Krösche vermeidet ein Bekenntnis zu Toppmöller

Mit dem 2:2 gegen Leipzig sicherte sich die Eintracht am 34. Spieltag Platz 6. Über die schwache Rückrunde kann dieser Rang jedoch nicht hinwegtäuschen. Sportvorstand Markus Krösche ließ am Samstagabend offen, ob Dino Toppmöller auch in der neuen Saison auf der Frankfurter Trainerbank sitzen wird.

Auch in der kommenden Bundesliga-Saison 2024/25 Trainer von Eintracht Frankfurt? Dino Toppmöller.

Auch in der kommenden Bundesliga-Saison 2024/25 Trainer von Eintracht Frankfurt? Dino Toppmöller.

IMAGO/Nordphoto

Mit lediglich vier Siegen, acht Unentschieden, fünf Niederlagen und 24:30 Toren belegt die Eintracht Platz 11 in der Rückrundentabelle.

In den jüngsten neun Bundesliga-Spielen holten die Hessen nur einen Dreier. Dass sie die Saison mit gerade einmal 47 Punkten im oberen Tabellendrittel beenden, ist in erster Linie der Schwäche der Konkurrenz zu verdanken. Seit Einführung der Drei-Punkte-Wertung zur Saison 1995/96 reichten erst ein einziges Mal 47 Zähler für Platz 6: 2010/11 zog der 1. FC Nürnberg mit dieser Punktzahl aber nicht in den Europapokal ein.

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Die Eintracht nimmt hingegen sicher an der Europa League teil und hat sogar noch die Chance, in die Champions League einzuziehen. Die Voraussetzung: Im Finale der Königsklasse muss Borussia Dortmund gegen Real Madrid gewinnen. Ebenso offen wie der internationale Wettbewerb, an dem die Eintracht 2024/25 teilnehmen wird, ist die Trainerfrage.

Krösche weicht der Trainerfrage aus

Nach dem Spiel ließ Markus Krösche im Gespräch mit Journalisten auch auf mehrfache Nachfrage offen, ob Toppmöller im Amt bleibt. Wiederholt wich der Sportvorstand aus (“Warum sollen wir über Personalien diskutieren?”), zum Schluss sagte er: “Für ihn ist es ein schwieriger Job gewesen dieses Jahr, es ist auch für ihn ein Lernprozess. In den nächsten Tagen geht es darum zu gucken, was wir besser machen und wie wir uns weiterentwickeln können. Dino hat kein einfaches Jahr gehabt.”

Auch wir wissen, dass wir diese Saison über weite Strecken keinen guten Fußball gespielt haben.

Eintracht-Sportvorstand Markus Krösche

Das peinliche DFB-Pokal-Aus bei Drittligist Saarbrücken (0:2 im Achtelfinale) und die dünnen Leistungen in der Conference League werfen einen dunklen Schatten über eine Spielzeit, in der Frankfurt auch in der Bundesliga nur selten überzeugt hat.

“Es war eine sehr anstrengende Saison mit sehr vielen Tiefen und auch ab und zu Höhen”, rekapitulierte Krösche – und führte aus: “Wir wussten, dass dieser große Umbruch dazu führt, dass es auch mal wackeln und stottern kann. Das war uns von vornherein bewusst. Wir müssen uns fußballerisch verbessern und mehr Konstanz in unsere Leistungen kriegen. Auch wir wissen, dass wir diese Saison über weite Strecken keinen guten Fußball gespielt haben. Trotzdem haben wir den sechsten Platz erreicht. Das war das Wichtigste, um einen guten Saisonabschluss zu haben.”

Eine schwierige Entscheidung

Markus Krösche

Muss sich Gedanken machen: Markus Krösche.
IMAGO/Jan Huebner

Krösche muss nun eine schwierige Entscheidung treffen. Traut er Toppmöller zu, die Mannschaft in der neuen Saison spielerisch weiterzuentwickeln und zu mehr Konstanz zu führen? Wie wahrscheinlich ist es, dass sich Toppmöller als Trainer und Führungspersönlichkeit weiterentwickelt? Kann der Coach in der Mannschaft und im Umfeld eine Aufbruchstimmung erzeugen? Natürlich geht es auch um die Frage: Welche Alternativen gibt es auf dem Trainermarkt? Selbstredend muss Krösche auch seine eigene Arbeit hinterfragen, im Kern die Kaderzusammenstellung. Denn auch diese Frage ist schwierig zu beantworten: Was hätte ein anderer Trainer aus diesem Team mit vielen jungen Spielern und wenigen Führungskräften auf dem Platz herausholen können?

