Kraus vor dem Abschied? “Es gab so tolle Momente”

Der 1. FC Kaiserslautern hat sich mit einem rauschhaften 5:0-Kantersieg aus der Zweitliga-Saison verabschiedet. Friedhelm Funkel schenkte beim Warmlaufen für das Pokalfinale einem zuletzt ins zweite Glied gerückten Mann nochmal das Vertrauen: Kevin Kraus.

Schaut, da geht er: Friedhelm Funkel zeigt dem FCK-Publikum nochmal die Bedeutung des ausgewechselten Kevin Kraus.

Schaut, da geht er: Friedhelm Funkel zeigt dem FCK-Publikum nochmal die Bedeutung des ausgewechselten Kevin Kraus.

IMAGO/Werner Schmitt

Als Kevin Kraus am Sonntagnachmittag beim Stand von 5:0 seines FCK gegen Eintracht Braunschweig wenige Minuten vor dem Schlusspfiff das Feld verließ, da donnerte nochmal der Applaus von den Rängen. Erst recht, als FCK-Coach Friedhelm Funkel für alle sichtbar mit dem Finger auf den gerade ausgewechselten Innenverteidiger zeigte und wohl zu verstehen geben wollte: Seht her, hier verlässt ein ganz Wichtiger das Feld – und vielleicht den Verein?

“Ein ganz ganz toller Profi und ein ganz ganz toller Mensch”, lobte Funkel später den 31-jährigen Abwehrmann, der unter seiner Führung bis zum Saisonabschluss nur zwei Spiele zu Beginn gemacht hatte und danach auf der Bank ohne weiteren Einsatz Platz nehmen musste. “Den Abschied wollte ich ihm einfach geben. Die ganzen Wochen ist er immer vorweg gegangen im Training, er war nie unzufrieden”, so Funkel.

Ob es denn tatsächlich Kraus’ Abschied vom FCK-Heimpublikum war, ist allerdings noch nicht ganz beschlossen. Sein Vertrag läuft aus, die finalen Planungen für die kommende Saison liegen angesichts des bevorstehenden Pokalfinals mehr oder weniger noch auf Eis. “Das weiß ich noch nicht”, sagte der Abwehrrecke zu seiner Zukunft, ließ aber keine Zweifel, welche Bedeutung das Spiel von Anfang und mit Kapitänsbinde am Arm im ausverkauften Fritz-Walter-Stadion nochmal hatte: “Es ist immer schön, hier auf dem Betze zu spielen. Ich habe so oft hier gespielt, es gab so tolle Momente hier.”

Sechs turbulente Jahre in Kaiserslautern

Spielbericht

Der aktuell dienstälteste Profi im FCK kann auf bewegte Jahre zurückblicken. 2018 lotsten ihn die damaligen Kaderplaner Martin Bader und Boris Notzon in die Pfalz. Kraus, beim 1. FC Heidenheim gestandener Zweitliga-Profi, sollte beim frisch abgestiegenen FCK eine Schlüssel- und Führungsrolle einnehmen – und möglichst schnell wieder aufsteigen. Doch aus dem erhofften einen Jahr in der 3. Liga wurden vier teils chaotische Spielzeiten. Michael Frontzeck, Sascha Hildmann, Boris Notzon, Jeff Saibene und Marco Antwerpen heuerten als Trainer auf dem Betzenberg an, sportliche Verantwortlichen kamen und gingen, der FCK ging insolvent und war fast in die Regionalliga abgestürzt – nur Kraus war immer da, beinahe stoisch führte er die sich immer wechselnde Mannschaft durch die Turbulenzen, köpfte Tore in Derbys und verhinderte Schlimmeres in wilden Spielen.

“Die ersten Jahre waren gepräft von Negativschlagzeile, die Insolvenz, fast der Abstieg in die 4. Liga. Da macht es einen schon ein bisschen stolz, dass man diesen Weg wieder nach oben mitgehen durfte, dass der Verein auf einen gesetzt hat und man seinen Teil dazu beitragen konnte”, schaute er am Sonntag nochmal zurück. 2022 gelang dann aber in der Relegation gegen Dynamo Dresden endlich die Zweitliga-Rückkehr, der ein souveränes Jahr im Unterhaus folgte.

