Langjähriger Bundesliga-Torwart Georg Koch ist an Krebs erkrankt

Düsseldorf, Bielefeld, Kaiserslautern, Cottbus (ausschließlich 2. Liga) und Duisburg: Viele Jahre seiner Profikarriere war Georg Koch Teil der Bundesliga. Nun ist der frühere Torwart mit seiner Krebs-Diagnose an die Öffentlichkeit gegangen.

Am längsten in der Bundesliga spielte Georg Koch einst für den 1. FC Kaiserslautern - 85 Erstliga-Partien.

Am längsten in der Bundesliga spielte Georg Koch einst für den 1. FC Kaiserslautern – 85 Erstliga-Partien.

APA/dpa

Georg Koch ist unheilbar an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt. Das hat der ehemalige Torhüter selbst kundgetan.

“Ich werde sterben. Die Krankheit ist unheilbar. Aber wann mich der liebe Gott holen wird, hat er noch nicht entschieden”, sagte der 52-jährige Bergisch Gladbacher der “Bild am Sonntag”. Festgestellt worden sei “der ganze Mist bei einer Routine-Untersuchung. Mir ging es zuvor schon nicht so gut – und meine Blutwerte waren auffällig schlecht”.

Koch hatte während seiner Karriere bei Fortuna Düsseldorf (ab 1991), Arminia Bielefeld (1997 bis 2000), dem 1. FC Kaiserslautern (2000 bis 2003), Energie Cottbus (2003 bis 2004) und dem MSV Duisburg (2004 bis 2007) sowie im Ausland bei der PSV Eindhoven (1997), Dinamo Zagreb (2007 bis 2008) und zum Abschluss für Rapid Wien (bis 2009) gespielt. Für die Hütteldorfer war er 2008 siebenmal in der Bundesliga und zweimal in der Champions-League-Qualifikation im Einsatz. Sein letztes Spiel war ein Wiener Derby – am 24. August 2008. Dabei war der Goalie in der 6. Minute zu Boden gegangen, nachdem ein aus dem dahinterliegenden Austria-Sektor geworfener Feuerwerkskörper in seiner Nähe explodiert war. Der Deutsche hatte dabei ein Gehörtrauma samt Kreislaufzusammenbruch erlitten.

Nun durchlebt Koch die härteste Zeit seines Lebens. “Das ist schon bitter, wenn du dir durch die Haare gehst und plötzlich ein ganzes Büschel in den Händen hältst”, gab der Keeper zu. “Für Dinge, die du früher in fünf Sekunden erledigt hast, brauche ich inzwischen eine halbe Minute. Aber ich muss mich ja mit der Krankheit arrangieren. Jammern bringt nichts und war noch nie mein Ding.”

Zuletzt bei Viktoria Köln tätig

Es gebe zwar “diese Phasen”, in denen er sich frage, warum es ihn erwischt habe. “Aber wenn man einmal selbst auf einer Krebsstation gewesen ist und man sieht, wie viel Elend es gibt und dass es auch kleine Kinder trifft und junge Menschen, dann kann ich das auch anders einordnen und zu dem Entschluss kommen: Ich hatte ein tolles Leben!”, so der 52-Jährige, der angab, sich “aktuell mit Medikamenten aus den USA” behandeln zu lassen: “Ich konnte das Elend auf den Krebsstationen einfach nicht mehr ertragen, das hat mich fertig gemacht.”

Zuletzt hatte Koch im Fußball als Torwarttrainer sowie später als Teammanager bei Viktoria Köln gearbeitet. Im vergangenen Jahr hatte der Klub mitgeteilt, dass sich Koch aus privaten Gründen zurückziehe. Einen Fußballwunsch hegt der 213-malige Bundesliga- und 165-malige Zweitliga-Spieler aber noch: “Ich würde mir wünschen, dass ich bei jedem Verein, für den ich gespielt habe, nochmal ein Spiel sehe.”

“Urlauber” Zolinski: Noch nicht die Rettung, aber ein “ganz wichtiger Schritt”

Zwei Spiele, zwei Siege: Gerade rechtzeitig kommt der 1. FC Kaiserslautern im Tabellenkeller in Schwung. Nach dem 4:1 gegen Magdeburg atmeten die Beteiligten auf – sehen ihre Mission aber längst noch nicht beendet.

Erleichtert: Ben Zolinski (Mitte, neben Tobias Raschl) und Kollegen können ein wenig durchatmen im Keller.

Erleichtert: Ben Zolinski (Mitte, neben Tobias Raschl) und Kollegen können ein wenig durchatmen im Keller.

IMAGO/Thomas Frey

Zum ganz großen Wurf reichte der verdiente 4:1-Sieg des 1. FC Kaiserslautern gegen den 1. FC Magdeburg noch nicht, doch angesichts der Ergebnisse der Konkurrenten im Abstiegskampf war der Heimerfolg “sehr viel wert”, wie Trainer Friedhelm Funkel bei Sport1 verlauten ließ. “Wir haben ausgenutzt, dass die Rostocker verloren haben und Braunschweig nur einen Punkt geholt hat. Aber wir fühlen uns noch nicht gerettet. Wir müssen weitermachen und an die Leistung anknüpfen. Es war ein ganz wichtiger Sieg, aber mehr nicht.“

Vier Punkte trennen den FCK über Nacht von Relegationsplatz 16 – und darüber hinaus, sollte dem SV Wehen Wiesbaden am Sonntag nicht dasselbe Kunststück gelingen wie Funkels Schützlingen in der Vorwoche, also ein Sieg beziehungsweise Punktgewinn gegen Aufstiegsaspirant Holstein Kiel. Bei zwei verbleibenden Spielen gegen Hertha BSC (11. 5., 13 Uhr) und zuhause gegen die ebenfalls noch zitternden Braunschweiger (19.5., 15.30 Uhr) ist sogar der direkte Abstieg noch möglich, doch angesichts der positiven Stimmung, die Akteure wie Zuschauer am Samstagabend am Betzenberg ob der jüngsten Maximalausbeute von sechs Punkten aus zwei Spielen ausstrahlten, scheint die Einstellung der Pfälzer für das Saisonfinale zu stimmen.

