Umweg über Istanbul: Napoli verleiht den verstoßenen Osimhen an Galatasaray

Die Saga dieses Transfersommers ist sicherlich die von Victor Osimhen. Der nigerianische Napoli-Stürmer hat erst keinen neuen Klub gefunden, ist von seinem Arbeitgeber Napoli ausgeschlossen worden und geht nun wie seit Tagen erwartet einen Umweg.

Die sportlich starke Liaison zwischen Napoli und Garant Victor Osimhen hat ein unschönes Ende gefunden.

Die sportlich starke Liaison zwischen Napoli und Garant Victor Osimhen hat ein unschönes Ende gefunden.

IMAGO/Fotoagenzia

Im Zuge des knallharten Schritts, Victor Osimhen erst gar nicht mehr für den Serie-A-Kader der Neapolitaner zu melden, hatte sich der neue SSC-Coach Antonio Conte zur Verbannung des 25-Jährigen geäußert. Und klar mitgeteilt: “Kein Spieler wird wieder eingegliedert. Diejenigen, die aus dem Projekt raus sind, werden aus dem Projekt raus bleiben.”

Punkt.

Conte hatte zu diesem Zeitpunkt ohnehin längst Ersatz und seinen Wunschspieler Romelu Lukaku bekommen. Der belgische Sturmtank war zudem passenderweise bei seinem ersten (Joker-)Einsatz in einem verrückten Spiel gegen Parma (2:1) direkt treffsicher aufgetreten.

Al-Ahli? Chelsea? Galatasaray!

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Osimhen sah sich das Ganze wie schon an den ersten Spieltagen, als er bereits nicht mehr zum Kader gehört hatte, aus der Distanz an. Und verabschiedete sich nun nach 76 Toren in 133 Pflichtspielen für die SSC endgültig aus Süditalien, nachdem seine eigentlich angedachten Deals mit Saudi-Arabien (Al-Ahli) und auch Chelsea nicht zustandegekommen waren.

Da das Transferfenster in den europäischen Top-Ligen aber zugleich schon seit Freitag geschlossen war, musste sich der 2022/23 noch als Torschützenkönig und Meistergarant gefeierte Osimhen in dieser Woche für einen Karriere-Umweg entscheiden.

Seine Wahl fiel auf die Türkei und Galatasaray, wohin der in Neapel noch bis 30. Juni 2026 unter Vertrag (Verlängerung erst im Dezember 2023) stehende nigerianische Nationalstürmer ausgeliehen wird. Die Istanbuler, die den Spieler bereits am Dienstag in Massen begrüßt sowie am Mittwoch schließlich offiziell präsentiert haben und denen der bisherige Top-Verdiener Mauro Icardi (31, ehemals Inter Mailand) aktuell mit einem Oberschenkelmuskelriss verletzt weggebrochen ist, übernehmen dem Vernehmen nach das komplette Gehalt von Osimhen von über zehn Millionen Euro – und dürften wissen, dass diese Verbindung nicht lange halten wird.

Italienische und weitere Medien berichten nämlich längst davon, dass der Torjäger und Ex-Wolfsburger im Januar – dann während des Wintertransferfensters – zu einem großen Klub wechseln wird. Im Gespräch sind etwa Paris Saint-Germain oder die Premier League.

Zum Thema: Darum ließ der VfL Wolfsburg Osimhen damals ziehen

15 Minuten Nachspielzeit: Lukaku läutet dramatische Wende für Napoli ein

Was für ein Fußballspiel! Die SSC Neapel hat an diesem Samstagabend einen 0:1-Rückstand gegen Außenseiter Parma auf dramatische Art und Weise noch in einen Sieg umgebogen. Gerade in der Schlussphase überschlugen sich die Ereignisse.

Perfekter Einstand: Napoli-Neuzugang Romelu Lukaku hat direkt getroffen und die Wende zum Sieg eingeleitet.

Perfekter Einstand: Napoli-Neuzugang Romelu Lukaku hat direkt getroffen und die Wende zum Sieg eingeleitet.

IMAGO/Gribaudi/ImagePhoto

Schon die Stunden vor dem Heimspiel der Neapolitaner gegen Parma hatten es in sich gehabt: Erst war auf den letzten Drücker noch Antonio Contes Wunschspieler Lukaku fest vom FC Chelsea verpflichtet worden, ehe der weiterhin noch vorhandene Osimhen (Garant der Meistersaison 2022/23) gar nicht mehr für den offiziellen Serie-A-Kader gemeldet worden war – eine knallharte Verbannung.

Was dann aber im Stadio Diego Armando Maradona am Samstagabend während des Spiels gegen den Außenseiter passieren sollte, setzte dem Ganzen nochmals die Krone auf. Die Kurzzusammenfassung: Drama pur.

Bonny bestraft zu harmloses Neapel

Los ging es zunächst mit einer aus SSC-Sicht überschaubaren ersten Hälfte, in der Lukaku noch auf der Bank saß und Führungsspieler wie Kvaratskhelia offensiv keinen Zugang fanden. Die Süditaliener rannten sich zuhauf fest, wirkten ideenlos und agierten defensiv zu fahrlässig. Das sorgte nicht nur für Chancen für die Schinken- und Käsestädter, es brachte Napoli auch das verdiente 0:1 ein.