Die nun abgeschlossene Saison erinnerte zwar wieder an stürmische Zeiten auf dem Betzenberg, doch mit dem sicheren Klassenerhalt im Rücken wartet nun nochmal ein echtes Highlight: “Natürlich ist das ein sensationeller Abschluss. Wir können da befreit aufspielen”, so Kraus und fügte mit Blick auf das letzte Heimspiel an: “Es war nochmal schön, mit einem tollen Ergebnis und mit einer guten Leistung aufgehört zu haben.” Das könnte vielleicht nicht nur für die Saison gelten, sondern auch für seine gesamte FCK-Zeit.

Brest spielt Champions League – Lorient verpasst dramatisch das Wunder

PSG stand als Meister fest, aber im Rennen um europäische Tickets gab der letzte Ligue-1-Spieltag noch einiges her. Im Keller verpasste Lorient ein Wunder auf bitterste Weise.

Drama oben wie unten: Der FC Lorient steigt ab, während Stade Brest es kaum glauben kann, dass die Champions League wartet.

Drama oben wie unten: Der FC Lorient steigt ab, während Stade Brest es kaum glauben kann, dass die Champions League wartet.

imago images, Getty Images

Drei Punkte weniger, die Tordifferenz um sieben Tore schlechter: Die Ausgangsposition des FC Lorient vor dem letzten Spieltag der Ligue 1 hätte kaum ungünstiger aussehen können. Hoffnung machte vor allem der eigene Gegner – das schon abgestiegene Clermont Foot – und der Gegner des ärgsten Konkurrenten. Schließlich traf der FC Metz auf dem Relegationsplatz parallel auf Meister Paris St. Germain.

Ligue 1, 34. Spieltag

Zu Beginn der zweiten Hälfte bahnte sich ein wahres Wunder an: Nach 63 Minuten führte Lorient 4:0, während Metz 0:2 zurücklag. Plötzlich waren beide Teams in der Live-Tabelle nur noch ein Tor auseinander. Dieses fiel zwar, sodass in der Endabrechnung beide Teams 29 Punkte und eine Tordifferenz von -27 besaßen. Doch selbst die mehr geschossenen Tore des FCL halfen nichts: In der Ligue 1 zählen vorher noch die mehr geschossenen Auswärtstore im direkten Vergleich. Dort hatte Metz (2:3, 1:2) die Nase vorn – Lorient steigt trotz des 5:0-Sieges ab. Auf den FCM wartet die Relegation.

Brest verdrängt Lille und spielt in der Königsklasse

Besser als Platz 8 in der obersten Liga war Stade Brest in seiner Geschichte noch nie platziert. Und nun das: Der kleine Klub aus der Bretagne steht als 25. Starter in der kommenden Champions-League-Saison fest.

Mit dem 3:0-Sieg beim FC Toulouse und dem gleichzeitigen Patzer des Lille OSC gegen OGC Nizza (2:2) sicherte sich Brest Rang 3 und somit das Ticket für die Königsklasse. Lille tritt in der Qualifikation an.

Außer OGC Nizza steht nun auch der zweite französische Starter in der Europa League fest. Der RC Lens verspielte eine 2:0-Führung gegen Montpellier und muss daher als Siebter in die Conference-League-Play-offs, während Olympique Lyon (2:1 gegen Straßburg) in die Europa League zurückkehren wird.

Zorniger mit Spitze gegen Nürnberg: “Zum fünften Mal Franken-Meister”

Platz acht in der Abschlusstabelle 19.05.2024

Zorniger mit Spitze gegen Nürnberg: “Zum fünften Mal Franken-Meister”

2:11Zum Abschluss feierte Fürth einen 2:0-Heimsieg gegen Schalke. Im Anschluss sprach Trainer Alexander Zorniger über die Saison und die Genugtuung, auch in dieser Spielzeit vor dem Erzrivalen aus Nürnberg zu stehen.

