Montellas Warnung: “Wir können nicht aus Rache handeln”

Das letzte Achtelfinale der EM bestreiten Österreich und die Türkei, die mit Team Austria eine Rechnung offen hat – Trainer Vincenzo Montella warnte aber eindringlich davor, Rache nehmen zu wollen.

Gegen Österreich wollen sie einen kühlen Kopf bewahren: Vincenzo Montella und Arda Güler (re.).

Gegen Österreich wollen sie einen kühlen Kopf bewahren: Vincenzo Montella und Arda Güler (re.).

IMAGO/ZUMA Press

Ende März gab es in Wien ein Testspiel zwischen Österreich und der Türkei – und dieses gewann die Alpenrepublik deutlich mit 6:1. Es war ein dickes Ausrufezeichen, welches das Team von Ralf Rangnick gesetzt hatte und eines, das die Türken noch nicht vergessen haben. Wohl auch deshalb war Nationaltrainer Vincenzo Montella stark bemüht, das herunterzuspielen.

“Es war nur ein Spiel, das weiß auch Rangnick”, betonte der Italiener vor dem Achtelfinalkracher am Dienstag (21 Uhr) und warnte vor etwaigen Revanchegelüsten: “Wir sollten uns nicht von unseren Emotionen mitreißen lassen, wir können nicht aus Rache handeln. Wir wissen, was Österreich kann, wir wissen aber auch, was wir können.”

Der 50-Jährige hofft dabei wieder auf die enorme Unterstützung der türkischen Fans, die Türkiye bei den Spielen bisher in Scharen und enorm lautstark unterstützt haben. Auf die Unterstützung der eigenen Fans kann Montella zweifellos bauen, nicht aber auf die von Hakan Calhanoglu. Der Kapitän fällt gelbgesperrt aus

“Er ist ein unersetzlicher Spieler”, sagt der Coach und betont zugleich, dass man jedoch Spieler habe, “die bereit sind, diese Lücke zu füllen”. Real Madrids Toptalent Arda Güler etwa, von dem Montella nur in höchsten Tönen spricht. “Arda ist ein sehr talentierter Spieler”, so der ehemalige Top-Stürmer (141 Tore in 288 Serie-A-Spielen für AS Rom und Sampdoria Genua) über den 19-Jährigen, bei dem man den Unterschied merkt, wenn er auf dem Platz steht – und ohnehin mache das Alter nicht fiel aus, “wenn du gut genug bist”.

Baris Yilmaz und die Torflaute

Montella weiß aber auch, dass Arda Güler noch Luft nach oben hat. “Er ist ein junger Spieler, muss sich in einigen Bereichen verbessern” – und das wird er tun.” Selbiges trifft auch auf Kenan Yildiz zu. Der 19-jährige Regensburger stand in allen drei Gruppenspielen auf dem Feld und überzeugte dabei durch Leidenschaft und Mentalität, nicht so sehr durch Konstanz. “Er kann besser sein, wenn es darum geht, über 90 Minuten konstant zu sein”, meint der Coach.

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Ein weiteres Problem der Türken ist die Torflaute im Sturm. Das Team mache zwar einen “tollen Job, wenn es um Ballkontrolle geht, ist aber nicht effizient genug”, weiß auch Montella. Vor allem die Tore von Stürmer Baris Yilmaz werden schmerzlich vermisst. Der Trainer nahm seinen Angreifer aber in Schutz, verwies auf dessen wichtige Rolle, der auf fürs Team arbeitet – und so das Leitmotiv des Trainers verinnerlicht hat, denn “unsere Mannschaft geht über den Einzelnen hinaus”.

Und ohnehin habe man schon “fünf Tore geschossen” und das durch “fünf verschiedene Spieler”, argumentierte der Italiener und betonte, dass man weder einen “Elfmeter, Standard oder Eigentor” dafür gebraucht habe. Und an Yilmaz glaubt er weiter fest: “Baris ist einer der Spieler, der den Unterschied machen kann.”

Heiße Herzen und kühle Köpfe

Das österreichische Nationalteam könnte am Dienstag mit einem Erfolg über die Türkei zum ersten Mal in ein EM-Viertelfinale einziehen. Dafür fordert Teamchef Ralf Rangnick “heiße Herzen und kühle Köpfe”.

Heimspiel für Christoph Baumgartner (l.) und Nicolas Seiwald.

Heimspiel für Christoph Baumgartner (l.) und Nicolas Seiwald.

IMAGO/Contrast

Aus Leipzig berichtet Nikolaus Fink

Auf Christoph Baumgartner und Nicolas Seiwald wartet am Dienstagabend (ab 21 Uhr, LIVE! bei kicker) eine Art Heimspiel. Seit Sommer 2023 gehen die beiden Österreicher ihrem Job in Leipzig, dem Austragungsort der EM-Achtelfinalpartie gegen die Türkei, nach. “Ich fühle mich sehr wohl, wenn ich hier ins Stadion reingehe”, erklärte Seiwald am Montag bei der Pressekonferenz vor dem Spiel. “Ich glaube, es ist von Vorteil, dass wir in Leipzig spielen dürfen.”

