Thorup tief getroffen: “Die Art und Weise ist sehr enttäuschend”

Das Wort “Europa” steht beim FC Augsburg nach Jahren des Abstiegskampfes auf dem Index. Marinko Jurendic als Sportdirektor und Trainer Jess Thorup versuchen dennoch, eine neue Denkweise zu implementieren. Umso größer war ihre Enttäuschung über die Leistung beim 0:3 gegen Werder Bremen.

Kann den Auftritt seiner Mannschaft gegen Bremen nicht fassen: Jess Thorup.

Kann den Auftritt seiner Mannschaft gegen Bremen nicht fassen: Jess Thorup.

IMAGO/kolbert-press

Als Jess Thorup nach einem ernüchternden Nachmittag in der WWK-Arena gefragt wird, ob dies seine bislang größte Enttäuschung beim FC Augsburg sei, überlegt der Trainer ein paar Sekunden und antwortet mit einem klaren “Ja!” und erklärt: “Verlieren kannst du immer, aber die Art und Weise ist für mich sehr enttäuschend, so eine Leistung …”

Der 54-jährige Trainer predigt seit Monaten, dass er nie zufrieden ist, im Erfolg wie im Misserfolg. Er möchte das Team weiterentwickeln, in der Tabelle, bei der Leistung. Am Samstag ließ ihn das Team komplett im Stich, es verpasste mit einer “Nicht-Leistung”, wie Marinko Jurendic den Auftritt einstufte, die große Chance, sich im Kampf um den Startplatz in der Conference League von der Konkurrenz abzusetzen. Aber auch Thorups Maßnahmen griffen nicht, auch wenn die Umstellung auf Dreierkette zur Halbzeit nicht ursächlich für die Niederlage war, weil die ersten beiden Treffer nach ruhenden Bällen fielen. Auch seine Joker tauchten ab.

31. Spieltag

Eine Erklärung hatte Thorup für den Auftritt kurz nach dem Spiel nicht, fasste das Gesehene trotzdem zusammen: “Viel Energie, Lust auf Fußball, offensive Denkweise: Das habe ich heute alles nicht gesehen. Und ohne das wird es ganz schwierig.” Er habe seine Mannschaft nach dem Spiel gefragt, was los war. Traditionsspieltag, Feierstimmung im Stadion, die Möglichkeit Europa vor Augen, dann das. “Ich werde nie zufrieden sein nur mit dem Klassenerhalt. Wir hatten und haben Möglichkeiten, Schritte nach vorne zu machen, Punkte zu holen. Und dann liefern wir so ein Spiel, wenn man weiß, was möglich war”, rang er um Fassung.

Man ahnt, dass die Aufarbeitung dieses Auftritts etwas länger dauern wird als üblich. Das gilt auch für Jurendic, ein besonnener Analytiker, den wie Thorup der Ehrgeiz nach Mehr antreibt. “Es darf keine Genügsamkeit wie in der vorherigen Jahren reinkommen, wir dürfen mit 39 Punkten nicht zufrieden sein, müssen die Saison mit Würde und Anstand beenden”, forderte der Schweizer und legte nach: “Das ärgert mich ungemein. Wir müssen überlegen, was das bedeutet.”

Wer Jurendic kennt, der weiß: Dabei geht es auch schon um die Zukunft, Stichwort Kaderplanung: Mit wem ist der nächste Schritt möglich, wer erfüllt die Ansprüche auf mehr als den Klassenerhalt? Jurendic vermisste die Leistungsbereitschaft, kritisierte den Filmriss in der zweiten Halbzeit, wie schon beim 1:3 in Frankfurt vor einer Woche schenkte die Mannschaft die Partie kurz nach der Pause ab. Ziel sei es nun, ganz schnell wieder in die Spur zu kommen. Die letzten drei Gegner heißen Dortmund und Leverkusen auswärts, dazwischen Stuttgart daheim: “Das sind drei Spiele, in denen man Punkte holen kann, obwohl es Bretter sind”, sagt Jurendic. Er und Thorup treiben an, sie wollen mehr. Die große Frage nach Bremen: Kann und will es auch die Mannschaft?