Sollte sich Krösche dazu entschließen, mit Toppmöller weiterzumachen, könnte es ratsam sein, dem 43-Jährigen einen erfahrenen Co-Trainer zur Seite zu stellen. Es ist ein Versäumnis, dass dies nicht von Anfang an geschehen ist. Viel Zeit sollte sich Krösche bei seiner Entscheidung nicht lassen. Toppmöller ist ein feiner Mensch, der es verdient hat zu wissen, woran er ist.

Die offene Zukunftsfrage schwächt ihn.

Julian Franzke

“Die Gesichter der Zukunft”: Hannovers Coup mit Uscins und Fischer

Der TSV Hannover-Burgdorf ist kurz vor Saisonende ein echter Coup gelungen: Die beiden begehrten U-21-Weltmeister Renars Uscins und Justus Fischer haben ihre Verträge “bis mindestens 2026” verlängert.

Strahlende Gesichter: Renars Uscins (li.) und Justus Fischer haben in Hannover verlängert.

Strahlende Gesichter: Renars Uscins (li.) und Justus Fischer haben in Hannover verlängert.

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Die Krönung am Abend war Renars Uscins (ein Tor) und Justus Fischer (vier Treffer) nicht vergönnt, das Heimspiel gegen die Füchse Berlin ging mit 25:28 verloren. Und dennoch war es ein Feiertag für die beiden U-21-Weltmeister.

Die Kaderplanung für die Spielzeit 2024/25 hatten die Niedersachsen bereits abgeschlossen. Zwei Säulen der Zukunft bleiben aber mittelfristig: Uscins und Fischer haben ihre Verträge “vorzeitig bis mindestens 2026 verlängert”. 9000 Fans bejubelten das hochbegabte Duo.

“Es macht uns sehr stolz, dass sich Justus und Renars für einen Verbleib bei uns in Hannover entschieden haben”, wird Hannovers Sportlicher Leiter Sven-Sören Christophersen zitiert: “Die beiden konnten in den letzten Monaten sowohl bei uns als auch im Trikot der Nationalmannschaft mit Top-Leistungen überzeugen und sind ohne Zweifel die Gesichter der Zukunft. Wir haben sehr offene Gespräche geführt und sind gemeinsam zu dem Entschluss gekommen, dass wir den eingeschlagenen Weg fortsetzen wollen, wovon sicherlich alle Seiten profitieren werden.”

Prokop sieht Duo “in Zukunft noch bedeutsamer”

Natürlich begrüßt auch Cheftrainer Christian Prokop die Entscheidung. “Sie haben sich durch gute Rahmenbedingungen zu Leistungsträgern und potenziellen Nationalspielern entwickelt”, sagt der ehemalige Bundestrainer: “Ich bin der festen Überzeugung, dass ihre Rolle in Zukunft noch bedeutsamer wird. Ihre Verlängerung ist für uns ein starkes Zeichen, wir sind ehrgeizig und haben einiges vor.”

Für Uscins war “die positive Entwicklung sowie das riesige Potenzial des Vereins” ausschlaggebend. “Gerade jetzt, wo die stärkste Liga der Welt immer enger und anspruchsvoller wird, wollen wir uns als Mannschaft etablieren und im besten Fall noch weitere Schritte nach vorne machen”, sagt der Linkshänder, der zum Ende der Heim-EM und bei der erfolgreichen Olympia-Qualifikation begeistert hatte: “Auf diese Herausforderung freue ich mich.”

Bei Fischer spielte auch das Heimatgefühl eine große Rolle. “Es bedeutet mir unglaublich viel, auch in Zukunft für meinen Jugendverein aufzulaufen”, erklärt der bullige Kreisläufer: “Hier bin ich aufgewachsen und verspüre immer wieder Gänsehaut bei den Heimspielen. Daher könnte ich mir momentan kein besseres Umfeld für meine Entwicklung wünschen. ”

Roses Botschaft an die Fans: “Viel Rauch macht wenig Sinn”

Mit der punktbesten Bundesliga-Saison der Vereinsgeschichte ist es bei RB Leipzig dann nach dem dritten Unentschieden in Serie noch nichts geworden. Doch immerhin gehen die Sachsen nach dem verdienten 2:2 bei Eintracht Frankfurt mit dem positiven Gefühl in die Sommerpause, auch das zwölfte Pflichtspiel in Folge ungeschlagen geblieben zu sein.

Marco Rose (li.) attestierte seiner Elf in den vergangenen Wochen eine gute Mentalität und Einstellung.

Marco Rose (li.) attestierte seiner Elf in den vergangenen Wochen eine gute Mentalität und Einstellung.

