Auch Kraus und Zolinski: FCK verabschiedet neun Spieler

Nach dem Pokalfinale nimmt der Kader des 1. FC Kaiserslautern für die kommende Saison Konturen an. Bei der Saisonabschlussfeier am Sonntag wurden neun Spieler verabschiedet.

Abschied nach 182 Spielen: Geschäftsführer Thomas Hengen ehrt Kevin Kraus.

Abschied nach 182 Spielen: Geschäftsführer Thomas Hengen ehrt Kevin Kraus.

picture alliance/dpa

Nach 182 Pflichtspielen für die Roten Teufel endet wie erwartet die Zeit von Kevin Kraus in Kaiserslautern. Der 31 Jahre alte Innenverteidiger ist neben Hendrick Zuck der dienstälteste Spieler im Team gewesen, er kam 2018 aus Heidenheim. Schon nach dem 5:0-Erfolg zum Saisonabschluss gegen Eintracht Braunschweig deutete sich an, dass sich die Wege trennen. Kraus schwärmte von seinen “tollen Momenten auf dem Betzenberg”.

Nach der Heimreise vom Pokalfinale aus Berlin war Kraus am Sonntagnachmittag einer von insgesamt neun Spielern, die bei der Saisonabschlussfeier auf dem Stiftsplatz offiziell verabschiedet wurden. Zuck, seit geraumer Zeit von einem Kreuzbandriss außer Gefecht gesetzt, war trotz auslaufenden Vertrags nicht unter den Verabschiedeten. Der Verein hat noch nicht verkündet, wie es mit dem dem 33-Jährigen weitergeht.

Klar ist dagegen: Auch Aufstiegsheld Philipp Hercher erhält keinen neuen Vertrag. Der variable Außenbahnspieler ist seit 2019 im Klub und lief in 136 Pflichtspiele für die Pfälzer auf. Der 28-Jährige hatte mit zehn Vorlagen und sechs Toren in der Aufstiegssaison 2022 unter Marco Antwerpen seinen entscheidenden Beitrag geleistet – dazu kommt der wichtige Treffer in der Relegation gegen Dresden. Seit dem Aufstieg lief es für Hercher auch wegen diverser Verletzungen nicht mehr rund. Es deutet vieles darauf hin, dass er zum Konkurrent Magdeburg wechselt – eine Bestätigung steht noch aus.

Zolinskis starker Schlussspurt reicht nicht

Dass Julian Niehues (23) nach drei Jahren und 80 Einsätzen zum 1. FC Heidenheim wechseln wird, war längst bekannt. Wegen eines im April erlittenen Kreuzbandrisses muss der zentrale Mittelfeldspieler seinen Traum von der Bundesliga aber noch etwas aufschieben.

Ben Zolinski ist es offensichtlich nicht gelungen, sich mit seinem starken Schlussspurt in dieser Saison für eine Weiterbeschäftigung zu empfehlen. Der 32-Jährige, der vom Angriff bis in die Innenverteidigung – wie gerade im Pokalfinale – im Grunde überall spielen kann, wurde von Funkel wiederentdeckt, nachdem er fast die gesamte Saison auf der Tribüne verbrachte. Es war auch seiner Mentalität und Leidenschaft zu verdanken, warum der FCK nochmal die Kurve bekommen hat. Zolinski machte in zwei Jahren 22 Spiele.

Auch auf der Torhüterposition wird sich der Kader verändern. Robin Himmelmann (35), im Winter als Ersatz für den nach Bochum abgewanderten Andreas Luthe verpflichtet, war von vornherein nur als Übergangslösung für die Nummer 2 vorgesehen. In den vier Pflichtspielen, in denen er den verletzten Stammkeeper Julian Krahl vertrat, leistete er sich zwar keine großen Fehler, strahlte aber auch keine Sicherheit aus.

Puchacz: Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen

Hinzukommen die auslaufenden Leihen von Nikola Soldo (1. FC Köln), Tymoteusz Puchacz (Union Berlin), Filip Stojilkovic (Darmstadt 98) und Ba-Muaka Simakala (Holstein Kiel). Einzig Linksverteidiger Puchacz hat sich für eine weitere Beschäftigung in Kaiserslautern empfohlen. Eine endgültige Entscheidung über die Zukunft des Polen ist noch nicht getroffen und dürfte auch von den Planungen des neuen Köpenicker Sportchefs Horst Heldt abhängen.

Stojilkovic (200 Einsatzminuten/neun Mal nicht im Kader) und Simakala (108 Minuten/acht Mal nicht im Kader) bleiben die großen Missverständnisse dieser Rückrunde. Beide schossen je ein Tor, spielten unter Funkel aber gar keine Rolle mehr.

Dick: elf Jahre FCK, 220 Spiele

Nach in Summe elf Jahren auf dem Betzenberg sagt auch Florian Dick auf Wiedersehen. Von 2008 bis 2014 spielte der Rechtsverteidiger erstmals für den FCK und erlebte damit auch die bis heute letzten beiden Jahre in der Bundesliga. 2018 kam der gebürtiger Bruchsaler nochmal für ein Jahr zurück, ehe er seine Karriere nach insgesamt 220 Spielen im FCK-Trikot beendete. Seit 2020 war der inzwischen 39-Jährige als Teammanager dabei. Auf eigenen Wunsch zieht er sich von diesem Posten zurück.

