Stindl: “Ich würde es immer wieder so machen”

Mit dem Gastspiel in Elversberg beendet Lars Stindl seine Karriere im Trikot des Klubs, bei dem seine Karriere einst begonnen hatte. Der 35-Jährige blickt zurück und auch ein kleines Stück weit nach vorne.

Es könnte noch einmal emotional werden: Karlsruhes Lars Stindl beendet mit der Partie in Elversberg seine Karriere.

Es könnte noch einmal emotional werden: Karlsruhes Lars Stindl beendet mit der Partie in Elversberg seine Karriere.

IMAGO/Eibner

Im Jahr 2000 war Stindl von seinem Heimatverein TSV Wiesental zum KSC gewechselt, wo für den gebürtigen Speyerer auch sieben Jahre später seine Profikarriere starten sollte. Es folgten die Stationen Hannover 96 (2010 bis 2015) und Borussia Mönchengladbach (2015 bis 2023), ehe er in den Wildpark zurückkehrte.

Von den heimischen Fans hat sich der 35-Jährige bereits bei der Partie gegen Hannover am letzten Wochenende verabschiedet, seine Karriere beschließt er nun mit dem Gastspiel in Elversberg am Sonntag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker). 23 Zweitligaspiele absolvierte der Offensivspieler für die Badener in seiner letzten Saison bisher – drei Tore und fünf Assists steuerte Stindl für den KSC bei, der eine starke Spielzeit bestenfalls mit dem vierten Platz abschließen könnte.

Rückkehr zum KSC für Stindl “sensationell”

Zu Beginn der Rückrunde bremsten Stindl anhaltende Wadenprobleme aus. “Natürlich war das mit der Verletzung suboptimal”, meinte er. Insgesamt sei es “aus verschiedensten Gründen hier und da etwas unglücklich gelaufen”, blickte der elfmalige Nationalspieler (vier Tore) auf den Saisonverlauf zurück. Dennoch sei er froh über seine Entscheidung und die Rückkehr zum KSC: “Mit dem Wissen von heute würde ich es immer wieder so machen. Dass ich die Möglichkeit bekam, noch mal für den Verein zu spielen, bei dem ich groß wurde, und das im neuen Stadion, war sensationell”, sagte Stindl gegenüber den Badischen Neuesten Nachrichten (Samstagsausgabe).

Es hat mich total überrascht, wie viel Sympathie mich dann empfing.

Lars Stindl über die Reaktion der Fans

Apropos neues Stadion: Zu dessen offizieller Eröffnung, bei dem ihm gegen den FC Liverpool beim 2:4 ein sehenswertes Tor gelungen war, seien bereits kurz nach seiner Rückkehr all seine Erwartungen erfüllt worden, meinte Stindl. Besonders emotional seien für ihn die positiven Reaktionen der Fans gewesen. “Ich hatte schon ein bisschen Angst davor, was sie von mir halten würden. Würden sie es mir übel nehmen, dass ich dreizehn Jahre weg war? Es hat mich total überrascht, wie viel Sympathie mich dann empfing.”

In Elversberg wird Stindl das KSC-Trikot noch ein letztes Mal überstreifen. Mit Erfolg, wie Christian Eichner hofft: “Wir wollen ordentlichen Fußball auf den Platz bringen”, sagte der Coach in der Spieltags-Pressekonferenz. “Ich hoffe, es duscht jeder nochmal und dann können wir uns in aller Herren Länder verabschieden.”

Ab in den Urlaub

Das wird Stindl tatsächlich danach direkt tun, denn zunächst ist Urlaub geplant – der Routinier freut sich auf Zeit mit der Familie. Anschließend will er bei verschiedenen Klubs hospitieren und dabei Eindrücke sammeln und lernen.

Triumphe und Debakel: Klopps Highlight-Spiele als Liverpool-Trainer

Grandiose Triumphe und Debakel gegen Pep Guardiola, wundersame Wenden und ein 2:7: Große Spiele prägen die Ära Klopp in Liverpool. Ein Rückblick mit Brillen, Ecken und Kanten.

Wenn am Sonntag um kurz vor 19 Uhr in Anfield der Schlusspfiff ertönt, ist es vorbei für Jürgen Klopp in Liverpool. Das Match gegen Wolverhampton wird sein 491. und letztes Pflichtspiel als Teammanager der Reds. Über 300 Partien hat Klopp gewonnen, manche spät und spektakulär, besonders wichtige Spiele aber gingen auch dramatisch verloren. Der kicker blickt noch einmal zurück auf einige besonders denkwürdige Auftritte aus den vergangenen gut achteinhalb Jahren mit Liverpool.

17. Oktober 2015: Tottenham Hotspur – FC Liverpool 0:0

9. Spieltag, Premier League: Ganz am Anfang steht Klopp im Mittelkreis im alten Stadion an der White Hart Lane und beobachtet interessiert, wie Gegenüber Mauricio Pochettino seine Tottenham Hotspur aufwärmt. Als “The Normal One” hat sich Klopp eine Woche zuvor in Liverpool vorgestellt, sein Debüt in England verläuft jedenfalls wenig schillernd. Emre Can steht in der Startelf und leitet fast das 1:0 durch Divock Origi ein, am Ende aber muss Simon Mignolet gegen Harry Kane das 0:0 retten. Gegenpressing ist noch in Arbeit.

23. Januar 2016:  Norwich City – FC Liverpool 4:5

23. Spieltag, Premier League: Noch keine vier Monate da, schon ein Fall für den Optiker. Norwich und Liverpool liefern sich ein Spektakel, aus 1:3 wird 4:3, dann 4:4. Als Adam Lallana in der fünften Minute der Nachspielzeit das 5:4 für den FC Liverpool schießt, brechen in der Ekstase Dämme und Sehgestell. Kein ganz neuer Unfall, denn 2011 zerdeppert Nuri Sahin bei einem BVB-Jubel schon einmal die Brille des Trainers, der später vorsorgt: Klopp lässt sich 2021 die Augen lasern.

14. April 2016: FC Liverpool – Borussia Dortmund 4:3

Klopps grosse spiele

Viertelfinale, Europa League: Wieder liegt Liverpool zwei Tore zurück, diesmal 1:3 gegen Klopps Ex-Verein aus Dortmund. Die Reds aber rennen an mit voller Wucht, am Ende köpft Abwehrkante Dejan Lovren eine Flanke von James Milner zum 4:3 ins Netz – Klopp und der Kop flippen aus. Später im Finale in Basel aber gewinnt der FC Sevilla cool mit 3:1 die Europa League, schon das Endspiel im League Cup 2016 ist gegen ManCity verloren gegangen.

9. September 2017: Manchester City – FC Liverpool 5:0

4. Spieltag, Premier League: Pep Guardiola folgt 2016 bei City auf Manuel Pellegrini – nun nimmt ein packendes Trainerduell Fahrt auf, das es schon in der Bundesliga gab. Als die Skyblues Liverpool im Etihad mit 5:0 in der Liga demütigen (zwei Tore Leroy Sané), folgt Monate später die Revanche in der Champions League: Liverpool gewinnt im Viertelfinale furios mit 3:0 und 2:1. Guardiola und Klopp sehen sich ja jetzt häufiger, nie ist es langweilig.

26. Mai 2018: Real Madrid – Liverpool 3:1

Strahlemänner: Cristiano Ronaldo und Zinedine Zidane (re.) nach dem CL-Sieg 2018.

Strahlemänner: Cristiano Ronaldo und Zinedine Zidane (re.) nach dem CL-Sieg 2018.
IMAGO/Sven Simon

Finale, Champions League: Das bis heute letzte große Fußballspiel in Kiew, der letzte Auftritt von Cristiano Ronaldo für Real Madrid – und das letzte Mal für Loris Karius im Tor des FC Liverpool. Klopp hat den Keeper 2016 aus Mainz geholt, der einer der Schlüssel ist für den Einzug in dieses Finale gegen den Seriensieger der Königsklasse. Es wird ein Albtraum: Sergio Ramos wirft erst Mo Salah auf die Schulter und checkt dann Karius. Der, angeblich noch benommen, rollt Karim Benzema die Kugel vor die Füße und lässt einen Fernschuss von Gareth Bale ins Tor flutschen. Immerhin: Bei Bales Fallrückzieher ist Karius machtlos, trotzdem wird er danach nur noch verliehen. Klopp tröstet sich bis frühmorgens mit Campino und Liedgut der Toten Hosen.

7. Mai 2019: FC Liverpool – FC Barcelona 4:0

Halbfinale, Champions League: “Corner taken quickly!” Es braucht nur diese drei Wörter und jeder Livepool-Fan weiß, worum es geht. Barca hat das Hinspiel 3:0 gewonnen mit einem traumhaften Freistoß von Lionel Messi als Schlusspunkt. Die Reds aber geben sich nicht geschlagen. Divock Origi trifft im Rückspiel früh, nach der Pause stellt der Doppelschlag von Georginio Wijnaldum alles auf null, und dann führt Trent Alexander-Arnold eine Ecke schnell aus, Origi versenkt zum 4:0. Nicht in der Overtime, wie viele heute glauben, sondern in der 79. Minute. Barca ist zu geschockt für eine Reaktion.

