Unruhe um Kvaratskhelia: Berater kündigt Abgang an – Napoli reagiert

Drei Trainer, am Ende Platz 10 in der Liga und kein Ticket für das internationale Geschäft – die Saison 2023/24 der SSC Neapel war eine zum Vergessen. Nun droht sogar der Abgang von Khvicha Kvaratskhelia, der von dessen Agenten forciert wird. Der Klub wehrt sich.

Wechsel nach zwei Jahren bei der SSC Neapel? Hinter der Zukunft von Khvicha Kvaratskhelia steht ein Fragezeichen.

Wechsel nach zwei Jahren bei der SSC Neapel? Hinter der Zukunft von Khvicha Kvaratskhelia steht ein Fragezeichen.

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Am Dienstag startet Georgien in die EM – erstmals in der Geschichte des kleinen Landes. Die Hoffnungen der einheimischen Fans ruhen bei der EM-Premiere weitestgehend auf Khvicha Kvaratskhelia. Der 23-Jährige hat bislang in 30 Länderspielen 15 Tore erzielt, vor einem Jahr führte er die SSC Neapel zur italienischen Meisterschaft und ins Viertelfinale der Champions League.

Doch in der abgelaufenen Saison lief es für die Azzurri weniger gut. In der Königsklasse war dieses Mal schon im Achtelfinale Schluss, in der Liga landete der Titelverteidiger trotz elf Toren und acht Assists von Kvaratskhelia nur auf Rang 10 – und damit außerhalb der internationalen Plätze.

Georgien bei der EM 2024

Das ist offenbar zu wenig für den Georgier und dessen direktes Umfeld. Kurz vor dem Start der EM sorgen nun sein Berater und sein Vater mit öffentlichen Wechselgedanken für Wirbel. “Ich möchte nicht, dass die Leute denken, dass Khvicha in Neapel bleiben will”, erklärte Mamuka Jugeli, Kvaratskhelias Berater, in einem Interview mit dem georgischen TV-Sender Sport Imedi.

“Wir wollen weg, aber wir warten das Ende der EM ab, um Khvicha nicht zu stören”, so Jugeli weiter, der auch schon ein grobes Ziel vor Augen hat: “Unsere Priorität ist es, zu einer Mannschaft zu wechseln, die in der Champions League spielt.” In den vergangenen Wochen wurde Paris St. Germain als heißer Kandidat im Werben um den Flügelstürmer gehandelt.

Napoli stellt klar: “Kvaratskhelia ist nicht auf dem Markt”

Vater Badri wurde sogar noch deutlicher: “Ich will nicht, dass mein Sohn in Neapel bleibt. Sie hatten drei Trainer in der vergangenen Saison. Es ist schwierig, in so einer Situation zu spielen.” Nach dem Titelgewinn 2023 verließ Meistercoach Luciano Spalletti, der heutige Nationaltrainer Italiens, Napoli, sein Nachfolger Rudi Garcia hatte keinen Erfolg und musste nach nur fünf Monaten wieder gehen. Anschließend übernahm Walter Mazzarri von November 2023 bis Februar 2024, unter Francesco Calzona brachte die SSC Neapel die Saison schließlich zu Ende. Ab der kommenden Spielzeit steht Antonio Conte an der Seitenlinie.

Und geht es nach dem Verein, dann kann Conte auch mit Kvaratskhelia planen. In der Nacht auf Montag veröffentlichte Napoli ein Statement auf dem Kurznachrichtendienst X, in dem es auf das laufende Arbeitspapier des Georgiers bis 2027 pocht: “Unter Bezugnahme auf Aussagen von Kvaratskhelias Agent Mamuka Jugeli und seinem Vater Badri bekräftigt Calcio Napoli, dass der Spieler einen Dreijahresvertrag mit dem Verein hat.”

Darüber hinaus bekräftigte der Klub: “Kvaratskhelia ist nicht auf dem Markt. Nicht die Agenten oder Väter entscheiden über die Zukunft eines Spielers, der bei Napoli unter Vertrag steht, sondern der Verein.” Das Statement schloss mit “Fine della storia” – Ende der Geschichte. Vermutlich ist es erst der Anfang.

