Wie Matarazzo die Emotionen weckte

Dem 1:4 in Mainz folgte mit dem 4:3 gegen Borussia Mönchengladbach die richtige Reaktion bei der TSG Hoffenheim. Diese hatte offenbar auch mit Änderungen im Training zu tun.

Pellegrino Matarazzo sah gegen Gladbach eine andere TSG als zuletzt in Mainz.

Pellegrino Matarazzo sah gegen Gladbach eine andere TSG als zuletzt in Mainz.

IMAGO/HMB-Media

Grischa Prömel, der mit einem sehenswerten Fernschuss das zwischenzeitliche 2:1 erzielt hatte, wusste zu berichten: “Diese Woche war intensiver, es hat ein paarmal gekracht.” Offenkundig ließ Pellegrino Matarazzo seinen Ankündigungen von Mainz Taten folgen. Mächtig angefressen wirkte der Trainer nach dem desolaten Auftritt bei den Rheinhessen. Entsprechend zog Matarazzo die Zügel an, ließ gerade auch ruppigere Duelle in den Einheiten mal laufen – frei nach dem Motto: Aufstehen, weitermachen.

Ein Stilmittel, das gegen die Borussia Wirkung zeigte. Vor einigen Wochen wäre diese Elf, der man viel fußballerische Qualität, aber wenig Resilienz nachsagt, nach einem derartigen Spielverlauf wohl in sich zusammengefallen. Am Samstag schüttelte sie sich kurz und ließ dem späten Ausgleich den umjubelten Siegtreffer folgen. Emotionen am Wochenende durch Emotionen unter der Woche? Ob diese Gleichung auf Dauer aufgeht, wird sich schon am Freitagabend zeigen.

Dann nämlich gastiert die TSG beim VfL Bochum (20.30 Uhr, LIVE! bei kicker.de). Wieder ein Kontrahent aus dem Abstiegskampf, der sich vor allem über die Arbeit gegen den Ball definiert. “In Bochum wird man sehen, ob wir aus Mainz gelernt haben”, denkt Prömel. “Wir haben in der Vergangenheit eher Probleme gehabt mit Mannschaften wie Mainz, Bochum, Augsburg.” Dass gegen den FCA, der bekanntlich mittlerweile ein Wettbewerber um die internationalen Ränge ist, kürzlich noch ein weitgehend souveränes 3:1 gelang, mag der ein oder andere in Hoffenheim überbewertet haben. Denn an jenem Tag waren die bayerischen Schwaben 30 Minuten lang nicht wettbewerbsfähig, hatten das Gift, das sie normalerweise in die Zweikämpfe legen, augenscheinlich im Teamhotel vergessen.

Was dazu führte, dass Andrej Kramaric und Co. den FCA einschnürten und geradezu dominierten, wie sie es auch zwei Wochen später mit einer enorm tief stehenden Borussia taten. Auch der Kroate, gegen die Elf vom Niederrhein der gewohnt kreative Kopf der TSG-Offensive, erwartet wie Prömel einen echten Abnutzungskampf im Ruhrpott: “In Bochum wird es wie in Mainz. Wir haben fast alles da probiert, aber dort noch nie gefeiert.” Sowohl für Kramaric als auch für Prömel lautet das Ziel: “Wir wollen international spielen.” Legt die TSG die Emotionen wie zuletzt auch in Bochum auf den Platz, steigert sie die Wahrscheinlichkeit auf die dafür nötigen Zähler deutlich.

Benni Hofmann

Drei Jahre Gefängnis nach Böllerwurf in Augsburg

Fünf Monate nach der Detonation eines Böllers beim Spiel zwischen dem FC Augsburg und der TSG Hoffenheim (1:1) wurde heute ein Urteil gesprochen, dass den Hauptangeklagten nach derzeitigem Stand lange ins Gefängnis bringen wird.

Explosion im Stadion: Der Böller hatte für einige Stadion-Besucher auch gesundheitliche Folgen.

Explosion im Stadion: Der Böller hatte für einige Stadion-Besucher auch gesundheitliche Folgen.

IMAGO/Krieger

Der Hauptangeklagte war beim Landgericht Augsburg wegen der Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion sowie gefährlicher Körperverletzung angeklagt und wurde nun zu einer Gefängnisstrafe von drei Jahren verurteilt. Es sei kein normaler Pyrotechnikfall im Stadion gewesen, betonte der Vorsitzende Richter Christoph Kern. Es gehe vielmehr um einen “massiven Sprengstoffvorfall”, der 26.000 Menschen in dem Augsburger Stadion in Terrorangst versetzt habe, begründete er im Urteil.

