Dieses Rattern im Kopf: Wo Bochum extrem anfällig ist

Kein anderer Bundesligist lässt sich in den Schlussminuten so oft überraschen wie der VfL Bochum. In einer wichtigen Kategorie ist das Team von der Castroper Straße allerdings auch Liga-Spitze.

Kassiert häufig späte Gegentore: Bochums Keeper Manuel Riemann.

Kassiert häufig späte Gegentore: Bochums Keeper Manuel Riemann.

IMAGO/DeFodi

Die Rechnung ist müßig, aber es liegt auf der Hand: Ohne diese gravierenden Schwächen in den Schlussminuten und in der Nachspielzeit könnte der VfL Bochum den Endspurt um den Klassenerhalt ziemlich gelassen angehen.

Sieben Gegentore kassierte der VfL schon in den Zusatz-Minuten, verspielte dadurch neun Punkte. Übrigens ganz im Gegensatz zu Meister Bayer Leverkusen: Der Branchenprimus holte durch späte Tore schon etliche Punkte, traf sieben Mal in der Nachspielzeit und sicherte sich dadurch neun Zähler.

Bochums Restprogramm

Auch das ist eben der Unterschied zwischen einem Topteam und einer Mannschaft, die nach wie vor mit allen Mitteln um den Klassenerhalt kämpfen muss. Und: Ein eigener Treffer gelang dem VfL Bochum in der Nachspielzeit bisher noch nicht, da ist er das einzige Team der Liga.

Diese Schwäche also in den finalen Momenten einer Partie: Ist das eine Abschaltautomatik in den letzten Minuten? Fehlen Kraft oder Konzentration? Zumindest um die Kondition scheint es gut bestellt zu sein beim VfL Bochum, wie der Wert des vergangenen Wochenendes zeigt. Denn am letzten Spieltag lief der VfL die längste Strecke aller Bundesliga-Teams: 120,25 Kilometer. Zweiter in dieser Wertung war übrigens der nächste Gegner Union Berlin, der beim 0:0 in Mönchengladbach auf 119,71 Kilometer kam.

Schafft Bochum den Klassenerhalt? Jetzt die restliche Saison mit dem Tabellenrechner durchspielen.

Die verheerende Bilanz ohne Kapitän Losilla

Aber wie erklärt sich nun die Bochumer Schwäche in den Schlussminuten? “Da rattert es natürlich im Kopf”, gestand Felix Passlack, als der VfL nach lange total überlegen geführter Partie spätestens mit dem Anschlusstreffer der Hoffenheimer zum 2:3 gehörig ins Schwimmen geriet. Mit Geschick und etwas Glück überstand der VfL dann auch die späte Drangphase. Diesmal gab es eben keinen späten Rückschlag in den Schlussminuten und damit mächtig Rückenwind für das Team von der Castroper Straße für die letzten drei Spieltage.

Bedenklich allerdings aus Bochumer Sicht: Am Sonntag an der Alten Försterei wird Anthony Losilla nicht am Ball sein. Der Capitano fehlt dem VfL aufgrund seiner zehnten Gelben Karte. Seit dem Aufstieg des VfL im Sommer 2021 verpasste der Kapitän nur sechs Partien. In diesen holte Bochum keinen einzigen Sieg, es gab drei Remis und drei Niederlagen.

Oliver Bitter

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Losillas Gelb-Rekord: Stoppschild kommt eine Woche zu früh

Beim brisanten Auftritt des VfL Bochum am kommenden Sonntag an der Alten Försterei fehlt ausgerechnet Routinier Anthony Losilla. Der Franzose nahm sich mit einer überflüssigen Aktion selbst aus dem Spiel.

Fehlt ausgerechnet im Kellerduell gegen Union: Bochums Anthony Losilla (li.).

Fehlt ausgerechnet im Kellerduell gegen Union: Bochums Anthony Losilla (li.).