Frank Linkesch

Ewige Tabelle: Heidenheim kann Lokalrivalen überholen – und was sich noch anbahnt

Fünf Klubs hat Neuling Heidenheim in der ewigen Bundesliga-Tabelle bereits hinter sich gelassen, der sechste könnte am Samstag folgen. Weiter oben sind fünf Klubs auf dem Vormarsch.

Leverkusen hat Köln, Leipzig Augsburg im Visier - und Jan-Niklas Beste (Mi.) winkt mit Heidenheim Platz 51 in der ewigen Bundesliga-Tabelle.

Leverkusen hat Köln, Leipzig Augsburg im Visier – und Jan-Niklas Beste (Mi.) winkt mit Heidenheim Platz 51 in der ewigen Bundesliga-Tabelle.

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Dass der 1. FC Heidenheim den Klassenerhalt dicht vor Augen hat, ist schon bemerkenswert genug. Doch wer hat im Sommer vorausgesagt, dass der Bundesliga-Neuling in seiner ersten Saison nie ernsthaft in Abstiegsgefahr geraten und sogar Chancen haben würde, bei der bevorstehenden Heim-EM einen deutschen Nationalspieler zu stellen?

Kurzum: Die Entwicklung des FCH ist schier sensationell – und spiegelt sich auch in der ewige Bundesliga-Tabelle wider. Mit 34 Punkten nach 30 Spieltagen hat die Mannschaft von Trainer Frank Schmidt schon jetzt fünf Klubs hinter sich gelassen: Schlusslicht Tasmania Berlin (10 Punkte), den VfB Leipzig (20), die SpVgg Blau-Weiß 90 Berlin (21), Preußen Münster (30) und Fortuna Köln (33). Der sechste könnte an diesem Sonntag (19.30 Uhr, LIVE! bei kicker) folgen.

Wer steht wo?

Holen die Heidenheimer beim derzeitigen Tabellenletzten SV Darmstadt 98 mindestens einen Punkt, überholen sie im historischen Bundesliga-Ranking auch den SSV Ulm 1846, der seine einzige Bundesliga-Saison 1999/2000 mit 35 Zählern und einer Tordifferenz von -26 beendete. Dann wäre der FCH bereits auf dem 51. Platz und könnte zur neuen Saison die ersten Klubs ins Visier nehmen, die bislang zwei Bundesliga-Jahre erlebten: die SpVgg Greuther Fürth (39 Punkte), Tennis Borussia Berlin (49) und den SC Paderborn (51).

Leverkusen hat Köln im Visier

Weitere Verschiebungen in der ewigen Tabelle bahnen sich weiter oben an: RB Leipzig (28.) liegt nur noch einen Punkt hinter dem FC Augsburg (27.) und 40 hinter dem KFC Uerdingen (26.). Dem SC Freiburg (19.) fehlen noch 22 auf Fortuna Düsseldorf (18.).

Der VfL Wolfsburg (15.) könnte bei 43 Punkten Rückstand zur neuen Saison den 1. FC Nürnberg (14.) überholen, Meister Bayer 04 Leverkusen (10.) den Lokalrivalen 1. FC Köln (9.), der zwar noch 47 Zähler mehr auf dem Konto hat, 2024/25 aber womöglich nur noch Zweitligist ist. Ebenso droht der FC Schalke 04 seinen siebten Platz an Verfolger Eintracht Frankfurt zu verlieren – bei nur noch 30 Punkten Abstand.

Eberl: “Ich bin gespannt, wann Markus Lanz endlich einsteigt”

Nach Frankfurt ist vor Madrid, und vor Madrid ist während der Trainer-Suche. Max Eberl über das schwierige Unterfangen beim FC Bayern.

Erlebt eine intensive Anfangsphase beim FC Bayern: Max Eberl.

Erlebt eine intensive Anfangsphase beim FC Bayern: Max Eberl.

IMAGO/Contrast

Das Spiel hatten alle Beteiligten gestern schnell abgehakt. “Gewinnen ist die schönste Vorbereitung”, sagte zum Beispiel Max Eberl und richtete den Fokus damit selbst gleich auf Real Madrid. Denn so nett das 2:1 gegen Frankfurt auch war, es verkam dann doch recht schnell zur Randnotiz. Immerhin die Champions-League-Qualifikation für die nächste Saison steht nun auch offiziell fest.