Der 28 Jahre alte Mann aus dem Raum Göppingen wurde kurz nach der Detonation festgenommen und saß seitdem bereits in Untersuchungshaft. Die drei weiteren Angeklagten wurden wegen Beihilfe zur Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion sowie gefährlicher Körperverletzung zu Haftstrafen verurteilt, die jedoch zur Bewährung ausgesetzt wurden. Bei dem Quartett handelt es sich um Hoffenheimer Anhänger.

Bei der Explosion des Knallkörpers in der Augsburger Arena am 11. November wurden nach Angaben der Ermittler zwölf Menschen teils erheblich verletzt, darunter auch Kinder. Die Opfer erlitten laut Staatsanwaltschaft Knalltraumata und andere Verletzungen, einige spürten auch Monate nach dem Spiel (1:1) noch die Folgen des Vorfalls. Die Partie war in der 56. Spielminute von Schiedsrichter Dr. Felix Brych rund sieben Minuten lang unterbrochen worden.

Polizist berichtete von “tumultartigen Szenen”

Die Wirkung der Explosion war offenbar weit über dem “normalen” Maß solcher Zwischenfälle, die leider auch traurige Realität in den Fußballstadien sind. In diesem Fall sei die Detonation allerdings so laut gewesen, dass er einen Terroranschlag nicht ausgeschlossen habe, meinte ein als Zeuge geladener Polizist dazu, wie er den Vorfall erlebt habe. Der Beamte aus Baden-Württemberg begleitet seit 2009 in zivil die Hoffenheim-Fans bei Auswärtsspielen. Er berichtete nach dem Zwischenfall von “tumultartigen Szenen” auf den Rängen.

Der Vorsitzende Richter Kern ist kurioserweise seit 2022 ehrenamtlicher Präsident des Bayerischen Fußball-Verbandes. Dort hatte er nach 18 Jahren Rainer Koch im Amt abgelöst. Wegen Kerns Tätigkeit beim BFV hatte die Verteidigung einen Befangenheitsantrag gestellt, der aber abgelehnt wurde.

Die TSG Hoffenheim hatte noch am Abend des Vorfalls am 11. November eindeutig Position bezogen und die Beteiligten zudem mit einem lebenslangen Hausverbot belegt. Vom DFB wurden die Kraichgauer bereits zu einer Strafe von 20.000 Euro verurteilt. Dabei kamen wohl mildernde Umstände zum Tragen, da der Verband dem Verein “vorbildliches Verhalten” attestierte.

Schweglers spannende Worte nach dem 4:3

Nach außen herrscht eitel Sonnenschein bei der TSG Hoffenheim nach dem mitreißenden 4:3-Sieg über Borussia Mönchengladbach, dass es intern rumort, gilt als offenes Geheimnis. Das offenbarte sich auch nach dem so wichtigen Dreier am Samstag.

Hoffenheims Direktor Profifußball Pirmin Schwegler wählt spannende Worte.

Hoffenheims Direktor Profifußball Pirmin Schwegler wählt spannende Worte.

IMAGO/foto2press

Denn unter dem Eindruck des wilden wie emotionalen 4:3 nach 3:1-Führung und zwischenzeitlichem Ausgleich der Gäste sagte Pirmin Schwegler folgende, denkwürdige Sätze: “Trotz vieler Widerstände innerhalb eines Spiels, aber auch Widerständen, die immer wiederkommen, teilweise auch von innen, ist das ein großes Zeichen nach innen aber auch nach außen. Darauf kann die Mannschaft total stolz sein.” Widerstände von innen? Näher substantiiert hatte der Direktor Profifußball diesen Begriff nicht.

Dass das Verhältnis zwischen der sportlichen Leitung um Sport-Geschäftsführer Alexander Rosen, der Ex-TSG-Profi Schwegler zurück nach Hoffenheim holte, und dem Technischen Direktor Bastian Huber auf der einen sowie den Geschäftsführern Jan Mayer (u.a. Innovation) und Denni Strich (Marketing und Kommunikation), der ob eines anderen Sachverhalts unter Druck steht, auf der anderen Seite nicht das Beste ist, gilt als offenes Geheimnis. Rosens Zukunft ist offen, da hilft auch das halbgare Dementi eines kicker-Artikels nichts. Der Verbleib des 45-Jährigen hänge nicht vom Abschneiden in dieser Bundesliga-Saison und dem Erreichen des Europapokals ab, hatte ein Klub-Sprecher gegenüber der Nachrichtenagentur dpa erklärt. Es gebe demnach weder ein Ultimatum noch einen direkten Zusammenhang der Endplatzierung mit der weiteren Zusammenarbeit mit dem bis Sommer 2025 vertraglich gebundenen Rosen. Was in dieser Deutlichkeit nie geschrieben wurde, sondern lediglich, dass Rosens Zukunft auch davon abhängen wird, ob den Kraichgauern im Saisonendspurt die Qualifikation für das internationale Geschäft gelingt.

