“Sieht jetzt natürlich blöd aus”: Viel Ärger um Gaals irregulären Siegtreffer

Nach dem 2:1-Sieg des SSV Ulm 1846 gegen Freiburg II stand vor allem der zu Unrecht gegebene Siegtreffer von Tom Gaal im Fokus. Der Verteidiger hatte sich den Ball mit der Hand vorgelegt – und das gegenüber dem Schiedsrichter bestritten.

Die fragliche Szene: Tom Gaal trifft zum 2:1, zuvor spielte er den Ball mit der Hand.

Die fragliche Szene: Tom Gaal trifft zum 2:1, zuvor spielte er den Ball mit der Hand.

IMAGO/Eibner

“Spitzenreiter, Spitzenreiter”, sangen die zahlreich nach Freiburg mitgereisten Ulmer Fans, die Spieler hüpften dazu im Takt. Der SSV hatte sich in den 90 Minuten zuvor eine exzellente Ausgangslage im Aufstiegskampf erarbeitet: Nach dem 2:1-Sieg beim Schlusslicht Freiburg II grüßen die Spatzen weiter von der Tabellenspitze, haben den Relegationsplatz 3 schon sicher und können bereits am nächsten Wochenende den Durchmarsch in die 2. Bundesliga perfekt machen.

3. Liga, 35. Spieltag

Es schien ein rundum gelungener Spieltag aus Sicht der Ulmer gewesen zu sein, die sich gegen einen stark aufspielenden Sport-Club behaupteten. Doch eine Szene sorgte während und nach dem Spiel für Diskussionen und stellte die Ulmer Siegesfreude ein wenig in den Schatten. Sie betraf den Siegtreffer von Tom Gaal in der 82. Minute, an dessen Regularität es hinterher auf beiden Seiten arge Zweifel gab.

Was war passiert? Nach einer Ecke lenkte Lennart Stoll einen Kopfball an den Pfosten, den Abpraller legte sich Gaal mit der Hand vor und staubte anschließend aus kürzester Distanz ab. In Realgeschwindigkeit war das Handspiel nicht klar zu erkennen, Schiedsrichter Nicolas Winter entschied daher auf Tor. Doch mit Zeitlupe und Standbild war der Regelverstoß nicht mehr zu leugnen, weder für die Freiburger noch für die Ulmer.

Stamm und Wörle hinterher einig

“Klares Handspiel, das muss er sehen”, ärgerte sich SCF-Coach Thomas Stamm über die Fehlentscheidung des Unparteiischen, die seine Mannschaft letztlich um den eigentlich verdienten Punkt gebracht hatte. Seine Spieler hatten den von Stamm zuvor geforderten “Charakter” gezeigt und das Spiel phasenweise sogar dominiert. “Dass dann das Spiel so entschieden wird, ist extrem schade”, war Freiburgs scheidender Trainer bedient.

Dass das Spiel so entschieden wird, ist extrem schade.

Freiburg-Trainer Thomas Stamm über den irregulären Siegtreffer von Tom Gaal

Auch Ulms Trainer Thomas Wörle gab zu: “Sieht nach Hand aus.” Allerdings ordnete der 42-Jährige gegenüber MagentaSport sofort ein, dass in der Wiederholung natürlich alles langsamer laufe und daher besser zu erkennen sei. “Aber diese Chance hat keiner auf dem Platz. Da geht alles sauschnell”, so der SSV-Coach.

Gaal in Erklärungsnot: “Schwer jetzt was zu sagen”

Für Aufregung sorgte besonders, dass Schiedsrichter Winter nach dem Treffer zu Gaal selbst gegangen war und nachgefragt hatte, ob der Verteidiger den Ball mit der Hand gespielt hatte. Der 23-Jährige verneinte, deutete auf seine linke Hüfte, mit der er den Ball gespielt haben wollte. “Es geht um viel für Ulm, das kann ich ein Stück weit nachvollziehen, aber unabhängig von der Situation wäre Ehrlichkeit ganz gut”, zeigte sich Stamm missmutig. Wörle nahm seinen Spieler dagegen in Schutz, es sei eine Situation gewesen, “wo du selber gar nicht wahrnimmst, wo die Kugel gelandet ist”.

Und Gaal selbst? Der geriet nach dem Spiel bei MagentaSport in Erklärungsnot: “Mir werden es die Leute jetzt eh nicht glauben, aber ich habe wirklich gedacht, dass er mir an die Hüfte springt. Das sieht jetzt natürlich blöd aus.” Alles sei so schnell gegangen, den Treffer erklärte er mit Instinkt, in dem Moment mache man sich keine Gedanken. “Die Leute, die mir das übel nehmen, sollen es mir übel nehmen. Es ist schwer jetzt was zu sagen”, so der 23-Jährige.

