“Was ein qualitiativer Unterschied ausmacht”: Lübeck und das Warten auf den Abstieg

“Was ein qualitiativer Unterschied ausmacht”: Lübeck und das Warten auf den Abstieg

Nach dem nächsten Debakel steht der VfB Lübeck kurz vor dem Abstieg aus der 3. Liga – und hat es mittlerweile nicht mal mehr in der eigenen Hand. Am Sonntag könnte es schon so weit sein.

Sichtlich gefrustet: Der VfB Lübeck steht kurz vor dem Abstieg in die Regionalliga.

Sichtlich gefrustet: Der VfB Lübeck steht kurz vor dem Abstieg in die Regionalliga.

IMAGO/Lobeca

Es war eine Art Feel-Good-Story: Die Rückkehr von Jens Martens zum VfB Lübeck. Ein alter Bekannter kehrte in aussichtslosen Lage nach mehreren Jahrzehnten zurück und soll helfen, das Umögliche möglich zu machen. Und für den 68-jährigen Fußballlehrer? Noch einmal die Chance, sich den Traum vom Profifußball zu erfüllen.

Doch spätestens nach den Auflösungserscheinungen bei der 0:5-Niederlage gegen die Zweitvertretung von Borussia Dortmund ist seit Samstagnachmittag selbst den letzten hoffnungslosen Optimisten bewusst, dass dieses Skript nicht aufgegangen ist und sich der VfB Lübeck mit einem Gang zurück in die Regionalliga anfreunden muss. Daran konnte dann schließlich auch der dritte – mit Interimstrainer Bastian Reinhardt, der immerhin in drei Spielen zwei Siege holte und so für beinahe ein Viertel der aktuellen 27 Lübecker Punkte “verantwortlich” ist, der vierte – Trainer nichts mehr verändern.

Lübecks Weg führte stetig bergab

Bereits unter Aufstiegstrainer Lukas Pfeiffer entwickelte sich nach ordentlichen Start in die Saison (1 S, 3 U) eine Dynamik, die stetig bergab führte – der damals 32-Jährige wurde schließlich kurz vor der Winterpause auf Tabellenplatz 17. stehend entlassen. Sowohl Florian Schnorrenberg (1 S, 3 U, 5 N) als auch der jetzige Trainer Martens, der nach vier Spielen immer noch auf seinen ersten Sieg wartet, konnten diesen Abwärtstrend nicht stoppen.

Die Lübecker stehen bei noch vier verbleibenden Spielen elf Punkte hinter dem ersten Nichtabstiegsplatz, den Waldhof Mannheim belegt. So können die Hanseaten am Sonntag von der Couch aus – bei einem Sieg von der Mannschaft aus der Rhein-Neckar-Metropolregion zuhause gegen Rot-Weiss Essen (LIVE! bei kicker, 13.30 Uhr) – bereits nach einem Jahr Absenz wieder in die Regionalliga Nord zurückkehren.

Dabei hat der prompte Wiederabstieg der Marzipanstädter viele Gesichter, einerseits litt der Aufsteiger unter Verletzungspech – so fehlten gegen die Westfalen mit dem gesperrten Boland wieder einmal elf Spieler -, andererseits gehört der VfB zu den weniger finanzstarken Vereinen der Liga.

Martens: “In allen Belangen einfach eine andere Kategorie”

Dennoch mangelt es vor allem an einem: der Qualität. Das musste auch Martens neidlos eingestehen. “Man hat heute mehr denn je gesehen, was ein qualitiativer Unterschied ausmacht”, resigniert der Coach nach einem Spiel, dass einmal mehr den Beweis lieferte, in dieser Art und Weise reicht es für die Lübecker nicht in der 3. Liga. “Man muss ganz klar sagen”, führt der 68-Jährige weiter aus, “die Nachwuchsspieler sind in allen Belangen einfach eine andere Kategorie.” Sei es die “Schnelligkeit, Passgenauigkeit unter Druck und vor allem im Verwerten von Torchancen.”

Zwar war seine Mannschaft nicht “chancenlos” und erspielte sich “ein paar Torchancen” – Schneider ließ kurz nach dem 0:1 die einzige gute Lübecker Chance im Spiel liegen -, doch seine Mannschaft “nutze diese nicht”. Im Gegensatz zum Gegner, der “sie ganz konsequent mit seiner Qualität nutzte”. “Das ist eben der ganz große Unterschied”, resümierte Martens.

Zumindest führt der mögliche Abstieg nicht zu großen Veränderungen der Routinen (“Wir werden uns ganz normal zum Regenerationstraining treffen”), obwohl seine Mannschaft nach der erneuten Klatsche – die Lübecker verloren vergangene Woche schon mit 1:4 und stehen nun bei 1:9 Toren in den letzten beiden Spielen – zugegebenermaßen erstmal die Ereignisse “sacken lassen” muss, “denn für alle Beteiligten ist das natürlich ganz, ganz schwierig”, weiß der 68-Jährige.

Eine ungewisse Zukunft

Aber zumindest eine Sache macht Martens Hoffnung: die Fans. “Ein ganz großes Lob an die Fans, wie das Stadion trotz unserer schwierigen Situation hier hinter dem Verein steht und bis zum Schluss Gas gegeben hat für den VfB”, bedankt sich der Trainer und hofft darauf, dass sie wie in den Gesängen “auch in der vierten Liga dabei sind”.

In welcher Rolle der gebürtige Steinberger bei einem Abstieg im Verein bleibt, ist erstmal unklar: “Wir sind gezwungen, die Sache neu zu strukturieren, das wird unsere Aufgabe sein.” Zumindest eine Spur bei möglichen Kandidaten für den Trainerjob führt zu seinem aktuellen Co-Trainer sowie zweimaligen Interimstrainer Bastian Reinhardt, der für die 3. Liga allerdings nicht die nötige Fußball-Lehrer-Lizenz besaß. Wie der Kader in der kommenden Saison aussieht, ist dabei ein großes Fragezeichen.