Fünf Tage nach der Demontage: Alba revanchiert sich bei den Bayern

Nur fünf Tage nach der deutlichen Pleite in München nimmt Alba Berlin erfolgreich Revanche. Damit gehen die Berliner als Tabellenzweiter in die Playoffs.

Gute Laune in Berlin: Alba setzte sich gegen die Bayern durch.

Gute Laune in Berlin: Alba setzte sich gegen die Bayern durch.

IMAGO/Beautiful Sports

Alba Berlin hat im vierten Anlauf in dieser Saison den ersten Sieg gegen die Basketballer des FC Bayern München eingefahren. Fünf Tage nach einer 53:77-Auswärtsniederlage setzten sich die Berliner am Freitag zu Hause mit 59:53 (30:28) durch, mit einem 18:0-Lauf beendeten sie die Partie. Die Bayern bleiben trotz der Niederlage Tabellenführer der Bundesliga und werden in den bald anstehenden Playoffs immer den Heimvorteil haben, die Berliner werden als Zweiter in die Endrunde gehen.

Wie schon im Hinspiel stand die Münchener Verteidigung extrem gut: Die Berliner trafen nur einen ihrer ersten elf Würfe aus dem Feld und hatten nach sieben Minuten erst drei Punkte erzielt. Mit den Reservisten änderte sich das Spiel: Die Hausherren verkürzten zum Viertelende auf 12:17, verteidigten im zweiten Durchgang stärker und gingen mit einer 30:28-Führung in die Kabine.

Nach der Pause setzte sich eine umkämpfte Partie fort. Die Bayern fanden eher einen Rhythmus, trafen nun ihre Dreier und setzten sich durch einen 11:0-Lauf auf 48:37 ab. Im Schlussabschnitt holten sich die Berliner das Momentum, Martin Hermannsson besorgte per Dreier eineinhalb Minuten vor Spielende die erste Berliner Führung seit Mitte des dritten Durchgangs. In den letzten sechseinhalb Minuten ließen die Gastgeber keine Punkte zu, durch einen 18:0-Lauf entschieden sie die Partie.

Nachdem die Berliner beim vergangenen Aufeinandertreffen mit 53 Zählern einen Negativrekord in dieser BBL-Saison aufgestellt hatten, stellten die Bayern diesen nun ein. Mit nur elf Zählern avancierte Berlins Sterling Brown zum besten Werfer der Partie.

Alba Berlin – FC Bayern München 59:53 (12:17,18:11,9:20,20:5)

Punkte Alba Berlin: Brown 11, Bean 8, Thomas 8, Schneider 7, Thiemann 6, Hermannsson 5, Koumadje 5, Wetzell 5, Delow 4
FC Bayern München: Brankovic 10, Booker 7, Edwards 7, Lucic 6, Obst 6, Francisco 5, Bolmaro 4, Harris 4, Bonga 2, Wimberg 2
Zuschauer: 12.665

FC Bayern gibt Tillman endgültig zur PSV ab

Malik Tillman kehrt nicht mehr zum FC Bayern zurück: Nach der nun feststehenden Meisterschaft verpflichtete die PSV Eindhoven den US-Nationalspieler fest – der schon die nächsten Titel anpeilt.

Meister gleich in der ersten Saison mit der PSV Eindhoven: Malik Tillman - links bei den Titel-Feierlichkeiten.

Meister gleich in der ersten Saison mit der PSV Eindhoven: Malik Tillman – links bei den Titel-Feierlichkeiten.

imago images/picture alliance

Nach zwei Saisons als Leihspieler hat Malik Tillman wieder einen festen Klub – und es ist nicht der FC Bayern: Der 21-jährige Offensivspieler wechselt fest zur PSV Eindhoven, die ihn im Sommer zunächst für ein Jahr ausgeliehen hatte, und erhält einen Vertrag bis 2028. Der FCB lässt damit auch die Möglichkeit verstreichen, dem frisch gekürten niederländischen Meister die Kaufoption abzukaufen.

