“Sieht jetzt natürlich blöd aus”: Viel Ärger um Gaals irregulären Siegtreffer

Nach dem 2:1-Sieg des SSV Ulm 1846 gegen Freiburg II stand vor allem der zu Unrecht gegebene Siegtreffer von Tom Gaal im Fokus. Der Verteidiger hatte sich den Ball mit der Hand vorgelegt – und das gegenüber dem Schiedsrichter bestritten.

Die fragliche Szene: Tom Gaal trifft zum 2:1, zuvor spielte er den Ball mit der Hand.

Die fragliche Szene: Tom Gaal trifft zum 2:1, zuvor spielte er den Ball mit der Hand.

IMAGO/Eibner

“Spitzenreiter, Spitzenreiter”, sangen die zahlreich nach Freiburg mitgereisten Ulmer Fans, die Spieler hüpften dazu im Takt. Der SSV hatte sich in den 90 Minuten zuvor eine exzellente Ausgangslage im Aufstiegskampf erarbeitet: Nach dem 2:1-Sieg beim Schlusslicht Freiburg II grüßen die Spatzen weiter von der Tabellenspitze, haben den Relegationsplatz 3 schon sicher und können bereits am nächsten Wochenende den Durchmarsch in die 2. Bundesliga perfekt machen.

3. Liga, 35. Spieltag

Es schien ein rundum gelungener Spieltag aus Sicht der Ulmer gewesen zu sein, die sich gegen einen stark aufspielenden Sport-Club behaupteten. Doch eine Szene sorgte während und nach dem Spiel für Diskussionen und stellte die Ulmer Siegesfreude ein wenig in den Schatten. Sie betraf den Siegtreffer von Tom Gaal in der 82. Minute, an dessen Regularität es hinterher auf beiden Seiten arge Zweifel gab.

Was war passiert? Nach einer Ecke lenkte Lennart Stoll einen Kopfball an den Pfosten, den Abpraller legte sich Gaal mit der Hand vor und staubte anschließend aus kürzester Distanz ab. In Realgeschwindigkeit war das Handspiel nicht klar zu erkennen, Schiedsrichter Nicolas Winter entschied daher auf Tor. Doch mit Zeitlupe und Standbild war der Regelverstoß nicht mehr zu leugnen, weder für die Freiburger noch für die Ulmer.

Stamm und Wörle hinterher einig

“Klares Handspiel, das muss er sehen”, ärgerte sich SCF-Coach Thomas Stamm über die Fehlentscheidung des Unparteiischen, die seine Mannschaft letztlich um den eigentlich verdienten Punkt gebracht hatte. Seine Spieler hatten den von Stamm zuvor geforderten “Charakter” gezeigt und das Spiel phasenweise sogar dominiert. “Dass dann das Spiel so entschieden wird, ist extrem schade”, war Freiburgs scheidender Trainer bedient.

Dass das Spiel so entschieden wird, ist extrem schade.

Freiburg-Trainer Thomas Stamm über den irregulären Siegtreffer von Tom Gaal

Auch Ulms Trainer Thomas Wörle gab zu: “Sieht nach Hand aus.” Allerdings ordnete der 42-Jährige gegenüber MagentaSport sofort ein, dass in der Wiederholung natürlich alles langsamer laufe und daher besser zu erkennen sei. “Aber diese Chance hat keiner auf dem Platz. Da geht alles sauschnell”, so der SSV-Coach.

Gaal in Erklärungsnot: “Schwer jetzt was zu sagen”

Für Aufregung sorgte besonders, dass Schiedsrichter Winter nach dem Treffer zu Gaal selbst gegangen war und nachgefragt hatte, ob der Verteidiger den Ball mit der Hand gespielt hatte. Der 23-Jährige verneinte, deutete auf seine linke Hüfte, mit der er den Ball gespielt haben wollte. “Es geht um viel für Ulm, das kann ich ein Stück weit nachvollziehen, aber unabhängig von der Situation wäre Ehrlichkeit ganz gut”, zeigte sich Stamm missmutig. Wörle nahm seinen Spieler dagegen in Schutz, es sei eine Situation gewesen, “wo du selber gar nicht wahrnimmst, wo die Kugel gelandet ist”.

Und Gaal selbst? Der geriet nach dem Spiel bei MagentaSport in Erklärungsnot: “Mir werden es die Leute jetzt eh nicht glauben, aber ich habe wirklich gedacht, dass er mir an die Hüfte springt. Das sieht jetzt natürlich blöd aus.” Alles sei so schnell gegangen, den Treffer erklärte er mit Instinkt, in dem Moment mache man sich keine Gedanken. “Die Leute, die mir das übel nehmen, sollen es mir übel nehmen. Es ist schwer jetzt was zu sagen”, so der 23-Jährige.

Ulm will “i-Tüpfelchen” auf die Saison

Die Blicke der Ulmer gingen dann nach vorne, schließlich können sie am nächsten Samstag (14 Uhr, LIVE! bei kicker) vor ausverkaufter Kulisse im heimischen Donaustadion gegen Viktoria Köln den Aufstieg perfekt machen. “Das wäre das Nonplusultra, das i-Tüpfelchen auf eine unglaubliche Saison”, war Gaal schon voller Vorfreude. Das Team wolle unbedingt schon den ersten von drei Matchbällen nutzen, so der umstrittene Matchwinner, “und wenn wir was wollen, das haben wir die Saison schon oft gezeigt, dann können wir das schaffen”.

