Bielefelds “gebrauchter Tag”: “Den Vorwurf müssen wir uns machen lassen”

Nach einem 0:0 gegen Absteiger Lübeck befindet Bielefeld sich weiterhin im Abstiegskampf. Beim Remis in Überzahl ließ besonders die offensive Ausbeute zu wünschen übrig.

Weiterhin in Abstiegsgefahr: Mitch Kniat und Arminia Bielefeld.

Weiterhin in Abstiegsgefahr: Mitch Kniat und Arminia Bielefeld.

IMAGO/Noah Wedel

Leandro Putaro redete am Freitagabend bei MagentaSport nicht lange um den heißen Brei herum. “Es fühlt sich beschissen an”, fasste er sein Innenleben nach dem torlosen Remis gegen Lübeck zusammen, und begründete: “Wir wollten heute unbedingt gewinnen.” Bei einem Blick auf die Tabelle kein Wunder. Schließlich hätte der DSC ein Polster von vorerst neun Punkten zwischen sich und den ersten Abstiegsplatz bringen und den Druck auf den Halleschen FC, der ebenjenem Rang belegt, deutlich erhöhen können.

Trotz Überzahl: Arminia belohnt sich nicht

Doch aus dem Vorhaben wurde nichts – und das, obwohl Mirko Boland den Hausherren in einem bis dahin völlig fairen und gänzlich kartenfreien Spiel durch einen überflüssigen Platzverweis eine halbe Stunde vor Schluss sogar noch einen numerischen Vorteil verschafft hatte. “Es ist schade, dass wir uns nicht belohnen, gerade auch, weil sie ein Mann weniger waren”, resümierte Putaro, der an dem Ausgang der Partie durchaus seinen Anteil hatte.

Schließlich war es der ehemalige Osnabrücker gewesen, der kurz vor dem Halbzeitpfiff mit einem Handelfmeter die große Chance zum erlösenden Führungstreffer vergeben hatte. “Das nehme ich auf mich, den muss ich reinmachen und dann gewinnen wir heute 1:0”, so der Fehlschütze, der VfB-Keeper und Ex-Bielefelder Philipp Klewin jedoch auch attestierte, den “nicht perfekt” geschossenen Versuch vom Punkt “gut” gehalten zu haben. “Den einen Tag bist du der Held, den anderen der Depp.”

Kniat macht Putaro “keinen Vorwurf”

Dass ein besserer Ausgang der Szene potenziell spielentscheidend hätte sein können, musste auch Putaros Coach Mitch Kniat zugeben: “Es ist ein anderes Spiel, wenn wir den Elfmeter reinmachen.” Als Depp wollte er seinen 27-jährigen Offensivakteur jedoch nicht wahrgenommen wissen. “Keinen Vorwurf”, mache Kniat Putaro, gab im selben Atemzug allerdings auch zu Protokoll: “Wir haben jetzt den fünften Elfmeter diese Saison verschossen, das ist mehr als bitter. Es ist ein gebrauchter Tag.” Nicht zuletzt, da auch sonst kein Versuch den Weg ins Tor fand. “Den Vorwurf müssen wir uns machen lassen.”

Abgerundet hatte die offensiv phasenweise gehemmt wirkende und teilweise unglückliche Leistung von Kniats Mannen eine Schlussphase, in der Fabian Klos gleich zwei gute Chancen auf den späten Siegtreffer ausgelassen hatte. Besonders den ersten der beiden Kopfbälle hatten die meisten Zuschauer wohl schon im Netz gesehen. “Er hat gesagt, der Ball kam zwischen Fuß und Kopf. Er war am Überlegen und ich glaube, diese Millisekunde ist dann entscheidend dafür, dass der Ball nicht reingeht”, gab der Arminia-Trainer einen Einblick.

Den Sieg gegen das trotz Punktgewinn abgestiegene Lübeck verpasst, soll nun mit Verzögerung die Vorentscheidung in Sachen Klassenerhalt gelingen. “Wir müssen unsere Spiele ziehen. Das haben wir heute leider nicht gemacht. Deshalb müssen wir gegen Aue nachlegen”, brachte Kniat es auf den Punkt. Bevor es am kommenden Spieltag aber soweit ist, steht für den ein oder anderen Arminen ein Blick nach Saarbrücken auf dem Programm. Dort tritt am Samstag der HFC an und könnte durch einen Sieg bis auf vier Punkte an Bielefeld heranrücken. “Ich werde vor dem Fernseher sitzen”, kündigte Putaro an, “und da bin ich, glaube ich, nicht der einzige aus der Mannschaft.”