1. Juni 2019: FC Liverpool – Tottenham Hotspur 2:0

Finale, Champions League: Das zweite Finale in Folge – und nach den Niederlagen 2013 mit dem BVB und 2018 darf Klopp den Henkelpokal nun in Madrid in die Hände nehmen. Salah versenkt früh einen Handelfmeter gegen Tottenham, Origi macht den Triumph perfekt. Nach 2005 gewinnen die Reds wieder die Champions League, erneut wird es eine lange Party, diesmal folgt die Bustour samt Trophäe durch die Stadt.

10. November 2019: FC Liverpool – Manchester City 3:1

12. Spieltag, Premier League: Wieder ein Highspeed-Thriller gegen City und Guardiola. Der 3:1-Sieg gelingt relativ früh in der Saison, doch er bringt Liverpool acht Punkte Vorsprung. Die erste Meisterschaft nach 30 Jahren wird immer greifbarer, nachdem es in der Saison zuvor trotz 97 Punkten (City98) nicht reichte. Im Januar 2019 hatte Liverpool 1:2 bei den Skyblues verloren, einmal fehlen den Reds laut Torlinientechnik nur 11Millimeter zum vielleicht titelentscheidenden Treffer. Als die Meisterschaft schließlich Ende Juni 2020 perfekt ist, müssen Straßen und Stadion wegen Corona leer bleiben.

21. Dezember 2019 FC Liverpool – Flamengo 1:0 n. V.

Erst die CL gewonnen, dann den Weltpokal: Liverpool 2019.

Erst die CL gewonnen, dann den Weltpokal: Liverpool 2019.
imago images/Xinhua

Finale, Klub-WM: Ein Brasilianer trifft gegen die Brasilianer und krönt den FC Liverpool zum Klub-Weltmeister. Roberto Firmino besorgt in der 99. Minute das einzige Tor gegen Flamengo, das sich lange vehement wehrt. Klopp ist nicht nur Weltmeister, sondern wird von der FIFA auch zum Welttrainer gekürt.

4. Oktober 2020: Aston Villa – FC Liverpool 7:2

4. Spieltag, Premier League: Nach drei Siegen zum Saisonstart geht Liverpool bei Aston Villa krachend unter. Jack Grealish, damals Kapitän der Villans, sammelt fünf Scorerpunkte, doch Klopp gibt sich gelassen. “Warum sollte ich jetzt wütend sein?”, fragt er. Vielleicht weil seit 70 Jahren kein Meisterteam in England mehr sieben Tore kassierte.

16. Mai 2021: West Bromwich Albion – FC Liverpool 1:2

36. Spieltag, Premier League: Liverpool, mit viel Verletzungspech, läuft Gefahr, einen Platz in der Champions League zu verpassen. Doch der Schlussspurt hat es in sich: Die letzten fünf Spiele gewinnt das Team, besonders in Erinnerung ist ein Tor vom Torwart. Alisson ist bei einer Ecke mit vorn und köpft zum 2:1- Sieg bei West Brom ein. Klopp jubelt welttrainerlich: “What a Worldie!”

28. Mai 2022: FC Liverpool – Real Madrid 0:1

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Finale, Champions League: Zwei C beherrschen Klopps viertes Champions-League-Finale: Chaos und Courtois. Erst die gefährlichen Szenen vor dem Stade de France, als durch einheimische Banden und krude Polizeimaßnahmen Dutzende Liverpool-Fans zu Schaden kommen. Nach dem verspäteten Anpfiff domineren zwar die Reds, haben Chance um Chance, doch Reals Keeper Thibaut Courtois ist an diesem Abend in Paris nicht zu schlagen. Neun Monate später im Achtelfinale ist die Angelegenheit hingegen klar. Real gewinnt im Achtelfinal-Hinspiel ultracoool mit 5:2 in Anfield. Neben dem jüngsten 0:3 gegen Bergamo die höchste Europacup-Pleite unter Klopp.

27. August 2022: FC Liverpool – AFC Bournemouth 9:0

4. Spieltag, Premier League: Vor all dem Real-Frust aber gibt es ein Highlight in der Premier League. Nach tristen zwei Punkten aus drei Spielen fertigt Liverpool den AFC Bournemouth mit 9:0 ab, es wird der höchste Sieg in der Ära Klopp, bei dem der amtierende Torschützenkönig Salah kurioserweise ohne Scorerpunkt bleibt. “We want ten”, fordern die Fans zwar, doch die Mannschaft belässt es bei einem einstelligen Ergebnis. Zehn Treffer wären ein Novum in der 132-jährigen Klubgeschichte gewesen.

5. März 2023: FC Liverpool – Manchester United 7:0

Was für ein Ergebnis: 2023 schoss Liverpool Manchester United mit 7:0 aus dem Stadion.

Was für ein Ergebnis: 2023 schoss Liverpool Manchester United mit 7:0 aus dem Stadion.
IMAGO/PA Images

26. Spieltag, Premier League: Einen Vereinsrekord stellt dafür Manchester United an der Anfield Road auf, allerdings keinen, auf den die Beteiligten jemals angesprochen werden möchten. Nie davor und danach haben die Red Devils in der Premier League eine heftigere Niederlage einstecken müssen als bei jenem epischen 0:7. Salah schießt diesmal zwei Tore und bereitet zwei vor. “Peinlich” findet nicht nur United-Verteidiger Luke Shaw das Debakel ausgerechnet beim 60 Kilometer entfernten Erzrivalen. Klopp hat auch diesem Traditionsduell der englischen Schwergewichte eine historische Note verpasst.

25. Februar 2024: FC Liverpool – FC Chelsea 1:0 n. V.

Finale, League Cup: Dieser League Cup sei “die speziellste Trophäe, die ich je gewonnen habe”, sagt Klopp nach dem Sieg über den FC Chelsea. Nicht, weil es sein letztes Spiel in Wembley und sein letzter Titel als Trainer des FC Liverpool sein wird. Auch nicht, weil es der dritte Finalsieg über die Blues in Folge ist (davor FA Cup und League Cup im Elfmeterschießen), sondern weil seine Mannschaft so ungewöhnlich besetzt ist. “Es ging darum, was diese Kids dazu beigetragen haben.” Elf arrivierte Profis fehlen, also vertraut Klopp auf die Teenager Bobby Clark, James McConnell und Jayden Danns. Das Tor besorgt mit van Dijk zwar ein Haudegen per Kopf, Klopp aber lobt danach vor allem die Jungen. Schließlich sollen sie bald auch ohne ihren Normal One Spektakel in Rot zeigen.

Martin Gruener

Nur Remis in Florenz: Neapel vor Verpassen der europäischen Plätze

Der SSC Neapel droht, die kommenden Saison ohne europäischen Fußball auskommen zu müssen. Durch das Remis beim Tabellennachbarn Florenz sind die Neapolitaner nun darauf angewiesen, dass die AC ihre verbleibenden beiden Spiele verliert.

Trotz des direkt verwandelten Freistoßes von Khvicha Kvaratskhelia reichte es für Neapel am Ende nur zu einem Remis in Florenz.

Trotz des direkt verwandelten Freistoßes von Khvicha Kvaratskhelia reichte es für Neapel am Ende nur zu einem Remis in Florenz.

IMAGO/Gribaudi/ImagePhoto

Für die SSC Neapel war ein Sieg quasi Pflicht, wenn es noch etwas mit Platz acht werden sollte, der für die Conference League berechtigt. Im Duell mit Tabellennachbar und Conference-League-Finalist Florenz mussten die Gäste allerdings sowohl auf den an Magen-Darm erkrankten Kapitän di Lorenzo als auch auf den verletzten Top-Torjäger Osimhen verzichten.

Florenz dreht Spiel binnen drei Minuten

Serie A, 37. Spieltag

Die Gäste aus Neapel begannen gut und gingen nach einer ausgeglichenen Anfangsphase durch Rrahmanis Kopfball nach einer Ecke in Führung (8.). Auch der nächste Abschluss gehörte den Neapolitanern, doch Kvaratskhelia konnte seine Direktabnahme nicht im Tor unterbringen (13.).

In der Folge kippte das Spiel etwas, Neapel wurde passiver und ließ Florenz so mehr und mehr ins Spiel kommen. Bis auf Beltran (24.) und den Distanzschuss von Kouamé (35.) kam dabei aber wenig bei rum. Doch dann drehte die AC das Spiel binnen drei Minuten: Erst bestrafte Biraghi ein Handspiel von Lobotka mit einem Traumfreistoß (40.), ehe Nzola sich nach Politanos Fehlpass im eigenen Drittel nicht zweimal bitten ließ (42.).

Nach der Pause musste die SSC zunächst einen Distanzschuss vom Ex-Stuttgarter Gonzalez überwinden, ehe sie durch Kvaratskhelia (50.) und eine Doppelchance von Simeone und Cajuste (51.) selbst offensiv in Erscheinung trat. In Minute 57 dann der Ausgleich: Kvaratskhelia machte es wie Biraghi und traf mit einem tollen direkten Freistoß zum Ausgleich.

Kvaratskhelia gleicht traumhaft aus

Um ein Haar hätte auch die SSC das Spiel in der Folge gedreht, doch Politano scheiterte am Pfosten (63.). In der Folge passierte vor den Toren kaum etwas, erst erneut Politano zwang den zuvor patzenden Terracciano zu einer Parade (76.). Den fälligen Eckball setzte Rrahmani knapp am Tor vorbei (78.). Vier Minuten später zeigte der Unparteiische Matteo Marchetti nach vermeintlichen Foul von Lobotka an Belotti auf den Punkt, er nahm seine Entscheidung nach Eingreifen des VAR und Betrachtung der Bilder aber wieder zurück.

