Magerkost in Frankfurt – Das Waldstadion als Tempel der Langeweile

Im eigenen Stadion ist die Eintracht seit eineinhalb Jahren kaum zu besiegen. Trotzdem gehen die Fans nur selten zufrieden nach Hause, im Laufe der Rückrunde hat sich die Stimmung rund um den Klub zunehmend verschlechtert. Vor dem Heimspiel gegen Augsburg gibt es aber auch erfreuliche Nachrichten.

Hat etwas von einer Festung, doch die Fans der Frankurter Eintracht gegen nur selten zufrieden nach Hause.

Hat etwas von einer Festung, doch die Fans der Frankurter Eintracht gegen nur selten zufrieden nach Hause.

IMAGO/osnapix

Die Eintracht setzte in dieser Saison schon einige eminent wichtige Spiele leichtfertig in den Sand, erinnert sei allen voran an das peinliche DFB-Pokal-Aus in Saarbrücken (0:2) und die unterirdische Leistung im Conference-League-Rückspiel gegen Union Saint-Gilloise (2:2, 1:2). Enttäuschungen gab es auch in den jüngsten Heimspielen gegen Union Berlin (0:0) und Werder Bremen (1:1). Deshalb steht Frankfurt vor dem Duell mit dem direkten Verfolger Augsburg am Freitagabend (20.30 Uhr, LIVE! bei kicker) unter Druck wie noch nie in dieser Saison. Angesichts des anspruchsvollen Restprogramms besteht nur bei einem Sieg die realistische Chance, den 6. Platz bis zum Schluss zu verteidigen.

Festung Waldstadion, aber kein Spektakel

Was auf den ersten Blick nicht zur schlechten Stimmung passt: In den jüngsten 24 Bundesliga-Heimspielen kassierte die Eintracht lediglich eine Niederlage – beim 1:2 gegen Stuttgart am 12. Spieltag dieser Saison. Zuvor verloren die Hessen im eigenen Stadion letztmals am 29. Oktober 2022 beim unglücklichen 1:2 gegen Borussia Dortmund. Man kann das Waldstadion also mit Fug und Recht eine Festung nennen.

Weniger erfreulich ist, dass sieben Heimspiele in dieser Saison mit einem Remis endeten. Von diesen Partien war lediglich das 3:3 gegen den BVB spektakulär. Gegen Köln (1:1), Freiburg (0:0), Bochum (1:1), Wolfsburg (2:2), Union Berlin (0:0) und Bremen (1:1) erfüllte die Mannschaft die Erwartungen nicht. Die unterm Strich oft zähen, ideenlosen und von einfachen Fehlern geprägten Auftritte verstimmten die Fans.

“Willkommen im Tempel des Spektakels”, frohlockte Vorstandssprecher Axel Hellmann vor einer Dekade nach einem furiosen 4:4 gegen Hertha BSC. In dieser Saison gleicht das Waldstadion eher einem Tempel der Langeweile. Ob sich das ausgerechnet am gegen Augsburg ändert? In den jüngsten vier Partien erzielte die SGE lediglich zwei Tore, Frankfurts Top-Torjäger Omar Marmoush wartet seit 529 Minuten auf einen Treffer. Erschwerend hinzu kommt die auch in der Mannschaft angeknackste Stimmung. “Die Atmosphäre ist nicht ganz positiv”, räumt Makoto Hasebe ein.

Viel Qualität kehrt zurück – Ein Sieg für Hölzenbein?

Doch es gibt auch positive Neuigkeiten. Sechser Ellyes Skhiri und Achter Mario Götze sind wieder fit und werden voraussichtlich ebenso in die Elf zurückkehren wie der zuletzt gesperrte Eric Junior Dina Ebimbe. Auch Stürmer Hugo Ekitiké ist ein Kandidat für die Startelf. “Er hatte eine sehr gute Trainingswoche. Im Kleinfeldspiel erzielte er ein paar Tore, sodass er ein gewisses Selbstvertrauen hat”, berichtet Trainer Dino Toppmöller.

Vor dem Anpfiff wird die Eintracht der verstorbenen Vereinsikone Bernd Hölzenbein in einer Schweigeminute gedenken, die Spieler werden außerdem einen Trauerflor tragen. “Der Tod von Bernd Hölzenbein hat die ganze Eintracht-Familie erschüttert. Er war ein besonderer Mensch und besonderer Spieler. Bernd zu Ehren wollen wir unbedingt gewinnen”, betont Toppmöller.

In diesem Spiel gehe es “weniger um taktische Dinge”, sondern vielmehr darum, “Emotionalität, Leidenschaft und Intensität auf den Platz zu bringen”, meint Toppmöller. Der Coach fordert: “Das wollen wir von Anfang an klar und deutlich sehen, diese Basics sind der Grundstein.” In dieser Phase der Saison gehe es nicht mehr um eine “spielerische Entwicklung”, sondern schlichtweg um Ergebnisse.