IMAGO/pepphoto

Auch mit 38 geht Losilla in der Regel voran beim VfL Bochum, spult stets mit die meisten Meter ab, ist der Anker im zentralen Mittelfeld. Wenn der VfL aber am Sonntag zum wegweisenden Kellerduell gegen Union antritt, ist der Routinier nicht dabei.

Zehnte Verwarnung nach einem Foul an Kabak

Am Freitag stellte sich Losilla selbst ein Bein und ging zu ungestüm in einen Zweikampf an der Außenlinie gegen den Ex-Schalker Ozan Kabak, den er rustikal abräumte. Völlig verdient also wurde der Bochumer Kapitän zum zehnten Mal in der laufenden Saison verwarnt und muss beim nächsten Spiel gegen den punktgleichen Tabellen-Nachbarn aus Köpenick pausieren.

Ziemlich überflüssig, in diesem Zweikampf so rüde einzusteigen; im Kellerduell bei den Eisernen würde der erfahrene Dauerläufer natürlich dringend gebraucht. Womöglich dringender als eine Woche später im Heimspiel gegen den neuen Meister Bayer Leverkusen, von daher kommt seine Sperre natürlich zur Unzeit.

Passt das Timing nicht mehr?

Für Losilla ist es übrigens ein Rekord an Gelben Karten: Im ersten Jahr in der Bundesliga wurde der Capitano fünf Mal verwandt, in der Vorsaison sechs Mal. Nun also gab es schon zehn Gelbe Karten – weil Losilla mit zunehmendem Alter in den Zweikämpfen häufiger zu spät kommt und das Timing nicht mehr so passt wie früher?

Tatsache ist, dass der Oldie immer noch gesetzt und eine ganz wichtige Figur im Team ist. Die Reise nach Berlin wird er am Wochenende gewiss dennoch mitmachen, denn auch neben dem Platz ist und bleibt Losilla natürlich eine wichtige Führungsfigur im Bochumer Kader mit seiner Erfahrung und Ruhe.

Rein sportlich dürfte Heiko Butscher die Entscheidung ziemlich leicht fallen, wen er anstelle des Kapitäns für das zentrale Mittelfeld nominiert. Denn Patrick Osterhage, der beim 3:2 gegen Hoffenheim wegen Gelb-Sperre fehlte, kehrt natürlich in die Mannschaft zurück und wird Losillas Platz übernehmen.

Oliver Bitter

Butschers Weckruf für zwei “Kanten”

80 Minuten lang zündete Bochum ein wahres Offensiv-Feuerwerk beim 3:2 gegen Hoffenheim. Zum wichtigen Sieg im Abstiegskampf trug auch ein Sturm-Duo eine Menge bei.

Zwei

Zwei “Kanten” im Mittelpunkt: Philipp Hofmann (li.) und Moritz Broschinski (2. v. li.).

IMAGO/Sven Simon

Schon in den ersten Minuten machte der VfL an der Castroper Straße deutlich, wer Herr im Hause ist. Schon in der Anfangsphase hätten die Gastgeber deutlich führen müssen, so druckvoll begann die Mannschaft von Heiko Butscher.

Bundesliga, 31. Spieltag

Vor allem Philipp Hofmann trug viel zum Angriffs-Spektakel bei, der Mittelstürmer, der nach monatelanger Durststrecke wieder zu alter Form gefunden hat. Ziemlich durchtrainiert kommt der Ex-Karlsruher mittlerweile daher, viel beweglicher und unternehmungslustig. Hofmann hatte Pech, als er nach einer schnellen Drehung mit links sofort abzog, Oliver Baumann den Ball aber noch an die Latte lenken konnte.

Ein Tor also erzielte Hofmann gegen Hoffenheim nicht, war aber sehr intensiv ins Spiel eingebunden, behauptete sich immer wieder im Luft-Zweikampf, legte Bälle ab, schuftete und ackerte wie in besten Zeiten.