In der Pressekonferenz von einem Reporter auf Schweglers Aussage angesprochen, erklärte Pellegrino Matarazzo: “Wenn er das gesagt hat, hat er das gesagt. Ich bin Trainer und verantwortlich für die Mannschaft und dass wir am Wochenende performen. Wenn es irgendwelche Unstimmigkeiten im Verein gibt, dann ist es meine Aufgabe, das abzuschirmen, zu filtern, damit es nicht an die Mannschaft kommt.” Der Trainer legte wert auf die Feststellung, dass dies allgemein gesprochen sei. Allerdings führte Matarazzo auch aus: “Umso ruhiger ein Verein ist, desto größer ist die Chance auf mittelfristigen Erfolg.”

Benni Hofmann

Nochmal 250-Kramaric-Spiele? “Andrej entscheidet”

Das 250. Bundesligaspiel von Andrej Kramaric wäre beinahe in die Hose gegangen – doch am Ende konterte Anton Stach den Last-Minute-Ausgleich der Mönchengladbacher mit dem 4:3-Siegtreffer, sodass der Kroate sein Jubiläum genießen konnte. Den Fans machte er später Hoffnung auf einen Verbleib bis zur sportlichen Rente.

“Ich kann noch 250 Spiele mehr machen”: Andrej Kramaric.

picture alliance / foto2press

“Eine super Show für die Fans im Stadion”, hatte Kramaric nach eigenem Bekunden gesehen und dem war angesichts sieben Toren, darunter sehenswerte Weitschusstreffer von Ozan Kabak und Grischa Prömel, schwerlich zu widersprechen. Genausowenig wie der Gesamtanalyse des wahrscheinlich besten Individualisten der TSG Hoffenheim: “Ich glaube, wir haben den Sieg verdient, wir waren über 90 Minuten die bessere Mannschaft, außer in den zehn Minuten vom 3:1 zum 3:3.” In der Tat hatte es die Elf von Trainer Pellegrino Matarazzo lange verstanden, mit hohem Anlaufen die Borussen zu dominieren und deren spielstarkes Zentrum um Julian Weigl aus der Partie zu nehmen. Allerdings hatte die TSG nach dem 3:1 eben auch mal wieder den Fokus verloren, was beinahe zur Riesenenttäuschung geführt hätte. Dass es nicht so kam, lag am dilettantischen Verteidigen der Gäste, der Übersicht von Ihlas Bebou und dem kühlen Kopf von Siegtorschütze Stach.

Das Gefühl ist: Ich kann noch 250 Spiele mehr machen.

Andrej Kramaric

Im Rennen um die Conference League ein wichtiger Sieg, die Europa League hat Kramaric ohnehin schon abgeschrieben: “Sechs Punkte sind zu weit weg. Wir wollen vor Augsburg oder Freiburg sein, Siebter oder Achter. Ich hoffe darauf, nächstes Jahr europäisch zu spielen.” Es wäre laut aktuellem Vertrag das vorerst letzte Jahr des 32-Jährigen im Kraichgau, der in seinem Jubiläumsspiel selbst einen Assist beisteuerte und unterstrich: “Das Gefühl ist: Ich kann noch 250 Spiele mehr machen.”

Dass er die besondere Verbundenheit mit seinem Klub unterstrich, ist dem Offensivallrounder durchaus abzunehmen, angesichts seiner Fähigkeiten wird es ihm in den vergangenen Jahren nicht gemangelt haben an reizvollen Offerten. Zudem hob Kramaric neben Anhängern und Mitarbeitern auch den amtierenden Sportgeschäftsführer, dessen Zukunft ungewiss ist, hervor: “Ohne Alex Rosen wäre das nicht möglich, wegen ihm fühle ich mich hier wie zu Hause. Nach 250 Spielen muss ich auch den Fans Danke sagen, ohne Unterstützung geht es nicht, im Leben und im Fußball.”