Wobei die größere fußballerische Klasse im Vergleich zum Augsburger Kader durchaus sichtbar werden könnte, wenn – im ersten Schritt – die Grundtugenden auf den Platz gebracht werden. Toppmöller könnte sein Team in Ballbesitz beispielsweise in einem 4-3-3 aufs Feld schicken. Mit Sechser Skhiri sowie den Achtern Götze und Hugo Larsson hätte er im Zentrum drei starke Fußballer, die miteinander kombinieren können. Davor könnten die dynamischen Marmoush und Dina Ebimbe den nicht minder schnellen Mittelstürmer Ekitiké flankieren. Unterm Strich stehen diese Profis für ein immenses Potenzial, das zu selten abgerufen wurde.

248 Ecken ohne Tor – Rekord seit Erfassung der Statistik

Schwer einzuschätzen ist, wer in der Viererkette außen verteidigen wird. Behält Aurelio Buta rechts seinen Platz? Oder erhält Nnamdi Collins eine neue Chance? Setzt Toppmöller links auf den im Positiven wie im Negativen unberechenbaren Niels Nkounkou? Oder erhält Philipp Max gegen seinen Ex-Klub den Vorzug? Fest steht allein, dass Jean-Matteo Bahoya, der in Stuttgart in der Startelf stand, wegen Problemen am Sprunggelenk keine Option ist.

Zum Schluss noch etwas Statistik: Gegen Augsburg erzielte die SGE in der Bundesliga letztmals ein Tor nach einer Ecke. Am 6. November 2022 schoss Ansgar Knauff in Augsburg den 2:1-Siegtreffer im Anschluss an einen Eckball. Es folgten 248 Ecken ohne Tor. Seit Erfassung der Standards zur Saison 2004/05 hatte noch nie eine Mannschaft im Oberhaus so viele Ecken in Folge ohne Torerfolg.

Den bisherigen Rekord hielt Bielefeld, allerdings von einer langen Phase in der 2. Liga unterbrochen: Zwischen April 2008 und Januar 2021 blieb die Arminia in der 1. Liga 61 Spiele mit 245 Ecken ohne Tor. Beim Spiel in Stuttgart zog die Eintracht an Bielefeld vorbei. Was trotzdem Mut macht: Augsburg kassierte in dieser Saison bereits acht Tore nach Ecken, das sind – gemeinsam mit fünf anderen Teams – ligaweit die meisten Gegentreffer nach Eckbällen.

Julian Franzke

Ein außergewöhnlicher Sportler und Mensch verlässt die Bühne

Am Mittwoch gab Makoto Hasebe bekannt, dass er seine Karriere zum Ende der Saison beenden wird. Als erster Eintracht-Profi der Geschichte steht er noch mit 40 Jahren in der Bundesliga auf dem Feld. Frankfurt und die Bundesliga verlieren mit dem früheren Kapitän der japanischen Nationalelf nicht nur einen außergewöhnlichen Sportler, sondern auch eine beeindruckende Persönlichkeit. Eine Würdigung.

Die Suche nach dem Geheimnis ewiger Jugend ist so alt wie die Menschheit. Schon in der Antike soll Alexander der Große bei seinen Feldzügen Ausschau nach dem Jungbrunnen gehalten haben. Im Jahr 1513 durchstreifte der Legende nach der spanische Eroberer Juan Ponce de Leon monatelang Florida auf der Suche nach der Quelle ewiger Jugend. Und 1984, im Jahr, als Makoto Hasebe zur Welt kam, landete die deutsche Band Alphaville mit “Forever Young” einen bis heute gefeierten und bei Youtube fast 400 Millionen Mal aufgerufenen Hit. “Forever young, I wanna be forever young, do you really wanna live forever? Forever and ever?” Den Refrain hört man auf jeder längeren Autofahrt im Radio, keine 80er-Party kommt ohne diesen Song aus.

Bei Makoto ist es wie beim Wein: je älter, desto besser.

Hasebes Ex-Trainer Adi Hütter

Jahrelang musste man annehmen, dass der nimmermüde Hasebe über das sagenumwobene Geheimnis ewiger Jugend ein kleines bisschen mehr weiß als der Rest der Menschheit. Noch unter Ex-Trainer Adi Hütter (2018-21) schien er drei Spiele pro Woche mühelos wegzustecken. “Ich bin in der Form meines Lebens”, sagte er vor fünf Jahren. Damals war er immerhin schon 35 Jahre alt, viele haben in diesem Alter bereits ihre Karriere beendet oder pfeifen aus dem letzten Loch. Doch Ex-Trainer Niko Kovac hatte Hasebe einst vom Mittelfeld ins Zentrum der Dreierkette zurückgezogen, wo der Routinier als eine Art moderner Libero noch einmal richtig aufblühte.

Seine Tempodefizite machte er durch gutes Stellungsspiel und Antizipieren wett, im Aufbau bestach er mit Übersicht und präzisen Pässen. Im Dezember 2018 wählte ihn die kicker-Redaktion zum besten Innenverteidiger der Bundesliga, fast zeitgleich wurde er als “Asiens internationaler Fußballer des Jahres” ausgezeichnet. Seit 2015 ging dieser Titel sonst fast immer an den Südkoreaner Heung-Min Son.

Hasebe war eben längst nicht mehr nur “Big in Japan”, wie der zweite große Hit von Alphaville heißt. Hütter sagte mal in einem kicker-Interview: “Bei Makoto ist es wie beim Wein: je älter, desto besser. Er ist ein Schlüsselspieler in unserer Mannschaft.” Der damalige Sportvorstand Fredi Bobic adelte Hasebe als “Häuptling” und “Musterprofi”.