Tabakovics “bitterer Spieltag” – Reese stellt die Mentalitätsfrage

Hertha BSC hat eine ernüchternde Saison mit einem 1:2 beim bereits feststehenden Letzten aus Osnabrück beendet. Die Frustration war hinterher groß – aus verschiedenen Gründen.

Ernster Blick: Haris Tabakovic (li.) erhält von kicker-Reporter Tim Lüddecke die Torjägerkanone.

Ernster Blick: Haris Tabakovic (li.) erhält von kicker-Reporter Tim Lüddecke die Torjägerkanone.

imago images

Zum Abschied von Trainer Pal Dardai, der dem Verein in anderer Funktion erhalten bleibt, wollten die Profis von Hertha BSC noch einmal einen raushauen. Bereits nach fünf Minuten hatte in Osnabrück dann auch Trainer-Sohn Palko Dardai auf 1:0 gestellt, anschließend bauten die Berliner aber kontinuierlich ab – und verloren letztlich mit 1:2.

“Wir haben uns mal wieder auf einer frühen Führung ausgeruht, das ist ärgerlich”, haderte Torhüter Tjark Ernst nach Schlusspfiff auf der Vereinswebsite: “Das Ergebnis drückt die Stimmung gerade ein wenig, aber immerhin hat Haris die Torjägerkanone bekommen – auch wenn er sie sich teilen muss.”

Das nächste Ärgernis. Mit drei Toren Vorsprung war Haris Tabakovic in den letzten Spieltag gegangen. Die Chance auf die kicker-Torjägerkanone war groß – auch auf den alleinigen Titel. Weil Herthas Lebensversicherung an der Bremer Brücke aber leer ausgegangen war und die Verfolger Robert Glatzel (HSV) und Christos Tzolis (Düsseldorf) jeweils einen Dreierpack geschnürt hatten, gab es tatsächlich drei Torschützenkönige und drei Kanonen.

“Ich habe am Ende natürlich mitbekommen, dass ich mir die Trophäe teilen muss. Den anderen beiden zolle ich Respekt, dass sie jeweils noch dreimal getroffen haben”, erklärte Tabakovic und fügte schmunzelnd an: “Jetzt haben wir eben alle drei eine Kanone zu Hause.”

Tabakovic lässt sich “Erinnerungsfoto” nicht nehmen

Zufrieden sein konnte Tabakovic mit dem Sonntagnachmittag, an dem Hertha noch auf Rang neun zurückgefallen war, natürlich nicht. “Das war insgesamt ein bitterer Spieltag für uns”, gestand Tabakovic offen ein: “Wir haben gesagt, dass wir die Saison gemeinsam mit einem Sieg beenden möchten, um mit einem positiven Gefühl in die Pause zu gehen. Das haben wir nicht geschafft, es war insgesamt zu wenig von uns. Jetzt müssen wir reflektieren und im Urlaub die Köpfe freibekommen.”

Die kicker-Torjägerkanone will er dennoch in Ehren halten. “Ich wollte in der Kabine auch als erstes ein Erinnerungsfoto mit der ganzen Mannschaft, dem ganzen Trainerteam machen”, so der 29-Jährige. “Diese Auszeichnung ist eine Anerkennung für uns alle, aber auch für meine persönliche Arbeit von Tag eins.”

Im vergangenen Sommer war Tabakovic von Austria Wien in die Hauptstadt gekommen und hatte die Erwartungen mit seiner starken Torausbeute erfüllt.

Reese “frustriert es sehr”

Auch Fabian Reese spielte eine starke Saison, konnte sich darüber aber nach Abpfiff so gar nicht freuen. “Ich bin sehr enttäuscht nach diesem Spiel. Wir hatten etliche Torchancen vorne, haben aber gleichzeitig zu viele gegnerische Angriffe zugelassen und an den falschen Stellen definitiv zu leichtfertig die Kontrolle aus der Hand gegeben”, bilanzierte Herthas Anführer. “Am letzten Spieltag der Saison geht es dabei auch um die richtige Mentalität und Einstellung: Wir alle haben den sportlichen Ehrgeiz, gewinnen zu wollen. In diesem Spiel ist uns das trotz vieler Möglichkeiten nicht gelungen. Daher frustriert es mich sehr, dass wir die Saison nicht versöhnlich abschließen konnten.”