Tillman, der vor seiner Leihe in München noch bis 2026 verlängert hatte, bringt dem deutschen Rekordmeister eine zweistellige Millionen-Summe, kolportiert werden rund 13 Millionen Euro. Bei der PSV war er Stammspieler einer Mannschaft, die mit großem Vorsprung und schon jetzt 107 Toren die Liga unter Trainer Peter Bosz von Beginn an dominierte. In 26 Eredivisie-Einsätzen sammelte der zehnmalige US-Nationalspieler neun Tore und elf Vorlagen.

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Wachablösung? So wehrt sich Wolfsburg gegen den FC Bayern!


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“Malik Tillman ist als Nachwuchsspieler zum FC Bayern gekommen, hat sich hier über die Jahre zum Profi entwickelt und ist nun in Eindhoven zu einem Leistungsträger geworden. Er führt die lange Liste an jungen Talenten fort, die sich nach ihrer Ausbildung beim FC Bayern auch im Profifußball durchsetzen”, wertet Sportdirektor Christoph Freund diese Leistungen auch als Auszeichnung für den FC Bayern. “Wir wünschen ihm für seine Zukunft viel Erfolg und alles Gute.”

“Malik hat seinen Wert in dieser Saison mehr als unter Beweis gestellt”

Die PSV-Verantwortlichen freuen sich, dass Tillman dem Kader erhalten bleibt. “Malik hat seinen Wert in dieser Saison mehr als unter Beweis gestellt. Er ist ein fantastischer Fußballer mit unheimlich vielen Qualitäten. Darüber hinaus hat er sich sowohl fußballerisch als auch menschlich enorm weiterentwickelt”, wird Sportdirektor Earnest Stewart in einer Klubmitteilung zitiert. Trainer Bosz ist schon “gespannt”, welche Sprünge Tillman im PSV-Trikot noch macht.

Der Offensivallrounder, der am liebsten auf der Zehn spielt, hofft nach seiner “großartigen” Premieren-Saison, “dass wir auch in den kommenden Jahren viele Titel gewinnen”, und wähnt sich “hier am richtigen Platz”.

Im Bayern-Trikot kam der gebürtige Nürnberger immerhin auf sieben Pflichtspiele für die erste Mannschaft, ehe er zur Saison 2022/23 seine erste Leihstation bei den Glasgow Rangers antrat. Aus seiner zweiten ist nun vorerst eine neue Heimat geworden.

“Schlüsselentscheidung”: Bayern geben Teenager Kharchenkov Profivertrag

Ivan Kharchenkov ist ein beim FC Bayern ausgebildeter Hoffnungsträger im deutschen Basketball. Nun geben ihm die Münchner den ersten Profivertrag.

Bis 2027 an München gebunden: Top-Talent Ivan Kharchenkov (re.).

Bis 2027 an München gebunden: Top-Talent Ivan Kharchenkov (re.).

IMAGO/Eibner

Die Basketballer des FC Bayern haben Nachwuchstalent Ivan Kharchenkov mit dessen ersten Profivertrag ausgestattet. Der 17-Jährige unterzeichnete in München einen Kontrakt bis 2027. “Für den Klub ist das eine Schlüsselentscheidung, denn Ivan gehört zu den vielversprechendsten Guards überhaupt auf der gesamten europäischen Landkarte”, sagte Bayerns Sportdirektor Daniele Baiesi in einer Mitteilung vom Freitag.

Kharchenkov: Debüt in der BBL mit 16

Kharchenkov wurde seit 2018 bei den Bayern ausgebildet und debütierte mit 16 Jahren als jüngster Spieler der Bundesliga-Historie. Er kam bereits mehrfach in der Meisterschaft der Profis und sogar in der Euroleague zum Einsatz. Bei der U-18-EM im Juli 2023 war er der deutsche Topscorer und jubelte mit dem Team über Bronze. Er erhielt bereits eine Einladung von Bundestrainer Gordon Herbert zu einem Lehrgang der A-Auswahl.

Kharchenkovs Familie stammt aus Russland. Sein Vater Alexander spielte bei den Top-Teams ZSKA und Dynamo Moskau und wurde 1974 mit der Sowjetunion Weltmeister. Auch seine Mutter Elena war Basketballerin. Nachdem die Familie nach Deutschland übersiedelt war, wuchs Ivan Kharchenkov in Landsberg auf und kam mit zwölf Jahren zu den Bayern.

