Larsson träumt von England, will in Frankfurt aber weiter reifen

Kurzfristig plant Hugo Larsson die Rückkehr in die Startelf, langfristig will er den Sprung in die Premier League schaffen. Und dazwischen? Sieht er noch jede Menge Entwicklungspotenzial, das er im Trikot der Eintracht ausschöpfen will.

Im Frankfurter Mittelfeld ist er schon mit 19 Jahren ein Schlüsselspieler: Hugo Larsson.

Im Frankfurter Mittelfeld ist er schon mit 19 Jahren ein Schlüsselspieler: Hugo Larsson.

IMAGO/Treese

Die negative Stimmung rund um die Eintracht scheint an Hugo Larsson nahezu spurlos vorbeizugehen. In einer Medienrunde am Mittwoch präsentierte er sich bester Laune und voller Zuversicht. Da der Schwede die deutsche Sprache trotz wöchentlichen Unterrichts noch nicht so gut beherrscht, hilft ein einfaches Rezept: “Drücke nicht den Button zum Übersetzen.”

Larsson spürt keine “negative Wolke”

Von der “negativen Wolke”, von der Torhüter Kevin Trapp unlängst nach dem 1:1 gegen Bremen geunkt hatte, spürt Larsson nichts. Stattdessen sagt er im Brustton der Überzeugung: “Ich will nicht darüber sprechen, dass wir den Europacup verpassen könnten. Weil ich wirklich davon überzeugt bin, dass wir Sechster werden.”

Um dieses Ziel zu erreichen, wird es auch auf ihn selbst ankommen. Am Samstag in Stuttgart (18.30 Uhr, LIVE! bei kicker) wird der Mittelfeldspieler nach überstandener Adduktorenverletzung in der Startelf zurückerwartet, zuletzt war er gegen Bremen bereits als Joker in die Partie gekommen.

“Da hatte ich ein gutes Gefühl. Ich denke, dass ich für 90 Minuten bereit bin”, sagt Larsson. Zugezogen hatte er sich die Verletzung am 21. Spieltag gegen Bochum, im dritten Spiel nach seiner Rückkehr erlitt er einen Rückschlag. Zuvor sei er noch nie verletzt gewesen, berichtet der Youngster.

Eine außergewöhnliche Gabe

Trotz der jüngsten Fehlzeiten ist der 19-Jährige der Senkrechtstarter der Saison bei der Eintracht. Larsson verfügt bereits in so jungen Jahren über ein besseres Spielverständnis als die meisten 30-Jährigen – eine außergewöhnliche Gabe. Von allen Frankfurter Mittelfeldspielern weist er mit 86,9 Prozent die beste Passquote auf. Im ersten Halbjahr schaffte der 7,5 Millionen Euro teure Zugang vom schwedischen Spitzenklub Malmö auf Anhieb den Sprung in die Nationale Klasse der kicker-Rangliste. Auch Trainer Dino Toppmöller ist begeistert. Er traut dem Achter zu, einer der besten Mittelfeldspieler Europas zu werden.

Im kicker-Interview sagte der Coach kurz vor Weihnachten: “Das Zeug dazu hat er. Sein Talent und seine mentale Stabilität sind herausragend. Talent haben bei uns alle Spieler. Die Frage ist: Wie gehst du mit Rückschlägen um? Ich ziehe den Hut davor, wie Hugo Widerstände überwindet. Er lebt den Fußball mit allem, was er hat. Das zeigt sich auch bei den individuellen Videoanalysen. Er fragt nach, will alles wissen und sagt hinterher: Ich liebe das und will mehr davon.”

Mein Körper ist noch nicht komplett der eines Mannes.

Hugo Larsson

Keine Frage, Larsson ist sehr viel reifer als die meisten Teenager in seinem Alter. Momentan tüftelt er mit den Analysten daran, seine Körperhaltung bei der Ballannahme zu verbessern, um noch mehr Bälle schnell in die Tiefe spielen zu können. “Ich arbeite viel mit dem Analyseteam und schaue meine Spiele hinterher noch einmal an. Dann versuchen wir, Dinge zu finden, die ich verbessern kann. Sie helfen mir viel, dafür bin ich sehr dankbar”, erzählt Larsson.