In der Folge passierte bis auf Raspadoris harmlosen Abschluss (90.+4) nichts Nennenswertes mehr, sodass es letztlich bei einem leistungsgerechten 2:2 blieb. Ein Ergebnis, mit dem Florenz deutlich besser leben kann.

Um noch eine Chance auf Rang acht zu haben, muss Neapel nun sein letztes Spiel in Lecce gewinnen und zeitgleich darauf hoffen, dass Florenz die beiden verbleibenden Spiele bei Cagliari und Atalanta (Nachholspiel am 02.06.) verliert. Dazwischen steht für die AC bekanntlich noch das Finale in der Conference League gegen Olympiakos Piräus an (29.05., 21 Uhr).

Baumann und Werder: Ein halbes Leben und noch mehr

Mit 23 kam er zu Werder, am Samstag verabschiedet sich Frank Baumann nun. Über einen, der sich nie gern im Rampenlicht aufhielt – doch in der ersten Reihe stand, als es stürmte.

Vorn, am Eingang der Eventlocation in der Bremer Überseestadt, klackerten die Kameraauslöser. Auf einer Art grünem Teppich mussten die prominentesten Menschen dieser Veranstaltung vorbei an den Mikrofonen, Halt machen für Blitzlicht und Bildschirme – dann weiter, die nächsten Fragesteller hatten sich schon formiert.

Als prominent galt an diesem Abend des 10. Februars 2024 eigentlich jeder, der Teil der Vereinsgeschichte des SV Werder Bremen geworden war: als Funktionär, als Trainer, als Spieler – insbesondere im Erfolgsfall. Willi Lemke war also gekommen, auch Thomas Schaaf, sogar Diego, der einstige Spielmacher und einer der größten Virtuosen des Klubs, war eingeflogen aus Brasilien. In mondäner Umgebung feierte der Bundesligist damals sein 125-jähriges Bestehen, auf insgesamt 2500 Quadratmetern – genug Fläche also, um sich auch mal etwas zurückziehen zu können.

Relativ weit hinten, im letzten Bereich dieser verwinkelten Geburtstags-Szenerie, bekam ein Mann jedenfalls so gar nichts davon mit. Weder wie ebenjener Diego nebst Ehefrau Bruna Leticia in famosem Abend-Outfit abgelichtet wurde, noch wie sein ehemaliger Mitspieler über ein mögliches Abschiedsspiel im Weserstadion redete.

Podcast

Klopp, Streich – und auch Tuchel! Time to say goodbye!


18:13 Minuten

alle Folgen

Frank Baumann hatte an einem eher unscheinbaren Tisch Platz genommen, er saß dort mit seiner Familie und Bekannten fernab jeglichen Trubels. Dass ihm selbst qua seines Wirkens beim SV Werder wahrscheinlich sogar die meiste Prominenz an diesem Abend zukam, fiel nicht weiter auf.

In Sachen Aufmerksamkeit überließ der 48-Jährige anderen den Vortritt – so, wie er das eigentlich immer getan hatte während seiner gesamten Zeit in Bremen, die nur wenige Monate später ihr Ende finden wird. Mit Abschluss der Saison 2023/24 gibt er offiziell zum 30. Juni 2024 seine aktive Funktion auf. Zehn Jahre als Werder-Profi und rund 14 weitere Jahre im administrativen Bereich, davon – nach einer einjährigen Auszeit im Jahr 2015 – acht als Geschäftsführer Sport waren es für ihn. Damit prägte den Verein in diesem Jahrtausend wohl niemand so wie Baumann.

Frings: “Ich habe damals geholfen, Baumi nach Bremen zu holen”

Frank Baumann und Torsten Frings

Von 1999 bis 2002 und noch einmal von 2005 bis 2009 gemeinsam im Bremer Mittelfeld: Frank Baumann (li.) und Torsten Frings.
imago images

Dass es im Sommer 1999 überhaupt dazu kam, als es den gebürtigen Franken aus Würzburg in den hohen Norden verschlug, ist wohl auch auf die Lehrgänge bei der deutschen U-21-Nationalmannschaft zurückzuführen. Dort fand ein anderer Werder-Jungprofi frühzeitig Zugang zu Baumann und leitete möglicherweise alles in die rechten Wege. “Ich habe damals geholfen, Baumi nach Bremen zu holen. Werder wollte ihn unbedingt verpflichten”, erinnert sich Torsten Frings, der seinerzeit mit Baumann Seite an Seite im Mittelfeld des DFB-Nachwuchses auflief.

Schaaf, der im Mai 1999 wenige Spieltage vor Saisonende neuer Werder-Trainer geworden war und den Klub letztlich vor dem Bundesliga- Abstieg rettete, hatte Baumann als erste Neuverpflichtung für die neue Spielzeit auserkoren. “Man hat gesehen, dass Frank ein sehr intelligenter Spieler ist, der eine Partie lesen kann, der eigene Ideen einbringt”, begründet der 62-Jährige das Werben um den damaligen Nürnberg-Profi.

Frings, der bereits rund zwei Jahre bei Werder unter Vertrag gestanden hatte, unterstützte also beim Wechsel des damals 23-Jährigen: “Ich habe versucht, Frank zu überreden: Komm zu uns! Hier passt du mit deiner Art genau hin”, erzählt der Ex-Profi, “in Bremen ist es ruhig, du kannst dich da entfalten … – mit so was habe ich’s halt probiert.” Baumann kam tatsächlich ins ruhige Bremen, konnte sich dort tatsächlich auch entfalten.

Rasanter Aufstieg zum Kapitän

Bereits ein Jahr nach seiner Verpflichtung bestimmte ihn Schaaf zum neuen Werder-Kapitän. “Er war kein großer Lautsprecher, der irgendwas rausgeblasen hat, sondern jemand, der die Dinge ruhig verrichtet hat.” Baumann benötigte nicht lange, um die Kabine mit seiner umgänglichen Art hinter sich zu bringen, weil er sich für die Interessen der Gruppe einsetzte – und vor allem: Weil er Leistung brachte.

“Du kannst nicht nur quatschen, sondern du musst auch in der Lage sein vorwegzugehen”, betont Schaaf: “Das merkt eine Mannschaft, das merkt jeder einzelne Spieler.” Trotzdem erinnert sich der langjährige Bremer Cheftrainer auch an öffentliche Diskussionen: Ist der Baumann nicht viel zu langsam? Fehlt es ihm an Explosivität? “Doch Frank war immer zum rechten Zeitpunkt dort, wo das Geschehen war”, sagt Schaaf: “Er hat alle Aktionen mitgeleitet.”

Die enorme Bedeutung von Frank wurde oft erst dann deutlich, wenn er mal nicht dabei war.

Klaus Allofs

Neben derlei strategischen Fähigkeiten war der Werder-Profi allerdings auch noch aus anderen Gründen geradezu prädestiniert für die bedeutsame defensive Position in der Bremer Mittelfeld-Raute, wie sein damaliger Teamkollege Frings deutlich macht: “Mit ihm konnte man auf dem Platz einfach in jede Schlacht ziehen.”

Den Applaus für die vielen Siege, die in der Saison 2003/04 etwa zum Double-Gewinn des Vereins führten, erhielten trotzdem oftmals andere: beispielsweise der geniale Offensivkünstler Johan Micoud, dem Baumann in dessen Rolle hinter den beiden Werder-Angreifern stets den Rücken freigehalten hatte. “Baumi war unglaublich wichtig, immer verlässlich”, sagt Frings: “Er hat damit auf seine eigene Weise geglänzt – auch wenn er dafür nie die Aufmerksamkeit bekommen hat, die er eigentlich verdient gehabt hätte.”

Enorme Bedeutung

Was ihm womöglich ja aber ganz recht war, wie auch den Aussagen von Klaus Allofs zu entnehmen ist, der im Herbst 1999 nur drei Monate nach Baumann als Sportlicher Leiter nach Bremen gekommen war und ihn bis zu dessen Karriereende als Werder-Profi im Jahr 2009 erlebt hatte: “Frank stand vielleicht auch bewusst nicht so sehr im Rampenlicht”, sagt der damalige Manager.An der Wertschätzung für den langjährigen Mannschaftskapitän änderte das wiederum nichts.

“Die enorme Bedeutung von Frank wurde oft erst dann deutlich, wenn er mal nicht dabei war”, erklärt Allofs. Wenn er von der Aufbruchstimmung spricht, die zur Jahrtausendwende in Bremen einsetzte, hebt der 67-Jährige hervor: “Frank war als Leader-Figur ein großer Teil davon.” Bis zuletzt spielte er mit Werder in jeder Saison nach dem Meistertitel 2004 in der Champions League. In seiner letzten Begegnung als Profi holten die Bremer im DFB-Pokal-Finale 2009 ihren bis dato letzten Titel (1:0 gegen Bayer Leverkusen).

Ein Titel zum Abschied: Frank Baumann feierte in seinem letzten Spiel der Karriere den Sieg des DFB-Pokals.

