Partynacht mit Champagner und Feuerwerk: Inter lässt es krachen

Die erste Nacht als sicher feststehender italienischer Meister haben die Spieler, Offiziellen und Fans von Inter Mailand gebührend gefeiert. Mittendrin: der endgültig als Mastermind angekommene Trainer Simone Inzaghi.

Auf dem Höhepunkt: Fans von Inter Mailand feiern im Stadtzentrum den 20. Scudetto der Vereinsgeschichte.

Auf dem Höhepunkt: Fans von Inter Mailand feiern im Stadtzentrum den 20. Scudetto der Vereinsgeschichte.

IMAGO/LaPresse

Der zentrale Hauptplatz in der italienischen Modestadt Mailand war in den vergangenen Stunden fest in schwarz-blauer Hand: In Massen hatten die Interisti den Piazza del Duomo, den Domplatz der lombardischen Großstadt, eingenommen.

Nichts Geringeres als die 20. Meisterschaft der Vereinsgeschichte wollte schließlich ausgiebig gefeiert werden – bis tief in die Nacht, bis rein in den Morgen. Dabei entzündeten die Mailänder Fans auch reichlich Pyro, kletterten auf Brunnen und Laternenpfähle. Währenddessen war in San Siro vor dem Giuseppe-Meazza-Stadion ein großes Feuerwerk abgebrannt worden – und das passenderweise alles nach dem 2:1-Sieg im Derby della Madonnina bei Stadtrivale Milan. Viel besser hätte man das Drehbuch für diesen absolut verdienten Scudetto, der auch noch zu über 100 Serie-A-Punkten führen kann, nicht schreiben können.

“Wir haben Unglaubliches geschafft”

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Die Nerazzurri um Garanten wie Kapitän Lautaro Martinez, der seinen Vertrag alsbald verlängern soll und direkt von weiteren Titel gesprochen hat, waren schlicht nicht aufzuhalten in dieser Saison.

Was selbstverständlich eng verbunden ist mit Meistermacher Simone Inzaghi. Im dritten Jahr führte der ehemalige Lazio-Coach das prominent besetzte Team zum ersten Meistertitel seit Antonio Contes Scudetto-Truppe 2021.

“Wir sind in die Geschichte der Serie A eingegangen”, jubelte Kapitän Lautaro Martinez. Und eben jener Trainer Inzaghi gab zu Protokoll: “Wir haben Unglaubliches geschafft.

“Eine perfekte Maschine”

Die Presse verneigte sich ebenfalls vor diesem hochdominanten Mailänder Team, das mit 79 Treffern sowohl den besten Angriff stellt als auch mit erst 18 Gegentoren in 33 Ligaspielen die wenigsten Treffer kassiert hat. Die Mannschaft (“Inter in den Sternen”) sei unter Inzaghi “eine perfekte Maschine” geworden, schrieb die Gazzetta dello Sport. Und der 48-Jährige sei schlicht “ein Coach, der nicht brüllt”, meinte La Repubblica. Von den feierwütigen Inter-Fans wird der in Piacenza geborene Inzaghi aufgrund seiner dunklen Augen und dem durchdringenden Blick übrigens seit einiger Zeit als “Dämon”, als “Il demone di Piacenza” gehuldigt.

Simone Inzaghi

Macher des Meistertitels: Inter-Coach Simone Inzaghi.
IMAGO/Italy Photo Press

Die gesamten Liga um Rekordmeister Juventus, Stadtrivale Milan oder die Roma darf gespannt sein, was der “Dämon” in Zukunft auf den Rasen schickt – denn fertig ist er noch lange nicht, wenngleich er nun den Moment genießen will: “Wenn ich zurückblicke, konnte ich schon in meinem ersten Jahr gute Dinge erkennen. Ich hatte überhaupt von Anfang an ein gutes Gefühl hier. Und jetzt haben wir die Liga dominiert, das war der Lohn für all die harte Arbeit seit drei Jahren. Und das dürfen wir jetzt genießen.”

