als Trainer von Wattenscheid 09

imago images/Ferdi Hartung

Wie seine Familie mitteilte, verstarb Roggensack am Mittwoch nach langer, schwerer Krankheit im Alter von 82 Jahren im Kreise seiner Angehörigen. Sein Ex-Verein Arminia Bielefeld drückte in einer Mitteilung sein Beileid aus und schrieb: “Der DSC Arminia Bielefeld wird Gerd Roggensack nie vergessen.”

Der 1941 in Güstrow in Mecklenburg-Vorpommern geborene Roggensack spielte zunächst als Profi für Borussia Dortmund und wurde in der letzten Saison vor Einführung der Bundesliga 1963 Deutscher Meister mit dem BVB. Im Anschluss wechselte er nach Bielefeld, wo er den Großteil seiner Spielerkarriere verbrachte. Von 1963 bis 1972 lief er mit Ausnahme eines einjährigen Intermezzo beim 1. FC Kaiserslautern für die Arminen auf. Insgesamt kam er als Spieler auf 77 Bundesligaspiele und 18 Tore.

Skandalspiel 1971

Bekannt wurde “Zick-Zack-Roggensack” vor allem als Schütze des Siegtores im Bundesligaspiel der Ostwestfalen gegen Schalke 04 am 17. April 1971. Roggensack erzielte ohne echte Gegenwehr in der 83. Minute das Tor zum 1:0. Wie sich später herausstellte, war das Spiel zwischen den Mannschaften abgesprochen, um Bielefelds Abstieg aus der Bundesliga zu verhindern. Es war das erste von insgesamt acht betroffenen Spielen, die nach Auffliegen im großen Bundesligaskandal resultierten. Bielefeld hatte Schalke 40.000 D-Mark für eine Niederlage gezahlt.

Trainer in Bielefeld, Kaiserslautern und Wolfsburg

Nachdem Roggensack seine Spielerkarriere in Gütersloh ausklingen ließ, wurde er Trainer. Über die Bielefelder Jugend wurde er Co-Trainer der Profis und assistierte als solcher unter anderem Otto Rehhagel und Karl-Heinz Feldkamp. Von 1984 bis 1986 war er Cheftrainer des Vereins, stieg aber 1985 mit dem DSC aus der Bundesliga ab. Im Anschluss coachte Roggensack zahlreiche weitere Profimannschaften, unter anderem Eintracht Braunschweig, den 1. FC Kaiserslautern, Preußen Münster, Fortuna Köln oder den VfL Wolfsburg.

Beim FCK wurde er 1990 wegen schlechter Leistungen in der Liga entlassen, hatte die Mannschaft zuvor aber ins Halbfinale des DFB-Pokals geführt. Unter seinem Nachfolger Feldkampf gewannen die Pfälzer schließlich den Wettbewerb. Insgesamt saß er bei 66 Spielen in der Bundesliga und 238 Spielen in der 2. Liga auf der Trainerbank.

Duell auf Augenhöhe: Bielefeld und Essen teilen die Punkte

Durch ein Remis gegen Rot-Weiss Essen hat Arminia Bielefeld den Vorsprung auf die Abstiegszone ausgebaut. RWE gehört nach einer ausgeglichenen Partie weiterhin dem erweiterten Kreis der potentiellen Aufstiegskandidaten an.

Viele Zweikämpfe wurden am Sonntagnachmittag auf der Bielefelder Alm geführt.

Viele Zweikämpfe wurden am Sonntagnachmittag auf der Bielefelder Alm geführt.

picture alliance / Markus Endberg

Die im schwarz-weißen Sondertrikot gekleideten Arminen, das in Erinnerung an den ehemaligen jüdischen Arminia-Präsidenten Julius Hesse getragen wurde, begannen nach dem Last-Minute-Ausgleich in Ingolstadt mit einer personellen Veränderung in der Startelf. Trainer Mitch Kniat setzte auf Momuluh anstelle von Wörl (Bank).

Damit nahmen die Bielefelder exakt einen Wechsel mehr vor als die Gäste aus Essen, bei denen Coach Christoph Dabrowski auf dieselbe Startelf wie beim 4:1 gegen Duisburg vertraute. Unter der Woche hatte RWE zudem einen 3:1-Sieg im Halbfinale des Niederrheinpokals gefeiert.

Auftakt auf Augenhöhe

Die Partie auf der Bielefelder Alm, wo sich auch zahlreiche RWE-Anhänger einfanden, startete ausgeglichen und ohne echte Torchancen. Beide Mannschaften zeigten sich zwar bemüht, agierten vor dem gegnerischen Gehäuse aber nicht zwingend genug.

Wirklich gefährlich wurde es erstmals in der 19. Minute, als sich die Arminen in Person von Putaro der Führung erstmals aussichtsreich annäherten.

Putaro verwertet Momuluhs Flanke

Mehr Glück im Abschluss sollte Bielefelds Nummer 34 im weiteren Verlauf der ersten Hälfte haben, genauer gesagt 13 Minuten nach seiner ersten vielversprechenden Gelegenheit. Nach einer Hereingabe von Momuluh tauchte der Angreifer in zentraler Position vor dem Essener Tor auf und netzte eiskalt ein (32.).

Zu weiteren nennenswerten Offensivaktionen kam es vor dem Pausenpfiff nicht mehr, sodass sich die Hausherren mit der 1:0-Führung im Rücken in die Kabine begaben.

3. Liga, 33. Spieltag

Bielefeld kommt gut aus der Pause – und kassiert das 1:1

Nicht einmal 60 Sekunden waren nach dem Wiederanpfiff vergangen, ehe der auffällige Putaro einen nächsten Warnschuss auf das RWE-Gehäuse abgab. Die Bielefelder blieben auch in der Folge das aktivere Team, belohnten sich aber nicht für den Aufwand. Auch nicht durch den aufgerückten Innenverteidiger Schneider, der in der 53. Minute aus wenigen Metern unbedrängt die Riesenchance auf das 2:0 liegenließ.

Rund zehn Meter weiter vom gegnerischen Gehäuse entfernt, dafür aber mit umso mehr Präzision, schoss Harenbrock die Gäste kurz nach der Stundenmarke zum Ausgleich. Nach Querpass von Kaiser überraschte der Mittelfeldspieler Kersken im kurzen Eck (61.).

Obuz’ Solo führt beinahe zum 2:1

Vor allem Essens Obuz hatte sich für die Schlussphase einiges vorgenommen, konnte sich aber mehrmals nicht für den Aufwand belohnen. Nachdem die Kölner Leihgabe erst am wachsamen Kersken gescheitert war (69.), unterband Lannert nur vier Minuten später ein sehenswertes Solo des Angreifers in letzter Sekunde.

Auch im Endspurt suchten sowohl die Arminen als auch die Essener weiterhin den Weg in den gegnerischen Sechzehner, doch die Abwehrreihen hielten standhaft dagegen.

Etwas glücklicher über das Remis dürften die Bielefelder sein, die ihren Vorsprung auf die Abstiegszone vorübergehend auf sechs Punkte ausbauen konnten. Bereits am Freitag (19 Uhr) ist die Arminia beim Gastspiel in Sandhausen wieder in Aktion. Für Rot-Weiss Essen, das sich weiterhin im Rennen um die Top 3 befindet, geht es zwei Tage später (Sonntag, 13.30 Uhr) nach Mannheim, bevor unter der Woche das Nachholspiel in Saarbrücken (Mittwoch, 24. April, 19 Uhr) wartet.