Kramaric kann “selbst entscheiden, wie lange er bleiben möchte”

Dass es keiner Charmeoffensive gegenüber dem Management bedarf für ein neues Arbeitspapier beim Bundesliga-Achten, weiß Kramaric selbst. Das versicherte auch der von Rosen in die sportliche Leitung geholte Pirmin Schwegler mit einem Lächeln: “Er darf gerne nochmal 250 Spiele machen, wenn er wirklich so lange spielen will.” Nun, der Direktor Profifußball hätte es doch ein Stück weit mit in der Hand mit einem neuen Kontrakt?

“Ich glaube, Andrej entscheidet, wann er die Geschichte hier beenden will”, antwortete der 37-Jährige, der selbst noch zwischen Januar 2016 und Sommer 2017 mit Kramaric im TSG-Kader stand, und ergänzte: “Aber davon sind wir noch ein Stück weit entfernt. Da muss von uns kein Zeichen kommen. Andrej weiß, dass er hier, glaube ich, sogar selbst entscheiden kann, wie lange er bleiben möchte.” Das klingt dann fast schon nach Rentenvertrag für die “Legende” (O-Ton Schwegler).

Benni Hofmann

Prömel: “Trotzdem ist es kein cooles Gefühl”

Man könnte meinen, dass in Hoffenheim nach dem 4:3-Spektakel gegen Gladbach eitel Sonnenschein herrscht. Doch das war nicht der Fall, zu sehr drückte ein Problem auf die Stimmung.

Er traf, siegte und übte Kritik: Grischa Prömel.

Er traf, siegte und übte Kritik: Grischa Prömel.

IMAGO/Jan Huebner

Platz sieben könnte in diesem Jahr reich, um in der kommenden Saison international zu spielen – und Platz sieben scheint für die TSG Hoffenheim auch erreichbar, immerhin ist man punktgleich mit dem FC Augsburg, der aber die bessere Tordifferenz hat. Und da liegt der Hund begraben, denn die Kraichgauer haben ein gewichtiges Defensivproblem.

Gegen Gladbach gewann man zwar ein wildes Spiel mit 4:3, doch am Ende waren es eben wieder drei Gegentore, die man schlucken musste. “Für den neutralen Zuschauer oder für die Fans ist das 4:3 wie aus dem Drehbuch”, gab Grischa Prömel nach Abpfiff am Sky-Mikrofon zu und betonte zugleich: “Aber man kann nicht in jedem Spiel vier Tore schießen, um drei Punkte mitzunehmen.”

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In der Tat ist die Abwehr ein Problem in Hoffenheim, das schon 60 Gegentore kassiert hat – nur Schlusslicht Darmstadt ist schlechter (72); Bochum und Gladbach haben ebenfalls 60. “Das ist die Baustelle, die uns unfassbar nervt, wo wir von Woche zu Woche probieren, besser zu werden, aber irgendwie kriegen wir es zurzeit nicht hin”, gab Prömel zu und merkte mit Blick auf den Auftritt gegen die Borussia an, dass man “ein unfassbar gutes Spiel” gemacht habe: “Wir spielen sehr dominant, investieren unglaublich viel, aber kriegen die Gegentore einfach zu leicht. Es ist einfach traurig, dass wir das so aus der Hand gegeben haben.”

Prömels Forderung

“Das zieht sich durch die Saison”, weiß der 29-Jährige und forderte, dass “man besser, abgeklärter und fokussierter” auftreten müsse. Der Mittelfeldmann kritisierte dabei auch einen ganz bestimmten Punkt. “Auch wenn wir gerade am Drücker sind und offensiv viel investieren, kann nicht jeder das Gefühl haben, dass er das entscheidende Tor macht. Es müssen auch ein paar defensiv denkende Spieler auf dem Platz sein, die an die Konterabsicherung denken und vielleicht auch mal ein cleveres Foul ziehen.”

Gerade in hektischen Phasen sei es wichtig, dass “wir Ruhe reinkriegen. Wir dürften uns nicht anstecken lassen, müssen auch mal in Ballbesitzphasen kommen und das Spiel kontrollieren.” Genau das sei in der Schlussphase gegen Gladbach aber nicht der Fall gewesen, vielmehr habe man Glück gehabt, dass man das 4:3 gemacht hat. Der Sieg sei “wahrscheinlich schon verdient, aber trotzdem ist es kein cooles Gefühl”, gab Prömel zu, freute sich zugleich aber auch über den Sieg: “Wir haben drei Punkte und sind erstmal happy.”

Teste dein Wissen: Das Quiz zum 30. Spieltag

Weiter geht es am Wochenende mit dem 30. Spieltag. Bist du fit für alle neun Partien?