Wie kaum ein anderer Profi ordnet er beinahe alles dem Profifußball unter. 2017 erklärte er im kicker-Interview: “Ich habe in den letzten 15 Jahren schon immer mehr getan für meinen Körper, beispielsweise mit Kaltwasserbecken oder Kalt-warm-Duschen zu Hause.” Hinzu kommen tägliche Behandlungen, Bäder mit Badesalz zur Lockerung der Muskulatur, Dehnübungen und das gesunde japanische Essen, das ihm seine Frau kocht. Statt Fastfood stehen Fisch, Gemüse und Reis auf dem Tisch, Alkohol trinkt Hasebe fast nie. Seine Routine blieb immer gleich.

Viele Positionen, viele Titel – und ein später Traum

Auf dem Feld war Hasebe in seiner langen Karriere fast überall zu finden. Bei den Urawa Red Diamonds spielte er zu Karrierebeginn unter Trainer Guido Buchwald vorwiegend im offensiven Mittelfeld, in Deutschland schlüpfte er in die Rolle des Sechsers, des Achters oder des Außenverteidigers. “Ich habe schon auf allen Positionen gespielt, außer als Stürmer. Einmal stand ich sogar im Tor”, erzählte er mal, “ich bin ein flexibler Typ, das ist meine Stärke.”

Obwohl Hasebe nie bei einem europäischen Topklub unter Vertrag stand, passen seine Erfolge kaum auf eine herkömmliche Visitenkarte. Mit den Red Diamonds gewann er 2006 die Meisterschaft, holte zweimal den Pokal, die asiatische Champions League, den Ligapokal und den Supercup. In Wolfsburg kam 2009 die Deutsche Meisterschaft dazu, 2011 gewann er mit Japan die Asienmeisterschaft. Nach dem Gewinn des DFB-Pokals 2018 mit der Eintracht und seiner dritten WM-Teilnahme beendete der langjährige Kapitän Japans seine Karriere in der Nationalelf; 114-mal trug er die Farben seines Landes.

Vier Jahre später setzte er seiner Karriere mit dem Gewinn der Europa League die Krone auf. In der Hitzeschlacht von Sevilla stand er knapp eine Stunde auf dem Feld. Dadurch erfüllte sich auch sein jahrelang gehegter Traum, mit der Eintracht eines Tages in der Champions League zu spielen. Unvergessen bleibt, wie er in der Gruppenphase Harry Kane beim 0:0 gegen Tottenham abmeldete. “Es waren unglaublich viele Erfahrungen und schöne Momente”, rekapituliert Hasebe, denkt aber auch an andere Zeiten zurück: “Ich habe auch schwere Momente erlebt: den Abstieg mit Nürnberg oder schwere Verletzungen.”

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Müssen Breitner und Ricken ihre Rüstungen polieren? BVB und FCB in der Champions League

Außerdem: Hasebe beendet seine Karriere, Rose wird bei RB durch ein Duo vertreten und in der NBA geht möglicherweise eine Dynastie zu Ende.

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In den vergangenen Jahren zeichnete sich mehr und mehr ab, dass Hasebe doch kein Herrschaftswissen über den Jungbrunnen besitzt. Als sportliches wie menschliches Vorbild blieb er in der Mannschaft wichtig, die Einsätze wurden aber sukzessive weniger. Trainer Dino Toppmöller berücksichtigte ihn in dieser Saison kaum noch, was bei seiner Entscheidung auch eine Rolle spielte.

Das nun erklärte Karriereende nach zehn Jahren am Main ist der logische Schritt. “Ich habe seit vielen Jahren das Gefühl, dass dieser Moment irgendwann kommt, jetzt ist es so weit. Der Zeitpunkt ist richtig”, sagt Hasebe. Die Eintracht und die Bundesliga, in der Hasebe bisher 383-mal auf dem Feld stand, verlieren mit Hasebe nicht nur einen außergewöhnlichen Sportler, sondern auch eine beeindruckende Persönlichkeit. Insgesamt absolvierte er für seine drei Klubs in Deutschland Wolfsburg, Nürnberg und Frankfurt 476 Pflichtspiele.

Ein großes Herz

In Japan, wo er wegen des Hypes um seine Person nicht einfach so auf der Straße herumlaufen kann, ist Hasebe ein Volksheld. Nachdem er im Rahmen einer Pressekonferenz im Profi-Camp der Eintracht sein Karriereende bekanntgegeben hatte, vergossen einige der anwesenden japanischen Journalisten sogar Tränen. Eine tolle Geste: Nach der Saison wird Sportvorstand Markus Krösche mit Hasebe nach Tokio fliegen, um dort eine weitere Pressekonferenz zu seinem Karriereende zu geben. Es liegen bereits über 100 Anmeldungen vor – eine völlig andere Dimension als im Bundesliga-Alltag.