Broschinski glänzt mit flexiblem Spiel

Wieder mal setzte Butscher auf zwei “Kanten” ganz vorne: Hofmann, 1, 95 Meter groß, Moritz Broschinski, 1,90 Meter. Beide nicht unbedingt als Stoßstümer im Einsatz, weil man die Rolle von Moritz Broschinski etwas anders interpretieren muss. Der frühere Dortmunder spielte grundsätzlich nicht in vorderster Reihe, rückte auch mal raus auf den rechten Flügel, attackierte aber ebenso wie Hofmann das Hoffenheimer Aufbauspiel, machte die Meter und war in seiner Rolle ebenfalls äußerst wichtig für den Erfolg der Gastgeber.

Überdies war Broschinski an zwei Treffern des VfL beteiligt. Zunächst fand er in der Nachspielzeit der ersten Hälfte mit seiner Flanke den aufgerückten Felix Passlack, der zum 2:0 traf. In der zweiten Halbzeit schoss Broschinski dann aus spitzem Winkel, Baumann parierte, aber Kevin Stöger staubte ab zum 3:0.

Butscher erntet nur die Früchte

“Das war Fußball mit allem, was den VfL ausmacht”, jubelte Butscher hinterher. “Wir wollten mit Lockerheit rangehen, aber natürlich auch mit genügend Schärfe und Wucht. Insgesamt war es ein verdammt gutes Heimspiel”, lobte der Ex-Profi nach seinem ersten Dreier.

Butschers Weckruf also für zwei Stürmer, mit dieser Marschroute fuhr der Bochumer Coach glänzend. Broschinski und Hofmann gemeinsam in vorderer Reihe, das ist allerdings noch eine Idee aus Zeiten von Thomas Letsch, der zum Beispiel beim 1:2 in Köln auf diese Formation setzte, letztlich aber mit den Gegentoren in den letzten Minuten eine Bruchlandung in der Domstadt erlebte und anschließend gehen musste.

Unter Letsch aber fand zum Beispiel Hofmann in die Spur, und auch Broschinski hatte der Ex-Trainer immer wieder gefördert. Butscher erntet nun die Früchte dieser Arbeit, auch er setzt auf die beiden athletischen Angreifer und wird dies womöglich auch am kommenden Sonntag  (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) an der Alten Försterei tun.

Denkpause für Danilo Soares

Dann wird Kapitän Anthony Losilla wegen der zehnten Gelben Karte fehlen, aber der gegen Hoffenheim gelb-gesperrte Patrick Osterhage wird wieder ins Mittelfeld rücken.

Beim Kellerduell am kommenden Sonntag wird Danilo Soares vermutlich keine Rolle spielen, denn der Brasilianer ist seit Wochen und Monaten beim VfL völlig außen vor. Gegen Hoffenheim zählte er nicht mal zum Kader, weil er sich, wie Sportdirektor Marc Lettau erklärte, nicht wie gewünscht und erforderlich in den Dienst der Mannschaft und der gemeinsamen Sache gestellt hatte.

Lettau und Butscher verordneten dem Spieler also eine Denkpause; am Montag soll darüber entschieden werden, wie es mit Soares in Bochum weitergeht. Sein Vertrag läuft ohnehin aus, am Ende der Saison werden sich die Wege trennen.

Oliver Bitter

Ende der Talfahrt: Butschers Premiere mit Feuerwerk und Zitter-Finale

Fast 80 Minuten lang war der VfL Bochum komplett überlegen gegen die TSG Hoffenheim. Am Ende musste VfL-Trainer Heiko Butscher aber noch mächtig um seinen ersten Sieg bangen.

Große Erleichterung nach Abpfiff: Heiko Butscher feiert seinen ersten Sieg als Bochum-Coach.

Große Erleichterung nach Abpfiff: Heiko Butscher feiert seinen ersten Sieg als Bochum-Coach.

