Romario macht’s noch einmal: Comeback mit 58 Jahren

Alter schützt vor Fußball nicht. Dachte sich Romario und schnürt noch einmal seine Fußballschuhe. Mit 58.

Inzwischen in der Politik zu Hause, aber bald wieder Torjäger: Romario.

Inzwischen in der Politik zu Hause, aber bald wieder Torjäger: Romario.

picture alliance/AP Photo

Im Jahr 2009 war Fußball-Legende Romario vom Sportplatz in die Politik gewechselt. Schon damals war der Weltmeister von 1994 ein gutes Stück über 40 Jahre alt. Heute ist er Senator im brasilianischen Oberhaus – aber auch Präsident des Fußballklubs America FC in Rio de Janeiro.

Eine Familienangelegenheit. Denn der Verein war einst der Lieblingsklub von Romarios Vater, kürzlich heuerte dieser Sohn Romarinho (30) an. Und um die ganze Sache rund zu machen, will Romario selbst nun wieder dem Ball hinterherjagen.

WM-Finale 1994

“Ich werde ein paar Spiele für meinen Herzensverein spielen. Und mir einen großen Wunsch erfüllen: einmal an der Seite meines Sohnes zu stürmen”, kündigte der Goalgetter Jahrgang 1966 an. Den Statuten entsprechend, wird er für seine Einsätze einen Mindestlohn verdienen, den er jedoch umgehend an seinen Verein spenden will.

Carioca Championship oder Freundschaftsspiele?

America bestreitet ab dem 18. Mai die “Carioca Championship” in Rio de Janeiro, vom Niveau her vergleichbar mit der deutschen Oberliga. Ob es Ligaspiele sein werden, in denen Romario zu bewundern sein wird, steht noch in den Sternen.

Sein eigener Stern war einst bei Vasco da Gama aufgegangen, die PSV Eindhoven und der FC Barcelona waren die wohl prominentesten Stationen des Vollblutstürmers – Titelgewinne inklusive. Für sein Heimatland holte der Weltfußballer von 1994 neben dem WM-Pokal auch zweimal die Copa America und Silber bei den Olympischen Spielen 1988. Und Dritter bei der Beachsoccer-WM 2005 war er auch.

Nach ligaweiten Protesten: Frauen-Coach des FC Santos tritt zurück

Spielerinnen in Brasilien protestierten vereinsübergreifend gegen die Wiedereinstellung von Trainer Kleiton Lima beim FC Santos. Mit Erfolg: Am Montag trat er zurück.

2011 stand Kleiton Lima bei der Frauen-WM in Deutschland für Brasilien an der Seitenlinie.

2011 stand Kleiton Lima bei der Frauen-WM in Deutschland für Brasilien an der Seitenlinie.

IMAGO/USA TODAY Network

Der frühere Frauen-Nationalcoach Brasiliens, Kleiton Lima, ist von seiner Vergangenheit eingeholt werden. Als Reaktion auf ligaweite Proteste trat der 49-Jährige nur zwei Wochen nach seiner abermaligen Installation als Trainer des FC Santos zurück. Pelés Heimatklub teilte am Montag mit, dass Lima “eine persönliche Entscheidung” getroffen habe, um “seine Familie, seine Integrität und den Verein zu schützen”. Lima soll demzufolge gar Morddrohungen erhalten haben.

Brasilianische Medien hatten im September 2023 berichtet, dass es gegen Lima 19 anonyme Anschuldigungen wegen Mobbing und Belästigung gebe. Daraufhin wurde er beurlaubt, ehe er am 2. April wieder eingestellt wurde. Zuvor hatten die Verantwortlichen von Santos erklärt, sie hätten keine Beweise für ein Fehlverhalten gefunden, obwohl Spielerinnen Belege für ihre Aussagen übergeben hatten. Auch Lima bestreitet die Vorwürfe.

Teams posierten komplett in Trikots mit der Rückennummer 19

Seit Freitag protestierten Spielerinnen aus der ganzen Liga unter dem Motto “Sie werden uns nicht zum Schweigen bringen” gegen Limas Rückkehr. Vor ihren Spielen hielten sie sich die Hände vor den Mund. Teams posierten symbolisch für die Anzahl der mutmaßlichen Opfer von Limas Übergriffen komplett in Trikots mit der Rückennummer 19, mit dem Rücken zu den Fotografen.