EM-Achtelfinale

“Es ist natürlich etwas Besonderes, wenn man ins Stadion hineinspaziert und sich einfach heimisch fühlt, weil man die meisten Spiele unter dem Jahr in diesem Stadion gespielt und auch echt coole Momente erlebt hat. Von dem her freuen wir uns sehr, dass das Spiel hier in Leipzig ist”, hofft auch Baumgartner auf einen kleinen Heimvorteil.

Baumgartner und Seiwald unter Rangnick gesetzt

Waren Baumgartner und Seiwald bei RB Leipzig in der abgelaufenen Saison nicht erste Wahl, sind sie bei der österreichischen Nationalmannschaft gesetzt. “Beide Spieler passen hervorragend zu der Art, wie wir spielen wollen”, erklärte Teamchef Ralf Rangnick, für den die Begegnung mit der Türkei eine Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte darstellt.

Von 2012 bis 2019 war Rangnick, der als Architekt des RB-Fußball-Imperiums gilt, in verschiedenen Funktionen (Sportdirektor und Trainer) bei Leipzig tätig. “Mich freut es unbändig, dass wir morgen hier spielen”, so der 66-Jährige, der auch auf die Unterstützung des “neutralen” Leipziger Publikums baut. Insgesamt werden am Dienstag 40.000 Zuschauer im Stadion sein.

Kantersieg spielte keine Rolle

Der 6:1-Testspielerfolg im März spielte laut Rangnick in der Vorbereitung indes keine große Rolle: “Ich glaube auch nicht, dass es einen Einfluss haben wird. Von uns wird keiner glauben, dass das ein Vorteil ist, zumal wir damals etwas zu hoch gewonnen haben.” Zu Österreichs Vorteil konnte hingegen gereifen, dass der türkische Spielmacher Hakan Calhanoglu aufgrund einer Gelbsperre zuschauen muss. Insgesamt sammelte die Elf von Vincenzo Montella im letzten Gruppenspiel gegen Tschechien (2:1) gleich elf Gelbe Karten.

Große Emotionen von türkischer Seite erwartet Rangnick auch am Dienstag. “Wir brauchen auch heiße Herzen auf dem Platz, aber in jeder Situation einen kühlen Kopf”, meinte der Deutsche, der von Seiwald volle Zustimmung erhielt. “Man weiß als Spieler, dass man in so einem Spiel einen kühlen Kopf braucht”, ergänzte der defensive Mittelfeldmann. “Trotzdem muss die Birne klar sein, damit man die richtigen Entscheidungen trifft. ”

Janza erzielt wuchtigstes EM-Tor – Hjulmand trifft aus größter Distanz

Ein Trend dieser EM sind Weitschusstore. Ein Slowene brachte den größten Wumms hinter den Ball, ein Däne traf aus der größten Distanz.

Volltreffer: Sloweniens Erik Janza trifft per Weitschuss gegen Dänemark

Volltreffer: Sloweniens Erik Janza trifft per Weitschuss gegen Dänemark

Getty Images

Wie die UEFA mitteilte, sind in den 36 Partien der Gruppenphase neun Tore aus einer Entfernung von 20 oder mehr Metern erzielt worden. Ein klarer Trend bei dieser EM – und auch ein für die Zuschauer im Stadien und vor den Fernsehern spektakulärer.

Den härtesten Weitschuss-Treffer erzielte Sloweniens Erik Janza, der wuchtig am 1. Spieltag zum 1:1-Endstand gegen Dänemark traf. Allerdings hatte der Abwehrspieler von Gornik Zabrze (Polen) bei seinem Ausgleichstor auch Glück, denn sein strammer Schuss wurde noch abgefälscht, so dass der dänische Keeper Kasper Schmeichel ohne Abwehrchance war. Für sein tolles Tor erzielt Janza sogar Glückwünsche von Lukas Podolski.

Auf Rang zwei der wuchtigsten Weitschusstore landete der Rumäne Razvan Marin mit seinem zwischenzeitlichen 2:0 im ersten Spiel gegen die Ukraine (3:0). Den dritten Rang belegt der türkische Jungstar Arda Güler. Der 19-Jährige von Real Madrid setzte beim 3:1 gegen Georgien den Ball aus 20 Metern halbrechter Position stramm in den linken oberen Winkel.

Sein Visier am genauesten eingestellt hat der Däne Morten Hjulmand. Der Legionär von Sporting Lissabon nahm beim 1:1 gegen England Maß und traf aus rund 25 Metern unter Mithilfe des Aluminiums zum Ausgleich, der englische Keeper Jordan Pickford hatte nicht den Hauch einer Abwehrchance. Güler und Marin folgen erneut auf den Plätzen, allerdings dieses Mal in umgekehrter Reihenfolge.

