Real widerspricht Ancelotti: “Mit Stolz” bei Klub-WM 2025 dabei

Carlo Ancelotti hat in einem Interview angekündigt, dass Real Madrid die Klub-WM 2025 boykottieren werde. Doch davon will der Klub nichts wissen – und auch der Trainer nicht mehr.

Doch nicht gegen die Klub-WM: Carlo Ancelotti.

Doch nicht gegen die Klub-WM: Carlo Ancelotti.

IMAGO/PA Images

Real Madrid will nun doch an der Klub-WM 2025 teilnehmen. Nachdem Trainer Carlo Ancelotti in einem Interview in aller Deutlichkeit einen Boykott für das aufgeblähte Turnier in den USA angekündigt hatte, veröffentlichte der amtierende Champions-League-Sieger am Montagnachmittag ein kurzes Statement zur der Sache und widersprach dem Italiener – ebenfalls in aller Deutlichkeit.

“Real Madrid teilt mit, dass seine Teilnahme an der neuen Klub-Weltmeisterschaft, die von der FIFA in der nächsten Saison 2024/2025 organisiert wird, zu keinem Zeitpunkt in Frage gestellt wurde”, heißt es in dem Kommuniqué. “Daher wird unser Verein wie geplant an diesem offiziellen Wettbewerb teilnehmen, dem wir mit Stolz und größter Begeisterung entgegensehen, um unsere Millionen von Fans in aller Welt erneut von einem neuen Titel träumen zu lassen.”

Ancelotti: “Nichts könnte mir ferner liegen”

Bei Ancelotti war von dieser Euphorie wenig zu spüren gewesen. “Die FIFA vergisst, dass Spieler und Vereine nicht daran teilnehmen werden”, hatte der seit Montag 65-Jährige der italienischen Tageszeitung Il Giornale gesagt. “Ein einzelnes Spiel von Real Madrid ist 20 Millionen Euro wert, so viel wollen sie uns aber für das gesamte Turnier geben. Auch andere Vereine werden diese Einladung ablehnen.”

Modus & Teilnehmer

Auch Ancelotti selbst ruderte nun zurück. “In meinem Interview mit Il Giornale wurden meine Worte über die FIFA Klub-Weltmeisterschaft nicht so interpretiert, wie ich es beabsichtigt hatte. Nichts könnte mir ferner liegen, als die Möglichkeit abzulehnen, an einem Turnier teilzunehmen, das ich als große Chance betrachte, mit Real Madrid weiterhin um große Titel zu kämpfen”, schrieb er auf X.

Wie es zur Boykott-Ankündigung kam, bleibt vorerst unklar. Real, das weiterhin an seinen Super-League-Plänen festhält und deswegen seit langem mit der UEFA streitet, scheint aber zumindest mit der FIFA nicht auch noch einen Streit anzetteln zu wollen.

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Die Madrilenen werden 2025 zu den Aushängeschildern des runderneuerten Wettbewerbs gehören, an dem erstmals 32 Mannschaften teilnehmen und der im Modus einer Männer-WM nach der regulären Saison ausgetragen werden soll. Aus der Bundesliga haben sich der FC Bayern und Borussia Dortmund qualifiziert. Alle Teams dürfen sich dabei auf satte Prämien freuen.

Acht Monate Haft für drei Fans nach rassistischen Beleidigungen gegen Vinicius

Vinicius Junior von Real Madrid ist immer wieder Ziel rassistischer Anfeindungen, so auch im Mai 2023 im Estadio Mestalla in Valencia. Ein Gericht hat drei Fans nun zu einer Haftstrafe verurteilt.

Vinicius Junior sagte im Oktober 2023 vor Gericht aus.

Vinicius Junior sagte im Oktober 2023 vor Gericht aus.

IMAGO/ABACAPRESS

Die Valencia-Anhänger wurden am Montag zu acht Monaten Gefängnis und zwei Jahren Stadionverbot verurteilt, außerdem müssen sie die Kosten des Verfahrens tragen. Am 21. Mai 2023, beim Heimspiel Valencias gegen Real Madrid, berichtete Vinicius, dass er von Fans auf der Tribüne rassistisch beleidigt wurde. Das Spiel wurde für einige Minuten unterbrochen und der Brasilianer identifizierte einen der Beschuldigten. Nach einer Anzeige von La Liga konnte man dank interner Kameras zwei weitere Täter identifizieren.