Zadrazil: “Das war wie bei Manuel Neuer”

Der FC Bayern hat im Pokalfinale gegen den VfL Wolfsburg das Double verpasst – und genau wie bei den Männern spielte ein Patzer der Torhüterin eine Rolle. Doch Vorwürfe gab es aus gutem Grund keine.

Sah beim ersten Gegentreffer schlecht aus: Bayern-Keeperin Maria Luisa Grohs.

Sah beim ersten Gegentreffer schlecht aus: Bayern-Keeperin Maria Luisa Grohs.

IMAGO/Noah Wedel

Bei der Analyse der 0:2-Finalniederlage gegen die Wölfinnen waren sich die Beteiligten auf Seiten der Bayern nach dem Spiel einig. Die erste Hälfte agierte das Team von Coach Alexander Straus nicht aggressiv genug. Dabei spürte Sarah Zadrazil vor dem Spiel noch eine “gute Stimmung und Energie in der Kabine”. Doch Wolfsburg sei bissiger gewesen, “sie waren einfach besser”.

Hinzu kam ein früher Fehler von Keeperin Maria Luisa Grohs beim ersten Gegentor. “Das ist Fußball, Menschen machen Fehler”, wollte sich Glodis Perla Viggosdottir nach der Niederlage nicht lange mit dem Schnitzer aufhalten. “Sie hat es sofort abgeschüttelt und zeigte kurz darauf eine gute Parade.”

“Das war wie bei Manuel Neuer”, ergänzte Zadrazil und verwies auf dessen Fehler bei Reals Ausgleich im Halbfinale der Champions League, der die Wende für die Königlichen eingeleitet hatte. “Wir sind ein Team und wissen, was wir an ihr haben. Wir haben als Team verloren und das lag nicht an dem einen Patzer. Uns fehlt noch ein bisschen die Konstanz und Cleverness. Wir haben richtig gute Spielphasen, wo man sieht, wie gut wir kicken können.”

“Es macht stolz, wenn man sieht, wo der Frauenfußball hingekommen ist”

Doch die Österreicherin nahm auch etwas mit aus Köln, wo das Rhein-Energie-Stadion mit 44.400 Zuschauern ausverkauft war. “Echt schade, aber ich muss trotzdem sagen, dass die Atmosphäre unglaublich war. Es macht einen stolz, wenn man sieht, wo der Frauenfußball hingekommen ist. Das motiviert uns, dass wir nächstes Jahr wieder herkommen”, so Zadrazil.

Für die Zukunft ist der 31-Jährigen auch nicht bange. “Wir haben mit Alex Straus einen Prozess angefangen, den wir weitergehen wollen. Wir wollen die Nummer 1 sein.” Dabei dürfte dann auch Nationalspielerin Lena Oberdorf helfen, die in der kommenden Saison ja von Wolfsburg zu den Bayern wechseln wird.

EM in akuter Gefahr: Gnabry erleidet Muskelbündelriss

Serge Gnabry muss die EM wohl abschreiben. Der Flügelstürmer des FC Bayern hat sich einen Muskelbündelriss zugezogen.

Bitterer Moment in Madrid: Serge Gnabry verletzte sich am Oberschenkel.

Bitterer Moment in Madrid: Serge Gnabry verletzte sich am Oberschenkel.

picture alliance/dpa

Seine Saison war immer wieder von Verletzungen durchzogen – und mit einer solchen endet sie auch: Wie der FC Bayern am Freitagmittag mitteilte, hat sich Serge Gnabry im Rückspiel des Champions-League-Halbfinals bei Real Madrid am Mittwochabend einen Muskelbündelriss im linken, hinteren Oberschenkel zugezogen. Das habe eine Untersuchung durch die klubeigene medizinische Abteilung ergeben.

Weil bereits in fünf Wochen die EM startet, dürfte damit auch Gnabrys Aus für das Heim-Turnier besiegelt sein. Bereits am kommenden Donnerstag wird Bundestrainer Julian Nagelsmann sein vorläufiges EM-Aufgebot bekanntgeben.