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Kein Kraut war gewachsen, um Inter Mailand beizukommen. Und so krönten sich die Nerazzurri am Montagabend passenderweise im Derby fünf Serie-A-Spieltage vor Schluss zum neuen Meister. Lautaro Martinez vergoss Tränen.

Feierte ausgelassen mit den Fans den vorzeitigen Titelgewinn der Serie A: Inter-Kapitän Lautaro Martinez

Feierte ausgelassen mit den Fans den vorzeitigen Titelgewinn der Serie A: Inter-Kapitän Lautaro Martinez

IMAGO/Sportimage

Statistiken verraten nicht immer das tatsächliche Bild. Doch im Falle der hochverdienten italienischen Meisterschaft von Inter Mailand 2023/24, die durch das 2:1 im Derby gegen Stadtrivale Milan fünf Runden vor Schlussstrich 17 (!) Punkte vor dem Rest des Feldes liegen, ist die Sachlage klar. Die Zahlen der Nerazzurri unterstreichen das, was sich auf dem Platz seit 33 Spieltagen abspielt – dick und fett.

Nur eine Niederlage? Am nähesten kommen Rekordmeister Juventus und Überraschungsmannschaft Bologna mit jeweils fünf. 79 erzielte Treffer? Bestwert weit vor dem Zweiten Milan (64). 18 Gegentore? Lediglich Juve und Bologna (je 26) reichen einigermaßen heran.

Das dürfte vor allem Erfolgstrainer Simone Inzaghi, seit 2021 im Amt und bislang “nur” dreimaliger Coach einer Pokalsiegermannschaft (Lazio 2019 und Inter in den beiden jüngsten Spielzeiten), freuen. Der 48-jährige Ex-Profi und Lazio-Doublesieger von 2000 orchestrierte das auf dem Papier qualitativ hochwertig zusammengestellte Konstrukt zu einer homogenen Masse. Dabei verstand es Inzaghi auch, neue Spieler wie Torwart Yann Sommer oder Torjäger Marcus Thuram bestens und vor allem direkt erfolgreich zu integrieren.

Lautaro zeigt sich gerührt

Während Ersterer nach seinem kurzen Bayern-München-Intermezzo bislang in 30 Serie-A-Einsätzen stolze 18-mal (!) ohne Gegentor geblieben ist, kommt der im Sommer aus Gladbach gekommene Franzose auf zwölf Tore und elf Vorlagen in 31 Spielen. Thuram kristallisierte sich dabei direkt als kongenialer Partner zu Kapitän Lautaro Martinez (23 Treffer in 29 Matches) heraus – und das, nachdem der argentinische Weltmeister im Vergleich zur Spielzeit 2022/23 erst seinen langjährigen Partner sowie Garanten Romelu Lukaku (Roma) verloren hatte.

Ich widme diesen Titel meiner Familie in Argentinien, meinen Kindern, meinen Mitspielern und all den Fans.

Lautaro Martinez

Lautaro war es nun an diesem Derby-Montag auch, der unmittelbar nach Schlusspfiff vors DAZN-Mikrofon schritt und zum Ausdruck brachte, was Inter Mailand auf dem Weg zum 20. Scudetto der Vereinsgeschichte vollbracht hatte.

Mit leicht tränenunterlaufenen Augen sagte der 26-jährige Torgarant (seit 2018 im Verein): “Ich muss weinen, weil wir diese Freude so sehr verdient haben. Wir haben hart gearbeitet, viel gelitten – und ich widme diesen Titel meiner Familie in Argentinien, meinen Kindern, meinen Mitspielern und all den Fans.” Und weiter: “Ich bin gleich doppelt glücklich, dass uns das heute hier gelungen ist. Ich hab dem Team gesagt, dass wir in einer besonderen Situation sind, die es so bisher noch nicht gegeben hat – hier einen Sieg im ‘Rossoneri-Stadion’ zu erreichen.” Und genau eben dadurch fünf Spieltage vor Schluss alles klar in Sachen Meisterschaft zu machen.

