Fatawus große Show: Leicester kurz vorm Premier-League-Aufstieg

Nach dem 5:0 gegen Southampton hat Leicester den Premier-League-Aufstieg unmittelbar vor Augen. Eine Leihgabe von Sporting Lissabon trumpfte mit einem Dreierpack auf.

Torschützen unter sich: Routinier Jamie Vardy (re.) mit Youngster Abdul Fatawu, der gegen Southampton gleich dreimal zuschlug.

Torschützen unter sich: Routinier Jamie Vardy (re.) mit Youngster Abdul Fatawu, der gegen Southampton gleich dreimal zuschlug.

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Leicester City hat seine kurze Schwächephase rechtzeitig überwunden und steht kurz vor der Rückkehr in die Premier League. Der Absteiger der Vorsaison feierte am Dienstagabend einen 5:0-Kantersieg im Nachholspiel gegen den Tabellenvierten FC Southampton, der seine Chancen auf den direkten Aufstieg damit praktisch verspielt hat und mit den Play-offs planen muss.

Abdul Fatawu, ein 20 Jahre junger ghanaischer Nationalspieler, der in seinen anderen 37 Championship-Einsätzen in dieser Saison zusammen dreimal getroffen hatte, schnürte an einem für ihn denkwürdigen Abend einen Dreierpack. In der 25. Minute bescherte der Rechtsaußen, der bis zum Saisonende von Sporting Lissabon ausgeliehen ist, den Foxes die verdiente Pausenführung, die Wilfred Ndidi per Kopf nach rund einer Stunde zum 2:0 ausbaute.

Dann schlenzte Fatawu den Ball herrlich mit links zum 3:0 ins lange Eck (75.), legte Torjäger Jamie Vardy dessen 18. Saisontor zum 4:0 auf (79.) und nutzte wiederum dessen Vorarbeit zum 5:0 (81.). Bei seiner Auswechslung sechs Minuten später durfte sich der Mann des Abends schließlich feiern lassen.

Leicester braucht nur noch einen Sieg – oder Leeds’ Niederlage am Freitag

Leicester, das unlängst noch vier Niederlagen binnen sechs Spielen kassiert hatte, braucht nun nur noch einen Sieg aus den verbleibenden beiden Spielen bei Preston North End am Montag und gegen die Blackburn Rovers fünf Tage später, um aufzusteigen. Verliert Verfolger Leeds United um Trainer Daniel Farke am Freitag bei den Queens Park Rangers, stünde die Premier-League-Rückkehr bereits vorzeitig fest. Neben Leeds (90 Punkte) hat auch Neuling Ipswich Town (89 Punkte, ein Spiel weniger) die direkten Aufstiegsplätze noch im Visier.

“Wir brauchen noch einen Sieg, dann ist der Job erledigt”, jubelte Leicester-Trainer Enzo Maresca, der sich vom 5:0 nicht blenden lassen wollte: “Das war heute nicht unsere beste Leistung, aber wir haben wir unsere Chancen genutzt.”

Leicester droht zur neuen Saison ein Punktabzug

Schon jetzt ist klar, dass Leicester in der Premier League ein schweres Jahr drohen würde. Wegen massiver finanzieller Verluste steht – auch bei Verbleib in der Championship – ein Punktabzug zum Start im Raum. Außerdem wurde gegen den Meister von 2016 eine Transfersperre verhängt, durch die dieser Transfers und Vertragsverlängerungen nur mit Zustimmung der English Football League (EFL) durchführen darf. Die Foxes wehren sich noch gegen die Sanktionen.

Tief zur Unzeit: Verspielt Leeds den Premier-League-Aufstieg?

Will denn niemand aufsteigen? In der Championship patzen die Topteams plötzlich in Serie. Leeds United um Trainer Daniel Farke vergab am Samstag die nächste große Chance – weil der Toptorjäger der Liga zuschlug.

Frustriert: Leeds-Trainer Daniel Farke im Heimspiel gegen Blackburn am Samstag.

Frustriert: Leeds-Trainer Daniel Farke im Heimspiel gegen Blackburn am Samstag.

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Jetzt ist auch noch die schöne Heimserie hinüber. Am Samstagnachmittag musste Leeds United die erste Saisonniederlage an der heimischen Elland Road hinnehmen. Das kam gegen den Tabellen-18. Blackburn Rovers zwar einerseits ziemlich überraschend, passte andererseits aber zu der schwierigen Phase, die das Team von Trainer Daniel Farke derzeit durchmacht.

Toptorjäger Szmodics macht es Farkes Schützlingen vor

Zur Unzeit, nämlich in den finalen Wochen der wie immer endlos erscheinenden Championship-Saison mit ihren 46 Spieltagen, scheint Leeds plötzlich nicht mehr gewinnen zu können. In den vergangenen drei Spielen holte der Premier-League-Absteiger nur einen Punkt und traf nur einmal. Beim 0:1 gegen Blackburn hatten Georginio Rutter, Ilia Gruev & Co. zwar 19:3 Torschüsse, 12:1 Ecken und 75 Prozent Ballbesitz, blieben aber glücklos.

“Das ist ziemlich enttäuschend und frustrierend für uns”, räumte Farke bei der BBC ein. “Wenn wir nicht treffen, ist es an mir, Lösungen zu finden. Ich muss mit ihnen daran arbeiten, dass wir uns im nächsten Spiel mehr Chancen herausspielen.” Was es bedeutet, vor dem Tor eiskalt zu sein, bewies einmal mehr Sammie Szmodics. Der 28-jährige irische Nationalspieler traf in der 82. Minute zum Sieg für die Rovers und baute seine Führung an der Spitze der Torjägerliste mit seinem 24. Saisontor (ganz ohne Elfmeter) aus. “Er hat die Qualität gezeigt, die wir heute nicht hatten”, haderte Farke.