“Die Jungs haben von der ersten Minute an Gas gegeben”

“Die Jungs haben von der ersten Minute an Gas gegeben”, lobte Funkel, Ben Zolinski tat es ihm bei Sky gleich: “Alles was wir uns vorgenommen haben, haben wir umgesetzt.” Zwar habe der Außenbahnspieler gehofft, “nochmal zu Null zu spielen dieses Jahr”, doch das Gegentor konnte seine Stimmung nicht drücken. “Wir haben ein richtig gutes Spiel gemacht, ich hatte unheimlich viel Spaß.” Unter Funkels Vorgängern Dirk Schuster und Dimitrios Grammozis war der 32-Jährige weitgehend außen vor, unter Funkel erlebte er in den vergangenen drei Partien sein Revival – diesmal gar in der Startelf anstelle von Kapitän Jean Zimmer, der, so Funkel, seinen Bankplatz angesichts der Situation im Abstiegskampf gut angenommen hat – und in der 69. Minute schließlich für Zolinski in die Partie kam.

“Ich hab ja ein bisschen Urlaub gemacht davor, das ist dann ein bisschen ungewohnt, über so einen Zeitraum zu spielen”, scherzte Zolinski über seine frühe Auswechslung, hatte er in der laufenden Spielzeit schließlich insgesamt erst fünf Partien absolviert – keine davon über 90 Minuten. “Es ärgert mich, weil ich eigentlich fitnesstechnisch vorangehe. Deswegen werde ich mir was anhören müssen von der Truppe.”

Ich glaube daran, dass man früher oder später belohnt wird.

Daniel Hanslik

Den Saisonverlauf teilt Zolinski, gegen Magdeburg mit einer Torvorlage und vielen Aktionen auf der Außenbahn auffällig, mit Daniel Hanslik – dem Mann der Stunde im FCK-Dress. Gegen Kiel hatte der ebenfalls zwischenzeitlich aussortierte Offensivmann sein erstes Saisontor erzielt, gegen den FCM folgten deren weitere zwei. “In der Hinrunde kam ich bei Dirk Schuster als Sechser rein, danach hab ich weniger eine Rolle gespielt und dann kam Friedhelm Funkel. Da hatte ich das Gefühl, okay, da kommt einer, der auf die Leistungen im Training unter der Woche achtet. Ich bin jemand, der immer Gas gibt und der Mannschaft zu helfen versucht, und ich glaube daran, dass man früher oder später belohnt wird. Dass es jetzt zu so einem Zeitpunkt so gut funktioniert, ist natürlich optimal für mich und die Mannschaft”, erklärte der 27-Jährige bei Sky.

Einer für alle, alle für einen

In unmittelbarem Zusammenhang steht der Aufschwung – sowohl der beiden als auch jüngst beim FCK generell – mit einer Systemumstellung. “Wir haben letzte Woche auf die Fünferkette umgestellt und hatten das Gefühl, dass uns das ein bisschen mutiger macht. Das war schon anstrengend heute, viel Laufarbeit, das muss ich zugeben. Aber wir hatten heute das Momentum auf unserer Seite und waren eiskalt vor dem Tor”, erklärte Zolinski und lobte auch das Spiel gegen den Ball, das auch Hanslik positiv auffiel: “Wir verteidigen sehr gut Eins-gegen-eins. Wenn einer den Zweikampf verloren hat, kam der nächste – und dann haben wir noch einen guten Torwart hinten drin. Das ist ein Konstrukt, auf dem wir aufbauen können. Darauf können wir aufbauen. Daran gilt es anzuknüpfen.”

Daran anknüpfen – das richtige Stichwort für die Mannschaft des FCK, die trotz der positiven Stimmung einen kühlen Kopf bewahrt. “Das ist ein ganz wichtiger Schritt heute gewesen, aber wir sind noch nicht durch, das muss man ganz klar sagen. Deswegen freuen wir uns, aber nur begrenzt”, ordnete Zolinski ein. Hanslik ergänzte:”Heute können wir zufrieden sein, aber es ist noch nicht vorbei. Wir haben noch zwei wichtige Spiele. Morgen spielt Wiesbaden, da kann die Welt schon wieder anders aussehen.”

Dank Doppelpacker Hanslik: FCK verschafft sich Luft im Keller

Der 1. FC Kaiserslautern hat am Samstagabend den überraschenden Erfolg in Kiel veredelt und mit einem ungefährdeten Sieg gegen den 1. FC Magdeburg die nächsten Big Points im Abstiegskampf eingefahren.

Daniel Hanslik, hier vor dem Tor zum 2:0, legte den Grundstein für den Sieg des 1. FC Kaiserslautern.

Daniel Hanslik, hier vor dem Tor zum 2:0, legte den Grundstein für den Sieg des 1. FC Kaiserslautern.

IMAGO/Thomas Frey

FCK-Coach Friedhelm Funkel brachte nach dem 3:1-Erfolg in Kiel Zolinski für Kapitän Zimmer, Magdeburgs Trainer Christian Titz verzichtete nach dem 1:1 gegen Osnabrück auf personelle Veränderungen.

In einer zunächst temporeichen Partie verbuchte der 1. FC Magdeburg durch Schuler den ersten gefährlichen Abschluss (2.), konnte nach Krahls Parade gegen hoch pressende Gastgeber aber keine weitere Torgefahr erzeugen. Kaiserslautern schaltete anfangs ebenfalls schnell um, ohne Gefahr auszustrahlen.

Hanslik eröffnet per Doppelpack

Das änderte sich urplötzlich durch einen weiten Einwurf Puchacz’, der über Umwege bei Hanslik landete. Der in dieser Saison bereits aussortierte, in der Vorwoche allerdings erstmals erfolgreiche Offensivmann nahm den Ball direkt per Volley und versenkte die erste Chance trocken zum 1:0 (15.).

2. Bundesliga, 32. Spieltag

Der Auftakt in eine Drangphase des FCK, in der Kaloc zunächst den Doppelschlag verpasste (19.). Nach einem starken Solo von Puchacz erhöhte Hanslik mit seinem dritten Saisontor allerdings kurz darauf auf 2:0 (20.).