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Näher an der Familie und mit großer Bürde: Conte übernimmt Napoli

Antonio Conte ist einer der erfolgreichsten italienischen Trainer der letzten 15 Jahre – und soll mit seinem Erfahrungsschatz nun die SSC Neapel anleiten sowie zu neuen Höhen führen.

“Dahin!” Antonio Conte ist neuer Trainer in Neapel und soll den Meister von 2023 zurück zum Erfolg führen.

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Noch vor zweieinhalb Wochen hatte alles nach Gian Piero Gasperini ausgesehen. Der Erfolgstrainer von Atalanta Bergamo hatte nach starken Jahren den kleinen Klub aus der Lombardei gegen das bis dato gänzlich ungeschlagene Bayer Leverkusen zum Europa-League-Sieg (3:0) geführt und im Anschluss offen über die Offerten aus Neapel gesprochen. Sein Zitat dazu: “Ich befinde mich in einer seltsamen Situation, in der ich verheiratet bin und Kinder habe, aber eine absolut schöne Frau treffe.”

Die schöne Frau namens Napoli hatte Gasperini, der wohl in Bergamo verlängern wird, letztlich aber nicht zur Unterschrift bekehren können – bezirzte nun allerdings Antonio Conte erfolgreich. Der in Folge seiner deutlichen Klubführungsattacke im März 2023 arbeitslose Trainer unterzeichnete wie seit Tagen angenommen nun einen Vertrag bis 30. Juni 2027.

Contes Versprechen – De Laurentiis spricht von “neuem Kapitel”

“Napoli ist ein Ort von globaler Bedeutung. Ich bin glücklich und aufgeregt über die Idee, auf der Bank der Azzurri zu sitzen”, sagte Conte. “Eines kann ich mit Sicherheit versprechen: Ich werde mein Bestes für das Wachstum der Mannschaft und des Vereins geben. Ich werde mich zusammen mit meinen Mitarbeitern voll engagieren.” Präsident Aurelio De Laurentiis erklärte darüber hinaus, Conte sei ein “Spitzentrainer” und eine “Führungspersönlichkeit”.

Nichts Geringeres als der SSC-Turnaround um 180 Grad wird von Conte verlangt – allen voran von de Laurentiis, der seit seiner Übernahme im Jahr 2004 im Grunde zum Dauerangriff auf Rekordmeister Juventus und all die anderen großen Vereine bläst. “Heute beginnt ein neues, wichtiges Kapitel in der Geschichte von Napoli”, so der Präsident weiter.

Drei SSC-Trainer in einer Saison

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Der unter Luciano Spalletti nach 33 Jahren zur ersehnten dritten Serie-A-Meisterschaft 2022/23 geführte Traditionsklub war in der jüngsten Spielzeit krachend abgestürzt. De Laurentiis griff dabei mehrmals durch: Gleich drei Trainer (Rudi Garcia, Walter Mazzarri und zuletzt Francesco Calzona) hatten sich mit der weiter stark aufgestellten Mannschaft um die beiden Offensivkünstler Victor Osimhen sowie Khvicha Kvaratskhelia, die im Sommer nun Transfererlöse in die Kassen spülen dürften, versuchen dürfen – und ließen die Neapolitaner am Ende doch auf einem extrem enttäuschenden zehnten (!) Rang ohne internationales Geschäft einlaufen. Die Rückkehr nach Europa wird für den neuen Mann sicherlich auch das Minimalziel sein.

Für seine Aufgabe, Napoli wieder in die Spitzengruppe Italiens zu führen, steht Conte ein ungemeiner Erfahrungsschatz zur Verfügung. So war der frühere Mittelfeldmann (Lecce und viele, viele Juventus-Jahre) schließlich bereits Trainer von großen Vereinen wie Juventus, Chelsea, Inter Mailand und eben zuletzt Tottenham.

Auch die italienische Nationalmannschaft durfte der 54-Jährige schon betreuen – und bringt es neben vier Serie-A-Meisterschaften (drei mit Juve, eine mit Mailand) etwa auch auf einen Premier-League- und Europa-League-Titel (jeweils mit Chelsea). Nun darf er nahe seiner Heimat – Geburtsort Lecce und Neapel liegen zirka vier Stunden auseinander – zeigen, ob er auch mit den Partenopei Erfolge feiern kann. Genau beobachten wird das sicherlich der gewohnt kritische Besitzer und Präsident.