“Dieses Urteil ist eine gute Nachricht für den Kampf gegen Rassismus in Spanien, da es den Schaden, den Vinicius Jr. erlitten hat, wiedergutmacht und eine klare Botschaft an diejenigen sendet, die in ein Fußballstadion gehen, um zu beleidigen – dass La Liga sie aufspüren, anprangern und strafrechtliche Konsequenzen ziehen wird”, wird Liga-Präsident Javier Tebas zitiert.

Auch die Staatsanwältin zur Bekämpfung von Hassverbrechen in Valencia, Susana Gisbert, nahm das Urteil mit Genugtuung zur Kenntnis. “Einerseits bin ich sicher, dass diese Leute so etwas nicht noch einmal tun werden, dass sie über die Bedeutung dieser Sache nachgedacht haben, aber es dient auch als Warnung an diejenigen, die es vielleicht tun könnten, damit mögliche Täter wissen, dass es nicht umsonst ist und damit mögliche Opfer wissen, dass sie von der Staatsanwaltschaft und den Gerichten geschützt werden”, so Gisbert.

Reue bewahrte das Trio letztlich auch nicht vor der Strafe. Während der Anhörung verlasen die Angeklagten ein Entschuldigungsschreiben an Vinicius, La Liga und Real.

Staatsanwältin spricht von erstem Schritt

Erstmals erfolgte damit eine Verurteilung nach einer Klage von La Liga, auch der spanische Fußballverband RFEF, Real Madrid und Vinicius selbst waren beteiligt. Staatsanwältin Gisbert sagte, sie sei “sicher”, dass dies ein erster Schritt zur Ausmerzung rassistischer Beleidigungen im Sport sei. “Es ist fast der erste Fall eines Fußballspiels, bei dem es rassistische Beleidigungen gab, und wir haben eine Verurteilung für ein Verbrechen mit dem erschwerenden Faktor des Hasses, und das ist sehr wichtig. Ich denke, die Bedingungen sind für alle zufriedenstellend.”

Real Madrid ließ in einer Mitteilung verlauten, man werde sich “weiterhin für den Schutz der Werte unseres Vereins und die Ausmerzung jeglichen rassistischen Verhaltens in der Welt des Fußballs und des Sports einsetzen”.

Ancelotti verkündet: Real boykottiert neue Klub-WM

An seinem 65. Geburtstag outete sich Milan-Legende Carlo Ancelotti als früherer Inter-Fan. Was der Italiener nächsten Sommer mit Real Madrid vorhat, sorgte für noch mehr Aufsehen.

Ein fünftes Mal CL-Sieger - allein als Trainer: Carlo Ancelotti.

Ein fünftes Mal CL-Sieger – allein als Trainer: Carlo Ancelotti.

IMAGO/Goal Sports Images

Carlo Ancelotti geriet ins Schwelgen. Erinnerungen an seine Kindheit und Idole, das Rekapitulieren einer unglaublichen Karriere erst als Spieler, dann als Trainer. Im Interview bei Il Giornale anlässlich seines 65. Geburtstags am Montag sprach Real Madrids Chefcoach über ganz unterschiedliche Themen – eines aber hatte besonderen Neuigkeitswert.

Fast nebenbei ließ Ancelotti fallen, dass er, der bei Real noch bis 2026 unter Vertrag steht, mit dem amtierenden Champions-League-Sieger nicht plant, an der neuen aufgeblähten Klub-WM teilzunehmen, die die FIFA im Sommer 2025 erstmals ausrichten wird. Es war eine stattliche Boykott-Erklärung.

“Die FIFA vergisst, dass Spieler und Vereine nicht daran teilnehmen werden”, bemerkte der 65-Jährige angesprochen auf den neuen Wettbewerb. “Ein einzelnes Spiel von Real Madrid ist 20 Millionen Euro wert, so viel wollen sie uns aber für das gesamte Turnier geben” – Ancelotti gab gleich einen Einblick in die Argumentation. “Auch andere Vereine werden diese Einladung ablehnen”, ist sich der Jubilar sicher. Der Weltverband plant das Turnier mit insgesamt 32 Teilnehmern.