Sein abermaliger Abgang dürfte für Brasiliens erfolgreichsten Frauen-Trainer voraussichtlich das Ende seiner Laufbahn als Coach bedeuten. 2011 hatte der frühere Mittelfeldspieler die Brasilianerinnen bei der WM-Endrunde in Deutschland bis ins Viertelfinale geführt.

Mobbing, Diskriminierung und sexuelle Belästigung sind im brasilianischen Frauenfußball ein großes Problem. In einer anonymen Umfrage von ge.globo.com berichteten 209 Spielerinnen aus den ersten drei Ligen über Fehlverhalten bis hin zu Übergriffen durch Vereinsfunktionäre und Trainer.

pab, DPA, SID

90.+6! Brasiliens Lucas Paqueta entreißt Spanien den Sieg

Das unter dem Motto: “Eine Haut, eine Identität.” stehende Spiel zwischen Spanien und Brasilien bot im Santiago Bernabeu tolle Unterhaltung. Am Ende war der Fußball der Sieger.

Brasilien bejubelt das späte Remis im Test gegen Spanien.

Brasilien bejubelt das späte Remis im Test gegen Spanien.

Getty Images

Spaniens Trainer Luis de la Fuenta würfelte seine Startelf nach dem 0:1 gegen Kolumbien gehörig durcheinander: Ganze zehn Spieler waren neu in der Startelf, lediglich Laporte hatte bereits gegen die Südamerikaner begonnen. Einer der neuen Spieler war Dani Olmo, der Leipziger durfte im zentralen offensiven Mittelfeld ran.

Brasilien-Coach Dorival Silvestre Junior wählte nach dem 1:0 in England dagegen eine komplett andere Marschrichtung und schickte exakt jene Startelf ins Rennen, die auch im Wembley auflief. Einzige Änderung: Vinicius Junior, der sich erst am Vortag auf der PK wiederholt zum Thema Rassismus geäußert hatte, übernahm von Danilo die Kapitänsbinde für die Partie, die mit dem Motto: “Eine Haut, eine Identität.” ein Zeichen gegen Rassismus setzen wollte.

Lamine Yamal holt ersten von drei Elfmetern heraus

Spanien erwischte im Estadio Santiago Bernabeu in Madrid den besseren Start. Bereits nach fünf Minuten hatten die Zuschauer den ersten Torschrei auf den Lippen, doch die Volleyabnahme von Lamine Yamal strich knapp über den Querbalken. Der erst 16-jährige Youngster des FC Barcelona war dann aber der Wegbereiter des spanischen Führungstores: Im Strafraum fiel er im Zweikampf mit Joao Gomes, es gab Elfmeter. Der Pfiff war aber zweifelhaft, Lamine Yamal hob früh und bereitwillig ab. Kapitän Rodri ließ sich davon nicht beirren und verwandelte sicher zum 1:0 (12.).

Spanien blieb auch in der Folgezeit am Drücker, besonders über den glänzend aufgelegten und mit fairen Mitteln kaum zu stoppenden Lamine Yamal. Doch es dauerte bis zur 36. Minute, ehe die Iberer nachlegten – und wie: Lamine Yamal brachte Dani Olmo im Strafraum ins Spiel, der Leipziger tunnelte Lucas Beraldo frech, zog quer am Fünfmeterraum an zwei weiteren Gegenspielern vorbei und schoss zum 2:0 ein. Von Brasilien war eigentlich wenig zu sehen, doch Unai Simon lud die Selecao dann zum Toreschießen ein. Der Spanier spielte den Ball völlig unbedrängt genau in die Füße von Rodrygo, der sich mit einem Heber zum 1:2 bedankte (40.).

Endrick sofort zur Stelle – Lucas Paqueta hat das letzte Wort

Mit einem Viererwechsel reagierte Brasiliens Coach Silvestre Junior mit Wiederanpfiff auf den doch ernüchternden Auftritt der Selecao, unter anderem kam Endrick in die Partie. Und der 17-Jährige, der ab Sommer das Trikot von Real Madrid tragen wird, war sofort zur Stelle: Nach einem Eckball nahm er den Abpraller volley ab und markierte in der 50. Minute das 2:2.