Früher war übrigens in der langen Serie-A-Geschichte noch kein Scudetto-Gewinn geglückt – ebenfalls fünf Runden vor Ende war das bislang dem FC Turin 1947/48, der Fiorentina 1955/56, Juventus 2018/19, Napoli 2022/23 und schon einmal Inter (2006/07) vorbehalten.

“Die Party wird heute Nacht kein Ende finden”

Lautaro, der momentan nur noch bis 2026 unter Vertrag steht und mit dem der Klub seit geraumer Zeit an einer Ausdehnung arbeitet, wollte zum Abschluss nicht auf formelle Gespräche beziehungsweise Zukunftsausblicke eingehen. Er versicherte lediglich, dass er hoffe, dass die Parteien zu einer guten Lösung und einer Fortführung der Zusammenarbeit kommen – und posaunte viel lieber noch in die Welt hinaus: “Heute will ich den Scudetto-Gewinn genießen, für den wir seit der Vorbereitung in Japan so hart gearbeitet haben. Wir haben Geschichte geschrieben, die Party wird heute Nacht kein Ende finden.” Und dann? “Wir wollen noch viel mehr Trophäen mit Inter holen.”

Hitzige Schlussphase: Inter sichert sich den Scudetto im Derby

Mit einem weiteren Sieg im Derby della Madonnina hat sich Inter Mailand vorzeitig zum italienischen Meister gekürt. Die Nerazzurri durften im Anschluss an diesen souveränen Auftritt ihren 20. Scudetto bejubeln.

Grenzenlose Freude: Inter Mailand kürte sich am Montagabend  - ausgerechnet im Mailänder Derby - vorzeitig zum italienischen Meister.

Grenzenlose Freude: Inter Mailand kürte sich am Montagabend  – ausgerechnet im Mailänder Derby – vorzeitig zum italienischen Meister.

IMAGO/Italy Photo Press

Der Rahmen hätte kaum besser sein können für das Spiel, in dem sich Inter Mailand nach zweijähriger Pause zum 20. Mal zum italienischen Meister krönen wollte. Im Derby della Madonnina empfing ausgerechnet Milan, das unter der Woche im Viertelfinale der Europa League bei der AS Rom ausgeschieden war (1:2), die Nerazzurri als nomineller Gastgeber im gemeinsamen Giuseppe-Meazza-Stadion.

Mit dem Ziel, die Krönung des Lokalrivalen um mindestens sechs Tage zu verschieben, wechselte Milan-Coach Stefano Pioli nach dem Rückspiel in Rom zweimal. Anstelle von Bennacer und Giroud (beide Bank), dessen Aufgabe im Sturmzentrum Rafael Leao übernahm, begannen Adli und Reijnders.

Auch beim designierten Meister kam es derweil zu zwei Veränderungen, die im Vorfeld jedoch bereits zu erwarten gewesen waren: Nach ihren abgesessenen Gelbsperren kehrten Pavard und Kapitän Lautaro Martinez im Vergleich zum jüngsten 2:2 gegen Cagliari in die Startelf zurück und verdrängten Bisseck sowie Alexis Sanchez auf die Bank.

Acerbi nickt nach ausgeglichenem Auftakt ein

Serie A, 33. Spieltag

Nach atemberaubenden Choreographien beider Fanlager starteten die Nerazzurri besser in die Partie, blieben vorerst aber weitestgehend harmlos. Während Lautaro Martinez nach acht Minuten deutlich verzog, näherte sich Milan sieben Minuten später dem gegnerischen Gehäuse erstmals über Theo an.

Letztlich war es aber ein ruhender Ball, der die gewohnt standardstarken Gäste in Führung brachte. Am ersten Pfosten verlängerte Pavard Dimarcos Hereingabe mit dem Kopf, sodass der freistehende Acerbi aus wenigen Metern nur noch einnicken musste (18.).

Großchancen vor der Pause

In der Folge agierten auch die Rossoneri gefestigter und ballsicherer, wenngleich Lautaro Martinez eine weitere nennenswerte Gelegenheit im AC-Strafraum ungenutzt ließ (25.). Die Gastgeber traten nach 29 Minuten durch Mittelstürmer Rafael Leao erstmals wirklich gefährlich in Erscheinung, doch an Sommer gab es für den Portugiesen kein Vorbeikommen.