“Deutschland hat eine interessante Mannschaft”

Sollten die Königlichen diese Entscheidung so durchziehen, wäre das ein noch größerer Paukenschlag als Ancelottis Geständnis, als Kind großer Inter-Fan gewesen zu sein. Seines “Traumspielers” Sandro Mazzola wegen, später auch durch Roberto Boninsegna. Und das ausgerechnet als große Milan-Legende: Mit den Rossoneri wurde Ancelotti als Spieler Ende der 1980er, Anfang der 1990er Jahre mehrmals Meister, Europapokalsieger, Weltpokalsieger. Als Trainer kamen in den 2000er Jahren etwa zwei CL-Titel dazu.

Zu den anderen Themen, über die Ancelotti sprach, zählte auch das eher augenzwinkernde Angebot an Toni Kroos, sich das mit dem Karriereende doch noch mal überlegen zu dürfen. Wie auch der Ausblick auf die EM in Deutschland, wo sich der EM-Teilnehmer 1988 in der Bundesrepublik auf den Gastgeber freut: “Ich bin sehr gespannt auf Deutschland, sie haben eine interessante Mannschaft.” Und Titelverteidiger Italien? Der hat in Ancelottis Augen den “Generationenwechsel” verpasst.

Wer folgt auf Bellingham? Pavlovic mit Außenseiter-Chance

Der Golden-Boy-Award für den besten U-21-Spieler Europas ist eine prestigeträchtige Auszeichnung der italienischen Sportzeitung Tuttosport. Am Mittwoch veröffentlichte die Redaktion die Liste der 100 Kandidaten für dieses Jahr, darunter neun aus der Bundesliga.

Hat Außenseiterchancen beim Golden Boy 2024: Aleksandar Pavlovic.

Hat Außenseiterchancen beim Golden Boy 2024: Aleksandar Pavlovic.

IMAGO/Chai v.d. Laage

Aus Solomeo (Umbrien) berichtet Frank Linkesch

Wer folgt auf Jude Bellingham? Der Ex-Dortmunder gewann im vergangenen November die begehrte Auszeichnung vor Jamal Musiala und steht in einer Reihe mit vorherigen Siegern wie Lionel Messi (2005), Mario Götze (2011), Kylian Mbappé (2017) oder Erling Haaland (2020). Aktueller Favorit ist Lamine Yamal, der gerade einmal 16-jährige Mittelfeldspieler des FC Barcelona. Er führt das Tuttosport-Ranking an.

Die Veröffentlichung fand in gewohnt feierlichem Rahmen auf dem Anwesen des Modeschöpfers Brunello Cucinelli in dem malerischen umbrischen Dorf Solomeo nahe Perugia statt. Gigi Buffon gab sich die Ehre, teilte in einer Talkrunde seine Erinnerungen an die Anfang des Jahres verstorbene Legende Gianni Riva.

Bojan Krkic (33), 2008 Vierter bei der Wahl, gab Einblicke in das Konzept von Barcelonas Nachwuchsschmiede La Masia. Aus gutem Grund: Mit Yamal spielt der Favorit aus den Golden-Boy bei Barca, das als einziger Klub zusammen mit Brighton & Hove Albion gleich vier Spieler unter den Top-100 stellt. Rang zwei belegt derzeit Joao Neves von Benfica Lissabon vor Alejandro Garnacho von Manchester United. PSG-Mittelfeldspieler Warren Zaire-Emery folgt dahinter.

Neun Kandidaten aus der Bundesliga

Und die Bundesliga? Die war vergangenes Jahr mit Bellingham, Musiala, Florian Wirtz und Xavi Simons höchst prominent und weit vorne vertreten, alle sind mittlerweile zu alt. Neun Bundesliga-Profis, darunter sieben für den DFB spielberechtigte, gehören zu den Kandidaten. Das bedeutet für die Bundesliga Rang fünf hinter den Ligen Frankreichs (16 Profis), Belgiens (12), Englands und Spaniens (je 11). Sieben Deutsche sind so viele wie Engländer und Belgier, Spanien kommt auf acht. Frankreich ist mit elf auch hier wenig überraschend spitze.