“Bilder, die man nicht sehen will”: Hansa-Fans sorgen für lange Unterbrechung

Der niederschmetternde Zweitliga-Abstieg von Hansa Rostock ist von Teilen der eigenen Fans überschattet worden. Die Stimmen im Anschluss fielen dementsprechend aus.

Hansa Rostock um Torwart Markus Kolke musste mit längerer Verzögerung den Gang in die 3. Liga antreten.

Hansa Rostock um Torwart Markus Kolke musste mit längerer Verzögerung den Gang in die 3. Liga antreten.

IMAGO/Jan Huebner

Als die Nachspielzeit beim letzten Heimspiel dieser Zweitliga-Saison gelaufen war, hatte sich der Abstieg der Rostocker schon längst abgezeichnet. Die Kogge hatte einen 1:0-Vorsprung gegen Paderborn komplett verspielt und so den Ausrutscher von Relegationsteilnehmer Wehen Wiesbaden (1:2 gegen Zweitliga-Meister St. Pauli) nicht nutzen können. Die Chance auf die Relegation dahin.

Am Sonntagnachmittag musste die Partie allerdings von Schiedsrichter Harm Osmers auch noch unterbrochen werden, sämtliche Spieler gingen sogar in die Katakomben – und warteten. Der Grund: Teile der Fans hatten bei noch ausbleibenden vier Spielminuten der Nachspielzeit Raketen aufs Feld geschossen, Rauchbomben gezündet und das Stadion letztlich in schwarze bis tiefgraue Wolken gehüllt. Kleinere Stücke des Rasens brannten sogar.

“Null Toleranz”

Nach fast 30-minütiger Unterbrechung – das Ostseestadion war zu diesem Zeitpunkt in weiten Teilen schon gut geleert – konnten die letzten Minuten noch ausgetragen und das Spiel damit regulär beendet werden. Für ein Wunder in Form von zwei Toren reichte es aber nicht mehr – so muss der Neuaufbau in der 3. Liga vollzogen werden. Womöglich weiterhin mit Trainer Mersad Selimbegovic, der als “Option” gilt.

Neben dem sportlichen Niedergang musste an diesem Tage aber auch über die massiven Verfehlungen der Hansa-Anhängerschaft samt drohendem Spielabbruch, der eine DFB-Strafe nach sich ziehen wird, gesprochen werden. So sagte etwa Rostocks Coach Selimbegovic: “Das sind Bilder, die man natürlich nicht sehen will im Fußball.” Er wolle die Aktionen nicht rechtfertigen. Er verstehe aber die Enttäuschung “bei allen Fans, die den Verein lieben und leben”.

Interimsvorstand Jürgen Wehlend wurde noch deutlicher bezüglich der Randale: “Im Grunde genommen ist es ein schlechtes Zeugnis für uns, für den Verein. Es gibt nichts zu entschuldigen. Man kann es nur erklären.” Das alles sei aus seiner Sicht ein Abbild der Saison gewesen.

“Die Leute waren unglaublich frustriert, haben sich in der letzten Woche noch einmal aufgerafft und unglaubliche Emotionen gezeigt.” Dabei seien die Emotionen hochgekocht. “Und dann entlädt sich etwas im Stadion.” Damit meine er nicht “die Böller, Raketen und den ganzen Scheiß, der geflogen ist”. Denn: “Das ist nicht zu entschuldigen. Null Toleranz.”

Thioune, Hoffmann, ein Spaßvogel – und ein “guter Junge”

Fortuna Düsseldorf beendete die Hauptrunde am 34. Spieltag dank des 3:2 gegen den 1. FC Magdeburg mit einem weiteren Sieg. Die Gedanken waren – neben einer Kanone – vor allem bereits bei den Relegationsspielen.