Kein deutscher Spieler vertreten – Kane: “Ein guter Ball für die Stürmer”

In beiden Kategorien ist nach der Gruppenphase kein deutscher Spieler vertreten. Im Auftaktspiel gegen Schottland (5:1) trafen Florian Wirtz und Emre Can von außerhalb des Strafraums, allerdings waren sie bei ihren Abschlüssen auch keine 20 Meter vom schottischen Tor entfernt.

Manche vermuten, dass der Trend zu Weitschusstoren mit dem EM-Ball “Fußballliebe” zusammenhängen könnte. Allerdings steht ein Beweis noch aus, Tatsache ist jedoch, dass der EM-Ball bei den Offensivspielern gut ankommt: “Es ist ein guter Ball für Stürmer. Er ist schneller”, sagte Englands Kapitän Harry Kane. “Ich finde, er ist besser für die, die Tore schießen als für die Torhüter”, fügte der Bayern-Goalgetter an. Allerdings haben die Three Lions in ihren drei Gruppenspielen erst zwei magere Tore erzielen können – keines davon von außerhalb des Strafraums.

Torte und Lied für Geburtstagskind Rangnick – großes Geschenk soll am Dienstag folgen

Mit dem Sieg in der Hammergruppe bescherten die österreichischen Profis ihrem Teamchef Ralf Rangnick ein verfrühtes Geburtstagsgeschenk. An seinem Ehrentag gibt es für den 66-Jährigen laut Andreas Weimann “eine Tore und ein schönes Lied.” Am Dienstag soll nach dem erfolgreichen Einzug ins EM-Viertelfinale dann die große Sause folgen.

Vor dem anstehenden EM-Achtelfinale herrscht beim ÖFB-Teamchef gute Laune.

Vor dem anstehenden EM-Achtelfinale herrscht beim ÖFB-Teamchef gute Laune.

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Zum zweiten Mal nach 2021 überstand das österreichische Nationalteam bei einer Europameisterschaft die Vorrunde und zog in die K.o.-Phase ein. Während man beim Antreten vor drei Jahren aber noch als Zweiter den Sprung in das Achtelfinale schaffte, überstand man dieses Mal sogar als Gruppenerster die ersten drei Partien des Großturniers – trotz Hammergruppe mit Schwergewichtigen wie Frankreich und den Niederlanden. ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick, der am heutigen Samstag seinen 66. Geburtstag feiert, hätte sich wohl kein schöneres Geschenk zu seinem Jahrestag vorstellen können und will mit seiner Mannschaft nun am Dienstag mit dem erstmaligen Einzug in ein EM-Viertelfinale für die ganz große Krönung sorgen.

EM – Achtelfinale

Dementsprechend ruhig werden auch die Feierlichkeiten für den österreichischen Coach ausfallen, um sich mit vollem Fokus auf das wichtige Spiel gegen die Türkei (2. Juli, 21 Uhr, LIVE bei kicker) vorzubereiten. “Es wird eine Torte und ein schönes Lied geben”, schmunzelt Andreas Weimann auf der Pressekonferenz vor dem anstehenden Duell, wo man in Leipzig ausgerechnet in der ehemaligen Wahlheimat des ÖFB-Teamchefs spielen wird. “Ich freue mich, dass wir in Leipzig spielen. Aber nicht nur, weil es meine alte Heimat ist, sondern vor allem, weil wir eine sehr kurze Anreise haben und mit dem Bus fahren können. Es ist noch einmal ein Vorteil, keine großen Reisestrapazen zu haben”, sieht Rangnick vielmehr den pragmatischen als den emotionalen Nutzen vor dem kommenden Achtelfinale.

Gregoritsch mit Hattrick gegen Türkei

Dorthin reist man nach den Erfolgen gegen Polen (3:1) und die Niederlande (3:2) sowie der knappen Auftaktniederlage gegen Frankreich (0:1) mit reichlich Selbstvertrauen. Auch, weil man das letzte Duell gegen die Türkei Ende März in einem Testspiel mit 6:1 sehr souverän bestreiten konnte. Zwar spielt der Kantersieg laut Aussagen der ÖFB-Profis in den Köpfen “keine Rolle” mehr, dennoch wissen einige Stammkräfte schon, wie die Türken zu bespielen sind und wo man ihre Schwächen ausnutzen kann. Mit Stefan Posch, Kevin Danso, Maximilian Wöber, Philipp Mwene, Nicolas Seiwald, Romano Schmid, Konrad Laimer, Christoph Baumgartner und Michael Gregoritsch standen damals schon zahlreiche ÖFB-Profis in der Startelf, die sich auch bei der EM in mindestens einem der drei bisherigen Gruppenspiele in der Anfangsformation wiederfanden.