Magdeburg bleibt harmlos – Redondo erhöht

Gegen harmlose Magdeburger wussten die weiterhin vehement pressenden Gastgeber die Führung mühelos zu verteidigen und nahmen den komfortablen Vorsprung mit in die Kabinen, aus der beide Mannschaften deutlich verhaltener kamen als im ersten Durchgang.

So war der Auftakt von Fehlpässen, Fouls und Gelben Karten geprägt (Kaloc sah die fünfte in der laufenden Saison und fehlt in der kommenden Woche gesperrt), ehe Redondo nach starker Vorarbeit Zolinskis einen satten Distanzschuss auspackte. Erneut fand der erste Abschluss der Gastgeber den Weg ins Netz (57.) – und die Partie war ob des harmlosen Auftritts der Magdeburger entschieden.

Hebers Tor bleibt die Ausnahme – Abwehr-Koproduktion zum 4:1

Zwar näherte sich Joker Ito unmittelbar nach dem Tor des Aushilfskapitäns noch einmal an (59.) und Magdeburg verkürzte durch das Kopfballtor von Heber (79.) noch einmal, doch Druck konnte der FCM keinen mehr erzeugen. Stattdessen stellte der FCK – durch den eingewechselten Ritter noch knapp am 4:0 gescheitert (71.) – vier Minuten später den alten Abstand wieder her. Nach feiner Vorarbeit seiner Abwehr-Kollegen Tomiak und Toure traf Elvedi aus kurzer Distanz zum 4:1 (83.).

Es blieb beim klaren wie verdienten Erfolg der Roten Teufel, die damit den zweiten Sieg in Serie und Big Points im Keller sammelten. Am kommenden Samstag (13 Uhr) gastiert der FCK bei Hertha BSC, während der 1. FC Magdeburg – nach der Niederlage noch nicht sicher gerettet – bereits am Freitagabend die SpVgg Greuther Fürth empfängt (18.30 Uhr).

Nach “überlebenswichtigem Sieg”: Funkel kündigt personelle “Überraschung” an

Mit einem Auswärts-Coup hat sich der 1. FC Kaiserslautern im Abstiegskampf zurückgemeldet. Vor dem nächsten Heimspiel bremste Friedhelm Funkel möglicherweise aufkommende Euphorie. Gegen Magdeburg setzt er zudem auf die Unterstützung der Fans – und kündigte personelle Überraschungen an.

Friedhelm Funkel setzt weiterhin auf Ruhe und Besonnenheit im Abstiegskampf.

Friedhelm Funkel setzt weiterhin auf Ruhe und Besonnenheit im Abstiegskampf.

IMAGO/Zink

Ausgerechnet beim zuvor sechsmal siegreichen Tabellenführer Holstein Kiel hatte der 1. FC Kaiserslautern am vergangenen Wochenende einen Befreiungsschlag im Abstiegskampf gelandet. Durch das 3:1 verließen die Pfälzer den Relegationsplatz und haben den direkten Klassenerhalt wieder selbst in der Hand. Kein Wunder, dass der Coup auch im Vorfeld des folgenden Spieltags eine Rolle spielte. Trainer Friedhelm Funkel sprach gar von einem “überlebenswichtigen Sieg”, bremste im nächsten Halbsatz aber gleich wieder: “Wir sind aber weit davon entfernt, in Euphorie zu verfallen.”

Warum auch, schließlich ist die Lage nach wie vor angespannt. Einen Punkt liegt der FCK vor dem Relegationsplatz, einen weiteren vor dem direkten Abstiegsplatz. Funkel bleibt dabei bei seinem Mantra der letzten Wochen: “Es wird entscheidend sein, bis zum letzten Spiel die Ruhe zu bewahren.” Und schob auf der Pressekonferenz vor dem Heimspiel gegen Magdeburg (Samstag, 20.30 Uhr) hinterher: “Sie können sich sicher sein, dass ich nicht die Nerven verlieren werden.”

Auch vor Kiel “keine Weltuntergangsstimmung” beim FCK

Dass nach dem ersten Dreier nach zuvor fünf erfolglosen Versuchen (0/2/3) “die Stimmung immer besser ist, ist klar”. Dennoch habe auch nach der Partie gegen Wehen Wiesbaden, als dem FCK eine 1:0-Führung nicht zum Sieg reichte, “bei uns intern keine Weltuntergangsstimmung geherrscht, wie das vielleicht von außen an uns herangetragen wurde”, betonte Funkel und bastelte damit verbal weiter an der Pfälzer Wagenburgmentalität.

Ein weiteres Pfund für die Roten Teufel: Neben dem Magdeburg-Spiel ist auch die Partie am 34. Spieltag gegen den möglicherweise dann noch direkten Konkurrenten Braunschweig ein Heimspiel. Dazwischen geht es für den FCK zu Hertha BSC. Funkel setzt dabei nicht nur am Samstagabend auf die gewaltige Kulisse am Betzenberg: “Ich wünsche mir wieder eine bedingungslose Unterstützung. Wenn es mal nicht so laufen sollte, hilft uns der Ansporn der Fans.”

Restprogramm

Ob am Samstag dieselbe Startelf wie in Kiel antritt, ließ der 70-Jährige offen: “Es kann durchaus sein, dass wir auch die eine oder andere personelle Überraschung auf dem Platz sehen werden.” So habe zuletzt Ben Zolinski “starke Leistungen gezeigt”, auch Daniel Hanslik “tut der Mannschaft gut”. Bei Letzterem, der gegen die Störche das zwischenzeitliche 1:0 erzielt hatte, legte sich Funkel schon einmal fest: “Er wird wieder spielen.”

Die Sache mit den Gelben Karten

Dass der Coach in der Schlussphase der Saison noch öfter etwas am Personal verändern muss, kann durchaus vorkommen. Denn gleich sieben FCK-Spieler haben bereits vier Gelbe Karten gesehen. Dickson Abiama, Filip Kaloc, Tobias Raschl, Kenny Prince Redondo, Nikola Soldo, Boris Tomiak und Jean Zimmer gehen alle vorbelastet in den Endspurt.