Ulm will “i-Tüpfelchen” auf die Saison

Die Blicke der Ulmer gingen dann nach vorne, schließlich können sie am nächsten Samstag (14 Uhr, LIVE! bei kicker) vor ausverkaufter Kulisse im heimischen Donaustadion gegen Viktoria Köln den Aufstieg perfekt machen. “Das wäre das Nonplusultra, das i-Tüpfelchen auf eine unglaubliche Saison”, war Gaal schon voller Vorfreude. Das Team wolle unbedingt schon den ersten von drei Matchbällen nutzen, so der umstrittene Matchwinner, “und wenn wir was wollen, das haben wir die Saison schon oft gezeigt, dann können wir das schaffen”.

Dank Gaals umstrittenem Treffer in: Ulm fehlt noch ein Sieg zum Aufstieg

Dank eines umstrittenen Treffers von Tom Gaal, bei dem womöglich die Hand im Spiel war, setzt sich der SSV Ulm 1846 Fußball mit 2:1 beim SC Freiburg II durch. Damit haben die Spatzen drei Matchbälle zum Aufstieg, der Relegationsplatz ist ihnen schon sicher.

Lässt sich für seinen Treffer feiern trotz eines möglichen Handspiels: Tom Gaal.

Lässt sich für seinen Treffer feiern trotz eines möglichen Handspiels: Tom Gaal.

IMAGO/Eibner

Freiburgs Trainer Thomas Stamm veränderte seine Startelf im Vergleich zur 0:2-Niederlage bei Preußen Münster, die den Abstieg der Breisgauer in die Regionalliga nach drei Jahren in der 3. Liga besiegelte, auf zwei Positionen: Ambros und Breunig spielten für Fahrner und Baur, die beide mit einer Blessur am Sprunggelenk nicht im Kader standen.

Spatzen-Coach Thomas Wörle, der mit Ulm im Jahr 2024 weiter ungeschlagen ist, setzte nach dem 1:0-Heimerfolg im Spitzenspiel gegen Regensburg auf größtmögliche Kontinuität. Lediglich den gelbgesperrten Higl musste Wörle durch Kastanaras ersetzen, ansonsten blieb die Startelf unverändert.

Lungwitz klärt in der Anfangsphase auf der Linie

Ulm startete furios in die Partie, setzte Freiburg mit und gegen den Ball unter enormen Druck und überrannte die Hausherren förmlich. Chessa schoss eine Freistoß von der Strafraumgrenze flach unter der Mauer durch, doch Sauter konnte parieren (5.). Danach blockte Rüdlin einen Schuss von Stoll aus kurzer Distanz (7.), ehe Rösch per Dropkick nur den Innenpfosten traf und Lungwitz den Ball auf der Linie klären konnte (9.).

3. Liga, 35. Spieltag

Freiburg überstand diese Druckphase zu Spielbeginn unbeschadet und fand danach immer besser ins Spiel. Mit gutem Passspiel entzogen sich die Breisgauer dem Druck der Spatzen und nahmen diesen so das Tempo. Nach vorne blieb der Sport-Club jedoch zu harmlos, lediglich Al Ghaddioui hatte per Kopf die Riesenchance zum 1:0 (22.).

Ulm tat sich mit laufender Spieldauer immer schwerer und kam gegen Ende des ersten Durchgangs kaum noch durch – Freiburg hatte den Spatzen den Zahn gezogen. Aus der Distanz prüften Scienza (32.) und Strompf (44.) Sauter im SC-Tor, doch der zeigte keine Schwäche. Mit einem 0:0 ging es folglich in die Kabinen, Freiburg durfte sich von seinen Fans für eine starke erste Hälfte feiern lassen.

Ulms Führung hält nur kurz

Die Spatzen kamen nach Wiederanpfiff etwas druckvoller aus der Kabine und belohnten sich nach einer tollen Kombination gleich mit dem Führungstreffer: Rösch bediente Maier, der aus fünf Metern nur noch den Fuß hinhalten musste (51.).

Doch Freiburg zeigte sich vom Gegentreffer unbeeindruckt und knüpfte an den starken Auftritt aus Halbzeit eins an. Nach einer Fallmann-Flanke köpfte Lienhard schließlich an den weit ausgestreckten Arm von Stoll, Breunig ließ sich die Chance nicht nehmen und traf vom Punkt zum postwendenden Ausgleich (56.).