Da vor dem Pausenpfiff nicht nur Thuram (38.), sondern kurz darauf auch Adli und Mkhitaryan im postwendenden Gegenangriff (40.) zu ungenau abgeschlossen hatten, ging es mit der 1:0-Führung des Fast-Meisters in die Kabinen.

Thuram erhöht für Inter

Im Gegensatz zu den Anhängern auf den Rängen, die ihre Pyrotechnik-Reserven im Zuge des Stadtderbys aufbrauchten, ließen die Nerazzurri nach dem Wiederanpfiff nichts anbrennen. So dauerte es nur vier Minuten, ehe sich Thuram an der Strafraumkante gegen Tomori behauptete, ins Zentrum zog und die Kugel per Flachschuss ins kurze Eck schoss. Landsmann und Milan-Keeper Maignan streckte sich vergeblich, wenngleich der Abschluss an sich nicht ganz unhaltbar gewirkt hatte.

Sichtlich zurückgeschlagen vom zweiten Gegentreffer fiel es der AC im Anschluss schwer, offensiv in Erscheinung zu treten. Inter verteidigte aufmerksam, Milan ließ die nötige Kreativität vermissen.

Tomoris Anschluss und eine hitzige Schlussphase mit Roten Karten

Inter Mailand ist zum 20. Mal in der Vereinsgeschichte Meister.

Leistungsträger: Nicolo Barella, Lautaro Martinez und Hakan Calhanoglu feiern die Meisterschaft mit den Fans.
AFP via Getty Images

Nachdem sich die Rossoneri erst nach 74 Minuten wieder einmal vielversprechend vor dem Inter-Gehäuse präsentiert hatten, ließ Tomori mit seinem Abstauber-Tor kurz darauf nochmals Spannung aufkommen (80.). Fortan drängten die Gastgeber vermehrt auf den Ausgleich, fanden aber auch durch den eingewechselten Okafor nicht zum Lucky Punch (83.).

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Bevor die große Meisterfeier im Giuseppe Meazza schließlich startete, überschatteten dann noch gleich drei (!) Platzverweise in der Nachspielzeit das Derby della Madonnina. Auf Dumfries und Theo, die in der vierten Minute der Nachspielzeit bei einer Rudelbildung aneinandergeraten waren, folgte wenig später Milan-Kapitän Calabria, der Frattesi bei einer Ecke die Rückhand ins Gesicht schlug (90.+7).

Spätestens am kommenden Samstag sollte sich Inter Mailand von der verdienten Meisterfeier wieder erholt haben, wenn der FC Turin in Mailand gastiert (15 Uhr). Milan, das nun schon sechs Derbys in Folge gegen den FC Internazionale verloren hat (zweimal Champions League, dreimal Serie A, einmal Supercoppa) bekommt es drei Stunden später auswärts mit Juventus Turin zu tun.

Inter krönt sich zum Meister – und könnte noch die 100 Punkte knacken

Der noch amtierende Champions-League-Finalist ist frühzeitig italienischer Meister – und das ausgerechnet im Derby sowie insgesamt vollkommen verdient nach bärenstarken Darbietungen in dieser Serie-A-Spielzeit. Vor allem eine Zahl hat sich bei Inter Mailand im Vergleich zur Vorsaison aber geändert.

Gesichter von Inters Meistermannschaft: Trainer Simone Inzaghi, Yann Sommer, Marcus Thuram und Lautaro Martinez (v. li.).

Gesichter von Inters Meistermannschaft: Trainer Simone Inzaghi, Yann Sommer, Marcus Thuram und Lautaro Martinez (v. li.).

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Es ist bitter für Inter Mailand, dass die Nerazzurri auf der ganz großen Bühne in diesem Frühjahr gar nicht stattgefunden haben – obwohl sie womöglich noch stärker sind als im Vorjahr, als es bis ins Finale der Champions League gegangen war (0:1 gegen Manchester City). In dieser Saison war bereits im CL-Achtelfinale Schluss, dramatisch im Elfmeterschießen gegen Atletico Madrid.