“Natürlich ist es wichtig, ein Auge darauf zu haben, dass zahlreiche Spieler von einer Gelbsperre bedroht sind. Darüber mache ich mir schon Gedanken, ob wir da je nach Spielverlauf reagieren”, sagte Funkel.

Lesen Sie auch: Zolinski und Hanslik: Erst verschmäht, jetzt gefragt

Nach “überlebenswichtigem Sieg”: Funkel kündigt personelle “Überraschung” an

Mit einem Auswärts-Coup hat sich der 1. FC Kaiserslautern im Abstiegskampf zurückgemeldet. Vor dem nächsten Heimspiel bremste Friedhelm Funkel möglicherweise aufkommende Euphorie. Gegen Magdeburg setzt er zudem auf die Unterstützung der Fans – und kündigte personelle Überraschungen an.

Friedhelm Funkel setzt weiterhin auf Ruhe und Besonnenheit im Abstiegskampf.

Friedhelm Funkel setzt weiterhin auf Ruhe und Besonnenheit im Abstiegskampf.

IMAGO/Zink

Ausgerechnet beim zuvor sechsmal siegreichen Tabellenführer Holstein Kiel hatte der 1. FC Kaiserslautern am vergangenen Wochenende einen Befreiungsschlag im Abstiegskampf gelandet. Durch das 3:1 verließen die Pfälzer den Relegationsplatz und haben den direkten Klassenerhalt wieder selbst in der Hand. Kein Wunder, dass der Coup auch im Vorfeld des folgenden Spieltags eine Rolle spielte. Trainer Friedhelm Funkel sprach gar von einem “überlebenswichtigen Sieg”, bremste im nächsten Halbsatz aber gleich wieder: “Wir sind aber weit davon entfernt, in Euphorie zu verfallen.”

Warum auch, schließlich ist die Lage nach wie vor angespannt. Einen Punkt liegt der FCK vor dem Relegationsplatz, einen weiteren vor dem direkten Abstiegsplatz. Funkel bleibt dabei bei seinem Mantra der letzten Wochen: “Es wird entscheidend sein, bis zum letzten Spiel die Ruhe zu bewahren.” Und schob auf der Pressekonferenz vor dem Heimspiel gegen Magdeburg (Samstag, 20.30 Uhr) hinterher: “Sie können sich sicher sein, dass ich nicht die Nerven verlieren werden.”

Auch vor Kiel “keine Weltuntergangsstimmung” beim FCK

Dass nach dem ersten Dreier nach zuvor fünf erfolglosen Versuchen (0/2/3) “die Stimmung immer besser ist, ist klar”. Dennoch habe auch nach der Partie gegen Wehen Wiesbaden, als dem FCK eine 1:0-Führung nicht zum Sieg reichte, “bei uns intern keine Weltuntergangsstimmung geherrscht, wie das vielleicht von außen an uns herangetragen wurde”, betonte Funkel und bastelte damit verbal weiter an der Pfälzer Wagenburgmentalität.

Ein weiteres Pfund für die Roten Teufel: Neben dem Magdeburg-Spiel ist auch die Partie am 34. Spieltag gegen den möglicherweise dann noch direkten Konkurrenten Braunschweig ein Heimspiel. Dazwischen geht es für den FCK zu Hertha BSC. Funkel setzt dabei nicht nur am Samstagabend auf die gewaltige Kulisse am Betzenberg: “Ich wünsche mir wieder eine bedingungslose Unterstützung. Wenn es mal nicht so laufen sollte, hilft uns der Ansporn der Fans.”

Restprogramm

Ob am Samstag dieselbe Startelf wie in Kiel antritt, ließ der 70-Jährige offen: “Es kann durchaus sein, dass wir auch die eine oder andere personelle Überraschung auf dem Platz sehen werden.” So habe zuletzt Ben Zolinski “starke Leistungen gezeigt”, auch Daniel Hanslik “tut der Mannschaft gut”. Bei Letzterem, der gegen die Störche das zwischenzeitliche 1:0 erzielt hatte, legte sich Funkel schon einmal fest: “Er wird wieder spielen.”

Die Sache mit den Gelben Karten

Dass der Coach in der Schlussphase der Saison noch öfter etwas am Personal verändern muss, kann durchaus vorkommen. Denn gleich sieben FCK-Spieler haben bereits vier Gelbe Karten gesehen. Dickson Abiama, Filip Kaloc, Tobias Raschl, Kenny Prince Redondo, Nikola Soldo, Boris Tomiak und Jean Zimmer gehen alle vorbelastet in den Endspurt.

“Natürlich ist es wichtig, ein Auge darauf zu haben, dass zahlreiche Spieler von einer Gelbsperre bedroht sind. Darüber mache ich mir schon Gedanken, ob wir da je nach Spielverlauf reagieren”, sagte Funkel.

Lesen Sie auch: Zolinski und Hanslik: Erst verschmäht, jetzt gefragt

Zolinski und Hanslik: Erst verschmäht, jetzt gefragt

Friedhelm Funkel entdeckt zwei Spieler wieder, die schon auf dem Abstellgleis standen. Das ist einer von vielen Faktoren, warum der 1. FC Kaiserslautern im Abstiegskampf ein bemerkenswertes Lebenszeichen sendet.

In der aktuellen Situation des FCK wieder gefragt: Ben Zolinski (li.) und Daniel Hanslik.

In der aktuellen Situation des FCK wieder gefragt: Ben Zolinski (li.) und Daniel Hanslik.

imago images (2)

Samstagnachmittag in Kiel. Das Spitzenspiel an der Förde nimmt den erwarteten Verlauf: spannend wie umkämpft. Durch die 2:1-Halbzeitführung überholt der FCK die KSV, klettert mit 56 Punkten auf Rang 3 und liegt nur noch zwei Punkte hinter Spitzenreiter St. Pauli, den Bundesligaaufstieg im Blick. An dieser Stelle endet die Traumwelt. So rosarot wäre die Fußballwelt in Kaiserslautern nur, wären alle Spiele in dieser Zweitliga-Saison nach 45 Minuten beendet gewesen.