Der Grund: Nach einem starken Antritt von Sohm, der an viel zu passiven Neapolitanern vorbeisprintete und in den Strafraum eindrang, kam der Ball noch rüber zu Bonny. Der Stürmer – nach einem Haken vor dem herauskommenden Meret – und auch Sohm gingen zu Boden. Und sofort zeigte Referee Paride Tremolada auf den Punkt. Die richtige Entscheidung – auch von Bonny, der antrat, Meret im Kasten verlud und sauber auf 1:0 stellte. Zugleich das Pausenergebnis.

Der sportliche Wahnsinn nimmt seinen Lauf

Auch im zweiten Abschnitt stellte sich noch keine klare Besserung ein, um den faden Saisonstart (Beinahe-Aus im Pokal gegen Zweitligist Modena und 0:3-Pleite bei Hellas am 1. Spieltag) mit dem zweiten Sieg in Folge – zuletzt ein 3:0 gegen Champions-League-Klub Bologna – verstärkt vergessen zu lassen. Also brachte Conte seinen Neuzugang Lukaku, der fortan wie gehabt als robuster Zielspieler agierte.

Zunächst aber erlaubte sich Parmas Torwart Suzuki – bereits verwarnt in der 63. Minute – einen Bärendienst. Der Japaner ging in der 75. ungestüm bei einem langen Ball der Hausherren aus seinem Hoheitsgebiet und traf den anstürmenden David Neres mit überhartem Einsteigen. Da half auch ein Kontakt mit der Kugel nichts, er wurde wenig verwunderlich mit Gelb-Rot des Feldes verwiesen. Und weil Gästetrainer Fabio Pecchia sein Wechselkontingent schon ausgeschöpft hatte, musste Feldspieler Delprato aushilfsweise ins Tor.

Jetzt wurde es erst richtig wild: Zunächst einmal bekam Napoli einen Elfmeter zugesprochen, der VAR erkannte beim Einsteigen von Almqvist gegen Simeone nach langer Studie aber doch den minimalen Ballkontakt – kein Strafstoß also (90.+1). Es waren allerdings elf (!) Minuten Nachspielzeit angesagt, noch genug Zeit also. Zeit, die die SSC zu nutzen wusste.

Erst fand Spinazzola Zielspieler Lukaku, der aus spitzem Winkel zum 1:1 traf und damit einen gelungenen Einstand feierte (90.+2), ehe Zambo Anguissa nach David-Neres-Flanke freistand und aus nächster Nähe zum 2:1 einköpfte (90.+6). Weil Referee Tremolada am Ende aber 15 (!) Minuten nachspielen ließ, hatte Parma am Ende doch noch die Großchance aufs 2:2 – hier versagten Almqvist fast komplett frei vor Torwart Meret aber die Nerven (90.+15). Und so feierte die SSC Neapel eben den zweiten Dreier in Folge und vor allem den Top-Einstand von Neuzugang Lukaku.

Napoli verbannt Osimhen und nimmt ihm Trikotnummer weg

Victor Osimhen sorgte für den spektakulärsten Nicht-Transfer des “Deadline Day” – als gleich zwei Wechseloptionen kurzfristig platzten. Die ersten Konsequenzen fallen heftig aus.

Verzwickte Lage: Wie geht es weiter für Victor Osimhen?

Verzwickte Lage: Wie geht es weiter für Victor Osimhen?

IMAGO/NurPhoto

Die Gazzetta dello Sport übertrieb nicht, als sie am Freitagabend von einer “Geschichte eines totalen Chaos” schrieb. Victor Osimhen ist auch am 31. August immer noch Profi der SSC Neapel, obwohl beide Seiten fest davon ausgingen, dass er den Klub am “Deadline Day” verlassen würde.

Mit dem FC Chelsea und dem saudi-arabischen Klub Al-Ahli um Trainer Matthias Jaissle hatte der 25-jährige Torjäger gleich zwei konkrete Optionen, die aber beide nicht in einen Transfer mündeten. Stattdessen scheint die Beziehung zwischen Osimhen und Napoli endgültig zerrüttet zu sein.

Italienischen Medienberichten zufolge hatte Osimhen Chelsea bevorzugt. Doch weil das Vertragsangebot der Blues, die unter den neuen Eigentümern ihr Gehaltsniveau konsequent senken, ihm nicht zusagte, schien alles auf einen Wechsel in die Wüste hinauszulaufen: Am Freitag kursierten Berichte über eine Einigung zwischen Klub und Spieler – angeblich 40 Millionen Euro pro Saison plus Ausstiegsklausel für Europa -, dazu über ein rund 70 Millionen Euro schweres Ablöseangebot Al-Ahlis.

Als Napoli etwas mehr Geld forderte, platzte der Deal offenbar

Zwar schienen sich die Napoli-Verantwortlichen um Präsident Aurelio De Laurentiis längst damit abgefunden zu haben, dass sie die 130 Millionen Euro umfassende Ausstiegsklausel, über die Osimhen seit seiner Vertragsverlängerung im Dezember 2023 verfügt, nicht einstreichen werden. Allerdings, so heißt es übereinstimmend, sollen sie von Al-Ahli eine leichte Erhöhung der Offerte gefordert haben.