Kam dank Dreierpack am letzten Spieltag noch zur kicker-Torjägerkanone: Düsseldorfs Christos Tzolis.

Kam dank Dreierpack am letzten Spieltag noch zur kicker-Torjägerkanone: Düsseldorfs Christos Tzolis.

IMAGO/Beautiful Sports

“Ich bin unfassbar stolz auf die Saison meiner Mannschaft”, wurde Daniel Thioune nach dem Erfolg gegen den FCM auf der Website der Fortuna zitiert. “Sie hat unglaublich viel Energie auf dem Platz gelassen und genau das bekommen, was sie verdient hat – nämlich unter die Top 3 dieser Liga zu kommen”, meinte der Düsseldorfer Coach nach dem Ende der Hauptrunde 2023/24, die sein Team mit 14 ungeschlagenen Liga-Spielen in Folge beendete.

Aber da war ja noch der letztlich spielentscheidende Dreierpack von F95-Offensivakteur Christos Tzolis. Der Grieche erklomm damit auf den letzten Drücker noch Platz eins der Torjäger-Liste in der 2. Liga – gemeinsam mit Haris Tabakovic von Hertha BSC sowie Robert Glatzel vom Hamburger SV, der am 34. Spieltag gegen den 1. FC Nürnberg ebenfalls dreimal getroffen hatte. “Die Krönung ist natürlich, dass sie (die Mannschaft, Anm. d. Red.) gemeinsam mit Christos die Torjägerkanone geholt hat”, freute sich Thioune.

Hoffmann lobt: “Er ist ein fleißiger Junge”

“Ich hatte schon vor dem Spiel den Glauben, dass ich heute drei Tore schießen kann. Auch meine Mitspieler haben an mich geglaubt, und dann ist es wirklich passiert”, sagte der 22-jährige Tzolis selbst – nach dem Spiel bereits mit der kicker-Torjägerkanone in der Hand. Zugleich bedankte er sich artig bei seinen Teamkollegen, “ohne die ich das nicht geschafft hätte”.

Sein Kapitän gab das Lob zurück, garniert mit einem dicken Kompliment: “Er ist ein fleißiger und guter Junge. Ich rechne seine Tore nochmal höher an als die von Tabakovic und Glatzel, weil er Außenbahnspieler ist und mehr Defensivaufgaben übernehmen muss”, erklärte Andre Hoffmann. Obendrein benötigte Tzolis für seine 22 Treffer sogar nur 30 Spiele (ein Tor alle 108 Minuten) im Vergleich zu je 32 Partien von Tabakovic (116 Minuten für ein Tor) und Glatzel (120 Minuten pro Tor).

Düsseldorf und das Selbstvertrauen der 14 Spiele

Auf die Relegation gegen den VfL Bochum blickt Hoffmann derweil mit viel Selbstvertrauen. “Wir sind seit 14 Spielen ungeschlagen. Die Brust kann bei uns nicht breiter sein”, so der Abwehrspieler. Sportdirektor Christian Weber warnt derweil: “Mit Bochum bekommen wir es mit einem Gegner zu tun, der über die mannschaftliche Geschlossenheit kommt, aber gleichzeitig auch eine hohe individuelle Qualität besitzt. Uns erwarten zwei sehr intensive Spiele.”

Thioune stimmte sein Team bereits am Sonntagabend auf das Hinspiel am Donnerstagabend (20.30 Uhr, LIVE! bei kicker) in Bochum ein. Wenn seine Mannschaft wolle, dass nach der tollen Hauptrunde “weiter über sie geredet wird, muss sie es jetzt finalisieren”.

Nur ein Punkt ärgerte den F95-Coach sichtlich: “Irgendein Spaßvogel hat sich ja das mit den Gelben Karten für die Relegation ausgedacht …”, spielte er  darauf an, dass die Gelben Karten von Yannik Engelhardt (neun Gelbe Karten) und Vincent Vermeij (vier) auch in die Relegation mitgezählt werden. Aus diesem Grund fehlten beide bereits gegen Magdeburg, um nicht zur riskieren.