Fortan wogte die Partie hin und her – mit Chancen auf beiden Seiten. Zunächst machte Unai Simon seinen Bock beim 1:2 wieder wett, als er in der 52. Minute einen Schuss von Rodrygo mit den Fingerspitzen um den Pfosten lenkte. In der 67. Minute nahm sich Fabian ein Herz, der stramme Distanzschuss schrammte nur knapp am brasilianischen Tor vorbei. Und in der 75. Minute war erneut Dani Olmo von der Strafraumgrenze zur Stelle, doch Brasiliens Keeper Bento klärte im Nachfassen zur Ecke.

In der Schlussphase waren dann wieder die Spanier am Drücker, Brasilien war nun mehrheitlich mit Abwehrarbeiten beschäftigt und wartete auf Konter – dann überschlugen sich die Ereignisse: Zunächst foulte Lucas Beraldo Carvajal, Rodri verwandelte zum zweiten Mal sicher – 3:2 (86.). Spanien sah fast schon wie der Sieger aus, doch in der fünften Minute der Nachspielzeit griff Carvajal Galeno im Strafraum in die Beine – Elfmeter für Brasilien, dieses Mal ohne Diskussionen. Lucas Paqueta trat an und verwandelte zum 3:3-Endstand (90.+6).

90.+6! Brasiliens Lucas Paqueta entreißt Spanien den Sieg

Das unter dem Motto: “Eine Haut, eine Identität.” stehende Spiel zwischen Spanien und Brasilien bot im Santiago Bernabeu tolle Unterhaltung. Am Ende war der Fußball der Sieger.

Brasilien bejubelt das späte Remis im Test gegen Spanien.

Brasilien bejubelt das späte Remis im Test gegen Spanien.

Getty Images

Spaniens Trainer Luis de la Fuenta würfelte seine Startelf nach dem 0:1 gegen Kolumbien gehörig durcheinander: Ganze zehn Spieler waren neu in der Startelf, lediglich Laporte hatte bereits gegen die Südamerikaner begonnen. Einer der neuen Spieler war Dani Olmo, der Leipziger durfte im zentralen offensiven Mittelfeld ran.

Brasilien-Coach Dorival Silvestre Junior wählte nach dem 1:0 in England dagegen eine komplett andere Marschrichtung und schickte exakt jene Startelf ins Rennen, die auch im Wembley auflief. Einzige Änderung: Vinicius Junior, der sich erst am Vortag auf der PK wiederholt zum Thema Rassismus geäußert hatte, übernahm von Danilo die Kapitänsbinde für die Partie, die mit dem Motto: “Eine Haut, eine Identität.” ein Zeichen gegen Rassismus setzen wollte.

Lamine Yamal holt ersten von drei Elfmetern heraus

Spanien erwischte im Estadio Santiago Bernabeu in Madrid den besseren Start. Bereits nach fünf Minuten hatten die Zuschauer den ersten Torschrei auf den Lippen, doch die Volleyabnahme von Lamine Yamal strich knapp über den Querbalken. Der erst 16-jährige Youngster des FC Barcelona war dann aber der Wegbereiter des spanischen Führungstores: Im Strafraum fiel er im Zweikampf mit Joao Gomes, es gab Elfmeter. Der Pfiff war aber zweifelhaft, Lamine Yamal hob früh und bereitwillig ab. Kapitän Rodri ließ sich davon nicht beirren und verwandelte sicher zum 1:0 (12.).

Spanien blieb auch in der Folgezeit am Drücker, besonders über den glänzend aufgelegten und mit fairen Mitteln kaum zu stoppenden Lamine Yamal. Doch es dauerte bis zur 36. Minute, ehe die Iberer nachlegten – und wie: Lamine Yamal brachte Dani Olmo im Strafraum ins Spiel, der Leipziger tunnelte Lucas Beraldo frech, zog quer am Fünfmeterraum an zwei weiteren Gegenspielern vorbei und schoss zum 2:0 ein. Von Brasilien war eigentlich wenig zu sehen, doch Unai Simon lud die Selecao dann zum Toreschießen ein. Der Spanier spielte den Ball völlig unbedrängt genau in die Füße von Rodrygo, der sich mit einem Heber zum 1:2 bedankte (40.).

