Muzzicato: Ein “schlampiges Genie” übernimmt die SC-Talente

Die Zweitvertretung des SC Freiburg steht vor dem Neustart in der Regionalliga. Der Wunschtrainer für diese Mission ist gefunden – und kann seinen künftigen Schützlingen nicht nur als Lehrmeister sondern auch als abschreckendes Beispiel dienen.

Wunschtrainer bei Freiburgs Zweitvertretung: Benedetto Muzzicato,

Wunschtrainer bei Freiburgs Zweitvertretung: Benedetto Muzzicato,

imago images

Seit dem 0:2 bei Preußen Münster am Sonntag ist der Abstieg der Freiburger Zweitvertretung aus der 3. Liga besiegelt. Dass Trainer Thomas Stamm den Verein verlassen wird, steht bereits seit einigen Wochen fest. Nach kicker-Informationen haben die Breisgauer nun den Nachfolger für den Neustart in der Regionalliga fest an der Angel: Benedetto Muzzicato (45), zuletzt von 2019 bis 2022 Coach bei Viktoria Berlin, soll ab 1. Juli die Breisgauer Talente fordern und fördern.

Für Muzzicato, geboren in Bremerhaven, in jedem Fall auch geographisch eine Horizonterweiterung. War der Mann, der 2023 die höchste DFB-Trainerlizenz erworben hat, doch außer in Berlin bislang ausschließlich im Norden aktiv. Als Mittelfeldspieler unter anderem bei Hannover 96 II und Werder Bremen, wo er als schlampiges Genie galt, weshalb ihm der Bundesliga-Durchbruch verwehrt blieb. Als Trainer beispielsweise beim FC Oberneuland, dem BSV Rehden oder der U 15 von Werder Bremen als Assistent des späteren Bundesliga-Chefcoaches Florian Kohfeldt.

Mir ist entgegengekommen, dass ich als Spieler so schlampig war.

Benedetto Muzzicato

Seine Versäumnisse als Spieler, bewertete Muzzicato vor einiger Zeit im Gespräch mit buten und binnen, empfinde er in der Trainerrolle als förderlich: “Mir ist entgegengekommen, dass ich als Spieler so schlampig war.” Umso besser und authentischer könnte er Talenten an der Schwelle zum Profifußball nun vermitteln, worauf es ankommt. Und: Die eigene Trainerlaufbahn betrieb Muzzicato nach eigener Aussage umso akribischer. “Ich kam an den Punkt, an dem ich mich gefragt habe: Junge, was willst du eigentlich? Wie als Spieler durch Bremen tingeln und schauen, dass du hier und da mal ein bisschen was verdienst? Oder nimmst du es richtig ernst?”

Viktoria Berlin führte er bereits einmal aus der Regionalliga nach oben

Dass die Verantwortlichen der Talent- und Trainerschmiede SC Freiburg ihm die Verantwortung für ihre höchste Nachwuchsmannschaft übertragen, darf Muzzicato getrost als beste Bestätigung für seine bisherige Entwicklung werten.

In der Saison 2020/21 führte er bereits Viktoria Berlin aus der Regionalliga in die Drittklassigkeit. Gegen eine Wiederholung dieses Coups hätten sie an seiner künftigen Wirkungsstätte gewiss nichts einzuwenden.

Thiemo Müller

Stamm formuliert das Ziel für Freiburgs Saisonausklang

Fünf Spiele stehen für den SC Freiburg II in der 3. Liga noch an, dann wird es nächste Saison für die Zweitvertretung der Breisgauer wohl in der Regionalliga weitergehen. Der scheidende Trainer Thomas Stamm will die Partien nicht abschenken.

Mit Freiburg II wohl auf Abschiedstour: Trainer Thomas Stamm.

Mit Freiburg II wohl auf Abschiedstour: Trainer Thomas Stamm.