Michael Gregoritsch konnte damals mit einem Hattrick besonders überzeugen, wartet trotz bereits sechs erzielter Tore der ÖFB-Auswahl aber noch auf seinen Treffer bei der heurigen Europameisterschaft. Nach einem unauffälligen Startelfeinsatz beim Auftakt gegen Frankreich, musste sich der Freiburg-Legionär zuletzt aber zweimal mit der Jokerrolle zufrieden geben. Ob Teamchef Rangnick dieses Mal von Beginn weg auf den 58-fachen Teamspieler zurückgreift, ist offen. Auch weil Konkurrent Marko Arnautovic seinen Job als Sturmspitze zuletzt sauber erledigt hat und beim wichtigen 3:1-Erfolg gegen Polen mit einem Elfmeter für die Entscheidung sorgen konnte. Mit mittlerweile 37 Treffern fehlen dem Inter-Legionär aktuell nur mehr sieben auf Rekordtorschütze Toni Polster, der mit 44 Toren immer noch die Rangliste anführt. Marcel Sabitzer könnte hingegen mit einem weiteren Tor auf Rang 13 in der ewigen ÖFB-Torschützenliste springen und zu Karl Decker aufschließen.

Ralf Rangnick könnte zudem bei einem weiteren Sieg seine bislang höchst erfolgreiche Bilanz als ÖFB-Teamchef weiter ausbauen. Seit seinem Amtsantritt Ende Mai 2022 feierte das österreichische Nationalteam in 25 Spielen unter seiner Obhut 15 Siege, holte vier Unentschieden und musste sich nur sechsmal geschlagen geben. Mit einem Schnitt von 1,96 Punkten ist er damit der erfolgreichste Teamchef, der länger als fünf Spiele im Amt ist. Dass dabei Siege gegen große Nationen wie Kroatien (3:0), Italien (2:0), Deutschland (2:0) und zuletzt gegen die Niederlande (3:2) gefeiert werden konnte, beweist, welche Auswirkung die damalige Verpflichtung des heute 66-Jährigen auf die Entwicklung der Nationalmannschaft gehabt hat.

Diese Entwicklung will man nun mit dem erstmaligen Überstehen einer K.o.-Phase bei einem Großturnier seit 70 Jahren und dem erstmaligen Einzug in ein EM-Viertelfinale krönen. “Jetzt geht’s erst richtig los”, betonte Rangnick nach dem Erfolg gegen die Niederlande und sieht seine Spieler nun so richtig gefordert: “Wir wissen schon, dass wir am obersten Level performen müssen.” Dass sie das können, haben die ÖFB-Profis im bisherigen Turnierverlauf schon bewiesen, beim Duell gegen die Türkei können sie nun zeigen, dass sie auch diesem Druck gewachsen sind.

Sensations-Schuss und Last-Minute-Emotionen: Die Top-5-Aktionen des 3. Spieltags

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1:41Auch der letzte Gruppenspieltag der EM-Vorrunde hielt jede Menge Dramatik, Sehenswertes und Emotionales parat. Besonders das Spiel zwischen Kroatien und Italien nahm einige unvorhersehbare Wendungen.

Türkei-Trainer Montella: Abrechnung mit den Kritikern und ein Brief aus Istanbul

Die Türkei steht im Achtelfinale der EM – ein Erfolg, den der in die Kritik geratene Trainer Vincenzo Montella nutzt, um den Kritikern die Leviten zu lesen. Dabei erfährt der Italiener auch eine nicht alltägliche Unterstützung.

Pure Erleichterung: Türkei-Trainer Vincenzo Montella feiert den Achtelfinaleinzug mit seiner Mannschaft.

Pure Erleichterung: Türkei-Trainer Vincenzo Montella feiert den Achtelfinaleinzug mit seiner Mannschaft.

Anadolu via Getty Images

Der Journalist streckt einen Umschlag in die Höhe und fragt Vincenzo Montella, ob er ihm diesen nach der Pressekonferenz überreichen dürfe. “Kommt darauf an, was drinsteht”, antwortet der türkische Nationaltrainer misstrauisch. Der Italiener schaut skeptisch, die Kritik aus der Heimat von Fans und Medien nach dem 0:3 im zweiten Gruppenspiel gegen Portugal hat offenbar Spuren hinterlassen.

“Wir hatten ein sehr junges Team auf dem Platz”, sagt der Coach nach dem 2:1 gegen Tschechien und dem damit verbundenen Einzug ins Achtelfinale. Zu großen Teilen war Montella wieder zur Formation des erfolgreichen Auftaktspiels gegen Georgien (3:1) zurückgekehrt und hatte auch die gefeierten und von vielen im zweiten Spiel vermissten Youngster Arda Güler und Kenan Yildiz in die Startelf zurückbeordert. “Die Jungs”, so der Trainer, “haben mit großer Opferbereitschaft unser Ziel erreicht.” Und damit die Kritiker erst einmal mundtot gemacht.

Der Druck wurde von Leuten geschürt, die das Land und die Nationalmannschaft nicht lieben.

Türkei-Trainer Vincenzo Montella

“Viel Kritik war unbegründet und wurde geäußert, um uns unter Druck zu setzen”, betont Montella und rechnet mit den potenziellen Unruhestiftern ab: “Die Jungs haben unter dem Druck gelitten. Der Druck wurde ohne Grund von Leuten geschürt, die das Land und die Nationalmannschaft nicht lieben. Diese Behandlung haben wir nicht verdient.” Schon im Vorfeld der entscheidenden Partie war Verbandspräsident Mehmet Büyükeksi seinem Trainer zur Seite gesprungen, sprach von einer “böswilligen und schmutzigen Kampagne”.