Endrick sofort zur Stelle – Lucas Paqueta hat das letzte Wort

Mit einem Viererwechsel reagierte Brasiliens Coach Silvestre Junior mit Wiederanpfiff auf den doch ernüchternden Auftritt der Selecao, unter anderem kam Endrick in die Partie. Und der 17-Jährige, der ab Sommer das Trikot von Real Madrid tragen wird, war sofort zur Stelle: Nach einem Eckball nahm er den Abpraller volley ab und markierte in der 50. Minute das 2:2.

Fortan wogte die Partie hin und her – mit Chancen auf beiden Seiten. Zunächst machte Unai Simon seinen Bock beim 1:2 wieder wett, als er in der 52. Minute einen Schuss von Rodrygo mit den Fingerspitzen um den Pfosten lenkte. In der 67. Minute nahm sich Fabian ein Herz, der stramme Distanzschuss schrammte nur knapp am brasilianischen Tor vorbei. Und in der 75. Minute war erneut Dani Olmo von der Strafraumgrenze zur Stelle, doch Brasiliens Keeper Bento klärte im Nachfassen zur Ecke.

In der Schlussphase waren dann wieder die Spanier am Drücker, Brasilien war nun mehrheitlich mit Abwehrarbeiten beschäftigt und wartete auf Konter – dann überschlugen sich die Ereignisse: Zunächst foulte Lucas Beraldo Carvajal, Rodri verwandelte zum zweiten Mal sicher – 3:2 (86.). Spanien sah fast schon wie der Sieger aus, doch in der fünften Minute der Nachspielzeit griff Carvajal Galeno im Strafraum in die Beine – Elfmeter für Brasilien, dieses Mal ohne Diskussionen. Lucas Paqueta trat an und verwandelte zum 3:3-Endstand (90.+6).

Im Video: Vinicius bricht in Tränen aus und erntet Applaus

Real-Star immer wieder das Ziel rassistischer Beleidigungen 26.03.2024

Im Video: Vinicius bricht in Tränen aus und erntet Applaus

2:15Die Partie der brasilianischen Nationalmannschaft im Santiago Bernabeu gegen Spanien steht unter dem Motto “Eine Haut, eine Identität” – und soll damit auf das nach wie vor omnipräsente Thema Rassismus aufmerksam machen. Vinicius Junior wurde in letzter Zeit immer wieder rassistisch beleidigt. Und wie nah dem Real-Star das Thema geht, war auf der Pressekonferenz deutlich zu sehen.

Im Video: Vinicius Junior bricht in Tränen aus und erntet Applaus

Real-Star immer wieder das Ziel rassistischer Beleidigungen 26.03.2024

Im Video: Vinicius Junior bricht in Tränen aus und erntet Applaus

2:15Die Partie der brasilianischen Nationalmannschaft im Santiago Bernabeu gegen Spanien steht unter dem Motto “Eine Haut, eine Identität” – und soll damit auf das nach wie vor omnipräsente Thema Rassismus aufmerksam machen. Vinicius Junior wurde in letzter Zeit immer wieder rassistisch beleidigt. Und wie nah dem Real-Star das Thema geht, war auf der Pressekonferenz deutlich zu sehen.

Brasiliens Matchwinner in Wembley: Endrick ante portas

Seit 30 Jahren hatte Rekordweltmeister Brasilien keinen so jungen Torschützen mehr wie Endrick (17) – der gegen England gezeigt hat, warum er Real Madrid so viel Geld wert war.

Das

Das “nächste große Ding”: Endrick.

Getty Images (2), imago images

Weil auch Brasilien gegen England ein Freundschaftsspiel sein kann, ließen die Spieler von Real Madrid ihrer Freundschaft nach Schlusspfiff freien Lauf: Der Engländer Jude Bellingham umarmte herzlich die Brasilianer Vinicius Junior, Rodrygo – und Endrick, den 17 Jahre jungen Matchwinner. Von dem heute die halbe Fußballwelt spricht.