Doch obwohl es sich um “nur” fünf Millionen Euro gehandelt haben soll, platzte der Deal daraufhin. Al-Ahli war zu keiner Erhöhung bereit, stieg aus den Verhandlungen aus und verpflichtete stattdessen Englands Nationalstürmer Ivan Toney für knapp 50 Millionen Euro vom FC Brentford.

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Das Ergebnis: Osimhen, der in der Hoffnung auf einen Transfer weite Teile der Sommervorbereitung mit individuellem Training und ohne Testspiel-Einsatz verbrachte, ist weiterhin bis 2026 an Napoli gebunden, dessen neuer Trainer Antonio Conte jedoch keinerlei Verwendung für ihn hat. Das zeigte sich am Samstag auf knallharte Weise: Osimhen gehört nicht zum Kader, den der Klub der Serie A gemeldet hat, und ist seine Rückennummer 9 los. Diese erhielt Neuzugang Romelu Lukaku, der von Chelsea kam.

Für Osimhen bleibt nur ein Ausweg

Es ist ein Zustand, den sich beide Seiten kaum länger leisten können. Napoli, das durch den geplatzten Wechsel mit einem satten Transfer-Minus in diesem Sommer dasteht, wird Top-Verdiener Osimhen kaum zwei Jahre ohne Gegenleistung bezahlen und der nigerianische Nationalspieler seine Karriere im besten Fußballeralter kaum in eine Sackgasse führen wollen.

Als einziger Ausweg für die kommenden Tage und Wochen bleibt nur ein Wechsel in ein Land, dessen Transferfenster noch geöffnet ist. Dazu zählt auch Saudi-Arabien – doch dazu müsste erst einmal ein Klub bereit sein, Napolis und Osimhens finanzielle Forderungen zu erfüllen.

30 Millionen Euro! Napoli verpflichtet ManUniteds Eigengewächs McTominay

Scott McTominay verlässt nach neun Jahren seinen Ausbildungsklub Manchester United und wechselt nach Italien zur SSC Neapel. Napoli greift für den Schotten, für den kein Platz mehr bei den Red Devils war, durchaus tief in die Tasche.

Das Eigengewächs verlässt ManUnited: Scott McTominay.

Das Eigengewächs verlässt ManUnited: Scott McTominay.

IMAGO/PA Images

Seit 2016/17 spielte Scott McTominay bei den Red Devils, sein Debüt gab der Mittelfeldspieler 2017 unter José Mourinho gegen den FC Arsenal. In den weiteren Jahren mauserte sich der Schotte zu einem wichtigen Puzzle im Mannschaftsgefüge der Red Devils. Nach neun Jahren und 255 Spielen für die erste Mannschaft verlässt McTominay nun aber seinen Ausbildungsklub.

McTominay hat gewiss Spuren in Manchester hinterlassen, nicht zuletzt aufgrund der Titel. So gewann er mit den Red Devils den FA Cup, den League Cup und nicht zuletzt die Europa League. Trainer Erik ten Hag hatte vor einigen Wochen zwar noch betont, McTominay, dessen Vertrag am Saisonende ausgelaufen wäre, halten zu wollen, doch durch den Transfer von Manuel Ugarte wurde es gerade im Zentrum eng.

Der englische Rekordmeister strebt einen personellen Umbau an – und diesem fiel der zweikampf- wie laufstarke Mittelfeldmann nun also zum Opfer. Nichtsdestotrotz fielen die Abschiedsworte warm aus. So schrieb United, dass er “von allen im Klub vermisst werden wird”.

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Auf zu neuen Ufern und ein Wiedersehen

Nun also sucht McTominay sein Glück in der Serie A. Bei der SSC Neapel unterschrieb er einen Vierjahresvertrag bis zum 30. Juni 2028, der ihm dem Vernehmen nach ein Salär von drei Millionen Euro jährlich einbringen soll. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge beläuft sich die Ablöse auf circa 30 Millionen Euro, außerdem hat sich Manchester eine zehnprozentige Beteiligung im Falle eines Weiterverkaufs.

In Süditalien trifft der Schotte nun erneut auf seinen ehemaligen Mitspieler Romelu Lukaku, der erst vor wenige Tagen zum Team von Trainer Antonio Conte gestoßen ist. Nach ebenjenem Lukaku sowie David Neres, Alessandro Buongiorno, Rafa Marin und Leonardo Spinazzola ist McTominay bereits der sechste Neuzugang der Partenopei in diesem Sommer. Für Schottland lief er bislang 52-mal auf, erzielte dabei neun Tore. Beim Vorrunden-Aus während der vergangenen EM in Deutschland bestritt er jedes Spiel der Bravehearts und kam dabei auf einen kicker-Notenschnitt von 3,83.

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Das Eigengewächs verlässt ManUnited: Scott McTominay.

Das Eigengewächs verlässt ManUnited: Scott McTominay.