IMAGO/Eibner

Den Abstieg wird Freiburg II nicht mehr verhindern können, vielmehr könnte der Gang in die Viertklassigkeit bereits am kommenden Wochenende feststehen. Gewinnt Freiburg am Sonntag (16.30 Uhr, LIVE! bei kicker) nicht in Münster, ist der Abstieg besiegelt. Das wäre auch der Fall, sollten Bielefeld (am Freitagabend in Sandhausen) und Mannheim (am Sonntag gegen Essen) ihre Spiele gewinnen.

Saison 2023/24

Dabei hatte Freiburg zuletzt mit sieben Punkten aus vier Spielen positiv überrascht und mit dem jüngsten 1:1 gegen Dresden die Sorgenfalten von Dynamo im Aufstiegsrennen vergrößert. “Wir hatten uns viel vorgenommen für die Rückrunde, sind aber nicht so gut reingestartet. Jetzt sind wir besser drin”, erklärte Thomas Stamm nach der Partie gegen die SGD bei MagentaSport. “Ziel ist, so viele Punkte wie möglich zu holen.”

24 Zähler sind es derzeit, 73 waren es vergangene Saison. Die schloss Freiburg II auf Platz 2 ab. Nun heißt es wohl: vom Vizemeister zum Absteiger. Die Abgänge der Leistungsträger Vincent Vermeij (Düsseldorf), Lars Kehl (Osnabrück) und Philipp Treu (St. Pauli) konnten nicht kompensiert werden, zudem hatte Stamm mit vielen Verletzungsproblemen zu kämpfen.

Greifen Wiklöf und Besio nochmal ein?

Zu den Verletzten gehörten auch Offensivmann Oscar Wiklöf (21), in der vergangenen Spielzeit immerhin 24-mal im Einsatz, in der laufenden Saison aber nur mit einem Kurzeinsatz. Oder auch Stürmer Alessio Besio (20). Der kam vom FC St. Gallen, sollte eigentlich die Vermeji-Lücke schließen, fiel aber bislang verletzt aus. Beide machten zuletzt Fortschritte. Ob sie im Saisonendspurt noch auflaufen, kann der scheidende Trainer nicht genau sagen: “Wir müssen schauen, ob es noch reicht.”

Für den Vizemeister indes wird es für die 3. Liga nicht mehr reichen. Ein Trost wird da nicht sein, dass sich 2020/21 der FC Bayern München II sogar als amtierender Meister aus der Drittklassigkeit verabschiedete.

Streich über Schuster und Stamm: “Zwei außergewöhnlich tolle Optionen”

Anderthalb Wochen nach der Abschiedsankündigung von Cheftrainer Christian Streich hat der SC Freiburg bekanntgegeben, dass auch Thomas Stamm, Cheftrainer der zweiten Mannschaft, den Verein verlassen wird. Auch er hatte gute Chancen auf den Job in der Bundesliga, erklärte Streich, der ihn auf eine Stufe mit seinem Nachfolger Julian Schuster hob.

Der aktuelle Freiburger Cheftrainer und sein Nachfolger: Christian Streich (li.) und Julian Schuster.

Der aktuelle Freiburger Cheftrainer und sein Nachfolger: Christian Streich (li.) und Julian Schuster.

IMAGO/Sven Simon

Obwohl sich der SC Freiburg bei der Nachfolger-Suche für Streich auch extern umgeschaut und Gespräche geführt hat, lief es auf eine interne Lösung hinaus, weil der Verein “zwei außergewöhnlich tolle Optionen” hatte, wie der scheidende Chefcoach betonte. Der Sport-Club hat sich bekanntlich für Ex-Spieler Julian Schuster entschieden, und damit gegen den aktuellen U 23 und früheren U-19-Trainer Thomas Stamm. “Julian wird Trainer, was extrem erfreulich ist, und wenn Thomas Trainer geworden wäre, wäre es auch extrem erfreulich gewesen”, kommentierte das Streich in der Pressekonferenz vor dem Auswärtsspiel bei Borussia Mönchengladbach (Samstag, 15.30 Uhr, LIVE! bei kicker), in der sein bevorstehender Abschied ein großes Thema war.