Dortmund und Stuttgart kreuzen am Samstag die Klingen.

Dortmund und Stuttgart kreuzen am Samstag die Klingen.

IMAGO/Team 2

Wie gut kennst du dich rund um die Spiele des 30. Spieltags aus? Teste dein Wissen im kicker-Quiz. Wer schafft neun Richtige?

Vielen Dank für die Teilnahme!

Lerch erklärt TSG-Bankplatz für Corley und Alber – Fernduell mit Frankfurt

Wird es für die TSG Hoffenheim endlich wieder etwas mit der Champions League? Im Fernduell mit Eintracht Frankfurt patzten zuletzt beide. Nun fällt ein Duo beim Lerch-Team aus, ein anderes Duo hofft wieder auf die Startelf.

Zuletzt nur Ersatz: Mara Alber (li.) und Gia Corley (2. v. li.).

Zuletzt nur Ersatz: Mara Alber (li.) und Gia Corley (2. v. li.).

IMAGO/Eibner

“Ich habe keine guten Erinnerungen. Das Ergebnis war sehr klar”, sagte Stephan Lerch am Mittwoch über die 0:3-Heimniederlage seiner TSG Hoffenheim gegen die SGS Essen in der Hinrunde. Der Trainer sprach von einer “sehr schwachen Leistung” seines Teams.

Seitdem sind aber einige Monate vergangen, zudem hätten sich aber “die Rollen ein bisschen verschoben”, meinte er mit Blick auf die Tabelle, in der Hoffenheim Dritter und Essen Sechster ist. “Ein gutes Kollektiv, eingespielt und aufeinander abgestimmt”, so beschrieb Lerch den kommenden Gegner, der am Samstag (12 Uhr, LIVE! bei kicker) wartet.

Ramona Maier finde ich eine sehr spannende, robuste Spielerin. Katharina Piljic ist eine Bank, Natasha Kowalski schlägt sehr gute Standards”, erläuterte er auf Nachfrage und erwähnte weitere Akteurinnen.

Hickelsberger verlängert

Auf seiner Seite fallen wiederum Angreiferin Ereleta Memeti und Verteidigerin Lisann Kaut jeweils mit einer Bandverletzung für das Wochenende aus. Sechserin Fabienne Dongus (starke Prellung unterhalb des Kniegelenks) hat wieder Lauftraining absolviert, hinter ihrem Einsatz steht noch ein Fragezeichen.

Dafür hoffen zwei andere, prominente Spielerinnen wieder auf ein Startelfmandat. Mara Alber saß zuletzt gegen Köln draußen, auf kicker-Nachfrage erklärte Lerch auch, warum. “Leistungsgründe sind es definitiv nicht gewesen”, sagte er, eher taktische und Fitnessgründe – nach drei Wochen Pause durch DFB-Pokal und Länderspiele.

So setzte er stattdessen etwa auf Julia Hickelsberger. Die Österreicherin hat ihren in diesem Sommer endenden Vertrag bei der TSG um zwei Jahre bis 2026 verlängert. Mehrfach wurde sie in der Vergangenheit durch Verletzungen gebremst. “Wir sind optimistisch, dass das überwunden ist”, sagt Lerch: “Mit ihren Fähigkeiten kann sie gerade im Offensivspiel sehr wertvoll für jede Mannschaft sein.”

Zuletzt testete Lerch Corley als Mittelstürmerin

Letzteres gilt zweifelsohne auch für Gia Corley, doch die Mittelfeldspielerin hat ihren Stammplatz aus der Hinrunde verloren, saß zuletzt viermal bei Spielbeginn auf der Bank. Lerch wollte nicht allzu sehr zurückschauen: “Ich fand Gias Performance gegen Köln richtig gut, als sie reinkam. Sie hat gute Energie auf den Platz gebracht und das Tor vorbereitet. Das ist das, was wir sehen wollen. Wir wissen, wozu sie fähig ist.”

Zwischen den Zeilen schien durch, dass er mit Corley in der Hinrunde noch zufriedener war. Im Test gegen den 1. FC Nürnberg (3:3) hatte er sie zuletzt gar ungewohnterweise als Mittelstürmerin aufgestellt. “Testspiele sind dafür da, um etwas zu testen”, sagte der 39-Jährige.

Auf ein Scharmützel mit Eintracht Frankfurt, dem großen Konkurrenten um den dritten Tabellenplatz und damit die Champions-League-Qualifikation, will sich Lerch nicht einlassen.