In der 90-Minuten-Realität hingegen hat der FCK schon 31 Punkte nach Führungen verspielt und muss um den Klassenverbleib bangen. So dürften sich auch am Samstag in Kiel die knapp 2000 mitgereisten Fans gefragt haben: Wann ist es heute so weit? Doch siehe da: Der FCK hat sich nicht versteckt, sich nicht von einem Rückschlag aus dem Konzept bringen lassen, hat weiter mutig Akzente in der Offensive gesetzt, seine eigenen Stärken ausgespielt und verdient mit 3:1 gewonnen.

Standardkönige der Liga

Der Dreier beim Aufstiegsaspiranten mag überraschend kommen. Dass genau dieses Potenzial in der Mannschaft schlummert, ist jedoch kein Geheimnis. Eine Reihe von Faktoren hat dazu geführt, dass die Serie von fünf sieglosen Spielen ein Ende gefunden hat.

Der FCK hat seine Standardstärke in Kiel gnadenlos ausgespielt. Der 1:0 Führungstreffer von Daniel Hanslik fiel unmittelbar nach einer Ecke, das 2:1 durch Filip Kaloc, weil Kiel einen Eckball nicht ausreichend klären konnte. Es waren die Eckball-Tore Nummer 13 und 14 in dieser Saison. Die gesamte Ausbeute nach Standards beträgt nun 23 Treffer – geteilter Spitzenwert der Liga mit Kiel.

Dass der FCK Tore schießen kann, ist bekannt. Dass die Elf wieder eine Führung über die Zeit bringt, hingegen ungewöhnlich. “Wir haben explizit angesprochen, dass wir das heute besser machen müssen, und uns gegenseitig mal alle in den Arsch getreten. Das hat man nun auf dem Platz gesehen. Kompliment an alle, die sich heute zerrissen haben. Das ist genau das, was wir brauchen, um die Klasse zu halten”, betonte Torhüter Julian Krahl.

Die neue Grundordnung passt besser zum Kader

Die Stabilität ist auch der Umstellung auf eine Dreierkette zu verdanken. Der Kader ist speziell mit Blick auf die offensiven Außenverteidiger prädestiniert für diese Grundordnung. In der 3-4-1-2-Formationen gelang es besonders gut, die Räume im Zentrum möglichst dicht zu machen. Alles wegzuverteidigen, ist natürlich auch nach der Umstellung nicht gelungen.

Doch mit Krahl wusste das Team einen überragenden Rückhalt hinter sich. Speziell nach der Pause verhinderte die Nummer 1 mit mehreren Paraden den Ausgleich. Mindestens genauso wichtig: Immer wieder dirigierte er seine Vorderleute und übernahm die Verantwortung und Führungsrolle, die dem Team während Krahls Verletzungspause so schmerzlich fehlte.

Die weiteren entscheidenden Protagonisten des Tages hätten nicht wenige Fans gerne schon in anderen Trikots gesehen. Beispielsweise Hanslik. Der 27-Jährige ist kein geborener Torjäger, er ist auch kein Filigrantechniker, doch er ist das Paradebeispiel eines mannschaftsdienlichen und enorm laufstarken Offensivspielers. Gegen seinen Ex-Klub kämpfte und ackerte der 27-Jährige unermüdlich. Die Belohnung folgte prompt mit dem ersten Saisontor. Für den Held aus dem Relegation vor zwei Jahren hatte Dimitrios Grammozis nicht mal mehr einen Platz im Kader, unter Funkel ist Hanslik gesetzt.

Zolinski: Erst der vierte Einsatz in dieser Saison

Noch bemerkenswerter ist die Rückkehr von Ben Zolinski. Am ersten Spieltag durfte der 31-Jähre für 18 Minuten ran. In den folgenden 21 Spielen kam keine Sekunde hinzu. Wegen vieler unglücklicher Auftritte in der Vorsaison hatte Zolinski beim Großteil der Fans ohnehin einen schweren Stand.

Doch Einsatz, Wille, Leidenschaft und eine fehlende Einstellung waren dem flexiblen Allrounder nie abzusprechen. Weil diese Spielertypen in der aktuellen Situation gefragt sind, schlägt Zolinskis Stunde. Schon bei seinem dritten Saisoneinsatz vergangene Woche gegen Wiesbaden brachte er frischen Wind. Leidenschaftlich und effektiv spielte Zolinski auch in Kiel: Seine Vorlage auf Marlon Ritter entschied die Partie.

Bei aller berechtigten Freude über die Big-Points im Tabellenkeller, drückte Funkel auf die Bremse: “Es war ein sehr, sehr wichtiger Sieg für uns. Mehr nicht. Wir haben noch drei Spiele und unsere Situation ist weiterhin kritisch. Wir müssen aus den nächsten Spielen mindestens zwei Siege holen, um in der Liga zu bleiben. Aber nach der heutigen Leistung und wie die Mannschaft hier aufgetreten ist, bin ich davon überzeugt.”

Moritz Kreilinger

Welcher Platz reicht für Europa? Sechs Szenarien für den Bundesliga-Endspurt

Die halbe Bundesliga könnte 2024/25 im Europapokal antreten – auch Bremen und Heidenheim sind mittendrin im Rennen. Doch welcher Platz berechtigt für was? Sechs Szenarien sind noch möglich.

Augsburg, Heidenheim, Werder und Hoffenheim (v. li.) dürfen noch von einer Europapokal-Teilnahme träumen.

Augsburg, Heidenheim, Werder und Hoffenheim (v. li.) dürfen noch von einer Europapokal-Teilnahme träumen.

imago images (3)

Drei Spieltage vor Schluss haben Werder Bremen und der 1. FC Heidenheim den Klassenerhalt rechnerisch noch nicht geschafft, doch längst schielen sie berechtigterweise auf etwas ganz anderes: den Europapokal. Je nach Abschneiden der drei deutschen Halbfinalisten in Champions und Europa League und dem Ausgang des DFB-Pokal-Finals zwischen Meister Bayer 04 Leverkusen und Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern reicht in der Abschlusstabelle sogar der neunte Platz für Europa – oder nur der Sechste.