Unter dem Strich geht Thioune die nächsten eineinhalb Wochen aber mit Vorfreude an: “Alles cool! Ab morgen starten wir mit der Reise Relegation.”

Klopps emotionale Worte zum Abschied: “Ich bin nun einer von euch”

Mit einem 2:0-Heimsieg verabschiedete sich Jürgen Klopp vom FC Liverpool. Im Anschluss richtete der Coach emotionale Worte an die Anhänger der Reds.

Verabschiedet sich mit emotionalen Worten vom Anfield Stadium: Jürgen Klopp.

Verabschiedet sich mit emotionalen Worten vom Anfield Stadium: Jürgen Klopp.

Liverpool FC via Getty Images

Klopps letztes Spiel

Er ist gegangen, wie er immer war: Humorvoll, bescheiden und mit einem Lächeln auf den Lippen. In seiner Abschiedsrede nach seinem 491. und letzten Auftritt als Trainer des FC Liverpool richtete sich Jürgen Klopp nach dem nie wirklich gefährdeten 2:0-Heimsieg gegen die Wolverhampton Wanderers an das restlos ausverkaufte Anfield Stadium und blieb sich einmal mehr selbst treu.

Nachdem er von den Anhängern schon vor und während dem Spiel mit zahllosen Bannern, Spruchbändern sowie einer großen Choreografie geehrt worden war, brandete auch bei seinem letzten Einlauf auf den Rasen einmal mehr der Applaus auf. Dann schnappte sich Klopp selbst das Mikrofon und sorgte direkt für den ersten Lacher: “Überrascht”, sei er, dass ihn die Tränen noch nicht übermannt hätten, verkündete der Coach zu Beginn seiner Rede, machte dann allerdings schnell klar wieso. “Ich bin so glücklich über die Atmosphäre, über das Spiel und darüber, Teil dieser Familie zu sein”, so Klopp.

Klopps Bitte: “Begrüßt den neuen Trainer, wie ihr mich willkommen geheißen habt”

Das Ende seiner Amtszeit nach neun Jahren fühle sich für ihn nicht an wie ein Ende – eher wie ein neuer Anfang. “Ich habe heute eine Mannschaft gesehen, die vor Talent, Jugend, Kreativität und Verlangen nur so strotzt”, lobte Klopp seine Elf. Dementsprechend befinde sich der Verein seiner Ansicht nach auch “im besten Zustand seit Jahren”. An die Fans gerichtet fügte er dann noch ein weiteres großes Kompliment an. “Wir haben ein tolles Stadion, ein wunderbares Trainingszentrum und euch – die Superpower des Weltfußballs.”

Auch die Sorge vor dem anstehenden Trainerwechsel zu Arne Slot, der seinen Wechsel zu Liverpool am Freitag selbst verkündet hatte, wollte der Coach den Anhängern nehmen. Veränderung sei schließlich “gut” meinte Klopp. “Wir entscheiden, ob wir besorgt oder aufgeregt sind. Wir entscheiden, ob wir daran glauben oder nicht glauben. Wir entscheiden, ob wir Vertrauen haben oder nicht. Und seit heute bin ich einer von euch und ich glaube weiterhin an euch alle”, erklärte Klopp seine Gefühlslage.

In typischer Klopp-Manier ließ er die Fans auch gleich einmal den Namen seines Nachfolgers singen – so wie sie es noch Minuten zuvor mit dem Namen des Deutschen getan hatten. Zusätzlich richtete er noch eine klare Bitte an das Anfield Stadium. “Wenn die nächste Saison beginnt, wartet nicht ab. Begrüßt den neuen Trainer, wie ihr mich damals willkommen geheißen habt”, forderte Klopp ein. “Glaubt weiterhin an die Mannschaft und unterstützt das Team, auch wenn es einmal schwer wird. Ich bin nun einer von euch und werde euch daran halten”, so Klopp.