IMAGO/Revierfoto

Trainer Marco Rose lobte dann auch die Mentalität und Einstellung seines Personals, das das Pflichtziel Champions-League-Qualifikation längst realisiert hatte und sich in den letzten drei Saisonspielen trotzdem nicht hängenließ. “Wir bewegen uns seit drei Wochen in einem Raum, in dem es für uns nicht mehr vor und nicht mehr zurück geht. Und trotzdem waren die Jungs in den Spielen gegen Hoffenheim, Bremen und Frankfurt, bei denen es immer noch um etwas ging, da”, attestierte der Coach.

Bundesliga, 34. Spieltag

Orban: “Es ist das, was wir verdient haben”

Für Rose stellte dieser letzte Auftritt mit der verspielten 2:0-Führung ein Spiegelbild der Saison dar: “Wir haben viel von dem gezeigt, was uns in dieser Saison ausgemacht hat, aber auch, was uns gefehlt hat und was wir entwickeln wollen.” Dazu zählt vor allem das schwache Abwehrverhalten bei den beiden Gegentreffern. “Wir haben uns zu einfach abkochen lassen”, so Rose. Ähnlich sieht es Kapitän Willi Orban: “Platz vier ist das, was wir verdient haben – nicht mehr und nicht weniger.”

Das 1:2 durch Hugo Ekitiké im Anschluss an einen Freistoß war unmittelbar nach einer achtminütigen Unterbrechung gefolgt, nachdem eine Pyro-Aktion im Leipziger Block den Rauchmelder des Videowürfels ausgelöst hatte. Einen Zusammenhang für den Riss im RB-Spiel wollte Rose in der Zwangspause nicht ausmachen: “Es wäre schlimm, wenn das der Knackpunkt gewesen wäre.” Dass er die Pyro-Aktion aus dem Gästeblock, der diesbezüglich schon in Heidenheim unangenehm aufgefallen war, missbilligte, verpackte Rose in die Worte: “Es war wieder eine tolles Jahr und eine tolle Reise mit unseren Fans. Und mittlerweile ist unser Gästeblock sehr, sehr voll. Das macht uns stolz, und das schätzen wir auch. Aber viel Rauch macht wenig Sinn, also Rauch weglassen.”

Bonusspiel für Blaswich und Norbye

Von besonderer Bedeutung war die Partie aus Leipziger Sicht für Janis Blaswich und Jonathan Norbye. Der erst 17-jährige Abwehrspieler aus Norwegen kam in der Nachspielzeit zu seinem Bundesligadebüt, für den 33-jährigen Blaswich könnte es die Abschiedsvorstellung im RB-Trikot gewesen sein. Der Torhüter war nach der Kreuzband-Verletzung von Stammkeeper Peter Gulacsi ein erstklassiger Vertreter, verlor im Januar aber nach drei Niederlagen und einigen Wacklern seinen Platz wieder an den Ungarn. Da RB für die kommende Saison mit Maarten Vandevoordt (22/KRC Genk) bereits einen weiteren Keeper mit Nummer-1-Anspruch verpflichtet hat, haben sich Blaswichs Perspektiven in Leipzig eingetrübt. Rose betonte allerdings, der Einsatz in Frankfurt sei kein Abschiedsgeschenk, sondern ein Bonusspiel gewesen.

Oliver Hartmann

Eisenach schockt Flensburg – Magnusson trägt SCM – Hamburg deklassiert

Der Samstagabend in der Handball-Bundesliga brachte eine faustdicke Überraschung hervor, weil Eisenach zu Hause tatsächlich Flensburg düpierte. Magdeburg und Berlin marschieren derweil im Gleichschritt. Zuvor war der HSV Hamburg in Leipzig böse unter die Räder gekommen.

Unterschiedliche Emotionen: Eisenach und Magdeburg feierten Siege, der HSV Hamburg bekam den nächsten Dämpfer.

Unterschiedliche Emotionen: Eisenach und Magdeburg feierten Siege, der HSV Hamburg bekam den nächsten Dämpfer.

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Der SC Magdeburg eilt mit riesigen Schritten der nächsten Deutschen Meisterschaft entgegen: Der amtierende Champions-League-Sieger gewann auch das neunte der vergangenen zehn Pflichtspiele beim HC Erlangen (32:27) – und ist auf dem Weg zum Titel kaum noch zu stoppen.

Mit bestem Beispiel ging in Nürnberg ein Isländer voran: Omar Ingi Magnusson erzielte für den SCM insgesamt 14 Tore, sechs davon vom Siebenmeterstrich. Bester Erlanger Werfer waren Rechtsaußen Hampus Olsson und der Halbrechte Antonio Metzner mit je fünf Treffern. Magdeburg bleibt unangefochten Erster, Erlangen auf Rang 16.