Aktuell bester Bundesliga-Profi ist Aleksandar Pavlovic auf Rang neun, zwei Plätze vor Mathys Tel, seinem Mannschaftskameraden beim FC Bayern. Mit Jamie Bynoe-Gittens auf Platz 16 und Youssoufa Moukoko (23.) folgen aus Sicht der Bundesliga zwei Dortmunder.

Frankfurts Hugo Larsson (35.), Kölns Max Finkgräfe (44.), der Mainzer Brajan Gruda (48.) sowie die Hoffenheimer Tim Drexler (86.) und Umut Tohumcu (96.) sind die übrigen. Kriterien für das Ranking sind die sportlichen Leistungen, die Spielzeit, die Stärke des jeweiligen Klubs sowie die Leistungen im Nationalteam und der Champions League.

Verkürzungen der Liste

Die Liste wird von nun an zum 15. jeden Monats um 20 Spieler verkürzt. Mitte Oktober bleiben 20 übrig, aus denen 40 europäische Journalisten von Fußball-Fachmagazinen, darunter auch der kicker, den Sieger wählen. 2023 führte lange Zeit Musiala, ehe er auf der Zielgeraden vom erst nach seinem Wechsel zu Real Madrid stark auftrumpfenden Bellingham abgefangen wurde. Und dieses Mal? Vorteil für die Profis, die bei der EM Eindruck hinterlassen können bzw. im Spätsommer in der Königsklasse.

Neue Rolle für Rodrygo? Was Mbappé für Reals Angreifer bedeutet

Champions-League-Sieger Real Madrid verstärkt sich mit Kylian Mbappé. Das ist ein enormer Luxus. Und für manche seiner künftigen Kollegen womöglich ein Problem.

In der Offensive hat Real Madrid nun ein Überangebot.

In der Offensive hat Real Madrid nun ein Überangebot.

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Sieben Herzaugen von Rodrygo. Fede Valverde zündete eine kleine Emoji-Bombe. Und von Vinicius Junior gab es ein Uhren-Symbol – als Zeichen, dass er es kaum erwarten kann. Also das Zusammenspiel mit Kylian Mbappé, dessen Wechsel zu Real Madrid am Montagabend mehrere Social-Media-Postings zur Folge hatte, unter denen seine künftigen Teamkollegen mächtig Vorfreude ausdrückten. Aber wer freut sich wirklich?

Zu viele Köche verderben den Brei. Das sind zum einen drei Euro ins Phrasenschwein. Zum anderen ist das durchaus eine (Luxus-)Situation, die durch den Mbappé-Transfer auf den frischgebackenen Champions-League-Sieger zukommt. Auch durch die Verpflichtung des brasilianischen Supertalents Endrick. Wer wird bei Real 2024/25 überhaupt noch spielen können? Und wo?

Selbst Madrid hat zwar nicht den Vorteil, mit zwölf oder gar 13 Mann auflaufen zu dürfen, aber zumindest den, dass Carlo Ancelotti an der Seitenlinie steht. Ein Trainer, der seine Formation in der Regel an seinen Kader anpasst, nicht andersherum. Ein Trainer, der darauf erpicht ist, seine besten Spieler allesamt aufzustellen. Und vielleicht dann erst zu schauen, wie sie sich finden können. Dass ihm das irgendwann gelingt, hat er längst bewiesen. Wie könnte Reals neue Startelf also aussehen?

Königstransfer Mbappé ist natürlich gesetzt. Vinicius Junior und Jude Bellingham sind es auch. Das neue Dreigestirn? Wohl eher nicht. Schon in den vergangenen Monaten wurde Bellingham, der in der Hinrunde noch beinahe als falsche Neun gespielt hatte, immer weiter zurückgezogen. Nicht nur spanische Medienberichte deuten darauf hin, dass der junge Engländer ein wichtiger Teil der Kollektivlösung sein soll, Toni Kroos zu ersetzen. Ancelotti hat es bereits selbst umrissen.