Weitere Informationen folgen …

Führichs Zukunft offen wie nie: Bayern? Dortmund? Chelsea?

Der VfB Stuttgart hat zwar in diesem Jahr einige Verträge seiner Leistungsträger verlängern können, doch Ausstiegsklauseln sind meist inklusive. So ist auch die Zukunft von Nationalspieler Chris Führich derzeit offen, denn es gibt prominente Interessenten.

Hat gut Lachen derzeit: Stuttgarts Chris Führich.

Hat gut Lachen derzeit: Stuttgarts Chris Führich.

IMAGO/Sven Simon

Der VfB erlebt derzeit, dass der große Erfolg auch seinen Preis hat. Denn gleich eine ganze Reihe von Spielern stehen auf der Liste größerer Klubs. So hat sich auch Chris Führich mit acht Toren und sieben Assists in der Bundesliga in den Mittelpunkt gedribbelt und ist spätestens seit seiner Nominierung von Bundestrainer Julian Nagelsmann und inzwischen drei Länderspielen auch auf internationaler Ebene auf den Zetteln einiger Klubs gelandet.

Zuletzt galt der 26-Jährige schon bei Ex-Klub Borussia Dortmund und beim FC Bayern München als möglicher Neuzugang. Doch jetzt scheint es Konkurrenz von englischen Topklubs zu geben, die sich Führich genauer ansehen. Eine Reihe von etablierten Teams, darunter der FC Chelsea, wird mit ihm in Verbindung gebracht.

Billig wird Führich nicht

Zwar hat Führich seinen Vertrag bei den Schwaben zuletzt erst bis 2028 verlängert, dieser enthält aber eine Ausstiegsklausel. So könnte der Nationalspieler für eine Summe zwischen 25 und 30 Millionen Euro wechseln. Die Zukunft des Angreifers beim VfB ist offen wie nie.

Borja Iglesias ist ein Kandidat

Sportdirektor Fabian Wohlgemuth ist selbstverständlich ebenfalls nicht untätig und hat bereits neue VfB-Kandidaten im Blick. Neben Yuito Suzuki (22) von Bröndby IF steht Borja Iglesias auf der Liste. Der 31-jährige Stürmer aus Spanien ist aktuell von Betis Sevilla an Leverkusen ausgeliehen. Bayer verfügt über eine Kaufoption. Allerdings kam er dort nur sechsmal in der Liga zum Einsatz (kein Scorerpunkt). Eine Ablösesumme im zweistelligen Millionenbereich steht im Raum.

George Moissidis, tru

Kein Bayern-Double: Wölfinnen zum zehnten Mal in Folge Pokalsieger

Die Frauen des FC Bayern haben das Double verpasst. Im Pokalfinale unterlagen sie den Spezialistinnen aus Wolfsburg (0:2), die den Pokal tatsächlich zum zehnten (!) Mal in Folge gewinnen.

Nach dem Schlusspfiff kannte der Wolfsburger Jubel keine Grenzen.

Nach dem Schlusspfiff kannte der Wolfsburger Jubel keine Grenzen.

Getty Images

Im Vergleich zum 2:1 in Leverkusen ergaben sich bei den Bayern zwei Veränderungen: Bühl und Harder kamen im offensiven Mittelfeld für Lohmann und Dallmann (beide Bank).

VfL-Coach Tommy Stroot schickte seine beste verfügbare Elf auf den Rasen: Im Mittelfeld begannen Huth, Oberdorf und Popp. Sie sollten die Torjägerinnen um Brand und Pajor in der Spitze mit Bällen füttern.

Die Bayern wollten der Wolfsburger Serie von neun Pokalerfolgen hintereinander ein Ende bereiten. Als Favorit ging der frisch gekürte Deutsche Meister in die Partie, wurde dieser Rolle im ersten Durchgang jedoch nicht gerecht.

Wolfsburg geht nach Grohs’ Fehler in Führung

Nach einer ausgeglichenen Anfangsphase mit leichten Vorteilen für den FCB – beide Mannschaften tasteten sich weitestgehend ab – kam Wolfsburg immer besser in die Partie und stellte die Bayern vor Probleme: Pajor scheiterte nach einer Ecke noch an Grohs (11.), wenig später schoss Brand den VfL in Führung: Ihren Distanzschuss ließ die Münchner Keeperin durchrutschen, sodass er per Aufsetzer rechts im Netz landete (14.).