“Genau so, wie Frankfurt das sagt, sagen wir das auch: Wir haben alles selbst in der Hand. Ob sie das (Hoffenheims 1:1 gegen Köln, Anm. d. Red.) feiern oder nicht”, schob er etwas bissig mit Blick auf einen Social-Media-Post der Eintracht hinterher. “Man darf nicht vergessen: Nach dem 12. Spieltag waren wir sechs Punkte hinter Frankfurt, jetzt sind wir aktuell zwei Punkte vor ihnen.”

Paul Bartmuß

Matarazzo spricht von “keiner angenehmen Woche”

Den Blick nach vorne zu richten fiel Pellegrino Matarazzo in dieser Woche schwer. Der Stachel vom 1:4 in Mainz saß beim Trainer der TSG Hoffenheim nach wie vor tief.

Pellegrino Matarazzo muss gegen Gladbach weiterhin auf Dennis Geiger verzichten.

Pellegrino Matarazzo muss gegen Gladbach weiterhin auf Dennis Geiger verzichten.

IMAGO/foto2press

“Das Spiel tut nach wie vor weh. Den Schmerz in die Trainingswoche mit reinzubringen ist richtig und wichtig. Wir haben in ihre Stärken gespielt. Wenn wir nach vorne hätten spielen können, haben wir zum Torwart gespielt und sie eingeladen, höher zu pressen”, kritisierte der 46-Jährige auch noch fünf Tage nach der Pleite und zwei Tage vor dem Duell mit Borussia Mönchengladbach an diesem Samstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker.de) den Auftritt bei den Rheinhessen, der den Kraichgauern nach dem so wichtigen 3:1 gegen den FC Augsburg eine Woche zuvor gefühlt sämtliche Euphorie wieder raubte. “Wie wir gegen Mainz performt haben, das geht nicht in der Bundesliga”, legt Matarazzo nach und berichtet von “keiner angenehmen Woche für alle. Vielleicht war das genau richtig”, hofft der Coach, der zugleich aber unterstreicht: “Die Mannschaft ist immer wieder aufgestanden nach Rückschlägen.” Das gilt für die Vorsaison, wo Matarazzo mitten im Abstiegskampf mit fünf Niederlagen in Serie einen denkbar schlechten Einstand feierte. Und das gilt auch für die aktuelle Spielzeit, in der ein längeres Tief im Winter die TSG beschäftigte.

Wie wir gegen Mainz performt haben, das geht nicht in der Bundesliga.

Pellegrino Matarazzo

Gebrochen haben es die Hoffenheimer mit dem überraschenden 3:2 bei Borussia Dortmund, dem ein 2:1 gegen Werder Bremen folgte. Dann der erneute Knick: ein ganz schwacher Auftritt in Frankfurt (1:3) und Chancenlosigkeit gegen einen an diesem Tag aber auch formidablen VfB Stuttgart (0:3). Auf und Ab, so lautet das Programm in Hoffenheim derzeit. “Diese Inkonstanz gehört zur Mannschaft”, weiß Matarazzo, “aber sie gehört zu fast allen Mannschaften der Liga, außer vielleicht zwei, drei Teams.” Für seine Elf gehe es darum, zu lernen, mit allen Situationen eines Spiels umzugehen. “Wir lassen uns zu oft aus der Balance bringen”, hat der Italo-Amerikaner erkannt.

Ruhe zu behalten und dennoch den Fokus nicht zu verlieren, bei solchen Dingen sind die Führungskräfte gefragt, weniger die Jungen – doch ausgerechnet die wie Maxi Beier, Umut Tohumcu oder Tim Drexler wirkten zuletzt in komplizierten Phasen stabiler als die vermeintlichen Leitfiguren. Matarazzo hat offenbar eine gewisse Eigenart im Kader ausgemacht, anders lassen sich seine folgenden Worte kaum erklären: “Den Gruppencharakter zu verändern, braucht Zeit. Während einer Saison ist der Prozess sehr langsam. Den größten Hebel hat man in den Pausen, wenn man auch Transfers tätigen kann.”

Geiger muss auch gegen Gladbach passen

Den Hebel angesetzt haben aber wird Matarazzo auch in der Trainingswoche, um mehr Feuer als gegen Mainz in die Truppe zu bringen. Dass ausgerechnet der giftige Dennis Geiger (Adduktorenprobleme) gegen die Elf vom Niederrhein fehlen wird, ist vor dem Hintergrund fehlender Emotionalität zuletzt ärgerlich für die TSG. Neben dem Mittelfeldmann fallen noch die Langzeitverletzten Mergim Berisha und Marco John sowie fällt Stanley Nsoki (Hüftprobleme) aus.