Die erste Elf: Eine geschlossene Gesellschaft?

Denkbar ist statt dem zuletzt üblichen 4-2-2-2 ein 4-2-3-1, das Ancelotti in der abgelaufenen Rückrunde immer mal wieder ausprobiert hat. In diesem könnte Bellingham den offensiveren Part einer Doppelsechs neben Aurelien Tchouameni geben. Was bedeuten würde, das tatsächlich keiner der gesetzten Offensivspieler seinen Platz verlieren muss.

Vinicius Junior könnte weiterhin über den linken Flügel angreifen, Fede Valverde auch aus Balancegründen die rechte Seite bespielen. Rodrygo, der auf diese rechte Seite keine Lust hat, links aber wohl keine Aussichten, könnte eine Rolle als Zehner respektive hängende Spitze einnehmen, wie sie ihm liegt, wie er sie als Neymar-Ersatz auch in der brasilianischen Nationalmannschaft spielt. Ganz vorne stürmt Mbappé, der den eindeutig größten Torhunger hat und am ehesten zum Knipser taugt. Alternativ möglich: Tchouameni und Valverde in der Zentrale, Bellingham auf der Zehn, Rodrygo wohl oder übel über rechts. Vinicius und Mbappé werden wohl ohnehin rochieren.

Joselu

Der ausgeliehene Joselu wird wohl bleiben. Startelf-Ansprüche stellt der Routinier nicht.
IMAGO/PanoramiC

Diese Lösung ist nicht nur denkbar, sie vergrault auch keine Leistungsträger. Zumal der junge Endrick sich zunächst ebenso damit abfinden kann, erst mal als Joker an die Stammelf herangeführt zu werden wie der schon ältere Joselu, der voraussichtlich fest verpflichtet wird, dass er vor allem in Schlussphasen eingesetzt wird. Sollte Real mal einen Stoßstürmer brauchen.

Ausbaden könnten den Mbappé-Transfer eher die Spieler müssen, die schon in der abgelaufenen Saison die ersten waren, die mit den Hufen scharrten. Eduardo Camavinga, im Standing etwas gefallen, muss sich voraussichtlich mit Tchouameni abwechseln, Routinier Luka Modric, der noch mal ein Jahr bleiben wird, wohl weiterhin mit den letzten 20 bis 30 Minuten begnügen. Für Rotationsspieler Brahim Diaz oder den aufstrebenden Arda Güler dürfte es ebenso kaum die Chance geben, sich im ersten Aufgebot festzuspielen. Da ist Geduld gefragt. Oder eine Leihe?

Real Madrid wird 2024/25 mehr denn je über eine beeindruckende Kadertiefe, eine hervorragende zweite Reihe verfügen. Aber möglicher Stunk im Gefüge, in dem nicht einmal Ancelotti jeden zufriedenstellen kann, verschiebt sich von den bisherigen Stammspielern dann nur auf die Anwärter. Womöglich wird Real noch ein, zwei Offensivspieler abgeben müssen. Dani Ceballos etwa hat wohl keine Zukunft im Verein.

Niklas Baumgart

Emotionales erstes Mbappé-Statement: “Der Klub meiner Träume”

Nach diversen gescheiterten Anläufen ist der Wechsel von Kylian Mbappé zu Real Madrid offiziell. In seinem ersten Statement nach der Verkündung macht der Weltmeister von 2018 direkt deutlich, wie viel ihm sein neuer Klub bedeutet.

Neu bei Real Madrid: Kylian Mbappé.

Neu bei Real Madrid: Kylian Mbappé.

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Real Madrid hat am vergangenen Samstag die Champions League gewonnen. Schon wieder. Und die lange hypothetische Frage, zu was diese Mannschaft erst mit Kylian Mbappé als Vollstrecker imstande wäre, kann ab der Saison 2024/25 auch beantwortet werden.

Die Königlichen machten den Deal mit dem französischen Weltmeister von 2018, der in der spanischen Hauptstadt einen Fünfjahresvertrag bis 30. Juni 2029 unterzeichnete, am Montagabend offiziell.