Der Welthandballer regelt in Hannover

Direkt hinter dem SCM stehen weiter die Füchse Berlin, die unter keinen Umständen die Champions-League-Qualifikation noch verspielen wollen. Der Hauptstadtklub bewältigte die schwere Auswärtsaufgabe bei der TSV Hannover-Burgdorf letztlich abgeklärt mit 28:25 (14:13). Verlass war einmal mehr auf Welthandballer Mathias Gidsel, der sieben Treffer erzielte. Rechtsaußen Hans Lindberg kam auf sechs Tore (ein Siebenmeter), Hannovers Rechtsaußen Marius Steinhauser auf fünf Treffer.

Nach dem wichtigen Erfolg in Niedersachsen liegt der volle Fokus der Füchse auf dem European-League-Final Four, das am kommenden Wochenende in Hamburg steigt. Im zweiten Halbfinale trifft Berlin dabei auf Liga-Rivale Rhein-Neckar Löwen.

Zehnder versenkt die SG

Gedanklich schon bei jenem Final Four war wohl die SG Flensburg-Handewitt, die sich bei Aufsteiger ThSV Eisenach blamierte. Der heimstarke Liga-Neuling schockte die Mannschaft von Trainer Nicolej Krickau mit einem 28:27 (14:13).

Der in dieser Saison ohnehin herausragende und deswegen begehrte Manuel Zehnder erzielte zwölf Tore (davon zwei Siebenmeter), Neu-Nationalspieler Marko Grgic lief ebenfalls heiß und war siebenmal erfolgreich. Bester SG-Werfer waren noch Linksaußen August Pedersen und Spielmacher Jim Gottfridsson mit je fünf Toren.

Bei den Hausherren sammelte Mateusz Kornecki 15 Paraden, bei den Gästen Kevin Möller insgesamt 13. Während Eisenach das nächste Glanzstück feiern durfte und schon der nächsten Bundesliga-Saison entgegenschaut, war die vermeidbare Niederlage ein empfindlicher Rückschlag für Flensburg im Kampf um Rang zwei.

Saeveraas macht in Leipzig den Unterschied

Es sind schwere Tage für die Fans des HSV Hamburg, die am Samstagabend auch noch eine deftige 27:39 (16:21)-Auswärtsniederlage beim SC DHfK Leipzig zu verkraften hatten. Die Hanseaten fanden kein Gegenmittel für Leipzigs Linkshänder Viggo Kristjansson (zehn Tore) und Linksaußen Lukas Binder (acht Tore bei acht Versuchen). Bester HSVH-Werfer war noch Rechtsaußen Frederik Bo Andersen mit acht Treffern.

Der entscheidende Unterschied war der bei den Torhütern: Während SC-Keeper Kristian Saeveraas auf 13 Paraden kam, sammelten Johannes Bitter (4) und Jens Vortmann (3) zusammen nur sieben. Leipzig festigte damit Platz acht und vergrößerte den Vorsprung auf den Tabellennachbarn aus Hamburg.

Union: Mit zwei blauen Augen davongekommen

Union Berlin hat trotz einer miserablen Saison den Abstieg am letzten Spieltag verhindert. Die Verantwortlichen müssen nun die richtigen Lehren ziehen. Ein Kommentar von kicker-Reporter Jannis Klimburg.

Union konnte den Abstieg in die 2. Bundesliga gerade noch so verhindern.

Union konnte den Abstieg in die 2. Bundesliga gerade noch so verhindern.

IMAGO/Matthias Koch

Die Erleichterung war den Spielern ins Gesicht geschrieben, als sie aus dem Spielertunnel in die Mixed Zone und daraufhin weiter in die Kabine gepilgert sind. Von absoluter Freude, lauten Jubelschreien und einem breiten Grinsen war allerdings keine Spur. Kein Wunder, wussten sie die Saison doch richtig einzuordnen. Union Berlin hat auf ganzer Linie enttäuscht. Als Champions-League-Teilnehmer befanden sich die Eisernen quasi die gesamte Rückserie über im Abstiegskampf – aber schlussendlich hatten sie das Happy End auf ihrer Seite.

Union muss die richtigen Lehren ziehen

Und das ausgerechnet mit den Tugenden, die Union so lange hat vermissen lassen: Zusammenhalt, Leidenschaft, Kampfgeist. Gegen Freiburg war Union wieder mehr Union-like und auf den Punkt sowie mit der Unterstützung der treuen Fans voll da. Und ist so noch mal mit zwei blauen Augen davongekommen. Für die weitere Zukunft des Vereins ist es nun wichtig, dass die Verantwortlichen die Spielzeit detailliert analysieren und die richtigen Lehren daraus ziehen, um nicht erneut solch eine verkorkste Runde zu spielen.