Der bescheiden und höflich auftretende zweifache Familienvater, der nur im Spiel zum Heißsporn werden kann, ist für viele auch als Mensch ein leuchtendes Vorbild. “Kokoro o totonoeru” heißt das Buch, das er 2011 veröffentlichte. Übersetzt bedeutet das in etwa “Die Ordnung der Seele”. Darin hat er 56 Gewohnheiten und Regeln aufgeschrieben, nach denen er sein Leben ausrichtet. Das Buch verkaufte sich 1,5 Millionen Mal. Den Erlös spendete er nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima für den Wiederaufbau der Region.

Sozial engagiert war Hasebe schon zuvor. Seit seinem 21. Lebensjahr spendet er für das Kinderhilfswerk Unicef. Auf Juniorenreisen hatte er in Ländern wie Indonesien gesehen, wie Kinder auf nicht asphaltierten Straßen bettelten. Das berührte ihn sehr. Seit vielen Jahren ist Hasebe Unicef-Botschafter, auch künftig will er sich engagieren.

“Ich möchte als Unicef-Botschafter von Japan unbedingt weitermachen und Kinder in schweren Situationen unterstützen”, sagt Hasebe. Unter anderem plant er dazu Reisen nach Asien und Afrika. Im Stadionmagazin der Eintracht erklärte er bereits 2015: “Es gibt so viele Kinder auf der Welt, die unsere Hilfe benötigen. Ich habe die Möglichkeiten, diesen Kindern zu helfen, und das möchte ich so gut es geht tun. Ich sehe es als meine Pflicht an, zu helfen.”

Privat interessiert sich Hasebe sehr für Geschichte und Philosophie. Las er als Kind gerne die Comics über den auch hierzulande bekannten Kinder-Fußballstar “Captain Tsubasa”, damals sein großes Vorbild, widmete er sich später Friedrich Nietzsche, Johann Wolfgang von Goethe oder dem Tagebuch der Anne Frank. Hasebe schaute sich den Checkpoint Charlie an und besuchte die Gedenkstätte Auschwitz. Die üblichen Verrücktheiten des Profifußballs, wie teure Modesünden, sind ihm fremd.

Dazu passt die Anekdote, die er 2016 im Bundesliga-Magazin erzählte. Als junger Profi lief er mal mit blonden Strähnchen in den Haaren herum. Nach einem Spiel traf er seinen alten Schulsportlehrer. “Er sagte nichts, aber die Art, wie Herr Hattori mich ansah, ließ mich glauben, dass er die Strähnchen missbilligte” – als Zeichen von Selbstverliebtheit. Er färbte sich die Haare nie wieder: “Ich hatte gelernt, dass mein Aussehen nicht mir alleine, sondern auch meiner Familie und allen an meiner Seite gehört. Denn sie repräsentiere ich mit meinem Verhalten.”

Eine zweite Karriere bei der Eintracht

Glück für die Eintracht: Seine Werte wird Hasebe in Zukunft an die Frankfurter Jugend weitergeben. Kleinere Details sind noch zu klären, doch schon jetzt steht fest, dass er als Trainer im Nachwuchsleistungszentrum der Eintracht arbeiten wird. Die B-Plus-Lizenz hat er bereits erworben, die weiteren Trainerscheine sollen folgen. “Ich möchte meine Trainerausbildung in Deutschland fortsetzen”, kündigt Hasebe an.

Nach über 16 Jahren in Deutschland – im Januar 2008 wechselte er nach Wolfsburg – fühlt er sich hierzulande längst pudelwohl: “Ich kann mir vorstellen, dass ich mit meiner Familie länger in Deutschland bleibe. Deutschland ist meine zweite Heimat geworden.” Hier wartet sogar noch eine zweite Spielerkarriere auf ihn: in der Traditionsmannschaft von Bundesliga-Rekordspieler Karl-Heinz Körbel.

Julian Franzke

Hasebe kündigt Karriereende an – und will bei der Eintracht bleiben

Der fünftälteste Feldspieler der Bundesligageschichte hört im Sommer auf. Makoto Hasebe von Eintracht Frankfurt hat am Mittwoch angekündigt, mit 40 Jahren zurückzutreten. Er soll der SGE aber erhalten bleiben.

Viel Applaus erwartet ihn am 18. Mai: Makoto Hasebe wird dann von den SGE-Fans verabschiedet.

Viel Applaus erwartet ihn am 18. Mai: Makoto Hasebe wird dann von den SGE-Fans verabschiedet.

IMAGO/Passion2Press

Als er 2014 im Alter von 30 Jahren zu Eintracht Frankfurt wechselte, konnte Makoto Hasebe nicht ahnen, dass die mit Abstand längste Station seiner Profikarriere vor ihm liegen sollte. Jetzt, knapp zehn Jahre später, geht sie zu Ende. Der 40 Jahre alte Japaner kündigte am Mittwoch an, im Sommer zurückzutreten.

“Nach 22 Jahren als Fußballprofi ist es nun an der Zeit für mich, meine aktive Karriere zu beenden. Ich habe mir diese Entscheidung gut überlegt und halte es nun für den richtigen Zeitpunkt”, sagte Hasebe. “Ich blicke mit Stolz darauf, was ich in all den Jahren erleben und erreichen konnte. Vor allem die Zeit bei Eintracht Frankfurt war von zahlreichen unvergesslichen Momenten geprägt, die ich nie vergessen werde. Ich habe mich hier von Anfang an wohlgefühlt und Frankfurt ist zu meiner zweiten Heimat geworden.”