Allerdings versuchten die Fans zunächst vergeblich, einen Blick auf das Statement Reals zu erhaschen. Die Website war nach der Verkündung für eine Weile zusammengebrochen. Als die Seite wieder abrufbar war, stand dort genau ein einziger Satz: “Real Madrid und Kylian Mbappé haben eine Einigung darüber erzielt, dass der Spieler für fünf Saisons bei Real Madrid spielt.” Ende.

Der junge Mbappé im Real-Trainingsanzug

Für den emotionalen Part war dann Mbappé höchstselbst verantwortlich. Auf seinem Instagram-Kanal teilte der Rekordtorschütze von Paris Saint-Germain (256 Tore in 307 Spielen), der zuletzt sechsmal in Folge Torschützenkönig der Ligue 1 geworden war, vier Bilder. Diese zeigen Mbappé als Jugendlichen mit Real-Madrid-Trainingsanzug am Vereinsgelände der Königlichen. Auf einem anderen Bild albert er mit dem damaligen Real-Superstar Cristiano Ronaldo herum.

Ich bin schon ganz ungeduldig, euch zum ersten Mal zu sehen, Madridistas.

Kylian Mbappé

Im darunter stehenden ersten Statement Mbappés schreibt der Stürmer, der im Sommer in Deutschland seinen ersten EM-Titel anpeilt, von einem “wahrgewordenen Traum”. “Ich bin sehr glücklich und stolz, Teil des Klubs meiner Träume zu sein”, fügt er an. Für ihn sei es zudem “unmöglich zu erklären, wie glücklich und aufgeregt ich in diesem Moment bin”.

Mbappé kann es kaum abwarten, nach dem EM-Sommer – und ohne die Olympischen Spiele – bei seinem neuen Klub loszulegen. “Ich bin schon ganz ungeduldig, euch zum ersten Mal zu sehen, Madridistas”, wendet sich Mbappé auch an die Fans, denen er schon jetzt für ihren “unglaublichen Support” gedankt hat. Wie der erst ausfällt, wenn Mbappé Real zum nächsten Champions-League-Titel schießt?

Transfer-Saga beendet: Mbappé wechselt zu Real Madrid

Sein Abschied von Paris Saint-Germain war schon länger bekannt. Nun hat sich offiziell geklärt, wo die Reise von Kylian Mbappé weitergeht: bei Real Madrid.

Stürmt fortan für den besten Klub Europas: Kylian Mbappé.

Stürmt fortan für den besten Klub Europas: Kylian Mbappé.

IMAGO/PanoramiC

Im Sommer 2022 war es bereits besonders knapp gewesen, als Mbappés Vertrag in Paris schon einmal auslief und der Wechsel aus der französischen in die spanische Hauptstadt vielerorts in trockenen Tüchern gewähnt wurde. Doch dann verlängerte der Ausnahme-Angreifer zu enormen Konditionen doch noch mal – um zwei Jahre. Diese sind jetzt vorbei.

Und diesmal ist es passiert, wie Real Madrid am Montag nach dem gewonnenen Champions-League-Finale gegen Borussia Dortmund verkündete: Der 25 Jahre alte Franzose stürmt ab Sommer für die Königlichen.

Wie es schon vor zwei Jahren der Fall gewesen wäre, müssen die Königlichen keine Ablösesumme aufbringen. Einen saftigen Unterschriftsbonus und ein fürstliches Gehalt schließt das natürlich nicht aus.

Mbappé, Weltmeister von 2018 und WM-Finalist von 2022, hat beim spanischen Rekordmeister bis 30. Juni 2029 unterschrieben. Dem französischen Pendant kehrt er nach sieben Jahren, sechs Meisterschaften, drei Pokalsiegen, zwei Titeln im Ligapokal und einer Teilnahme am Champions-League-Finale (2020, 0:1 gegen den FC Bayern) den Rücken.

Reichlich Konkurrenz im Sturm – Rückennummer 9?