Eine “ausgelassene Stimmung” spürte Thomas Tuchel bei seiner Mannschaft in der Kabine. Es lief Musik, gelacht wurde viel. “Das darf so sein”, fand der Trainer. “Das muss auch so sein.”

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“Fortuna für Alle”: Zur Nachahmung empfohlen?

Außerdem: BVB-Reporter Patrick Kleinmann rechnet vor, warum Rang fünf höchstwahrscheinlich zur Champions-League-Qualifikation reicht, Kevin de Bruyne sorgt für eine Premiere und beim NFL-Draft gibt’s eine dicke Überraschung.

15:53 Minuten

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Ausgelassen war schließlich auch Uli Hoeneß aufgetreten, am Vortag bei einem Podiumsgespräch der Frankfurter Allgemeinen Zeitung – und hatte dafür bereits vor dem Spiel gegen Frankfurt einen entsprechend deutlichen Konter des Trainers erfahren. “Es sind zwei Männer, die in ihrem Leben Großartiges geleistet haben”, meinte Eberl nach dem vierten Pflichtspielsieg in Folge. “Da braucht man nichts machen. Das sind zwei Männer, die werden sich zusammenraufen und dann alles fokussieren.” Die Mannschaft, fand Eberl zumindest, habe gezeigt, “dass es sie nicht beeinflusst”.

Ebenso wenig wie die nach wie vor ausstehende Trainer-Entscheidung für die kommende Saison. Ralf Rangnick, aktuell noch bei der österreichischen Nationalmannschaft tätig, soll es werden, noch warten die Bayern jedoch auf das Ja-Wort des langjährigen RB-Verantwortlichen. “Es wird sehr, sehr viel geschrieben, sehr viel spekuliert”, weiß Eberl und bestätigte indirekt Verhandlungen mit Rangnick. “Für mich ist es momentan die Frage der Nation. Wer und wann wird es endlich sein? Christoph (Freund, d. Red.) und ich machen das bei allem, was um uns herum ist, ganz in Ruhe. Und wenn es etwas zu vermelden gibt, vermelden wir es.”

Eberl: “Es ist intensiv”

Angekommen im etwas anders tickenden Kosmos FC Bayern ist Eberl inzwischen jedenfalls. “Es ist intensiv”, sagte er am Samstag. “Es ist ein Verein, der lebt, der scheinbar die ganze Nation interessiert. Deswegen fühlt es sich so an, dass alle zwei Stunden über diese Trainersuche geredet, gesprochen wird, kommentiert wird, diskutiert wird. Ich bin gespannt, wann Markus Lanz endlich einsteigt in diese ganze Thematik. Also das ist das, was Bayern München ist, aber das zeigt eben, was für ein großer Verein das ist. Deswegen bin ich da jetzt nicht so überrascht.”

Mario Krischel

“Bin wieder da”: Kastening zurück in alter Form

Timo Kastening befand sich in den vergangenen Wochen und Monaten in einer ungewohnten Formkrise. Doch nun hat sich der Nationalspieler endgültig zurückgemeldet und war einer der Matchwinner gegen die Füchse Berlin.

Timo Kastening ist zurück in Top-Form.

Timo Kastening ist zurück in Top-Form.

IMAGO/Eibner

Timo Kastening hatte am Samstagabend allen Grund zum Strahlen. Gemeinsam mit seinen Teamkollegen hatte er soeben die Füchse Berlin mit 30:28 bezwungen und damit die Heimserie ausgebaut. “Timo Kastening hat heute ein überragendes Spiel gemacht”, lobte auch Füchse-Coach Jaron Siewert.

Dabei hatte der Rechtsaußen auch entscheidenden Anteil. Mit neun Toren war er der beste Torschütze der Partie – das ist in diesem Kalenderjahr noch nicht so häufig vorgekommen. “Ja, das hoffe ich”, beantwortete er im Anschluss bei Dyn die Frage, ob der alte Timo Kastening wieder zurück.

Kastening in der Schaffenskrise

Diesen ansonsten so treffsicheren Rechtsaußen hatten die Fans zuletzt nur sehr selten gesehen. “Die letzten drei Monate waren nicht einfach. Ich glaube, das hat angefangen mit der EM und hat sich bis zum Final-Four-Wochenende hingezogen”, schilderte er.