Das hängt auch damit zusammen, dass die Bundesliga noch um einen der “European Performance Spots” kämpft, die die UEFA an die beiden im Europapokal stärksten Verbände der laufenden Saison vergeben und die ein zusätzliches Ticket für die Champions League bedeuten. Aktuell sind die deutschen Klubs dabei klar auf Kurs. Daraus ergeben sich sechs mögliche Szenarien:

Szenario 1:

– Die Bundesliga holt keinen zusätzlichen Champions-League-Platz
– Der BVB gewinnt nicht die Champions League oder wird als CL-Sieger mindestens Vierter
– Kaiserslautern wird DFB-Pokal-Sieger

In der Ligaphase der Champions League: Bayer 04 Leverkusen, FC Bayern, Bundesliga-Dritter, Bundesliga-Vierter
In der Ligaphase der Europa League: 1. FC Kaiserslautern (als DFB-Pokal-Sieger), Bundesliga-Fünfter
In den Play-offs zur Conference League: Bundesliga-Sechster

Szenario 2:

– Die Bundesliga holt keinen zusätzlichen Champions-League-Platz
– Der BVB gewinnt nicht die Champions League oder wird als CL-Sieger mindestens Vierter
– Leverkusen wird DFB-Pokal-Sieger

In der Ligaphase der Champions League: Bayer 04 Leverkusen, FC Bayern, Bundesliga-Dritter, Bundesliga-Vierter
In der Ligaphase der Europa League: Bundesliga-Fünfter, Bundesliga-Sechster
In den Play-offs zur Conference League: Bundesliga-Siebter

Szenario 3:

– Die Bundesliga holt einen zusätzlichen Champions-League-Platz
– Der BVB gewinnt nicht die Champions League oder wird als CL-Sieger mindestens Vierter
– Kaiserslautern wird DFB-Pokal-Sieger

In der Ligaphase der Champions League: Bayer 04 Leverkusen, FC Bayern, Bundesliga-Dritter, Bundesliga-Vierter, Bundesliga-Fünfter
In der Ligaphase der Europa League: 1. FC Kaiserslautern (als DFB-Pokal-Sieger), Bundesliga-Sechster
In den Play-offs zur Conference League: Bundesliga-Siebter

Szenario 4:

– Die Bundesliga holt einen zusätzlichen Champions-League-Platz
– Der BVB gewinnt nicht die Champions League oder wird als CL-Sieger mindestens Vierter
– Leverkusen wird DFB-Pokal-Sieger

In der Ligaphase der Champions League: Bayer 04 Leverkusen, FC Bayern, Bundesliga-Dritter, Bundesliga-Vierter, Bundesliga-Fünfter
In der Ligaphase der Europa League: Bundesliga-Sechster, Bundesliga-Siebter
In den Play-offs zur Conference League: Bundesliga-Achter

Szenario 5:

– Die Bundesliga holt einen zusätzlichen Champions-League-Platz
– Der BVB gewinnt die Champions League und wird Fünfter
– Kaiserslautern wird DFB-Pokal-Sieger

In der Ligaphase der Champions League: Bayer 04 Leverkusen, FC Bayern, Bundesliga-Dritter, Bundesliga-Vierter, Borussia Dortmund, Bundesliga-Sechster
In der Ligaphase der Europa League: 1. FC Kaiserslautern (als DFB-Pokal-Sieger), Bundesliga-Siebter
In den Play-offs zur Conference League: Bundesliga-Achter

Szenario 6:

– Die Bundesliga holt einen zusätzlichen Champions-League-Platz
– Der BVB gewinnt die Champions League und wird Fünfter
– Leverkusen wird DFB-Pokal-Sieger

In der Ligaphase der Champions League: Bayer 04 Leverkusen, FC Bayern, Bundesliga-Dritter, Bundesliga-Vierter, Borussia Dortmund, Bundesliga-Sechster
In der Ligaphase der Europa League: Bundesliga-Siebter, Bundesliga-Achter
In den Play-offs zur Conference League: Bundesliga-Neunter

Anmerkung: Ein Szenario, in dem der BVB Champions-League-Sieger wird, die Bundesliga aber keinen “European Performance Spot” belegt, ist rechnerisch nicht möglich.

Joker Ritter macht alles klar: Lautern landet Befreiungsschlag in Kiel

Nach sechs siegreichen Spielen – jeweils ohne Gegentor – hat Holstein Kiel mal wieder verloren und damit auch Rang eins abgegeben. Gegen einen gut aufgelegten 1. FC Kaiserslautern musste die KSV auch personell einige Rückschläge hinnehmen. Die Pfälzer hingegen landeten Big Points im Abstiegskampf.

Kam, sah und traf: Lauterns Joker Marlon Ritter.

Kam, sah und traf: Lauterns Joker Marlon Ritter.

Getty Images

KSV-Coach Marcel Rapp musste nach dem 1:0-Auswärtserfolg beim Hamburger SV, dem sechsten Sieg ohne ein einziges Gegentor in Folge, auf Porath (Oberschenkelverletzung; Saisonaus) und Holtby (Gelb-Rot) verzichten, die beiden wurden durch Rothe und Remberg ersetzt.

Auch Lauterns Trainer Friedhelm Funkel tauschte gegenüber dem 1:1 gegen Wehen Wiesbaden auf zwei Positionen und verzichtete in Tachie und Ritter auf seine beiden besten Scorer (jeweils zehn Scorerpunkte) nach Top-Torjäger Ache (17 Scorer). Sie nahmen zunächst auf der Bank Platz, Toure und Raschl rückten dafür in die Anfangsformation.

2. Bundesliga, 31. Spieltag

Sechs Spiele in Serie konnte die KSV Holstein gewinnen, ohne dabei auch nur ein einziges Gegentor zu kassieren. Und ausgerechnet der Vorletzte, der seit fünf Liga-Spielen auf einen Dreier wartet, soll daran etwas ändern? Er tat es – und wie: Die arg gebeutelten Pfälzer begannen im ausverkauften Holstein-Stadion mutig, bereits in der ersten Minute verpasste Ache knapp.

Hanslik trifft gegen den Ex – Kiel kontert

Bis zur nicht unverdienten Führung in der 13. Spielminute fand die Partie mindestens auf Augenhöhe statt, ehe der Ex-Kieler Hanslik nach einer Ecke hochstieg und das 1:0 erzielte.