VfL besser: Janssen erhöht per Kopf

Der Treffer brachte den Wölfinnen Schwung und verunsicherte die Münchnerinnen, die in der Folge Ruhe im eigenen Spiel vermissen ließen und nur selten mal offensiv Akzente setzten. Anders der VfL, der immer wieder zielstrebig nach vorne spielte und zu Chancen kam: Sowohl bei Pajors Abschluss (24.) als auch bei Oberdorfs Kopfball (33.) war Grohs allerdings zur Stelle und parierte.

In der 40. Minute war sie dann machtlos: Janssen lief bei einer Ecke von links ein und traf druckvoll per Kopf zur 2:0-Pausenführung. Die Münchnerinnen fanden im ersten Durchgang nur selten zu ihrem Spiel, einen Hochkaräter verbuchte die Straus-Elf vor der Halbzeit nicht.

Nach dem Seitenwechsel war der FCB bemüht, einen Weg zurück ins Spiel zu finden, doch immer wieder schlichen sich Ungenauigkeiten und unnötige Ballverluste im Spiel der Straus-Elf ein. Diese wussten die defensiv hochkonzentrierten Wölfinnen nicht in Chancen umzumünzen.

Frohms verhindert eine Aufholjagd

Stattdessen tauchten die Bayern – wenn auch nur vereinzelt – gefährlich vor dem Kasten des VfL auf: Frohms verhinderte allerdings gleich zweimal den Anschluss (58., 64.). Abgesehen davon hielt Wolfsburg den Gegner weitestgehend vom eigenen Tor fern. Wenn bei den Münchnerinnen der letzte Pass mal ankam, dann bekamen die Wölfinnen immer wieder einen Fuß dazwischen.

Daran änderte sich auch in der Schlussphase nichts. Die Wolfsburger Defensive kam trotz einiger Angriffswellen nie ernsthaft ins Wanken. So brachten die Wölfinnen das 2:0 relativ problemlos über die Zeit und sicherten sich den zehnten (!) Pokalsieg in Serie. Gleichzeitig war es das 50. Mal in Serie, dass der VfL im DFB-Pokal nach Schlusspfiff als Gewinner vom Platz geht. Die Bayern müssen sich derweil mit der Deutschen Meisterschaft zufrieden geben.

Tuchel ringt um Fassung: “Das hat Manu nicht verdient”

Der Abend von Madrid schrieb viele Geschichten: Das Traumtor von Alphonso Davies, der Bankplatz von Leon Goretzka, die Verletzung von Serge Gnabry. Im Mittelpunkt beim 1:2-Halbfinal-Aus stand aber eindeutig Manuel Neuer, der nach einer Weltklasse-Leistung mit dem Fehler vor dem 1:1 zur tragischen Figur wurde.

Reals Joselu (Mi.) markiert nach dem Fehler von Bayern-Keeper Manuel Neuer das 1:1.

Reals Joselu (Mi.) markiert nach dem Fehler von Bayern-Keeper Manuel Neuer das 1:1.

UEFA via Getty Images

Aus Madrid berichten Georg Holzner und Frank Linkesch

Vor den Augen des von Real Madrid eingeladenen Oliver Kahn erinnerte Manuel Neuer im Bernabeu an seinen Vorgänger im Bayern-Tor, nur eben auf 90 Minuten komprimiert. Titan Kahn brachte Deutschland mit Weltklasseleistungen 2002 ins WM-Finale, um dort gegen Brasilien vor dem 0:1 so fatal wie unerklärlich entscheidend zu patzen. Ein Titan war auch Neuer am Mittwochabend über knapp 88 Minuten – er schien unbezwingbar, parierte mehrfach spektakulär wie zum Beispiel in der 13. Minute, als er den Schuss von Vinicius Junior mit den Fingerspitzen an den Pfosten lenkte und sich den Nachschuss von Rodrygo griff.

