Traumhafter Scienza-Assist: Ulm schlägt Regensburg im Topspiel

Der SSV Ulm 1846 Fußball bleibt 2024 unbesiegt. Im Spitzenspiel gegen den Tabellenzweiten Jahn Regensburg siegten die Spatzen dank eines traumhaften Scienza-Assists 1:0 und steuern auf den zweiten Aufstieg in Serie zu.

Wieder enorm spielfreudig: Leonardo Scienza (re.) war auch von Rasim Bulic selten zu bremsen.

Wieder enorm spielfreudig: Leonardo Scienza (re.) war auch von Rasim Bulic selten zu bremsen.

IMAGO/Eibner

Die Spatzen (zuletzt ein 2:0-Sieg gegen Münster) hatten in diesem Jahr noch nicht verloren, der Jahn (zuletzt 1:1 gegen die Münchner Löwen) hatte aus den vorigen drei Partien sieben Zähler geholt. Warum also etwas ändern, wenn es läuft? Dachten sich auch Ulms Trainer Thomas Wörle und Regensburgs Coach Joe Enochs – und schickten die identischen Startformationen wie in der Vorwoche aufs Feld.

Zum Start ging es vor allem um eines: Fouls. Bundesliga-Schiedsrichter Christian Dingert hatte sofort alle Hände voll zu tun und entschied zumeist goldrichtig. Immer wieder war der Ulmer Top-Stürmer Scienza der Leidtragende der Regensburger Attacken.

Noch etwas auffälliger kam auf der Gegenseite Ganaus daher. Der Mittelstürmer der Gäste prüfte Ortag aus der zweiten Reihe (7.) sowie aus kurzer Distanz (30.) und legte auch Viets Distanzschuss in den dritten Stock vor (16.).

Higl verwandelt Scienzas tolle Vorarbeit

Leichte Fehler erlaubten sich beide Seiten so gut wie gar nicht. Das Prädikat Topspiel war in dieser Richtung berechtigt, doch daraus resultierte eben auch eine gewisse Chancenarmut. Die verschwand nach dem Seitenwechsel nicht. Zwar geriet die Partie nun zerfahrener, mit mehr Ballbesitzwechseln. Doch abgesehen von Stolls zu zentralem Abschluss, den Gebhardt hielt (57.), gab es wenige Gelegenheiten.

3. liga, 34. spieltag

Also musste Scienza eine herbeizaubern. Der brasilianische Wirbelwind ließ in der 68. Minute Kother an der Seitenlinie stehen, überlief Bulic und chippte den Ball in den Lauf von Higl. Der Stoßstürmer verwandelte unten rechts – ein herrliches Tor, besonders wegen der Vorbereitung.

Nun hatten die Gastgeber Oberwasser, ihre Fans ließen die La Ola durch das Donaustadion schwappen. Der Jahn versuchte, mit allen Mitteln wieder zurückzufinden, sammelte dabei zwischenzeitlich vier Gelbe Karten binnen einer Viertelstunde. Doch wie in der Vorwoche gegen Münster spielte der routinierte Aufsteiger die Partie herunter, ließ kaum etwas zu.

Bauer hat die Chance in letzter Sekunde

Nur der unplatzierte Abschluss des eingewechselten Bauer hätte die Ulmer Party noch stören können, doch Ortag parierte (90.+7). So blieben die Spatzen 2024 ungeschlagen, stehen mit nun vier Punkten Vorsprung vor Regensburg an der Spitze und steuern auf den nächsten Aufstieg zu.

Ulm gastiert am kommenden Sonntag bei der Freiburger Zweitvertretung (16.30 Uhr). Die Oberpfälzer haben tags zuvor Dresden zu Gast (14 Uhr).

Ein Jahr nach Platz zwei: SC Freiburg II steigt aus der 3. Liga ab

Der SC Preußen Münster hat seine Heimaufgabe gegen den SC Freiburg II per 2:0-Heimsieg gelöst und damit Platz drei erobert. Die Gäste aus dem Breisgau sind mit der Niederlage abgestiegen.

Weil Niklas Sauter (re.) patzt: Münsters Joel Grodowski jubelt nach seinem Tor zum frühen 1:0.

Weil Niklas Sauter (re.) patzt: Münsters Joel Grodowski jubelt nach seinem Tor zum frühen 1:0.

IMAGO/Kirchner-Media

Preußen-Trainer Sascha Hildmann stellte nach dem 0:2 in Ulm auf vier Positionen um: Hahn spielte hinten zentral für Scherder, Böckle links für Schad. Ins Mittelfeld rückten Bouchama und Lorenz für Oubeyapwa und Steczyk.