Dort soll der 114-malige Nationalspieler auch über den Sommer hinaus bleiben. Die Hessen wollen ihm eine Trainerfunktion innerhalb des Klubs geben. “Ab Sommer freue ich mich auf meine neue Aufgabe bei der Eintracht”, sagt der Routinier.

Am Wochenende stand er wieder in der Startelf

Hasebe war seinerzeit als Mittelfeldspieler vom 1. FC Nürnberg an den Main gekommen und erarbeitete sich in Frankfurt primär als Innenverteidiger Kultstatus. 2018 gewann er mit der SGE den DFB-Pokal, 2022 folgte der Europa-League-Triumph. Zu seinen aktuell 383 Bundesligaspielen, davon die ersten 135 für den VfL Wolfsburg inklusive Deutscher Meisterschaft 2009, können nun maximal noch fünf hinzukommen.

Am vergangenen Wochenende stand er beim 0:3 in Stuttgart mal wieder in der Startelf – im Alter von 40 Jahren und 86 Tagen. Damit ist Hasebe der fünftälteste Feldspieler der Bundesliga-Geschichte. Den vierten Platz von Manfred Burgsmüller (40 Jahre, 141 Tage) wird Hasebe in der verbleibenden Zeit nicht mehr angreifen können.

“Makoto kann auf eine Karriere als Vorzeigeprofi zurückblicken, er war stets ein großes Vorbild für viele Spieler. Seine professionelle Einstellung und Lebensweise haben dafür gesorgt, dass er auch noch im Alter von 40 Jahren auf hohem Niveau Fußball spielen kann”, sagt Eintracht-Sportvorstand Markus Krösche. “Seine Entscheidung, die aktive Karriere nach der Saison zu beenden, verdient Respekt. Makoto hat Großes für Eintracht Frankfurt geleistet. Wir freuen uns, dass er unserem Verein erhalten bleibt, um seine langjährige Erfahrung an unsere Nachwuchsspieler weiterzugeben.”

Am 18. Mai, dem letzten Spieltag zu Hause gegen RB Leipzig, darf sich Hasebe auf eine warme Verabschiedung gefasst machen.

Der BVB kann der Bundesliga sechs Champions-League-Starter bescheren

Borussia Dortmund hat mit dem Halbfinal-Einzug in der Champions League seine Chancen, auch 2024/25 dabei zu sein, doppelt erhöht – und könnte für ein Szenario sorgen, das es noch nie gab.

Der BVB träumt vom Champions-League-Titel - von dem sogar Eintracht Frankfurt profitieren könnte.

Der BVB träumt vom Champions-League-Titel – von dem sogar Eintracht Frankfurt profitieren könnte.

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Dass Borussia Dortmund im Champions-League-Halbfinale steht, ist auch für die Bundesliga eine gute Nachricht. Es erhöht die Chance, dass 2024/25 fünf deutsche Klubs in der Königsklasse sind – vielleicht werden es sogar erstmals überhaupt sechs sein. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Wie können sich deutsche Klubs generell für die Champions League qualifizieren?

Über die Liga: Grundsätzlich sind die Mannschaften auf den ersten vier Plätzen der Bundesliga-Abschlusstabelle in der Champions League dabei.

Über die “European Performance Spots”: Im Zuge der großen Champions-League-Reform, die zur neuen Saison erstmals greift, belohnt die UEFA ab sofort die beiden Verbände, die in der vorangegangenen Spielzeit im Europapokal am besten abschnitten, mit jeweils einem weiteren Champions-League-Ticket. Die Bundesliga liegt in diesem Ranking derzeit hauchdünn vor England auf dem zweiten Platz hinter Italien. Der BVB-Triumph gegen Atletico brachte weitere wichtige Punkte.

Über einen Triumph in Champions und Europa League: Champions- und Europa-League-Titelverteidiger erhalten einen automatischen Platz in der Königsklasse. Sind sie dabei noch nicht über die Bundesliga qualifiziert, erhält diese jeweils einen Champions-League-Platz mehr. Sind sie bereits über die Liga qualifiziert, geht der zusätzliche Platz jeweils nicht an die Liga, sondern an ein Team aus der Champions-League-Qualifikation.

Wann erhält die Bundesliga sechs Tickets für die Champions League 2024/25?

Gewinnt der BVB die Champions League, wird in der Liga aber nur Fünfter oder schlechter, und gehört die Bundesliga am Saisonende zu den beiden Top-Verbänden im Europapokal, sind sechs deutsche Klubs 2024/25 in der Champions League dabei. Und zwar die ersten vier der Tabelle, der BVB als Titelverteidiger und der bestplatzierte Bundesligist, der noch kein Champions-League-Ticket hat. Wird der BVB Fünfter, wäre das der Sechste, wird der BVB Sechster oder schlechter, der Fünfte. Nach aktueller Tabellenlage würde Eintracht Frankfurt profitieren. Das gleiche Szenario ergäbe sich, wenn der FC Bayern die Champions League gewinnt, aber maximal Fünfter wird.