Dank Gaals umstrittenem Treffer in: Ulm fehlt noch ein Sieg zum Aufstieg

Dank eines umstrittenen Treffers von Tom Gaal, bei dem womöglich die Hand im Spiel war, setzt sich der SSV Ulm 1846 Fußball mit 2:1 beim SC Freiburg II durch. Damit haben die Spatzen drei Matchbälle zum Aufstieg, der Relegationsplatz ist ihnen schon sicher.

Lässt sich für seinen Treffer feiern trotz eines möglichen Handspiels: Tom Gaal.

Lässt sich für seinen Treffer feiern trotz eines möglichen Handspiels: Tom Gaal.

IMAGO/Eibner

Freiburgs Trainer Thomas Stamm veränderte seine Startelf im Vergleich zur 0:2-Niederlage bei Preußen Münster, die den Abstieg der Breisgauer in die Regionalliga nach drei Jahren in der 3. Liga besiegelte, auf zwei Positionen: Ambros und Breunig spielten für Fahrner und Baur, die beide mit einer Blessur am Sprunggelenk nicht im Kader standen.

Spatzen-Coach Thomas Wörle, der mit Ulm im Jahr 2024 weiter ungeschlagen ist, setzte nach dem 1:0-Heimerfolg im Spitzenspiel gegen Regensburg auf größtmögliche Kontinuität. Lediglich den gelbgesperrten Higl musste Wörle durch Kastanaras ersetzen, ansonsten blieb die Startelf unverändert.

Lungwitz klärt in der Anfangsphase auf der Linie

Ulm startete furios in die Partie, setzte Freiburg mit und gegen den Ball unter enormen Druck und überrannte die Hausherren förmlich. Chessa schoss eine Freistoß von der Strafraumgrenze flach unter der Mauer durch, doch Sauter konnte parieren (5.). Danach blockte Rüdlin einen Schuss von Stoll aus kurzer Distanz (7.), ehe Rösch per Dropkick nur den Innenpfosten traf und Lungwitz den Ball auf der Linie klären konnte (9.).

3. Liga, 35. Spieltag

Freiburg überstand diese Druckphase zu Spielbeginn unbeschadet und fand danach immer besser ins Spiel. Mit gutem Passspiel entzogen sich die Breisgauer dem Druck der Spatzen und nahmen diesen so das Tempo. Nach vorne blieb der Sport-Club jedoch zu harmlos, lediglich Al Ghaddioui hatte per Kopf die Riesenchance zum 1:0 (22.).

Ulm tat sich mit laufender Spieldauer immer schwerer und kam gegen Ende des ersten Durchgangs kaum noch durch – Freiburg hatte den Spatzen den Zahn gezogen. Aus der Distanz prüften Scienza (32.) und Strompf (44.) Sauter im SC-Tor, doch der zeigte keine Schwäche. Mit einem 0:0 ging es folglich in die Kabinen, Freiburg durfte sich von seinen Fans für eine starke erste Hälfte feiern lassen.

Ulms Führung hält nur kurz

Die Spatzen kamen nach Wiederanpfiff etwas druckvoller aus der Kabine und belohnten sich nach einer tollen Kombination gleich mit dem Führungstreffer: Rösch bediente Maier, der aus fünf Metern nur noch den Fuß hinhalten musste (51.).

Doch Freiburg zeigte sich vom Gegentreffer unbeeindruckt und knüpfte an den starken Auftritt aus Halbzeit eins an. Nach einer Fallmann-Flanke köpfte Lienhard schließlich an den weit ausgestreckten Arm von Stoll, Breunig ließ sich die Chance nicht nehmen und traf vom Punkt zum postwendenden Ausgleich (56.).

Handspiel vor dem Entscheidungstreffer?

Die Partie wurde nun offen geführt, beide Seiten suchten die Flucht nach vorne, die besseren Chancen gehörten dabei den Spatzen: Nach einer Chessa-Ecke köpfte Maier in Rücklage daneben (64.), Chessa jagte einen Schuss knapp über die Latte (70.) und Reichert schoss nach einer Ecke volley rechts vorbei (75.). Auf der anderen Seite verfehlte Manzambi das Tor mit einem Schlenzer nur knapp (76.).

Eine Ecke brachte Ulm schließlich auf die Siegesstraße: Stoll lenkte einen Kopfball von Reichert an den Pfosten, Gaal staubte aus kürzester Distanz zum 2:1 ab (82.). Doch der Treffer sorgte für große Proteste, da sich der Verteidiger den Ball vermeintlich mit der Hand vorgelegt hatte – jedoch unerkannt von Schiedsrichter Nicolas Winter. Der Treffer blieb bestehen.

Relegation perfekt, Aufstieg am nächsten Wochenende?

Freiburg schaffte es danach gegen clever verteidigende Ulmer nicht mehr, nochmal Druck aufzubauen, sodass die drei Punkte für die Spatzen nicht mehr gefährdet wurden. Der SSV hat damit den Relegationsplatz sicher und hat zudem drei Matchbälle im Kampf um den Aufstieg. Bereits mit einem Sieg am nächsten Wochenende vor heimischen Publikum kann der SSV den Durchmarsch in die 2. Bundesliga perfekt machen. Gegner ist am Samstag (14 Uhr, LIVE! bei kicker) Viktoria Köln.

Freiburg hat am kommenden Samstag (14 Uhr) den vierten Gegner aus der Top Vier der Liga hintereinander vor der Brust, diesmal ist Jahn Regensburg zu Gast. Ulm ist vor der möglichen Aufstiegsparty noch am Mittwoch (17.30 Uhr) im Landespokal-Halbfinale gegen Sonnenhof Großaspach gefordert.