IMAGO/PA Images

Seit 2016/17 spielte Scott McTominay bei den Red Devils, sein Debüt gab der Mittelfeldspieler 2017 unter José Mourinho gegen den FC Arsenal. In den weiteren Jahren mauserte sich der Schotte zu einem wichtigen Puzzle im Mannschaftsgefüge der Red Devils. Nach neun Jahren und 255 Spielen für die erste Mannschaft verlässt McTominay nun aber seinen Ausbildungsklub.

McTominay hat gewiss Spuren in Manchester hinterlassen, nicht zuletzt aufgrund der Titel. So gewann er mit den Red Devils den FA Cup, den League Cup und nicht zuletzt die Europa League. Trainer Erik ten Hag hatte vor einigen Wochen zwar noch betont, McTominay, dessen Vertrag am Saisonende ausgelaufen wäre, halten zu wollen, doch durch den Transfer von Manuel Ugarte wurde es gerade im Zentrum eng.

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Nun also sucht McTominay sein Glück in der Serie A. Bei der SSC Neapel unterschrieb er einen Vierjahresvertrag bis zum 30. Juni 2028, der ihm dem Vernehmen nach ein Salär von drei Millionen Euro jährlich einbringen soll. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge beläuft sich die Ablöse auf circa 30 Millionen Euro, außerdem hat sich Manchester eine zehnprozentige Beteiligung im Falle eines Weiterverkaufs.

In Süditalien trifft der Schotte nun erneut auf seinen ehemaligen Mitspieler Romelu Lukaku, der erst vor wenige Tagen zum Team von Trainer Antonio Conte gestoßen ist. Nach ebenjenem Lukaku sowie David Neres, Alessandro Buongiorno, Rafa Marin und Leonardo Spinazzola ist McTominay bereits der sechste Neuzugang der Partenopei in diesem Sommer. Für Schottland lief er bislang 52-mal auf, erzielte dabei neun Tore. Beim Vorrunden-Aus während der vergangenen EM in Deutschland bestritt er jedes Spiel der Bravehearts und kam dabei auf einen kicker-Notenschnitt von 3,83.

Unter keinem Trainer schoss er mehr Tore: Lukaku wechselt zu Contes Napoli

Der FC Chelsea hat einen Großverdiener von der Gehaltsliste bekommen: Die Blues verkaufen Romelu Lukaku (31) an die SSC Neapel, wo der Belgier an die persönlich erfolgreichste Zeit seiner Karriere anknüpfen will – mit dem dazu passenden Trainer.

Vorfreude: Romelu Lukaku (#9) und Trainer Antonio Conte arbeiten künftig in Neapel zusammen.

Vorfreude: Romelu Lukaku (#9) und Trainer Antonio Conte arbeiten künftig in Neapel zusammen.

imago images

Bilder von herzlichen Umarmungen zwischen den beiden gibt es genügend. Gut möglich, dass in der Saison 2024/25 mindestens ein weiteres hinzukommt. Stürmer Romelu Lukaku und Trainer Antonio Conte arbeiten ab sofort wieder zusammen – diesmal in Neapel.

Der italienische Meister der Saison 2022/23 verpflichtet den 31-jährigen Belgier fest vom FC Chelsea. Im Raum stehen 30 Millionen Euro, die durch Boni noch anwachsen können. In Neapel erhält der bullige Stürmer (“Big Rom”) einen Dreijahresvertrag bis 30. Juni 2027.

Für Lukaku wird es darum gehen, endlich “anzukommen”. Der Belgier war 2021 nach zwei sehr erfolgreichen Jahren bei Inter Mailand für über 100 Millionen Euro zum FC Chelsea gewechselt, um sich noch einmal auf der Insel zu versuchen – zuvor ist er schon zwischen 2011 und 2013 beim CFC sowie im Anschluss bei West Brom und dem FC Everton gewesen. Die Blues aber verliehen ihn im Sommer 2022 direkt wieder zurück zu Inter und gaben ihn für die Saison 2023/24 an die Roma ab. Eine langanhaltende Liebesgeschichte konnte so nie entstehen – auch weil er zwischendurch Inter-Kapitän Lautaro Martinez enttäuscht und die Juve-Fans gegen sich aufgebracht hatte.

Für eine neue Liebesgeschichte – vielleicht dauert sie dieses Mal länger – stimmen unter Conte auf jeden Fall die Voraussetzungen. Denn unter keinem Trainer hat Lukaku in seiner Karriere bislang mehr Tore geschossen. In 95 Pflichtspielen sind es bereits bemerkenswerte 64 Treffer samt 17 Vorlagen. Auf eine Ausbeute jenseits der 20 Treffer werden sie nun auch in Neapel beim zuletzt abgestürzten Traditionsklub hoffen.

Geht Osimhen noch?

Victor Osimhen, Neapels Top-Torjäger der Vorsaison mit 15 Serie-A-Treffern (wegen Verletzungen nur 25 Einsätze) und Garant der Meistersaison, liebäugelt schließlich weiter mit einem Abschied und hat an den ersten beiden Spieltagen der neuen Saison (0:3 bei Hellas Verona und 3:0 gegen Bologna) gar nicht mehr zum Kader gehört. Natürlich wird auch der FC Chelsea als Bewerber in den Ring geführt, ebenso Saudi-Arabiens Verein Al-Ahli unter anderem laut der Gazzetta dello Sport und laut Sky Sport Italia. Hier wird eine höhere Ablösesumme und für den Spieler ein deutlich höheres Gehalt geboten, was Osimhen ernsthaft in Erwägung ziehen soll.

