Xabi Alonso zieht Schlussfolgerung aus BVB-Erfolg – und fordert “anderen Fokus” gegen Rom

Vor dem Europa-League-Rückspiel gegen die AS Rom hat Leverkusens Trainer Xabi Alonso die Qualität der Bundesliga hervorgehoben. Trotzdem sieht der Spanier mehr als einen Grund, um vor der Aufgabe am Donnerstag zu warnen.

Will die Revanche gegen Rom: Leverkusens Trainer Xabi Alonso.

Will die Revanche gegen Rom: Leverkusens Trainer Xabi Alonso.

IMAGO/Beautiful Sports

Komplett aus den Köpfen ist das Rückspiel aus der vergangenen Saison noch immer nicht. “Wir haben danach sehr gelitten”, sagte Innenverteidiger Edmond Tapsoba am Mittwoch über die Lage in der Mannschaft nach dem 0:0 in der BayArena vor einem Jahr, das nicht zum Einzug ins Endspiel reichte. Auch Trainer Xabi Alonso blickte auf der Pressekonferenz vor der Neu-Auflage ein Jahr später zurück: “Wir haben das Gefühl, das wir letztes Jahr hatten, nicht vergessen”, führte der Spanier aus. “Diese Energie müssen wir für uns nutzen.”

Profitieren kann sein Team dabei aber auch von den veränderten Vorzeichen. Nahm Bayer 04 im Vorjahr noch eine 0:1-Hypothek aus Rom mit, gehen Tapsoba & Co. nun mit einem 2:0-Vorsprung in das Spiel vor heimischer Kulisse. Und während Leverkusen damals in der Liga um die erneute Teilnahme an der Europa League kämpfen musste, steht nun zum gleichen Saisonzeitpunkt schon längst die erste Meisterschaft der Vereinsgeschichte fest – und das in einer Liga, die neben Bayer 04 in der Europa League womöglich sogar beide Champions-League-Finalisten stellen könnte.

Bundesliga stärker als Premier League? “Fakten kann man nicht diskutieren”

“Das ist sehr positiv für die Bundesliga”, kommentierte Xabi Alonso den Final-Einzug von Borussia Dortmund am Dienstagabend und zog die naheliegende Schlussfolgerung: “Dieses hohe Niveau der Bundesliga bedeutet, dass es nicht einfach ist, was wir geschafft haben. Wir waren sehr konstant diese Saison.” Zumal Leverkusen nach wie vor die erste Mannschaft der Liga-Historie werden könnte, die eine Saison komplett ungeschlagen beendet.

Ist die Bundesliga damit sogar stärker als die Premier League, die in Aston Villa nur noch einen Conference-League-Teilnehmer auf internationalem Parkett stellt? “Man kann alles sagen, aber die Ergebnisse sind Ergebnisse, das sind Fakten, die kann man nicht diskutieren”, antwortete der Spanier staatsmännisch.

Der große Liga-Erfolg habe aber nichts mit dem Spiel am Donnerstagabend zu tun. “Morgen wird es eine andere Sache, das ist ein europäisches Halbfinal-Rückspiel”, führte Xabi Alonso aus. “Da brauchen wir eine andere Mentalität, einen anderen Fokus.” Trotz des scheinbar komfortablen Vorsprungs sei man in einer “gefährlichen Situation”, mahnte er. “Ein Tor kann das Mindset schnell ändern.” Dennoch wolle man nicht nur den eigenen Vorsprung verteidigen. “Wir wollen aggressiv sein und das Spiel kontrollieren”, kündigte Xabi Alonso an – und Tapsoba pflichtete ihm bei: “Wir nehmen das Spiel so, als würde es 0:0 stehen. Wir wollen das Spiel gewinnen.”

Die personellen Voraussetzungen dafür sind hervorragend. Xabi Alonso steht sein gesamter Kader zur Verfügung, auch die in Frankfurt geschonten Alejandro Grimaldo und Florian Wirtz werden wieder mit dabei sein. Die Vorzeichen stehen gut, das schmerzhafte Ausscheiden aus dem Vorjahr aus den Köpfen zu bekommen.