Noch trägt Endrick zwar das Vereinstrikot des brasilianischen Traditionsklubs Palmeiras (Sao Paulo). Wenn er im Juli seinen 18. Geburtstag feiert, geht es allerdings zu den Königlichen, die sich das nächste brasilianische Toptalent bereits im Dezember 2022 gesichert hatten – nur zwei Monate nach dessen offiziellem Pflichtspiel-Debüt. Für rund 70 Millionen Euro.

Damals wurde der spanische Rekordmeister, der schon früh – und erfolgreich – auf die Karten Vinicius Junior und Rodrygo gesetzt hatte (für je rund 45 Millionen Euro), für diesen waghalsigen potenziellen Königstransfer noch teilweise belächelt. Spätestens seit Samstagabend dürfte sich das erledigt haben.

Der Spielbericht

Das reine Versprechen an die Zukunft ist seit Dezember 2022 längst auch in die Gegenwart eingetaucht. 66 Pflichtspiele für Palmeiras hat der Teenager inzwischen hinter sich, immerhin 18 Tore hat der typisch brasilianische Mittelstürmer dabei geschossen. Im Herbst 2023 allerdings ganze sechs Treffer an den letzten acht Spieltagen eines enorm engen Meisterrennens. Mit erfolgreichem Ausgang.

So wie am Samstagabend in Wembley, als Linksfuß Endrick seinen dritten Kurzeinsatz in der brasilianischen Nationalmannschaft mit seinem ersten Treffer krönte – dem einzigen des Spiels. Es war ein simpler Abstauber, Sekunden vor Abpfiff vergab er zudem noch eine Großchance, doch es waren nicht diese Szenen, die das Versprechen – auf solch einer Bühne – bereits wie jede Menge Wirklichkeit anmuten ließen.

Ein 17-Jähriger spricht über Bobby Charlton

Das Selbstverständnis, sofort überlegte Hackentricks und sonstige Finten einzustreuen, die Ballführung, Dynamik und Geradlinigkeit hinterließen Eindruck. Und einen Eintrag in den Fußball-Geschichtsbüchern. Endrick, der jüngste Torschütze der Selecao seit Ronaldo 1994. Eine Parallele, die am Samstagabend nicht zum ersten Mal bemüht wurde. Aber zum ersten Mal konnte sich auch Fußball-Europa davon überzeugen. Endrick ante portas. Das “nächste große Ding” steht vor der Tür.

“Er kommt vom Platz und spricht mit den brasilianischen Medien über Bobby Charlton”, berichtete der Südamerika-Experte Tim Vickery bei BBC Radio 5 Live ungläubig. Nicht nur der ausgefallene Torjubel hatte schon etwas extrem Routiniertes. Endrick ist kein junges Reh mehr, dafür steht er mit seinen 17 Jahren längst auf viel zu durchtrainierten Oberschenkeln. “Wenn er die Einstellung behält, die er bis jetzt gezeigt hat”, ist sich Brasiliens neuer Nationaltrainer Dorival Junior sicher, “wird er ein wichtiger Name im brasilianischen und im Weltfußball”.

In den Fußstapfen und an der Seite seiner gar nicht mal viel älteren Landsleute scheint Endrick bei Real Madrid perfekt aufgehoben zu sein. Wo junge Senkrechtstarter von erfahrenen Allesgewinnern lernen können und von Trainer-Koryphäe Carlo Ancelotti behutsam an die ganz große Bühne herangeführt werden – die Endrick nun schon betreten hat.

Matchwinner für den Rekordweltmeister in Wembley, viel mehr geht doch gar nicht. Außer vielleicht das erste Mal dort vorzuspielen, wo er ab Sommer die nächsten Schritte, die nächsten Finten, die nächsten Tore machen soll. Am Dienstagabend (21.30 Uhr, LIVE! bei kicker) tritt Brasilien in Spanien an. Und Endrick zum ersten Mal im Estadio Santiago Bernabeu. Einschüchtern wird ihn die Kulisse nicht.