Er weiß, dass er auch physisch noch zulegen muss. “Mein Körper ist noch nicht komplett der eines Mannes.” Mit seinen 1,87 Meter ist er noch ein ziemlicher Schlaks. Eine kräftigere Statur dürfte ihm auch dabei helfen, mehr Zweikämpfe für sich zu entscheiden als bisher. Mit 44 Prozent gewonnener Duelle ist seine Quote eher mäßig.

Mehr Torbeteiligungen als Ziel

Perspektivisch will er auch daran arbeiten, häufiger in den Strafraum zu kommen und die Anzahl seiner Torbeteiligungen zu erhöhen. “Das kann noch viel besser werden und ist für einen Spieler auf meiner Position wichtig”, weiß er. Aktuell steht er bei zwei Toren und einem Assist, wobei vor allem sein herrlich herausgespielter Treffer gegen die Bayern (5:1) ein Ausrufezeichen war.

Auch wenn er in diesem Spiel mit Mario Götze auf der Doppelsechs prächtig harmonierte, funktioniert das Zusammenspiel und die Aufgabenaufteilung mit dem defensiver veranlagten Strategen Ellyes Skhiri insgesamt besser. Noch gibt es eine kleine Hoffnung, dass der an der Wade lädierte Tunesier am Samstag spielen kann. Zumindest Teile des Mannschaftstrainings absolvierte er mittlerweile. “Wir verstehen uns auf dem Platz und außerhalb des Platzes gut. Zusammen sind wir eine gute Combo”, betont Larsson.

Nach seiner Einwechslung half Hugo Larsson zuletzt gegen Bremen dabei, den Rückstand auszugleichen.

Nach seiner Einwechslung half Hugo Larsson zuletzt gegen Bremen dabei, den Rückstand auszugleichen.
IMAGO/Eibner

Da Skhiri zu Jahresbeginn beim Afrika-Cup spielte und danach verletzungsbedingt zeitweise ebenfalls pausierte, liefen sie in der Rückrunde noch nicht allzu oft gemeinsam auf. Klar ist: Sind beide fit, heben sie die Qualität im Mittelfeld auf ein anderes Level. Darauf muss die Eintracht nun auch im Endspurt hoffen.

Die “einfachen Punkte” habe man in dieser Saison nicht geholt, dafür aber starke Leistungen gegen die guten Teams gezeigt, rekapituliert Larsson. Das lässt ihn vor dem schweren Auswärtsspiel in Stuttgart hoffen. Tatsächlich gab es Siege gegen die Bayern (5:1) und Leipzig (1:0) sowie Niederlagen gegen Leverkusen (0:3) und Stuttgart (1:2). Gegen den Borussia Dortmund holte die SGE in zwei Partien nur einen Punkt (3:3; 1:3). Eine durchwachsene Ausbeute.

Traum Premier League, Vorbild Rice

Unabhängig von der Platzierung am Ende der Saison sieht Larsson in der Eintracht den richtigen Klub für seine weitere Entwicklung. Die Gerüchte um seine Person nimmt er zwar wahr, ein Abschied schon in diesem Sommer bahnt sich derzeit aber nicht an.

“Ich muss mich noch immer bei vielen Dingen weiterentwickeln. Das ist der perfekte Klub dafür. Ich habe einen langfristigen Vertrag unterschrieben und bin hier sehr, sehr glücklich”, bekräftigt Larsson.

Allerdings macht er keinen Hehl daraus, dass es “ein Traum” sei, eines Tages in der Premier League zu spielen. Dort steht auch sein sportliches Vorbild auf dem Platz: Declan Rice (25, FC Arsenal). “Das ist ein ähnlicher Spielertyp wie ich. Er macht offensiv wie defensiv viele gute Sachen, zu ihm schaue ich auf”, sagt Larsson. Setzt er seine positive Entwicklung in Frankfurt fort, stehen die Chancen gewiss nicht schlecht, dass er Rice eines Tages in der Premier League auf dem Platz begegnet. Vielleicht sogar auf Augenhöhe.