Derweil wird Lukakus Hilfe in Neapel nach dem besorgniserregenden Saisonstart dringend gebraucht: An einer Coppa-Blamage ist Napoli gegen Serie-B-Klub Modena nur knapp vorbeigeschrammt – nach einem 0:0 musste das Elfmeterschießen helfen. Und trotz des jüngsten 3:0 gegen Bologna ist offensichtlich geworden, dass es im Angriff der Süditaliener wieder schnellstens einen Ankerspieler braucht.

“Wie Schnee in der Sonne geschmolzen”: Conte muss viel aufarbeiten

Mit einer Nackenschelle ist die SSC Neapel in die neue Serie-A-Saison gestartet. Und Trainer Antonio Conte ist bedient.

Hat sich den 1. Spieltag sicher ganz anders vorgestellt: Napolis neuer Trainer und Heilsbringer Antonio Conte.

Hat sich den 1. Spieltag sicher ganz anders vorgestellt: Napolis neuer Trainer und Heilsbringer Antonio Conte.

IMAGO/ZUMA Press

Klar, der von Chelsea oder auch Paris Saint-Germain umworbene Victor Osimhen ist nicht Teil des neapolitanischen Kaders gewesen.

Klar, Antonio Contes Wunschspieler Romelu Lukaku ist noch nicht als Neuzugang verkündet worden.

Und klar, die süditalienische Meistermannschaft von 2022/23 ist nach ihrem katastrophalen Abschneiden in der jüngsten Spielzeit (Platz 10 und damit die schwächste Performance eines amtierenden Titelträgers der Serie-A-Geschichte) noch immer nicht aufgebaut.

Dennoch hatte man sich mehr ausgerechnet bei Außenseiter Hellas Verona. Es sollte aber eine bittere, klare 0:3-Pleite hageln.

“Die zweite Hälfte war unentschuldbar”

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Und Conte, der neue Trainer und Hoffnungsträger der schon vergangene Woche in der Coppa Italia fast komplett gestolperten Partenopei (4:3 im Elfmeterschießen gegen Zweitligist Modena), wirkte bedröppelt. Seine gewohnt emotionalen Anfeuerungsversuche von der Seitenlinie waren ebenso verpufft wie seine taktischen Maßnahmen oder Einwechslungen. Da waren auch Ballbesitzphasen oder Minuten der Dominanz nicht rettend.

“In der ersten Hälfte hatte Verona glaube ich nicht einmal einen Schuss”, holte Conte hinterher beim Gespräch mit Sky Sport Italia mit noch etwas Anerkennendem für seine Schützlinge aus. Dann aber wurde der 55-Jährige, der bei den meisten seiner bisherigen Stationen stets für Erfolge gesorgt hatte (Juventus, Chelsea, Inter), deutlich.

“Nach der Pause haben wir sie direkt eingeladen, sind in Rückstand geraten und im Anschluss wie Schnee in der Sonne geschmolzen”, so Conte. “Was ich dabei fühle? Wir sollten uns bei allen neapolitanischen Fans entschuldigen, die uns mit so viel Leidenschaft unterstützen. Und klar: Ich bin der Trainer und trage für das hier die volle Verantwortung. Die zweite Hälfte war unentschuldbar. Eine Performance, die gezeigt hat, dass wir noch viel arbeiten müssen in jeglicher Hinsicht.”

Entgeistertes Napoli: Conte sieht zum Start ein 0:3 bei Hellas

In der 1. Runde der Coppa Italia hatte sich das neue Neapel – ab sofort trainiert von Antonio Conte – extrem schwer getan. Das änderte sich eine Woche später beim jetzigen Serie-A-Auftakt nicht. Es hagelte ein demütigendes 0:3.

Was für ein Start: Hellas-Neuzugang Daniel Mosquera schnürte beim 3:0 gegen Napoli den Doppelpack.

Was für ein Start: Hellas-Neuzugang Daniel Mosquera schnürte beim 3:0 gegen Napoli den Doppelpack.

IMAGO/LaPresse

Schon sein Pflichtspielstart war eine äußerst schwere Geburt gewesen. Doch vor einer Woche zum Pflichtspielauftakt in der Coppa Italia konnte sich Antonio Conte immerhin auf sichere Elfmeterschützen, die gegen Zweitligist Modena ein 4:3 auf die Beine gestellt hatten, verlassen. Nun beim Startschuss der Serie A aber musste sich der neue Mann an der neapolitanischen Seitenlinie aber wieder ärgern.