Endrick staubt entscheidend ab: Brasilien knackt England in Wembley

Im ersten Spiel unter dem neuen Coach Dorival Silvestre Junior gewann Brasilien in Wembley gegen England. Der knappe Sieg war durchaus nicht unverdient, besonders weil die Selecao die besseren Chancen hatte und England in Durchgang zwei nur wenig Durchschlagskraft kreierte.

Erzielte den entscheidenden Treffer: Brasiliens Endrick.

Erzielte den entscheidenden Treffer: Brasiliens Endrick.

IMAGO/Shutterstock

England musste auf Kapitän und Torjäger Kane verzichten, der bereits mit einer Sprunggelenksverletzung zur Nationalmannschaft gereist war. Daneben fehlten auch Saka, der wegen einer Vorsichtsmaßnahme bereits am Donnerstag das Team verließ, Palmer und Henderson. In die erste Elf nominierte Trainer Gareth Southgate unter anderem Newcastles Gordon, in der Sturmspitze begann Watkins (zweitbester Premier-League-Torschütze) als Kane-Ersatz.

Sein Gegenüber, Brasiliens Nationaltrainer Dorival Silvestre Junior, tischte derweil ein gesamtes Mittelfeld aus der Premier League auf. Im Angriff begannen Barcelonas Raphinha sowie die Real-Akteure Rodrygo und Vinicius Junior, der während der Länderspielperiode im November noch verletzt gefehlt hatte.

Vinicius Junior mit der ersten Möglichkeit – Paqueta ans Aluminium

Die Three Lions hatten keine Anlaufschwierigkeiten und begannen druckvoll gegen zu Beginn eher passiv agierende Brasilianer. Weil die Gastgeber im letzten Drittel aber die Durchschlagskraft vermissen ließen, nutzte Vinicius Junior beinahe die erste Möglichkeit der Selecao zum Führungstreffer. Nachdem der Abschluss des Real-Stars aber zu lasch geriet, konnte Walker mit einem Sprint noch vor der Torlinie klären (12.). England war in dieser Phase etwas zurückhaltender, meldete sich in Minute 18 aber wieder mit einer Großchance an. Watkins lupfte in seiner ersten Aktion über Bento und den Querbalken hinweg ins Toraus.

Danach hatten die Engländer einen Wermutstropfen zu verkraften, als Kapitän Walker verletzt ausgewechselt werden musste (20.). England ließ sich davon aber nicht aus dem Konzept bringen und verbuchte weiterhin mehr Spielanteile, brachte Brasiliens Keeper Bento aber nicht entscheidend in Bedrängnis. Stattdessen blieb die Selecao in einer offensiven Aktion am Drücker, welche mit einem Pfostenschuss von Lucas Paqueta endete (35.).

Auffällig war besonders, dass Brasilien in der eigenen Hälfte extrem viele Fouls zog, die fälligen Standards aber ausnahmslos ordentlich verteidigte. Noch vor der Pause musste Pickford eingreifen, weil Maguire sich einen haarsträubenden Fehler vor dem eigenen Strafraum leistete. Bei Raphinhas Schuss war der englische Schlussmann glänzend auf dem Posten (42.).

England ohne Durchschlagskraft – “Wunderkind” Endrick staubt ab

Nach dem Seitenwechsel hatte Gordon für die Three Lions die erste Chance, Bento hatte beim vorsichtigen Versuch aber keine Probleme (50.). Brasilien ließ sich oft in die eigene Hälfte fallen, wurde in den seltenen Offensivaktionen aber fast immer gefährlich. So auch in der 63. Minute als Lucas Paqueta per Direktabnahme denkbar knapp das linke Kreuzeck verfehlte. Danach wechselten beide Mannschaften mehrmals, worunter der Spielfluss enorm litt. Erst wieder in der 80. Minute fuhr Brasilien nach einer langen Ballbesitzphase der Engländer einen Konter, an dessen Ende Vinicius Junior alleine vor Pickford am Keeper der Three Lions scheiterte. Übersehen wurde allerdings der eingewechselte, erst 17 Jahre alte Endrick, der den Abstauber sicher in den Maschen unterbrachte (80.).