Es war ein Abend, an dem der 38-Jährige an seine besten Zeiten erinnerte. Hätte der FC Bayern den 1:0-Vorsprung über die Zeit gebracht, Neuer wäre der Mann des Abends gewesen. So wie 2012 im Halbfinale im alten Bernabeu an gleicher Stätte, als er im Elfmeterschießen spektakulär die Versuche von Cristiano Ronaldo und Kaka entschärfte.

Doch der 8. Mai 2024 hatte ein anderes, ein sportlich ganz bitteres Ende für Neuer vorgesehen. In der 88. Minute ließ er einen eigentlich harmlosen Schuss von Vinicius Junior nach vorne abprallen, Joselu staubte ab, 1:1, der Anfang vom 1:2-Ende und Halbfinal-Aus. “Von zehntausend Bällen hält er den zehntausend Mal, das ist der zehntausenderste. Es ist ausgeschlossen, dass Manu diesen Fehler macht, ausgerechnet nach diesem Weltklasse-Spiel macht er ihn aber”, rang Trainer Thomas Tuchel um Fassung. “Das ist sowas von bitter. Wenn es jemand nicht verdient hat, dann Manu. Wir wissen, wo er herkommt, wie er dafür geschuftet hat. Ich weiß nicht, ob sich der höhere Sinn in den nächsten 50 Jahren erschließt. Niemand wird mit dem Finger auf ihn zeigen”, legte Tuchel nach.

Neuer: “Egal, wie das Tor fällt, es geht mir schlecht”

Neuer zeigte Größe in der persönlichen Niederlage, stellte sich. “Da fehlen einem die Worte, wir waren mit einem Schritt in London”, sagte der Kapitän, ehe er seinen Fehler erklärte: “Egal, wie das Tor fällt, es geht mir schlecht. Ich habe den Ball anders erwartet, eher auf Brusthöhe, dann geht er Richtung Hals, ich konnte ihn nicht festhalten.” Als seine bitterste Niederlage wollte er das Halbfinal-Aus aber nicht bezeichnen.

Wer Neuers Karriere verfolgt hat, der kann sich denken, dass der 38-Jährige auch diesen Rückschlag verkraften wird. Das zeichnet große Sportler aus – und es gelang übrigens auch Kahn 2002.

DFB-Regelexperte Wagner erklärt den Aufreger in Madrid – und wo Tuchel irrt

Schiedsrichter Szymon Marciniak machte sich bei Bayerns Gastspiel in Madrid eine starke Leistung spät zunichte. DFB-Regelexperte Lutz Wagner ordnet die Szene aus der Nachspielzeit für den kicker ein.

Große Aufregung kurz vor Schluss: Matthijs de Ligt (li.) beschwert sich bei Schiedsrichter Szymon Marciniak.

Große Aufregung kurz vor Schluss: Matthijs de Ligt (li.) beschwert sich bei Schiedsrichter Szymon Marciniak.

picture alliance/dpa

Ob Real Madrids Torhüter Andriy Lunin auch dann regungslos geblieben wäre? Ob der personell gebeutelte FC Bayern in einer Verlängerung überhaupt bestanden hätte? All das bleibt spekulativ. Und doch erboste der Pfiff, den Schiedsrichter Szymon Marciniak in der Nachspielzeit des Halbfinal-Rückspiels tätigte, die Münchner nach dem Champions-League-Aus aus gutem Grund.

Der erfahrene Pole hatte bei einem letzten langen Ball in den Real-Strafraum vorschnell abgepfiffen, nachdem sein Linienrichter vorschnell die Fahne gehoben hatte. Dadurch konnte der VAR nicht mehr überprüfen, ob tatsächlich ein Bayern-Spieler im Abseits gestanden hatte, bevor Matthijs de Ligt das vermeintliche 2:2 erzielte.

“Marciniak hätte trotz erhobener Fahne weiterlaufen lassen sollen”

“Bei dieser Abseitsszene handelt es sich nicht um einen Regelverstoß (wie ihn Trainer Thomas Tuchel nannte, Anm. d. Red.). Allerdings gibt es in den Schulungsunterlagen von UEFA und FIFA, die vor allem aus Beispielsszenen mit festgelegter Auslegung bestehen, klare Handlungsvorgaben zum so genannten ‘Delay’, also dem verzögerten Anzeigen von knappen oder sehr knappen möglichen Abseitssituationen”, erklärt DFB-Regelexperte Lutz Wagner, der die Szene am Donnerstag im Gespräch mit dem kicker einordnete.