IMAGO/pepphoto

Es wäre fast ein Ende nach Art des Hauses geworden. Nicht nur ein Spiel hat der VfL in dieser Saison in den Schlussminuten schon in den Sand gesetzt, gab bereits mehrmals eine verheißungsvolle Führung in den letzten Minuten noch aus der Hand. Diesmal ging es gerade noch gut für den VfL.

Als “wichtigstes Spiel der Saison” hatte Trainer Heiko Butscher die Partie gegen die TSG Hoffenheim ausgerufen, entsprechend engagiert gingen seine Spieler zu Werke und drückten Hoffenheim quasi an die Wand. Am Ende aber zitterte sich der VfL zum ersten Erfolg nach acht sieglosen Spielen und setzte ein starkes Zeichen im Abstiegskampf.

Die Gastgeber legten an der Castroper Straße los wie die Feuerwehr, hatten in den ersten sechs Minuten schon drei Top-Chancen und starteten ein wahres Angriffsfeuerwerk. Über 30 Torschüsse der Gastgeber verzeichneten die Statistiker, rund ein Dutzend Torchancen erspielte sich der VfL, führte bis in die Schlussphase scheinbar ungefährdet mit 3:0.

Der erste Hoffenheimer Gegentreffer sorgte schon für böse Erinnerungen, spätestens nach dem 2:3 aber zitterten die Bochumer, wackelten und kämpften sich diesmal mit letzter Luft noch ins Ziel, um tatsächlich den eminent wichtigen Dreier einzufahren.

Drei Tore waren dem VfL im Jahr 2024 zum bisher einzigen Mal am 18. Februar beim 3:2 gegen den FC Bayern gelungen. Auch diesmal gab es drei erfolgreiche Torschüsse, am Ende stand wieder ein 3:2, und mit diesem Erfolg haben die Bochumer zumindest den freien Fall gestoppt und wieder ein wenig Selbstvertrauen getankt nach langen und erfolglosen Wochen.

Chance auf den direkten Klassenerhalt

Sehr engagiert packte die Mannschaft ihre Chance beim Schopf, zeigte die erwünschte und von Butscher geforderte Leidenschaft und schien lange ungefährdet. Wie wackelig das Gesamtgebilde aber ist, zeigten dann die Schlussminuten, die einmal mehr nichts für schwache Nerven waren. Doch mit Geschick und ein bisschen Glück überstand der VfL auch die hitzige Schlussphase und die fünf Minuten Nachspielzeit.

Ein starkes Zeichen der Gastgeber, denn mit dem ersten Sieg für Trainer Butscher, der vor zweieinhalb Wochen von Thomas Letsch übernommen hatte, setzt der VfL zu Beginn des 31. Spieltags die Kontrahenten im Keller unter Druck. Mainz 05 und Union Berlin überholt, bis auf einen Punkt herangerückt an den VfL Wolfsburg und Borussia Mönchengladbach: Plötzlich besitzt der VfL wieder die Perspektive, vielleicht doch den direkten Klassenerhalt zu schaffen, wie in den beiden vergangenen Jahren auch.

“Was für ein geiles Spiel”

“Was für ein geiles Spiel, das ist unbeschreiblich”, so Spielmacher Kevin Stöger, der mit einem grandiosen Freistoß aus 20 Metern für die Bochumer Führung gesorgt und später noch das dritte Tor erzielt hatte. Seit Wochen wird der Österreicher mit Union Berlin in Verbindung gebracht, “da wird viel geschrieben”, so Stöger, “aber ich verspreche: So lange ich hier bin, gebe ich alles und bin nur hier beim VfL.”

Gegen Hoffenheim seien “Team und Umfeld als Einheit aufgetreten, alle haben gemeinsam für den Sieg gefightet. So tut dieser Sieg unheimlich gut”, urteilt Stöger. Und nun? Am Sonntag in acht Tagen tritt der VfL zum Kellerduell bei den Eisernen an, dann fehlt allerdings Kapitän Anthony Losilla, der gegen Hoffenheim die zehnte Gelbe Karte sah. Dafür wird aber der gegen Hoffenheim gesperrte Patrick Osterhage wieder dabei sein.

