Grohs wird zur Heldin: FCB-Frauen nach Elfmeterschießen im Pokalfinale

Die FCB-Frauen gewinnen in einem dramatischen DFB-Pokal-Halbfinale der Frauen im Elfmeterschießen und folgen dem VfL Wolfsburg ins Finale am 9. Mai in Köln. Torhüterin Grohs überragte mit drei gehaltenen Strafstößen. Lohmann, Eriksson und Harder erledigten den Rest.

Große Freude: Die Frauen des FC Bayern stehen nach einem Sieg im Elfmeterschießen im Finale des DFB-Pokals.

Große Freude: Die Frauen des FC Bayern stehen nach einem Sieg im Elfmeterschießen im Finale des DFB-Pokals.

IMAGO/Michaela Merk

Bei den Bayern, die als Favorit ins Duell gingen, fiel Mittelfeldstrategin Zadrazil mit einem Muskelfaseriss aus. Dafür rückte Kerr in die erste Elf. Ansonsten ließ Trainer Alexander Straus seine Aufstellung im Vergleich zum 4:0 in Wolfsburg unverändert. SGE-Coach Niko Arnautis vertraute gar wie so oft auf seine Stammelf und änderte nach dem 2:0 über Bremen gar nichts.

Frühe FCB-Führung, schnelle SGE-Antwort

Und diese Frankfurter Elf musste früh einen bitteren Rückschlag hinnehmen. Damjanovic flankte an die weit ausgestreckte Hand von Doorsun. Die Unparteiische ließ zunächst weiterlaufen, bekam dann aber zu Recht einen Hinweis ihrer Assistentin und zeigte auf den Punkt. Stanway trat an und brachte die Münchnerinnen früh in Führung (4.).

Schocken konnte das die SGE aber nicht. Im Gegenteil: Im Anschluss waren es die Gäste, die das Spiel machten und zu Chancen kamen. Anyomi scheiterte aus spitzem Winkel (11.), doch nach einer Flanke von Dunst, die Sembrandt noch leicht abfälschte, brachte Reuteler einen Volley traumhaft im Tor unter und stellte auf 1:1 (18.).

In einer Phase, in der die Frankfurterinnen den deutlich besseren Eindruck machten, hatte Schüller die große Chance auf die erneute FCB-Führung, verpasste per Kopf aber aus kurzer Distanz (23.). Die Münchnerinnen arbeiteten sich anschließend ein wenig in die Partie, weshalb es bis zur Pause ausgeglichen zuging, wobei beide Mannschaften nicht über Annäherungen hinauskamen. Die beste hatte Damjanovic für den FC Bayern, scheiterte aber aus 18 Metern (36.).

DFB-Pokal der Frauen – Halbfinale

Gwinn und Prasnikar verpassen

Nach dem Seitenwechsel begannen die Gastgeberinnen mit einer kurzen Druckphase inklusive Großchance von Gwinn (50.). Anschließend waren es aber die Frankfurterinnen, die Druck machten. Gegen tiefstehende Münchnerinnen fand die SGE jedoch keine echten Lücken – bis zur 61. Minute. Nach einem Zuspiel von Freigang tauchte Prasnikar allein vor Grohs auf und hatte aus sechs Metern die große Chance zur Führung. Die SGE-Keeperin machte sich jedoch ganz breit und parierte.

Ein kleiner Weckruf für den FCB, der sich anschließend wieder etwas stabilisierte und aktiver wurde. Viggosdottir kam nach einer Ecke zu einem gefährlichen Kopfball, scheiterte aber an Johannes (72.). Es war die letzte gefährliche Möglichkeit vor einer ausgeglichenen Schlussphase ohne echte Highlights. Folglich ging es in die Verlängerung.

Diese eröffnete Lohmann für den FCB mit einem echten Knall, Johannes parierte ihren Distanzschuss jedoch stark (91.). Die Münchnerinnen übernahmen das Kommando, spielten auf das 2:1 blieben nach der ersten guten Gelegenheit aber zu harmlos. So liefen die Münchnerinnen zwar an, kamen in der gesamten Verlängerung aber zu keinen weiteren Großchancen mehr. Die Entscheidung musste im Elfmeterschießen fallen.

