Bonhofs Blick in Borussias Zukunft: “Wir werden aufstehen”

Das sportliche Abschneiden der Gladbacher Mannschaft in dieser Saison nahm Rainer Bonhof, der neue Präsident des Traditionsklubs, zum Anlass für einen humorvollen Einstieg dieser Mitgliederversammlung 2024. In der Folge richteten der Weltmeister von 1974 und auch Sport-Geschäftsführer Roland Virkus den Blick nach vorn – positiv.

Erkennt Besserung und Rosigeres am Horizont: Gladbachs neuer Präsident Rainer Bonhof.

Erkennt Besserung und Rosigeres am Horizont: Gladbachs neuer Präsident Rainer Bonhof.

IMAGO/Revierfoto

Der neue Präsident sorgte für einen launigen Start in die Mitgliederversammlung 2024. “Ich begrüße auch – und da bin ich ein bisschen stolz drauf – die gesamte Mannschaft und den Staff. Dass ihr euch in diesen Zeiten hierher traut, zeugt mir großen Respekt ab”, schickte Rainer Bonhof lächelnd eine kleine Spitze an die sportliche Abteilung.

Es war ein Eisbrecher zu Beginn einer Veranstaltung, die stimmungsmäßig im Schatten der sportlichen Situation (Platz 12 momentan) stand. Als Reaktion auf seinen Einwurf erntete Bonhof, der vor wenigen Wochen auf den am Montagabend zum Ehrenpräsidenten ernannten Rolf Königs gefolgt war, viel Gelächter von den anwesenden 2330 Mitgliedern – sie hatten die Mannschaft zunächst nur mit ganz zaghaftem Applaus empfangen.

“Wir sind nicht zufrieden mit der sportlichen Situation”

In den Reden der Verantwortlichen schwang einige Male auch ihre Enttäuschung und Unzufriedenheit über den Saisonverlauf mit. Zum emotionalen Kipppunkt der gesamten Saison wurde das Aus im DFB-Pokal-Viertelfinale beim 1. FC Saarbrücken (1:2). Auch bei Roland Virkus. “Das Pokal-Aus in Saarbrücken war für uns alle das jähe Ende eines großen Traums. Von diesem Ereignis ist der Verein und das Vereinsumfeld immer noch emotional geprägt”, erklärte Borussias Sport-Geschäftsführer in seinem sportlichen Bericht.

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Was die Liga angeht, seien vor allem die vielen Gegentore und das fehlende Gleichgewicht auf dem Platz der Grund, warum bisher erst 31 Punkte auf dem Konto landeten. “53 Tore sollten reichen, um eine stabile Saison zu spielen. Die fehlende Balance zwischen Offensive und Defensive hat aber dafür gesorgt, dass wir zu oft verloren haben”, sagte Virkus. “Wir sind nicht zufrieden mit der sportlichen Situation”, betonte der Geschäftsführer und nahm die Mannschaft eindringlich in die Pflicht, die Saison bestmöglich abzuschließen. “In den nächsten vier Spielen erwarte ich, dass die Mannschaft alles reinwirft, damit wir unser Minimalziel erreichen und die Saison positiv zu Ende geht.”

Virkus: “Wir wollen die Führungskultur stärken”

Beim Ausblick auf die Zukunft kündigte Virkus an, nach dem Verlust von Spielern wie Lars Stindl (Karlsruher SC), Jonas Hofmann (Meister Bayer 04 Leverkusen) oder zuvor Yann Sommer (erst Bayern München, nun Inter Mailand) das Thema Führungsqualitäten im Kader angehen zu wollen.

“Im Rahmen unserer Möglichkeiten werden wir versuchen, der Mannschaft weitere Qualität und vor allem Leadership hinzuzuführen”, sagte Virkus. “Wir wollen die Führungskultur stärken und damit eine größere Stabilität auf dem Platz erreichen.” Gleichwohl sei der Borussia-Weg, der die Förderung der jungen Spieler beinhaltet, alternativlos. “Es gilt, die Borussia-Identität mit dem Einbau von jungen Spielern weiter zu forcieren. Wir sind dabei, wieder Anlauf zu nehmen und eine neue Borussia zu bauen”, stellte Virkus klar und hob in diesem Zusammenhang auch noch einmal den Anteil von Gerardo Seoane hervor.