Zufriedenheit, die in Genugtuung übergeht

Am späten Mittwochabend überwog wieder die Harmonie, bei Montella die Zufriedenheit, die in Genugtuung überzugehen schien. Über den kommenden Gegner Österreich wollte der 50-Jährige erst gar nicht reden, weil er sich sorgte, dass der Sieg und das Weiterkommen zu wenig gewürdigt werden. “Es wird zu viel darüber gesprochen, was als nächstes auf uns zukommt und zu wenig darüber, wie wir verdient gewonnen haben. Wir haben uns auf historische Art und Weise fürs Achtelfinale qualifiziert, das haben wir zuletzt dreimal verpasst. Ich freue mich enorm, jetzt haben wir neue Ziele.”

Die jedoch wohl nur mit einer deutlichen Leistungssteigerung zu erreichen sein werden. Trotz langer Überzahl taten sich die Türken schwer, machten erst in der Nachspielzeit in Person des eingewechselten Cenk Tosun in diesem Zitterspiel den Sieg perfekt. Montella muss seine Elf nun wieder umbauen, mit Kapitän und 1:0-Schütze Hakan Calhanoglu fehlt nach dieser Karten-Flut von Hamburg ebenso gelbgesperrt wie Innenverteidiger Samet Akaydin.

Montellas Respekt: Österreich spielt, “als wäre es ein Verein”

Und dann ist da auch noch dieser Gegner, da sind diese bösen Erinnerungen an den 26. März. In einem Testspiel nahmen die Österreicher die Montella-Elf in Wien mit 6:1 auseinander, die höchste Pleite in der Amtszeit des Coaches. Ohne den Namen Ralf Rangnick zu nennen, adelt der Italiener den Trainer des Achtelfinalgegners. “Sie haben die vielleicht schwierigste Gruppe auf Platz 1 beendet. Diese Mannschaft ist so gut eingespielt, hat viele Automatismen.” Bei Österreich sehe so aus, sagt Montella, “als wäre es ein Verein und nicht eine Nationalmannschaft”.

So weit sind die Türken beileibe nicht, entsprechend rasch kommt Kritik auf, wenn es nicht läuft. Aber auch viel Zustimmung und Unterstützung. Da war ja noch dieser Brief. Als Montella gerade schon raus ist aus dem Pressekonferenzraum, nimmt er den Umschlag aus den Händen des Journalisten entgegen. Kinder aus Istanbul haben ihn geschrieben. Und nicht die bösen Kritiker aus der Heimat.

Thomas Hiete

Gesperrter Calhanoglu: “Ich war sprachlos in dem Moment”

Zehn Jahre nach seinem HSV-Abgang bringt Hakan Calhanoglu in Hamburg den türkischen EM-Achtelfinaleinzug auf den Weg. Die alte Wirkungsstätte verließ er trotzdem enttäuscht.

Fehlt den Türken im Achtelfinale gegen Österreich: Hakan Calhanoglu.

Fehlt den Türken im Achtelfinale gegen Österreich: Hakan Calhanoglu.

picture alliance / ASSOCIATED PRESS

Der Abpfiff im Hamburger Volksparkstadion lag am späten Mittwochabend schon fast zwei Stunden zurück, als Hakan Calhanoglu als einer der letzten türkischen Spieler durch die Katakomben schritt. Mehrfach machte er Halt bei den Reportern, stand Rede und Antwort – erst auf Türkisch, dann auch auf Deutsch.

Für den in Mannheim geborenen Kapitän der türkischen Nationalmannschaft wurde das dritte Gruppenspiel gegen Tschechien auch zu einer Rückkehr zu den eigenen Wurzeln einer mittlerweile famosen Fußballkarriere – in Hamburg, dort, wo Calhanoglu im Jahr 2013 seine ersten Bundesliga-Spiele bestritt. Und wo er nun beim 2:1-Sieg, der den Achtelfinaleinzug bedeutete, mit perfekter Schusstechnik die 1:0-Führung erzielt hatte.

Calhanoglus Hamburg-Eingebung

Ein ganz “besonderer” Moment für ihn, berichtete der 30-Jährige: “Ich erinnere mich noch an die alte Zeit und an mein Freistoßtor aus 40 Metern.” Damals, im Februar 2014, hatte er gegen Borussia Dortmund spektakulär getroffen. Rund zehn Jahre später hatte der Profi von Inter Mailand im Vorfeld nun sogar offenbar eine Eingebung: “Wir haben gestern noch darüber gesprochen: Ich habe den Jungs gesagt, dass ich das Gefühl habe, hier einen Treffer zu erzielen.”

Und doch äußerte Calhanoglu in der Mixed Zone ebenfalls seine Enttäuschung – darüber, dass er seiner Mannschaft im Achtelfinale gegen Österreich gesperrt fehlen wird: “Ich bin nicht dabei.” Im Anschluss an den tschechischen Ausgleichstreffer, der so einige Diskussionen auf dem Platz nach sich zog, sah der türkische Kapitän Gelb – es war seine zweite Verwarnung im Turnier.