Oliver Bitter

“Jetzt sind wir die Jäger”: Bochum will wieder eine Euphorie entfachen

Der VfL Bochum befindet sich nach nur zwei Punkten aus den letzten acht Spielen tief im Abstiegskampf. Gegen Hoffenheim will der Revierklub am Freitagabend jedoch vorlegen, um ein Zeichen an die Konkurrenz zu setzen.

Takuma Asano (li.) kann am Freitagabend mitwirken.

Takuma Asano (li.) kann am Freitagabend mitwirken.

IMAGO/Team 2

Zum Auftakt des 31. Spieltags in der Bundesliga treffen am Freitagabend (20.30 Uhr, LIVE! bei kicker) in Bochum unterschiedliche Welten aufeinander. Der VfL, der seit Mitte Februar nicht mehr gewonnen hat, will seine Sieglosserie beenden und dringend benötigte Punkte im Kampf um den Klassenerhalt einfahren. Die TSG hingegen schielt noch nach Europa: Nur ein Punkt fehlt Hoffenheim auf Platz sieben, der in dieser Saison wohl für die Teilnahme an der Conference League reichen wird.

Bochum kann auf seinen torgefährlichsten Angreifer setzen, Sechs-Tore-Mann Takuma Asano ist rechtzeitig fit geworden und steht somit im Kader gegen Hoffenheim. Anders Verteidiger Tim Oermann, der erkrankt ist und fehlen wird. Ebenso nicht mitwirken kann Patrick Osterhage, der eine Gelbsperre absitzen muss.

Aussprache nach Wolfsburg

Nach der Niederlage in Wolfsburg folgten in Bochum unter der Woche einige Gespräche, die Sportchef Patrick Fabian als “sehr gut” betitelte. “Es ist einiges zur Sprache gekommen, es muss auch mal Reibung geben”, so der 36-Jährige am Donnerstag auf der Pressekonferenz. Auch Interimstrainer Heiko Butscher lobte die Aussprache: “Es ist wichtig, dass gewisse Themen auch mal ehrlich angesprochen werden. Da muss alles auf den Tisch.”

Die Reaktion auf dem Trainingsplatz hatte Butscher ebenfalls gefallen: “Die Einheiten in dieser Woche waren so, wie ich sie mir als Trainer vorstelle.” Gegen Hoffenheim erhofft sich der 43-Jährige nun, dass seine Mannschaft vor eigenem Publikum “eine Euphorie entfacht, die wir für unser Spiel nutzen wollen”. Eines ist Butscher klar: “Wir müssen das Spiel gewinnen – und so gehen wir es auch an.”

“Mainz hat es uns vorgemacht, wie es geht”

In die Schlussphase der Saison geht Bochum als Tabellen-16. nun in der Verfolgerrolle. “Jetzt sind wir die Jäger. Mainz hat es uns vorgemacht, wie es geht”, lobte Fabian die punktgleiche Konkurrenz, die dringend wieder überholt werden soll. “Wir legen morgen vor an diesem Spieltag und können ein ganz wichtiges Zeichen setzen, auch an die Konkurrenz.”

Der FSV wird ebenso gespannt ins Ruhrstadion blicken wie Union Berlin, denn auch die Köpenicker könnte Bochum mit einem Sieg vorübergehend einholen. Beide spielen jedoch erst am Sonntag – die Eisernen in Gladbach und Mainz zu Hause gegen Köln.

Wie viel baut Butscher gegen Hoffenheim um?

Die Startformation des VfL Bochum wird gegen die TSG Hoffenheim ein anderes Gesicht erhalten. Was nicht nur an gesperrten oder angeschlagenen Spielern liegen muss.

Bochums Trainer Heiko Butscher muss umbauen.

Bochums Trainer Heiko Butscher muss umbauen.