Die Maurer der Gelben Wand

Borussia Dortmund steht im Champions-League-Finale – und sie haben einen großen Anteil daran: Mats Hummels und Nico Schlotterbeck überragen beim 1:0-Sieg in Paris. Die Innenverteidiger sind die Maurer der Gelben Wand.

Nico Schlotterbeck (li.) und Mats Hummels überragten in Paris.

Nico Schlotterbeck (li.) und Mats Hummels überragten in Paris.

IMAGO/Steinbrenner

Aus Paris berichten Matthias Dersch und Patrick Kleinmann

Es ist äußerst ungewöhnlich, dass die Fans eines Vereins das Markenzeichen des Gegners als Teil ihrer Choreo verwenden. Doch der Respekt der PSG-Fans vor Borussia Dortmund ist groß. Beim Hinspiel gedachten sie durch ein Banner an einen vor einigen Monaten verstorbenen BVB-Fan. Beim Rückspiel nun gehörte ein großes gelbes Tuch zu ihrer Inszenierung vor dem Anpfiff, das die Gelbe Wand symbolisieren sollte.

Diese Wand allerdings, auf der in der Mitte das BVB-Logo abgebildet war, hatte ein paar Löcher, durch die die PSG-Ultras Bengalos in die Luft hielten. Kurz darauf rauschte sogar der PSG-Bus – ebenfalls in Form eines Banners – mitten durch die Mauer. Doch das entpuppte sich an diesem aus Dortmunder Sicht denkwürdigen Dienstagabend in Paris als Wunschdenken. Die Gelbe Wand hielt – und ihre Maurer waren allen voran die erneut überragenden Innenverteidiger Mats Hummels und Nico Schlotterbeck.

Es wird langsam voll im Hause Hummels

Bereits beim ebenfalls mit 1:0 gewonnen Hinspiel hatte das Duo mit einer starken Leistung überzeugt, weil es ihnen im Verbund mit Keeper Gregor Kobel sowie ihren Neben- und Vorderleuten gelang, die so prominent besetzte PSG-Offensive um Superstar Kylian Mbappé und den Ex-Borussen Ousmane Dembelé über weite Strecke kalt zu stellen. Sechs Tage später nun wiederholten sie dieses Kunststück – auch wenn in einigen Szenen etwas Glück im Spiel war, traf Paris doch viermal Aluminium.

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BVB im Finale! Führt an Hummels und Schlotterbeck ein Weg vorbei?

14:34 Minuten

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Beide erhielten dafür die kicker-Note 1,0. Hummels verdiente sich außerdem die Auszeichnung des Spieler des Spiels. Weil er nicht nur in Weltklasse-Manier verteidigte, sondern auch noch das Tor des Tages nach einer Ecke von Julian Brandt erzielte und damit die Tür ins Finale in London endgültig ganz weit aufstieß für den BVB.

“Mats stand in allen Spielen in der Champions League auf dem Platz. Das zeigt, wie wichtig er für uns ist. Er hat heute ein tolles Spiel gemacht im gesamten Verbund”, lobte BVB-Trainer Edin Terzic den Innenverteidiger, der auch von der UEFA den kleinen Pokal für den “Man of the match” erhielt – zum bereits vierten Mal in dieser Saison. “Es wird langsam voll zuhause”, kommentierte Hummels diese Pokalschwemme bei Amazon Prime. Für einen aber hätte er sicher noch Platz: den Henkelpott. Den der fehlt dem hochdekorierten Weltmeister von 2014, bei dem noch unklar ist, ob er seine Karriere über den Sommer hinaus weiterführt, noch in der Sammlung.

“Es ist außergewöhnlich, zweimal gegen Paris zu Null zu spielen”

Während der 35-jährige Hummels im Herbst seiner Profi-Laufbahn angekommen ist, steht Schlotterbeck mit seinen 24 Jahren noch vergleichsweise am Anfang. In Paris aber spielte er – wie über weite Strecken der gesamten Champions-League-Saison – ebenfalls wie ein Routinier. “Ich spüre viel Druck”, sagte Schlotterbeck nach der Partie. “Ich weiß, ich muss liefern.”