In das Trainerteam des Bundesligisten ist Schuster bereits seit seinem Karriereende als Spieler involviert, in den vergangenen Jahren wurde die Zusammenarbeit aber noch intensiver. 2018 stieg er als erster Verbindungstrainer des Vereins ein, der sich um Spieler an der Schnittstelle zwischen Nachwuchsbereich und Profis kümmert. Schon in der vergangenen Saison war er auch bei den Europa-League-Spielen dabei und übernahm Videoanalysen. “Das hat sich so entwickelt, es wurde mehr, weil wir viel Europapokal gespielt haben”, berichtete Streich. “Er hat den Fußballlehrer gemacht, wurde bei uns immer mehr eingebunden, war bei uns im Trainerbüro. Wir haben da gar keine großen Gespräche drüber geführt, das hat sich so ergeben, das war so SC-Freiburg-mäßig, wie wir es immer gemacht haben, wenn Leute dazu kamen.”

Als Beispiel nannte er Co-Trainer Florian Bruns, der 2017 in dieser Funktion zu seinem Ex-Verein zurückkehrte, bei dem er von 1999 bis 2003 gespielt hat. Bei einem Treffen in Basel habe Bruns ihn gefragt, was seine Aufgabenbereiche sein werden, erzählte Streich: “Alles, habe ich gesagt, du wirst bei allem mit dabei sein. Und das war so. So ist das bei Julian auch entstanden, weil das fließende Prozesse sind.” Ob Bruns auch im künftigen Trainerteam mitwirken wird, scheint noch nicht ganz klar zu sein. Streich wollte sich dazu jedenfalls nicht äußern.

Streich schwärmt von Stamm: “Haben viel von ihm gelernt”

Viel Lob verteilte er an Stamm, der nach neun Jahren im Verein am Saisonende eine neue Herausforderung suchen wird. “Er ist ein toller Trainer, der hervorragende Arbeit im Nachwuchsbereich und in der zweiten Mannschaft gemacht hat. Er kann super Spieler entwickeln”, sagte Streich über den 41-Jährigen. “Wir hatten einen guten Austausch, haben immer mal wieder Trainings zusammen gemacht, bei denen wir erste und zweite Mannschaft gemischt haben.”

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Er habe viel eingebracht an Inhalten. “Wir alle haben viel von ihm gelernt”, erklärte der SC-Coach, “es war mir eine große Freude, mit ihm zusammenzuarbeiten.” Und er weitete das auf die gesamte Arbeit in der Freiburger Fußballschule aus: “Dort werden Sachen ausprobiert, da kann man noch ein bisschen mehr ausprobieren. Da sind Topleute, die sind innovativ.”

Streich ist sich sicher, dass Stamm “auf jeden Fall gute Möglichkeiten kriegen wird, weil er gut ist”. Dass er Freiburg jetzt verlässt, hält der 58-Jährige für richtig. “Ich bin fest davon überzeugt, dass er eine gute Wahl trifft, um seinen Weg weiter gehen zu können, und wünsche ihm alles Gute.” Außerdem kündigte Streich an, dass er ihn weiter verfolgen werde: “Ich werde den Fernseher anschalten und schauen, wie seine Mannschaft spielt.” Und er ist überzeugt davon, dass sie gut spielt, “weil seine Mannschaften immer eine klare Struktur und ein gutes Spiel auf den Platz bringen”.

Daniela Frahm

Stamm verlässt Freiburg II am Saisonende

Thomas Stamm schien der logische Nachfolger von Christian Streich beim SC Freiburg. Der Fußball-Bundesligist hat sich bekanntermaßen anders entschieden. Seit Donnerstag steht nun fest, der Trainer des SC Freiburg II wird den Verein zum Saisonende verlassen.

Thomas Stamm verlässt nach neun Jahren den SC Freiburg im Sommer.

Thomas Stamm verlässt nach neun Jahren den SC Freiburg im Sommer.