IMAGO/Christian Schroedter

Im Grunde hat sich nichts verändert an der Bochumer Startelf, seit Heiko Butscher vor zwei Spieltagen die Mannschaft von Thomas Letsch übernommen hat. Nach dem 1:2 in Köln, das Letsch den Job kostete, kam gegen Heidenheim (1:1) Takuma Asano für Moritz Broschinski in die Anfangsformation. In Wolfsburg (0:1) am Samstag vertraute Butscher dann der Elf aus dem Heidenheim-Spiel. Ganz wenig Bewegung beim Personal – so etwas ist grundsätzlich überraschend nach einem Trainerwechsel, der bekanntermaßen für frische Impulse sorgen soll. Doch gegen die TSG Hoffenheim am Freitagabend könnte Butscher einige Umbaumaßnahmen ergreifen.

Asano bereitet große Sorgen

Zunächst mal zwangsläufig, weil mit Patrick Osterhage ein Stammspieler nach der fünften Verwarnung ein Spiel zuschauen muss; gelb-gesperrt fehlt außerdem Christopher Antwi-Adjei, der in Wolfsburg eingewechselt wurde. Und dann bereitet auch noch Takuma Asano große Sorgen.

Der Japaner musste in Wolfsburg zur Pause aufgrund von muskulären Problemen raus. Montag und Dienstag war für den Offensivspieler, der mit sechs Treffern die interne Torschützenliste bei den Bochumer anführt, noch kein Training möglich. Es wird für Asano ein Wettlauf gegen die Zeit – und die ist aufgrund des Spieltermins am Freitagabend etwas knapper als sonst.

Für Osterhage könnte Matus Bero in die Mittelfeldzentrale rücken, womit ein Platz auf der Seite frei wäre, vielleicht für Maximilian Wittek, der in Wolfsburg für Bero eingewechselt wurde. Aber auch im Abwehrbereich wird sich Butscher Gedanken machen, wen er gegen die Hoffenheimer auf den Platz schicken soll.

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Zwei Positionen kommen für einen Personalwechsel infrage. Tim Oermann könnte rechts in der Viererkette Felix Passlack ablösen. Und in der Innenverteidigung macht Ivan Ordets Druck auf Erhan Masovic. Ordets bekam von Butscher zuletzt bescheinigt, dass Einstellung und Trainingsleistung stimmen würden. In den vergangenen Begegnungen hatte Masovic im Kopf-an-Kopf-Duell die Nase vorne. Das könnte sich im Spiel gegen Hoffenheim, wenn die Bochumer ihre Negativserie von acht Partien ohne Sieg (davon sechs Niederlagen) beenden wollen, ändern.

Jan Lustig

Butscher sucht den Osterhage-Vertreter

Ohne den wichtigen Patrick Osterhage muss Heiko Butscher im Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim auskommen. Wie kann der Trainer des VfL Bochum auf diesen Ausfall reagieren?

Bochums Patrick Osterhage fehlt gegen Hoffenheim gesperrt.

Bochums Patrick Osterhage fehlt gegen Hoffenheim gesperrt.

IMAGO/Steinbrenner

Irgendwann musste es ja so weit sein. Dass Patrick Osterhage die Endphase der Saison, wenn mehr denn je Einsatz und Leidenschaft im Abstiegskampf gefragt ist, ohne weitere Verwarnung auskommen würde, war nicht zu erwarten. Nun sah der Mittelfeldspieler eben in Wolfsburg bei der 0:1-Niederlage seine fünfte Verwarnung und fällt am Freitagabend im Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim aus.

Ein Handicap für die Bochumer und den neuen VfL-Trainer Heiko Butscher. Osterhage, der zur nächsten Saison zum SC Freiburg wechselt, war zwar vor seiner Verletzung deutlich besser in Form als zuletzt, doch generell ist der 24-Jährige für die Stabilität in der Zentrale immer ein wichtiger Faktor.