Vor allem darüber, dass seine Schützlinge trotz optischer Überlegenheit bei Hellas Verona die PS nicht so recht im Vorwärtsgang auf “die Straße” brachten. Sicherlich auch, weil Wunschspieler Lukaku noch nicht da war und der von Chelsea, PSG oder auch Arsenal umworbene Top-Stürmer Osimhen nicht im Kader war. Lediglich Kvaratskhelia (10. Minute), Zambo Anguissa nach einem Fehler von Torwart Montipo (37.), Lobotka (43.) und nochmals Kvaratskhelia wussten sich anzunähern. Letzterer kurz vor dem Pausengang sogar allein vor Keeper Montipo, der Georgier aber brauchte zu lang und ließ sich noch vom rettenden Tchatchoua stoppen (45.+1).

Es soll nicht sein, Napoli: Lattenpech und 0:2

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Doch damit nicht genug: Der heimischen Außenseiter aus Venetien nämlich sollte nur kurz nach Wiederbeginn überraschend auch noch in Führung gehen. Über links kombinierte sich Hellas hier nach vorne, ehe Lazovics Flanke in die Box kam und hier letztlich Livramento ins Tor spitzelte (50.).

Bei vielen SSC-Fans dürfte sich hier längst das Gefühl eingeschlichen haben, dass es an diesem Sonntagabend irgendwie verhext vor sich ging. Und tatsächlich: Nachdem Zambo Anguissa mit einem Schlenzer an die Latte das eigentlich verdiente 1:1 mit großem Pech verpasste und sich mächtig darüber ärgerte (62.), klingelte es auf der anderen Seite auch noch zum 2:0. Der kurz vorher erst gebrachte Hellas-Neuzugang Mosquera (gekommen von CD America) blieb bei einem Konter cool und schob unten rechts ein (75.).

Es geht dahin

Wer nun auf eine Schlussoffensive der Kampanier gehofft hatte, der wurde gnadenlos enttäuscht. Es kam nichts mehr groß von Neapel. Stattdessen schnürte Mosquera noch den Doppelpack zum finalen 3:0 (90.+4), feierte seinen Serie-A-Einstand nach Maß und verpasste dem Favoriten aus dem Süden sowie eben auch Conte eine gehörige Abreibung an diesem 1. Spieltag.

Hellas dagegen durfte groß jubeln im heimischen Stadio Marcantonio Bentegodi und sich vor allem bei den neuen Männern bedanken. Denn nicht nur Neuzugang Mosquera traf für die Rossoblu, auch das 1:0 kam von einem Sommertransfer (Livramento aus Maastricht geholt) – alles orchestriert vom neuen Trainer Paolo Zanetti (zuletzt bis 2023 beim FC Empoli aktiv).

Weiter geht es für die Veneter mit einem weiteren Heimspiel – gegen Rekordmeister Juventus am nächsten Montag (26. August, 20.45 Uhr). Einen Tag vorher (20.45 Uhr) muss Napoli Wiedergutmachung betreiben beim Duell mit Champions-League-Klub Bologna.

Inter über den Dingen und eine frische Alte Dame? Italiens Spitze im Schnellcheck

Die neue Serie-A-Saison steht vor der Tür – und mit ihr tun sich Fragezeichen bei vielen Klubs auf. Allen voran beim Rekordmeister. Eines aber scheint klar: Der Meister kann sich fast nur selbst schlagen.

Zu gut für den gesamten Rest? Inter Mailand geht als Titelverteidiger und Scudetto-Favorit ins Rennen.

Zu gut für den gesamten Rest? Inter Mailand geht als Titelverteidiger und Scudetto-Favorit ins Rennen.

IMAGO/Nicolo Campo

Juve und die vielleicht spannendste Frage

Der Rekordmeister Italiens (36 Titel) ist in der abgelaufenen Spielzeit zwar Dritter geworden, hat aber erneut und wie seit Jahren schon enttäuscht. Während die Defensive reihenweise ordentlich bis sehr gut stand, ergrauten dem neutralen Beobachter oft einige Haare am Schopf vor Turiner Einfallslosigkeit. Und so musste der 2021 erst wieder zurückgekehrte einstige Erfolgstrainer Massimiliano Allegri (vier Doubles und fünf Meisterschaften zwischen 2015 und 2019) trotz Coppa-Italia-Triumph (1:0 gegen Atalanta) zwangsläufig gehen.

Es braucht frischen Wind im Piemont. Und dieser Wind trägt den Namen Thiago Motta. Der neue Trainer hat den FC Bologna zuletzt als Italiens Überraschungsteam in die Champions League geführt und soll der hinkenden Alten Dame wieder frische Gelenke verleihen. Dafür haben die Bosse Geld in die Hand genommen und für eine neue Nummer 1 (Michele Di Gregorio) oder reichlich Mittelfeldkraft wie Khephren Thuram investiert.

Bleibt nur eine Frage: Wie gut ist Thiago Mottas Plan – und wie gut oder wie schnell kann ihn die “neue” Mannschaft der Bianconeri umsetzen?

Inter und die Einöde

Es war langweilig. Die famose Mailänder Meistersaison 2023/24 konnte von der gesamten Konkurrenz nur durchs Fernglas beobachtet werden – zu stark war die Philosophie von Erfolgstrainer Simone Inzaghi (seit 2021 im Amt und nach zwei Pokalsiegen nun der Scudetto). Zu effektiv war das neue Sturmduo um Kapitän Lautaro Martinez und Marcus Thuram. Zu felsenfest die Defensive mit am Ende nur 22 Gegentoren in 38 Ligaspielen.