Julian Franzke

Ekitiké fehlt der Eintracht gegen Bremen – Eine “Empfehlung” bei Larsson

Dino Toppmöller muss seine Startelf gegen Werder Bremen umbauen, denn Winter-Neuzugang Hugo Ekitiké fällt erst einmal aus. Bei Hugo Larsson gibt es eine Empfehlung in Sachen Einsatzzeit.

Hugo Ekitiké erhält erstmal keine Anweisungen von Dino Toppmöller.

Hugo Ekitiké erhält erstmal keine Anweisungen von Dino Toppmöller.

IMAGO/HMB-Media

Vor dem 0:0 zuletzt gegen Union Berlin hatte Frankfurts Trainer Dino Toppmöller das Gefühl, dass Hugo Ekitiké “jetzt Woche für Woche in der Startelf stehen kann”. Und in der Tat lief der Winter-Neuzugang gegen die Eisernen von Beginn an auf. Am Freitagabend gegen Werder Bremen (20.30 Uhr, LIVE! bei kicker) wird der 21-Jährige in der Startformation allerdings wieder fehlen.

“Hugo Ekitiké hat leichte Probleme im Adduktorenbereich und ist daher keine Option für morgen”, musste Toppmöller am Donnerstag auf der Pressekonferenz bekannt geben. Angaben über die Ausfallzeit konnte der Trainer nicht machen, denn die betroffene Stelle sei eine, “die du nur merkst, wenn du extreme Bewegungen machst”.

Bei Larsson reicht es für 45 Minuten – Mehrere Optionen für Toppmöller

Etwas besser sieht es hingegen bei Hugo Larsson aus. Der 21-Jährige war mit muskulären Problemen von der schwedischen Nationalmannschaft vorzeitig abgereist und deshalb auch gegen Union ausgefallen. Beim Youngster sei “die Empfehlung, dass er eine Halbzeit spielen könnte, aber er ist jetzt kein Kandidat für die Startelf”, führte Toppmöller aus, der seinen endgültigen Kader erst am Freitag benennen will. Wenn bis dorthin aber “nichts mehr passiert, steht er im Kader”.

Optionen hat der SGE-Coach aber ohnehin einige. Während Omar Marmoush wohl wieder in die Sturmspitze aufrücken wird, sind für dahinter die naheliegendsten Optionen Fares Chaibi und Donny van de Beek. Gerade bei Ersterem, der gegen Union als Joker Mitte der zweiten Hälfte in die Partie kam, registrierte Toppmöller “einen positiven Impact auf unser Offensivspiel”, dennoch sei auch van de Beek “mit Sicherheit eine Option”. Und auch Ignacio Ferri Julia spielt in den Überlegungen des 43-Jährigen eine Rolle – obwohl der letzte Bundesliga-Einsatz des 19-Jährigen weit zurückliegt, aber immerhin im Hinrunden-Duell mit Bremen (2:2) war. Deshalb habe Ferri Julia am Mittwoch bei der U 21 auch nur eine Hälfte gespielt. “Ob er im Kader steht, entscheidet sich morgen.”

Aktivität im Spiel gegen den Ball “ab der ersten Minute”

Während das Personal einen Tag vor dem Spiel noch nicht final feststeht, ist sich Toppmöller beim Matchplan hingegen schon sicher: “Wir brauchen eine sehr hohe Aktivität im Spiel gegen den Ball.” Und das am besten “ab der ersten Minute”. Gerade diese hatte insbesondere in der ersten Hälfte gegen Union gefehlt, im zweiten Durchgang erspielte sich die Eintracht mehr Chancen, für einen Treffer hatte es allerdings nicht gereicht. Dennoch sah Toppmöller nach dem Seitenwechsel “eine ganz andere Power auf dem Platz”.

Gegen Werder fordert der SGE-Coach diese Aktivität, die automatisch zu “Ballgewinnen in höheren Positionen” führe, um so die Dynamik aus dem Spiel der Bremer zu nehmen. Im Spiel mit Ball hofft Toppmöller auf die Fortführung der zweiten Hälfte vom Union-Spiel.