Virkus zählt Seoanes Qualitäten auf

“Er ist ein Trainer, der gezeigt hat, dass er mit jungen Spielern arbeiten kann. Bei uns haben vor allem Rocco Reitz, Luca Netz, Robin Hack von ihm profitiert. Auch Spieler wie Shio Fukuda, Lukas Ullrich und Fabio Chiarodia haben ihre nächsten Schritte gemacht.” Und sollen weitere Schritte unter BMG-Coach Seoane gehen.

Unser Weg wird sich auf Strecke auszahlen.

Gladbachs Sport-Geschäftsführer Roland Virkus mit Blick auf die junge Garde

Die Qualitäten des Schweizers und ehemaligen Bayer-Trainers hob Virkus am Montagabend in diesem Zusammenhang hervor. Der Gladbacher Sport-Geschäftsführer bezeichnete Seoane in seinen Ausführungen als “Kommunikator”, “Analyst”, “Talentförderer”, “Entwickler”, “Teamplayer” und “Bekenner zum Borussia-Weg”. Und weiter: “Er war und ist bereit, mit weniger zugekaufter Qualität, aber viel Potenzial zu arbeiten.”

Roland Virkus

Hat bei den vielen jungen Gladbacher Spielern ein gutes Gefühl: Gladbachs Sport-Geschäftsführer Roland Virkus.
IMAGO/Revierfoto

Virkus zeigte sich alles in allem überzeugt und optimistisch, was die Zukunft der Fohlenelf angeht: “Unser Weg wird sich auf Strecke auszahlen.”

Dessen ist sich auch Bonhof sicher. “Wir alle wissen, dass es im Fußball Auf und Abs gibt – und es Zeiten gibt, in denen man wieder Anlauf nehmen muss. So eine Zeit durchlaufen wir gerade”, sagte der Weltmeister von 1974 und betonte weiter: “Wir werden sie nutzen, um eine nächste erfolgreiche Zeit einzuläuten. Ich habe in meinem Leben immer wieder gelernt: Aufstehen. Und wir werden aufstehen – gemeinsam.”

Mitglieder wählen Fanvertreter in den Aufsichtsrat

Bei den Wahlen zum Aufsichtsrat setzte sich gegen Ende der Veranstaltung und nach einer zwischenzeitlichen Unterbrechung der Mitgliederversammlung der Favorit der aktiven Fanszene durch. Philip Hülsen erhielt von den Mitgliedern 96 Prozent der abgegebenen Stimmen und wird künftig dem Gremium angehören. Zunächst war Hülsen, langjähriges Mitglied der aktiven Fanszene, vom Ehrenrat nicht als Kandidat vorgeschlagen worden. Weil aber zunächst vom Ehrenrat vorgeschlagene Kandidaten beim ersten Abstimmmungsdurchgang nicht die erforderlichen 50 Prozent der Stimmen erhalten hatten, schlug der Ehrenrat unter anderem Hülsen für den zweiten Durchgang vor – und der 39-Jährige wurde mit einem überwältigendem Stimmenanteil in den Aufsichtsrat gewählt.

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Jan Lustig

Eichners Ostergeschenk an Stindl: “Dann war er im Bus”

Lars Stindl feierte am Sonntag sein Comeback und leitete seine Abschiedstour ein. Dass er vor 61.653 Zuschauern in der Veltins-Arena zurückkehrte, bezeichnete er als “schönes Gefühl”.

Auf Schalke bestritt Lars Stindl sein erstes Pflichtspiel im Jahr 2024.

Auf Schalke bestritt Lars Stindl sein erstes Pflichtspiel im Jahr 2024.

