Klaus mit dem Dosenöffner: Düsseldorf verteidigt Rang drei

Fortuna Düsseldorf hat auf die Siege der Konkurrenz geantwortet und Eintracht Braunschweig im dritten Spiel der “Fortuna für alle”-Kampagne besiegt. Dadurch verteidigten die Rheinländer Rang drei vor dem HSV, Braunschweig rutscht auf den 16. Platz ab.

Erzielte den ersten Treffer des Tages: Fortuna Düsseldorfs Felix Klaus (r.).

Erzielte den ersten Treffer des Tages: Fortuna Düsseldorfs Felix Klaus (r.).

IMAGO/pepphoto

Fortuna-Coach Daniel Thioune nahm nach dem 0:4 im Pokal-Halbfinale in Leverkusen zwei Wechsel vor. Anstelle von Kapitän Hoffmann, der mit muskulären Problemen kurzfristig passen musste, und Mustapha (Bank) begannen Appelkamp und Vermeij. Für den Angreifer war es der erste Startelf-Einsatz seit Ende Februar.

Braunschweigs Trainer Daniel Scherning wechselte derweil dreimal im Vergleich zum 5:0-Sieg gegen Elversberg. Für die gelbgesperrten Bicakcic und Nikolaou, sowie Gomez, der auf die Bank rotierte, starteten Decarli, Ivanov und Krüger.

Fortuna dominanter – BTSV mit den Chancen

2. Bundesliga – 28. Spieltag

Zu Beginn tasteten sich beide Teams erst einmal ab, ehe die Gäste mit der ersten Chance aufhorchen ließen. In Minute acht prüfte Philippe aus rund 16 Metern F95-Keeper Kastenmeier. Die Fortuna verbuchte mehr Spielanteile, kombinierte sich immer wieder in den Braunschweiger Strafraum, doch der letzte Pass kam oftmals nicht beim Zielspieler an.

Stattdessen nutzten die Gäste ihre seltenen Vorstöße und wären durch Donkor beinahe in Führung gegangen, wäre da nicht erneut Kastenmeier zur Stelle gewesen (19.). Wenige Augenblicke später wurde es dann jedoch auf der Gegenseite richtig gefährlich, Vermeij traf aus zentraler Position den Ball nicht richtig und ließ die die bis dato beste Chance des Spiels liegen (23.). Es ging hin und her und wieder waren es die Braunschweiger, die das erste Tor hätten erzielen können, Krüger setzte seine Direktabnahme knapp vorbei (36.).

Klaus jubelt kurz vor der Pause – Tzolis erhöht

Dann durften die Gastgeber jubeln, nachdem Appelkamp eine Hereingabe von Iyoha entscheidend per Hacke auf Klaus verlängert hatte, der in der 42. Minute sicher zum 1:0 traf. Zur Pause stand eine wegen der spielerischen Dominanz verdiente Führung für die Fortuna.

Nach dem Seitenwechsel – auf Wechsel verzichteten beide Trainer zunächst – hatte Braunschweig zunächst mehr vom Spiel, ehe Krüger bei einem Düsseldorfer Freistoß im Strafraum der Hausherren mit dem Arm an den Ball kam und einen Elfmeter verursachte (53.). Den übernahm Fortuna-Toptorjäger Tzolis, der ansatzlos seinen 18. Liga-Treffer erzielte (55.). Die Gastgeber hatten auch danach alles unter Kontrolle, verpassten bei Appelkamps Versuch die endgültige Entscheidung (65.).

Scherning versuchte von außen einzuwirken, verpulverte schnell seine fünf Wechsel, doch all das sollte nicht helfen. Zwar zielte der eingewechselte Gomez in Minute 78 nochmal knapp vorbei, ehe Amyn sogar noch das Aluminium traf (84.). Braunschweig war um den Anschlusstreffer bemüht, kam ausgenommen kleinerer Möglichkeiten aber nicht mehr entscheidend vors Tor und musste sich somit mit der verdienten Niederlage zufrieden geben.

Die Fortuna eroberte dadurch den dritten Platz zurück, während Braunschweig auf Rang 16 abrutschte. Am 29. Spieltag ist das Niedersachsenderby angesetzt, der BTSV empfängt am Sonntag Hannover (13.30 Uhr). Einen Tag zuvor gastiert Düsseldorf bei Wehen Wiesbaden (13 Uhr).