Was muss passieren? Der Kader sollte so umgebaut werden, dass bestimmte, bis dato wenig vorhandene Attribute wie Schnelligkeit, Spielwitz und Abschlussstärke im Kader mehr zum Vorschein kommen. Zum einen wird ein Kreativspieler für das Mittelfeld benötigt, der das Spiel an sich reißt und aus der Zentrale heraus Ideen entwickelt. Zum anderen ein Stürmer, der die Bälle festmachen kann, effizient vor dem gegnerischen Tor agiert und dir somit ansatzweise zehn Tore pro Saison beschert. Zu viele Transferflops hat sich Union Berlin in dieser Saison geleistet. Insgesamt hat sich das Mannschaftsgefüge verändert, der Umbruch ist bei weitem nicht so gelungen wie in den vergangenen Jahren.

Der neue Trainer muss zum Verein passen

So oder so wird ein weiterer Umbruch eintreten. Nur wird der eben vermutlich kleiner ausfallen, als wenn Union in die 2. Bundesliga abgerutscht wäre. Dennoch werden einige Spieler nach Höherem streben und wieder international spielen wollen. In dem Fall müssen die Berliner die Transfereinnahmen clever einsetzen und Akteure holen, die für die Aufgabe brennen, sich mit Union in der Bundesliga weiter zu akklimatisieren. Denn nur darum wird es für den Klub gehen. Oftmals wurde der Verein dafür belächelt, die 40-Punkte-Marke als Ziel ausgerufen zu haben. Aber nur das kann der Vorsatz für die kommenden Jahre sein.

Und genau dafür müssen die Verantwortlichen den passenden Trainer finden. Einen Trainer, der zu Union passt und sich der schwierigen Aufgabe annimmt, eine spielerische Entwicklung einzuleiten. Denn das hat die Saison unter anderem auch gezeigt, dass bei den Köpenickern vieles nach dem Prinzip Hoffnung und Zufall läuft. Diesmal hat der Klub nochmals den Kopf aus der Schlinge gezogen. Ob das in der Form ein weiteres Mal gelingt, darf zumindest bezweifelt werden…

Jannis Klimburg

Große Freude in Mainz: “Eine lebende Legende”

Das, was Mitte Februar noch unmöglich schien, ist nun Realität. Der 1. FSV Mainz 05 hat nach einer starken Ungeschlagen-Serie unter Trainer Bo Henriksen die Klasse gehalten und spielt auch in der kommenden Saison in der Bundesliga. Von Tränen über Tanzeinlagen bis hin zu Lobeshymnen war alles dabei.

Feierten nach dem sicheren Klassenerhalt zusammen: Mainz' Sportdirektor Martin Schmidt (Mitte) und Trainer Bo Henriksen (re.)

Feierten nach dem sicheren Klassenerhalt zusammen: Mainz’ Sportdirektor Martin Schmidt (Mitte) und Trainer Bo Henriksen (re.)

IMAGO/Christian Schroedter

Kollektives Aufatmen in Mainz. Der Klassenerhalt wurde am letzten Spieltag aus eigener Kraft unter Dach und Fach gebracht. Dank eines verdienten 3:1-Erfolgs in Wolfsburg konnten dem FSV die Ergebnisse aus den Parallelspielen egal sein. Wieder einmal heizte Coach Bo Henriksen die zahlreich mitgereisten Fans (circa 6.000) rund eine Stunde vor Spielbeginn lautstark an. Rund drei Stunden später stand der 49-jährige Däne, der den FSV Mitte Februar übernahm und seitdem nur zwei Partien verloren hatte (6/5/2), feiernd in der Auswärtskurve – inklusive Schneller Brille und Megafon.

“Das Wort ‘brave’ haben wir in den 13 Wochen glaube ich 100.000 Mal gehört. Er ist in die Köpfe reingekommen, er hat ihnen gelernt, daran zu glauben, was man macht. Er hat jedem den Kopf einmal umgedreht”, beschrieb Mainz’ Sportdirektor Martin Schmidt bei Sky voll des Lobes die Arbeit von Henriksen. “Er ist ein unglaublicher Motivator und Typ. Ihm und seinem Trainerteam ein Kompliment. Ich weiß nicht, ob es höhere Herausforderungen gibt, in dieser Situation ein Team zu übernehmen.”

Schmidt kam aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus und sprach von der Stadt Mainz, die “bebt und elektrisiert ist”. Dort würden “überall diese ‘Niemals Aufgeben’-Schilder” hängen. “Mittlerweile glauben normale Bauarbeiter oder Handwerker daran, wenn sie ein Problem haben: ‘Oh, ich darf nicht aufgeben’.” Dass der Klassenerhalt nun geschafft ist, sei “das Allergrößte für uns”. Dennoch: So schön wie der Ausgang aus Sicht der Mainzer auch ist, sei es “unbeschreiblich brutal, was dieser Abstiegskampf mit den Spielern und Angestellten gemacht hat”.