Benni Hofmann

Rosens Zukunft hängt vom Saisonfinale ab – Schicker im Fokus der TSG

Wie sieht die Führung der Zukunft aus bei der TSG Hoffenheim? Das wird auch davon abhängen, ob den Kraichgauern im Saisonendspurt die Qualifikation für das internationale Geschäft gelingt.

Sportgeschäftsführer: Alexander Rosen (TSG Hoffenheim) und Andreas Schicker (Sturm Graz).

Sportgeschäftsführer: Alexander Rosen (TSG Hoffenheim) und Andreas Schicker (Sturm Graz).

imago images (2)

Am vergangenen Wochenende jedenfalls hat die Elf von Trainer Pellegrino Matarazzo ihre Chancen verschlechtert mit einem desaströsen 1:4 bei Mainz 05. Nur sechs Tage nach dem so wichtigen 3:1-Erfolg gegen den direkten Konkurrenten FC Augsburg war die TSG nicht wiederzuerkennen und fiel im Rennen um die europäischen Ränge auf Tabellenplatz neun zurück – wobei sowohl der FCA als auch der SC Freiburg (je drei Punkte mehr) und Eintracht Frankfurt als Sechster (sechs Punkte mehr) längst nicht uneinholbar vorne liegen. Vor dem Duell mit Borussia Mönchengladbach an diesem Samstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) steht Hoffenheim dennoch ein Stück weit unter Zugzwang nach der Niederlage in Mainz.

Zwar sprach Sportgeschäftsführer Alexander Rosen jüngst davon, dass man keinesfalls Druck habe, sondern es nach der vom Abstiegskampf geprägten Vorsaison eher als positive Herausforderung empfinde, um Europa mitzuspielen: “Das Schöne ist, wenn man darum spielen darf, nicht wenn man muss. Das ist ein Unterschied, wir sind kein etablierter Top-Sechs-Klub, der da reinkommen muss.”

Nichtsdestotrotz hängt nach kicker-Informationen auch Rosens Zukunft trotz bis 2025 laufenden Vertrags von dem finalen Ausgang dieser Spielzeit ab, vor der nach dem Verkauf von Leistungsträger Christoph Baumgartner (RB Leipzig) kräftig investiert wurde in Mergim Berisha (FCA), Attila Szalai (Fenerbahce) und Anton Stach (Mainz 05). In der Gesamtbewertung wird es dabei eine Rolle spielen, ob den Kraichgauern die Qualifikation fürs internationale Geschäft gelingt.

Interesse an Schicker

Dazu passt, dass nun erstmals ein konkreter Name als potenzieller Nachfolger auftaucht im Umfeld des Klubs, nämlich der von Andreas Schicker. Der 37-Jährige soll nach kicker-Informationen das Interesse der Hoffenheimer auf sich gezogen haben für den Fall einer Trennung von Rosen. Die TSG wäre nicht der erste Bundesligist, der auf Schickers gute Arbeit als Sportgeschäftsführer bei Sturm Graz aufmerksam geworden ist. Sowohl Werder Bremen (als Nachfolger für Frank Baumann) als auch Darmstadt 98 (als Nachfolger für Carsten Wehlmann) hatten den Österreicher im Auge, es kam allerdings jeweils anders. Schicker arbeitet seit 2018 in der Steiermark, zunächst als Chefscout, seit 2020 als Sportgeschäftsführer. Aktuell liegt Sturm in der Meistergruppe auf Rang 2 und steht im österreichischen Pokalfinale gegen Rapid Wien. Sein Vertrag in Graz ist bis 2026 datiert.

Benni Hofmann

TSG: Sieben Millionen stehen im Feuer

Nur noch gut ein Jahr lang läuft die strategische Partnerschaft zwischen der TSG Hoffenheim und der Schwarz-Gruppe, zu der unter anderem die Discounter-Giganten Lidl und Kaufland gehören. Dem Vernehmen nach soll die Fortführung des Engagements des Milliarden-Unternehmens auf der Kippe stehen.

Auf der Kippe? Die Hoffenheimer PreZero-Arena könnte ihren Namensgeber verlieren.

Auf der Kippe? Die Hoffenheimer PreZero-Arena könnte ihren Namensgeber verlieren.