Es führte sogar dazu, dass er beim Mai-Lehrgang der Nationalmannschaft nicht im Kader von Bundestrainer Alfred Gislason steht. Für ihn war es “eine richtig beschissene Situation, da wieder rauszukommen”, berichtete Kastening.

Doch in Köln platzte plötzlich der Knoten. Mit sieben Treffern hatte er maßgeblichen Anteil am Halbfinalerfolg der MT über die SG Flensburg-Handewitt und war auch im Endspiel mit fünf Buden der beste Schütze der Hessen, wenngleich der Titel verpasst wurde.

Kastening optimistisch nach Brustlöser

“Wenn du auf der Platte stehst, merkst du es einfach, ob du wieder da bist. Und das Gefühl habe ich seit dem Final Four in Köln wieder”, erläuterte er.

Warum es nun für den 28-Jährigen wieder besser läuft, weiß er selbst nicht so genau. “Ist auch egal, fragt im Sport nie jemand nach. Und dementsprechend geht es weiter und Leistung bringen”, meint Kastening.

“Wir haben heute super gefightet und hatten auch den besseren Torhüter”, sah er den Grund für den Erfolg in der Mannschaftsleistung. “Ich glaube, dass wir heute mit der Halle im Rücken und mit mehr Leichtigkeit einfach ein wenig mehr Spielglück hatten als die Berliner. Am Ende war das der ausschlaggebende Punkt.”

» Spielbericht MT Melsungen – Füchse Berlin

Sebastian Mühlenhof

“Wahnsinn, ich habe keine Worte dafür”: Hradecky und der späte Bayer-Torwahn

Das 45. Spiel hatte Bayer Leverkusen richtig ins Wanken gebracht – und doch hielt die Serie von nunmehr 46 Pflichtspielen ohne Niederlage. Kapitän und Torwart Lukas Hradecky, selbst wichtiger Teil des 2:2 gegen Stuttgart, zeigte sich deswegen etwas sprachlos.

Strahlemann: Bayer-Torwart Lukas Hradecky.

Strahlemann: Bayer-Torwart Lukas Hradecky.

Bayer 04 Leverkusen via Getty Images

Gegen den VfB Stuttgart hat der neue Meister das Gefühl eines ganz späten Treffers gleich zweimal erleben dürfen in dieser Saison. Denn schon im Viertelfinale des DFB-Pokals hatte Abwehrchef Jonathan Tah Anfang Februar das 3:2 erzielt – in der 90. Spielminute. Ende April nun im Zuge des 31. Bundesliga-Spieltags passierte es erneut, sogar noch später: Robert Andrich verbuchte am Samstag in der sechsten Minute der Nachspielzeit auch mit Glück das 2:2 nach zwischenzeitlichem 0:2-Rückstand.

Damit wurde die famose Serie von 46 Pflichtspielen in dieser Saison – längst Rekord in Europas Top-Ligen – aufrechterhalten. Und zugleich noch dafür gesorgt, dass die Rheinländer wirklich die Last-Minute-Könige sind. Denn dieser Andrich-Treffer war zum wiederholten Male ein Tor nach der 90. Minute (etwa mehrere Male im Europa-League-Achtelfinale gegen Qarabag Agdam, beim 2:1 gegen Hoffenheim oder eben im DFB-Pokal gegen den VfB) und außerdem schon das 127. Pflichtspieltor in dieser Spielzeit, wie auch der X-Account der Werkself anmerkte: “Ein neuer Vereinsrekord! Die vorherige Bestmarke von 126 Pflichtspieltoren erzielte Bayer 04 2001/02.”

“Viele Spezialmomente”

Leverkusens Kapitän Lukas Hradecky, der seine Farben selbst mit einer famosen Tat gegen Serhou Guirassy beim möglichen 1:3 im Spiel gehalten hatte (87. Minute), verschlug es daraufhin sichtlich die Sprache. “Wahnsinn, ich habe keine Worte dafür”, sagte der 34-jährige Routinier am Sky-Mikrofon.

