Irvine geht als Serientäter voran

Der Jubel war ekstatisch am Hamburger Millerntor, die Bedeutung des Sieges immens. Der FC St. Pauli hat mit dem 1:0 gegen Hansa Rostock den nächsten Schritt Richtung Bundesliga gemacht – und der Kapitän ist wieder einmal eindrucksvoll vorneweg gegangen.

Torschütze und Leistungsträger: Kapitän Jackson Irvine.

Torschütze und Leistungsträger: Kapitän Jackson Irvine.

IMAGO/Ostseephoto

Nach einem Eckball von Marcel Hartel war Jackson Irvine per Kopf zur Stelle und hat damit gleich zwei Serien fortgesetzt. Im vierten Spiel in Folge war der Kiez-Klub nach einer Eckball-Variante erfolgreich. Hinzu kommt: Seit drei Jahren ist der Australier in Hamburg, hat drei Mal mit St. Pauli daheim gegen Hansa Rostock gespielt, jedes Mal gewonnen – und vor allem auch jedes Mal getroffen.

“Es ist unglaublich, ich treffe zum dritten Mal in Folge in einem Heimspiel gegen Rostock. Das fühlt sich unfassbar gut an.” Und es ist für St. Pauli unfassbar wichtig. Weil sich der Aufstiegsfavorit im ersten Durchgang schwer tat gegen das hohe Pressen der Rostocker und wenige Lösungen fand. Irvine fand sich an den Auftritt in der Vorwoche in Hannover erinnert. “Die Spielverläufe ähnelten sich, es war anfangs schwierig, und wir konnten uns bei Niko bedanken.”

Als Kapitän muss man vorangehen

Jackson Irvine

Keeper Nikola Vasilj hatte wie schon beim 2:1-Sieg bei 96 auch am Freitagabend wieder zwei Glanzmomente, rettete jeweils herausragend gegen Juan-José Perea. “In der zweiten Hälfte”, konstatiert Irvine, “haben wir es dann sehr gut gespielt.” Dass sein Treffer den entscheidenden Schuss Sicherheit gab, hat er sehr wohl registriert, empfindet es aber als seine Pflicht. “Als Kapitän”, sagt der 31-Jährige, “muss man vorangehen. Ich versuche, damit schon im Training anzufangen.”

Sein Trainer sieht das genauso und streicht Irvines Anführer-Tugenden ausdrücklich heraus: “Ich bin froh, dass ich Jacko habe. Nicht nur, aber natürlich gerade auch jetzt in dieser Phase.” Auch Fabian Hürzeler hat natürlich bemerkt, wie schwer St. Pauli der so wichtige Dreier gefallen ist. “In der ersten Hälfte hatten wir Probleme, waren nicht so klar in unseren Abläufen.” Dann aber traf Irvine kurz nach der Pause und legte die Basis für einen fortan zwar nicht glanzvollen, aber souveränen Auftritt.

“Dieser Sieg”, weiß Hauke Wahl, “hat eine immense Bedeutung.” Und die nächste Partie von immenser Bedeutung steht schon vor der Tür: das Derby beim HSV am kommenden Freitagabend im Volkspark. “Wir Spieler wissen, was den Fans dieses Spiel bedeutet”, versichert Irvine. Der Kapitän ist wild entschlossen, wieder vorneweg zu gehen.

Sebastian Wolff

Irvine bringt St. Pauli der Bundesliga näher

Nach einer klaren Leistungssteigerung im zweiten Durchgang fuhr der FC St. Pauli dank Kapitän Jackson Irvine einen Sieg gegen Hansa Rostock ein, dank dem die Kiez-Kicker Relegationsplatz drei sicher haben.

Goldener Treffer; Jackson Irvine und Co. bejubeln das Tor zum 1:0.

Goldener Treffer; Jackson Irvine und Co. bejubeln das Tor zum 1:0.