IMAGO/Steinsiek.ch

Die Karrieretreppe von Thomas Stamm besteht aus hochwertigem und stabilem Holz. Die Stufen sind nicht allzu weit voneinander entfernt – die nächste Ebene ist stets in Reichweite und doch geht der 41-Jährige den Weg dorthin mit großer Sorgfalt.

Als im Sommer 2023 nach der großartigen Saison des SC Freiburg II in der dritten Fußballliga sein Name immer wieder mit Vereinen aus der 2. Bundesliga oder Spitzenteams aus der Schweiz in Verbindung gebracht wurde, beschäftigte sich Thomas Stamm nur mit einem Thema: Wie kann ich den enormen personellen Umbruch der U 23 des Sport-Clubs mit meinem Trainerteam am besten bewerkstelligen? An einem Verbleib im Breisgau ließ er zumindest nach außen nie Zweifel aufkommen. Der Reiz, wieder eine neue, junge und hungrige Mannschaft aufzubauen, war für den Schweizer größer, als die Versuchung, auf dem Weg nach oben zwei, drei Stufen auf einmal zu gehen.

Es hebt dich im Verein keiner auf den Thron, wenn es gut läuft. Es reißt dir aber auch keiner den Kopf ab, wenn nicht.

Thomas Stamm

Nun ein knappes Jahr später, ist die Situation eine andere. Spätestens, dass Julian Schuster beim Sport-Club das Streich-Erbe antreten wird, dürfte Stamm zum Umdenken gebracht haben. “Es hebt dich im Verein keiner auf den Thron, wenn es gut läuft. Es reißt dir aber auch keiner den Kopf ab, wenn nicht”, drückte Stamm unlängst noch seine Wertschätzung für den Klub aus, bei dem er vor knapp neun Jahren die U 19 übernommen hatte.

Dass das Gefühl der Wertschätzung und Verbundenheit nicht einseitig ist, das signalisierte der SC Freiburg, als die Ergebnisse in der laufenden Saison bei der U 23 nicht stimmten. Beim abgeschlagenen Tabellenschlusslicht kam nie eine Trainerdiskussion auf. “Er macht die Dinge immer noch genau gleich, wie er es im vergangenen Jahr gemacht hat. Diese Ruhe zeichnet ihn aus”, sagte Felix Roth, der Verbindungstrainer zwischen der Freiburger Fußballschule und der Zweitvertretung.

Stamm lässt offensivorientiert spielen

Stamm, der Sohn eines Schweizers und einer Deutschen ist ein moderner Trainer, der eine klare Spielidee hat. Offensivorientiert lässt er spielen, auch als Tabellenletzter hat seine Mannschaft derzeit mit den höchsten Ballbesitzanteil in der dritten Liga. In der Systematik ist Stamm sehr flexibel. Oft verändert er seine taktische Ausrichtung auch während der 90 Minuten.

Zu seinen Spielern prägt der ehemalige Außenbahnspieler, der unter anderem für den FC Schaffhausen und dem FC Winterthur aktiv war, ein gutes und doch auch autoritäres Verhältnis. “Herr Stamm hat mich und die Mannschaft auf ein anderes Level gebracht”, sagte Lars Kehl, der mittlerweile für den VfL Osnabrück in der 2. Bundesliga spielt, zum Ende der vergangenen Saison.

Der er in seiner aktiven Laufbahn von schwerwiegenden Verletzungen ausgebremste SC-Coach fordert viel von seinen Spielern. So war es in den drei Drittligajahren stets der Fall, dass seine Mannschaften etwas Zeit benötigten, um die Ideen ihres Fußballlehrers zu verstehen und umzusetzen. Anschließend war der Stamm-Fußball aber stets erkennbar und über weite Teile der Zusammenarbeit auch sehr erfolgreich.

Thomas leistet seit Jahren mit seinen Trainerteams hervorragende Arbeit.