Villarreals Europa-Traum platzt trotz vier Sörloth-Toren gegen Real

Real Madrid ist beim FC Villarreal nach 4:1-Führung einer Blamage entgangen. Vier Tore von Goalgetter Sörloth genügten am Ende dennoch nicht für die Submarinos, um sich für Europa zu qualifizieren.

Machte das Spiel seines Lebens: Ex-Leipziger Alexander Sörloth.

Machte das Spiel seines Lebens: Ex-Leipziger Alexander Sörloth.

IMAGO/NurPhoto

Die Ausgangslagen beider Mannschaften waren schon früh ersichtlich: Real, das bereits als Meister feststeht, bot beim FC Villarreal eine 1b-Elf auf, die Submarinos indes legten los wie die Feuerwehr. Um noch Chancen auf die Teilnahme an der Conference League zu haben, mussten die Hausherren gegen Madrid gewinnen.

Villarreal-Knipser Sörloth, für den es noch um den Titel des Torschützenkönigs geht, prüfte Lunin früh mit einem 30-Meter-Kracher (6.), die Anfangsviertelstunde war ziemlich einseitig. Doch wie so oft schlugen die Königlichen gleich mit der ersten schön herausgespielten Großchance zu, der junge Güler traf platziert zur Gäste-Führung (14.).

Der Meister dreht auf

Real war einfach eiskalt – und blieb es auch. Nachdem Lunin auch ein Eigentor durch Militao verhindert hatte (24.), köpfte Joselu das 2:0 (30.). Nach einem Fehler von Ceballos war dann zwar auch Sorlöth zur Stelle (39.), doch nur eine Minute nach dem 1:2 stellte Vazquez nach der nächsten feinen Real-Kombination auf 1:3 (40.). Reals 1b-Elf wurde immer stärker – noch vor der Pause stellte Güler gar auf 1:4 (45.+2).

La Liga, 37. Spieltag

Villarreal, das an sich kein schlechtes Spiel anbot, stand zu Beginn des zweiten Abschnitts mit dem Rücken zur Wand – machte aus der Not aber eine Tugend. Und hatte das nötige Glück des Tüchtigen, dass der feststehende Meister augenscheinlich bereits etwas abgeschaltet hatte. Schon drei Minuten nach Wiederbeginn köpfte Sörloth das 2:4 – Doppelpack (48.).

Und der Norweger, der einst für RB Leipzig stürmte, hatte noch lange nicht genug: Während Madrid weiterhin sehr offensiv spielte, präsentierten sich die Gäste defensiv anfällig – Sörloth nahm weitere Einladungen gerne an. Nach scharfen Pässen in die Spitze schnürte er binnen acht Minuten einen Hattrick, mit dem Fuß erzielte er seine Tore drei (52.) und vier (56.).

Sörloth verpasst den Fünferpack

Das Estadio de la Ceramica tobte, das große Real wankte bedenklich. Ancelotti wechselte nach dem 4:4-Ausgleich zeitig, auch wenn Kroos, Vinicius Junior oder Bellingham draußen blieben. Nichtsdestotrotz bekamen die Blancos anschließend mehr Kontrolle rein – phasenweise.

Fortan war die Partie zwar ausgeglichener, aber kaum minder offensiv. In der 79. Minute traf der eingewechselte Rodrygo für Real den Pfosten, kurz darauf verpasste Sörloth gar den Fünferpack (83.). Auch Lunin musste – gegen Traore (90.) – noch mal ran, danach hatte Madrid die drohende Niederlage nach 4:1-Führung abgewendet. Und Villarreals Europa-Traum platzen lassen. Zumindest Sörloth darf sich in einer Woche wohl “Pichichi” nennen.

Boldt lässt die Baumgart-Frage offen

Robert Glatzel hat die Torjäger-Kanone gewonnen und der HSV durch das ausverkaufte Haus beim 4:1 gegen Nürnberg mit im Schnitt 55 906 Zuschauern einen Vereins-Rekord aufgestellt – weil es sonst nichts zu feiern gab, stellen sich nun die Fragen um Jonas Boldt und Steffen Baumgart.