Sein Gegenüber Thomas Stamm wollte im Vergleich zum 1:1 gegen Dresden Lungwitz, Lienhard, Rüdlin und Al Ghaddioui für Fallmann, Yilmaz, Sturm und Ambros bringen. Weil sich Johansson beim Aufwärmen muskulär nicht fit fühlte, begann Fallmann schließlich doch.

3. liga, 34. spieltag

Dass die Preußen etwas gutmachen wollten nach zwei Niederlagen, war dem Spiel in der Startphase schnell anzumerken. Koulis’ Kopfball nach Lorenz-Vorlage kratzte Sauter stark aus der Ecke (1.). Erwähnter Sauter spielte den Hausherren wenig später in die Karten: Nach einem Rückpass kam der Schlussmann mit dem rechten Torpfosten ins Gehege, Batmaz roch den Braten, ging dazwischen, spielte schnell zurück auf Grodowski, der nur noch abstauben musste – 16. Saisontor (6.).

Sauter machte seinen Patzer wenig später bei einem Mrowca-Volleyschuss halbwegs wieder gut (9.) und hielt auch einen Freistoß von Lorenz (18.). Danach verflachte das Spiel bei weiterhin kontrollierenden Hausherren und ging mit 1:0 in die Pause.

Batmaz veredelt den Konter

Auch der zweite Durchgang kam schleppend in die Gänge. Münster machte gefühlt nur so viel, wie nötig war, um die SC-Zweite in Schach zu halten. Es dauerte bis zur 73. Minute, ehe Batmaz nach Lorenz-Ecke den Pfosten traf und auch der folgende Hahn-Kopfball auf der Linie geklärt werden konnte. Auf der Gegenseite ging Sturm durch bis vor Preußen-Tor und prüfte Schulze Niehues mit einem scharfen Schrägschuss (75.).

Danach lief der Gegenangriff der Adlerträger, den Batmaz nach Grodowski-Assist zum 2:0 veredelte (76.). Damit war die Luft aus diesem Spiel raus – und Freiburg wenig später abgestiegen. Ein Jahr nach Platz zwei muss der Sport-Club die 3. Liga wieder in Richtung Regionalliga Südwest verlassen.

Die Preußen, ihrerseits weiter dick im Geschäft, müssen am kommenden Samstag bei Viktoria Köln ran (14 Uhr). Die Freiburger Zweitvertretung empfängt tags darauf Ulm (16.30 Uhr).

Das Restprogramm der Drittligisten

Hinter dem Top-Duo Regensburg/Ulm machen sich noch einige Klubs Hoffnung auf den Aufstieg. Im Keller kämpfen Traditionsvereine mit Bundesliga-Geschichte gegen den Absturz in die Viertklassigkeit. Das Restprogramm der 20 Drittligisten im Überblick.

Saarbrücken liegt in Lauerstellung zu Rang 3 in der 3. Liga.

Saarbrücken liegt in Lauerstellung zu Rang 3 in der 3. Liga.

picture alliance / Fußball-News Saarland

1. SSV Ulm 1846 Fußball – 62 Punkte (Tordifferenz +20)

Regensburg (H), Freiburg II (A), Köln (H), Dortmund II (A), Verl (H)

2. Jahn Regensburg – 61 Punkte (+13)

Ulm (A), Dresden (H), Freiburg II (A), Köln (A), Saarbrücken (H)

3. Dynamo Dresden – 55 Punkte (+14)

Regensburg (A), Verl (H), Unterhaching (A), Duisburg (H)

4. Preußen Münster – 55 Punkte (+12)

Freiburg II (H), Köln (A), Saarbrücken (H), Verl (A), Unterhaching (H)

5. Rot-Weiss Essen – 54 Punkte (+6)

Saarbrücken (A), Ingolstadt (H), Sandhausen (A), 1860 München (H), Lübeck (A)

6. 1. FC Saarbrücken – 53 Punkte (+19)

Essen (H), Halle (H), Münster (A), Freiburg II (H), Regensburg (A)

7. SV Sandhausen – 52 Punkte (+3)

Duisburg (A), Essen (H), Mannheim (A), Ingolstadt (H)

8. Erzgebirge Aue – 52 Punkte (+1)

Dortmund II (A), Bielefeld (H), Duisburg (A), Mannheim (H)

9. FC Ingolstadt – 49 Punkte (+13)

Essen (A), Mannheim (H), Lübeck (H), Sandhausen (A)

10. Borussia Dortmund II – 49 Punkte (+5)

Aue (H), 1860 München (A), Ulm (H), Halle (A)

11. SpVgg Unterhaching – 49 Punkte (+1)

1860 München (H), Halle (A), Dresden (H), Münster (A)

12. Viktoria Köln – 48 Punkte (-1)

Münster (H), Ulm (A), Regensburg (H), Freiburg II (A)

13. SC Verl – 46 Punkte (+2)

Mannheim (H), Dresden (A), Münster (H), Ulm (A)