Calhanoglu: “Ganz katastrophal”

“Die UEFA hat uns ja vorher gewarnt, dass nur die Spielführer mit dem Schiedsrichter sprechen dürfen. Und ich wollte meine Spieler wegtreiben, habe versucht, mit ihm zu reden. Dann hat er mir direkt Gelb gezeigt – warum, wusste ich selbst nicht. Ich war sprachlos in dem Moment. Ganz katastrophal”, so Calhanoglu, der wie eigentlich alle Akteure kein gutes Haar an der Leistung von Referee Istvan Kovacs ließ: “Er war arrogant, hat uns sehr oft ignoriert. Man konnte gar nicht mit ihm sprechen.”

Nun müsse er sein Team beim Spiel am Dienstagabend in Leipzig eben “neben dem Platz” unterstützen, befand der 88-malige Nationalspieler, zumal die Türken gegen Österreich noch eine Rechnung aus jüngerer Vergangenheit offen haben: Erst im vergangenen März setzte es eine 1:6-Klatsche gegen einen “Geheimfavoriten in dem Turnier”, wie Calhanoglu nun betonte: “Dieses Spiel haben wir noch nicht vergessen und wollen das natürlich wieder gutmachen.”

Türkei-Support: “Wir sind überall”

Der Inter-Profi setzt dabei, wie bei allen bisherigen Partien dieser EM, auch weiterhin auf den enormen Support der türkischen Fans: Als “unbeschreiblich” empfand Calhanoglu die Kulisse in Hamburg einmal mehr: “Wir sind überall. Wir haben die besten Fans, die bei der EM Stimmung machen.” Und die zugleich auch eine gewisse Erwartungshaltung mit sich bringen: “Klar spürt man einen Druck”, erklärte der 30-Jährige: “Uns verfolgen über 80 Millionen Türken – das darf man nicht vergessen.“

Tim Lüddecke

Eines exklusiv bei MagentaTV: Wo welches EM-Achtelfinale läuft

Die acht Achtelfinals bei der EM 2024 sind komplett. Wo ist welches Spiel live im TV und Stream zu sehen?

Michael Ballack ist bei MagentaTV als EM-Experte im Einsatz.

Michael Ballack ist bei MagentaTV als EM-Experte im Einsatz.

picture alliance / DPPI media

Georgien und die Türkei haben sich am Donnerstagabend die letzten noch offenen Tickets fürs EM-Achtelfinale gesichert – und damit das EM-Aus von Tschechien, Kroatien und Ungarn besiegelt. Am Tag danach wurde bekannt, wie sich ARD, ZDF, RTL und MagentaTV die acht Spiele aufteilen.

Demnach ist Deutschlands Achtelfinale gegen Dänemark am Samstag um 21 Uhr in Dortmund im ZDF live zu sehen. Los geht die K.-o.-Phase aber schon drei Stunden vorher in Berlin mit dem Duell zwischen der Schweiz und Italien, das RTL exklusiv im Free-TV – und kostenpflichtig im Stream über RTL+ – überträgt.

Das einzige Achtelfinale, das nicht im Free-TV zu sehen sein wird, ist das abschließende: Das Aufeinandertreffen von Österreich und der Türkei am Dienstag um 21 Uhr in Leipzig zeigt nur MagentaTV, das alle 51 Spiele bei der EM live im Programm hat, davon fünf exklusiv. Der Auftritt der in der Gruppenhase so bärenstarken Österreicher gegen dezimierte Türken ist von diesen fünf das letzte. Ab dem Viertelfinale gibt es alle Partien im Free-TV.

Die Achtelfinals und die TV-Sender im Überblick:

29. Juni 2024, 18 Uhr, Berlin: Schweiz – Italien bei RTL und MagentaTV
29. Juni 2024, 21 Uhr, Dortmund: Deutschland – Dänemark im ZDF und bei MagentaTV
30. Juni 2024, 18 Uhr, Gelsenkirchen: England – Slowakei im ZDF und bei MagentaTV
30. Juni 2024, 21 Uhr, Köln: Spanien – Georgien in der ARD und bei MagentaTV
1. Juli 2024, 18 Uhr, Düsseldorf: Frankreich – Belgien im ZDF und bei MagentaTV
1. Juli 2024, 21 Uhr, Frankfurt: Portugal – Slowenien in der ARD und bei MagentaTV
2. Juli 2024, 18 Uhr, München: Rumänien – Niederlande in der ARD und bei MagentaTV
2. Juli 2024, 21 Uhr, Leipzig: Österreich – Türkei bei MagentaTV

Im Viertelfinale hat die ARD das Erstzugriffsrecht und würde das Spiel der deutschen Nationalelf zeigen, sollte die sich gegen Dänemark durchsetzen. Dann wäre Spanien oder Georgien der Gegner. RTL hat im Viertelfinale letztmals ein Live-Spiel im Programm.