Bayer 04 Leverkusen kann zwar noch die Europa League gewinnen, ist aber als Deutscher Meister bereits anderweitig für die Champions League qualifiziert und kann der Bundesliga somit nicht noch einen Champions-League-Platz bescheren.

Was heißt das alles für die Champions-League-Chancen des BVB?

Die Dortmunder haben noch drei Optionen, sich für die Champions League 2024/25 zu qualifizieren: wenn sie in der Liga unter die ersten vier kommen; wenn sie Fünfter werden und die Bundesliga einen “European Performance Spot” erobert; wenn sie die Champions League gewinnen.

Wie viele Klubs können sich aus einem Land maximal für die Champions League qualifizieren?

Wie die UEFA dem kicker bestätigte, liegt die theoretische Höchstzahl seit dieser Saison bei sieben. Das kann eine Liga, die vier fixe Champions-League-Starter stellt, schaffen, wenn sie einen “European Performance Spot” erobert, zusätzlich Champions- und Europa-League-Sieger stellt und diese noch nicht über die Liga qualifiziert sind. In dieser Saison ist das rein rechnerisch nur noch für die Premier League möglich, wenn sie die Bundesliga überholt und Arsenal bei einem Europa-League-Triumph West Hams Champions-League-Sieger wird, aber in der Liga noch aus den Top 4 purzelt.

Casemiro leads 10-man group set to leave Manchester United – Paper Round

Man Utd set for 10-player clearout

Manchester United could see 10 players leave in the summer, according to the Daily Mail.

Erik ten Hag may not be in charge of the club next season, but he may not be the only departure.

The paper explains: “Whatever fate awaits Erik ten Hag this summer, the number of Manchester United stars making an Old Trafford exit could hit double figures as new co-owners Ineos ring the changes.

“Anthony Martial will leave as a free agent and he could be followed by Raphael Varane and Brandon Williams when their contracts run out in June. United must also decide whether to offer Jonny Evans and Tom Heaton extensions.

“It is anticipated that Sofyan Amrabat will be allowed to return to Fiorentina when his loan expires, with United unlikely to take up an option to sign the Moroccan for £21.4million.

“Industry sources have told Confidential that Casemiro, Antony, Christian Eriksen, Victor Lindelof and Aaron Wan-Bissaka are among those who could be sold, although there’s an understanding that it won’t be practical to offload too many at one time.

“There are also six players out on loan and Jadon Sancho, Mason Greenwood, Donny van de Beek, Facundo Pellistri, Hannibal Mejbri and Alvaro Fernandez could all make permanent moves.”

Milan keen on Amrabat

As one of the expected Old Trafford departures, Sofyan Amrabat is unlikely to go back to Fiorentina after burning his bridges to force a move.

The Sun believes that AC Milan are a team who could offer him the chance to return to Serie A.

“Sofyan Amrabat’s Manchester United career looks to be coming to a close,” the paper reports.

“Amrabat signed for United following a protracted transfer saga that started before last season had even ended.

“The current front runners for his signature this summer are AC Milan.

“Amrabat has played 23 times for Manchester United, starting in just 24 per cent of those games.

“It’s unlikely that Amrabat would have a future at Fiorentina – having gone on strike to force a move to United.”

Van de Beek will not stay at Eintracht Frankfurt

Eintracht Frankfurt will not move to make Donny van de Beek’s transfer permanent, according to the Mirror.

The Dutchman has not done enough to interest the team in exercising their option to buy him.

The paper explains: “Donny van de Beek will be returning to Manchester United after his nightmare Eintracht Frankfurt spell.

“The Dutch midfielder joined the Bundesliga side on a loan deal until the end of the campaign in January. There was a £9million option to buy inserted in the deal that took Van de Beek to Germany.

“As it stands, it looks like that won’t be activated by Frankfurt.

“The German side have already decided not to sign him on a permanent deal.

“That call is just the latest in a long line of embarrassing moments for Van de Beek in Germany. The midfielder, still just 26, has made just seven appearances for the club this term – four of which have been starts.”

Wrexham want Okonkwo on permanent deal

Wrexham hope to sign Arthur Okonkwo on a permanent deal from Arsenal, the Independent writes.

He is on loan at the Welsh club already and now the side need to prepare for League One.

The paper states: “Okonkwo produced a series of standout performances across the campaign to help the Welsh club earn promotion from League Two.

“With co-owners Ryan Reynolds and Rob McElhenney now setting their sights on improving Phil Parkinson’s squad to allow Wrexham to compete in the third tier, securing the 22-year-old permanently is said to be an option.”

Trapp: “Wir haben eine Mannschaft, die ein Stadion mitreißen kann”

Vor dem eminent wichtigen Heimspiel gegen den FC Augsburg sucht Eintracht-Keeper Kevin Trapp nach positiven Ansätzen – und findet sie auch. Als Credo formuliert er: “Weniger nachdenken, mehr machen.”

Als grobe Frankfurter Faustformel lässt sich festhalten: Je näher das Saisonende rückt, desto geringer fällt in der Bundesliga die Vergnügungssteuer aus. Wer weiß, vielleicht lässt sich sogar so manche Eintrittskarte steuerlich absetzen, wenn der Finanzbeamte ein Eintracht-Herz hat und ausnahmsweise ein Auge zudrückt.