14. 1860 München – 43 Punkte (+2)

Unterhaching (A), Dortmund II (H), Essen (A), Bielefeld (H)

15. Arminia Bielefeld – 41 Punkte (+/-0)

Lübeck (H), Aue (A), Halle (H), 1860 München (A)

16. Waldhof Mannheim – 38 Punkte (-9)

Verl (A), Ingolstadt (A), Sandhausen (H), Aue (A)

17. Hallescher FC – 35 Punkte (-18)

Saarbrücken (A), Unterhaching (H), Bielefeld (A), Dortmund II (H)

18. MSV Duisburg – 30 Punkte (-20)

Sandhausen (H), Lübeck (A), Aue (H), Dresden (A)

19. VfB Lübeck – 27 Punkte (-37)

Bielefeld (A), Duisburg (H), Ingolstadt (A), Essen (H)

20. SC Freiburg II – 24 Punkte (-26)

Münster (A), Ulm (H), Regensburg (H), Saarbrücken (A), Köln (H)

Anmerkung: Die zweiten Mannschaften sind nicht aufstiegsberechtigt.

17 Sekunden ins Glück: Joker Vonic macht den Deckel auf ein rasantes Traditionsduell

Waldhof Mannheim belohnt sich nicht für ein guten Heimauftritt und verliert ein rasantes Traditionsduell gegen ein beherzt verteidigendes sowie effektives Rot-Weiss Essen mit 0:2.

Leonard Vonic trifft 17 Sekunden nach seiner Einwechslung zum 2:0-Endstand.

Leonard Vonic trifft 17 Sekunden nach seiner Einwechslung zum 2:0-Endstand.

IMAGO/foto2press

Waldhof-Trainer Marco Antwerpen wechselte im Vergleich zum 1:1 in Duisburg auf vier Positionen: Kapitän Seegert fehlte gelbgesperrt und wurde durch Rieckmann ersetzt, außerdem starteten Bolay, Jans und Arase für Carls, Bahn sowie Hawkins.

Aber auch die Gäste tauschten vier Mal. Das 1:1 in Bielefeld in der Vorwoche bescherte RWE-Coach Christoph Dabrowski gleich zwei dieser Personalrochaden: Brumme fehlte gelbgesperrt und Top-Scorer Obuz droht nach einem Muskelfaserriss im rechten Oberschenkel das Saison-Aus. Dass auch noch Kapitän Sapina mit Wadenproblemen ausfiel, schmälerte die Sorgen des 45-Jährigen nicht, der zudem Young auf die Bank beorderte.

3. liga, 34. spieltag

Von Anfang an entwickelte sich zwischen den beiden Mannschaften eine munteres und phasenweise rasantes Traditionsduell. Bereits nach sieben Minuten rettete Hanin seine Mannschaft vor dem Rückstand.

Boyd scheitert an Golz

Doch in der Folge übernahmen vor allem die Mannheimer die Initiative und glichen knapp zehn Minuten später auch die Anzahl der Großchancen aus, doch Boyd fand seinen Meister in Golz (18.), bevor immer wieder kleine Nickligkeiten den Spielfluss unterbrachen.

Mit seinem nächsten Abschluss leitete der Stürmer nach einer halben Stunde die beste Phase der ersten Halbzeit ein. Für die Gäste kam Doumbouya zu zwei Abschlüssen (31., 38.), während auf der Gegenseite erst Abifade die nächste gute Chance auf die Führung vergab (32.), bevor Wagner am Pfosten scheiterte (35.).

Essen schockt den Waldhof vor der Pause

So kam es wie es kommen musste, Waldhof klärte einen Standard – wenn auch unglücklich – vor die Füße von Müsel, der die Hausherren kurz vor der Pause schockte (42.). Nach Boyds Treffer tobte das Stadion vor der Pause zwar nochmal, doch der US-Amerikaner stand im Abseits (45.+2).

Die zweite Hälfte ging da weiter, wo die erste aufgehört hatte: Die Zuschauer im Carl-Benz-Stadion sahen ein gutes Drittliga-Spiel, indem Harenbrock (46.), sowie Abifade (49.) und Wiegel (54.) auf der Mannheimer Seite umgehend nach Wiederanpfiff zu ersten Torannäherungen kamen. Nach 57. Minuten sollte dann ein weiterer Teil des Duells zwischen Golz und Boyd geschrieben werden, als der Schlussmann erneut stark parierte.

Mannheim verzweifelt

In der Folge entwickelte der SV Waldhof Mannheim immer wieder Drangphasen, konnte diese jedoch gegen eine beherzt verteidigende Mannschaft aus dem Ruhrgebiet nicht in Tore ummünzen. So schien das Tor beinahe verhext, immer wieder konnte in letzter Sekunde erst gegen Boyd (78.), dann gegen den eingewechselten Hawkins (81.) geblockt werden, bevor einmal mehr ein Abschluss von Boyd in den Händen von Golz landete (88.).