Am besten dann auch mit einem Torerfolg. Gegen Bremen, das zuletzt vier Spiele in Serie verlor, klappte das Toreschießen zuletzt hervorragend. In den jüngsten 13 Duellen mit den Grün-Weißen traf die Eintracht stets ins Schwarze. Nur gegen Hoffenheim hat die SGE derzeit eine längere Torserie (14 Spiele)

Krösche und das Ziel Platz 6: “Wir denken nur daran, was wir gewinnen können”

Mit zwei Heimspielen gegen Union Berlin und Werder Bremen startet die Eintracht in den Saisonendspurt. Platz 6 ist das Ziel. Sportvorstand Markus Krösche fordert außerdem, dass die Mannschaft mehr Konstanz an den Tag legt und über einen längeren Zeitraum “guten Fußball” spielt.

Markus Krösche blickt positiv in Richtung Endspurt.

Markus Krösche blickt positiv in Richtung Endspurt.

IMAGO/Chai v.d. Laage

Auch am Mittwoch konnte der zuletzt angeschlagen von der schwedischen Nationalmannschaft zurückgekehrte Hugo Larsson (Oberschenkelprobleme) nicht mit der Mannschaft trainieren. Der 19-Jährige stand zwar auf dem Platz, absolvierte aber ein individuelles Programm. Mit einem Startelf-Einsatz gegen Union könnte es somit eng werden, Trainer Dino Toppmöller wird bei dem Mittelfeldspieler nicht das Risiko eines Rückschlags eingehen. Immerhin konnte der zu Beginn der Länderspielpause ebenfalls angeschlagene Sechser Ellyes Skhiri am Dienstag und Mittwoch wieder mit dem Team trainieren. Seinem Einsatz steht voraussichtlich nichts im Weg.

Reicht Platz 6 für die Europa League?

In den verbleibenden acht Bundesligaspielen geht es für die Eintracht darum, den sechsten Platz zu verteidigen. Sollte Leverkusen seiner Favoritenrolle im DFB-Pokal gerecht werden und den Wettbewerb gewinnen, käme die SGE mit diesem Rang in die Europa League. Dort fühlen sich die Eintracht und ihre Fans nicht erst seit dem Triumph in Sevilla 2022 gegen die Rangers pudelwohl. Mit Heimsiegen gegen Union Berlin (Samstag, 15.30 Uhr) und Werder Bremen (5. April, 20.30 Uhr) haben die Hessen nun die Riesenchance, Platz 6 weiter zu festigen.

Klar ist: Angesichts von fünf Punkten Vorsprung auf den ärgsten Verfolger Augsburg wäre ein Abrutschen in der Tabelle kaum zu verschmerzen. Der Druck ist da, diesen Platz auf Teufel komm raus zu verteidigen. Auf der Hut sein müssen die Spieler, dass sie diese Aufgabe angesichts des vermeintlich komfortablen Vorsprungs nicht unbewusst unterschätzen. Unter anderem spielt Frankfurt noch in Stuttgart und München sowie zu Hause gegen Leverkusen und Leipzig. In Top-Form ist sicherlich der eine oder andere Big Point drin, doch nüchtern betrachtet müssen auch einige Niederlagen einkalkuliert werden. Umso wichtiger sind die nun bevorstehenden Heimspiele, in denen die SGE der klare Favorit ist.

REstprogramm der Eintracht

“Über einen längeren Zeitraum guten Fußball spielen”

“Wir denken nur daran, was wir gewinnen können”, betont Markus Krösche. Im Gespräch mit dem kicker erklärt der Sportvorstand: “Der Fokus liegt darauf, dass wir unsere Leistung stabilisieren, konstanter werden und uns als Mannschaft weiterentwickeln. Wir haben jetzt eine Struktur und Formation gefunden und wollen die Trainingsarbeit nutzen, um an den Automatismen zu arbeiten und dann über einen längeren Zeitraum guten Fußball zu spielen. Wir haben eine gute Ausgangsposition und wollen das internationale Geschäft erreichen.”

Das würde die herben Enttäuschungen im DFB-Pokal in Saarbrücken und in der Conference League gegen Union Saint-Gilloise zwar nicht vergessen machen, in der Liga hätte die Eintracht mit Platz 6 ihr Ziel jedoch erreicht. Speziell die Europa League würde bei vielen Fans auch rasch wieder die Vorfreude auf die neue Saison wecken.

Julian Franzke