“Wir haben eine unheimlich große Chance”

“Gefühlt sitzen wir jedes Jahr zur selben Zeit da und sagen: Was passiert eigentlich gerade”, rekapituliert Trapp. Er führt aus: “Letztes Jahr haben wir zehn Bundesligaspiele in Folge nicht gewonnen. Unter Adi Hütter haben wir die Champions League verspielt, unter Oliver Glasner sind wir im ersten Jahr Elfter geworden. Ich würde mich freuen, wenn ich mal hier sitzen und sagen könnte: Wir haben einen Lauf.” Im ersten Jahr unter Niko Kovac (2016/17) stellte Frankfurt sogar die schlechteste Mannschaft der Rückrunde (13 Punkte).

In dieser Saison sollte es endlich mal andersherum laufen: Nach dem riesigen Aderlass im Sommer sollten nicht zuletzt auch die Wintertransfers dazu beitragen, dass die Rückrunde erfolgreicher verläuft. Doch das wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht passieren. Aktuell steht die SGE bei 15 Punkten in der Rückrunde. Es fehlen also noch zwölf Zähler, um die 27 Punkte aus der Hinrunde zu erreichen. Angesichts der aktuellen Formkrise und dem knüppelharten Restprogramm erscheint das utopisch. Doch womöglich reichen schon zwei Siege, um den sechsten Rang zu verteidigen. Das ist das Ziel.

Wobei Trapp nicht von Verteidigung sprechen möchte, weil ihm das zu negativ klingt. Vielmehr betont er: “Wir haben eine unheimlich große Chance, nächstes Jahr wieder international zu spielen. Darauf sollten wir uns freuen, wir haben noch fünf Highlight-Spiele.” Der Torhüter zeigt Verständnis für die Kritik von außen. Doch er ist erfahren genug, um zu wissen, dass es jetzt darauf ankommt, positiv zu denken. “Ich habe vorhin schon zum Trainer gesagt: Das ist seine erste Trainerstation, und wir stehen am 29. Spieltag auf Platz 6. So viel falsch können wir auch nicht gemacht haben. Wir müssen nicht auf andere schauen und haben das Privileg, dass wir selbst dafür verantwortlich sind, ob wir nächstes Jahr international spielen oder nicht.”

“So gewinnt man kein Spiel – egal gegen wen”

Nichtsdestotrotz ist offensichtlich, dass die Mannschaft gegen Augsburg ein anderes Gesicht zeigen muss. Das ist auch Trapp klar. “Wir wissen, dass so eine Leistung wie in der ersten Hälfte gegen Stuttgart nicht akzeptabel ist. So gewinnt man kein Spiel – egal gegen wen”, betont der 33-Jährige. Er fordert den Fokus auf das Wesentliche: “Manchmal denkt man zu viel nach, statt einfach zu machen. Am Freitag  geht es nicht großartig um Taktik, sondern darum, das auf den Platz zu bringen, was wir können. Auch wir haben eine physisch sehr starke Mannschaft, die viel laufen und ein Stadion mitreißen kann. Darauf kommt es an.”

Das ist selbstredend keine neue Erkenntnis. Es ist und bleibt ein großes Rätsel, weshalb die Mannschaft die Basics in dieser Saison so selten über 90 Minuten auf den Platz bringt. Wann ist es im stimmungsvollen Waldstadion schon gelungen, dem Gegner durch maximal aggressives und kompaktes Pressing die Luft zum Atmen abzuschnüren? Nicht sehr oft. Die Heimspiele gegen Köln (1:1), Freiburg (0:0), Bochum (1:1), Wolfsburg (2:2), Union Berlin (0:0) und Werder Bremen (1:1) endeten allesamt mit einem Unentschieden. Das sorgt bei den Fans ebenso wie die oft träge Spielweise für verständlichen Frust.

Häufige Umstellungen taugen nicht als alleinige Erklärung

Trapp verweist in seiner Analyse auf den Umbruch im Sommer, die vielen jungen Spieler und häufigen personellen Wechsel. “Ich kann mich nicht daran erinnern, wann wir mal zwei, drei Spiele mit derselben Mannschaft aufgelaufen sind. Wir müssen immer wieder umstellen”, sagt der Schlussmann, betont indes auch: “Das ist nicht der alleinige Grund.”

Es bleibt hypothetisch, wie die Spiele gelaufen wären, wenn beispielsweise das in der Hinrunde so gut funktionierende Mittelfeld-Duo Hugo Larsson und Ellyes Skhiri auch in der Rückrunde so oft hätte zusammenspielen können. Oder wie die Saison mit einem gesunden Kapitän Sebastian Rode und ohne die schwere Verletzung von Sasa Kalajdzic verlaufen wäre. Das kostete sicherlich einige Punkte. Wahr ist aber auch: Gegen Teams wie Union Berlin und Werder Bremen hätte es zuletzt dennoch zu Siegen reichen müssen. Denn trotz einiger Ausfälle stand da immer noch eine richtig gute Bundesligamannschaft auf dem Feld.