Die Roten Teufel, die bis zum 31. Spieltag bereits 31 Punkte nach Führungen verspielt hatten, blieben hellwach und kamen selbstbewusst in ihre beste Phase – vielleicht zu selbstbewusst. Denn weit aufgerückte Pfälzer ließen sich mit einem langen Ball von Sander viel zu leicht auskontern, Bernhardsson erzielte den Ausgleich (25.).

Kaloc fasst sich ein Herz

Doch anders als in den letzten Wochen zeigte sich der FCK unbeeindruckt und blieb defensiv stabil. In der Schlussphase des ersten Durchgangs litt der Spielfluss daran, dass es hitziger wurde, doch einen hatten die Gäste noch: Erneut war eine Puchacz-Ecke der Ausgangspunkt, Kiel konnte nicht klären und von der Strafraumgrenze fasste sich Kaloc erfolgreich ein Herz (45.+2), sodass Kaiserslautern durchaus überraschend mit einer Führung in die Pause ging.

Becker musste aus muskulären Gründen schon im ersten Durchgang ausgewechselt werden (29.), zur Pause ging es dann auch noch für Skrzybski und Kapitän Sander nicht mehr weiter. Dadurch fehlte in Porath, Holtby, Becker, Skrzybski und Sander gleich die Hälfte des eigentlichen Stammpersonals für den zweiten Durchgang.

Krahl im Fokus – Joker Ritter macht alles klar

Dennoch übernahmen die Störche jetzt das Heft des Handelns, allen voran die Joker taten sich hervor und brachten FCK-Keeper Krahl in den Fokus: Dieser musste nach einem herrlichen Spielzug gegen Arps Kopfball (53.) und wenig später gegen Bernhardssons Flachschuss (57.) sein ganzes Können unter Beweis stellen.

Nach der Stundenmarke wurde es im Holstein-Stadion auf dem Rasen allerdings ruhiger, auch wenn die Gemüter erhitzt blieben. Zwar musste Krahl immer wieder eingreifen, trat aber sicher auf und wurde letztlich auch nicht zwingend genug geprüft.

So musste Rapp personell etwas riskieren, baute offensiver um – und wurde prompt bestraft: Joker Zolinksi war auf der rechten Seite viel zu frei und legte in den Strafraum auf den nicht minder freien Ritter, der sich die Chance nicht nehmen ließ und die Entscheidung besorgte (83.).

Dadurch landete der FCK echte Big Points im Abstiegskampf und verlässt die Abstiegsränge. Auf der Gegenseite kassierte die KSV nach langer Zeit mal wieder einen Rückschlag, hat im Aufstiegsrennen aber weiterhin alle Zügel selbst in der Hand.

Holstein Kiel ist am nächsten Sonntag beim nächsten Abstiegskandidaten, dem SV Wehen Wiesbaden zu Gast (13.30 Uhr). Der FCK empfängt am Samstagabend den 1. FC Magdeburg auf dem Betzenberg (20.30 Uhr).

Funkel: “Du hast keine Chance, also nutze sie”

Der 1. FC Kaiserslautern wandelt als Vorletzter am Abgrund. Als krasser Außenseiter gehen die Pfälzer am Samstag in das schwere Auswärtsspiel bei Ligaprimus Holstein Kiel. Coach Friedhelm Funkel versprüht dennoch oder gerade deshalb Hoffnung.

Es geht ins erste von vier

Es geht ins erste von vier “Alles-oder-nichts-Spielen”: Friedhelm Funkel gastiert mit Lautern in Kiel.

IMAGO/Eibner

Nein, es ist sicherlich nicht das Gastspiel an der Förde, in dem der aktuell mit einem Punkt Rückstand auf Rostock und den Relegationsplatz stehende Tabellen-17. FCK allzu verdächtig wäre, sich im Keller Luft zu verschaffen. “Du hast keine Chance, also nutze sie”, sagte dazu Funkel treffend am Donnerstag auf der Spieltags-Pressekonferenz. “Genauso ist es irgendwie. In Kiel erwartet niemand etwas von uns”, weiß der Trainer-Routinier.

In Kiel das “schwerste Spiel” des Restprogramms

Dennoch gibt sich der 70-Jährige keinen Illusionen hin. Von den “vier ‘Alles-oder-nichts-Spielen'” sei das Gastspiel in Kiel sicherlich das schwerste. “Sie sind unfassbar stabil, treten als Verein sehr geschlossen auf”, lobte Funkel den Kontrahenten und denkt dabei sicherlich auch an die starke Serie der KSV, die nach sechs zu-null-Siegen mit Riesenschritten Richtung Bundesliga marschiert.

Die Gelbe Gefahr lauert

Während Geschäftsführer Thomas Hengen den Traditionsklub im Background für das drohende Horrorszenario Abstieg gewappnet sieht und sich gegenüber der “Rheinpfalz” auch bezüglich des im Falle des Falles “dramatischen Einschnitts” äußerte (“Wir haben alle Szenarien vorbereitet. Wir haben unseren Job im Hintergrund gemacht. Wir haben für beide Ligen die Lizenz erhalten”), macht Funkel seinen Job und sich Gedanken, wie man beim klar favorisierten Spitzenreiter wohl bestehen könne. “Wir brauchen sehr laufstarke Spieler. Kiel ist physisch sehr stark, da müssen wir zuallererst dagegenhalten”, gibt der Coach Einblick, wie es an der Förde funktionieren könnte. Ob die zahlreichen mit jeweils vier Gelben Karten belasteten Spieler dabei eine zusätzliche Hypothek darstellen? Insgesamt nicht weniger als sieben Akteuren droht bei einer weiteren Verwarnung eine Sperre.

Die Zuversicht Funkels jedenfalls ist ungebrochen: “Mich stimmt optimistisch, dass wir auswärts bisher gute Spiele gemacht haben.” Es gelte, sich an positive Dinge zu erinnern. Und: “Wir müssen uns das Spielglück auch mal wieder erzwingen, egal wie die Stimmungslage auch sein mag. Ich bin überzeugt, dass wir die Kurve kriegen.”