In der Serie A aber marschierte die top-besetzte Mannschaft von Simone Inzaghi so souverän vorneweg wie Bayer 04 Leverkusen in der Bundesliga. Wie die Werkself stehen die Mailänder nun, fünf Spieltage vor Schluss, als Meister fest – zum 20. Mal in der stolzen Vereinsgeschichte. Und wie passend finalisiert durch den 2:1-Erfolg über Stadtrivale Milan (den Meister 2022) im Derby della Madonnina an diesem 33. Spieltag.

Das Bayern-Duo rührt Beton an

Der große Leistungsträger in dieser Saison war dabei einmal mehr Kapitän Lautaro Martinez. Der Weltmeister führt die Torschützenliste mit Abstand an, schlug in bisher 29 Einsätzen 23-mal zu. Sein Nebenmann, der ehemalige Gladbacher Marcus Thuram, traf immerhin zwölfmal in 31 Partien (elf Vorlagen).

Noch weitere Ex-Bundesliga-Profis haben sich bei den Nerazzurri schnell zu Stützen entwickelt – etwa der von Inzaghi etwas zurückbeorderte geniale Spielgestalter Hakan Calhanoglu. Yann Sommer und Benjamin Pavard, jeweils vom FC Bayern gekommen, wurden nach kurzer Anlaufzeit vor allem für ihre fußballerischen Fähigkeiten (Sommer) beziehungsweise Eleganz und den “Flair eines Champions” (Pavard) gelobt. Letzteres schrieb die italienische Zeitung Tuttosport.

Sommer und Pavard sind mit dafür verantwortlich, dass sich die Zahl der Gegentore im Vergleich zur Vorsaison ungefähr halbiert hat. 2022/23 musste Inter noch 42 Liga-Treffer hinnehmen, 2023/24 sind es bislang lediglich 18. Ein famoser Wert. Und das, während der neue Champion mit 79 Toren zugleich auch die beste Offensive der Serie A stellt. Kurzum: absolute Inter-Dominanz in allen Bereichen.

Knackt Inter die 100-Punkte-Marke?

Mit erst einer Serie-A-Niederlage 2023/24 und schon 86 Punkten nach 33 Spielen dürften die schwarz-blauen Mailänder die 91 Zähler aus der Meister-Saison 2020/21 unter Antonio Conte überbieten. Der italienische Allzeit-Rekord aus der Saison 2013/14, als Conte mit Juventus Turin (seit 2020 ohne Scudetto) 102 Punkte erreichte, ist allerdings nicht mehr zu erreichen. Möglich sind maximal die Hausnummer 101.

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So endet in Italien die zweite Saison hintereinander mit einer konkurrenzlos überlegenen Mannschaft, mit Langeweile an der Tabellenspitze. Wenigstens hört sie ein Jahr nach der Dominanz der SSC Neapel unter dem mittlerweile als Nationaltrainer fungierenden Luciano Spalletti (am Ende 16 Punkte Vorsprung) auf einen anderen Namen, der aktuell sogar 17 Punkte (!) über dem Rest thront. Der Name lautet Inter Mailand.

Inter macht spät nächsten Schritt Richtung Scudetto-Vorentscheidung

Auf dem Weg zur Scudetto-Vorentscheidung hat Inter Mailand bei Udinese Calcio wichtige drei Punkte eingefahren. Erst in der fünften Minute der Nachspielzeit drehten die Nerazzurri die Partie.

Mit dem Auswärtssieg bei Udinese Calcio blieb Inter Mailand auch im 25. Serie-A-Spiel in Serie ungeschlagen.

Mit dem Auswärtssieg bei Udinese Calcio blieb Inter Mailand auch im 25. Serie-A-Spiel in Serie ungeschlagen.