Ein Titel zum Abschied: Frank Baumann feierte in seinem letzten Spiel der Karriere den Sieg des DFB-Pokals.
imago sportfotodienst

Zu Jahresbeginn 2010 wurde Baumann nach einer halbjährigen Auszeit Assistent von Allofs, der mittlerweile Vorsitzender der Geschäftsführung war und es im Rückblick schlicht als “logische Konsequenz” bezeichnet, dass “jemand, der die Werder-DNA in sich trägt und weiß, wie dieser Verein funktioniert”, seinen Weg an der Weser fortsetzte. Auch im Management pflegte es Baumann weiterhin, erst mal nicht unbedingt “permanent in der ersten Reihe zu stehen”, so Allofs: “Und trotzdem besaß er nach innen und außen bereits Autorität.”

Knapp drei Jahre arbeiteten sie zusammen, Baumanns Aufgaben wuchsen mit der Zeit, er übernahm die Leitung der Scouting-Abteilung, und als Allofs im November 2012 zum VfL Wolfsburg wechselte, wurde auch er befördert, zum Direktor Profifußball. Als Nachfolger für den Geschäftsführerposten verpflichtete der Klub in Thomas Eichin damals erstmals seit langer Zeit jemanden von außerhalb des Werder-Kosmos – der wiederum ein alter Bekannter Baumanns war. “Wir haben in einem Trainingslager des FCN sogar ein Zimmer geteilt”, berichtet Eichin, der im Januar 1995 von Borussia Mönchengladbach zum 1. FC Nürnberg gewechselt war: “Frank war noch ein junges Talent, ich ein erfahrener Spieler.”

Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, hat er es auch durchgezogen.

Thomas Eichin über Frank Baumann

Nun kreuzten sich ihre Wege erneut, und wieder war die Rollenverteilung klar. Der ehemalige Eishockey-Manager der Kölner Haie war von Werder installiert worden, um den tabellarisch abgerutschten Klub aus dem Mittelmaß herauszuholen. “Ich war es gewohnt, aus Krisensituationen das Beste zu machen”, erklärt der 57-Jährige: “Aber mir war schon klar, dass ich auch ein paar Werderaner als Mitstreiter brauchte. Und da war mir Frank als Vereins-Urgestein eine sehr große Hilfe.”

Dieses für Bremer Verhältnisse ohnehin äußerst heterogen zusammengesetzte Führungsduo unterschied sich gerade auch charakterlich enorm – es ergänzte sich somit aber auch, wie der neun Jahre ältere Eichin verdeutlicht: “Ich habe immer relativ schnell Entscheidungen getroffen, und es macht mir auch nichts aus, dabei mit jemandem anzuecken. Frank ist ein sehr besonnener Mensch, der noch dreimal überlegt und der ein sehr gutes Geschick dafür hat, wann man Sachen auch mal laufen lässt.”

Der ehemalige Bremer Sportchef erklärt: “In der Kombination aus uns beiden war das schon gut.” Dass sich Baumann schließlich mit Ende der Saison 2014/15 eine einjährige Auszeit einräumte, empfand Eichin persönlich als “schade – aber das war typisch Frank. Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, hat er es auch durchgezogen”.

Rückkehr in eine schwierige Situation

Er schätzt Frank Baumann: Thomas Eichin.

Er schätzt Frank Baumann: Thomas Eichin.
IMAGO/Kirchner-Media

Als Baumann ein Jahr später zurückkehrte, wurde er Nachfolger von Eichin, der knapp dreieinhalb Jahre bei Werder im Amt weilte – dem aber immer auch dämmerte “dass die Sehnsucht nach der Werder-Familie irgendwann kommen wird”, so der Ex-Bremer: “Mir war klar, dass nach mir wieder einer folgt, der die Werder-DNA hat.” Und Baumann besteht aus dieser DNA. Was ihn allerdings nicht vor den finanziellen und sportlichen Schwierigkeiten bewahrte, denen der Klub mittlerweile ausgesetzt war.

Die Zeiten, “als die Bayern der große Gegenspieler waren”, wie sich Allofs erinnert, waren im Jahr 2016 zu Baumanns Start als Geschäftsführer längst vorüber: “Die Konkurrenzsituation mit Vereinen wie Hoffenheim oder auch RB Leipzig war eine andere” – die Erwartungshaltung in Bremen aber oftmals noch so wie zu Baumanns erfolgreichsten Jahren als Profi. Dass es schwierig würde für Werder, wieder oben in der Bundesliga anzudocken, war auch Eichin bei seinem Ausscheiden bewusst.

Für “diesen tollen, aber gleichzeitig auch schwierigen Verein” ging es nun darum, sich in der Bundesliga zu behaupten – “und das hat Frank sehr gut gemeistert”, sagt der Manager, der mittlerweile als Leiter Lizenzbereich bei Bayer Leverkusen agiert. Man könne sich in Deutschland ja mal nach anderen Traditionsklubs umschauen, um festzustellen, in welcher Liga diese gelandet seien, rät Eichin.

Erster Abstieg nach über 40 Jahren

Auch der SV Werder musste in dieser Hinsicht seine Erfahrungen machen, als 2021 der erste Bundesliga- Abstieg seit über 40 Jahren fällig war – flankiert von einer Pandemie und drastischen wirtschaftlichen Auswirkungen auf den Klub. Am Tag des Untergangs stand damals ein gewisser Thomas Schaaf an der Seitenlinie, den Baumann für den finalen 34. Spieltag nochmals reaktiviert hatte. Bei Vorgänger Florian Kohfeldt hatte er eine der von Eichin erwähnten “Sachen” diesmal viel zu lange laufen lassen – acht Niederlagen aus neun Ligaspielen unter dem Cheftrainer ebneten letztlich den Bremer Gang in die 2. Liga. Weil Baumann dem Werder-Weg treu geblieben war.

Andere Vereine hätten ihn vom Hof gejagt.

Torsten Frings

Nicht an jedem Bundesliga-Standort hätte ein Geschäftsführer den daraus resultierenden neuen Tiefpunkt der Vereinschronik überstanden. “Der Abstieg war natürlich eine Katastrophe für uns”, sagt der Bremer Ex-Profi Frings: “Aber das ist dann eben auch Werder, dass man da nicht die Nerven verliert. Ich glaube, bei vielen anderen Vereinen wäre Baumi vom Hof gejagt worden. Und: Er hat es ja geschafft, diesen Fehler wieder gutzumachen.” Wohlgemerkt unter widrigsten Umständen: Baumann musste zunächst Transfererlöse von über 30 Millionen Euro mit einem Abstiegskader erwirtschaften, musste dann im Saisonverlauf den Impfpassskandal um den damaligen Cheftrainer Markus Anfang moderieren.

Plötzlich, als es rund um den Verein stürmte wie in seiner Zeit am Osterdeich wohl nie zuvor, war der 48-Jährige präsent – in allererster Reihe. Und er fand in Ole Werner einen Anfang-Nachfolger, der nicht viel besser zum Klub hätte passen können. “Frank hat bewiesen, dass er – auch wenn die Kanonen donnern – in der Lage ist, das auszuhalten”, erklärt Eichin: “Das ist schon eine Gabe, die du im Management brauchst.”

Zwei mit der Werder-DNA: Frank Baumann (re.) und Clemens Fritz (mi.).

Zwei mit der Werder-DNA: Frank Baumann (re.) und Clemens Fritz (mi.).
imago/Laci Perenyi

Wen braucht es bei Werder nun, wenn Baumann ab Sommer nicht mehr da ist? Mit Clemens Fritz folgt dann jemand auf ihn, der einen ganz ähnlichen Weg genommen hat: elf Jahre Werder-Profi, ebenfalls Kapitän, seit 2019 im Bremer Management, mittlerweile als Leiter Profifußball. Der 43-Jährige ist die logische Werder-Wahl, die einst auch Baumann mal war.

Ein halbes Leben mit Bremen verbunden

Etwa 24 Jahre hat der 48-Jährige in aktiven Rollen in diesem Verein verbracht, (s)ein halbes Leben – und bald ja sogar noch mehr. Dann allerdings in passiver Funktion: Baumann ist Teil eines regionalen Bündnisses von Privatpersonen und Unternehmern, das sich als strategischer Partner mit einer Kapitalerhöhung von 38 Millionen Euro für rund 18 Prozent der Anteile beim Bundesligisten eingebracht hat.

Sein ehemaliger Chef Allofs, heute Vorstand Sport bei Fortuna Düsseldorf, führt diese innige Verbindung Baumanns zum Klub auch darauf zurück, dass der gebürtige Würzburger “inzwischen längst zum Bremer geworden ist, sich mit seiner Familie dort einfach wohlfühlt”. Für “außergewöhnlich” hält die Rolle als Investor auch Eichin, “aber Frank macht manchmal eben außergewöhnliche Dinge”.

Eine Aussage, die übrigens auch von Schaaf gestützt wird: “Wenn jemand ein bisschen ruhiger und bedacht rüberkommt, denkt man ja vielleicht, dass der nicht auch mal spontan sein oder auch mal richtig abfeiern kann. Ich glaube”, verrät sein ehemaliger Meistertrainer, “das kann Frank sehr gut.” Das nächste Werder- Jubiläum samt Party kommt, ganz bestimmt.