Martin Schweizer

Zu den größten Erfolgen des Fußballtrainers Thomas Stamm zählt neben der Vizemeisterschaft in der Saison 2022/23 in der dritten Fußballliga zweifelsohne der Triumph mit den A-Junioren des Sportclubs im DFB-Pokalfinale 2018. “Thomas leistet seit Jahren mit seinen Trainerteams hervorragende Arbeit”, würdigte Martin Schweizer, der sportliche Leiter der Freiburger Fußballschule Stamm unlängst, und auch SC-Sportdirektor Klemens Hartenbach war zuletzt voll des Lobes: “Eine Mannschaft für die anspruchsvolle dritte Liga zu formen und gleichzeitig Talente zu entwickeln, ist nicht einfach. Thomas Stamm und sein Trainerstab meistern diese Aufgabe in einem außerordentlich guten Maß.”

Der Gang in die Bundesliga als Streich-Nachfolger blieb dem hochgelobten Stamm, der auch bei seinen Trainerkollegen in der dritten Liga ein exzellentes Standing genießt, allerdings verwehrt.
Der Schritt in die 2. Bundesliga oder die Beletage des deutschen Fußballs ist dem Schweizer dennoch weiter zuzutrauen. Es wäre auf seinem bisher mit so viel Weitsicht und Bodenhaftung absolvierten Weg zweifelsohne der größte Schritt. Dass Stamm ihn zumindest noch nicht beim SC Freiburg, der für ihn ein Herzensverein geworden ist, geht, bedeutet auch für interessierte Vereine, dass der Markt um einen interessanten Trainer reicher geworden ist.

U-19-Coach Weis ein Nachfolge-Kandidat

Dabei dürfte imponieren, dass Stamm bisher seine Karriereschritte mit großer Sorgfalt gegangen ist. Auch seine Fähigkeit eine Mannschaft zu entwickeln und auch in schwierigen Phasen bei Laune zu halten, hat sich herumgesprochen. Wie groß der nächste Schritt beim Schweizer nun ausfällt, das hängt von den Angeboten ab und final muss es der 41-Jährige nun alleine entscheiden.

Einen Nachfolger für Stamm kommunizierte der SC Freiburg noch nicht. Durchaus möglich ist, dass Bernhard Weis, der mit den A-Junioren im DFB-Pokalfinale steht und mit seiner Mannschaft die U-19-Oberliga Baden-Württemberg verlustpunktfrei anführt, zur nächsten Saison aufrückt.

Lukas Karrer

“Das Maximale herausgeholt”: Stamm verlässt Freiburg II am Saisonende

Thomas Stamm schien der logische Nachfolger von Christian Streich beim SC Freiburg zu sein. Der Bundesligist hat sich bekanntermaßen anders entschieden. Seit Donnerstag steht nun fest, der Trainer des SC Freiburg II wird den Verein zum Saisonende verlassen.

Thomas Stamm verlässt im Sommer nach neun Jahren Freiburg.

Thomas Stamm verlässt im Sommer nach neun Jahren Freiburg.

IMAGO/Steinsiek.ch

Die Karrieretreppe von Thomas Stamm besteht aus hochwertigem und stabilem Holz. Die Stufen sind nicht allzu weit voneinander entfernt – die nächste Ebene ist stets in Reichweite und doch geht der 41-Jährige den Weg dorthin mit großer Sorgfalt.

Als im Sommer 2023 nach der großartigen Saison des SC Freiburg II in der dritten Fußballliga sein Name immer wieder mit Vereinen aus der 2. Bundesliga oder Spitzenteams aus der Schweiz in Verbindung gebracht wurde, beschäftigte sich Thomas Stamm nur mit einem Thema: Wie kann ich den enormen personellen Umbruch der U 23 des Sport-Clubs mit meinem Trainerteam am besten bewerkstelligen? An einem Verbleib im Breisgau ließ er zumindest nach außen nie Zweifel aufkommen. Der Reiz, wieder eine neue, junge und hungrige Mannschaft aufzubauen, war für den Schweizer größer, als die Versuchung, auf dem Weg nach oben zwei, drei Stufen auf einmal zu gehen.