Während selbst den Vizemeister Milan zeitweise Ergebniskrisen eingeholt hatten, blieb das Inter-Uhrwerk konstant am Laufen – und bekam nur Kratzer ab, weil im Pokal (Aus im Achtelfinale) und in der Champions League (Aus im Achtelfinale) nicht alles nach Plan lief. Für 2024/25 werden deswegen die Ziele höhergesteckt. Der Meistertitel soll schwarz-blau bleiben, die Pokalwettbewerbe mehr Ertrag bringen. Und warum auch nicht? Der Kader der Nerazzurri war, ist und bleibt immens breit – auch weil Führungsspieler wie Nicolo Barella oder Lautaro (neuer Vertrag bis 2029) gehalten wurden. Am Ende des Tages kann sich der FC Internazionale in Sachen Scudetto fast nur selbst schlagen.

Milan und ein Hauch von Aufwind

Stefano Pioli ist es zu verdanken, dass die AC Mailand wieder im Konzert der Großen mitwirkt. Zwischen 2019 und 2024 hatte er – auch dank der Mithilfe von Zlatan Ibrahimovic, der nun mit klarer Kante wieder mitwirkt – die AC aus der Versenkung gehievt. Als Titel war aber nur die Meisterschaft 2021/22 herausgesprungen – zu wenig für die Macher, die Pioli abstießen und Paulo Fonseca (Ex-Roma) installierten.

Darüber hinaus holten die Lombarden den frischgebackenen spanischen EM-Sieger Alvaro Morata als Ersatz von Olivier Giroud (Los Angeles FC) ins Boot, hielten am offenbar umworbenen Führungsspieler Theo fest und hoffen fest darauf, dass Rafael Leao seinen großen Worten (“Ich kann einer der Besten der Welt sein”) Taten folgen lässt. Am Ende des Tages muss aber alles funktionieren und eine komplett runde Spielzeit absolviert werden, um innerhalb der Stadt Mailand die Grundfesten von Erzrivale Inter zumindest erschüttern zu können.

Für dieses Vorhaben will der neue AC-Coach Fonseca Milan nachhaltig umkrempeln. Sein Motto: “Man muss Risiken eingehen”

Atalanta und die Erwartungshaltung

Mehr zur Serie A

Kleinere Schwächephasen zum Trotz hatte sich das Team aus Bergamo in der abgeschlossenen Serie-A-Saison gerade zur rechten Zeit bärenstark präsentiert – und sich neben dem Champions-League-Ticket (Rang 4) auch den Titel in der Europa League gesichert. Niemand Geringeres als das bis dato gänzlich ungeschlagene Bayer 04 Leverkusen wurde 3:0 geschlagen.

Es muss sich jetzt aber zeigen, wie das seit vielen Jahren im Kreise der Großen mitspielende Atalanta-Team dem immer größer werdenden Druck standhält. Die Königsklasse in neuem Gewand wird extrem viele Körner verlangen – und die direkte Konkurrenz schläft nicht. Immerhin haben die Bergamasken schon einmal kluge Transfers getätigt und etwa Nicolo Zaniolo zurück nach Italien geholt sowie Mateo Retegui als Ersatz für dessen direkten Squadra-Azzurra-Kollegen Gianluca Scamacca (Kreuzband) geholt.

Zum Thema: 18 Champions-League-Spiele gleichzeitig: UEFA plant Novum in der neuen Saison

Rom und der Prüfstein

Daniele de Rossi

Will die Roma mit ansehnlichem Fußball zurück in die Champions League führen: AS-Coach Daniele de Rossi.
IMAGO/Insidefoto

Das Champions-League-Ticket verpasst, das dritte europäische Finale nach Conference-League-Sieg 2022 und Europa-League-Drama 2023 in Serie ebenfalls. Doch auch wenn das Saisonfinale nicht den Ansprüchen entsprochen hatte, so war klar: Daniele de Rossi, der in einer heißen Phase die AS Rom von José Mourinho übernommen hatte, machte einen guten Job. Vertragsverlängerung inklusive.

Nun aber muss der einstige Giallorossi-Held beweisen, dass er auch eine gesamte Spielzeit unter dem Druck der “Ewigen Stadt” aushalten kann. Es wird stets viel verlangt von den Romanisti, von den Klub-Eignern Dan und Ryan Friedkin sowieso – erst recht mit neuem, schmuckem Stadion am Horizont. Da wurden auch keine Kosten und Mühen gescheut, um nach dem erwartbaren Abgang von Romelu Lukaku (Leihende mit Chelsea und mögliches Engagement in Neapel) in Artem Dovbyk einen absoluten Garanten geholt zu haben.

Greifen alle Rädchen ineinander und bleibt der möglicherweise wieder nicht allzu breite Kader fit – das gilt vor allem für Offensivkünstler Paulo Dybala -, dann kann viel gehen. Für den ganz großen Wurf dürfte es aber auch dann nicht reichen, dafür klafft eine zu große Lücke vor allem zu Inter.