Bo Henriksen

Bo Henriksen feierte den Klassenerhalt unter anderem mit einer schnellen Brille.
IMAGO/Christian Schroedter

Sportvorstand Christian Heidel blickte im wohl schönsten Moment der Saison sogar nochmal zurück auf die Phase vor Henriksens Amtsantritt. “Wir waren so weg und eigentlich war alles verloren”, sagte der 60-Jährige mit Tränen in den Augen. In der Tat schien die Ausgangssituation der Mainzer schier ausweglos, mit nur zwölf Punkte nach dem 21. Spieltag betrug der Rückstand auf Rang 15 bereits neun Zähler.

“Doch wir haben das Ding wieder von hinten aufgerollt. Wie oft wir das inzwischen gemacht haben, das ist für die Nerven nicht unbedingt hilfreich”, schmunzelte Heidel. “Bo hat diese Mannschaft komplett auf den Kopf gestellt und ihr diesen Glauben zurückgegeben. Das ist das Allerwichtigste im Abstiegskampf. Es ist aber nicht nur Motivation, sondern er hat es auch sportfachlich im Teamwork mit seinem Kollegen überragend gemacht.” Dass alle “ohne Stress hinter diesem Klub gestanden haben, das macht mich stolz”.

Henriksen: “Ich habe ein bisschen Movement”

Für den im Winter vom Deutschen Meister aus Leverkusen nach Mainz gewechselten Nadiem Amiri ist Henriksen “eine lebende Legende. Es ist Wahnsinn, wie ein Mensch jeden Tag in die Kabine kommt und rumschreit, rumtanzt, rumlacht. Ich habe noch keinen Trainer gesehen, der vor dem Spiel in der Kabine tanzt und im Abstiegskampf so eine Stimmung hier reinbringt.” Angesprochen auf Amiris Anspielungen, dass Henriksen regelmäßig Tanzeinlagen einlege, beschrieb sich der Däne selbst als “sehr guten Tänzer”.

“Ich tanze vor dem Spiel jedes Mal und ich habe ein bisschen dieses Movement”, sagte Henriksen und führte sogar kurz vor, wie in etwa man sich eine solche Tanzeinlage vorstelle könne. “Heute werde ich aber nur mit meiner Frau tanzen. Sie ist mit mir umgezogen und hat alles gemacht mit mir.” Den Klassenerhalt beschrieb Henriksen als “schönen Augenblick für alle in diesem Verein und in dieser Stadt”.

Nach dem feststehenden Klassenerhalt denkt nun natürlich fast noch niemand an die kommende Spielzeit, doch ein Spieler schaffte persönlich Klarheit über seine Zukunft. So bestätigte Leandro Barreiro erstmals seinen Abschied im Sommer, nannte dabei jedoch keinen Klub. Das holte Heidel nach: “Er hat uns über alle Schritte mit Benfica Lissabon informiert.” Laut örtlichen Medien erhält der Luxemburger dort einen Fünfjahresvertrag, sein Arbeitspapier in Mainz läuft zum Saisonende aus.

Zeichen auf Abschied? Hummels “hat gezeigt, wozu er noch in der Lage ist”

Eine Entscheidung über seine Zukunft möchte Mats Hummels erst nach dem Champions-League-Finale gegen Real Madrid treffen. Nach dem letzten Bundesliga-Spiel gegen Darmstadt lieferte er allerdings vielsagende Bilder.

Ein Bild mit Symbolcharakter? Mats Hummels blickte nach dem Spiel minutenlang ins Dortmunder Westfalenstadion.

Ein Bild mit Symbolcharakter? Mats Hummels blickte nach dem Spiel minutenlang ins Dortmunder Westfalenstadion.

IMAGO/eu-images

Im letzten Bundesliga-Spiel der Saison für Borussia Dortmund (4:0 gegen Darmstadt) lag der Fokus vor allem auf einer Person: Marco Reus, dessen Abschied nach zwölf Jahren am Saisonende bereits klar kommuniziert ist und der sich – ebenso wie Marius Wolf und Mateu Morey – bei den Fans verabschiedete.