England konnte dem Gegentreffer nichts mehr entgegensetzen und verlor am Ende verdient gegen eine brasilianische Auswahl, die den Three Lions den Ball überließ und selbst offensiv gefährlich wurde. Obendrauf erzielte der noch minderjährige Endrick, der im Sommer für eine kolportierte Summe von rund 70 Millionen Euro zu Real Madrid wechselt , den entscheidenden Treffer.

Die Three Lions treffen am Dienstag erneut in Wembley auf Belgien (20.45 Uhr). Brasilien reist derweil weiter gen Madrid, wo ebenfalls am Dienstag 45 Minuten später der Anpfiff im Santiago Bernabeu gegen Spanien ertönt (21.30 Uhr).

“Beschämend”: Brasilianischer Fußballverband reagiert auf Robinho- und Alves-Urteile

Lange Zeit hatte der brasilianische Fußballverband CBF zu den Verurteilungen der früheren Selecao-Stars Robinho und Dani Alves geschwiegen. Am Freitagabend (Ortszeit) fand der Verband in einem auf X geteilten Statement deutliche Worte.

Der brasilianische Fußballverband CBF äußerte sich erstmals zu den Verurteilungen der ehemaligen Top-Stars Robinho und Dani Alves.

Der brasilianische Fußballverband CBF äußerte sich erstmals zu den Verurteilungen der ehemaligen Top-Stars Robinho und Dani Alves.

IMAGO/YAY Images

Mit deutlichen Worten hat der brasilianische Fußballverband auf die Verurteilungen zweier ehemaliger Selecao-Stars wegen Vergewaltigung reagiert. In einem am Freitagabend (Ortszeit) auf X veröffentlichten Statement kritisierte der Verband die früheren Superstars Robinho und Dani Alves scharf. Die “endgültigen Verurteilungen” der beiden sei der “Schlusspunkt eines der unheilvollsten Kapitel des brasilianischen Fußballs”, ist in der Stellungnahme zu lesen.

Es sei “beschämend”, dass sich Sportler wohl dabei fühlen, derartige Verbrechen in dem Glauben zu begehen, “dass sie das, was sie durch den Sport erreicht haben, vor jeder Strafe” schütze, so der Verband weiter. Gleichzeitig betonte der CBF seine Solidarität mit den beiden Opfern der “brutalen Verbrechen”. Es sei wichtig, “dass die mutige Haltung der Opfer mehr und mehr Frauen dazu inspiriert, angesichts solcher Gräueltaten nicht zu schweigen”. Auch seine Spieler nahm der Verband in die Pflicht: Das Selecao-Trikot sei mehr, “als nur eine Uniform”. Es liege an allen, die es tragen, “die Gefühle und Werte eines ganzen Landes zu verteidigen, das das Trikot repräsentiert”.

Robinho wurde am Donnerstag verhaftet

Wegen seiner Beteiligung an einer Gruppenvergewaltigung in einer Mailänder Diskothek war Robinho 2017 in Italien zu neun Jahren Haft verurteilt worden, doch der ehemalige Dribbelkünstler war 2022, als das Urteil rechtskräftig wurde, schon nach Brasilien zurückgekehrt. Nachdem ein Auslieferungsantrag von brasilianischer Seite abgelehnt wurde, beantragten die italienischen Behörden, dass der Stürmer, der seine Karriere im Jahr 2020 beendet hatte, seine Haftstrafe in Brasilien absitzen müsse. Mit diesem Antrag hatte die italienische Justiz Erfolg, in Folge eines Vollstreckungsurteils wurde der heute 40-Jährige am Donnerstag von der Polizei in Santos verhaftet. Seine Anwälte haben gegen das Vollstreckungsurteil am Freitag allerdings Beschwerde eingelegt.

Eine gerichtliche Niederlage musste am Freitag auch der frühere Rechtsverteidiger des FC Barcelona, Dani Alves, hinnehmen. Der 40-Jährige sitzt bereits seit Januar 2023 infolge eines Vergewaltigungsvorwurfs in Spanien in Haft und wurde im Februar dieses Jahres wegen “sexueller Aggression” zu einer vierjährigen Haftstrafe verurteilt. Auch gegen sein Urteil können noch Rechtsmittel eingelegt werden, jüngst verpasste es Alves allerdings zum wiederholten Male, die geforderte Kautionssumme zur Haftentlassung zu hinterlegen.