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Moritz Kreilinger

Kraus vor dem Abschied? “Es gab so tolle Momente”

Der 1. FC Kaiserslautern hat sich mit einem rauschhaften 5:0-Kantersieg aus der Zweitliga-Saison verabschiedet. Friedhelm Funkel schenkte beim Warmlaufen für das Pokalfinale einem zuletzt ins zweite Glied gerückten Mann nochmal das Vertrauen: Kevin Kraus.

Schaut, da geht er: Friedhelm Funkel zeigt dem FCK-Publikum nochmal die Bedeutung des ausgewechselten Kevin Kraus.

Schaut, da geht er: Friedhelm Funkel zeigt dem FCK-Publikum nochmal die Bedeutung des ausgewechselten Kevin Kraus.

IMAGO/Werner Schmitt

Als Kevin Kraus am Sonntagnachmittag beim Stand von 5:0 seines FCK gegen Eintracht Braunschweig wenige Minuten vor dem Schlusspfiff das Feld verließ, da donnerte nochmal der Applaus von den Rängen. Erst recht, als FCK-Coach Friedhelm Funkel für alle sichtbar mit dem Finger auf den gerade ausgewechselten Innenverteidiger zeigte und wohl zu verstehen geben wollte: Seht her, hier verlässt ein ganz Wichtiger das Feld – und vielleicht den Verein?

“Ein ganz ganz toller Profi und ein ganz ganz toller Mensch”, lobte Funkel später den 31-jährigen Abwehrmann, der unter seiner Führung bis zum Saisonabschluss nur zwei Spiele zu Beginn gemacht hatte und danach auf der Bank ohne weiteren Einsatz Platz nehmen musste. “Den Abschied wollte ich ihm einfach geben. Die ganzen Wochen ist er immer vorweg gegangen im Training, er war nie unzufrieden”, so Funkel.

Ob es denn tatsächlich Kraus’ Abschied vom FCK-Heimpublikum war, ist allerdings noch nicht ganz beschlossen. Sein Vertrag läuft aus, die finalen Planungen für die kommende Saison liegen angesichts des bevorstehenden Pokalfinals mehr oder weniger noch auf Eis. “Das weiß ich noch nicht”, sagte der Abwehrrecke zu seiner Zukunft, ließ aber keine Zweifel, welche Bedeutung das Spiel von Anfang und mit Kapitänsbinde am Arm im ausverkauften Fritz-Walter-Stadion nochmal hatte: “Es ist immer schön, hier auf dem Betze zu spielen. Ich habe so oft hier gespielt, es gab so tolle Momente hier.”

Sechs turbulente Jahre in Kaiserslautern

Spielbericht

Der aktuell dienstälteste Profi im FCK kann auf bewegte Jahre zurückblicken. 2018 lotsten ihn die damaligen Kaderplaner Martin Bader und Boris Notzon in die Pfalz. Kraus, beim 1. FC Heidenheim gestandener Zweitliga-Profi, sollte beim frisch abgestiegenen FCK eine Schlüssel- und Führungsrolle einnehmen – und möglichst schnell wieder aufsteigen. Doch aus dem erhofften einen Jahr in der 3. Liga wurden vier teils chaotische Spielzeiten. Michael Frontzeck, Sascha Hildmann, Boris Notzon, Jeff Saibene und Marco Antwerpen heuerten als Trainer auf dem Betzenberg an, sportliche Verantwortlichen kamen und gingen, der FCK ging insolvent und war fast in die Regionalliga abgestürzt – nur Kraus war immer da, beinahe stoisch führte er die sich immer wechselnde Mannschaft durch die Turbulenzen, köpfte Tore in Derbys und verhinderte Schlimmeres in wilden Spielen.

“Die ersten Jahre waren gepräft von Negativschlagzeile, die Insolvenz, fast der Abstieg in die 4. Liga. Da macht es einen schon ein bisschen stolz, dass man diesen Weg wieder nach oben mitgehen durfte, dass der Verein auf einen gesetzt hat und man seinen Teil dazu beitragen konnte”, schaute er am Sonntag nochmal zurück. 2022 gelang dann aber in der Relegation gegen Dynamo Dresden endlich die Zweitliga-Rückkehr, der ein souveränes Jahr im Unterhaus folgte.

Die nun abgeschlossene Saison erinnerte zwar wieder an stürmische Zeiten auf dem Betzenberg, doch mit dem sicheren Klassenerhalt im Rücken wartet nun nochmal ein echtes Highlight: “Natürlich ist das ein sensationeller Abschluss. Wir können da befreit aufspielen”, so Kraus und fügte mit Blick auf das letzte Heimspiel an: “Es war nochmal schön, mit einem tollen Ergebnis und mit einer guten Leistung aufgehört zu haben.” Das könnte vielleicht nicht nur für die Saison gelten, sondern auch für seine gesamte FCK-Zeit.