Handspiel vor dem Entscheidungstreffer?

Die Partie wurde nun offen geführt, beide Seiten suchten die Flucht nach vorne, die besseren Chancen gehörten dabei den Spatzen: Nach einer Chessa-Ecke köpfte Maier in Rücklage daneben (64.), Chessa jagte einen Schuss knapp über die Latte (70.) und Reichert schoss nach einer Ecke volley rechts vorbei (75.). Auf der anderen Seite verfehlte Manzambi das Tor mit einem Schlenzer nur knapp (76.).

Eine Ecke brachte Ulm schließlich auf die Siegesstraße: Stoll lenkte einen Kopfball von Reichert an den Pfosten, Gaal staubte aus kürzester Distanz zum 2:1 ab (82.). Doch der Treffer sorgte für große Proteste, da sich der Verteidiger den Ball vermeintlich mit der Hand vorgelegt hatte – jedoch unerkannt von Schiedsrichter Nicolas Winter. Der Treffer blieb bestehen.

Relegation perfekt, Aufstieg am nächsten Wochenende?

Freiburg schaffte es danach gegen clever verteidigende Ulmer nicht mehr, nochmal Druck aufzubauen, sodass die drei Punkte für die Spatzen nicht mehr gefährdet wurden. Der SSV hat damit den Relegationsplatz sicher und hat zudem drei Matchbälle im Kampf um den Aufstieg. Bereits mit einem Sieg am nächsten Wochenende vor heimischen Publikum kann der SSV den Durchmarsch in die 2. Bundesliga perfekt machen. Gegner ist am Samstag (14 Uhr, LIVE! bei kicker) Viktoria Köln.

Freiburg hat am kommenden Samstag (14 Uhr) den vierten Gegner aus der Top Vier der Liga hintereinander vor der Brust, diesmal ist Jahn Regensburg zu Gast. Ulm ist vor der möglichen Aufstiegsparty noch am Mittwoch (17.30 Uhr) im Landespokal-Halbfinale gegen Sonnenhof Großaspach gefordert.

Freiburgs neuer Talenteschmied: “Ich musste das Lernen lernen”

Als Spieler hat Benedetto Muzzicato einst sein Talent verschleudert. Genau davor will er im Breisgau ab dem Sommer junge Spieler bewahren. Lange hat er auf einen Trainerjob gewartet. Doch die Geduld, ist er sich sicher, hat sich ausgezahlt.

Übernimmt im Sommer Freiburg II: Benedetto Muzzicato.

Übernimmt im Sommer Freiburg II: Benedetto Muzzicato.

IMAGO/HMB-Media

Nein, aus seinem Herzen macht Benedetto Muzzicato keine Mördergrube. Für den 45-Jährigen sind die letzten Wochen in Bremen angebrochen, ehe Anfang Juni der Umzug aus dem Norden in den tiefen Süden ansteht. Dort wird er als neuer Cheftrainer zur kommenden Saison die U 23 des SC Freiburg übernehmen.

Der Abschied von der Weser, gibt Muzzicato zu, fällt ihm dabei nicht ganz leicht. Schließlich hat er in der Hansestadt einen großen Teil seines Lebens verbracht. “Bremen ist eine wunderschöne Stadt”, sagt der Deutsch-Italiener im Gespräch mit dem kicker, “aber es überwiegt die Vorfreude auf das, was jetzt auf mich wartet.”

Beim Sport-Club soll Muzzicato nach dem Abstieg aus der 3. Liga in der Regionalliga Südwest die Talente aus der Fußballschule des Klubs weiterentwickeln. Deren Leiter Martin Schweizer spricht bei Muzzicato von einer “interessanten Vita als Spieler und Trainer”.

“Für mich ist es ein großer Reiz”

In der Tat ist der Weg des einstigen Zehners unkonventionell. Im Bremer Fußball galt der gebürtige Bremerhavener einst als äußerst talentierter Kicker – aber auch als Freigeist und Sonnyboy, der beim kleinsten Widerstand sofort den Verein wechselte und für den ganz großen Schritt stets den Biss vermissen ließ. Viermal gewann Muzzicato die Meisterschaft in der Bremen-Liga, sechsmal den Landespokal. Titel, die in Anbetracht seines Potenzials nur Trostpflaster sind. Werder gab ihm in der Saison 2003/04 mit 24 Jahren in der 2. Mannschaft des Klubs nochmal eine Chance. Den Schritt in die Bundesliga schafften mit Nelson Haedo Valdez und Simon Rolfes aber lediglich einige seiner Mitspieler.

