Mit dem Rücken zur Wand: Köln darf sich keine Fehler mehr erlauben

Vier Punkte beträgt der Rückstand des 1. FC Köln auf den Relegationsplatz inzwischen. Den Klassenverbleib haben die Kölner nicht mehr in der eigenen Hand. Trainer Timo Schultz und sein Team müssen die nächsten beiden Spiele gewinnen.

Unter Druck: Torhüter Marvin Schwäbe, Sargis Adamyan und Jacob Christensen (von links) müssen nun gewinnen.

Unter Druck: Torhüter Marvin Schwäbe, Sargis Adamyan und Jacob Christensen (von links) müssen nun gewinnen.

picture alliance / SvenSimon

Mit der Hoffnung ist das so eine Sache. Die stirbt dem Sprichwort nach ja bekanntlich zuletzt – und das ist im chronisch optimistischen Rheinland meist ein gutes Stückchen später als anderswo. Manchmal stirbt sie aber auch langsam und leise. Fast unbemerkt, weil es einfach niemand wahrhaben will. So wie derzeit beim 1. FC Köln: Noch können die Rheinländer die Relegation erreichen. Aber in der eigenen Hand haben sie das nach dem 0:2 beim FC Bayern am Samstag nicht mehr.

Ein Fünkchen Hoffnung

Vier Punkte beträgt der Rückstand auf Mainz 05, das auf Platz 16 steht – zu groß ist der Rückstand auf den Relegationsplatz zum ersten Mal in dieser Saison. Fünf Zähler sind es zum VfL Bochum, der derzeit auf Rang 15 ganz gerettet wäre. 15 Punkte sind noch zu vergeben im Endspurt der Bundesliga, und zumindest mit Mainz wird sich Köln am übernächsten Wochenende noch das direkte Duell liefern. Klar ist aber auch: Selbst wenn die Geißböcke dieses Spiel gewinnen sollten, sind sie auf Patzer der Konkurrenz angewiesen.

Noch also fliegt ein Fünkchen Hoffnung durch Köln. Doch das wird immer kleiner. Nachdem Trainer Timo Schultz und sein Team lange auch auf den direkten Klassenverbleib gepokert hatten, dürfte es jetzt nur noch um das Erreichen der Relegation gehen. “Wenn wir aus den nächsten beiden Spielen sechs Punkte holen, werden wir anders drüber reden”, glaubt zwar der in München erneut herausragende Torhüter Marvin Schwäbe (kicker-Note 2). Aber Schultz gibt zu: “Wir wissen, dass wir in den kommenden Wochen Siege holen und Tore schießen müssen.”

Gegen Darmstadt zählt nur ein Sieg

Davon aber ist sein Team oft genug weit entfernt – selbst wenn es eigentlich ganz nah dran ist. Immerhin fünf dicke Chancen gab es gegen den Rekordmeister, “aber wenn man etwas mitnehmen möchte, muss man die auch nutzen”, betonte Schultz. Stattdessen stellte sich die Mannschaft mal wieder selbst ein Bein, geriet wie bereits in den sieben Partien zuvor in Rückstand. Anders als beim emotionalen 2:1 zuletzt gegen Bochum konnte der FC diesmal die Partie nicht mehr drehen. Kein Wunder: Köln gewann saisonübergreifend nur eines der jüngsten 16 Auswärtsspiele – mit 1:0 bei Schlusslicht Darmstadt. Ansonsten verzeichnete Köln acht Remis und sieben Niederlagen.

Darmstadt heißt nun der nächste Gegner am Samstag. Eine Partie, bei der nur ein – möglichst deutlicher – Sieg zählt. Bereits seit Wochen predigt Schultz von der anstehenden “Crunchtime” – also der Saisonphase, in der sich das Schicksal des 1. FC Köln entscheiden wird. Gemeint sind damit die Duelle mit Darmstadt und Mainz, aber auch die mit Freiburg, Union Berlin und Heidenheim danach.

Das wird der Weg bleiben.

Kölns Trainer Timo Schultz lobt die Herangehensweise gegen den FC Bayern

Die kommenden Kölner Aufgaben

Gut möglich ist aber, dass sich die Zukunft des Klubs längst angebahnt hat: Niederlagen wie etwa das 0:1 gegen Werder Bremen oder auch das 3:3 gegen Borussia Mönchengladbach wiegen nun besonders schwer. Beide Konkurrenten waren schlagbar gewesen, beide hätte man mit in den Tabellenkeller ziehen können. Nun aber regiert pure Hoffnung am Geißbockheim. Ob das reicht? Dass im Team durchaus mehr steckt, als anhand der Punkte abzulesen ist, war auch in München zu erkennen. “Wir haben uns gewehrt, aber auch in einigen Situationen spielerisch gut befreit”, fand Schultz zu Recht. Sargis Adamyan und Luca Walschmidt etwa hatten jeweils einen Treffer auf dem Kopf beziehungsweise Fuß. “Das wird der Weg bleiben”, betont der FC-Coach, der auch wieder die gute Defensivleistung lobte.

Die Bausteine für eine kleine Kölner Sensation hat Schultz beisammen, schließlich bewies das Bochum-Spiel auch die tadellose Moral der Truppe. Der Klub steht mit dem Rücken zur Wand, Fehler dürfen sich die Protagonisten nicht mehr erlauben. Sonst droht der siebte Abstieg der Klubhistorie Realität zu werden. “Wir sind darauf vorbereitet”, versichert Schultz, der den rheinischen Optimismus beängstigend schnell verinnerlicht hat. “Wir sind bereit für die Crunchtime.”