Dieser Text erschien erstmals am 02.04.2024 im kicker

Tim Lüddecke

Hoeneß schaut “fremd”: Livestream aus der Regionalliga ins Stadion

Der VfB Stuttgart feiert am Samstag so oder so gegen Borussia Mönchengladbach (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) den Abschluss einer erfolgreichen Saison. Vielleicht kommt aber noch eine Aufstiegsfeier mit besonderer Brisanz hinzu.

Wird am Samstag parallel Richtung Regionalliga blicken: VfB-Coach Sebastian Hoeneß.

Wird am Samstag parallel Richtung Regionalliga blicken: VfB-Coach Sebastian Hoeneß.

IMAGO/Pressefoto Baumann

Sebastian Hoeneß hat angekündigt, dass es am Samstag keine große Rotation bei seinem Team geben wird. Deshalb werden die Leistungsträger der letzten Wochen und Monate einmal mehr auf dem Platz stehen. Entsprechend werden auch keine Experimente mit jungen Talenten gegen Gladbach zu sehen sein.

Außerdem werden Raul Paula, Laurin Ulrich, Luca Raimund und Co. in der zweiten Mannschaft der Schwaben gebraucht. Denn in der Regionalliga hat sich vor dem letzten Spieltag eine besonders brisante Situation zusammengebraut.

Hoeneß: “Das ist sensationell”

Regionalliga Südwest

Ausgerechnet der VfB könnte dem Lokalrivalen Stuttgarter Kickers den Aufstieg in die 3. Liga noch streitig machen. “Die Jungs haben die Möglichkeit – und das ist sensationell – in die 3. Liga aufzusteigen. Da sind sie jetzt gefordert”, erklärt Hoeneß, warum er nicht auf die Youngsters setzen wird. “Das ist in dem Fall wichtiger als eine Kadernominierung oder ein Kurzeinsatz, weil es nächstes Jahr bedeuten kann, sich dort auf noch höherem Niveau weiterzuentwickeln.”

Für Hoeneß keine leichte Situation. Einerseits hat er die jüngste Mannschaft in der Liga, die eingesetzten Spieler haben ein Durchschnittsalter von gerade mal 25,2 Jahren (Bayern zum Vergleich: 27,5 Jahre). Andererseits bleiben die eigenen Talente trotzdem derzeit oft außen vor. Dem Coach käme die 3. Liga deswegen ganz gelegen. Er hofft, dass die Entwicklung der jungen Spieler aus dem eigenen Nachwuchsleistungszentrum dort schneller vorangeht, “als es vielleicht dieses Jahr der Fall ist”.

“Raimund hat einen richtigen Sprung gemacht”

“Ich kenne es aus eigener Erfahrung, dass es nicht immer linear ist. Das sind immer Schübe”, sagt Hoeneß und gibt ein Beispiel: “Das erlebe ich gerade bei Luca Raimund, der in den letzten Wochen einen richtigen Sprung gemacht hat. Er ist wirklich näher rangerückt, aber hat in unserem Kader auch ein paar Jungs vor sich.” Immerhin drei Kurzeinsätze in der Bundesliga erhielt der 19-Jährige und wurde zuletzt beim 3:1-Sieg gegen den FC Bayern eingewechselt.

Livestream ins Stadion

Ob es am Samstag klappt für das Team von Markus Fiedler, wird Hoeneß übrigens trotz Bundesligaspiel gegen Gladbach in Echtzeit miterleben. Der Coach hat sich einen Livestream einrichten lassen, sodass er die Partie gegen Hoffenheim II live verfolgen kann (14 Uhr). Parallel müssten die Stuttgarter Kickers beim FC Homburg patzen.

Und im besten Fall wird dann in Bad Cannstatt noch eine Aufstiegspartie gefeiert. Falls es nicht klappt, sind die U-19-Junioren des VfB ja auch noch für die UEFA Youth League qualifiziert. Dort können sich die Talente dann gleich mit Europas Elite messen.

Morey und Wolf verlassen den BVB – Kehl lobt Rothe

Borussia Dortmund fiebert dem Champions-League-Finale entgegen, richtet den Blick aber auch schon auf die kommende Saison – und etwaige Personalfragen. So werden zwei weitere auslaufende Verträge nicht verlängert.

Die Zeit der intensiven Transfergespräche steht bevor: Sebastian Kehl.

Die Zeit der intensiven Transfergespräche steht bevor: Sebastian Kehl.

IMAGO/Steinbrenner

Dass Marco Reus den BVB verlassen wird, ist bekannt, nun bestätigte Sportdirektor Sebastian Kehl, dass die auslaufenden Verträge von Mateu Morey und Marius Wolf nicht verlängert werden. “Mateu Morey und Marius Wolf haben wir mitgeteilt, dass wir ihre Verträge nicht verlängern”, sagte Kehl im Interview mit den Ruhr Nachrichten und bedauerte dabei, wie es beim Spanier, der es in vier Jahren lediglich auf 32 Pflichtspiele schaffte,  gelaufen ist. “Er hatte viel Pech mit Verletzungen und konnte nie über einen längeren Zeitraum zeigen, was in ihm steckt.”

Bei Wolf wiederum verwies er auf dessen bewegenden Karriereverlauf. “Marius hatte unterschiedliche Phasen, war zeitweise Nationalspieler, hat als BVB-Profi fünf Länderspiele gemacht”, blickte Kehl zurück und verriet, dass den Offensivspieler nun “auch die Möglichkeit reizt, vielleicht im Ausland noch eine neue Erfahrung zu sammeln”. Kehl machte keine Angaben, wie es mit den Beiden weitergehen wird, er bestätigte jedoch, dass beide am Samstag gegen Darmstadt (LIVE! ab 15.30 Uhr bei kicker) ebenso wie Otto Addo, der Ghana als Nationaltrainer zur WM führen soll, verabschiedet werden sollen.

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Ganz anders gestaltet sich die Lage bei Ian Maatsen (ausgeliehen vom FC Chelsea) und Jadon Sancho (ausgeliehen von Manchester United). Kehl bestätigte, “dass wir natürlich Gespräche führen werden” – und betonte: “Wir werden überzeugen müssen, und das wird aus wirtschaftlichen Gründen nicht einfach werden, denn das Steuer halten ihre jeweiligen Klubs in der Hand.”

Werden erstmal unsere Kaderplanung vorantreiben, bevor wir Probleme anderer Klubs lösen.

Sebastian Kehl

Kehl äußerte sich auch zu den ausgeliehenen Giovanni Reyna (Nottingham Forest), Soumaila Coulibaly (Royal Antwerpen) und Tom Rothe. “Alle haben ab dem 1. Juli gültige Verträge bei uns. Wir analysieren gemeinsam mit den Beratern und den Spielern die Situation: Was ergibt Sinn? Eine erneute Ausleihe, eine Rückkehr oder ein Verkauf? Das schauen wir uns in Ruhe an”, sagte er.

Tom Rothe

Hatte eine starke Saison in Kiel: Tom Rothe.
IMAGO/Eibner

Der 44-Jährige lobte dann auch explizit die Entwicklung des erst 19-jährigen Rothe, der auf dem Radar anderer Klubs aufgetaucht sein soll. “Er ist mit Kiel in die Bundesliga aufgestiegen, hat fast alle Spiele bestritten. Dass da Bewegung drin ist, ist nur verständlich. Und er spielt auf einer Position, die Begehrlichkeiten weckt. Wir machen uns Gedanken, wie wir damit umgehen. Wir werden erstmal unsere Kaderplanung vorantreiben, bevor wir Probleme anderer Klubs lösen.”

Optimismus vor dem Champions-League-Finale

Der 314-fache Bundesligaspieler meinte zudem, dass der Fokus des BVB derzeit ohnehin auf etwas ganz anderem läge – der Champions League. Am 1. Juni in Wembley will man nach 1997 zum zweiten Mal den Henkelpott gewinnen. Das wird gewiss nicht leicht, weiß Kehl, immerhin sei Gegner Real Madrid “klarer Favorit”, aber “wir haben auf jeden Fall eine Chance” – und die eigenen Fans als Faustpfand. “London wird an diesem Wochenende schwarz-gelb sein”, ist sich Kehl sicher.

“Ich glaube daran, dass wir das packen können”, gibt sich Kehl mit Blick auf das CL-Finale optimistisch. Und an Selbstvertrauen fehlt es den Dortmundern nicht, immerhin habe man auf dem Weg ins Endspiel Teams wie Paris St. Germain, Newcastle United, AC Mailand, PSV Eindhoven und Atletico Madrid überwunden und bereits “eine Duftmarke hinterlassen. Das bringt uns höchste sportliche Anerkennung.”

Schäfer für einen Tag zurück beim VfL: Stehende Ovationen für den Ex-Boss

Marcel Schäfer zurück beim VfL Wolfsburg – zumindest für einen Nachmittag. Der freigestellte Ex-Boss hat sich in dieser Woche bei den Mitarbeitern verabschiedet – und dürfte nach kicker-Informationen demnächst in Leipzig unterschreiben.

Der Ex-Boss: Marcel Schäfer hat sich bei den Mitarbeitern des VfL Wolfsburg bedankt.

Der Ex-Boss: Marcel Schäfer hat sich bei den Mitarbeitern des VfL Wolfsburg bedankt.