Elfmeter verschossen, Spiel gedreht: Bielefeld schafft Befreiungsschlag

Arminia Bielefeld hat sich dank eines 2:1-Erfolges beim SV Sandhausen etwas Luft im Kampf gegen den Abstieg verschafft. Dabei verschoss der DSC früh einen Elfmeter, der zweite, der verwandelt wurde, dürfte derweil für Diskussionen sorgen.

Kaito Mizuta (#25) und Mael Corboz (#16) bejubeln den Treffer zum 2:1 für die Arminia.

Kaito Mizuta (#25) und Mael Corboz (#16) bejubeln den Treffer zum 2:1 für die Arminia.

IMAGO/foto2press

Während SVS-Trainer Jens Keller nach der 1:4-Klatsche in Saarbrücken zu einigen Wechseln gezwungen wurde – für Fuchs (Hüftprobleme), Geschwill (Mittelfußbruch), Burcu (krank), Schuster, Stolze und Meier (je Bank) begannen Weik, Girdvainis, Knipping, Ben Ball, El-Zein und Pink -, beließ es Bielefelds Coach Mitch Kniat nach dem 1:1 gegen Essen bei der exakt selben Startelf.

Biankadi scheitert vom Punkt – Bis zur 45. Minute kaum Chancen

3. liga, 34. spieltag

Bei strömendem Regen kamen die Gäste gleich mit Schwung aus der Kabine. Biankadis erster Abschluss entfachte aber noch keine Gefahr (4.). Nach einen Halten von Girdvainis an Klos bei einem Eckball gab es dann früh Elfmeter für die Gäste, doch Biankadi scheiterte kläglich (7.) und ließ die frühe Riesenchance ungenutzt. Sandhausen wurde in der Folge etwas aktiver, nach vorne fehlte es aber an Ideen und an Genauigkeit.

Auch bei der Arminia ging nach vorne nun weniger. Klos, der den Ball bei seinem Schuss aus der Drehung nicht sauber traf (19.), sowie Putaro, dessen Schuss von Mühling abgeblockt wurde (31.), kamen nicht über Halbchancen hinaus. Selbiges gilt auch für die Sandhäuser und El-Zein (44.). Kurz vor der Pause gab es dann aber doch noch eine dicke Chance. Erst Klos und dann Momuluh, der beim Abpraller wohl besser den Kopf statt der Brust genommen hätte, scheiterten aber an Rehnen (45.).

Bielefeld dreht das Spiel – Kontroverser Putaro-Elfmeter

Auch nach der Pause war der DSC zunächst tonangebend, eine Chance kam dabei jedoch nicht heraus. Der Treffer fiel dann aber auf der anderen Seite: Rechtsverteidiger Zander durfte nach Doppelpass mit Mühling in den Sechzehner einlaufen und überwand Kersken (55.). Kurz darauf hatte der SVS dagegen Glück, dass ein Foul an Klos nicht mit einem Strafstoß geahndet wurde (59.). In Minute 68 zeigte der Unparteiische Florian Badstübner dann aber auf den Punkt, weil Rehnen Momuluh abräumte. Der Sandhäuser-Schlussmann musste anschließend benommen ausgewechselt werden.

Putaro trat an und verwandelte den Ball im Netz (73.). Dabei hatte wiederum der DSC Glück, da der Treffer wegen eines Doppelkontaktes bei der Ausführung nicht hätte zählen dürfen – den VAR gibt es in Liga drei bekanntlich nicht. Bielefeld blieb am Drücker und hatte durch Schneider gleich die Riesenchance auf das 2:1 (78.), was dann acht Minuten später fiel: Mizuta drückte eine verunglückte Volleyabnahme von Corboz über die Linie (86.). Sandhausen bäumte sich noch einmal auf, bis auf einen Schuss von Stolze (90.+1) kam dabei aber nichts mehr herum.

So blieb es letztlich beim dennoch alles in allem verdienten Auswärtssieg der Ostwestfalen, die sich im Kampf gegen den Abstieg befreien. Sandhausen muss im Kampf um Rang drei dagegen einen Rückschlag hinnehmen. Sandhausen trifft am kommenden Samstag auswärts auf Duisburg (14 Uhr). Die Arminia empfängt bereits freitags Lübeck (19 Uhr).