Und das tut er an der Seite von Hummels seit Monaten in konstant starker Form. Auch in Paris wieder gewann er seine Zweikämpfe, grätschte er Angriffe weg und blockte Schüsse. Dass er dennoch noch Kraft hatte, in der Nachspielzeit zu einem 60 Meter Sprint Richtung gegnerischer Eckfahne anzusetzen, um Zeit von der Uhr zu nehmen, war die eigentliche Überraschung.

“Es ist außergewöhnlich, zweimal zu Null zu spielen gegen Paris. Natürlich brauchst du Glück, natürlich hätten wir auch zwei, drei Dinger kassieren können. Aber ich glaube, dass es im Verbund eine Topleistung in der Defensive war”, bilanzierte der frühere Freiburger, dem sein Nebenmann Hummels bereits vor dem Spiel attestiert hatte, dass er Fußball-Deutschland noch ganz viel Spaß bereiten werde.

Nagelsmann dürfte an Schlotterbeck nur schwer vorbeikommen

Wo man bei der Frage wäre, wieviel Spaß Schlotterbeck – und vielleicht ja auch Hummels – bereits diesen Sommer Deutschland bringen könnten. Beide Dortmunder Innenverteidiger waren ja zuletzt nicht berücksichtigt worden von Bundestrainer Julian Nagelsmann. Mit Verweis auf das “Momentum” und seine Rollendefinition hatte er dem BVB-Duo im März Stuttgarts Waldemar Anton und Frankfurts Robin Koch vorgezogen.

Mit dem Momentum allerdings dürfte es jetzt, so unmittelbar vor der Heim-EM, schwer sein zu argumentieren, wenn man berücksichtigt, wie stark die Champions-League-Finalisten Schlotterbeck und Hummels als die Maurer der Gelben Wand auf dem allerhöchsten internationalen Level ablieferten.

Zumindest an Schlotterbeck dürfte Nagelsmann nur schwer vorbeikommen. “Wenn Schlotti mitdarf, dann würde es mich sehr für ihn freuen”, sagte Hummels selbstlos vor Paris. “Es wäre eine tolle Bestätigung.” Dass der frühere Freiburger geeignet sei, daran lässt sein elf Jahre älterer Kollegen ohnehin keinen Zweifel aufkommen: “Er ist ein großartiger Verteidiger, ein Anführer. Und er hat die nötige Einstellung.” Nur eins, das müsse er noch verbessern: seinen Offensivkopfball. Wie man das macht, konnte sich Schlotterbeck in Paris bei Hummels aus nächster Nähe abschauen.

Erneuter Ausfall? Weghorst plagt ein Infekt

Nachdem Wout Weghorst Hoffenheim zuletzt aus familiären Gründen fehlte, plagt sich der Angreifer jetzt mit einem Infekt herum. Sein Einsatz gegen Darmstadt ist fraglich.

Hoffenheims Stürmer Wout Weghorst könnte erneut ausfallen.

Hoffenheims Stürmer Wout Weghorst könnte erneut ausfallen.

IMAGO/Nordphoto

Das ansehnliche Unentschieden gegen RB Leipzig (1:1) am vergangenen Freitag musste Hoffenheims Angreifer Wout Weghorst sausen lassen. Die Familie genießt logischerweise Priorität. Ein erneutes Fehlen am kommenden Sonntag beim Tabellenschlusslicht stand nicht zur Debatte. Doch jetzt macht dem Angreifer, der in 26 Einsätzen in dieser Bundesligasaison sieben Treffer erzielt und weitere vier vorbereitet hat, auch noch ein Infekt zu schaffen.

Der Niederländer musste in der bisherigen Trainingswoche kürzertreten. Während die Kollegen sich auf die Partie im Süden Hessens vorbereiten, drehte Weghorst zum Beispiel heute im Individualtraining einsam seine Runden. Der Blick auf die zusätzlichen Tage bis zum Sonntagnachmittag nährt allerdings die Hoffnung, dass es für den Niederländer zumindest für einen Kaderplatz in Darmstadt reichen könnte.