Jonas Boldt und Steffen Baumgart gehen nach der Saison in die Analyse.

Jonas Boldt und Steffen Baumgart gehen nach der Saison in die Analyse.

IMAGO/Ulrich Hufnagel

Der Sportvorstand stellte sich nach dem versöhnlichen Abschluss einer enttäuschenden Saison sehr aufgeräumt den Fragen. Und räumt ein, dass auch er selbst naturgemäß infrage steht. “Am Ende steht Platz 4 und das ist enttäuschend. Die Aufarbeitung hat bereits begonnen und geht noch ein paar Tage.” Er selbst hat bereits vor dem Aufsichtsrat gesprochen und seine Pläne dargelegt, nachdem die Kontrolleure in den Wochen zuvor auch mit möglichen Nachfolgekandidaten zusammengesessen aber keinen Konsens gefunden haben.

Boldt gibt sich selbstkritisch und sagt: “Wenn man unsere Saison sieht, dann gibt es sicher keinen Bereich, wo man nicht auch genauer hinschauen sollte. Wir waren in keinem Bereich richtig top, das fängt ganz oben an und zieht sich durch andere Bereiche.”

Mit dem Aufsichtsrat, erklärt der 42-jährige Ex-Leverkusener, “bin ich regelmäßig im Austausch.” Die Signale, die er vernommen hat, sind jene, die sich zuletzt schon abgezeichnet hatten: Es wird wohl auch nach dem fünften gescheiterten Anlauf Richtung Bundesliga mit ihm weitergehen. “Davon”, sagt er, “gehe ich aus.”

Boldt macht es diesmal anders

Und wie geht es mit Baumgart weiter? Unmittelbar nach dem Abpfiff der verlorenen Relegation vor einem Jahr gegen den VfB Stuttgart (0:3, 1:3) hatte sich Boldt noch in der Mixedzone vor dem Gang in die Kabine und vor allem vor der großen Saisonanalyse öffentlich darauf festgelegt, dass es mit Tim Walter als Trainer weitergehe, garniert mit dem Zusatz “natürlich.”

Eine Reihenfolge, die zu Recht kritisiert wurde, und eine, die Boldt dieses Mal nicht wählt. “Ich habe mich sehr dafür eingesetzt, dass der Trainer hier ist und habe einen sehr guten Austausch mit ihm”, erklärt der Boss, sagt aber auch: “Ich kann mir vorstellen, dass er sich das eine oder andere anders vorgestellt hat. Weder er noch ich sind zufrieden. Deshalb werden wir jetzt alles in Ruhe besprechen und das Gesamte übereinander legen. Das bedeutet aber nullkommanull Interpretationsmöglichkeiten in die eine oder andere Richtung, sondern es ist ein ganz normaler Prozess. Ich denke, es ist in Ordnung, nach so einer Saison nicht vorschnelle Statements rauszuhauen. Der Abstand nach oben war letztlich zu groß und es waren zu viele Spiele, die nicht so funktioniert haben.”

“Das ist auch genau das Richtige”

Eine generelle Absetzbewegung bedeuten Boldts Aussagen nicht, denn er sagt auch: “Wir haben zuletzt schon viel gesprochen und es gibt ein paar Tendenzen.” Er wiederholt somit nicht den Fehler aus dem Vorjahr und hält sich an die Reihenfolge: “Entscheidend ist, dass die Bausteine nacheinander gelegt werden.” Und das bedeutet: Erst muss die Zukunft des Sportvorstandes durch den Aufsichtsrat endgültig und auch öffentlich geklärt werden, dann wird dieser die des Trainers klären. Für Baumgart selbst scheint der Fall relativ klar: “Jonas und ich befinden uns jeden Tag im Austausch. Für uns geht es weiter, aus meiner Sicht geht es auch mit ihm weiter. Das ist auch genau das Richtige.”

Sebastian Wolff