Grohs glänzt im Elfmeterschießen

Dort folgte dann der große Auftritt von FCB-Keeperin Grohs. Die 22-Jährige parierte die ersten drei Versuche der Frankfurterinnen. Beim FCB scheiterte Stanway zwar am Pfosten, Lohmann, Eriksson und Harder waren jedoch erfolgreich und sorgten für einen 3:1-Sieg im Elfmeterschießen – Dunst hatte für die SGE getroffen – und den Einzug in das Finale des DFB-Pokals der Frauen. Dort treffen die Münchnerinnen am 9. Mai (16 Uhr) in Köln auf den VfL Wolfsburg.

Nach der Länderspielpause geht es aber zunächst in der Bundesliga weiter. Die Frankfurterinnen sind am Samstag, 13. April (14 Uhr) zu Gast in Leverkusen, die FCB-Frauen müssen am Tag darauf (18.30 Uhr) in Duisburg ran.

Wolfsburg zieht mit der “gewissen Brutalität” ins Pokalfinale ein

Mit einem mehr als deutlichen 9:0 haben die Frauen des VfL Wolfsburg gegen die SGS Essen den Einzug ins DFB-Pokalfinale klargemacht. Der Traum von zumindest einem Titel lebt weiter.

Nach zwei schwerwiegenden Niederlagen herrschte bei den Wölfinnen erstmals wieder Partystimmung.

Nach zwei schwerwiegenden Niederlagen herrschte bei den Wölfinnen erstmals wieder Partystimmung.

IMAGO/Eibner

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Mit ihrem Führungstreffer in der 14. Minute sollte Jule Brand am Samstagnachmittag ein Feuer entfachen, Ewa Pajor ließ die Flamme nur zwei Minuten später größer werden. Spätestens gegen Ende der Partie brannte es im Essener Strafraum schließlich lichterloh – rund 75 Minuten und sieben Tore nach Pajors 2:0 wurden die Gäste im AOK-Stadion schließlich erlöst.

Wir wollten jeder Gegnerin und allen hier im Stadion zeigen, dass wir ins Finale wollen.

Tommy Stroot

Dass die Wölfinnen “von der ersten bis zur letzten Minute” den puren “Willen” gezeigt hatten – sinnbildlich dafür Svenja Huths Treffer in der 89. Minute -, erfreute Tommy Stroot nach dem Schlusspfiff umso mehr: “Wir wollten eine gewisse Brutalität an den Tag legen und das ist uns gelungen. Wir wollten jeder Gegnerin und allen hier im Stadion zeigen, dass wir ins Finale wollen”, so Wolfsburgs Coach, der anmerkte: “Vor allem freue ich mich auch darüber, dass wir hinten raus mit den eingewechselten Spielerinnen noch das gleiche Bild auf dem Platz hatten. Das ist für uns ein wichtiger Schritt der Weiterentwicklung.”

Von einer solchen Weiterentwicklung war beim VfL zuletzt nur wenig zu sehen gewesen, stattdessen hat sich der amtierende Pokalsieger mit zwei aufeinanderfolgenden Liganiederlagen in Hoffenheim (1:2) und gegen München (0:4) seine Chance auf die Meisterschale binnen neun Tagen voraussichtlich zunichtegemacht.

So bleibt wohl “nur” noch der DFB-Pokal, um den die Wölfinnen dann am 9. Mai kämpfen werden. Noch ist nicht klar, auf wen der VfL im Endspiel treffen wird – erst am Sonntagnachmittag duellieren sich Bayern München und Eintracht Frankfurt um das zweite Finalticket (15.45 Uhr, LIVE! bei kicker).

Glückliche Xhemaili verschiebt Schweiz-Anreise

Bis zum Pokalfinale im Kölner Rhein-Energie-Stadion verbleiben jedoch noch knapp fünfeinhalb Wochen, nun steht erst einmal die Länderspielpause an. Wolfsburgs 8:0-Torschützin Riola Xhemaili, die erneut für die Schweiz nominiert ist, kündigte diesbezüglich im Gespräch auf dem vereinseigenen YouTube-Kanal eine kleine Planänderung bei der Anreise zum Nationalteam an: “Ja, deswegen fahre ich jetzt nicht in die Schweiz. Ich gehe bisschen mit der Mannschaft feiern, dann fahre ich morgen. Aber genau, erstmal mit dem Team den Finaleinzug ein bisschen feiern”, so die 21-Jährige, die sich nach ihrem erfolgreichen Jokerauftritt beim Trainerteam für das entgegengebrachte “Vertrauen” bedankte.