Es hebt dich im Verein keiner auf den Thron, wenn es gut läuft. Es reißt dir aber auch keiner den Kopf ab, wenn nicht.

Thomas Stamm

Nun ein knappes Jahr später, ist die Situation eine andere. Spätestens, dass Julian Schuster beim Sport-Club das Streich-Erbe antreten wird, dürfte Stamm zum Umdenken gebracht haben. “Es hebt dich im Verein keiner auf den Thron, wenn es gut läuft. Es reißt dir aber auch keiner den Kopf ab, wenn nicht”, drückte Stamm unlängst noch seine Wertschätzung für den Klub aus, bei dem er vor knapp neun Jahren die U 19 übernommen hatte.

Dass das Gefühl der Wertschätzung und Verbundenheit nicht einseitig ist, das signalisierte der SC Freiburg, als die Ergebnisse in der laufenden Saison bei der U 23 nicht stimmten. Beim abgeschlagenen Tabellenschlusslicht kam nie eine Trainerdiskussion auf. “Er macht die Dinge immer noch genau gleich, wie er es im vergangenen Jahr gemacht hat. Diese Ruhe zeichnet ihn aus”, sagte Felix Roth, der Verbindungstrainer zwischen der Freiburger Fußballschule und der Zweitvertretung.

Lob von Ex-Spieler Kehl: “Hat mich auf anderes Level gehoben”

Stamm, der Sohn eines Schweizers und einer Deutschen ist ein moderner Trainer, der eine klare Spielidee hat. Offensivorientiert lässt er spielen, auch als Tabellenletzter hat seine Mannschaft derzeit mit den höchsten Ballbesitzanteil in der dritten Liga. In der Systematik ist Stamm sehr flexibel. Oft verändert er seine taktische Ausrichtung auch während der 90 Minuten.

Zu seinen Spielern prägt der ehemalige Außenbahnspieler, der unter anderem für den FC Schaffhausen und dem FC Winterthur aktiv war, ein gutes und doch auch autoritäres Verhältnis. “Herr Stamm hat mich und die Mannschaft auf ein anderes Level gebracht”, sagte Lars Kehl, der mittlerweile für den VfL Osnabrück in der 2. Bundesliga spielt, zum Ende der vergangenen Saison.

Der er in seiner aktiven Laufbahn von schwerwiegenden Verletzungen ausgebremste SC-Coach fordert viel von seinen Spielern. So war es in den drei Drittligajahren stets der Fall, dass seine Mannschaften etwas Zeit benötigten, um die Ideen ihres Fußballlehrers zu verstehen und umzusetzen. Anschließend war der Stamm-Fußball aber stets erkennbar und über weite Teile der Zusammenarbeit auch sehr erfolgreich.

Thomas hat in den zurückliegenden Jahren das Maximale aus seinen Mannschaften herausgeholt.

Klemens Hartenbach

Zu den größten Erfolgen des Fußballtrainers Thomas Stamm zählt neben der Vizemeisterschaft in der Saison 2022/23 in der 3. Liga zweifelsohne der Triumph mit den A-Junioren des Sportclubs im DFB-Pokalfinale 2018. “Thomas leistet seit Jahren mit seinen Trainerteams hervorragende Arbeit”, würdigte Martin Schweizer, der sportliche Leiter der Freiburger Fußballschule Stamm unlängst, und auch Klemens Hartenbach zeigte sich voll des Lobes: “Thomas hat in den zurückliegenden Jahren das Maximale aus seinen Mannschaften herausgeholt. Es ist nicht immer einfach an den Schnittstellen U 19 oder U 23 zu arbeiten, da man oft von der Personalsituation der anderen Mannschaften abhängig ist”, wird der Sportdirektor in der Pressemitteilung zitiert.