Drei Tore in acht Minuten: Nächstes Fortuna-Comeback gegen Lautern

Die Anhänger von Düsseldorf und Kaiserslautern erlebten ein Dé­jà-vu. Wie bereits im Hinspiel drehten die Fortunen auch beim 3:1 auf dem Betzenberg die Partie.

Die Vorentscheidung: Christos Tzolis feiert seinen Treffer zum 3:1.

Die Vorentscheidung: Christos Tzolis feiert seinen Treffer zum 3:1.

IMAGO/Thomas Frey

Beide Trainer verzichteten zwar auf freiwillige Wechsel, dennoch gab es auf beiden Seiten jeweils zwei Änderungen. FCK-Coach Friedhelm Funkel musste nach dem 1:1 in Hannover auf Torjäger Ache (Oberschenkelverletzung) und Schlussmann Krahl (Handverletzung) verzichten. Dafür begannen Ritter (nach abgesessener Gelbsperre) und Himmelmann (Saison-Premiere und FCK-Debüt). Für Letztgenannten schloss sich damit ein kleiner Kreis: Sein bis dato letztes Pflichtspiel hatte der Winter-Neuzugang für Kiel am 6. Mai 2023 in Düsseldorf (0:3) bestritten.

Auf der Gegenseite fehlten im Vergleich zum 4:0 in Osnabrück Gavory (muskuläre Probleme) und Johannesson (Gelbsperre). Anstelle des Duos begannen Uchino und Appelkamp.

Das Duell der beiden Pokal-Halbfinalisten, die sich am Dienstag (Kaiserslautern) beziehungsweise Mittwoch (Düsseldorf) ihren Traum vom Finale in Berlin erfüllen können, begann mit Ausnahme von Kalocs Abschluss (4.) schleppend. Beide Mannschaften warteten im gegnerischen Ballbesitz ab und liefen erst ab der Mittellinie an. Dementsprechend war es nicht überraschend, dass die ersten größeren Chancen aus Standardsituation resultierten: Elvedi köpfte aber vorbei (20.) und Kastenmeiers Faustabwehr landete über den Rücken Zimmermanns knapp neben dem eigenen Gehäuse (24.).

Überlegter Abschluss: Ritter bringt FCK in Führung

Kurze Zeit später bebte der Betzenberg dann aber. Ritter bugsierte eine leicht von Redondo abgefälschte Puchaczs Flanke ins Netz (26.) – Ausgangspunkt war ein Einwurf des Letztgenannten. Düsseldorf erhöhte daraufhin natürlich die eigenen Bemühungen. Da die beste Offensive aber gegen die galligen Pfälzer – unter anderem stand Zimmer Tzolis auf den Füßen – blass blieb, ging es mit dem 1:0 in die Kabinen.

2. Bundesliga – 27. Spieltag

Durch die Hereinnahme von Iyoha – gelernter Außenstürmer – für den kurz vor der Pause angeschlagenen Uchino agierte die Fortuna nach Wiederanpfiff nominell etwas offensiver. Doch die Durchschlagskraft fehlte zunächst weiterhin, weil die Passqualität im letzten Drittel nicht stimmte. Eine Ko-Produktion zweier Joker sorgte dann für die bis dato beste Chance der Flingeraner. Vermeijs Kopfball nach Iyohas Hereingabe klärte Tomiak kurz vor der eigenen Torlinie (66.).

Fortuna dreht das Spiel binnen zwei Minuten

Der dritte eingewechselte Fortune sollte dann den Ausgleich herbeiführen: Niemiec nutzte sein Tempo und bediente Tzolis, der nur noch einschieben musste (74.) – das 1:1 hatte sich nicht wirklich abgezeichnet, weil die Pfälzer zuvor sehr souverän verteidigt hatten.

Davon war nach dem Ausgleich aber plötzlich nichts mehr zu sehen: Appelkamp drehte zwei Minuten später sogar komplett das Spiel (76.), acht Minuten nach dem 1:1 war die Partie dann auch schon entschieden. Nachdem Kaloc per Distanzschuss das 2:2 verpasst hatte (79.), schnürte Tzolis seinen Doppelpack (82.).