Eine andere Personalie ist derweil weiter offen: Auch der Vertrag von Mats Hummels läuft am Saisonende aus. Wie es für den 35-jährigen Innenverteidiger weitergeht, ist bislang unbekannt. Edin Terzic erklärte schon auf der Pressekonferenz vor dem Darmstadt-Spiel, er habe darum gebeten, “dass wir diese Entscheidung gemeinsam erst nach der Saison treffen”. Im Schatten der Ehrenrunde von Reus lieferte Hummels am Samstagnachmittag allerdings jede Menge Futter für Spekulationen über ein mögliches Ende seiner Zeit beim BVB im Sommer.

Reus’ Schubser vor die Kurve “hatte keinen besonderen Hintergrund”

Während sein scheidender Teamkollege sich noch einmal den Applaus abholte, setzte sich Hummels – wohlwissend, dass in diesem Moment auch einige Kameras auf ihn gerichtete sein werden – vor der Nordtribüne allein auf den Boden. Angelehnt an den Pfosten ließ er minutenlang den Blick durch das Stadion schweifen, als würde er ebenfalls noch einmal auf seine möglicherweise bald endende Zeit in Dortmund zurückblicken. Er applaudierte, umringt vom auf dem Platz spielenden Nachwuchs der BVB-Profis, hin und wieder für Reus und erhob sich noch einmal, als das Stadion seinen Namen sang.

In eine ähnliche Richtung waren kurz zuvor bereits die Bilder vor der Südtribüne gegangen. Nachdem Reus erst selbst eine Laola gestartet hatte, schubste er Hummels nach vorne, um ihm auch noch einmal seinen Moment mit der Südtribüne zu geben. Vielleicht den letzten? “Das hatte keinen besonderen Hintergrund. Ich weiß da genau so wenig wie ihr, wie es bei ihm weitergeht. Aber man muss seine Leistung in den vergangenen Wochen und Monaten einfach honorieren. Deshalb hat er sich das verdient”, gab sich Reus nach dem Spiel unwissend.

Terzic betont “Respekt und Wertschätzung”

Terzic hingegen unterstrich bereits vor dem Spiel seine Zufriedenheit darüber, mit Hummels, Nico Schlotterbeck und Niklas Süle “drei Innenverteidiger auf diesem Niveau trainieren zu dürfen” und betonte: “Mats hat es deutlich gezeigt, wozu er noch in der Lage ist und was er möchte. Er möchte auf absolutem Top-Niveau Fußball spielen.” Der Coach hätte wohl nichts dagegen, wenn der Innenverteidiger diesen Willen auch über das Champions-League-Finale am 1. Juni hinaus hätte.

Jedenfalls untermauerte er noch einmal “meinen Respekt und meine Wertschätzung” für Hummels, aber auch für Reus. “Das ist unabhängig von der Vertragssituation. Mir geht es einfach nur darum, ob sie in der Lage sind, der Mannschaft dabei zu helfen, das nächste Spiel zu gewinnen.” Gelingt dies, würde es nichts anderes bedeuten, als dass sich Reus, Wolf, Morey – und eben möglicherweise auch Hummels – mit dem Henkelpott aus Dortmund verabschieden.

“Wir brauchen jeden Spieler”: Uth hofft auf Nachahmer

Angesichts seiner Transfersperre steht der 1. FC Köln vor einem extrem schwierigen Sommer. Weil der Bundesliga-Absteiger keine neuen Spieler verpflichten kann, hofft Mark Uth nach seinem Bekenntnis auf Nachahmer.

Mark Uth (#13) bleibt beim 1. FC Köln - doch wer noch?

Mark Uth (#13) bleibt beim 1. FC Köln – doch wer noch?

IMAGO/Sportfoto Rudel

Dass Vereine nach einem Abstieg bisweilen vor einem Neustart stehen, ist im Fußball-Geschäft nichts Neues. Manch einer mag sich trotz schwacher Mannschaftsleistung für höhere Aufgaben empfohlen haben, manch anderer nicht die nötigen Leistungen gezeigt haben, um sich für eine Weiterbeschäftigung im Unterhaus zu empfehlen.

Schwäbe: “Wer soll bleiben, wer darf bleiben?”

“Der Verein muss sich glaube ich erstmal im Klaren sein: Wer soll bleiben, wer darf bleiben – wer soll den Weg mitgehen und wer nicht?”, erklärte Kölns Torhüter Marvin Schwäbe nach dem durch das 1:4 in Heidenheim feststehenden Abstieg des 1. FC Köln, als er bei Sky auf seine Zukunft angesprochen wurde.

Nun gestaltet sich die Aufarbeitung des Abstiegs im Fall der Kölner aber deutlich schwieriger als beispielsweise bei Mitabsteiger Darmstadt. Denn während die Lilien auf etwaige Abgänge reagieren können, sind den Rheinländern die Hände gebunden. Aufgrund der Transfersperre kann sich der FC im Sommer lediglich im eigenen Nachwuchs umsehen, ein direkter Wiederaufstieg erscheint ohne den Verbleib so mancher Säule entsprechend nahezu ausgeschlossen.