Auch Leicester und Ipswich patzen schon wieder – Was geht noch für Southampton?

Durch den abermaligen Rückschlag vergab Leeds (87 Punkte) wie schon unter der Woche die große Chance, an die Spitze der Championship zu klettern. Denn auch die Konkurrenz patzt gerade reihenweise. Leicester City (88 Punkte), das vor Wochen noch einen riesigen Vorsprung hatte und schon wie ein sicherer Aufsteiger aussah, kassierte am Freitag beim Tabellen-20. Plymouth Argyle die zweite 0:1-Schlappe binnen drei Tagen, ist aber immer noch vorn, weil auch Ipswich Town (88 Punkte) plötzlich schwächelt. Der bärenstarke Aufsteiger fuhr in den letzten drei Auftritten nur zwei Punkte ein und kam gegen Middlesbrough am Samstag nicht über ein 1:1 hinaus.

Nur die ersten beiden Teams steigen direkt auf, den dritten Aufsteiger ermitteln jene auf den Rängen drei bis sechs in den Play-offs. Nutzt der FC Southampton das plötzliche Schneckenrennen noch? Die Saints haben als Vierter zwar zehn Punkte weniger als Leicester und Ipswich, aber zwei Partien weniger absolviert als Ipswich und Leeds – und im Gegensatz zu dem Trio so etwas wie ein Momentum: Am Samstag feierten sie in der neunten Minute der Nachspielzeit einen 3:2-Erfolg gegen Watford und damit den zweiten Dreier am Stück.

Dramatischer Heimsieg im Spitzenspiel: Ipswich stößt Leicester vom Thron

Ipswich Town nährt die Hoffnungen vom Premier-League-Aufstieg: Der Championship-Neuling gewann am Ostermontag ein packendes Spitzenspiel gegen Southampton in dramatischer Manier mit 3:2.

Führung erzielt, Rote Karte herausgeholt, Siegtor vorbereitet: Leif Davis nahm eine entscheidende Rolle für Ipswich ein.

Führung erzielt, Rote Karte herausgeholt, Siegtor vorbereitet: Leif Davis nahm eine entscheidende Rolle für Ipswich ein.

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Nach dem 3:1-Comebacksieg von Leicester City am Nachmittag stand Ipswich im Spitzenspiel am Abend des Ostermontags unter Zugzwang.

Dass der Liga-Neuling, der eine bemerkenswerte Rolle in der Championship einnimmt, damit umgehen kann, bewies er bereits in der Anfangsphase. Für eine druckvolle Vorstellung belohnte Davis die Tractor Boys, der beste Vorbereiter der Liga donnerte den Ball aus spitzem Winkel ins kurze obere Eck (13.).

Southampton allerdings antwortete mit dem Selbstverständnis der vergangenen Wochen und schockte die Hausherren mit dem postwendenden Ausgleich nachhaltig: Aribo verlängerte auf Adams, der eiskalt rechts unten einschoss – ausgerechnet Davis hatte das Abseits aufgehoben (14.).

In der Folge nutzten die Saints den Rückenwind und drehten die Spieß bereits nach 23 Minuten komplett um: Der tolle flache Diagonalball von Stuart Armstrong erreichte Adam Armstrong, der mit dem ersten Kontakt zum 2:1 ins linke untere Eck vollstreckte. Beinahe hätte Southampton sogar ein 3:1 mit in die Kabine genommen, doch bei Frasers Schuss aufs rechte untere Eck fehlten ein paar Zentimeter (43.).

Ipswich verliert auch noch Torjäger Moore

Ein verunsichert wirkendes Ipswich hatte dazu Torjäger Moore verloren, den eine Rückenverletzung schon nach 36 Minuten ausbremste. Nach dem Seitenwechsel war Southampton zunächst die bessere Mannschaft, doch erst scheiterte Bednarek per Kopf an Hladky, dann Fraser im Eins-gegen-eins am Tschechen (54., 58.).

Es musste etwas verändert werden – und der Dreierwechsel von Coach Kieran McKenna verfehlte seine Wirkung nicht: Zwei Minuten nachdem Joker Al-Hamadi den linken Pfosten getroffen hatte, war es ein Ein-Kontakt-Spiel, das Broadhead zum umjubelten 2:2 nutzte (68.).

Davis in seiner gefährlichsten Rolle

Das letzte Wort an der nun wieder brodelnden Portman Road unter den Augen von Edelfan Ed Sheeran war noch nicht gesprochen. Zum Auftakt einer dramatischen Schlussphase sah Southamptons Bree Rot, weil er Davis vor dem Strafraum nicht anders stoppen konnte (85.).

Eben jener Davis war es auch, der in der siebten Minute der Nachspielzeit seine 19. Vorlage in dieser Saison sammelte: Sarmiento, erst in der 89. Minute eingewechselt, nahm den Ball schlampig an und setzte ihn dann doch ins rechte untere Eck zum 3:2-Endstand. Bereits Ende Januar gegen Leicester war der 21-Jährige der späte Held gewesen.

Nach dem 26. Sieg im 40. Championship-Spiel grüßt Ipswich wieder von der Tabellenspitze, kann auch am Montag nicht mehr von Leeds United (vier Zähler weniger) eingefangen werden. Als nächster Gegner wartet auf die Tractor Boys nun am Samstag (13.30 Uhr) Norwich City um Trainer David Wagner.