Kaiserslautern rutscht auf den Relegationsplatz ab

Durch den dritten Sieg in Serie sprang Düsseldorf zumindest bis Sonntag am HSV vorbei auf den dritten Platz. Kaiserslautern hingegen rutschte durch Braunschweigs zeitgleichen Kantersieg gegen Elversberg (5:0) auf Relegationsrang-16 ab.

Bevor Lautern am Samstag (13 Uhr) beim HSV gastiert, sind die Roten Teufeln im Pokal-Halbfinale in Saarbrücken zu Gast (20.45 Uhr). Die Fortuna ist gast im zweiten Halbfinale am Mittwoch in Leverkusen (20.45 Uhr). In der Liga ist Braunschweig am kommenden Sonntag zu Besuch in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt (13.30 Uhr).

Überflieger Tzolis stürmt Richtung Bundesliga – und vorher zur EM?

Christos Tzolis (22) ist seit Monaten das Maß aller Dinge in der Offensive von Fortuna Düsseldorf. Der Aufstiegsaspirant plant, den Griechen per Kaufoption fest an sich zu binden, doch Tzolis’ Zukunft ist dennoch ungewiss.

Zurück in der griechischen Nationalmannschaft: Fortuna Düsseldorfs Topscorer Christos Tzolis.

Zurück in der griechischen Nationalmannschaft: Fortuna Düsseldorfs Topscorer Christos Tzolis.

imago images (2)

Alles fing im Frühsommer 2020 in Thessaloniki an, kurz nach Ende des fast weltweiten Lockdowns wegen der Corona-Pandemie. Vor der Wiederaufnahme des Spielbetriebs der griechischen Superleague holten PAOK-Trainer Abel Ferreira (aktuell Trainer vom brasilianischen Topklub Palmeiras) und der damalige Sportdirektor Olaf Rebbe (aktuell Sportdirektor 1. FC Nürnberg) einen 18-jährigen Talentspieler namens Christos Tzolis, der bei den A-Junioren des nordgriechischen Klubs 19-mal getroffen hatte, dauerhaft in die erste Mannschaft.

Vom Nobody zum Überflieger

Ab dem Moment ging es rasant bergauf für den Wonderboy, wie ihn die griechischen Medien seinerzeit tauften. In den Play-offs schnupperte er rein: neun Einsätze und sein Premierentor in der Liga. Zu Beginn der Saison 2020/21 eroberte er nach der vorzeitigen langfristigen Vertragsverlängerung im Eiltempo alle Herzen. Zeitgleich bekam er als Vertrauensvorschuss von der sportlichen Führung die Wunschnummer 11. Rebbe erinnert sich gern: “Da die Familie eine Zeit lang in Deutschland wohnte (erklärt die Jugendstationen Alemannia Königstädten und Rosenhöhe Offenbach, Anm. d. Red.), hatten wir von Anfang an einen guten Draht zueinander. Sie haben uns vertraut, was in der Phase enorm wichtig auch für Christos war. Der Rest war bei seinen Fähigkeiten eher die logische Folge.”

Vier Spiele, zwei Tore in der Champions-League-Qualifikation, darunter zwei Tore und eine Vorlage beim überragenden Spiel gegen Besiktas (3:1). Weitere drei Tore und zwei Assists in der Europa League ließen alle genauer auf den jungen, abschlussstarken Stürmer blicken. In der heimischen Liga stieg er noch in der ersten Saisonhälfte zum Stammspieler bei PAOK auf und wurde immer mehr zum Leistungsträger. Schon Anfang Oktober debütierte Tzolis unter dem heutigen Ajax-Trainer John van’t Schip in der griechischen Nationalmannschaft. Dazu später mehr.

Insgesamt 57 Einsätze kamen in etwas über einem Jahr für PAOK zusammen, 17 Tore und elf Assists brachten ihm nur ein paar Monate später den griechischen Pokalsieg (2:1 gegen Olympiakos) und den Wechsel zum Premier-League-Aufsteiger Norwich City. Für PAOK war der Transfer ein Geldsegen, da der Klub dadurch die Probleme rund ums UEFA-Financial-Fairplay löste.