Den vielumjubelten Schlusspunkt setzte dann der 17 Sekunden vorher eingewechselte Vonic, der zum 2:0-Endstand traf und so für den ersten Auswärtssieg von RWE seit Februar sorgte.

Leider brannten in der Folge noch einigen Heimfans die Sicherungen durch, die die vor der Kurve jubelnden Essener mit Gegenständen bewarfen und Voelcke trafen.

Mannheim spielt am kommenden Samstag in Verl (16.30 Uhr). RWE muss bereits am Mittwoch wieder auswärts im Nachholspiel in Saarbrücken ran (19 Uhr).

Janßens veränderter Plan mit doppelter Auswirkung

Das 2:0 in Dresden hatte eine doppelte Auswirkung – eine gute für Viktoria Köln, eine schlechte für Markus Anfang. Die Kölner werden auch 2024/25 in der 3. Liga spielen, sehr zur Freude von Trainer Olaf Janßen. Der ließ sich bei seiner Marschroute für Dresden vor der Partie noch umstimmen.

Markus Anfang (li.) muss Dresden verlassen, Olaf Janßen (re.) feiert mit Köln den Klassenerhalt.

Markus Anfang (li.) muss Dresden verlassen, Olaf Janßen (re.) feiert mit Köln den Klassenerhalt.

picture alliance/dpa

“Es ist noch nicht vorbei”, hatte Olaf Janßen auf der Pressekonferenz nach dem 2:0 seiner Elf in Dresden in Richtung Markus Anfang erklärt – er meinte damit die Chance von Dynamo, doch noch den Aufstieg zu realisieren. Vorbei ist es allerdings für Anfang bei der SGD, die Niederlage gegen die Viktoria war zu viel. Und für die Kölner der Sieg eminent wichtig.

Durch den Dreier in Dresden hat sich Janßens Team nun auch rechnerisch den Klassenerhalt gesichert. “Es kann sich jeder vorstellen, dass ich ein total stolzer und glücklicher Trainer bin”, fing Janßen dann auch seine Ausführungen an, “weil wir heute mit dem Sieg den Klassenerhalt geschafft haben.”

Nach einer Saison, die er so “noch nicht erlebt” hat, meinte Janßen, mit den vielen Verletzten, die die Viktoria über viele Monate hatte: “Es war echt ein schwieriger und leidiger Weg, deswegen bin ich einfach nur stolz, dass die Jungs dieses Gesicht zeigen, dass sie gezeigt haben.”

Der Erfolg in Dresden war der 13. Saisonsieg, Viktoria hat die Punkte 46, 47 und 48 eingefahren. Die Marschroute für den Gang nach Dresden hatte der Fußballlehrer noch mit seinem Team besprochen – und geändert. Der 57-Jährige hatte eigentlich angeregt, “ob wir nicht ein bisschen tiefer stehen”. Obwohl dann kurzfristig mit Toptorjäger Luca Marseiler und der im Winter verpflichteten Offensivkraft Tobias Anselm zwei der Top-Spieler der Gäste ausfielen, hatte sich die Mannschaft für eine mutigere Herangehensweise entschieden, wie Janßen verriet. “Die Jungs haben gesagt: ‘Nichts Coach, wir versuchen den Aufbau zu stören, wir rennen um unser Leben und genießen das Spiel in diesem Stadion.'”

Janßen merkt fair an: “Foulspiel” vor dem 1:0

Das taten die Kölner dann auch – wenngleich, wie Janßen fairerweise anmerkte, die Szene vor dem 1:0 seines Teams “aus meiner Sicht ein Foulspiel war” und damit “so ein bisschen das Zünglein an der Waage gespielt” hat: “Die Dresdener haben, glaube ich, gedacht, der Schiedsrichter pfeift. Hat er nicht – und das haben meine Jungs in dem Moment ausgenutzt und hintenraus das 2:0 gemacht.”

Und das, betont Janßen, “fühlt sich für uns richtig gut an”. Schließlich wird die Viktoria 2024/25 im sechsten Jahr in Folge in der 3. Liga zu finden sein.

“Was ein qualitiativer Unterschied ausmacht”: Lübeck und das Warten auf den Abstieg

Nach dem nächsten Debakel steht der VfB Lübeck kurz vor dem Abstieg aus der 3. Liga – und hat es mittlerweile nicht mal mehr in der eigenen Hand. Am Sonntag könnte es schon so weit sein.

Sichtlich gefrustet: Der VfB Lübeck steht kurz vor dem Abstieg in die Regionalliga.

Sichtlich gefrustet: Der VfB Lübeck steht kurz vor dem Abstieg in die Regionalliga.