IMAGO/Beautiful Sports

“Ich werde in den nächsten Wochen weiterhin alles tun, um nochmals für den KSC auf dem Platz zu stehen”, hatte Lars Stindl am vergangenen Donnerstag in einem Statement zu seinem Karriereende im Sommer erklärt.

Seinen Wunsch erfüllte er sich schneller als von einigen vermutet: Christian Eichner wechselte den Routinier bereits am Sonntag auf Schalke in der 90. Minute ein. “Ich habe ihn gefragt, ob er Lust hat, den Ostersonntag mit mir zu verbringen statt mit der Familie. Dann haben wir noch ein paar Sachen richten müssen und dann war er im Bus”, so Eichner auf der Pressekonferenz.

Vor so einer Atmosphäre auf dem Platz zu stehen, ist einfach ein schönes Gefühl.

Lars Stindl

Den Ausschlag für die Nominierung gab zum einen der nicht “volle” Kader und zum anderen die Trainingswoche des Routiniers: Stindl hat sich laut seinem Trainer in den Einheiten wieder “leichter bewegt”.

Der Offensivspieler selbst freute sich über seine Rückkehr – auch darüber, wo diese stattgefunden hat. “In so einem Stadion, vor so einer Atmosphäre dann am Ende auf dem Platz zu stehen, das ist einfach ein schönes Gefühl. Es ist es immer etwas Besonderes, hier auf Schalke zu spielen”, wird der 35-Jährige von RevierSport zitiert.

Comeback nach der Länderspielpause war Stindls Ziel

Im Anschluss verriet er in der Mixed-Zone auch, dass das Comeback nach der Länderspielpause sein Ziel war. Stindl wollte es “ohne viel Tamtam” und “ohne Druck” angehen, weil er seine Wadenverletzung nicht wirklich einschätzen konnte. Er sei aber immer davon ausgegangen, nochmals auf dem Feld zu stehen.

Nun möchte er in den kommenden sieben Partien noch “die eine oder andere Minute” sammeln. Es könnten ja sogar noch neun Spiele werden, sollte der KSC den Sieben-Punkte-Rückstand auf den dritten Platz überraschend wettmachen. Daran glauben die Badener aber selbst nicht. “Wenn man Richtung Platz 3 schaut, was ich nicht zu oft tue, ist ein Punkt auf Schalke wohl zu wenig”, analysierte Karlsruhes Coach.

“Viele Höhen”: Stindl beendet im Sommer seine aktive Karriere

Lars Stindl wird im Sommer seine aktive Karriere beenden. Das teilte der Karlsruher SC am Donnerstagmittag offiziell mit.

Er beendet im Sommer seine aktive Karriere: Lars Stindl.

Er beendet im Sommer seine aktive Karriere: Lars Stindl.

imago images

Für Lars Stindl schließt sich im kommenden Sommer ein Kreis. Dort, wo der Confed-Cup-Sieger von 2017 seine Karriere begonnen hat, wird er sie auch beenden – beim Karlsruher SC.

“Es war eine unglaublich schöne und intensive Zeit, mit vielen Höhen aber auch einigen nicht ganz einfachen Momenten”, wird der 35-Jährige zitiert: “Für mich ist im letzten Sommer ein Traum in Erfüllung gegangen, zu meinem Heimatverein zurückgekehrt zu sein, im neuen Wildpark zu spielen und dort das erste Tor erzielt zu haben. Ich bin allen Beteiligten sehr dankbar, die das alles ermöglicht haben. Für mich war dieses letzte Jahr etwas unfassbar Besonderes! Ich werde in den nächsten Wochen weiterhin alles tun, um nochmals für den KSC auf dem Platz zu stehen.”

In seiner Vita stehen 376 Bundesliga-Spiele, 29 Einsätze in der Champions League, elf A-Länderspiele und bis dato 76 Pflichtspiele für den Karlsruher SC.

Weitere Informationen folgen in Kürze …