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Mit drei Veränderungen in der Startelf schickte Inter-Coach Simone Inzaghi seine Mannschaft nach dem 2:0 gegen Empoli ins Auswärtsspiel in Udine. Neben Carlos Augusto und Dumfries, die den angeschlagenen Bastoni (nicht im Kader) und Darmian (Bank) ersetzten, rückte der zuletzt am Knöchel verletzte Sommer für Audero (Bank) zurück ins Tor der Mailänder.

Serie A – 31. Spieltag

Dominantes Inter verzweifelt an Okoye

Die Nerazzurri – vor Spielbeginn seit 24 Serie-A-Partien ungeschlagen – übernahmen bei den weiterhin im Abstiegskampf steckenden Gastgebern früh die Kontrolle. Auch aufgrund des Fehlens von Top-Torschütze Lucca (7 Tore) entwickelte Udinese, das zuletzt nicht über ein 1:1 in Sassuolo hinausgekommen war, nur äußerst selten Offensivgefahr.

Stattdessen wurde Inter seiner Favoritenrolle vorerst gerecht, agierte vor dem gegnerischen Gehäuse aber zu ungenau und fand mehrmals seinen Meister in Torhüter Okoye. Gleich zweimal trieb der gebürtige Düsseldorfer etwa Calhanoglu an den Rand der Verzweiflung (21./30.).

Samardzic mit der Führung aus dem Nichts

Mit 75 Prozent Ballbesitz gingen die Gäste in die Schlussphase des ersten Abschnitts – und plötzlich lagen sie zurück. Aus dem Nichts zappelte die Kugel in den Maschen des Mailänder Kastens, nachdem weder Dumfries noch Sommer beim abgefälschten Linksschuss von Samardzic entschieden dazwischengingen (40.).

So ging es aus Sicht der favorisierten Mailänder mit einem Rückstand in die Kabine, doch dieser sollte nicht mehr allzu lange währen. Nachdem ein vermeintlicher Treffer von Carlos Augusto in der 49. Minute noch aufgrund einer Abseitsstellung vom Schiedsrichtergespann einkassiert wurde, eröffnete Udines Schlussmann Okoye den Gästen mit einem Foulspiel nur wenig später die Möglichkeit, per Strafstoß auf 1:1 zu stellen. Calhanoglu ließ sich nicht zweimal bitten und verwandelte eiskalt (55.).

Mkhitaryan rettet, Frattesi entscheidet

Deutlich zwingender agierten die Mailänder anschließend auch trotz des Ausgleichs nicht, vielmehr durften sie sich in der 65. Minute bei Mkhitaryan bedanken, dass dieser dem lauernden Thauvin kurz vor dem eigenen Fünfmeterraum noch in höchster Not dazwischenfunkte.

Auch in der Schlussphase der Partie kontrollierte der Spitzenreiter das Spiel, fand allerdings nur noch selten den Weg vor das Udinese-Tor. Ganz abschreiben wollte der designierte Meister den 26. Saisonsieg allerdings nicht – und münzte die weiterhin hohen Spielanteile schließlich doch noch in den Lucky Punch um. Martinez’ Schuss aus der zweiten Reihe lenkte Okoye erst noch stark mit den Fingerspitzen an den Innenpfosten, von wo aus der Ball jedoch genau vor die Füße des aufmerksamen Frattesi abprallte, der nur noch einschieben musste (90.+5).

Durch den späten Auswärtssieg stellte Inter den alten 14-Punkte-Abstand auf Verfolger und Stadtrivale AC wieder her. Am nächsten Spieltag bekommen es die Nerazzurri mit Cagliari Calcio zu tun (Sonntag, 20.45 Uhr). Bereits um 18 Uhr am selben Tag trifft Udinese Calcio erneut auf ein Team aus der oberen Tabellenregion, wenn die AS Rom in Udine gastiert.

Der Scudetto rückt näher und näher – Dimarco ist der Empoli-Schreck

Die letzten Schritte zum Scudetto: Inter Mailand ist und bleibt in dieser Serie-A-Saison das Maß der Dinge, daran ändert auch das 2:0 über Kellerkind Empoli nichts. Die Nerazzurri haben nach 30 Spieltagen stolze 79 Zähler auf der Habenseite – und stellen mit 73 Treffern bzw. 14 Gegentoren sowohl den besten Angriff als auch die beste Defensive.