Getty Images

Es soll sehr emotional gewesen schein, schildern Besucher der Veranstaltung, die am vergangenen Mittwoch im Fanhaus des VfL Wolfsburg stattgefunden hat. Marcel Schäfer, der Ex-Geschäftsführer, der am 10. April von seinen Aufgaben entbunden wurde, hatte alle Mitarbeiter des Klubs, für den er in fast 17 Jahren als Spieler, Sportdirektor und eben Geschäftsführer tätig war, eingeladen.

Fast alle, die es einrichten konnten, kamen, rund 250 Gäste, darunter auch die Geschäftsführerkollegen Michael Meeske und Dr. Tim Schumacher sowie Sportdirektor Sebastian Schindzielorz, verabschiedeten ihren Ex-Boss, der sich für die lange Zusammenarbeit bedankte. Bemerkenswert: Jeder VfL-Mitarbeiter erhielt ein Geschenk. Emotionaler Höhepunkt sollen stehende Ovationen für den 39-Jährigen nach dessen Dankesrede gewesen sein.

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Für Schäfer dürfte dies ein versöhnlicher Abschluss seiner Arbeit in Wolfsburg sein, nachdem er dem Aufsichtsrat im April mitgeteilt hatte, dass er im Sommer den Weg für einen Neuanfang beim VfL freimachen wolle und ihm zudem eine Anfrage von RB Leipzig vorliege. Daraufhin wurde der Manager direkt freigestellt. Seither laufen die Verhandlungen mit den Sachsen, die bislang zwar zu einer Annäherung, aber noch nicht zu einer Einigung geführt haben. Was jedoch nur eine Frage der Zeit sein dürfte.

So laufen die Verhandlungen zwischen dem VfL und RB

Die Wolfsburger Forderung soll zunächst bei mehr als vier Millionen Euro gelegen haben, das erste Leipziger Angebot wiederum soll 500.000 Euro betragen haben – und wurde VfL-intern als “Ausbildungsentschädigung” angesehen und abgelehnt. Nach kicker-Informationen spielt RB ein Detail in die Karten, was zwischen dem VfL und Schäfer bei dessen Freistellung vereinbart wurde. Ursprünglich lief der Vertrag des Geschäftsführers bis Ende Januar 2026, nun aber wäre er bereits am 1. Januar 2025 ablösefrei.

So lange will der Ligakonkurrent freilich nicht auf den neuen Kandidaten warten, entsprechend muss eine finanzielle Einigung mit dem Wolfsburger Aufsichtsrat um Boss Frank Witter erzielt werden. Anschließend würde Schäfer in Leipzig unterschreiben.

Rosens Zukunft in Sinsheim ist offen

Der VfL wiederum fahndet weiter nach einem Nachfolger für den ehemaligen Sport-Geschäftsführer. Der Name Sami Khedira ist dabei in Wolfsburg gefallen, der Weltmeister von 2014 käme aber eher noch nicht für die oberste Führungsposition in Frage. Im Gegensatz zum Hoffenheimer Geschäftsführer Alexander Rosen, dessen Zukunft ins Sinsheim offen ist. Der 45-Jährige wird im VfL-Umfeld intensiver gehandelt.

Thomas Hiete

Doppelpack Armstrong: Saints folgen Leeds ins Play-off-Endspiel

Nach dem 0:0 im Hinspiel hat Southampton gegen West Brom die Aufstiegshoffnungen aufrechterhalten. Durch das 3:1 folgen die Saints Leeds ins Finale um den letzten Premier-League-Platz der kommenden Saison.

Jubelsprünge: Adam Armstrong traf gegen West Brom gleich doppelt.

Jubelsprünge: Adam Armstrong traf gegen West Brom gleich doppelt.

IMAGO/Pro Sports Images

Wer würde dem eindrucksvoll ins Endspiel eingezogenen Leeds in das Aufstiegs-Finale in Wembley folgen? Um nicht weniger als die Beantwortung dieser Frage ging es am Freitagabend im prall gefüllten St. Mary’s. Mit den lautstarken Heimfans im Rücken machten sich die Gastgeber auch alsbald daran, ihren Heimvorteil nach dem torlosen Hinspiel in Zählbares umzumünzen.

Alutreffer auf beiden Seiten

Immer wieder zeigte sich dabei der auffällige Brooks bemüht, in der 12. Minute erhielt er zu Recht keinen Strafstoß, vier Zeigerumdrehungen später setzte er mit einem Pfostentreffer die erste echte Duftmarke. Dieser folgte allerdings auf den Fuß eine passende Antwort – wenn auch mit etwas Fortune: Fellows Hereingabe von rechts rutschte so krumm ab, dass McCarthy sie nur mit Hilfe der Latte ins Toraus bugsieren konnte (18.).

Insgesamt blieben die Saints aber das klar bestimmende Team, das sich nach weiteren Annäherungen durch Brooks (30.) und Walker-Peters (48.) nur kurz nach Wiederanpfiff endlich belohnen sollte: Dianganas Fehlpass bestraften die Hausherren in Person von Smallbone, der nach Brooks’ Assist über den Innenpfosten zur Führung traf (49.).

Baggies nach Drangphase im Glück

Bis dahin eher abwartende Gäste waren in der Folge gefordert – und schalteten sofort einen Gang hoch. Erst wurde es unter freundlicher Mithilfe McCarthys spannend, der eine harmlose Hereingabe fallen ließ (52.), ehe der Schlussmann, vor dem Harwood-Bellis zuvor stark gerettet hatte (54.), seinen Wackler vergessen machte. Furlongs strammen Volley wehrte der 34-Jährige zur Ecke ab (63.).

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Southampton blieb seinerseits nach dem Führungstreffer jedoch ebenfalls gefährlich und hatte in der 57. Minute Pech, als Referee Tim Robinson einen klaren Fußfeger von Kipré gegen Brooks im Strafraum nicht ahndete. Besser sah das Schiedsrichtergespann in Minute 68 aus,  als der vermeintliche Treffer zum 2:0 durch Armstrong zu Recht ob einer Abseitsstellung verweigert wurde.

Doppelpacker Armstrong schießt Saints nach Wembley

Aufgeschoben war in diesem Fall aber nicht aufgehoben, denn nur einige Minuten später hatte auch der Unparteiische nichts mehr gegen Armstrongs ersten Play-off-Treffer einzuwenden. Infolge eines Sololaufs von Downes schoss der vorher insgesamt blasse Goalgetter der Gastgeber durch die Beine Furlongs ein (78.).

Die Vorentscheidung, nach der kurz ein Hauch von Robin van Persie durch das St. Mary’s wehte. Mowatt fehlten jedoch Zentimeter, um den ikonischen Volley des Niederländers gegen Aston Villa erfolgreich nachzuahmen und das Spiel damit nochmal spannend zu machen (81.). Stattdessen war es wenig später Armstrong, der nach einem schmeichelhaften Elfmeterpfiff eiskalt blieb und den Deckel auf die Partie machte (86.). Kiprés Ehrentreffer tief in der Nachspielzeit blieb ein Ehrentreffer (90.+7).

Während West Bromwich somit in der Championship verbleibt, geht es für Southampton ins Wembley. Dort steigt am 26. Mai gegen Leeds United “The richest game in Football”, wie das Play-off-Finale der Championship aufgrund der immensen finanziellen Gewinne durch die Premier-League-Zugehörigkeit genannt wird.

Ljubljana-Präsident Delius zur Potocnik-Affäre: “Wie in einem falschen Film”

Die “Potocnik-Affäre” hat zu einer Transfersperre für den 1. FC Köln geführt. Adam Delius, eine Hauptfigur im Streit um den Spieler, spricht über den Fall.

Ende 2021 übernahm der Münchner Immobilienunternehmer Adam Delius Olimpija Ljubljana und holte mit dem Klub in der Saison 2022/23 das slowenische Double. Weit mehr Bekanntheit aber errangen Delius, der auch als Vereinspräsident fungiert, und sein Vizepräsident Dr. Christian Dollinger aufgrund eines Streits mit dem 1. FC Köln um das Talent Jaka Cuber Potocnik, der in einer Transfersperre für die Geißböcke mündete.

Ende Januar 2022 kündigte Potocnik seinen Vertrag bei Olimpija außerordentlich und unterschrieb in Köln. Die FIFA schaltete sich ein, belegte den FC wegen vermeintlicher Anstiftung zum Vertragsbruch mit einer Transfersperre, die am Ende auch der Internationale Sportgerichtshof CAS bestätigte. Im kicker spricht Delius erstmals ausführlich über den seltsamen Fall und seine Motive für das Investment in Slowenien.

Herr Delius, warum investiert ein Münchner in einen Verein in Slowenien?

Ich beschäftige mich seit Jahren mit Vereinen und mit deren Auf und Ab. Eines ist dabei die Erkenntnis: Es ist leicht, mit fremden Geldern umzugehen, wenn man nicht zur Verantwortung gezogen wird. Wenn Ihnen der Klub gehört, denken Sie vollkommen anders. Jeder Euro, der kommt und geht, ist letztendlich Ihr Euro. In Deutschland werden Unsummen an Ablösen bezahlt und Personal- entscheidungen und alle möglichen Vereinbarungen getroffen, die man als Außenstehender nicht versteht. Egal in welchem Klub. Fakt ist aber, niemand spricht über das eigene Geld. In Slowenien und hier bei Olimpija Ljubljana ist es anders. Final entscheidet der Klubbesitzer. Das war die erste Grundvoraussetzung.