Ein Anwärter für den frei gewordenen Osterhage-Platz im Mittelfeld heißt Matus Bero. Für den Slowaken wäre es eine Versetzung vom Flügel in die Mitte. Dort könnte Bero seine Lauf- und Zweikampstärke einbringen, er ist auch jemand, der zwischen den Strafräumen pendelt und selbst den Abschluss sucht. Oder erinnert sich Butscher vielleicht doch eher an die Bochumer Startelf beim 3:2-Coup gegen den FC Bayern?

Masovic wie gegen Bayern im Mittelfeld?

Damals, am 18. Februar, mussten die Bochumer Osterhage ebenfalls ersetzen, weil sich der 24-Jährige in den Tagen vor dem Spiel eine Muskelverletzung zugezogen hatte. Der damalige Trainer Thomas Letsch baute Erhan Masovic erfolgreich vor der Viererkette ein – auch Masovic könnte gegen Hoffenheim daher wieder als Mann fürs Mittelfeld gefragt sein. Der furiose Heimsieg gegen die Bayern bedeutet auch den letzten Dreier, den der VfL eingefahren hat. In den folgenden acht Spielen sprangen nur noch zwei Unentschieden heraus, die übrigen sechs Partien gingen verloren.

Nach dem Sturz auf den Relegationsplatz brauchen die Bochumer dringend die Wende und damit einen Sieg gegen Hoffenheim. “Wir müssen wieder anfangen zu punkten”, forderte Osterhage noch in Wolfsburg und schaute hoffnungsvoll auf die Aufgabe gegen die TSG: “Das Heimspiel gegen Hoffenheim kommt vielleicht ganz gelegen, gegen sie haben wir immer ganz gut ausgesehen. Deswegen bin ich optimistisch, dass wir gewinnen können und endlich wieder drei Punkte holen.” In der Hinrunde klappte es allerdings nicht mit einem Sieg. In Sinsheim behielten die Gastgeber mit 3:1 die Oberhand.

Jan Lustig

Bochums klares Ziel in Wolfsburg: “Wollen sie mit reinziehen”

Nach dem 1:1 gegen Heidenheim kommt es für den VfL Bochum im Tabellenkeller zum direkten Duell gegen den VfL Wolfsburg. Heiko Butscher weiß, dass die Ansprüche der Wölfe andere sind – und will die schwierige Phase beim kommenden Gegner ausnutzen.

Voller Fokus auf das Kellerduell in Wolfsburg: Bochum-Coach Heiko Butscher.

Voller Fokus auf das Kellerduell in Wolfsburg: Bochum-Coach Heiko Butscher.

IMAGO/Sven Simon

Bereits zum vierten Mal sprang Heiko Butscher in der vergangenen Woche beim VfL Bochum nach einer Trainerentlassung ein. Im Gegensatz zu den anderen drei Interimsjobs in der Vergangenheit ist diesmal aber nicht schon wieder nach einem Spiel Schluss. Der Ex-Profi bleibt mindestens bis zum Saisonende im Amt und soll die Bochumer zum Klassenerhalt führen. So steht er nach dem 1:1 gegen Heidenheim vor der nächsten Aufgabe: Der VfL gastiert am Samstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) beim direkten Tabellennachbarn aus Wolfsburg.

Die Mannschaft von Ralph Hasenhüttl hat nach 29 Spieltagen auf Rang 14 liegend nur einen Zähler mehr auf dem Konto als der VfL. “Sie sind jetzt aber in einer Situation, die nicht toll ist, gerade für die Ansprüche, die Wolfsburg formuliert hat. Da wollen wir natürlich voll reingehen”, kündigte Butscher an, der allerdings aufgrund der verschiedenen Wolfsburger Ansätze unter Hasenhüttl nicht genau ausmachen konnte, was auf seine Mannschaft zukommt.