Dass sowohl Spieler als auch aufnehmender Verein an dieser Zusammenkunft spätestens jetzt großes Interesse hatten, liegt auf der Hand. Mbappé, bereits Weltmeister und Weltstar, war es bei PSG, dessen Rekordtorschütze er ist (256 Tore in 307 Spielen), nicht gelungen, die Königsklasse zu gewinnen. Auf eine ganz große individuelle Auszeichnung – wofür es nicht schadet, für einen Giganten des Weltfußballs mit Tradition zu spielen – wartet er auch noch. Real Madrid indes hat in Mbappé einen neuen “Galactico” und damit auch einen adäquaten Ersatz für den 2023 abgewanderten Karim Benzema gefunden.

Während der königliche Kader in der Abwehr aktuell eher auf Kante genäht ist, wie die lange Zeit prekäre Situation in der Innenverteidigung aufzeigte, könnte sich im Angriff ab Sommer ein Überangebot entwickeln. Neben den gereiften Brasilianern Vinicius Junior und Rodrygo wird deren Landsmann Endrick, ein dann 18 Jahre altes Riesentalent, im Sommer zum CL-Sieger stoßen. Außerdem gibt es den noch ausgeliehenen Stoßstürmer Joselu, der sich aktuell besonders ob seines Spielerprofils für eine längerfristige Beschäftigung empfiehlt. Ob Trainer Carlo Ancelotti bei einer Formation mit zwei Angreifern bleiben wird, darf daher bezweifelt werden.

Mbappés Pariser Rückennummer 7, die in Madrid durch Namen wie Juanito, Emilio Butragueno, Raul oder Cristiano Ronaldo einen ganz besonderen Stellenwert hat, ist aktuell übrigens an Vinicius Junior vergeben. Die 10, die Mbappés Rücken in der französischen Nationalmannschaft ziert, wird wohl weiterhin von Luka Modric besetzt. Die 9, nach Benzemas Abgang von keinem Spieler übernommen, wäre momentan frei.

Königliches Kalkül: Warum Dani Carvajals Tor kein Zufallsprodukt war

Das Champions-League-Finale fand in Dani Carvajal einen überraschenden Matchwinner. Dabei war der Treffer alles andere als dem Zufall entsprungen, wie der Rechtsverteidiger verriet.

Bigger than Füllkrug: Dani Carvajal, der Man of the Match.

Bigger than Füllkrug: Dani Carvajal, der Man of the Match.

So manches Szenario hatten die Real-Fans im Kopf für dieses Finale. Die nächste Gala von Vinicius. Oder ein Freistoßtor von Toni Kroos in seinem letzten Spiel? Jude Bellingham gab es ja auch noch, vielleicht wieder einer seiner späten Treffer, wie so oft in dieser Saison. Aber ein Kopfballtor von Dani Carvajal? Dafür dürfte fast allen die Fantasie gefehlt haben. Sie wussten allerdings ja auch nicht, was Carlo Ancelotti wusste.

Spielbericht

Denn das Tor war, auch in dieser Exaktheit, kein Zufall. Streng genommen wurden die Voraussetzungen dafür sogar schon vor anderthalb Jahren geschaffen.

Womit sich ein kurzer Rückblick lohnt. Schon zur Mitte der vergangenen Saison hatte Ancelotti Carvajal vorgeschlagen, sich häufiger im gegnerischen Strafraum blicken zu lassen. Ein Angebot, das der Ex-Leverkusener gerne annahm und seit der laufenden Saison sogar ausbaute. Wenn er schon seine Außenverteidigerrolle offensiver interpretieren solle, warum dann nicht auch bei Standards dahin gehen, wo es weh tut? Ancelotti ließ sich überzeugen.

Carvajals neuer Offensivgeist trug schnell Früchte für Real. Sechs Pflichtspieltore und sechs Vorlagen gelangen ihm in der abgelaufenen Saison, darunter sein wichtigster Treffer überhaupt. “In diesem Jahr habe ich mich für Ecken entschieden, und wie ich meiner Familie immer sage, ist Entschlossenheit der Schlüssel zu meiner Karriere”, erklärte Carvajal nach dem Finale. Kurz nach einem ersten ordentlichen Kopfballversuch klappte es dann tatsächlich für den nur 1,73 Meter großen Außenverteidiger. “Einer ist drüber gegangen und den zweiten musste ich treffen”, folgte Carvajal dabei seiner ganz eigenen Logik.

