Wenn Italiens jüngster Vizemeister Lazio Rom am frühen Dienstagabend (18.45 Uhr, LIVE! bei kicker) in der Champions League auf Celtic Glasgow trifft, dann ist die Chance groß. Doch auf was eigentlich? Auf einen neuerlichen Tobsuchtsanfall von Trainer Maurizio Sarri?

Ein Meister der strengen Blicke: Maurizio Sarri.
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Dass Maurizio Sarri ein ausgewiesener Fachmann ist, ist bekannt. Er hat sich als Trainer aus den Tiefen hoch in en Profizirkus gearbeitet und Erfolge mit Napoli (2015 bis 2018 mit offensivem Fußball Eindruck gemacht), Chelsea (2018 bis 2019 mit dem Europa-League-Titel garniert) und Juventus (2019 bis 2020, Scudetto 2020) gefeiert.
Und auch seit seiner Amtsübernahme bei Lazio Rom im Sommer 2021 ist viel gelungen – allen voran die jüngste Vizemeisterschaft samt erster Champions-League-Qualifikation für den Hauptstadtklub seit 2020/21 und überhaupt erst zum zweiten Mal seit 2007/08.
Auf dem Weg dahin – egal bei welchem Verein – lässt sich der Sohn eines Stahlarbeiters und der frühere Banker der Banca Monte dei Paschi di Siena nicht gern verbiegen, seine Methoden sind unkonventionell. Er pfeift regelrecht auf das, was andere von ihm halten. So antwortet er 2015 auf eine Aussage der inzwischen verstorbenen Napoli-Legende Diego Maradona, er sei der Falsche für den süditalienischen Verein: “Diego kann sagen, was er will. Er wird immer mein Idol bleiben.” Im Anschluss hat er die Partenopei damals in den Jahren 2016 auf Rang 2, 2017 auf Rang 3 und 2018 wieder auf Rang 2 geführt. Maradona hinterher: “Sorry, ich habe mich getäuscht. Er ist genial!”
21 Klubs hat Sarri nun schon seit 1990 betreut. Die Frage nun: Muss sich der 64-Jährige bald nach Nummer 22 umsehen – und das aus freien Stücken?
Nach Salerno: Sarri platzt der Kragen
Fakt ist: In dieser Saison mit der besonderen Belastung in der Königsklasse läuft es noch gar nicht. Es läuft – mit Verlaub – richtig schlecht.
Nach 13 Serie-A-Spieltagen stehen bereits sechs Niederlagen und ein Platz im tristen italienischen Tabellenmittelfeld zu Buche. Am Wochenende hat es trotz anfänglicher Führung durch Führungsfigur Ciro Immobile (Elfmeter) ein 1:2 in Salerno gesetzt – beim bis dato noch ohne einen einzigen Sieg dastehenden Tabellenletzten. Zum Vergleich: Die Vizemeisterschaftsspielzeit in diesem Sommer haben die Biancocelesti nach 38 Spieltagen mit nur acht Pleiten beendet – mit einem Torverhältnis von 60:30. Auch hier sind die Römer aktuell mit 14:15 vorn wie hinten weit entfernt.
Die Fans sind dementsprechend bedient gewesen und haben die Mannschaft bei der Ankunft am Bahnhof gleich mal mit Wut empfangen.
Und Sarri (Vertrag bis 2025), der in seiner gesamten Karriere noch nie sechs Niederlagen nach 13 Spieltagen kassiert hat? Dem ist nach diesem GAU der Kragen in alle Richtungen geplatzt: “Wäre ich Lazio-Präsident (Claudio Lotito; Anm. d. Red.), würde ich ein drastisches Zeichen setzen. Ich bin im Allgemeinen kein Fan von Trainingslagern, aber es muss etwas getan werden, um diese Trägheit zu durchbrechen.” Ob er damit aber zugleich auch auf eine Entlassung von ihm selbst angespielt hat? Er werde jedenfalls in den kommenden Stunden und Tagen genau überlegen, “ob ich das Problem bin oder die Spieler ihren Willen verloren haben. Ich weiß wirklich nicht, was ich anders mache als letztes Jahr – vielleicht bin ich etwas härter zu den Spielern geworden. Liegt es am Ende an mir, trete ich ab!”
Immerhin: In der Champions-League-Gruppe E stehen die Römer mit sieben Punkten aus vier Partien gut da – und können an diesem Dienstag (18.45 Uhr, LIVE! bei kicker) einen großen Schritt nach vorne machen. Mit einem Heimsieg im Stadio Olimpico gegen den abgeschlagenen Letzten Celtic Glasgow (erst ein Remis und 3:12 Tore) kann das Achtelfinale unter Umständen schon gebucht werden – sollte zu späterer Stunde (21 Uhr) Spitzenreiter Atletico Madrid bei Verfolger Feyenoord Rotterdam gewinnen. Sollte es aber auch hier nach hinten losgehen, dann dürfte es mehr als nur Pfiffe von den leidenschaftlichen Laziali setzen. Dann müsste gefühlt etwas passieren in dieser Krise.