Letztendlich kopiere ich RB Salzburg. Natürlich auf kleiner Flamme.

Adam Delius

Gab es weitere Voraussetzungen?

Ja, der Klub muss eine realistische Chance haben, sich international zu präsentieren. Letztendlich kopiere ich RB Salzburg. Natürlich auf kleiner Flamme, aber sie wird jedes Jahr größer. RB Salzburg ist mein Vorbild. Mit einem deutschen Klub ist es schwierig, international zu spielen. Mit welchem Aufwand komme ich unter die ersten sechs Mannschaften? Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, den DFB-Pokal zu gewinnen, wenn ich in der 2. oder 3. Liga spiele? Realistisch gesehen liegt sie bei null. Deshalb Slowenien, denn die internationale Plattform ist so gut wie gesichert.

Warum gerade Ljubljana?

Warum nicht? Die Möglichkeit ergab sich, mein Zuhause und das Stadion trennen 386 Kilometer, ich bin schneller dort als zum Beispiel in Frankfurt. In diese Stadt habe ich mich 2021 verliebt. Ljubljana ist die Hauptstadt in Slowenien und gehört zu den schönsten Städten Europas. Der Klub brachte die sportlichen Voraussetzungen für einen möglichen wirtschaftlichen Erfolg mit. Den Wunsch, Meister zu werden, hatte ich schon immer, was mangels Talent nicht möglich war – jetzt bin ich Meister und Pokalsieger (lacht) und die Mannschaft hat in der Conference League gespielt. Allerdings bin ich die Sache ausschließlich kaufmännisch angegangen.

Warum eine derart kleine Liga?

In der 3. Liga Deutschlands haben Sie zwischen 8 und 14 Millionen Euro Jahresumsatz bei einem Mannschaftswert von 5 bis 8 Millionen. Dauerhaft in der 2. Liga zu bestehen, ist schon eine riesige Aufgabe. Ein Klub wie der 1. FC Köln in der Bundesliga hat einen Jahresumsatz von etwa 150 Millionen Euro, schreibt rote Zahlen und hat trotzdem so gut wie keine Chance, unter die ersten sechs in der Tabelle zu kommen.

“100 oder 200 Prozent oder sogar noch mehr Gewinn”

2021/2022 stand in der Tat ein Minus von 15,7 Millionen Euro beim FC, aber 2022/23 ein Gewinn von 12,4 Millionen Euro.

Entscheidend ist letztendlich: Wie viel Geld muss ein Klub in die Hand nehmen, um in Europa zu spielen? Wie groß ist die realistische Chance mit diesem Budget, die Konkurrenz zu besiegen? Ein sicherlich gutes Beispiel sehen wir in Berlin. Sowohl bei Hertha als auch bei Union. Selbst mit viel Geld haben sie keine Garantie. Fakt ist aber, nur in Europa habe ich die Plattform für meine Spieler. Europäische Spiele sind der Präsentierteller, um sich Chelsea, Liverpool, Bayern und so weiter zu zeigen. Olimpija Ljubljana ist eine Plattform für junge Talente. Sie haben die Möglichkeit, sich dem europäischen Markt zu zeigen.

Die Aufgabe von Olimpija ist es, die Spieler auf das nächste Level zu bringen, bevor sie dann in die großen Stadien einziehen. Unsere Kosten pro Saison liegen bei rund 7 Millionen Euro. Das ist wenig Geld, aber viel, wenn man bedenkt, dass der SSV Ulm 1846 mit einem Mannschaftswert von etwas über 5 Millionen in die 2. Liga einzieht. Höchster Respekt, denn man sieht, dass Geld nicht alles ist. Durch das Erreichen des europäischen Wettbewerbes sind alle Kosten abgedeckt und die Frage ist nur, ob der Gewinn 100 oder 200 Prozent oder sogar noch mehr beträgt.

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Das war aber bei Olimpija auch nicht immer so …

Bevor wir kamen, war der Klub hoch verschuldet, der Voreigentümer hatte innerhalb von fünf Jahren über 30 Millionen Euro an Verlust realisiert. Das haben wir in zwei Jahren gedreht. Wie das funktioniert? Das Geheimnis ist keines. Konsequent den Weg gehen. Es gibt keinen geraden Weg, er ist geprägt von Kurven, aber das Ziel ist immer im Auge.

Bundesweit für Aufsehen sorgte der Fall Jaka Cuber Potocnik. Können Sie mit eigenen Worten und möglichst knapp schildern, wie er sich für Sie darstellte?

Wie in einem falschen Film. (lacht)

“Da waren Profis am Werk”

Das ist nun sehr knapp.

Die Verhandlungen mit dem vorigen Besitzer, Milan Mandaric, zum Kauf von Olimpija waren eigentlich gescheitert. Plötzlich kam der Anruf, ob wir uns noch mal an den Tisch setzen würden, dann haben wir den Kauf binnen weniger Tage abgewickelt. Ich wusste gar nicht, dass ich diesen Spieler überhaupt habe, weil wir uns erst mal nicht mit der Jugend beschäftigt haben. Als wir im Trainingslager waren, kam von unserem Akademieleiter die Info, dass Potocnik wechseln möchte. Da hörte ich erstmals von ihm.

Das glaubt nicht einmal meine Großmutter, und die ist gutgläubig.

Adam Delius

Was passierte dann?

Unser Geschäftsführer Igor Barisic nahm sofort Kontakt mit Köln auf, da hieß es: “Wir rufen zurück.” Es gab Schriftverkehr über Whatsapp und E-Mail-Verkehr. Der Rückruf erfolgte nie, stattdessen kam die fristlose Kündigung, mehrseitig und juristisch ausgefeilt – angeblich von der Mutter des Spielers. Ohne ihr zu nahe treten zu wollen: Das hat diese Dame nicht aufgesetzt, da waren Profis am Werk. Wir haben den Sachverhalt geprüft und einen groben Regelverstoß gesehen. Letztendlich erfolgte die Kündigung am 30. Januar 2022, und am 31. Januar 2022 wurde in Köln unterschrieben. Ohne angeblich vorher Kontakt mit Eltern und Spieler gehabt zu haben. Das glaubt nicht einmal meine Großmutter, und die ist gutgläubig.

Also gingen Sie zur FIFA?

Nein, zunächst gingen juristische Schreiben hin und her. Ich habe mich erst später eingeschaltet und mit Christian Keller (Geschäftsführer 1. FC Köln, d. Red.) ein Treffen vereinbart. Mit meinem Vizepräsidenten Christian Dollinger fand dieser Termin in den Geschäftsräumen in Köln statt. Herr Keller nahm den Termin alleine wahr und sagte, er sei erst kurz Geschäftsführer, habe mit der Sache nichts zu tun und habe sich nur kurz in den Schriftverkehr einlesen können.

Er meinte, es hätte schon ein “Geschmäckle”, und um Anwaltskosten zu sparen schlug er vor, das Ganze zu lösen, was in unserem Sinne war. Allerdings hat er als Maximalsumme 100.000 Euro geboten und auf ein Schreiben hingewiesen, das Herr Mandaric, der Alteigentümer, unterschrieben hat. Dieses Schreiben, das Monate nach dem Verkauf aufgesetzt und unterschrieben wurde, sollte bestätigen, dass der Altpräsident dem Spieler eine mündliche Ausstiegsoption für 100.000 Euro versprochen habe.

Was löste das aus?

Erst mal waren wir verwundert, das hätte Mandaric bei der Übernahme dokumentieren müssen. Herr Keller bot dann diese Summe, also 100.000 Euro, an. Unsere Antwort war unmissverständlich: Auf dieser Basis finden wir nie zusammen. Unsere Mindestforderung beträgt für diesen Ausnahmespieler 2,5 Millionen Euro. Wann und wie, da sind wir offen. Anzahlung, Beteiligung, egal. Aber es muss kalkulatorisch die genannte Summe stehen. Wenn wir eine Beteiligung beim Weiterverkauf machen, auch gut, denn wir sind von unserem Spieler überzeugt und tragen gerne das Risiko mit.

Basierte diese Summe auf der angeblichen Interessenbekundung von Dinamo Zagreb in dieser Höhe, die der Spielerberater Andy Bara übermittelt hatte?

Nein. Potocnik hatte zu diesem Zeitpunkt im Nachwuchs ein Tor mehr erzielt als Erling Haaland im gleichen Alter in Norwegen. Er ist ein Riesentalent. Dieser Spieler hat das Besondere, das kannst du einem nicht beibringen. Trainer formen ihn, aber den Instinkt zum Toreschießen hast du oder du hast ihn nicht. Daher die Forderung! Nach den Gesprächen mit Herrn Keller mussten wir einfach feststellen: Uns trennt eine Welt, also muss die FIFA entscheiden.

Spätestens, als die handelnden Personen beim 1. FC Köln die Klage von der FIFA auf dem Tisch hatten und zur Stellungnahme aufgefordert wurden, hätten sie in meinen Augen handeln müssen. Wer immer diesen Klageschriftsatz der FIFA in den Händen gehalten hat, ob Geschäftsführung und/oder Vorstand, hätte reagieren müssen. Anwälte an den Tisch: “Wie sieht’s aus?” Bekannte Antwort der Anwälte: “Können wir nicht verlieren.”