BVB zweimal am ersten Pfosten überrascht

Dass der BVB sich gleich zweimal vom kleinsten Spieler auf dem Platz auf beinahe identische Art und Weise überrumpeln ließ, war übrigens auch kein Zufall, sondern vielmehr königliches Kalkül. Laut Carvajal hatte Reals Trainerteam diese Eckball-Variante speziell für das Finale entwickelt. “Wir hatten die Strategie gut vorbereitet, und ich musste mich umstellen und an den nahen Pfosten gehen”, verriet der Spieler des Spiels, der schon in den Ecken vor seinen beiden Chancen am ersten Pfosten gelauert und schließlich Erfolg hatte.

Von jetzt an sind sie also zu fünft. Nach Paco Gento haben nun auch der scheidende Toni Kroos, Luka Modric (38), Nacho (34) und eben Dani Carvajal sechs Mal den Landesmeisterpokal gewonnen. Und der, der mit seinen 32 Jahren am wahrscheinlichsten mal der alleinige Rekordhalter werden könnte, schuf dafür die Voraussetzungen.

La-Masia-Schule: Garcia Pimienta ist Sevillas sechster Coach seit 2022

Kontinuität auf der Trainerposition suchen sie beim FC Sevilla seit knapp zwei Jahren vergeblich: Mit Francisco Jose Garcia Pimienta (49) soll ab Sommer alles anders werden.

Er soll Sevilla in eine neue Erfolgsära führen: Francisco Jose Garcia Pimienta.

Er soll Sevilla in eine neue Erfolgsära führen: Francisco Jose Garcia Pimienta.

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Fast 1200 Tage saß Julen Lopetegui auf der Trainerbank beim FC Sevilla. Nach dessen Beurlaubung Anfang Oktober 2022 fingen die Andalusier erst richtig zu schlingern an. In der Saison 2022/23 plagten die Europa-League-Experten arge Abstiegsängste, weswegen Jorge Sampaoli nach nur 165 Tagen im Amt vom Hof gejagt wurde.

Unter dessen Nachfolger José Luis Mendilibar, der jüngst Piräus zum Conference-League-Titel führte, wurde Sevilla immerhin noch Zwölfter – und gewann “natürlich” die Europa League. Weil die Verantwortlichen auch den 63-Jährigen Anfang Oktober 2023 schassten, ging die Suche erneut los.

Erfolglos: Diego Alonso wurde kurz vor Weihnachten – und nur 29 Minuten nach Abpfiff eines Spiels – bereits wieder aus seinem Amt enthoben. Quique Sanchez Flores beendete zwar die Saison 2023/24, 41 Punkte und Rang 14 waren aber wahrlich kein Bewerbungsschreiben für eine Weiteranstellung.

20 Jahre beim FC Barcelona

Endlich Kontinuität auf der Trainerposition wünscht sich Sevilla nun mit Francisco Jose Garcia Pimienta, der im vergangenen Sommer beinahe bei Celta Vigo angeheuert hatte. Der 49-Jährige wurde am Sonntag als neuer Cheftrainer zur Saison 2024/25 präsentiert, er erhält einen Zweijahresvertrag bis 30. Juni 2026.

Seit Januar 2022 trainierte er UD Las Palmas, führte den Klub zurück in La Liga und in der gerade abgelaufenen Saison zum Klassenerhalt. Nun scheint Garcia Pimienta bereit für den berühmten nächsten Schritt.

Der in Kataloniens Metropole geborene Coach bringt die Barcelona-Schule mit an den Guadalquivir: Zwischen 2001 und 2015 trainierte er U-Mannschaften in La Masia, übernahm anschließend die zweite Mannschaft, trainierte die U 19 in der Youth League, ehe er im Sommer 2021 nach dann zwei Jahrzehnten Katalonien gen Gran Canaria verließ.

Von nun an werden sie ihn aber nicht mehr hochleben lassen für den Klassenerhalt. Sevilla will mit aller Macht zurück in die Spitzengruppe Spaniens, 35 Punkte trennten die Andalusier in dieser Saison vom letzten Champions-League-Rang.