IMAGO/Lobeca

Es war eine Art Feel-Good-Story: Die Rückkehr von Jens Martens zum VfB Lübeck. Ein alter Bekannter kehrte in aussichtslosen Lage nach mehreren Jahrzehnten zurück und soll helfen, das Umögliche möglich zu machen. Und für den 68-jährigen Fußballlehrer? Noch einmal die Chance, sich den Traum vom Profifußball zu erfüllen.

Doch spätestens nach den Auflösungserscheinungen bei der 0:5-Niederlage gegen die Zweitvertretung von Borussia Dortmund ist seit Samstagnachmittag selbst den letzten hoffnungslosen Optimisten bewusst, dass dieses Skript nicht aufgegangen ist und sich der VfB Lübeck mit einem Gang zurück in die Regionalliga anfreunden muss. Daran konnte dann schließlich auch der dritte – mit Interimstrainer Bastian Reinhardt, der immerhin in drei Spielen zwei Siege holte und so für beinahe ein Viertel der aktuellen 27 Lübecker Punkte “verantwortlich” ist, der vierte – Trainer nichts mehr verändern.

Lübecks Weg führte stetig bergab

Bereits unter Aufstiegstrainer Lukas Pfeiffer entwickelte sich nach ordentlichen Start in die Saison (1 S, 3 U) eine Dynamik, die stetig bergab führte – der damals 32-Jährige wurde schließlich kurz vor der Winterpause auf Tabellenplatz 17. stehend entlassen. Sowohl Florian Schnorrenberg (1 S, 3 U, 5 N) als auch der jetzige Trainer Martens, der nach vier Spielen immer noch auf seinen ersten Sieg wartet, konnten diesen Abwärtstrend nicht stoppen.

Die Lübecker stehen bei noch vier verbleibenden Spielen elf Punkte hinter dem ersten Nichtabstiegsplatz, den Waldhof Mannheim belegt. So können die Hanseaten am Sonntag von der Couch aus – bei einem Sieg von der Mannschaft aus der Rhein-Neckar-Metropolregion zuhause gegen Rot-Weiss Essen (LIVE! bei kicker, 13.30 Uhr) – bereits nach einem Jahr Absenz wieder in die Regionalliga Nord zurückkehren.

Dabei hat der prompte Wiederabstieg der Marzipanstädter viele Gesichter, einerseits litt der Aufsteiger unter Verletzungspech – so fehlten gegen die Westfalen mit dem gesperrten Boland wieder einmal elf Spieler -, andererseits gehört der VfB zu den weniger finanzstarken Vereinen der Liga.

Martens: “In allen Belangen einfach eine andere Kategorie”

Dennoch mangelt es vor allem an einem: der Qualität. Das musste auch Martens neidlos eingestehen. “Man hat heute mehr denn je gesehen, was ein qualitiativer Unterschied ausmacht”, resigniert der Coach nach einem Spiel, dass einmal mehr den Beweis lieferte, in dieser Art und Weise reicht es für die Lübecker nicht in der 3. Liga. “Man muss ganz klar sagen”, führt der 68-Jährige weiter aus, “die Nachwuchsspieler sind in allen Belangen einfach eine andere Kategorie.” Sei es die “Schnelligkeit, Passgenauigkeit unter Druck und vor allem im Verwerten von Torchancen.”

Zwar war seine Mannschaft nicht “chancenlos” und erspielte sich “ein paar Torchancen” – Schneider ließ kurz nach dem 0:1 die einzige gute Lübecker Chance im Spiel liegen -, doch seine Mannschaft “nutze diese nicht”. Im Gegensatz zum Gegner, der “sie ganz konsequent mit seiner Qualität nutzte”. “Das ist eben der ganz große Unterschied”, resümierte Martens.

Zumindest führt der mögliche Abstieg nicht zu großen Veränderungen der Routinen (“Wir werden uns ganz normal zum Regenerationstraining treffen”), obwohl seine Mannschaft nach der erneuten Klatsche – die Lübecker verloren vergangene Woche schon mit 1:4 und stehen nun bei 1:9 Toren in den letzten beiden Spielen – zugegebenermaßen erstmal die Ereignisse “sacken lassen” muss, “denn für alle Beteiligten ist das natürlich ganz, ganz schwierig”, weiß der 68-Jährige.

Eine ungewisse Zukunft

Aber zumindest eine Sache macht Martens Hoffnung: die Fans. “Ein ganz großes Lob an die Fans, wie das Stadion trotz unserer schwierigen Situation hier hinter dem Verein steht und bis zum Schluss Gas gegeben hat für den VfB”, bedankt sich der Trainer und hofft darauf, dass sie wie in den Gesängen “auch in der vierten Liga dabei sind”.