Auf ebenjenen Schritt in die Beletage will Muzzicato ab dem Sommer die Talente der Breisgauer vorbereiten. Selbstkritisch schaut er heutzutage auf seine Laufbahn als Spieler. Ihm ist klar, dass er sich häufig selbst im Weg stand und mehr aus sich hätte herausholen können. Diese Erfahrungen nimmt er nun jedoch mit, um in Freiburg junge Spieler vor den Fehlern bewahren zu wollen, die er einst selbst begangen hat.

“Für mich ist es ein großer Reiz, jeden Tag mit diesen hochtalentierten Spielern zu arbeiten”, sagt Muzzicato über die Aufgabe als Nachfolger von Thomas Stamm. “Ich spüre eine große Motivation, die Jungs dorthin zu bringen, wo sie mit ihrem Talent hingehören.” Beispiele wie zuletzt Noah Weißhaupt und Noah Atubolu belegen, dass beim Sport-Club Spieler aus der eigenen Fußballschule in der Bundesliga eine Chance erhalten – und dort auch Fehler machen dürfen. Als “überragend” bezeichnet Muzzicato es, wie sich Christian Streich zuletzt vor seinen jungen Torwart gestellt hat. “Genau so muss es sein.”

Die Arbeit mit sehr vielen jungen Spielern wird für Muzzicato allerdings eine Umstellung sein. Erfahrungen im Jugendbereich sammelte er ganz zu Beginn seiner Trainerlaufbahn bei der U 17 des FC Oberneuland und als Co-Trainer von Florian Kohfeldt in Werders U 15. Bei seinen folgenden Stationen im Männerbereich setzten die Klubs vor allem auf erfahrene Kräfte. Erstmals weg aus dem Nordwesten zog es ihn als Trainer im Sommer 2019, als er Viktoria Berlin übernahm. Mit dem Klub aus der Hauptstadt stieg er 2021 in die 3. Liga auf und sorgte dort zunächst für Furore, ehe er die Viktoria im Februar 2022 kurz vor Beginn des Lehrgangs zur Pro Lizenz verließ. “Ich war mit vielen Dingen, die zuvor im Januar passiert sind, nicht einverstanden”, blickt Muzzicato zurück. Vor allem ärgerte ihn, dass der Klub im Winter ohne sein Einverständnis mehrere Leistungsträger abgab.

Zudem wollte er sich mit voller Kraft auf den Lehrgang konzentrieren, der ihm im Vorfeld jede Menge Respekt abnötigte. Schließlich hat Muzzicato, im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen, nie studiert. Bereits nach der neunten Klasse verließ er in Bremerhaven die Schule und schlug sich anschließend mit Fußball in den unteren Ligen durch. Die Pro Lizenz war für ihn eine echte Herausforderung.

Muzzicato musste das Lernen lernen

“Ich musste das Lernen erst lernen”, beschreibt er seine Erfahrungen. Wenn renommierte Trainer wie Julian Nagelsmann, Hansi Flick oder Oliver Glasner zum “Expertentalk” vorbeischauten, schrieben seine Kollegen, wie in einer Vorlesung, parallel mit. Muzzicato nicht, denn beides gleichzeitig ging nicht. Er hörte lieber maximal aufmerksam zu und fasste die Kernaussagen dann am Abend zusammen.

Klar war für Muzzicato stets, dass er während des Lehrgangs keinen neuen Klub übernehmen wollte. Diese und in der vergangenen Saison fragten einige in Abstiegsnot geratene Drittligisten bei ihm an. Auch Werder Bremen beschäftigte sich nach kicker-Informationen im vergangenen Sommer mit ihm und hatte ihn als neuen Trainer für die U 23 auf dem Zettel.

In Sheffield hospitiert

Im Nordwesten wurde bereits gemunkelt, ob Muzzicato sich auf dem umkämpften Trainermarkt womöglich verzockt hat, weil er mehrere Anfragen einfach sausen ließ. “Geduld ist eine Tugend”, weist er dies zurück. “Ich habe diese Geduld bewiesen.” Allerdings, räumt er ein, “gab es auch mal eine schwierige Phase für meinen Kopf”. Diese war im November und Dezember des vergangenen Jahres, als er für geplante Hospitationen mehrere Absagen erhielt. Eine solche absolvierte er dann im Januar bei Danny Röhl und Sheffield Wednesday. Beide haben gemeinsam die Pro Lizenz absolviert.