IMAGO/Noah Wedel

Dass es für beide Teams vier Spieltage vor Schluss um viel ging, machte zunächst der abstiegsbedrohte FC Hansa Rostock klar. Die Kogge lief den FC St. Pauli vom Start weg aggressiv an, erzwang Ballverluste und verhinderte dadurch einen geordneten Spielaufbau des Tabellen-Zweiten.

Runderneuerte Rostocker legen gut los

Hansa-Trainer Mersad Selimbegovic hatte zuletzt zwei Niederlagen in Serie gesehen, bei denen seinem Team kein eigenes Tor gelungen war. Nach dem 0:2 gegen Magdeburg griff er deshalb zu einem Sechsfach-Wechsel und warf David, Rossipal, Fröling, Bachmann, Vasiliadis und Perea für Roßbach (Gelbsperre), Stafylidis, Neidhart, Rhein, Pröger und Junior Brumado ins kalte Wasser.

2. Bundesliga, 31. Spieltag

Zunächst kein Kapital schlagen konnten die Gäste aus ihrer guten Vorstellung gegen die Kiez-Kicker, bei denen Trainer Fabian Hürzeler nach dem 2:1-Auswärtserfolg in Hannover auf Wechsel verzichtet hatte. Nach einer Ecke hatte Vasiliadis die beste Chance (7.), aus dem Spiel gelang wenig.

Vasilj pariert zweimal stark – David bügelt Fehler aus

Dann aber wäre Selimbegovics Plan, mit zwei antrittsstarken Stürmern aufzulaufen, beinahe aufgegangen, St. Paulis Torwart Vasilj parierte allerdings zweimal stark gegen den durchgebrochenen Perea (19., 33.).

St. Pauli brachte derweil immer wieder nur im Ansatz seine Klasse auf den Platz, einzig Hartel wusste mit dem Ball zu überzeugen. Die beste Chance ergab sich aus einem Befreiungsschlag, bei dem FCH-Verteidiger David zunächst schlecht stand, im Laufduell mit Eggestein seinen Fehler aber ausbügelte (41.).

Kemlein vergibt doppelt – Irvine köpft ein

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Ein enttäuschender Auftritt in den ersten 45 Minuten, den die Gastgeber eilig auszubügeln versuchten. Einen Flugkopfball setzte Kemlein knapp daneben (47.), dann scheiterte er aus kurzer Distanz an Kolke (52.). St. Pauli war nun aber deutlich besser drin – und belohnte sich nach Kemleins zweitem Abschluss bei der anschließenden Ecke. Irvine schraubte sich in Hartels Hereingabe und köpfte ein (53.).

Weil die Rostocker im Nachgang ein Aufbäumen vermissen ließen, konnte der FC St. Pauli die Führung problemlos verwalten. Klare Torchancen erspielten sich die Kiez-Kicker nicht, doch auch aus Hansa-Sicht kam keine Gefahr mehr auf. Ein Spiel, das in der Schlussphase von Fouls und Unterbrechungen geprägt war, sollte somit durch Irvines Treffer entschieden werden.

Der FCSP darf deshalb einen weiteren Schritt in Richtung Bundesliga bejubeln und reist mit Rückendwind am kommenden Freitag zum Stadtderby beim Hamburger SV (18.30 Uhr), der den Stadtrivalen nicht mehr einholen kann – Platz drei ist für den FC St. Pauli inzwischen sicher. Hansa Rostock hingegen bleibt zum dritten mal in Folge punkt- und torlos und empfängt einen Tag später den formstarken Karlsruher SC (13 Uhr).

In nur zwei Minuten: Elversberg dreht Partie und stürzt St. Pauli von Rang 1

St. Pauli hat nach dem 1:2 in Karlsruhe erneut verloren und gibt somit die Tabellenführung an Kiel ab. Die Kiez-Kicker gaben gegen Elversberg zwei Führungen aus der Hand und verlieren erstmals in dieser Saison zu Hause.