Auch Trainer Xabi Alonso war von der erneuten Energie-Leistung seines Teams schwer angetan: “Wir haben viele Spezialmomente in den letzten Minuten. Wieder in der 96. Minute. Letzte Woche (beim späten 1:1 in Dortmund war es 90.+7; Anm. d. Red.) war der Moment ein bisschen emotional, aber heute konnte ich es nicht glauben, dass wir es wieder geschafft haben.” Das sei aus seiner Sicht schon außergewöhnlich – und er wisse nicht, ob er so etwas in dieser Häufigkeit schon einmal erlebt hat in seiner langen Karriere als Weltklasse-Profi für Spanien, Real Sociedad, Liverpool, Real Madrid oder Bayern. “Ich habe das nicht oft im Fußball gesehen, es ist schwer zu erklären.”

Den finalen Schwung Richtung 2:2 schrieb der spanische Erfolgstrainer auch der eigenen Anhängerschaft in der BayArena zu: “Unsere Fans haben daran geglaubt, dass wir das wieder schaffen können.” Das habe einen zusätzlichen Push verliehen, den es aus Xabi Alonsos Sicht auch in den kommenden Wochen mit den letzten Bundesliga-Spielen, dem Europa-League-Halbfinale gegen die Roma und dem Finale im DFB-Pokal gegen Zweitligist 1. FC Kaiserslautern (25. Mai, 20 Uhr) braucht: “Unser großes Ziel war es, Meister zu werden – doch wir wollen nicht stoppen. Wir haben noch drei Spiele in der Liga vor uns und nächste Woche ein Spiel in Rom, auf das wir uns gut vorbereiten wollen.”

Lassen Hradeckys Oberschenkel nach?

Ob Hradecky dann wieder zu einem Spurt zu seinen jubelnden Mitspielern nach einem Treffer rennen muss? Ihm selbst wäre ein schon während der regulären Spielzeit auf den Weg gebrachter Sieg, Vorsprung oder Ausgleich etwas lieber, wie er süffisant anmerkte: “Bei mir geben langsam die hinteren Oberschenkel nach, wenn ich so viel sprinten muss – aber ich mach das gerne. Es ist unglaublich. Unsere Fans verdienen das auch, die pushen uns. Wir können aber wirklich gerne auch mal in einem Spiel wieder führen oder früher treffen.”

Ehrlich fügte der Führungsspieler außerdem noch an, dass diese extrem späten Treffer sicherlich neben der stets famosen Willensleistung des Teams auch teilweise anders – nämlich mit Glück – begründet werden können: “Ein paar davon mit Sicherheit. Wir sind gefährlich bei Standards, da kann alles passieren. Doch ich würde sagen: 50:50 zwischen Qualität und Glück.”

Hoeneß: “Leider waren es nur die Spieler, die richtig gut waren”

Der VfB Stuttgart lieferte sich mit Leverkusen erneut einen wilden und mitreißenden Schlagabtausch beim 2:2. Die letzte Aktion der Partie verhinderte den Sieg der Schwaben, was Trainer Sebastian Hoeneß sichtlich auf die Palme brachte.

Freie Sicht: Schiedsrichter Felix Zwayer Sekunden vor dem 2:2.

Freie Sicht: Schiedsrichter Felix Zwayer Sekunden vor dem 2:2.

IMAGO/Nordphoto

“Wir haben insbesondere in der zweiten Halbzeit ein großartiges Spiel gemacht”, lobte Sebastian Hoeneß bei Sky seine Mannschaft. “Leider waren es nur die Spieler, die richtig gut waren”, sagte ein sichtlich genervter VfB-Coach und sprach danach vor allem über die Nachspielzeit.

Fünf Minuten Nachspielzeit waren nach einer packenden zweiten Hälfte angezeigt. Für Hoeneß schon der erste Fehler von Schiedsrichter Felix Zwayer, der den ganzen Frust nach dem Spiel verbal abbekam. Doch der Treffer fiel erst in der sechsten Minute der Nachspielzeit. Warum da noch nicht Schluss war?

“Wir haben gehört, dass immer noch 30 Sekunden draufgehen, wenn gewechselt wird”, berichtete Hoeneß von seinem Austausch mit den Unparteiischen. Besonders bitter, denn die hatte sich der VfB mit der Hereinnahme von Pascal Stenzel (90.+2) ja selbst eingebrockt – ein folgenschwerer Wechsel.