Internationale Pressestimmen: “Veni, Vidi, Willy! Georgiens Märchen geht weiter”

Belgien trifft nach einem 0:0 gegen die Ukraine im Achtelfinale der EM ein auf Vizeweltmeister Frankreich. Erster in Gruppe E wird Rumänien, auch die Slowakei ist weiter. In Gruppe F zieht Georgien mit einem 2:0-Coup gegen Gruppensieger Portugal überraschend weiter, die Türkei kegelte Tschechien raus. Die internationalen Pressestimmen.

Georgien überraschte Portugal und feierte den Achtelfinaleinzug.

Georgien überraschte Portugal und feierte den Achtelfinaleinzug.

IMAGO/Colorsport

Ukraine:

Football24: “Die Mannschaft zeigte eine hervorragende Organisation ohne Ball und hatte mehrere Angriffsvarianten. (…) Die Ukraine hat sich angestrengt, flog dennoch bei der EM raus. Ein gutes qualitatives Spiel – Unentschieden gegen das starke Belgien und das war dennoch zu wenig. (…) Alle haben die gleiche Punktzahl, doch wir sind Letzter. Ein sehr hoher Preis für die haushohe Niederlage gegen die Rumänen.”

Champion: “Die Ukrainer spielten in der ersten Halbzeit in der Defensive fast perfekt. Anatolij Trubin kam nicht oft ins Spiel, und wenn er den Ball berührte, agierte er ohne Fehler. Auch das Angriffsspiel war nicht schlecht. Die Mannen von Serhij Rebrov setzten gut auf Konter und kamen immer wieder zu Chancen vor dem belgischen Tor. Allerdings fehlte es manchmal an Genauigkeit, und manchmal wurden nicht die besten Entscheidungen getroffen.”

Belgien:

Het Nieuwsblad: “Ernüchterung auch auf den Tribünen: Pfeifkonzert und Buhrufe für die Roten Teufel, De Bruyne schickt Teamkollegen rein.”

England:

The Sun: “Belgiens langweilige Stars mussten nach dem Schlusspfiff den Rückzug antreten, da sie von ihren eigenen Fans angefeindet wurden. (…) Eine erbärmliche Vorstellung, bei der sie nur knapp dem Ausscheiden und einer großen Blamage entgingen, endete mit offenem Widerstand der zahlreichen mitgereisten Fans.”

Slowakei:

TA3: “Wir sind im Achtelfinale! Für den Aufstieg reichte den Slowaken ein Unentschieden gegen Rumänien.”

Tvnoviny: “Wir haben etwas Wichtiges geschafft, aber wir haben ein weiteres Ziel vor uns!”

Rumänien:

prosport: “Rumänien ist unglaublicherweise auf dem 1. Platz gelandet. (…) Die Nationalmannschaft von Edi Iordanescu hat die beste Leistung in der Geschichte unserer Elf in Europa gezeigt!”

gsp: “1:1 – der gelbe Sturm hat sich qualifiziert! Rumänien hat dem Gewitter mit der Slowakei standgehalten und belegt den ersten Platz in der Gruppe E!”

adevarul: “In den Tagen vor dem Spiel Rumänien – Slowakei wurde so viel über ein arrangiertes Spiel gesprochen, dass wir ein Detail übersehen haben. Nämlich die Tatsache, dass es auch Gerechtigkeit auf dieser Welt gibt. (.) Wer die erste Halbzeit gesehen hat, hat sich bestimmt überzeugt: Von Abmachung oder Ballgeschiebe war keine Rede! Im Gegenteil!”

Georgien:

tv24: “Wir befinden uns in einem Märchen, in einem Märchen – die georgische Nationalmannschaft besiegte Ronaldos Portugal und trifft im Achtelfinale auf Spanien.”

Sportall: “VENI, VIDI, WILLY!!! – Georgiens Märchen bei der Europameisterschaft geht weiter.”

Portugal:

Record: “Startelf-Revolution führt zu schlechtem Ergebnis und schließt Portugals Gruppenphase mit einer Niederlage ab. Überraschung in Gelsenkirchen! Portugal verliert gegen Georgien am dritten und letzten Spieltag der Gruppe. Erster Sieg für Georgien bei ihrer ersten EM …”

A Bola: “Am Ende ist es auch zu etwas nützlich: nämlich, nicht den Plan B zu wiederholen! Blasser Auftritt, viele Fehler und eine Mannschaft ohne Seele. Martínez (Nationaltrainer, Anm. d. Red.) wechselt fast die gesamte Mannschaft durch…und fast alles verändert sich zum Schlechten. Jetzt gilt es, zum ursprünglichen Erfolgsrezept zurückzukehren.”

Türkei:

Takvim: “Wir haben den Stecker gezogen. Unsere Jungs sind unter den letzten 16.”

Hürriyet: “Leipzig, warte auf uns. Die Türkei ist unter den letzten 16.”