Gezweifelt, erklärt Muzzicato, habe er indes nie. “Ich war mir immer zu 100 Prozent sicher, dass etwas Gutes kommen wird.” Fast zweieinhalb Jahre nach dem Ende seiner Zeit in Berlin übernimmt er nun alsbald in Freiburg eine neue Aufgabe. Wenngleich das Warten nicht immer einfach war: Es hat sich, ist er sich sicher, trotz des Abschiedsschmerzes am Ende definitiv gelohnt.

Karsten Lübben

Die Sommer-Neuzugänge der Drittligisten im Überblick

Während sich die aktuelle Drittliga-Spielzeit dem Saisonfinale nähert, planen die Vereine bereits fleißig für die kommende Runde. Diese Neuzugänge für die Saison 2024/25 stehen bereits fest.

Neu beim BVB: Niklas Jessen.

Neu beim BVB: Niklas Jessen.

IMAGO/Lobeca

3. Liga boomt: Zuschauer-Rekord schon jetzt geknackt

Die Zuschauer strömen in der 3. Liga in die Stadien, das spannende Aufstiegsrennen und auch der Abstiegskampf locken die Fans. Das führte dazu, dass schon vier Spieltage vor Saisonende ein Rekord geknackt wurde.

Die Stadien sind voll in der 3. Liga, so wie hier in Dresden.

Die Stadien sind voll in der 3. Liga, so wie hier in Dresden.

IMAGO/Hentschel

Sieben Vereine haben im Schnitt der bisherigen Spielzeit eine fünfstellige Zuschauerzahl, Spitzenreiter SSV Ulm 1846 Fußball (im Schnitt bislang 9.594), könnte diese Marke mit noch zwei ausstehenden Heimspielen wohl auch noch knacken, nachdem zuletzt beim Gipfeltreffen mit dem SSV Jahn Regensburg (1:0) über 16.000 Fans ins Donaustadion strömten.

Saison 2023/24

Doch unabhängig davon hat die 3. Liga schon vier Spieltage vor Schluss einen Zuschauerrekord aufgestellt. So haben nach Angaben des DFB vom Dienstag bislang rund 3,31 Millionen Fans an den ersten 34 Spieltagen die Partien besucht. In der Spielzeit 2022/23 waren es insgesamt 3,12 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer. Der Schnitt 2023/24 liegt bei 9761 Anhänger pro Spiel, in der Vorsaison waren es 8199.

Krösus ist einmal mehr Dynamo Dresden, das eine 88 prozentige Auslastung seines Stadions vorweisen kann und im Schnitt in den bisherigen 17 Heimspielen 28.637 Zuschauer begrüßen konnte, obwohl der angestrebte Aufstieg durch die in der Rückrunde dürftigen Ergebnisse ernsthaft in Gefahr ist, was zuletzt Trainer Markus Anfang auch den Job kostete.

Bielefeld folgt mit gut 10.000 Fans im Schnitt weniger als die SGD auf Rang zwei, doch über 18.000 sind auch noch eine Marke, die für ein Team, das nach dem Zweitliga-Abstieg auch eine Klasse tiefer um die Liga-Zugehörigkeit kämpft, beachtenswert ist.

Zum Rekord beigetragen hat neben Essen (durchschnittlich 16.506) auch 1860 München, das eine Auslastung von 100 Prozent aufweisen kann. 15.000 Löwen-Fans kamen jeweils zu den 17 Partien auf Giesings Höhen.

Fällt auch die acht Jahre alte Spieltags-Bestmarke?

Während die Saison-Bestmarke in der 3. Liga fiel, wurde eine andere Marke am vergangenen Spieltag knapp verpasst. 121.258 Fans verfolgten die Spiele des 34. Spieltags vor Ort, in der Saison 2015/2016 strömten am letzten Spieltag aber 122.570 Besucherinnen und Besucher in die Stadien. Noch könnte auch diese Marke fallen, es bleiben ja noch vier Runden.

Muzzicato: Ein “schlampiges Genie” übernimmt die SC-Talente

Die Zweitvertretung des SC Freiburg steht vor dem Neustart in der Regionalliga. Der Wunschtrainer für diese Mission ist gefunden – und kann seinen künftigen Schützlingen nicht nur als Lehrmeister sondern auch als abschreckendes Beispiel dienen.