Die Elversberger Spieler hatten beim FC St. Pauli immer wieder Grund zum jubeln.

Die Elversberger Spieler hatten beim FC St. Pauli immer wieder Grund zum jubeln.

IMAGO/Fussball-News Saarland

St. Paulis Coach Fabian Hürzeler wechselte im Vergleich zum 1:2 in Karlsruhe dreimal: Für Wahl, der in Karlsruhe Gelb-Rot gesehen hatte, Ritzka und Kemlein (beide Bank) begannen Smith, Treu und Metcalfe.

Elversbergs Trainer Horst Steffen nahm nach dem 0:0 gegen Magdeburg eine personelle Änderung vor: Für Stock (nicht im Kader) startete Dürholtz.

St. Pauli begann wie erwartet dominant, blieb jedoch immer wieder an der sicheren Elversberger Abwehr hängen. Zudem musste Treu früh verletzt ausgewechselt werden, Ritzka spielte stattdessen (9.). Auf der Gegenseite setzte die SVE Nadelstiche: Bei der ersten guten Chance scheiterte Schnellbacher an Vasiljs Parade und Rochelt im Nachschuss (11.)

Vasilj verhindert SVE-Führung – Eggestein sticht zu

Ab diesem Zeitpunkt dominierten die Kiez-Kicker statistisch, klar gefährlicher agierten die mutigen Gäste. Wanner scheiterte bei einer Doppel-Chance an Vasilj (20.) und der Torhüter parierte auch stark gegen Feil, der zuvor im Strafraum die Kugel von Dzwigala erobert hatte (25.).

2. Bundesliga – 29. Spieltag

Wie so oft im Fußball rächte sich die schwache Chancenverwertung schließlich – Eggestein brachte die lange harmlosen Hausherren nach einer Eckballvariante in Führung (39.). Der Stürmer hatte die beste Gelegenheit St. Paulis zuvor noch leichtfertig liegengelassen (35.).

Tolle Kombination führt zum 1:1

Nach der Pause schien St. Pauli alles im Griff zu haben, kassierte aber dann den Ausgleich. Infolge eines Ballverlustes von Irvine kombinierte sich die SVE schnell nach vorne und Neubauer schloss gekonnt ab – 1:1 (52.). Die Kiez-Kicker vergaben derweil leichtfertig Gelegenheiten, Metcalfe schlug ein Luftloch (50.), Saad scheiterte im Nachschuss an einen parierten Dzwigala-Kopfball an sich selbst (59.).

Das Hürzeler-Team entfachte weitgehend zu wenig Gefahr. Und obwohl St. Pauli nach einer Willensleistung durch Hartel erneut in Führung gegangen war (69.), gewannen die Hamburger nicht an Sicherheit. Stattdessen kassierten sie im direkten Gegenzug bei einem Konter durch den kurz zuvor eingewechselten Boyamba das 2:2 (70.).

Wanner und Vandermersch nach Kontern erfolgreich

Die Kiez-Kicker lernten nicht aus ihren Fehlern, stattdessen gaben sie das Spiel in der Schlussphase aus der Hand: Binnen zwei Minuten konterte die SVE über Joker Martinovic jeweils erfolgreich, Wanner (81.) und Vandermersch (83.) schlugen nach sehenswerten Kombinationen doppelt zu. St. Pauli blieb am Drücker, doch einfallslos und Irvines 3:4 kam zu spät (90.+3).

Erstmals in dieser Saison verlor das Hürzeler-Team somit am Millerntor, der Vorsprung auf Rang 3 und Düsseldorf beträgt nur noch fünf Punkte. Elversberg macht derweil einen wichtigen Schritt in Richtung Klassenerhalt, acht Zähler beträgt der Vorsprung auf den 16. Rostock.

St. Pauli gastiert am Sonntag (13.30 Uhr) in Hannover. Elversberg empfängt am Freitagabend um 18.30 Uhr Schalke 04.