In welcher Rolle der gebürtige Steinberger bei einem Abstieg im Verein bleibt, ist erstmal unklar: “Wir sind gezwungen, die Sache neu zu strukturieren, das wird unsere Aufgabe sein.” Zumindest eine Spur bei möglichen Kandidaten für den Trainerjob führt zu seinem aktuellen Co-Trainer sowie zweimaligen Interimstrainer Bastian Reinhardt, der für die 3. Liga allerdings nicht die nötige Fußball-Lehrer-Lizenz besaß. Wie der Kader in der kommenden Saison aussieht, ist dabei ein großes Fragezeichen.

Mause und Malone lassen den MSV in den Abgrund schauen

Der Abstieg des MSV Duisburg ist kaum noch abzuwenden. Am späten Samstagnachmittag verloren die Meidericher mit 0:2 beim FC Ingolstadt und haben bei nur noch vier ausstehenden Spielen weiterhin acht Punkte Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz. Dabei hätte es auch anders laufen können.

Der FC Ingolstadt jubelt, der MSV Duisburg hingegen dürfte schon bald Regionalligist sein.

Der FC Ingolstadt jubelt, der MSV Duisburg hingegen dürfte schon bald Regionalligist sein.

IMAGO/Nico Herbertz

Wer weiß, wie die Partie verlaufen wäre, wenn Pledl in dieser Szene das 1:1 erzielt hätte. Nach einer Ecke lenkte der Duisburger den Ball mit der Stirn Richtung FCI-Tor, verfehlte es aber knapp (18.). Und weil Knoll kurz zuvor mit einem Freistoß (17.) ebenso wenig erfolgreich war wie später Köther, als er bei einer Großchance den Ausgleich auf dem Fuß hatte (40.), musste sich der MSV nach 90 umkämpften Minuten mal wieder mit dem Konjunktiv beschäftigen.

Das Was-wäre-wenn bringt Duisburg allerdings nicht weiter. Nach dem 0:2 in Ingolstadt sind es nach wie vor acht Punkte, die die Elf von Trainer Boris Schommers von einem Nichtabstiegsplatz trennen – ein Rückstand, der in den letzten vier Saisonspielen kaum noch wettzumachen ist.

Müller kehrt ins MSV-Tor zurück

3. liga, 34. spieltag

Schommers hatte seine Startformation nach dem 1:1 gegen Mannheim auf zwei Positionen verändert. Müller kehrte nach seiner Gelbsperre ins Tor zurück und nahm wieder den Platz von Braune ein, außerdem erhielt Köther den Vorzug vor Engin (Bank).

Auf FCI-Seite tauschte Trainer Michael Köllner dreimal im Vergleich zum 1:1 bei Dortmund II: Für Fröde (Gelbsperre), Dittgen und Testroet (beide Bank) begannen Keidel, Kanuric und Grönning.

Mause erzielt das frühe 1:0

Ingolstadt begann druckvoll und belohnte sich auf Anhieb: Seiffert fand Mause mit einer Flanke aus dem linken Halbfeld, der Angreifer des FCI stand erstaunlich frei und ließ sich nicht zweimal bitten, als er mit dem Kopf abschloss – 1:0 für die Schanzer (7.).

Die Gastgeber waren obenauf und hätten wenig später das zweite Tor nachlegen können, doch Grönning ließ eine Großchance per Kopf aus (11.). Erst dann fand auch Duisburg in die Partie, ließ seine Möglichkeiten aber allesamt aus und konnte sich glücklich schätzen, dass Grönning auch seine zweite Großchance nicht verwertete (61.).

Gegen phasenweise sehr passive Gastgeber zeigte der MSV zwar immer wieder gute Ansätze, in Summe war es aber doch zu wenig, um in Ingolstadt zu punkten. Als Malone eine Viertelstunde vor dem Ende nach einer Ecke per Kopf das 2:0 markierte (76.), war klar, dass Duisburg auch dieses Mal leer ausgehen würde.

Nun geht es für die Zebras im vorletzten Heimspiel gegen den SV Sandhausen (Samstag, 14 Uhr). Tags darauf (Sonntag, 13.30 Uhr) ist Ingolstadt in Essen zu Gast.

Dynamo Dresden trennt sich von Trainer Anfang

Dynamo Dresden hat sich von Cheftrainer Markus Anfang getrennt. Die Sachsen reagierten damit auf die sportliche Talfahrt der letzten Wochen, die den angepeilten Aufstieg in akute Gefahr gebracht hat.

Markus Anfang ist nicht mehr Trainer von Dynamo Dresden.

Markus Anfang ist nicht mehr Trainer von Dynamo Dresden.