Jim Decker

Köln sorgt sich um Talent Finkgräfe

Hinten links in der Viererkette des 1. FC Köln gehört der 19-Jährige inzwischen zu den Säulen des Teams, doch nun droht Max Finkgräfe auszufallen. Ihn plagen Rückenprobleme. Bislang konnte er noch keine Einheit absolvieren.

Schlägt sich mit Rückenproblemen herum: Kölns Talent Max Finkgräfe.

Schlägt sich mit Rückenproblemen herum: Kölns Talent Max Finkgräfe.

IMAGO/Chai v.d. Laage

Aus dem Trainingslager des 1. FC Köln in Algorfa/Spanien berichtet Jim Decker

Auch am Dienstag war er nicht dabei. Während seine Teamkollegen auf dem Trainingsplatz im La-Finca-Resort etwa 40 Kilometer südlich von Alicante Flankensituationen einübten, blieb Max Finkgräfe außen vor. Rückenprobleme verhindern das Mitwirken des Youngsters, der sich im Verlauf der vergangenen Monate den Stammplatz als Linksverteidiger gesichert und zuletzt beim 1:5 gegen RB Leipzig sogar als Mittelfeldspieler mitgemischt hat.

Finkgräfes Fehlen begründet FC-Trainer Timo Schultz mit “Belastungssteuerung”, und in der Tat spulte sein Talent in den vergangenen Wochen ein beachtliches Pensum ab. Allerdings hatte Finkgräfe vor rund einem Jahr bereits ähnliche Probleme am Rücken gehabt haben. Ob es sich dabei um eine ähnliche Problematik handelt, ist aber unklar – und ebenso, ob Finkgräfe in Algorfa bleiben kann oder vorzeitig abreisen muss und sich weitergehend untersuchen lässt.

Ein möglicher Ausfall würde das Team hart treffen. Finkgräfe gehört mit einem kicker-Notenschnitt von 3,39 zu den konstantesten und besten Geißböcken des Vorletzten. Beim Debakel gegen RB half er auf der offensiveren Flügelposition aus, weil Linton Maina und Dejan Ljubicic krank fehlten. Sein Vertreter Leart Paqarada konnte Finkgräfe aber nicht gleichwertig ersetzen.

Florian Kainz wird dagegen nach der Geburt seines Kindes am Mittwoch wieder ins Training einsteigen. Der Kapitän kam am Dienstagnachmittag in Algorfa an. Auch Maina und Ljubicic sollen im Laufe der Woche wieder einsteigen. Dann hätte Trainer Timo Schultz bis auf Finkgräfe, Marvin Schwäbe, der ebenfalls Vater wird, Mark Uth, der nach seiner Innenbandzerrung noch Zeit braucht und Luca Waldschmidt, der nach seinem Wadenbeinbruch erst wieder teilweise mitmachen kann, wieder alle Spieler zu Verfügung.

Köln sorgt sich um Talent Finkgräfe

Hinten links in der Viererkette des 1. FC Köln gehört der 19-Jährige inzwischen zu den Säulen des Teams, doch nun droht Max Finkgräfe auszufallen. Ihn plagen Rückenprobleme. Bislang konnte er noch keine Einheit absolvieren.

Schlägt sich mit Rückenproblemen herum: Kölns Talent Max Finkgräfe.

Schlägt sich mit Rückenproblemen herum: Kölns Talent Max Finkgräfe.

IMAGO/Chai v.d. Laage

Aus dem Trainingslager des 1. FC Köln in Algorfa/Spanien berichtet Jim Decker

Auch am Dienstag war er nicht dabei. Während seine Teamkollegen auf dem Trainingsplatz im La-Finca-Resort etwa 40 Kilometer südlich von Alicante Flankensituationen einübten, blieb Max Finkgräfe außen vor. Rückenprobleme verhindern das Mitwirken des Youngsters, der sich im Verlauf der vergangenen Monate den Stammplatz als Linksverteidiger gesichert und zuletzt beim 1:5 gegen RB Leipzig sogar als Mittelfeldspieler mitgemischt hat.

Finkgräfes Fehlen begründet FC-Trainer Timo Schultz mit “Belastungssteuerung”, und in der Tat spulte sein Talent in den vergangenen Wochen ein beachtliches Pensum ab. Allerdings hatte Finkgräfe vor rund einem Jahr bereits ähnliche Probleme am Rücken gehabt haben. Ob es sich dabei um eine ähnliche Problematik handelt, ist aber unklar – und ebenso, ob Finkgräfe in Algorfa bleiben kann oder vorzeitig abreisen muss und sich weitergehend untersuchen lässt.

Ein möglicher Ausfall würde das Team hart treffen. Finkgräfe gehört mit einem kicker-Notenschnitt von 3,39 zu den konstantesten und besten Geißböcken des Vorletzten. Beim Debakel gegen RB half er auf der offensiveren Flügelposition aus, weil Linton Maina und Dejan Ljubicic krank fehlten. Sein Vertreter Leart Paqarada konnte Finkgräfe aber nicht gleichwertig ersetzen.

Florian Kainz wird dagegen nach der Geburt seines Kindes am Mittwoch wieder ins Training einsteigen. Der Kapitän kam am Dienstagnachmittag in Algorfa an. Auch Maina und Ljubicic sollen im Laufe der Woche wieder einsteigen. Dann hätte Trainer Timo Schultz bis auf Finkgräfe, Marvin Schwäbe, der ebenfalls Vater wird, Mark Uth, der nach seiner Innenbandzerrung noch Zeit braucht und Luca Waldschmidt, der nach seinem Wadenbeinbruch erst wieder teilweise mitmachen kann, wieder alle Spieler zu Verfügung.