“Wenn Torgefahr besteht, sich die Szene zentral vor dem Tor abspielt oder ein klarer Zug zum Tor erkennbar ist, soll das Schiedsrichterteam die Szene weiterlaufen lassen, bis die Torgefahr vorüber oder ein Tor gefallen ist. Das VAR-Team kann die Szene bei Torerfolg dann im Nachhinein mit Hilfe der halb-automatischen Abseitstechnologie überprüfen.”

Das sei “in dieser Szene leider nicht passiert”, so Wagner. “Den ersten Fehler hat der Assistent durch das zu frühe Heben seiner Fahne begangen, den zweiten allerdings Schiedsrichter Marciniak durch seinen Abseitspfiff inmitten der Aktion. Nur sein Pfiff unterbricht das Spiel, er hätte bei Erkennen der Torgefahr trotz erhobener Fahne das Spiel weiterlaufen lassen sollen. Eine vor allem für Bayern bittere Entscheidung; wobei ein Torerfolg als nicht gesichert anzusehen ist, da zumindest Reals Torwart Lunin nach dem klaren Pfiff das Spielen eingestellt hatte. Dennoch war es auch für Marciniak bitter, der die Partie sonst sehr gut geleitet hat.”

Wagner widerspricht Ancelotti

Angesichts der wütenden Bayern-Proteste hatte Real-Trainer Carlo Ancelotti nach dem 2:1-Sieg auf ausgleichende Ungerechtigkeit gepocht, weil in der 72. Minute das vermeintliche 1:1 nach Eingriff des VAR aberkannt worden war. Kapitän Nacho hatte Joshua Kimmich in der Entstehung zu Fall gebracht.

Wagner widerspricht Ancelotti deutlich: Der VAR habe Marciniak “zu Recht auf das Foul von Nacho an Kimmich hingewiesen. Der Ball war im Spiel, deshalb war Nachos Greifen und Drücken mit beiden Händen in den Hals- und Gesichtsbereich von Kimmich ein klares Vergehen, das Marciniak nach seinem On-Field-Review zu Recht geahndet hat.”

Carsten Schröter-Lorenz, jpe

“Einfach lächerlich, einfach Real Madrid” – “Harrys Herz ist gebrochen”

Die Bayern haben in Madrid ein Drama im Halbfinale der Champions League erlebt. Die Wut der Münchner richtet sich auf den Schiedsrichter. Das schreiben die internationalen Medien zum Halbfinale.

Der Diver nach dem Sieg: Real Madrids Spieler feiern den Finaleinzug.

Der Diver nach dem Sieg: Real Madrids Spieler feiern den Finaleinzug.

IMAGO/ZUMA Wire

Spanien

Marca: “Real Madrid erlaubt keine Rivalen. Seit zwei Wochen wurde behauptet, dass die Bayern Real Madrid am nächsten stehen, und als es darauf ankam, gingen die stolzen Bayern wie alle anderen in die Knie, als sie sich im Finale sahen.”

El Pais: “Ja, das ist es. Wieder Real Madrid. Wieder der tote Mann, der inmitten des kollektiven Deliriums des Bernabeu aufersteht. Madrid fand sich nach einem dominanten Spiel mit einem Rückstand auf der Anzeigetafel wieder, während die Bayern, die alte europäische Hierarchie, die legendäre Bestie des Wettbewerbs, die Nacht verschlief. Dabei spielte es keine Rolle, dass auf der Bank Tuchel saß, der schon vor zwei Jahren mit Chelsea in einer solchen Partie war. Das magische Schicksal Madrids ist unausweichlich, auch wenn man es kommen sieht, auch wenn man es weiß.”