Bologna, Napoli & Co.: Der Rest vom Schützenfest

Zu guter Letzt noch ein fixer Blick auf die Verfolgerschaft der vermeintlichen Top-Teams – und dabei zuerst auf Bologna. Als Überraschungsklub der Serie A nimmt das FCB-Team nun an der Champions League teil. Hat aber neben dem Verlust des Trainers (Thiago Motta) auch weitere schwerwiegende Abgänge wie den von Stürmer Joshua Zirkzee (Manchester United) zu verkraften. Gut möglich, dass der Verein aus der Emilia-Romagna im Vergleich zur Vorsaison einbricht und gerade den Mehrbelastungen langfristig Tribut zollt.

Antonio Conte

“Schreihals”: In Neapel darf man sich auf den sehr aktiven und lautstarken Antonio Conte einstellen.
IMAGO/ABACAPRESS

Hoch hinaus will dagegen Napoli. Der schwächste Scudetto-Titelverteidiger der Geschichte (nur Rang 10) setzt dabei auf die Erfolgsgeschicke von Antonio Conte. Der neue Trainer soll den eingeknickten Süditalienern wieder Dampf machen und Erfolgsgeschichten schreiben. Sein Debüt im Pokal – ein Weiterkommen im Elfmeterschießen – hat aber offenbart, dass der Weg noch sehr lang sein kann. Immerhin kann ein Trumpf sein, dass die Neapolitaner aufgrund ihrer Horrorsaison international keine Verpflichtungen haben.

Traditionsvereine wie Lazio (Trainer ist Marco Baroni, nachdem Igor Tudor trotz erfolgreicher Wochen nach Streitigkeiten von dannen gezogen ist) und die AC Florenz können derweil wie gehabt stets ein Wort mitreden, wenn es um die Verteilung der hinteren europäischen Startplätze geht. Die Viola hat nach dem zweiten verlorenen Conference-League-Finale am Stück derweil neue Aufbruchstimmung mit Transfers wie denen von Torwart David de Gea und dem weiterhin auf den großen Durchbruch hoffenden Moise Kean erzeugt.

Durchatmen: Conte schrammt bei seinem Napoli-Debüt am GAU vorbei

Weil die jüngste Serie-A-Saison für den 2023er-Meister Napoli so schlecht gelaufen war (Platz 10), mussten die Süditaliener direkt in der Coppa Italia ran – und schrammten haarscharf am Pflichtspiel-GAU vorbei.

Musste viel reden, schimpfen und hadern: Antonio Conte sah einen zähen ersten Auftritt als neuer Napoli-Coach.

Musste viel reden, schimpfen und hadern: Antonio Conte sah einen zähen ersten Auftritt als neuer Napoli-Coach.

IMAGO/NurPhoto

Die gesamte jüngste Saison 2023/24 hatte nichts mehr mit der Napoli-Meistermannschaft von einem Jahr zuvor zu tun. Platz 10 war hier herausgesprungen – das schlechteste Abschneiden eines amtierenden Scudetto-Trägers der italienischen Geschichte.

Deswegen war Antonio Conte – ein waschechter Erfolgsgarant auf der Trainerbank – geholt worden. Doch zaubern kann der 55-Jährige auch nicht.

Palumbo verpasst den Paukenschlag

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Denn was die Neapolitaner zum Pflichtspielstart 2024/25 an diesem Samstagabend vor heimischer Kulisse im Stadion Diego Armando Maradona anboten, hatte nichts mit elegantem, offensivfreudigen, starken Fußball zu tun. Vielmehr rannten die Gastgeber oft blindlings an, prallten an der geordneten Abwehr der Norditaliener ab und ließen große Ideen nahezu komplett vermissen.

Mehr als ein Mazzocchi-Kopfball (4. Minute) und ein Politano-Distanzschuss (22.) sprang nicht heraus, vielmehr gelang dem Außenseiter um ein Haar das überraschende 1:0. Doch der gleich zweimal nach zielstrebigen Vorstößen scheiterte jeweils – einmal an seinen Nerven mit einem viel zu harmlosen Abschluss in Torwart Merets Hände (21.), dann mit einem Schlenzer am Aluminium links oben (33.).

Meret avanciert zum Matchwinner

Wer nun an eine Kehrtwende zugunsten des Favoriten geglaubt hatte, der irrte. Zwar wurden die Kampanier druckvoller, doch das letzte My fehlte. Es zeigte sich dabei vor allem, dass der umtriebige Kvaratskhelia trotz etlicher versuchter Dribblings nicht alles allein regeln konnte und Neapel vor allem ein zentraler Stürmer fehlt. Der wechselwillige Osimhen fehlte ebenso wie Wunschkandidat Lukaku.

Und so musste – nachdem die Joker Simeone und Olivera letzte Chancen vergeben hatte – das Elfmeterschießen herhalten. In diesem Thriller lagen die Partenopei dann auch schnell zurück, weil Cheddira schlecht abschloss. Dann aber parierte SSC-Keeper Meret bis zum Ende zwei Elfmeter und rettete sein neapolitanisches Team doch noch in die 2. Runde der Coppa Italia. Conte durfte durchatmen.