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Giulia Gwinn – Wie schaffst du es so authentisch zu bleiben?


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9:0 gegen Essen: Wolfsburg steht zum zehnten Mal in Folge im Frauen-Pokalfinale

Die Frauen des VfL Wolfsburg sind mit zehn Titeln Rekordsiegerinnen im DFB-Pokal – und stehen nun zum zehnten Mal in Folge im Finale. Gegen Essen machten es die Wölfinnen äußerst deutlich.

Im DFB-Pokal praktisch nicht zu schlagen: Die Frauen des VfL Wolfsburg sind Pokal-Expertinnen.

Im DFB-Pokal praktisch nicht zu schlagen: Die Frauen des VfL Wolfsburg sind Pokal-Expertinnen.

IMAGO/Eibner

Das 0:4 gegen den FC Bayern hat die Meisterschaft bereits vorentschieden – und so muss der VfL Wolfsburg alles auf die Karte DFB-Pokal setzen. Der zehnmalige Champion war im Halbfinale gegen Essen Favorit, ging es gegen das Überraschungsteam aus der Bundesliga mit drei Wechseln in der Startelf an – Wilms, Rabano und Endemann begannen für Wedemeyer, Hegering und Jonsdottir.

Wolfsburg startete mit Wut im Bauch und war direkt auf Kurs Wiedergutmachung. Zwar verliefen die Anfangsphase ohne große Highlights, doch Brands Führungstreffer nach 14 Minuten war dennoch verdient. Essen verlor den Zugriff auf die Partie, vor allem in der Defensive. Das bestrafte Pajor mit dem Doppelschlag (16.).

DFB-Pokal der Frauen, Halbfinale

Die Wölfinnen wollten noch vor der Pause nachlegen, was durch die ehemalige Essenerin Endemann auch gelang – 3:0 (37.). Von der SGS war offensiv derweil nichts zu sehen, auch defensiv war Essen mitunter überfordert.

Endemann schnürt den Doppelpack

Das ging nach Wiederanpfiff weiter, wenngleich Tommy Stroot Pajor schonte und durch Kalma ersetzte. Die Wolfsburger Offensive machte jedoch weiter Alarm, vor allem Brand und Endemann. Nach einem Doppelpass der beiden Flügelspielerinnen war es Endemann, die ihren Doppelpack schnürte und nach 51 Minuten endgültig alles klar machte.

Es war jedoch noch lange zu spielen – und Wolfsburg längst nicht satt. Essen erlebte einen bitteren Nachmittag, fing sich noch einige Gegentore. Nach 66 Minuten traf Janssen per Kopf zum 5:0, das Eigentor der eingewechselten Joester machte das halbe Dutzend voll (70.). Endemann hatte zudem keine Gnade mit ihrem Ex-Klub, die Rechtsaußen erzielte ihren dritten Treffer, wenngleich Winkler dabei nicht gut aussah. Auch die eingewechselte Xhemaili und Kapitänin Huth trugen sich in die Torschützinnenliste ein, was am Ende ein deutliches 9:0 bedeutete.

Es war die perfekte Wolfsburger Antwort auf das 0:4 gegen den FC Bayern, zum zehnten Mal in Folge steht der VfL im Frauen-Pokalfinale. In der Liga geht es nach der Länderspielpause mit einem Auswärtsspiel in Freiburg weiter, Essen ist derweil bei Aufsteiger Nürnberg gefragt.

“An dieser Niederlage hatte ich lange zu knabbern”

Am Samstag spielt die SGS Essen im DFB-Pokal-Halbfinale beim Serien-Gewinner VfL Wolfsburg, der den Titel zuletzt neunmal in Folge gewann. Vor vier Jahren trafen beide Teams im Finale in Köln aufeinander – mit denkbar knappem Ausgang für den VfL. Ein Spiel, das Essens Trainer Markus Högner sehr beschäftigte.

Coach Markus Högner und die SGS Essen verloren 2020 das Pokalfinale gegen den VfL Wolfsburg.

Coach Markus Högner und die SGS Essen verloren 2020 das Pokalfinale gegen den VfL Wolfsburg.