Der FCK ist nur noch ein Schatten seiner selbst

Die Mannschaft leistet den nächsten Offenbarungseid, der Trainer flüchtet sich in Durchhalteparolen, dem Klubchef platzt der Kragen: So ist der 1. FC Kaiserslautern auf dem besten Weg in die 3. Liga. Eine kommentierende Analyse von kicker-Reporter Moritz Kreilinger.

Nachdenklich: Auch Friedhelm Funkel bekommt die Mannschaft nicht in die Spur geführt.

Nachdenklich: Auch Friedhelm Funkel bekommt die Mannschaft nicht in die Spur geführt.

IMAGO/Rene Schulz

Nicht ohne Grund ist der SV Wehen Wiesbaden das schlechteste Team der Rückrunde. In den ersten 45 Minuten irrten die Gäste am Samstag hilflos durchs Fritz-Walter-Stadion. Der FCK hatte die Sache im Griff und lag 1:0 vorne. Nach dem Halbzeittee bewiesen die Pfälzer jedoch noch etwas eindrücklicher, warum sie die zweitschlechteste Mannschaft der Rückrunde sind.

Es wäre wirklich höchst unfreundlich von den Hessen gewesen, nicht mindestens eine der zahlreichen Einladungen anzunehmen. Der FCK hat um mindestens ein Gegentor gebettelt, mit dem 1:1-Endergebnis die elfte Führung dieser Art verspielt und damit auch die Chance, aus eigener Kraft die Klasse zu halten.

Mit Hosenscheißer-Fußball kriegst du keine Punkte.

Thomas Hengen

Wenn Thomas Hengen von sich aus auf dem Weg vom Spielfeld in die Katakomben in der Mixed Zone halt macht, hängt meistens der Haussegen schief. Schonungslos legte der Geschäftsführer den gerade absolvierten Auftritt in Schutt und Asche.

“Ich kann nicht einfach ein 1:0 verwalten, das geht nicht. Das war in der zweiten Halbzeit ein Spiegelbild der Saison. Wir haben es die ganze Woche angesprochen: Mit Hosenscheißer-Fußball kriegst du keine Punkte”, grollte Hengen.

Glaubhafter Optimismus? Fehlanzeige

Dem sportlichen Offenbarungseid begegnete Trainer Friedhelm Funkel weitaus gelassener. Es mag dem 70-Jährigen mit der Erfahrung aus unzähligen Fußballspielen als Trainer und Spieler zwar gelingen, der prekären Lage mit ruhigem Gemüt zu begegnen. Glaubhaften, weil begründeten Optimismus versprüht der Routinier aber keinen.

Funkel dreht den Leierkasten mit den Durchhalteparolen: “Es ist im Moment eine Weltuntergangsstimmung, wenn ich in die Gesichter der Leute schaue. Aber wir sind heute nicht abgestiegen, wir haben noch vier Spiele. Und ich bin der Erste, der vorneweg geht. Beim 1. FC Köln habe ich damals die gleiche Situation gehabt und auch wir werden in der Liga bleiben – ob über die Relegation oder direkt.” Den Vergleich zu seiner Situation in Köln hat Funkel derweil schon etwas oft gezogen …

Rein faktisch betrachtet hat Hengen schon in zwei Situationen einen Trainer entlassen, da war die Lage längst nicht so festgefahren wie jetzt. Einmal ging es gut: bei Dirk Schusters Einstellung vor der Relegation 2022. Ein andermal ging es mächtig schief: bei Schusters Freistellung im November 2023.

Funkel ist inzwischen Teil des Problems

Funkel ist inzwischen Teil des Problems und muss jetzt zeigen, dass er auch Teil der Lösung werden kann. Wobei unabhängig davon ein vierter Trainerwechsel in dieser Saison die Sache vermutlich nicht besser machen würde. Trainersuchen hatten auf dem Betzenberg in jüngerer Vergangenheit recht plan- und ideenlose Züge.

Klar ist aber: Der “Hosenscheißer-Fußball” führt den viermaligen Deutschen Meister auf direktem Weg in die 3. Liga. Der Kader ist zwar auf mehreren Positionen überdurchschnittlich besetzt, aber eben nicht in der Defensivreihe.

Mit einer Mannschaft, die schon 59 Gegentore kassiert hat, nur darauf zu spielen, nicht das 60. und 61. zu kassieren, grenzt an Fahrlässigkeit. Funkel muss die Erkenntnis gewinnen, dass diese Mannschaft nicht in der Lage ist, Ergebnisverwaltung zu betreiben.

Funkel muss die Zügel abnehmen

Die passive Spielweise hat dem Team im Grunde jegliches Leben genommen. All das, was das Team in vielen Spielen unter Schuster ausgezeichnet hat. Diese Saison genauso wie vergangene. Da gab es immer wieder mitreißende Spiele voller leidenschaftlicher Duelle, zum Teil mit offenem Visier. Drei Gegentore wurde in Kauf genommen, weil regelmäßig drei oder vier eigene Treffer die Sache retteten.

Die Mannschaft ist inzwischen nur noch ein Schatten ihrer selbst. Sie spielt auf eine Art und Weise, die ihr nicht liegt. Der Versuch, ihr Stabilität überzustülpen, ist misslungen. Zu einem hohen Preis.

Langsam hat der FCK nichts mehr zu verlieren

Die ständigen Rückschläge haben der Truppe jegliches Selbstvertrauen genommen. Es gibt nur einen Weg, die Verunsicherung abzuschütteln: Funkel muss dem Team die Zügel abnehmen. Die Mannschaft kann torgefährlich agieren – wenn sie es denn darf. 16-Tore-Mann Ragnar Ache ist der wohl beste Kopfballstürmer der Liga, Tymoteusz Puchacz‘ Flügelläufe und Flanken können stets für Gefahr sorgen, Marlon Ritter hat immer wieder geniale Ideen im Kopf und den passenden Fuß dazu.

Kenny Prince Redondo, Aaron Opoku und andere bringen enormes Tempo mit. Der Kader ist prädestiniert fürs Umschaltspiel. Eine offensivere Spielweise bedeutet Risiko. Doch so langsam hat der FCK nichts mehr zu verlieren. Mit einem mutlosen Fußball auf die Fehler anderer zu hoffen, kann sich ein Tabellen-17. nämlich nicht leisten.