Duell auf Augenhöhe: Bielefeld und Essen teilen die Punkte

Durch ein Remis gegen Rot-Weiss Essen hat Arminia Bielefeld den Vorsprung auf die Abstiegszone ausgebaut. RWE gehört nach einer ausgeglichenen Partie weiterhin dem erweiterten Kreis der potentiellen Aufstiegskandidaten an.

Viele Zweikämpfe wurden am Sonntagnachmittag auf der Bielefelder Alm geführt.

Viele Zweikämpfe wurden am Sonntagnachmittag auf der Bielefelder Alm geführt.

picture alliance / Markus Endberg

Die im schwarz-weißen Sondertrikot gekleideten Arminen, das in Erinnerung an den ehemaligen jüdischen Arminia-Präsidenten Julius Hesse getragen wurde, begannen nach dem Last-Minute-Ausgleich in Ingolstadt mit einer personellen Veränderung in der Startelf. Trainer Mitch Kniat setzte auf Momuluh anstelle von Wörl (Bank).

Damit nahmen die Bielefelder exakt einen Wechsel mehr vor als die Gäste aus Essen, bei denen Coach Christoph Dabrowski auf dieselbe Startelf wie beim 4:1 gegen Duisburg vertraute. Unter der Woche hatte RWE zudem einen 3:1-Sieg im Halbfinale des Niederrheinpokals gefeiert.

Auftakt auf Augenhöhe

Die Partie auf der Bielefelder Alm, wo sich auch zahlreiche RWE-Anhänger einfanden, startete ausgeglichen und ohne echte Torchancen. Beide Mannschaften zeigten sich zwar bemüht, agierten vor dem gegnerischen Gehäuse aber nicht zwingend genug.

Wirklich gefährlich wurde es erstmals in der 19. Minute, als sich die Arminen in Person von Putaro der Führung erstmals aussichtsreich annäherten.

Putaro verwertet Momuluhs Flanke

Mehr Glück im Abschluss sollte Bielefelds Nummer 34 im weiteren Verlauf der ersten Hälfte haben, genauer gesagt 13 Minuten nach seiner ersten vielversprechenden Gelegenheit. Nach einer Hereingabe von Momuluh tauchte der Angreifer in zentraler Position vor dem Essener Tor auf und netzte eiskalt ein (32.).

Zu weiteren nennenswerten Offensivaktionen kam es vor dem Pausenpfiff nicht mehr, sodass sich die Hausherren mit der 1:0-Führung im Rücken in die Kabine begaben.

3. Liga, 33. Spieltag

Bielefeld kommt gut aus der Pause – und kassiert das 1:1

Nicht einmal 60 Sekunden waren nach dem Wiederanpfiff vergangen, ehe der auffällige Putaro einen nächsten Warnschuss auf das RWE-Gehäuse abgab. Die Bielefelder blieben auch in der Folge das aktivere Team, belohnten sich aber nicht für den Aufwand. Auch nicht durch den aufgerückten Innenverteidiger Schneider, der in der 53. Minute aus wenigen Metern unbedrängt die Riesenchance auf das 2:0 liegenließ.

Rund zehn Meter weiter vom gegnerischen Gehäuse entfernt, dafür aber mit umso mehr Präzision, schoss Harenbrock die Gäste kurz nach der Stundenmarke zum Ausgleich. Nach Querpass von Kaiser überraschte der Mittelfeldspieler Kersken im kurzen Eck (61.).

Obuz’ Solo führt beinahe zum 2:1

Vor allem Essens Obuz hatte sich für die Schlussphase einiges vorgenommen, konnte sich aber mehrmals nicht für den Aufwand belohnen. Nachdem die Kölner Leihgabe erst am wachsamen Kersken gescheitert war (69.), unterband Lannert nur vier Minuten später ein sehenswertes Solo des Angreifers in letzter Sekunde.

Auch im Endspurt suchten sowohl die Arminen als auch die Essener weiterhin den Weg in den gegnerischen Sechzehner, doch die Abwehrreihen hielten standhaft dagegen.

Etwas glücklicher über das Remis dürften die Bielefelder sein, die ihren Vorsprung auf die Abstiegszone vorübergehend auf sechs Punkte ausbauen konnten. Bereits am Freitag (19 Uhr) ist die Arminia beim Gastspiel in Sandhausen wieder in Aktion. Für Rot-Weiss Essen, das sich weiterhin im Rennen um die Top 3 befindet, geht es zwei Tage später (Sonntag, 13.30 Uhr) nach Mannheim, bevor unter der Woche das Nachholspiel in Saarbrücken (Mittwoch, 24. April, 19 Uhr) wartet.