Der Gang in die Bundesliga als Streich-Nachfolger blieb dem hochgelobten Stamm, der auch bei seinen Trainerkollegen ein exzellentes Standing genießt, allerdings verwehrt. Der Schritt in die 2. Bundesliga oder die Beletage des deutschen Fußballs ist dem Schweizer dennoch weiter zuzutrauen. Es wäre auf seinem bisher mit so viel Weitsicht und Bodenhaftung absolvierten Weg zweifelsohne der größte Schritt. Dass Stamm ihn zumindest noch nicht beim SC Freiburg, der für ihn ein Herzensverein geworden ist, geht, bedeutet auch für interessierte Vereine, dass der Markt um einen interessanten Trainer reicher geworden ist.

U-19-Coach Weis als Nachfolger?

Dabei dürfte imponieren, dass Stamm bisher seine Karriereschritte mit großer Sorgfalt gegangen ist. Auch seine Fähigkeit eine Mannschaft zu entwickeln und auch in schwierigen Phasen bei Laune zu halten, hat sich herumgesprochen. Wie groß der nächste Schritt beim Schweizer nun ausfällt, das hängt von den Angeboten ab und final muss es der 41-Jährige nun alleine entscheiden.

Einen Nachfolger für Stamm kommunizierte der SC Freiburg noch nicht. Durchaus möglich ist, dass Bernhard Weis, der mit den A-Junioren im DFB-Pokalfinale steht und mit seiner Mannschaft die U-19-Oberliga Baden-Württemberg verlustpunktfrei anführt, zur nächsten Saison aufrückt.

Lukas Karrer

Nach strittigem Platzverweis: Stark fehlt Freiburg II zweimal

Der SC Freiburg II muss in den kommenden beiden Spielen der 3. Liga auf Dauerbrenner Julian Stark verzichten. Der DFB gab diese Entscheidung am Dienstag bekannt – trotz eines strittigen Platzverweises.

Julian Stark (Freiburg II, Mi.) war nach seinem Platzverweis gegen den Halleschen FC sichtbar geschockt.

Julian Stark (Freiburg II, Mi.) war nach seinem Platzverweis gegen den Halleschen FC sichtbar geschockt.

IMAGO/Picture Point LE

Es lief die 76. Minute im Spiel zwischen Drittliga-Schlusslicht SC Freiburg II und dem vom Abstieg bedrohten Halleschen FC. Inmitten einer Rudelbildung traf Julian Stark HFC-Verteidiger Niklas Landgraf etwas unglücklich aufgrund einer Ausholbewegung mit dem Ellenbogen. Zum Unglauben der Hausherren reichte dies dem 28 Jahre jungen Schiedsrichter Mario Hildenbrand für einen Platzverweis, der Wertheimer zückte nach dem theatralischen Schauspiel des Gastspielers glatt Rot.

Drei Tage nach dem Remis am Samstag, bei dem Freiburg in Unterzahl der Last-Minute-Ausgleich gelang, gab der DFB nun das Strafmaß gegen Stark bekannt. Wegen “unsportlichen Verhaltens” muss der 23-Jährige, der gegen den HFC in der Innenverteidigung agierte, in den kommenden beiden Ligaspielen zusehen.

Bislang verpasste Stark kein Ligaspiel 2023/24

Dass Hildenbrand (kicker-Note 4,5) zumindest fragwürdiger Weise auf Rot entschied, ändert an der Sperre wegen der vom Referee angegebenen Tätlichkeit also wenig. Stark wird der Zweitvertretung des Sport-Clubs gegen 1860 München am 30. März (16.30 Uhr) und bei Erzgebirge Aue (6. April, 14 Uhr) auf alle Fälle fehlen. Bis dato kam er in allen 28 Ligapartien diese Saison zum Zug, eine Serie des im Zentrum vielseitig einsetzbaren Dauerbrenners (kicker-Note 3,55, ein Tor) endet also.

Spieler und Verein haben dem Urteil bereits zugestimmt, dieses ist somit rechtskräftig.