Stenzel war es dann auch, der die entscheidende Szene verursacht hatte. Er hatte Amine Adli auf der Außenbahn gefoult. “Der Gegenspieler wollte unbedingt das Foul”, kritisierte Hoeneß, musste aber auch einsehen, dass es “nicht schlau” war, “das muss man fairerweise auch sagen”.

Foul? Handspiel? Ausgleich

Wirtz flankte vors Tor und jetzt wurde es noch kniffliger. Anthony Rouault ging ins Luftduell mit Victor Boniface. Der Franzose wurde vom Nigerianer von hinten weggedrückt, sodass er nicht zum Kopfball kam und die Situation nicht klären konnte. “Da sind einfach zwei Arme im Rücken von Rouault”, ärgerte sich Hoeneß.

Doch das war nicht alles, denn danach prallte der Ball an die angelegte Hand von Piero Hincapie, was zur Vorlage zum Tor von Robert Andrich zum 2:2-Endstand wurde. “Für mich muss das Tor aberkannt werden. Das Mindeste ist, dass es angeschaut wird. In so einer Situation nicht draufzugucken, ist für mich nicht nachvollziehbar.” Der Check an der Seitenlinie durch Zwayer, gerade von der UEFA für die EM nominiert, blieb aus. Das Spiel war danach auch aus.

“Da muss man schon darüber nachdenken, warum der VAR überhaupt da ist”, sprang Sportdirektor Fabian Wohlgemut seinem Trainer zur Seite. “Wenn es in diesem Spiel in der 96. oder 97. Minute diese strittige Szene gibt, dann muss man sich das schon anschauen. Die ein oder andere Situation hätte der Schiedsrichter geschickter anfassen müssen.”

Kein strafbares Handspiel

Allerdings war zumindest das Handspiel in der Situation nicht strafbar. Im Regelbuch heißt es, dass ein Vergehen vorliegt, wenn der Ball ins gegnerische Tor geht, wenn ein Spieler zuvor direkt mit der Hand/dem Arm (ob absichtlich oder nicht) gespielt hat oder wenn der Ball ins Tor geht, nachdem er den Ball mit der Hand/dem Arm berührt hat (ob absichtlich oder nicht). Da der Torschütze selbst den Ball nicht an der Hand hatte, lag hier kein strafbares Vergehen vor.

Hoeneß: “Lassen wir es gut sein”

“Das ganze Spiel war emotional und hektisch und es ist sicher auch nicht einfach und trotzdem ist es die Aufgabe, Kontrolle ins Spiel reinzukriegen und das ist nicht gelungen”, bilanzierte Hoeneß, der genau wie Xabi Alonso zuvor schon eine Gelbe Karte gesehen hatte. “Beide Bänke waren extrem emotional”, erklärte er dazu und schob frustriert hinterher: “Lassen wir es gut sein.”

Werners Ansage an die Konkurrenz: “Wir werden in jedem Spiel auf Sieg gehen”

Nach Werders zweitem Sieg in Folge ist der Abstieg kein Thema mehr. Auf einmal rückt sogar das internationale Geschäft in den Fokus. Trainer Ole Werner schickt eine Kampfansage an die Konkurrenz.

Werders 37 Punkte reichen ihm nicht: Ole Werner kündigte nach dem Sieg in Augsburg an, weiterhin fleißig Punkte sammeln zu wollen.

Werders 37 Punkte reichen ihm nicht: Ole Werner kündigte nach dem Sieg in Augsburg an, weiterhin fleißig Punkte sammeln zu wollen.

picture alliance/dpa

Die eigene Aufgabe hat Werder Bremen erfolgreich und hochverdient erfüllt. Um noch an diesem Wochenende nicht nur den Auswärtssieg in Augsburg feiern zu können, sondern auch den Klassenerhalt bejubeln zu dürfen, muss der SVW am Sonntag auf Schützenhilfe aus Gladbach oder alternativ aus Köln hoffen.

Führungstor als “Dosenöffner”

Dass die Bremer nach dem 3:0 beim FCA dennoch gesichert für eine weitere Saison in der Bundesliga planen können, ist bei einem Blick auf die Tabelle selbsterklärend. “Insgesamt war heute wahnsinnig viel gut”, freut sich Trainer Ole Werner auf der Werder-Homepage. “Die Disziplin, mit der die Mannschaft unseren Plan umgesetzt hat, war sehr wichtig.” Während Werder in den ersten Halbzeit “aus guten spielerischen Ansätzen noch nicht so viel Zwingendes hervorgebracht” hat, fungierte das Führungstor als “Dosenöffner”, welches “uns dann mehr Räume gegeben hat”.