Empoli liegt ihm: Federico Dimarco hat an diesem Serie-A-Osterspieltag mit einem Direktschuss getroffen.

Empoli liegt ihm: Federico Dimarco hat an diesem Serie-A-Osterspieltag mit einem Direktschuss getroffen.

Getty Images

Mit elf Punkten Vorsprung ging Inter Mailand das Ostermontagspiel gegen den klaren Außenseiter und das Kellerkind FC Empoli an – und wurde der Favoritenrolle direkt mit dominantem Fußball gerecht. Nach feiner Flanke von Barella etwa touchierte Lautaro Martinez den Ball noch leicht, doch Caprile passte auf und entschärfte im FCE-Kasten mit seinen Händen aufmerksam. Das war in der 4. Spielminute.

Rund 60 Sekunden später war der Keeper aber geschlagen, weil Bastoni seinen aufgerückten Mitspieler Dimarco zentral an der Strafraumkante fand – und dieser volley abzog sowie halblinks unten zur verdienten Führung einschoss (5.). Schon wieder Dimarco übrigens, denn der italienische Nationalspieler hatte schon beim 1:0-Hinspielsieg auf sehenswerte Weise den Dreier ermöglicht.

Verdient war die Führung der Nerazzurri auch deswegen, weil in der Folge der Druck hochgehalten und der zweite Treffer forciert wurde. Doch Thuram verfehlte nach flüssigem Kombinationsfußball samt Mkhitaryan-Flanke den Ball nur knapp (16.), ehe FCE-Torwächter Caprile bei einem Bastoni-Kracher die Fingerspitzen noch ranbekam und die Kugel so an seinen rechten Außenpfosten lenkte (19.). Außerdem ärgerte sich noch Lautaro Martinez, der nach Barella-Vorlage zwar stark angenommen, aber zu ungenau abgeschlossen hatte (23.).

Empoli muckt auf

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Wer nun aber gedacht hatte, der zuletzt dreimal in Folge mit 0:1 besiegte und deswegen wieder tief unten rein gerutschte Gast aus der Toskana wäre eingeschüchtert, der irrte. Plötzlich schob der Underdog mutig an, stand zudem defensiv stabil und ließ bis zur Pause nichts mehr groß anbrennen.

Das Einzige, was fehlte? Der erfolgreiche Abschluss zum 1:1. Einen strammen Distanzschuss von Marin etwa parierte Audero im Inter-Kasten stark (27.). Der 27-Jährige hatte das Mailänder Tor übrigens hüten dürfen, weil beim Schweizer Nationalkeeper Sommer (Knöchel verdreht während der Länderspielpause) kein Risiko eingegangen wurde. Der Ex-Münchner und frühere Gladbacher saß nur auf der Bank – und sah von dort, wie bis zum Halbzeitpfiff Empoli weiter mutig anschob, aber die zündende Idee Richtung Ausgleich vermissen ließ. So nahm Inter, für das auch Routinier nach seinem Rassismus-Freispruch (“Es waren sehr schwierige Tage – wir haben alle verloren”) in der Startelf stand, das 1:0 mit in die Pause.

Joker Alexis sticht schnell

Nach Wiederbeginn fand der FC Internazionale, der vor der Länderspielpause 1:1 gegen den amtierenden Meister Napoli gespielt hatte und zudem dramtisch im Elfmeterschießen im Champions-League-Achtelfinale an Atletico Madrid gescheitert war, dann wieder zurück zur eigenen Dominanz. Ohne dabei allerdings zu glänzen.

Kontrolliert nach vorn und mit stabiler Abwehrarbeit wurde zunächst das 1:0 verwaltet, das Barella überhastet nicht in ein 2:0 verwandeln konnte (52.). Pavard verpasste den Führungsausbau ebenfalls (65.), sodass sich kurz mal ein 1:1-Fenster für Cambiaghi auftat. Der Profi des FCE verzog allerdings (67.). Am Ende dauerte es bis in die 81. Minute, ehe die beiden kurz vorher erst eingewechselten Inter-Joker Dumfries und Alexis Sanchez gemeinsam das vorentscheidente 2:0 auf den Weg brachten. Ersterer servierte, Zweiterer schob humorlos ein (81.).