Tschechien:

MF Dnes: “Für die tschechischen Fußballer ist die Europameisterschaft zu Ende. Lange kämpften sie zu zehnt. Nach der 1:2-Niederlage gegen die Türkei, der sie geschwächt ohne den ausgeschlossenen Antonin Barak trotzten, fahren sie aus Deutschland als eine der vier schlechtesten Mannschaften des Turniers ab.”

iSport: “Drei Spiele, ein Punkt, zwei Rote Karten, einmal unentschieden gespielt, zweimal verloren. Das ist eine EM-Pleite. Daran ändert auch der totale Einsatz nichts mehr, den das tschechische Team im letzten Gruppenspiel gezeigt hat. Der Aufstieg ins Achtelfinale ist futsch. Das ist ein Misserfolg – und vielleicht sogar eine Schande.”

CT: “Die glorreichen Zehn kämpften tapfer gegen die türkische Übermacht, aber am Ende war alles vergeblich. (…) Es ist das Ende der Hoffnung. Doch die tschechischen Fußballer taten, was sie konnten. Nach dem Ausschluss Antonin Baraks wegen der zweiten Gelben Karte bereits in der 20. Minute warfen sie nicht die Flinte ins Korn. Tomas Soucek schaffte den Ausgleich und versuchte weiter, den Türken richtig einzuheizen. Diese behielten indes einen kühlen Kopf und schossen am Ende das siegreiche Tor.”

Kartenfestival der besonderen Sorte: Nicht nur Calhanoglu fehlt im Achtelfinale

Die Türkei strotzt nur so vor Euphorie. Durch den 2:1-Erfolg gegen Tschechien steht die Milli Takim im Achtelfinale der EM – zum ersten Mal seit 2008. Dem kann auch die Achtelfinal-Sperre von Topstar Hakan Calhanoglu vorerst nichts entgegensetzen.

Sah nach dem Ausgleich Tschechiens Gelb und fehlt der Türkei nun im Achtelfinale: Hakan Calhanoglu (#10).

Sah nach dem Ausgleich Tschechiens Gelb und fehlt der Türkei nun im Achtelfinale: Hakan Calhanoglu (#10).

IMAGO/Pro Shots

Dabei hat die Türkei das Geschehen bis in die letzte Minute spannend gemacht. Wahrscheinlich auch spannender, als es den Akteuren lieb war, schließlich agierte die Elf von Trainer Vincenzo Montella über 70 Minuten lang in Überzahl. Erst tief in der Nachspielzeit erlöste der eingewechselte Cenk Tosun seine Elf mit seinem ersten Treffer bei einer EM.

EM-Vorrunde, 3. Spieltag

Tosun: “Das ist erst der Anfang”

“Man kann das wirklich nicht beschreiben, das ist ein Glücksgefühl”, so der in Wetzlar geborene Deutsch-Türke im Field-Interview nach er Partie. Beim Einzug ins Achtelfinale soll es aber nicht bleiben, wenn es nach ihm geht. “Wir sind jetzt Zweiter in der Gruppe und das ist erst der Anfang.”

Die Euphorie bei der Türkei war auch Minuten nach Abpfiff noch spürbar, als die zahlreichen Fans noch stimmungsvoll mit den Akteuren feierten. Dass die Türkei den Einzug ins Achtelfinale geschafft hat, ist schließlich auch keine Selbstverständlichkeit. Erst zum dritten Mal überhaupt und zum ersten Mal seit 2008 haben sie die Gruppenphase überstanden.

Schiri Kovacs verteilt fast 20 Karten

Die Euphorie konnte auch nicht bremsen, dass Montello im Achtelfinale gegen Österreich nun auf zwei seiner Säulen verzichten muss. Zum einen auf Innenverteidiger Samet Akaydin, zum anderen auf Kapitän und Leistungsträger Hakan Calhanoglu. Während Akaydins Karte auf ein Foulspiel zurückzuführen ist, sah der Akteur von Inter Mailand seine äußerst vermeidbare Karte wegen Meckerns nach dem Ausgleichstreffer der Tschechen.

Doch die zwei Gelben Karten waren beileibe kein Einzelfall. Sie waren lediglich Teil eines wahrlichen Rekordspiels, was die Verteilung von Karten angeht. Alleine auf Seiten der Türkei zückte der Unparteiische Istvan Kovacs elfmal (!) Gelb. Zum Vergleich: Der bisherige Höchstwert in einem EM-Spiel waren zehn – für beide Mannschaften wohlgemerkt. Dazu kommen dann auch nicht wesentlich weniger Karten bei Gegner Tschechien. Während mit Antonin Barak (Gelb-Rot) und Tomas Chory (Rot nach Abpfiff) zwei Spieler vom Platz gestellt wurden, sahen weitere fünf Spieler Gelb.

Da die EM für die Tschechen als Gruppenvierter nun ohnehin vorbei ist, fällt das nicht mehr allzu schwer ins Gewicht, die Türkei geht in das Achtelfinale gegen Österreich am kommenden Dienstag (21 Uhr, LIVE! bei kicker) nun aber mit jeder Menge vorbelasteter Akteure – und obendrein zwei gesperrten Leistungsträgern. Der berechtigten Euphorie tut das aber noch keinen Abbruch.