IMAGO/Michael Weber

Für die Kraichgauer wäre das ein herber Schlag ins Kontor, schließlich stellt die Heilbronner Firmengruppe mit Pre-Zero seit 2019 nicht nur den Namensgeber der Sinsheimer Arena, sondern taucht mittlerweile mit mehreren Töchtern im Werbeumfeld der TSG auf. So etwa mit der Getränkemarke Saskia, dem hauseigenen Cloud-Dienstleister Stack-IT – und dem Cybersicherheits-Anbieter XM Cyber, den die Schwarz-Gruppe im November 2021 übernommen hatte. Und genau in diesem Bereich soll einer der Hintergründe liegen, weswegen es zuletzt Ärger gegeben haben soll.

TSG im Interessenskonflikt zweier Cybersicherheits-Dienstleister

Seit Anfang 2023 bezieht die TSG Leistungen der Stack-IT und von XM Cyber. “Dafür wurden entsprechende Verträge, die auch Werbeleistungen inkludieren, geschlossen”, teilt der Bundesliga-Neunte mit. Parallel unterhalten die Hoffenheimer seit Februar 2024 eine Partnerschaft mit einem weiteren Cybersicherheits-Dienstleister. Dazu gab es im Klubmagazin “Spielfeld”, in dem auch die Stack-IT und XM Cyber mit Anzeigen werben, ein ganzseitiges Interview mit einem für das Thema IT-Sicherheit zuständigen Direktor der TSG, das als Advertorial gekennzeichnet war.

Anzeigen hier, eine im Gewand eines redaktionellen Beitrags daherkommende Annonce mit Lobesworten für den anderen Dienstleister da – das soll dem Vernehmen nach nicht besonders gut angekommen sein bei der Schwarz-Gruppe. In der Folge, so berichten es mehrere Mitarbeiter respektive dem Bundesligisten nahestehende Personen, sollen bei Heimspielen die Logen und Business-Seat-Kontingente der Heilbronner zuletzt kaum bis gar nicht genutzt worden sein. Gekündigt allerdings wurden sie nicht, erklärt die TSG auf Nachfrage.

Schwarz-Gruppe äußert sich nicht

Die Schwarz-Gruppe gibt sich schmallippig. XM Cyber möchte nicht über die Partnerschaft mit Hoffenheim sprechen. Die Konzern-Mutter beantwortete Mitte März konkrete Fragen – ob sie ihre Business-Seat-Kontingente gegen Union Berlin (17. Februar) und Werder Bremen (3. März) größtenteils nicht ausgeschöpft habe und ob es stimme, dass sie wegen der Sache mit dem Konkurrenzdienstleister von XM Cyber darüber nachdenke, die Partnerschaften ihrer Töchter mit der TSG zum jeweils nächstmöglichen Zeitpunkt auslaufen zu lassen – lediglich mit dem Allgemeinplatz: “Wir äußern uns grundsätzlich nicht zu den Aktivitäten unserer Partner in Bezug auf Dritte. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir darüber hinaus weiterhin keine Angaben zu Vertragsinhalten und zur künftigen Vertragsgestaltung machen.”

Bei der TSG heißt es zu der Frage, ob denn bereits ein Austausch über eine Verlängerung der 2025 endenden Partnerschaft mit Stadionnamensgeber Pre-Zero stattgefunden habe: “Wir sind mit unseren Partnern nahezu täglich in einem engen und konstruktiven Austausch. Über Details von Vertragsgesprächen können wir uns nicht äußern.” Hinter der Kulissen versucht man, die Situation zu klären, was in das Ressort des für Sponsoring zuständigen Geschäftsführers Denni Strich fällt. Nach kicker-Informationen soll dabei auch TSG-Beiratsmitglied Gerhard Oswald um Vermittlung gebeten worden sein, nicht zuletzt, weil der SAP-Aufsichtsrat mit einem führenden Schwarz-Mitarbeiter in einer KI-Initiative sitzt. Zuletzt soll immerhin ein wenig Entspannung eingekehrt sein.

Es geht um eine erhebliche Summe für die TSG

Was das für die Zukunft des Milliardenkonzerns als TSG-Partner bedeutet? Unklar, genauso wie die Tatsache, dass sich die Schwarz-Gruppe seit Juli 2023 mit exakt den Töchtern, die auch in Hoffenheim im Portfolio sind, beim Branchenprimus FC Bayern engagiert. Insider beziffern das Sponsoring der Heilbronner auf etwa sieben Millionen Euro pro Saison. Eine für einen mittelgroßen Bundesligisten erhebliche Summe, die da im Feuer steht.

Benni Hofmann