Butscher sicher: “Können Wolfsburg wehtun”

Allerdings: “Im letzten Spiel haben wir schon auch einiges erkannt. Sie haben eine wahnsinnige individuelle Qualität, ich glaube, das ist unbestritten. Wir haben uns Lösungsansätze gesucht, wo wir Wolfsburg auch wehtun können.” Dass es möglich ist, zeigten die Bochumer beim 3:1 im Hinspiel – damals standen sich mit Thomas Letsch und Niko Kovac allerdings noch zwei andere Trainer gegenüber.

Der Fokus für Butscher liege aber ohnehin viel mehr auf dem eigenen Spiel. “Sie sind in der Tabelle nicht weit weg von uns. Wir wissen, dass wir im Abstiegskampf sind”, betonte der Coach, der von seinen Spielern eine Überzeugung forderte. “Das müssen wir in jeder einzelnen Phase ausstrahlen und nicht schauen, was passieren könnte. Wir haben ganz klar das Ziel, dahinzufahren und das Spiel für uns zu entscheiden, um dann Wolfsburg mit reinzuziehen.” In diesem Fall würden die Bochumer mindestens vorbei an den Wölfen auf Rang 14 springen und könnten möglicherweise sogar Union Berlin (13.) einkassieren, die am Samstagabend (18.30 Uhr, LIVE! bei kicker) die Bayern empfangen.

Ein Erfolg in der Fremde gelang in dieser Saison bislang allerdings nur einmal (2:1 in Darmstadt). Die Bochumer sind mit mageren sieben Punkten in 14 Spielen die schwächste Auswärtsmannschaft der Liga. “Natürlich, die Statistik lügt nicht, aber das ist Vergangenheit. Das kann ich nicht mehr ändern”, richtete Butscher den Blick nach vorn.

Die Grundlage für das Vorhaben, es in Zukunft besser zu machen, wird auf dem Trainingsplatz geschafft. In der kurzen Woche vor dem Heidenheim-Spiel habe man die Basis legen wollen und sich besonders um die Spielkontrolle und die Restverteidigung gekümmert. “Das waren Kernthemen, weil wir nicht in Rückstand geraten wollen. Du musst das Spiel so lange wie möglich offenhalten.” In der zweiten, etwas längeren Woche unter Butscher kam nun das Thema Effektivität hinzu, “damit wir diese wenigen Momente vor dem Tor, wenn sie dann da sind, auch nutzen können.” Und auch in Sachen Einstellung packt der Coach an: “Ich versuche es jeden Tag mit reinzubringen und den Spielern sowie dem Staff vorzuleben, dass es ein absolutes Privileg ist, ein absoluter Traum ist, was wir tun.”

Ich lasse mich nicht hetzen oder treiben von irgendwelchen Äußerungen und Wünschen.

Heiko Butscher

Welche Auswirkungen die längere Trainingswoche auf die Startelf haben könnte, ließ Butscher jedoch offen. Gegen Heidenheim tauschte er die Letsch-Elf aus Köln (1:2) nur auf einer Position und brachte Takuma Asano für Moritz Broschinski. “Ich kann es total nachvollziehen, dass sich sehr viele darüber Gedanken machen, wieviel wir jetzt verändern, weil es ja nicht gut gelaufen ist. Aber da sage ich auch ganz deutlich: Ich lasse mich nicht hetzen oder treiben von irgendwelchen Äußerungen und Wünschen”, stellte der 43-Jährige klar.

Sicher ist jedenfalls, dass Christopher Antwi-Adjei nach überstandener Krankheit wieder zur Verfügung steht und somit nur die vier Langzeitverletzten Michael Esser (Kniebeschwerden), Moritz-Broni Kwarteng (Innenbandanriss), Niclas Thiede (Fingerbruch) und Mohammed Tolba (Kreuzbandriss) fehlen. “Wir überlegen manchmal fast schon zu viel, wer die Aufgaben am besten lösen kann”, gab Butscher einen Einblick. “Auch in Wolfsburg werden wir wieder die elf Mann finden, die anfangen und Leute, die dann reinkommen, Vollgas geben und das Ding hoffentlich zu drei Punkten lenken.”