Wunschtrainer bei Freiburgs Zweitvertretung: Benedetto Muzzicato,

Wunschtrainer bei Freiburgs Zweitvertretung: Benedetto Muzzicato,

imago images

Seit dem 0:2 bei Preußen Münster am Sonntag ist der Abstieg der Freiburger Zweitvertretung aus der 3. Liga besiegelt. Dass Trainer Thomas Stamm den Verein verlassen wird, steht bereits seit einigen Wochen fest. Nach kicker-Informationen haben die Breisgauer nun den Nachfolger für den Neustart in der Regionalliga fest an der Angel: Benedetto Muzzicato (45), zuletzt von 2019 bis 2022 Coach bei Viktoria Berlin, soll ab 1. Juli die Breisgauer Talente fordern und fördern.

Für Muzzicato, geboren in Bremerhaven, in jedem Fall auch geographisch eine Horizonterweiterung. War der Mann, der 2023 die höchste DFB-Trainerlizenz erworben hat, doch außer in Berlin bislang ausschließlich im Norden aktiv. Als Mittelfeldspieler unter anderem bei Hannover 96 II und Werder Bremen, wo er als schlampiges Genie galt, weshalb ihm der Bundesliga-Durchbruch verwehrt blieb. Als Trainer beispielsweise beim FC Oberneuland, dem BSV Rehden oder der U 15 von Werder Bremen als Assistent des späteren Bundesliga-Chefcoaches Florian Kohfeldt.

Mir ist entgegengekommen, dass ich als Spieler so schlampig war.

Benedetto Muzzicato

Seine Versäumnisse als Spieler, bewertete Muzzicato vor einiger Zeit im Gespräch mit buten und binnen, empfinde er in der Trainerrolle als förderlich: “Mir ist entgegengekommen, dass ich als Spieler so schlampig war.” Umso besser und authentischer könnte er Talenten an der Schwelle zum Profifußball nun vermitteln, worauf es ankommt. Und: Die eigene Trainerlaufbahn betrieb Muzzicato nach eigener Aussage umso akribischer. “Ich kam an den Punkt, an dem ich mich gefragt habe: Junge, was willst du eigentlich? Wie als Spieler durch Bremen tingeln und schauen, dass du hier und da mal ein bisschen was verdienst? Oder nimmst du es richtig ernst?”

Viktoria Berlin führte er bereits einmal aus der Regionalliga nach oben

Dass die Verantwortlichen der Talent- und Trainerschmiede SC Freiburg ihm die Verantwortung für ihre höchste Nachwuchsmannschaft übertragen, darf Muzzicato getrost als beste Bestätigung für seine bisherige Entwicklung werten.

In der Saison 2020/21 führte er bereits Viktoria Berlin aus der Regionalliga in die Drittklassigkeit. Gegen eine Wiederholung dieses Coups hätten sie an seiner künftigen Wirkungsstätte gewiss nichts einzuwenden.

Thiemo Müller

Ein Jahr nach Platz zwei: SC Freiburg II steigt aus der 3. Liga ab

Der SC Preußen Münster hat seine Heimaufgabe gegen den SC Freiburg II per 2:0-Heimsieg gelöst und damit Platz drei erobert. Die Gäste aus dem Breisgau sind mit der Niederlage abgestiegen.

Weil Niklas Sauter (re.) patzt: Münsters Joel Grodowski jubelt nach seinem Tor zum frühen 1:0.

Weil Niklas Sauter (re.) patzt: Münsters Joel Grodowski jubelt nach seinem Tor zum frühen 1:0.

IMAGO/Kirchner-Media

Preußen-Trainer Sascha Hildmann stellte nach dem 0:2 in Ulm auf vier Positionen um: Hahn spielte hinten zentral für Scherder, Böckle links für Schad. Ins Mittelfeld rückten Bouchama und Lorenz für Oubeyapwa und Steczyk.

Sein Gegenüber Thomas Stamm wollte im Vergleich zum 1:1 gegen Dresden Lungwitz, Lienhard, Rüdlin und Al Ghaddioui für Fallmann, Yilmaz, Sturm und Ambros bringen. Weil sich Johansson beim Aufwärmen muskulär nicht fit fühlte, begann Fallmann schließlich doch.

3. liga, 34. spieltag

Dass die Preußen etwas gutmachen wollten nach zwei Niederlagen, war dem Spiel in der Startphase schnell anzumerken. Koulis’ Kopfball nach Lorenz-Vorlage kratzte Sauter stark aus der Ecke (1.). Erwähnter Sauter spielte den Hausherren wenig später in die Karten: Nach einem Rückpass kam der Schlussmann mit dem rechten Torpfosten ins Gehege, Batmaz roch den Braten, ging dazwischen, spielte schnell zurück auf Grodowski, der nur noch abstauben musste – 16. Saisontor (6.).