Dann Frage an die Anwälte: “Sind Sie für 100 Millionen versichert?” Antwort Anwälte: “Man kann nicht sagen, was vor Gericht und auf hoher See geschieht.” Spätestens nach dieser Antwort hätten die Verantwortlichen den Telefonhörer in die Hand nehmen müssen, um eine Einigung mit Olimpija erzielen. Aber in dieser Situation von oben herab einen kleinen unbedeutenden Klub zu sehen, hatte die jetzt allseits bekannten Folgen. War es Arroganz, Egoismus, Hochmut? Ich weiß es nicht.

“Alle vom FC hoffen anscheinend auf ein Wunder”

Was passierte dann?

Dann kam das Urteil mit der Transfersperre. Bis dahin war das Fenster offen.

Welche Rolle spielt aus Ihrer Sicht diese nachträgliche 100.000-Euro-Ausstiegsklausel, die Mandaric Potocnik versprochen haben will?

Man muss sich ein wenig schützend vor Mandaric stellen, der Mann wird bald 86. Vor dem CAS hat er sinngemäß erklärt, dass er ein mündliches Versprechen auch noch später genehmigen könne. Verstanden habe ich das nicht, weil er sich damit vor dem höchsten Sportgericht der Welt schadenersatzpflichtig gemacht hat. Der Eindruck, den er hinterlassen hat, war, dass er Dinge sagt und tut, die schwerlich Sinn ergeben. Deshalb schickte man ihn höflich wieder aus dem Zeugenstuhl. Die Sache spielte vor dem CAS auch gar keine Rolle mehr. Ich hatte das Gefühl, dass diese ganze Berufung vor dem CAS eine große Show zur Ablenkung von persönlichen und juristischen Fehleinschätzungen war. Alle verantwortlichen Personen vom FC hofften anscheinend auf ein Wunder.

Gab es nach dem ersten FIFA-Urteil nicht noch die Chance auf eine Einigung? Finanziell betrachtet wäre das doch auch im Sinne von Olimpija gewesen.

Kurz vor dem CAS-Verfahren hat Herr Keller um einen Termin gebeten. Wir haben uns am Flughafen in München getroffen. Herr Keller und Herr Wettich (Carsten Wettich, Vizepräsident 1. FC Köln) erklärten, dass sie um den Termin gebeten hätten, um eventuell wegen des CAS-Verfahrens doch noch eine Einigung zu erzielen. Es wurde die gesamte finanzielle Situation um den FC erklärt und dass man an die Grenzen des Möglichen ginge. Das Ergebnis war: 750.000 Euro, Testspiel plus Beteiligung am möglichen Weiterverkauf.

Wir haben uns die Hand gegeben und waren uns einig. Doch am nächsten Tag haben sich die Kölner Anwälte gemeldet: Die Einigung würde mit Blick auf die Transfersperre nichts nützen. Sie kämen da nur raus, wenn Olimpija sagen würde, dass die Kündigung von Potocnik rechtens gewesen sei, damit die FIFA uns den Fehler zurechnet. Da habe ich gesagt: “Das mache ich nicht, weil es nicht die Wahrheit ist.” Ich helfe dem FC, wo ich kann, aber nicht auf Basis von Unwahrheiten. Mir ist wichtig zu sagen: Christian Keller und Carsten Wettich haben wirklich nach einer Lösung gesucht, auch wenn dies ihnen vielleicht widerstrebte. Allerdings als es zu spät war.

Wobei Keller zumindest den Ursprungs-Sachverhalt geerbt hat, er kam erst später in die Verantwortung. Wer hat eigentlich die Verträge unterschrieben mit Potocnik?

Das weiß ich nicht, es wurde im Verfahren nicht offengelegt.

Hätte es nach der Einigung in München nicht die Möglichkeit gegeben, die FIFA ins Boot zu holen? Oder hatten Sie den Eindruck, der Weltverband wollte das unbedingt durchziehen?

Dadurch, dass das FIFA-Urteil bekannt war, nahm das Thema medial Größe an. Deshalb konnte die FIFA nicht zurückziehen. Hätten sie das getan, bekämen sie jeden Tag 500 Anrufe zu ähnlichen Fällen, so wurde es aus Zürich dargestellt. Selbst der CAS-Richter hat noch eine kaufmännische Einigung ins Spiel gebracht, was die FIFA strikt ablehnte. Nur eine extrem gravierende Falschaussage von mir hätte geholfen.

Der ehemalige Olimpija-Sportdirektor Mladen Rudonja sagte beim CAS aus, Ihr Geschäftsführer Barisic habe ihn um ein Angebot von Manchester City gebeten für Potocnik. Das klingt schon sehr danach, dass man künstlich den Preis hochtreiben wollte.

Unser alter Sportdirektor musste gehen, weil wir ihm unkorrektes Verhalten nachweisen konnten. Er hat Geld gefordert, sonst würde er vor dem CAS entsprechend aussagen, was er dann auch getan hat. Seit wir ihn freigestellt haben, hat er keinen Job mehr. Das spricht für sich.

Welche Rolle spielt Mamic?

Es gab auch noch die Interessenbekundung von Dinamo Zagreb in Höhe von 2,5 Millionen Euro, die der Spielerberater Bara übermittelt hatte. Dinamo-Geschäftsführerin Vlatka Peras sagte vor dem CAS aus, es habe kein Interesse an Potocnik gegeben. Wie erklären Sie sich das?

Ich habe keine Sekunde daran gezweifelt, dass sie die Wahrheit sagte – von dem, was sie wusste. Der Spielerberater hat bestätigt, dass er der Berater sei, der für Zagreb die großen Deals mache und er ein enger Freund des Altpräsidenten sei …

Sie sprechen von Zdravko Mamic, der in Kroatien rechtskräftig wegen Korruption verurteilt ist.

Ja. Die jetzige CEO war angeblich seine Sekretärin. Das Angebot wurde mit Freigabe des Altpräsidenten gemacht, so wurde es mir erzählt. Die Frau sagte die Wahrheit, aber genauso wahr ist das Angebot, das auf dem Tisch lag.

Warum sagte Bara dann nicht vor dem CAS aus?

Er sagte, er möchte da nicht groß auftauchen in einem Verfahren mit Bundesliga-Bezug ob seiner guten Beziehungen nach Frankfurt und Leipzig. Die Zusammenfassung ist doch schnell auf den Punkt gebracht. NK Olimpija hat für einen Spieler, für den es nichts bezahlt hat, Ausbildungsentschädigung und eine weitere Entschädigung erhalten. Der 1. FC Köln hat einen sehr talentierten Spieler. Es gibt nun die Bestätigung von sechs unabhängigen europäischen Richtern – drei beim FIFA-Urteil, drei beim CAS-Urteil -, dass die Anstiftung zum Vertragsbruch nachgewiesen wurde mit der Folge einer Sperre über zwei Transferperioden.

Olimpija Ljubljana hat immer kalkulatorische 2,5 Millionen Euro für den Spieler verlangt mit offenem Zahlungszeitpunkt. Ich frage mich, warum die handelnden Personen beim 1. FC Köln diesen möglichen Schaden riskiert haben? In München habe ich mich mit Dieter Prestin (ehemaliger FC-Profi, der zuletzt als Kritiker der aktuellen Führung auftrat, d. Red.) getroffen. Er sagte zum Eingang des Gespräches: “Ich habe ein Kölner Herz, der Klub ist mein Leben, und ich würde gerne verstehen, wie das passieren konnte.” Nach dem Gespräch sagte er: “Ich verstehe es nicht.” Und ich: “Dann sind wir schon zu zweit.”

Der 1. FC Köln hat Strafanzeige gestellt, die dortige Staatsanwaltschaft ermittelt. Hat sie Sie kontaktiert?

Nein, ich wüsste auch nicht, weshalb. Ich habe den Eindruck, da ging es darum, uns in eine schmuddelige Ecke zu stellen. Nicht wir haben Unkorrektes getan, sondern die Kölner Verantwortlichen.

Sie rechnen mit einer Einstellung?

Ich habe keine Ahnung. Weder ich noch unser Geschäftsführer oder Vizepräsident Dollinger, die fürs Tagesgeschäft verantwortlich sind, wurden bislang von der Staatsanwaltschaft kontaktiert.

Welche Ziele haben Sie noch mit Ihrem Klub?

Eigentlich habe ich alles erreicht, was ich erreichen wollte. Wir spielen europäisch, werden diesen Sommer weitere erfreuliche Transfererlöse erzielen. Olimpija gehört zu den wenigen Klubs, die schuldenfrei sind und schwarze Zahlen schreiben. Ich mache mir eher Gedanken, wer das irgendwann weitermacht, ich werde das nicht erst mit 85 Jahren entscheiden. Ein FC Liverpool werden wir leider nie werden, aber ich möchte meine Spieler in den großen Stadien sehen.

Mehrere Klubs aus den deutschen Profiligen haben zuletzt in kleineren ausländischen Ligen Kooperationspartner gefunden. Wurden Sie auch schon angesprochen?

Ja, aber von wem genau, verrate ich nicht (lacht). Ich gehe davon aus, dass irgendein großer Klub auf uns zukommen wird. Der Standort ist toll, die Rahmenbedingungen sind hervorragend.

Interview: Benni Hofmann