El Mundo: “Ave, Cäsar von Europa: Madrid bringt die Herrschaft des Glaubens nach Wembley. Die Madrilenen denken nie an den Tod, nicht einmal mit beiden Beinen auf dem Schafott, wie gegen die Bayern, denn ihr einziges Memento mori ist der Sieg.”

ABC: “Nach einem Hinspiel, in dem die Madrilenen seltsamerweise einige Minuten lang den Respekt vor ihrem Lieblingswettbewerb vermissen ließen, zogen sich Ancelottis Spieler im Bernabeu ihre Sonntagshemden an und gehen nun gut aussehend und parfümiert ins Finale in London, wie es sich gehört.”

Großbritannien

The Sun: “Es ist ein Desaster. Fans behaupten, dass die Champions League manipuliert ist, nachdem Real Madrid gegen Bayern mit einer Riesen-Kontroverse endet, weil den Deutschen ein Tor verwehrt wird.”

Daily Mail: “Bayern-Wut auf die Schiedsrichter. Thomas Tuchel ist über das “absolute Desaster” der Entscheidung sauer, die Bayern München einen späten Ausgleich gegen Real Madrid bei einer dramatischen Champions-League-Niederlage verwehrt, und gibt zwei Unparteiischen die Schuld.»

The Mirror: “Harrys Herz ist gebrochen. Real Madrid schafft es in noch ein weiteres Champions-League-Finale, weil der frühere Stoke-Star Joselu spät doppelt trifft und Bellingham ein Wiedersehen mit Dortmund beschert.”

The Guardian: “Einfach lächerlich. Einfach Real Madrid. Die Mannschaft, die anscheinend diesen Wettbewerb besitzt, die eine magische Macht hat über diese Trophäe, die sie einfach nicht aufgeben will, ist wieder im Finale, weil sie es natürlich ist.”

Österreich

Kronen-Zeitung: “Falscher Abseitspfiff versetzt Bayern in Rage.”

Kurier: “Späte Tore waren eigentlich immer die Spezialität des FC Bayern. Im Champions-League-Semifinale gegen Real Madrid erlebte der deutsche Rekordmeister ein Finish, das den Bayern spanisch vorkommen musste.”

Schweiz

Blick: “Schiri-Bonus für Real Madrid? ‘Skandal-Szene’ lässt die Bayern toben.”

Podcast

BVB im Finale! Führt an Hummels und Schlotterbeck ein Weg vorbei?

14:34 Minuten

alle Folgen

Italien

Gazzetta dello Sport: “Real stirbt nie! Wende in der 91. Minute, sie fahren nach Wembley. Bayern-Wut auf die Schiedsrichter. Das übliche Real Madrid. Die üblichen europäischen Nächte von Ancelottis Teams.”

Tuttosport: “Joselu, der König für eine Nacht: Real mit einem weiteren unglaublichen Comeback und Ancelotti im Finale. Die Blancos kippten das Ergebnis gegen Bayern in den letzten Minuten und gewannen dank eines späten Doppelschlags des spanischen Stürmers mit 2:1. Real Madrid gibt nicht auf.”

La Repubblica: “Die Mystik des Bernabeu kann alles, sogar einen 34-jährigen Stürmer, der für eine Million (und die Ablöse kostet anderthalb, wohlgemerkt) von einem abstiegsbedrohten Verein, Espanyol, ausgeliehen wurde, um einen kleinen Teil des riesigen Lochs zu stopfen, das der Weggang von Benzema nach Arabien hinterlassen hat, märchenhaft überdecken.”

Frankreich

Le Equipe: “Das unsterbliche Real.”

Le Parisien: “Joselu macht die Madrilenen unsterblich und sichert ihnen das Ticket für Wembley. Zunächst von den Bayern überrascht, schoss Real Madrid in der Schlussphase zwei Tore und sicherte sich so den Einzug ins Finale der Champions League.”

Niederlande

De Telegraaf: “Madrid dreht das Spiel in drei Minuten komplett um. Real Madrid zieht nach verrücktem Finale gegen Bayern ins Champions-League-Endspiel ein. Die Champions League wird nun doch kein ‘deutsches’ Finale bekommen. Bis zur 88. Minute hatte Bayern die Aussicht auf einen Platz im Endspiel, doch dann kam Joselu.”