Der gebürtige Kölner Mark Uth setzte dahingehend am Freitag ein Zeichen. Unabhängig des Ausgangs der Partie in Heidenheim, die letztlich den verdienten Abstieg besiegelte, sicherte der Stürmer dem 1. FC Köln seine Treue zu – ligaunabhängig. Zwar hat das Bekenntnis des 32-Jährigen augenscheinlich nicht für den erhofften, benötigten Schwung gegen den FCH gesorgt, dennoch hofft Uth auf Nachahmer.

Ich habe es natürlich so früh gemacht, um auch dahingehend ein Zeichen zu setzen.

Mark Uth über sein Bekenntnis zum 1. FC Köln.

“Man sieht jedes Wochenende, wie die Fans uns unterstützt haben. Heute sind sie natürlich sehr, sehr sauer und aufgebracht – vollkommen verständlich. Der Verein bedeutet den Menschen in Köln alles, mir persönlich auch. Deswegen habe ich auch verlängert und bleibe auch in der 2. Liga”, erklärte Uth seinen Schritt. “Ich hoffe, dass es mir einige nachtun. Wir brauchen jeden Spieler, weil wir eine Transfersperre haben und nächstes Jahr in der 2. Liga bestehen müssen. Ich habe es natürlich so früh gemacht, um auch dahingehend ein Zeichen zu setzen, dass einige sagen ‘Okay, alles klar, wir packen mit an’ – und das hoffe ich sehr.”

Weitere Bekenntnisse bleiben unmittelbar nach dem Abstieg allerdings vorerst aus.

Umfrage: Was ist die größte Überraschung dieser Bundesliga-Saison 2023/24?

Drei Klubs haben die positivsten Schlagzeilen in dieser Bundesliga-Saison 2023/24 geschrieben. Doch welcher Vereine ist die größte Überraschung gewesen? Hier abstimmen!

Die positiven Glanzlichter dieser Bundesliga-Saison: Meister Bayer 04 Leverkusen, Vizemeister VfB Stuttgart und der starke Aufsteiger 1. FC Heidenheim.

Die positiven Glanzlichter dieser Bundesliga-Saison: Meister Bayer 04 Leverkusen, Vizemeister VfB Stuttgart und der starke Aufsteiger 1. FC Heidenheim.

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Eines ist klar: Nur die wenigsten Anhänger aus Leverkusen, Stuttgart und Heidenheim konnten mit diesem Abschneiden rechnen. Wenn überhaupt. Denn am Ende des Tages ist jede Saison dieser drei Klubs etwas absolut Herausragendes.

So hat sich die Werkself mit Erfolgstrainer Xabi Alonso nicht nur erstmals in der Vereinsgeschichte zum Meister gekürt, sondern die Verfolgerschaft zugleich mit dem frühzeitig eingefahrenen Titel in der Abschlusstabelle auf 17 (!) Punkte distanziert. Außerdem ist Bayer 04 an allen 34 Spieltagen ungeschlagen geblieben – so etwas hatte es bis dato noch nie im deutschen Profifußball gegeben.

Als Zweiter lief derweil der VfB Stuttgart ein – was so auch nur von den Allerwenigsten vorauszusehen war. Vergangene Saison noch – nach zwei souveränen Vorstellungen gegen Zweitligist Hamburger SV – in der Relegation die Klasse gehalten, überragten die von Sebastian Hoeneß trainierten Schwaben mit feinem wie erfolgreichem Fußball. Akteure wie Serhou Guirassy (28 Tore in 28 Partien) führten die Stuttgarter zu 73 Punkten und damit zur bislang erfolgreichsten Spielzeit der langen VfB-Historie.

Überhaupt das erste Mal im Oberhaus vertreten war der 1. FC Heidenheim, doch beim Aufstieg sollte es nicht bleiben. Vielmehr sicherte sich das Team von Kulttrainer Frank Schmidt (seit 2007 im Amt) frühzeitig den Klassenerhalt, lief am Ende bei 42 Punkten auf Rang acht ein – und nimmt, sollte Leverkusen am Samstag (20 Uhr, LIVE! bei kicker) wie erwartet das Finale im DFB-Pokal gegen Zweitligist Kaiserslautern gewinnen, auch noch an den Play-offs zur neuen Conference League teil.

Doch was ist nun die größte Überraschung dieser Bundesliga-Saison – Leverkusen, Stuttgart oder Heidenheim?

Eure Meinung zählt – stimmt hier ab!

Vielen Dank für die Teilnahme.