Sauter machte seinen Patzer wenig später bei einem Mrowca-Volleyschuss halbwegs wieder gut (9.) und hielt auch einen Freistoß von Lorenz (18.). Danach verflachte das Spiel bei weiterhin kontrollierenden Hausherren und ging mit 1:0 in die Pause.

Batmaz veredelt den Konter

Auch der zweite Durchgang kam schleppend in die Gänge. Münster machte gefühlt nur so viel, wie nötig war, um die SC-Zweite in Schach zu halten. Es dauerte bis zur 73. Minute, ehe Batmaz nach Lorenz-Ecke den Pfosten traf und auch der folgende Hahn-Kopfball auf der Linie geklärt werden konnte. Auf der Gegenseite ging Sturm durch bis vor Preußen-Tor und prüfte Schulze Niehues mit einem scharfen Schrägschuss (75.).

Danach lief der Gegenangriff der Adlerträger, den Batmaz nach Grodowski-Assist zum 2:0 veredelte (76.). Damit war die Luft aus diesem Spiel raus – und Freiburg wenig später abgestiegen. Ein Jahr nach Platz zwei muss der Sport-Club die 3. Liga wieder in Richtung Regionalliga Südwest verlassen.

Die Preußen, ihrerseits weiter dick im Geschäft, müssen am kommenden Samstag bei Viktoria Köln ran (14 Uhr). Die Freiburger Zweitvertretung empfängt tags darauf Ulm (16.30 Uhr).

Das Restprogramm der Drittligisten

Hinter dem Top-Duo Regensburg/Ulm machen sich noch einige Klubs Hoffnung auf den Aufstieg. Im Keller kämpfen Traditionsvereine mit Bundesliga-Geschichte gegen den Absturz in die Viertklassigkeit. Das Restprogramm der 20 Drittligisten im Überblick.

Saarbrücken liegt in Lauerstellung zu Rang 3 in der 3. Liga.

Saarbrücken liegt in Lauerstellung zu Rang 3 in der 3. Liga.

picture alliance / Fußball-News Saarland

1. SSV Ulm 1846 Fußball – 62 Punkte (Tordifferenz +20)

Regensburg (H), Freiburg II (A), Köln (H), Dortmund II (A), Verl (H)

2. Jahn Regensburg – 61 Punkte (+13)

Ulm (A), Dresden (H), Freiburg II (A), Köln (A), Saarbrücken (H)

3. Dynamo Dresden – 55 Punkte (+14)

Regensburg (A), Verl (H), Unterhaching (A), Duisburg (H)

4. Preußen Münster – 55 Punkte (+12)

Freiburg II (H), Köln (A), Saarbrücken (H), Verl (A), Unterhaching (H)

5. Rot-Weiss Essen – 54 Punkte (+6)

Saarbrücken (A), Ingolstadt (H), Sandhausen (A), 1860 München (H), Lübeck (A)

6. 1. FC Saarbrücken – 53 Punkte (+19)

Essen (H), Halle (H), Münster (A), Freiburg II (H), Regensburg (A)

7. SV Sandhausen – 52 Punkte (+3)

Duisburg (A), Essen (H), Mannheim (A), Ingolstadt (H)

8. Erzgebirge Aue – 52 Punkte (+1)

Dortmund II (A), Bielefeld (H), Duisburg (A), Mannheim (H)

9. FC Ingolstadt – 49 Punkte (+13)

Essen (A), Mannheim (H), Lübeck (H), Sandhausen (A)

10. Borussia Dortmund II – 49 Punkte (+5)

Aue (H), 1860 München (A), Ulm (H), Halle (A)

11. SpVgg Unterhaching – 49 Punkte (+1)

1860 München (H), Halle (A), Dresden (H), Münster (A)

12. Viktoria Köln – 48 Punkte (-1)

Münster (H), Ulm (A), Regensburg (H), Freiburg II (A)

13. SC Verl – 46 Punkte (+2)

Mannheim (H), Dresden (A), Münster (H), Ulm (A)

14. 1860 München – 43 Punkte (+2)

Unterhaching (A), Dortmund II (H), Essen (A), Bielefeld (H)