Getty Images for DFB

Das letzte Punktspiel konnte Dynamo Dresden am 8. März gewinnen, zuletzt blieb die SGD fünfmal in Serie ohne Sieg. Der zum Jahreswechsel noch komfortable Vorsprung von zehn Punkten auf den Relegationsrang ist verspielt, durch das 0:2 gegen Viktoria Köln am Samstag bleibt der Traditionsklub von der Elbe sechs Punkte hinter den direkten Aufstiegsplätzen – und das vier Spieltage vor Schluss.

Für Cheftrainer Markus Anfang hat das nun Konsequenzen. Der 49-Jährige muss seinen Platz räumen. Diese Entscheidung trafen Geschäftsführer Kommunikation David Fischer und Geschäftsführer Finanzen Stephan Zimmermann  nach der Pleite gegen die Viktoria, wie der Verein mitteilte. Interimsweise werden Co-Trainer Heiko Scholz, U-19-Cheftrainer Willi Weiße und Ulf Kirsten das sportliche Kommando bis zum Saisonende übernehmen.

“Die Entscheidung ist uns alles andere als leichtgefallen”, erklärte Fischer. “Wir haben uns bei der Verpflichtung von Markus Anfang auf ein gemeinsames Ziel festgelegt, welches wir weiterhin fest im Auge haben. Allerdings sind wir zu der Erkenntnis gekommen, dass sich die Qualität der Mannschaft im Saisonverlauf zunehmend seltener gezeigt hat und die gewünschten Ergebnisse ausgeblieben sind. Aufgrund dessen haben wir uns jetzt für diesen Schritt entschieden, um in den letzten Spielen einen Impuls zu setzen.”

Anfang hatte Dynamo nach dem Abstieg in die 3. Liga übernommen. In der Vorsaison war die in weiten Teilen neu zusammengestellte Mannschaft auf Rang 6 in der Abschlusstabelle eingelaufen, hatte den direkten Aufstieg aber nur um einen Punkt verpasst. Vor der laufenden Saison war das Ziel damit aber umso klarer: Dynamo soll zurück in die 2. Liga – ein Ziel, das zuletzt akut in Gefahr geraten ist.

Partie beim Jahn im Blick

Weiter geht es für Dynamo mit dem Auswärtsspiel in Regensburg. Der Jahn hält derzeit Rang 2, der für die SGD inzwischen außer Reichweite scheint.

Ziehl: “Das hat uns nicht gut zu Gesicht gestanden”

Nach einem guten Start zeigte sich der 1. FC Saarbrücken beim Remis gegen 1860 München im zweiten Durchgang zu fehlerbehaftet – sehr zum Ärgernis von Coach Rüdiger Ziehl.

Ärgert sich über die fehlerbehaftete zweite Hälfte: Rüdiger Ziehl.

Ärgert sich über die fehlerbehaftete zweite Hälfte: Rüdiger Ziehl.

IMAGO/kolbert-press

Früh gingen die Saarländer in Führung, diese hatte beinahe bis zum Abpfiff bestand, doch dann der späte Nackenschlag in Überzahl: Tim Kloss köpfte zum 1:1 ein. Dem FCS gingen dadurch zwei wichtige Zähler im Aufstiegsrennen verloren.

Am MagentaSport-Mikrofon zeigte sich Ziehl bedient: “Das ist definitiv ein Dämpfer, weil wir es in der eigenen Hand hatten und es nicht genutzt haben. Es fühlt sich richtig richtig bitter an, weil wir gerade in der ersten Halbzeit richtig gut gespielt haben und dann extrem fehlerhaft in der zweiten Halbzeit waren und den Gegner aufgebaut haben.”

Mit dem ersten Durchgang war Ziehl noch zufrieden, haderte allerdings über die verpassten Möglichkeiten, die Führung auszubauen: “Wir haben eine richtig gute erste Halbzeit gespielt. Wenn wir das 2:0 machen, dann ist das erledigt.” Auch mit den ersten Minuten nach dem Seitenwechsel war der 46-Jährige noch einverstanden. In der 50. Minute hatte Luca Kerber per Fallrückzieher die beste Chance, scheiterte aber an Marco Hiller und der Querlatte. “Aber wo wir gemerkt haben, wir machen das Ding nicht und haben ins Verwalten geschaltet – das hat uns nicht gut zu Gesicht gestanden,” erklärte Ziehl.

Eigene Fehler bauen 1860 auf

Als Ausrede will Ziehl die Tabellenkonstellation – Saarbrücken stand zwischenzeitlich vor Dresden, das erneut verlor, auf dem Relegationsrang – nicht gelten lassen. Torschütze Kai Brünker erklärte zudem, dass er vom Rückstand Dresdens auf dem Feld nichts wusste. Vielmehr sieht Ziehl darin ein generelles Problem: “Man hat unabhängig von Tabellensituationen am Ende der Spielzeit immer wieder mal, dass man in der Überzahl meint, es geht ein bisschen leichter und ist dann irgendwo fehlerbehaftet.”