Wenn am Freitag (20.30 Uhr, LIVE! bei kicker) Mario Götze, Eric Junior Dina Ebimbe und vielleicht auch Hugo Ekitiké in die Startelf zurückkehren, wird Trainer Dino Toppmöller auch gegen Augsburg eine Elf aufs Feld schicken können, die individuell deutlich besser ist als der Gegner. Dann liegt es in der Verantwortung der Profis, diese Qualität endlich wieder in drei Punkte umzumünzen und so im Kampf um Platz sechs zumindest einen Verfolger zu distanzieren.

Julian Franzke

Hölzenbein und die ewige Schwalben-Frage: Können zwei Dinge stimmen?

Auch nach seinen Lebzeiten wird Bernd Hölzenbein mit einer entscheidenden Szene aus dem WM-Finale 1974 in Verbindung gebracht werden – und womöglich gleichzeitig zu Recht und zu Unrecht beschuldigt.

Schlüsselszene im WM-Finale 1974: Wim Jansen (#6) gegen Bernd Hölzenbein (#17).

Schlüsselszene im WM-Finale 1974: Wim Jansen (#6) gegen Bernd Hölzenbein (#17).

picture alliance, imago images

Jack Taylor ließ sich nicht lumpen. Das WM-Finale 1974 war gerade erst grob eine Minute alt, noch kein deutscher Spieler hatte den Ball überhaupt berührt, da gab der englische Schiedsrichter Elfmeter für die Niederlande. Johan Neeskens verwandelte wuchtig zum 1:0.

Schon um diesen Pfiff rankten sich Ungereimtheiten, von deutscher Seite wird gerne behauptet, dass Uli Hoeneß den stürmisch andribbelnden Johan Cruyff nicht auf der Linie, sondern noch knapp außerhalb des Sechzehners gefoult hatte. Tatsächlich ist der genaue Ort des Vergehens nur schwer zu bestimmen.

Noch umstrittener ist allerdings ein Pfiff gut 20 Minuten später, als Taylor schon wieder auf den Punkt zeigte – diesmal auf der anderen Seite. Elfmeter für die Bundesrepublik, 1:1 durch Paul Breitner. Gerd Müller würde noch vor der Pause zum 2:1-Endstand treffen, Deutschland die Heim-WM 1974 im Endspiel gegen die grandiosen Niederländer für sich entscheiden – die am Elfmeter zum Ausgleich teilweise noch immer zu knabbern haben.

WM-Finale 1974

In einer Phase, in der Deutschland dem 1:1 immer näherkam, dribbelte der am Montag verstorbene Außenstürmer Bernd Hölzenbein dynamisch in den niederländischen Sechzehner, schlug ein paar Haken und kam im Duell mit Oranjes defensivem Mittelfeldspieler Wim Jansen zu Fall. War es ein Foul – oder doch eine Schwalbe, wie viele Niederländer behaupteten und behaupten?

Hölzenbein könnte nachgeholfen haben – aber nicht nur

Auch hier können selbst Zeitlupen der Szene nur bedingt Abhilfe schaffen. Sie deuten aber zumindest stark darauf hin, dass möglicherweise zwei Dinge stimmen: Schwalbe und Foul. Aus einer Perspektive, die den Zweikampf von vorne zeigt, lässt sich zum einen vermuten, dass Hölzenbein beim Fallen etwas nachhilft. Dass er sich extra vom Boden abdrückt; dass er, der Theatralik wegen, die Arme besonders hochzieht.

Doch zum anderen ist eindeutig zu erkennen, dass Jansen ganz bestimmt nicht den Ball, sondern durchaus Hölzenbeins Knöchel trifft. Nicht jeder Kontakt ist zwar ursächlich für ein Fallen, eine Schwalbe, die eine Täuschung bedeutet, kann trotz einer Berührung existieren. Weil Hölzenbein aber erst die Bodenhaftung verliert, nachdem es den Kontakt – mit offener Sohle – gegeben hat, lag ziemlich sicher nicht nur eine Täuschung des langjährigen Frankfurters vor, der selbst meist nicht “Schwalbe” oder “Foul” auf diese ewige Frage antwortete, sondern “Auf jeden Fall war es ein Elfer”.

Der berechtigtste Elfmeterpfiff im Endspiel von München blieb übrigens aus. Als die Niederländer in den Schlussminuten mit voller Kapelle anliefen und Deutschland sich durch einen Konter entlastete, holte Jansen Hölzenbein im eigenen Strafraum diesmal eindeutig von den Beinen. Doch einen dritten Strafstoß traute sich Schiedsrichter Taylor nicht.

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In der neuen Saison für den VfL Wolfsburg am Ball: Nationalspielerin Janina Minge.

In der neuen Saison für den VfL Wolfsburg am Ball: Nationalspielerin Janina Minge.

IMAGO/Jan Huebner

VfL Wolfsburg

Janina Minge (Mittelfeld, SC Freiburg)

Bayern München

Lena Oberdorf (Mittelfeld, VfL Wolfsburg)

Eintracht Frankfurt

Elisa Senß (Mittelfeld, Bayer 04 Leverkusen)

Bayer 04 Leverkusen

Katharina Piljic (Mittelfeld, SGS Essen)

1. FC Köln

Nicole Billa (Angriff, TSG Hoffenheim)

Die weiteren Bundesligisten haben noch keinen Sommer-Transfer getätigt.