Weil defensiv Acerbi & Co. die Schotten dichthielten, kassierte Inter Mailand bereits zum 19. Mal in dieser Saison kein Gegentor – und stellte durch diesen verdienten 2:0-Arbeitssieg den alten 14-Punkte-Vorsprung auf Stadtrivale sowie den größten “Verfolger” Milan wieder her. Die Lage für Empoli, das schon zum vierten Mal am Stück ohne eigenes Tor verlor, blieb indes richtig verzwickt.

Inter-Verteidiger Acerbi vom Rassismus-Vorwurf freigesprochen

Hat Inters Francesco Acerbi seinen Gegenspieler Juan Jesus rassistisch beleidigt? Ein Sportrichter der Serie A hat den 36-Jährigen nun von dem Vorwurf freigesprochen.

Napolis Juan Jesus (li.) und Francesco Acerbi (re.).

Napolis Juan Jesus (li.) und Francesco Acerbi (re.).

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Das Gericht sprach Acerbi aus Mangel an Beweisen frei, somit hat der Innenverteidiger keine Strafe zu erwarten. Für Acerbis angeblich “schwerwiegend diskriminierende” Beleidigung gegenüber Juan Jesus gebe es keine “äußeren, direkten und indirekten Beweise und Indizien, auch nicht in Form von Zeugenaussagen”, hieß es in der offiziellen Mitteilung weiter.

Sportrichter Gerardo Mastrandrea sah laut Urteil von jeglichen Strafen und Sanktionen ab. Der 36-jährige Italiener entging so einer Strafe und Sperre für mehrere Spiele in der Serie A. Nach dem Urteil wird er normal beim nächsten Spiel von Inter Mailand am kommenden Montag gegen Empoli spielen können.

Seit mehr als einer Woche sorgt der Rassismus-Vorwurf gegen Acerbi in Italien für Aufsehen. In einer Serie-A-Partie zwischen Inter Mailand und der SSC Neapel (1:1) Mitte März soll Acerbi seinen Gegenspieler Juan Jesus rassistisch beleidigt haben. Der Abwehrspieler von Inter hatte den Vorwurf später zurückgewiesen. “Aus meinem Mund sind nie rassistische Äußerungen gekommen. Das ist das Einzige, was ich sagen kann”, sagte Acerbi.

Jesus wies Acerbis Darstellung zurück und erneuerte den Rassismus-Vorwurf gegen den italienischen Nationalspieler. “Für mich war die Angelegenheit mit der Entschuldigung von Acerbi auf dem Platz beendet und ich hätte es bevorzugt, nicht noch einmal über eine so hässliche Sache zu reden wie die, die ich erleiden musste”, schrieb der 32 Jahre alte Brasilianer von der SSC Neapel später in den sozialen Medien.

Als Reaktion war Acerbi vorerst aus der italienischen Auswahl ausgeschlossen worden. Er musste kurzerhand das Trainingslager der Squadra Azzurra verlassen, Gianluca Mancini wurde für die beiden Testspiele gegen Venezuela (2:1) und gegen Ecuador (2:0) nachnominiert.

Strittige Ecke: Juan Jesus schenkt Inter spät das 1:1 ein

Serie A – Highlights by DAZN 17.03.2024

Strittige Ecke: Juan Jesus schenkt Inter spät das 1:1 ein

4:15Zum Abschluss dieses 29. Serie-A-Spieltags fuhr Italien noch mit einem Schmankerl auf: Der designierte Meister Inter Mailand traf daheim auf den amtiernden Scudetto-Träger Napoli – beide Teams waren unter der Woche aus dem Champions-League-Achtelfinale ausgeschieden. Nach einem späten Gegentor für Inter stand es letztlich 1:1.