Wurde vor und während der Partie in Bayrisch-Schwaben noch vom Ziel des Klassenerhalts gesprochen, scheint nun auf einmal das internationale Geschäft in Reichweite zu sein. “Wir haben drei Spiele, zwei Heimspiele, ein schweres Auswärtsspiel. Wir versuchen, aus den drei Spielen das Maximum herauszuholen”, schickt Werner eine Kampfansage an die Konkurrenz und führt aus: “Wir werden in jedem Spiel auf Sieg gehen und dann wird man gucken, wofür es reicht.”

Machbares Restprogramm

Denselben Tenor ließ Assistgeber und Torschütze Marvin Ducksch durchklingen. “Nun freuen wir uns auf nächste Woche, denn da gibt es wieder Punkte. Mit den 37, die wir haben, sind wir noch nicht zufrieden.” In der Tat ist im Rennen um einen Platz, der fürs internationale Geschäft berechtigt, noch alles drin. Mit der von Ducksch angesprochenen Punktzahl sind es nur drei auf den SC Freiburg, der im Moment den siebten Platz belegt, der gesichert für die Teilnahme am Europapokal reichen würde.

Auf Werder Bremen wartet an den letzten drei Spieltagen Borussia Mönchengladbach (H), RB Leipzig (A) und der VfL Bochum (H). Um im Saison-Endspurt die maximale Punktausbeute zu holen, braucht der SV Werder den von Werner geforderten Siegeswillen und ähnliche Leistungen wie letzte Woche gegen Stuttgart und am Samstag in Augsburg.

Schlagers Warnung an den VfB: “Der dritte Platz ist sehr heiß”

Beim 4:1 gegen Dortmund bot RB Leipzig eine starke Vorstellung, die Platz vier in der Bundesliga absichert. Die Sachsen wollen aber mehr – und nehmen den VfB Stuttgart ins Visier.

Xaver Schlager (re. neben Christoph Baumgartner) gibt sich angriffslustig in Richtung Stuttgart.

Xaver Schlager (re. neben Christoph Baumgartner) gibt sich angriffslustig in Richtung Stuttgart.

IMAGO/Beautiful Sports

Im Schatten des weiterhin in dieser Saison ungeschlagenen Deutschen Meisters Bayer Leverkusen begeistert in den vergangenen Wochen auch RB Leipzig. 21 von 23 möglichen Punkten holten die Sachsen in März und April und setzten sich durch den verdienten 4:1-Sieg im direkten Duell mit Borussia Dortmund im Tableau um fünf Punkte von ihrem ersten Verfolger ab.

“Wir können gut zocken, es wird immer besser”, freute sich Xaver Schlager im Anschluss an das Spiel bei Sky über das aktuelle Formhoch von RB. “Dass wir Anfang der Saison einen Umbruch hatten, merkt man schon. Jetzt sind wir gefestigt, jetzt sind wir stabil – so wollten wir immer auftreten. Wir haben jetzt die Konstanz drin und das wollen wir beibehalten. Alle sind fit, das ist ganz wichtig. Wir spielen seit Wochen ungefähr mit derselben Elf und sind eingespielt”, begründete der Österreicher Leipzigs Lauf – der im Saisonendspurt noch mit dem Sprung auf Platz drei belohnt werden könnte.

Durch das Remis des VfB Stuttgart in Leverkusen liegen die Leipziger nur noch zwei Zähler hinter den Schwaben, die am kommenden Wochenende mit dem Heimspiel gegen Bayern München der nächste Kracher erwartet, während RB bereits am Freitagabend bei den strauchelnden Hoffenheimern gastiert.

“Für uns ist der dritte Platz sehr heiß. Wir wollen dranbleiben”, so Schlager, der allerdings weiß: “Wir haben es nicht in der eigenen Hand, aber wenn wir weiter Druck machen, kann alles passieren.” Die Leistung vom Samstagnachmittag lässt jedenfalls keine Zweifel daran aufkommen, dass Leipzig mögliche Patzer der Stuttgarter auszunutzen weiß.