Trapp: “Wir haben eine Mannschaft, die ein Stadion mitreißen kann”

Trapp: “Wir haben eine Mannschaft, die ein Stadion mitreißen kann”

Vor dem eminent wichtigen Heimspiel gegen den FC Augsburg sucht Eintracht-Keeper Kevin Trapp nach positiven Ansätzen – und findet sie auch. Als Credo formuliert er: “Weniger nachdenken, mehr machen.”

Als grobe Frankfurter Faustformel lässt sich festhalten: Je näher das Saisonende rückt, desto geringer fällt in der Bundesliga die Vergnügungssteuer aus. Wer weiß, vielleicht lässt sich sogar so manche Eintrittskarte steuerlich absetzen, wenn der Finanzbeamte ein Eintracht-Herz hat und ausnahmsweise ein Auge zudrückt.

“Wir haben eine unheimlich große Chance”

“Gefühlt sitzen wir jedes Jahr zur selben Zeit da und sagen: Was passiert eigentlich gerade”, rekapituliert Trapp. Er führt aus: “Letztes Jahr haben wir zehn Bundesligaspiele in Folge nicht gewonnen. Unter Adi Hütter haben wir die Champions League verspielt, unter Oliver Glasner sind wir im ersten Jahr Elfter geworden. Ich würde mich freuen, wenn ich mal hier sitzen und sagen könnte: Wir haben einen Lauf.” Im ersten Jahr unter Niko Kovac (2016/17) stellte Frankfurt sogar die schlechteste Mannschaft der Rückrunde (13 Punkte).

In dieser Saison sollte es endlich mal andersherum laufen: Nach dem riesigen Aderlass im Sommer sollten nicht zuletzt auch die Wintertransfers dazu beitragen, dass die Rückrunde erfolgreicher verläuft. Doch das wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht passieren. Aktuell steht die SGE bei 15 Punkten in der Rückrunde. Es fehlen also noch zwölf Zähler, um die 27 Punkte aus der Hinrunde zu erreichen. Angesichts der aktuellen Formkrise und dem knüppelharten Restprogramm erscheint das utopisch. Doch womöglich reichen schon zwei Siege, um den sechsten Rang zu verteidigen. Das ist das Ziel.

Wobei Trapp nicht von Verteidigung sprechen möchte, weil ihm das zu negativ klingt. Vielmehr betont er: “Wir haben eine unheimlich große Chance, nächstes Jahr wieder international zu spielen. Darauf sollten wir uns freuen, wir haben noch fünf Highlight-Spiele.” Der Torhüter zeigt Verständnis für die Kritik von außen. Doch er ist erfahren genug, um zu wissen, dass es jetzt darauf ankommt, positiv zu denken. “Ich habe vorhin schon zum Trainer gesagt: Das ist seine erste Trainerstation, und wir stehen am 29. Spieltag auf Platz 6. So viel falsch können wir auch nicht gemacht haben. Wir müssen nicht auf andere schauen und haben das Privileg, dass wir selbst dafür verantwortlich sind, ob wir nächstes Jahr international spielen oder nicht.”

“So gewinnt man kein Spiel – egal gegen wen”

Nichtsdestotrotz ist offensichtlich, dass die Mannschaft gegen Augsburg ein anderes Gesicht zeigen muss. Das ist auch Trapp klar. “Wir wissen, dass so eine Leistung wie in der ersten Hälfte gegen Stuttgart nicht akzeptabel ist. So gewinnt man kein Spiel – egal gegen wen”, betont der 33-Jährige. Er fordert den Fokus auf das Wesentliche: “Manchmal denkt man zu viel nach, statt einfach zu machen. Am Freitag  geht es nicht großartig um Taktik, sondern darum, das auf den Platz zu bringen, was wir können. Auch wir haben eine physisch sehr starke Mannschaft, die viel laufen und ein Stadion mitreißen kann. Darauf kommt es an.”

Das ist selbstredend keine neue Erkenntnis. Es ist und bleibt ein großes Rätsel, weshalb die Mannschaft die Basics in dieser Saison so selten über 90 Minuten auf den Platz bringt. Wann ist es im stimmungsvollen Waldstadion schon gelungen, dem Gegner durch maximal aggressives und kompaktes Pressing die Luft zum Atmen abzuschnüren? Nicht sehr oft. Die Heimspiele gegen Köln (1:1), Freiburg (0:0), Bochum (1:1), Wolfsburg (2:2), Union Berlin (0:0) und Werder Bremen (1:1) endeten allesamt mit einem Unentschieden. Das sorgt bei den Fans ebenso wie die oft träge Spielweise für verständlichen Frust.

Häufige Umstellungen taugen nicht als alleinige Erklärung

Trapp verweist in seiner Analyse auf den Umbruch im Sommer, die vielen jungen Spieler und häufigen personellen Wechsel. “Ich kann mich nicht daran erinnern, wann wir mal zwei, drei Spiele mit derselben Mannschaft aufgelaufen sind. Wir müssen immer wieder umstellen”, sagt der Schlussmann, betont indes auch: “Das ist nicht der alleinige Grund.”

Es bleibt hypothetisch, wie die Spiele gelaufen wären, wenn beispielsweise das in der Hinrunde so gut funktionierende Mittelfeld-Duo Hugo Larsson und Ellyes Skhiri auch in der Rückrunde so oft hätte zusammenspielen können. Oder wie die Saison mit einem gesunden Kapitän Sebastian Rode und ohne die schwere Verletzung von Sasa Kalajdzic verlaufen wäre. Das kostete sicherlich einige Punkte. Wahr ist aber auch: Gegen Teams wie Union Berlin und Werder Bremen hätte es zuletzt dennoch zu Siegen reichen müssen. Denn trotz einiger Ausfälle stand da immer noch eine richtig gute Bundesligamannschaft auf dem Feld.

Wenn am Freitag (20.30 Uhr, LIVE! bei kicker) Mario Götze, Eric Junior Dina Ebimbe und vielleicht auch Hugo Ekitiké in die Startelf zurückkehren, wird Trainer Dino Toppmöller auch gegen Augsburg eine Elf aufs Feld schicken können, die individuell deutlich besser ist als der Gegner. Dann liegt es in der Verantwortung der Profis, diese Qualität endlich wieder in drei Punkte umzumünzen und so im Kampf um Platz sechs zumindest einen Verfolger zu distanzieren.

Julian Franzke