Nur Remis in Florenz: Neapel vor Verpassen der europäischen Plätze

Der SSC Neapel droht, die kommenden Saison ohne europäischen Fußball auskommen zu müssen. Durch das Remis beim Tabellennachbarn Florenz sind die Neapolitaner nun darauf angewiesen, dass die AC ihre verbleibenden beiden Spiele verliert.

Trotz des direkt verwandelten Freistoßes von Khvicha Kvaratskhelia reichte es für Neapel am Ende nur zu einem Remis in Florenz.

Trotz des direkt verwandelten Freistoßes von Khvicha Kvaratskhelia reichte es für Neapel am Ende nur zu einem Remis in Florenz.

IMAGO/Gribaudi/ImagePhoto

Für die SSC Neapel war ein Sieg quasi Pflicht, wenn es noch etwas mit Platz acht werden sollte, der für die Conference League berechtigt. Im Duell mit Tabellennachbar und Conference-League-Finalist Florenz mussten die Gäste allerdings sowohl auf den an Magen-Darm erkrankten Kapitän di Lorenzo als auch auf den verletzten Top-Torjäger Osimhen verzichten.

Florenz dreht Spiel binnen drei Minuten

Serie A, 37. Spieltag

Die Gäste aus Neapel begannen gut und gingen nach einer ausgeglichenen Anfangsphase durch Rrahmanis Kopfball nach einer Ecke in Führung (8.). Auch der nächste Abschluss gehörte den Neapolitanern, doch Kvaratskhelia konnte seine Direktabnahme nicht im Tor unterbringen (13.).

In der Folge kippte das Spiel etwas, Neapel wurde passiver und ließ Florenz so mehr und mehr ins Spiel kommen. Bis auf Beltran (24.) und den Distanzschuss von Kouamé (35.) kam dabei aber wenig bei rum. Doch dann drehte die AC das Spiel binnen drei Minuten: Erst bestrafte Biraghi ein Handspiel von Lobotka mit einem Traumfreistoß (40.), ehe Nzola sich nach Politanos Fehlpass im eigenen Drittel nicht zweimal bitten ließ (42.).

Nach der Pause musste die SSC zunächst einen Distanzschuss vom Ex-Stuttgarter Gonzalez überwinden, ehe sie durch Kvaratskhelia (50.) und eine Doppelchance von Simeone und Cajuste (51.) selbst offensiv in Erscheinung trat. In Minute 57 dann der Ausgleich: Kvaratskhelia machte es wie Biraghi und traf mit einem tollen direkten Freistoß zum Ausgleich.

Kvaratskhelia gleicht traumhaft aus

Um ein Haar hätte auch die SSC das Spiel in der Folge gedreht, doch Politano scheiterte am Pfosten (63.). In der Folge passierte vor den Toren kaum etwas, erst erneut Politano zwang den zuvor patzenden Terracciano zu einer Parade (76.). Den fälligen Eckball setzte Rrahmani knapp am Tor vorbei (78.). Vier Minuten später zeigte der Unparteiische Matteo Marchetti nach vermeintlichen Foul von Lobotka an Belotti auf den Punkt, er nahm seine Entscheidung nach Eingreifen des VAR und Betrachtung der Bilder aber wieder zurück.

In der Folge passierte bis auf Raspadoris harmlosen Abschluss (90.+4) nichts Nennenswertes mehr, sodass es letztlich bei einem leistungsgerechten 2:2 blieb. Ein Ergebnis, mit dem Florenz deutlich besser leben kann.

Um noch eine Chance auf Rang acht zu haben, muss Neapel nun sein letztes Spiel in Lecce gewinnen und zeitgleich darauf hoffen, dass Florenz die beiden verbleibenden Spiele bei Cagliari und Atalanta (Nachholspiel am 02.06.) verliert. Dazwischen steht für die AC bekanntlich noch das Finale in der Conference League gegen Olympiakos Piräus an (29.05., 21 Uhr).