IMAGO/Beautiful Sports

Es war am 4. Juli 2020, als die SGS Essen ganz nah dran war am ersten Titel der 20-jährigen Vereinsgeschichte. 3:3 stand es am Ende von 90 hochklassigen Minuten im Finale des DFB-Pokals, das damals im Kölner Rhein Energie Stadion aufgrund der Corona-Auflagen ohne Zuschauer ausgetragen werden musste. Die Partie zwischen der SGS und dem VfL Wolfsburg ging nach torloser Verlängerung ins Elfmeterschießen, das die Essenerinnen mit 2:4 verloren geben mussten. “An dieser Niederlage hatte ich noch lange daran zu knabbern”, erzählt Markus Högner, damals wie heute Trainer der Sportgemeinschaft Essen-Schönebeck.

Die Mannschaft, die vor vier Jahren auf dem Platz stand, lässt die Freunde des Frauenfußballs mit der Zunge schnalzen: Mit Marina Hegering und Lena Oberdorf (beide VfL Wolfsburg), Stina Johannes und Nicole Anyomi (beide Eintracht Frankfurt), Elisa Senß (Bayer Leverkusen) sowie Lea Schüller (Bayern München) trugen alleine sechs aktuelle Nationalspielerinnen das Trikot der SGS, die Jahr für Jahr gute Spielerinnen ausbildet und dann an die größeren und zahlungskräftigeren Bundesliga-Klubs abgibt bzw. abgeben muss. “Vielleicht werden wir auch in diesem Jahr die eine oder andere verlieren. Aber die meisten Spielerinnen haben langfristige Verträge, und wir wollen die auch definitiv halten”, kündigt der Trainer an.

Trotz Ausfällen: Wolfsburg ist der Favorit

Zuletzt wechselte Vivien Endemann im vergangenen Sommer zum VfL Wolfsburg. Am 28. Februar feierte die 22-Jährige ihr Debüt in der Nationalmannschaft beim Nations-League-Spiel in den Niederlanden. “Vivien war auch schon bei uns eine sehr fokussierte Spielerin mit einer guten Einstellung”, lobt Högner die schnelle Offensivakteurin, die am Samstag (13 Uhr) im DFB-Pokal-Halbfinale auf ihren Ex-Klub treffen wird.

Klar ist, dass Gastgeber VfL Wolfsburg trotz der Ausfälle von Alexandra Popp und Marina Hegering als Favorit in die Partie gegen Essen gehen wird. 48 Pokal-Spiele in Serie hat der Bundesligazweite gewonnen, ist seit 2015 neunmal in Folge beim Finale in Köln als Sieger vom Platz gegangen. “Der VfL strebt natürlich danach, zumindest diesen Titel zu gewinnen, nachdem die Meisterschaft wohl zu Gunsten der Bayern entschieden ist”, sagt Högner über seinen Ex-Klub, für den er von Mai 2018 bis Januar 2019 als Co-Trainer tätig war. “Aber wir rechnen uns trotzdem auch Chancen aus.” Mutig müsse seine Mannschaft am Samstag zu Werke gehen, fordert der 56-Jährige. “Wolfsburg hat schon ein unfassbares Tempo in der Offensive, da muss man hinten stabil bleiben, wenn mal irgendwie ein langer Ball gespielt wird oder hinter die die Kette kommt.”

Viele haben ja den Eindruck, dass wir zweimal pro Woche auf Asche trainieren und nur 15 Bälle haben.

SGS-Trainer Markus Högner über die Sicht auf seinen Verein

Nicht ohne Stolz erzählt Högner, dass “viele Spielerinnen sagen, dass wir ekelhaft zu bespielen sind, weil wir zweikampfstark sind und eine gute Kompaktheit haben.” Das wird auch am Samstag in Wolfsburg primär gefordert sein, um nach 2014 (0:3 gegen den 1. FFC Frankfurt) und 2020 zum dritten Mal das Pokalfinale in Köln erreichen zu können.

In der Bundesliga zählt die SGS Essen zu den positiven Überraschungen der laufenden Saison. Aktuell belegt das Team Tabellenplatz 6. Eine Platzierung, die Högner in den letzten fünf Saisonspielen gerne verteidigen möchte. Sicher ist aber, dass der einzig verbliebene eigenständige Frauenfußball-Klub der Bundesliga auch in der nächsten Saison erstklassig spielen wird. “Viele haben ja den Eindruck, dass wir zweimal pro Woche auf Asche trainieren und nur 15 Bälle haben”, erzählt Högner und betont: “Wir sind aber inzwischen hochprofessionell.”

Gunnar Meggers