Zum Thema:

Und auf diese Fehler führt Ziehl den Ausgleich zurück: “So haben wir mit den eigenen Fehlern den Gegner aufgebaut. Die haben gemerkt, da geht noch was und schlussendlich aus einer oder zwei Aktionen das Tor gemacht.”

Nach dem Remis in München fordert Ziehl nun im Hinblick auf die Aufstiegshoffnungen die maximale Ausbeute im Saisonendspurt: “Wir haben fünf Spiele und müssen fünf Spiele gewinnen, damit da noch was geht.” Die erste Möglichkeit gibt es bereits am Mittwoch im Nachholspiel gegen Rot-Weiss Essen (19 Uhr, LIVE! bei kicker).

Später Rückschlag bei 1860 in Überzahl: Saarbrücken bleibt hinter Dresden

Durch das 1:1 beim TSV 1860 München verpasst der 1. FC Saarbrücken den Sprung an Dresden vorbei auf Rang 3. Die Löwen kamen nach langer Unterzahl erst spät zum Ausgleich und kommen dem Klassenerhalt immer näher.

Teilten sich die Punkte: Dominik Becker (li.) und Joel Zwarts.

Teilten sich die Punkte: Dominik Becker (li.) und Joel Zwarts.

IMAGO/kolbert-press

Bereits am vergangenen Wochenende war der TSV 1860 gegen ein Top-Team gefordert – aus Regensburg brachten die Löwen ein 1:1 mit nach Hause. Im Vergleich dazu stellte Trainer Argirios Giannikis zweimal um: Für Schröter (muskuläre Probleme) und Lakenmacher (Bank), dessen Abgang zum Saisonende unter der Woche bekanntgegeben wurde, rückten Nankishi und Zwarts in die Startaufstellung.

FCS-Coach Rüdiger Ziehl veränderte seine Mannschaft nach dem 4:1-Heimsieg gegen Sandhausen auf zwei Positionen: Brünker und Rizzuto starteten anstelle von Naifi und Robin Becker (beide Bank).

Als Aufstiegsaspirant begann der FCS selbstbewusst und belohnte sich dafür früh in der Partie. Die Heimelf verlor im Spielaufbau den Ball an Rizzuto, der sofort Stehle in die Tiefe schickte. Die Flanke kam mit etwas Glück – Verlaat rutschte aus – bei Sturmpartner Brünker an, der den Ball mit seinem Direktschuss in der rechten Ecke unterbrachte (9.).

Ludewig verletzt und Kwadwo mit Rot runter

Es dauerte etwas, bis die Giesinger sich sammelten und selbst die ersten Akzente setzen konnten. Der Distanzschuss von Frey rauschte am rechten Pfosten vorbei (22.). Die Löwen ließen sich auch durch die verletzungsbedingte Auswechselung von Ludewig (29.) nicht von der zwischenzeitlichen Druckphase abbringen. Torchancen blieben aber sowohl bei 1860 als auch bei den Gästen Mangelware. Am gefährlichsten wurde es durch Zwarts’ Kopfball, den Zeitz aber noch blockte (33.).

3. liga, 34. spieltag

Kurz vor der Halbzeit ein Rückschlag für die Löwen: Kwadwo musste nach einer Notbremse gegen Stehle vom Feld (44.).

Nach Wiederanpfiff war Saarbrücken bemüht, in Überzahl schnellstmöglich die Entscheidung herbeizuführen. Kerber scheiterte mit einem Fallrückzieher an Hiller und der Latte (50.).

Doch das Offensivspiel der Gäste war harmlos. 1860 verteidigte kämpferisch, ließ nichts zu und zeigte auch immer wieder selbst vorne. Einleitet wurde die nächste gute Phase durch einen aufdrehenden Greilinger, dessen Abschluss aber noch geblockt wurde (67.).

Eingewechselter Kloss gleicht aus

Die Zeit lief davon, die Sechziger blieben aber dran und drängten auf den Ausgleich.

Mit seinen Einwechslungen bewies Giannikis dann ein gutes Gespür. Vrenezis Ecke von rechts fand am zweiten Pfosten den Kopf des zur Halbzeit gekommenen Kloss. Der 19-Jährige köpfte unbedrängt und wuchtig ein (84.).

Beim 1:1 sollte es auch bleiben. Durch den Punkt konnten die Sechziger den Klassenerhalt noch nicht perfekt machen, aber kommen diesem immer näher. Saarbrücken hingegen verpasste es, sich an Dresden vorbei und – zumindest über Nacht – auf den Relegationsplatz zu schieben.

Die nächste Chance, Dresden zu überholen, hat der FCS im Nachholspiel am Mittwoch gegen Essen (19 Uhr, LIVE! bei kicker). 1860 spielt am kommenden Sonntag im benachbarten Unterhaching (19.30 Uhr).