15. Arminia Bielefeld – 41 Punkte (+/-0)

Lübeck (H), Aue (A), Halle (H), 1860 München (A)

16. Waldhof Mannheim – 38 Punkte (-9)

Verl (A), Ingolstadt (A), Sandhausen (H), Aue (A)

17. Hallescher FC – 35 Punkte (-18)

Saarbrücken (A), Unterhaching (H), Bielefeld (A), Dortmund II (H)

18. MSV Duisburg – 30 Punkte (-20)

Sandhausen (H), Lübeck (A), Aue (H), Dresden (A)

19. VfB Lübeck – 27 Punkte (-37)

Bielefeld (A), Duisburg (H), Ingolstadt (A), Essen (H)

20. SC Freiburg II – 24 Punkte (-26)

Münster (A), Ulm (H), Regensburg (H), Saarbrücken (A), Köln (H)

Anmerkung: Die zweiten Mannschaften sind nicht aufstiegsberechtigt.

Stamm formuliert das Ziel für Freiburgs Saisonausklang

Fünf Spiele stehen für den SC Freiburg II in der 3. Liga noch an, dann wird es nächste Saison für die Zweitvertretung der Breisgauer wohl in der Regionalliga weitergehen. Der scheidende Trainer Thomas Stamm will die Partien nicht abschenken.

Mit Freiburg II wohl auf Abschiedstour: Trainer Thomas Stamm.

Mit Freiburg II wohl auf Abschiedstour: Trainer Thomas Stamm.

IMAGO/Eibner

Den Abstieg wird Freiburg II nicht mehr verhindern können, vielmehr könnte der Gang in die Viertklassigkeit bereits am kommenden Wochenende feststehen. Gewinnt Freiburg am Sonntag (16.30 Uhr, LIVE! bei kicker) nicht in Münster, ist der Abstieg besiegelt. Das wäre auch der Fall, sollten Bielefeld (am Freitagabend in Sandhausen) und Mannheim (am Sonntag gegen Essen) ihre Spiele gewinnen.

Saison 2023/24

Dabei hatte Freiburg zuletzt mit sieben Punkten aus vier Spielen positiv überrascht und mit dem jüngsten 1:1 gegen Dresden die Sorgenfalten von Dynamo im Aufstiegsrennen vergrößert. “Wir hatten uns viel vorgenommen für die Rückrunde, sind aber nicht so gut reingestartet. Jetzt sind wir besser drin”, erklärte Thomas Stamm nach der Partie gegen die SGD bei MagentaSport. “Ziel ist, so viele Punkte wie möglich zu holen.”

24 Zähler sind es derzeit, 73 waren es vergangene Saison. Die schloss Freiburg II auf Platz 2 ab. Nun heißt es wohl: vom Vizemeister zum Absteiger. Die Abgänge der Leistungsträger Vincent Vermeij (Düsseldorf), Lars Kehl (Osnabrück) und Philipp Treu (St. Pauli) konnten nicht kompensiert werden, zudem hatte Stamm mit vielen Verletzungsproblemen zu kämpfen.

Greifen Wiklöf und Besio nochmal ein?

Zu den Verletzten gehörten auch Offensivmann Oscar Wiklöf (21), in der vergangenen Spielzeit immerhin 24-mal im Einsatz, in der laufenden Saison aber nur mit einem Kurzeinsatz. Oder auch Stürmer Alessio Besio (20). Der kam vom FC St. Gallen, sollte eigentlich die Vermeji-Lücke schließen, fiel aber bislang verletzt aus. Beide machten zuletzt Fortschritte. Ob sie im Saisonendspurt noch auflaufen, kann der scheidende Trainer nicht genau sagen: “Wir müssen schauen, ob es noch reicht.”

Für den Vizemeister indes wird es für die 3. Liga nicht mehr reichen. Ein Trost wird da nicht sein, dass sich 2020/21 der FC Bayern München II sogar als amtierender Meister aus der Drittklassigkeit verabschiedete.

Zimmerschied-Schlenzer zu wenig: Sturm schockt Dresden vor der Pause

3. Liga – Highlights by MagentaSport 14.04.2024

Zimmerschied-Schlenzer zu wenig: Sturm schockt Dresden vor der Pause

5:39Dresdens Negativserie geht auch bei Schlusslicht Freiburg II weiter. Nach einer wilden Phase nach dem Seitenwechsel kam Dynamo in der Schlussphase nochmal stark auf, es reichte jedoch nicht für einen Dreier. Und so wartet die SGD seit nunmehr vier Spielen auf einen Sieg.