Doch der Premier-League-Traum hielt für den aufstrebenden Akteur nur eine Saison und war nach 14 zumeist Kurzeinsätzen wieder vorbei. Schon im Herbst wurde Daniel Farke, der ihn als Trainer geholt hatte, gefeuert. Nach und nach ließ der Klub im Abstiegskampf seinen Neuzugang links liegen. Es folgte der Abstieg, ein halbjähriger Abstecher in die niederländische Eredivisie zu Twente und der Weg zurück nach Norwich und in die Championship.

Wiedersehen in der 2. Bundesliga

Die Wege mit seinem einstigen Förderer Olaf Rebbe kreuzten sich schließlich im Sommer 2023 in der 2. Bundesliga wieder. Zwar wollte der FCN-Sportdirektor den heute 22-jährigen Außenstürmer nach Franken holen, musste allerdings akzeptieren, dass der junge Grieche seine Entscheidung zu Gunsten der Fortuna getroffen hatte: “Christos ist ein bescheidener, zielstrebiger Spieler, der fokussiert und immer hart arbeitete. Er braucht aber Rückhalt und Vertrauen, was er nun in Düsseldorf bei den Leuten um Klaus Allofs gefunden hat.”

Apropos Klaus Allofs. Dem Sportvorstand der Fortuna ist nicht nur der Coup mit dem sportlichen Überflieger der Zweitligasaison gelungen, sondern auch ein finanzielles Schnäppchen. Sollte die Fortuna mit dem aktuell überragenden Tzolis den Aufstieg in die Bundesliga schaffen, wird die Kaufoption von kolportierten fünf Millionen Euro gezogen. Der Spieler äußerte sich unlängst, dass er im Aufstiegsszenario gerne weiterhin in Düsseldorf bleiben würde. Vielleicht auch deshalb wurde von den F95-Fans eine Spendenaktion ins Leben gerufen, bei der bisher über 14.000 Euro für den Verbleib von Tzolis gesammelt wurden.

Sollte jedoch der Aufstieg verpasst werden, kann die Fortuna auch die dann niedrigere Kaufoption ziehen und auf Interessenten warten. Dass das benachbarte Borussia Mönchengladbach an Tzolis interessiert ist, konnte man schon 2021 vor seinem Wechsel nach Norwich registrieren. Zwei weitere Bundesligisten haben ebenfalls angeklopft – gestern kam laut Medienberichten Werder Bremen hinzu. Auch mindestens zwei griechische Klubs haben bei der Fortuna schon angeklopft. Dass sich noch mehr Klubs aus dem In- und Ausland melden werden, scheint sehr wahrscheinlich.

Düsseldorfs Restprogramm

Comeback im Nationalteam

Die 15 Ligatore und neun Assists in der 2. Bundesliga unter Trainer Daniel Thioune haben Tzolis auch zur Rückkehr ins Nationalteam verholfen. Zum richtigen Zeitpunkt, denn am Donnerstagabend (20.45 Uhr) kann sich Hellas in Athen gegen Kasachstan für das Finale um das dritte noch zu vergebende EM-Ticket qualifizieren. Erstmals nach eineinhalb Jahren wieder mit Tzolis an Bord.

EM-Quali Play-offs

Bislang kann der 22-Jährige 13 Länderspiele und ein Tor vorweisen. Jedes weitere könnte ab sofort historisch werden. Dass er froh ist, wieder dabei zu sein, sieht man ihm in jedem Trainingsmoment an. Trainer Gustavo Poyet will mit ihm als Joker die Gunst der Stunde nutzen und den einen entscheidenden Moment vom abschlusssicheren Außenstürmer bekommen. Danach sollte der Sieger aus dem anderen Halbfinale – Georgien gegen Luxemburg – auch kein unmöglicher Auftrag sein.

Doch unabhängig davon wird die Personalie Tzolis im Sommer wohl ihren Zenit am Transfermarkt erreichen. Dann freut sich im Frankenland Rebbe, der gerade am Rekordtransfer bastelt, über sein weiterhin gutes Gespür für 18-jährige Talente, die einschlagen und für teures Geld verkauft werden. Der Deal für Can Uzun könnte zum Beispiel die einstigen elf Millionen für Tzolis sogar übertreffen. Und im Rheinland kann sich der abgezockte Klaus Allofs zurücklehnen und über jeden Anruf freuen. Die ohnehin gute Verhandlungsposition wäre mit einem EM-Teilnehmer Tzolis sicher nicht schlechter.

Georgios Vavritsas