Die Frage, ob der Nationalspieler selbst bei kompletter Fitness gestartet wäre, kann sowieso nur Trainer Pellegrino Matarazzo beantworten. Die gute Leistung der Mannschaft als Ganzes gegen den Tabellenvierten aus Leipzig spräche eher dagegen. Die Darbietungen der beiden Spitzen Ihlas Bebou und Maximilian Beier, die beim 1:1 Licht und Schatten boten, eher dafür. Es wird eine knappe Entscheidung: Sollte sich Weghorst nicht rechtzeitig zurück ins Mannschaftstraining sowie fit und einsatzbereit melden, dürfte das Duo wieder beginnen.

Matarazzo-Jubiläum

Matarazzo selbst steht gegen Darmstadt vor seinem 50. Pflichtspiel als TSG-Trainer und hofft mit einem 18. Sieg bei neun Remis und 23 Niederlagen mit seiner Mannschaft im Rennen um einen internationalen Startplatz bleiben zu können. Ein Remis, wie in der Hinrunde, als man sich mit 3:3 getrennt hat, würde für den Klub aus dem Kraichgau ebenfalls eine runde Zahl bedeuten. Über die man sich allerdings sicher nicht freuen würde. In 542 Bundesligaspielen spielte die TSG bisher 149-mal remis. Dazu kommen 191 Siege und 202 Niederlagen.

George Moissidis

Schmidt setzt in Mainz auf die Unbekümmertheit von Weiper

Die sportliche Dauerkrise von Mainz 05 erlebte Nelson Weiper als Zuschauer. Im September zog er sich eine Knieverletzung zu, erst am Wochenende feierte er sein Comeback. Mit seiner Unbekümmertheit könnte der Stürmer noch zum Faktor werden.

Nelson Weiper war in dieser Saison lange im Wartestand.

Nelson Weiper war in dieser Saison lange im Wartestand.

IMAGO/Beautiful Sports

Vor dem Auswärtsspiel in Heidenheim lobte Bo Henriksen Marco Richter nach Kräften, zu seinen ersten Spielminuten nach dem 1:8 beim FC Bayern Anfang März wollte der 05-Coach dem Flügelstürmer dann aber doch nicht verhelfen. Den gelbgesperrten Brajan Gruda ersetzte er durch Ludovic Ajorque. Und nachdem er seinen Zielspieler vom Platz nahm, kam kurze Zeit später Nelson Weiper zu seinem Comeback.

Der Junioren-Nationalspieler hatte sich im September mit einer Knieverletzung abgemeldet. Der erste arthroskopischen Eingriff am Meniskus brachte nicht den gewünschten Erfolg, im Januar erfolgte ein weiterer. In Heidenheim war es Weipers erster Einsatz nach 246 Tagen. “Er hat daran gearbeitet, dass er demnächst noch ein paar Minuten mehr bekommt”, stellt Sportdirektor Martin Schmidt fest, “seine Unbekümmertheit kann im Spiel den Unterschied ausmachen”.

Weiper hat gute Chancen auf eine Kadernominierung

Der 19-Jährige mühte sich ab der 75. Minute nach Kräften, um Mainz zum Siegtreffer zu verhelfen. Zu Beginn der Nachspielzeit wurde er im Fünfer von Danny da Costa in Szene gesetzt, dessen Flanke bekam der 1,91 Meter große Mittelstürmer aber nicht mehr aufs Tor gedrückt. Doch Weiper darf sich gute Chancen ausrechnen, gegen Dortmund (Samstag, 18.30 Uhr, LIVE! bei kicker) wieder zum 20er-Kader zu gehören.

Beim Training am Mittwoch war zu sehen, wie er vor Tatendrang sprüht. Ausgebremst wurde hingegen Sepp van den Berg, der aus Gründen der Belastungssteuerung nur Laufrunden absolvierte. Jessic Ngankam musste die Übungseinheit vorzeitig beenden. Nach einem Zusammenprall mit Andreas Hanche-Olsen blutete er aus der Nase.

Michael Ebert

Stalteri über Bremens Meister-Coup: “Hoeneß ist nicht in unsere Köpfe gekommen”

An diesem Mittwoch jährt sich das Bremer Meisterstück im Münchner Olympiastadion zum 20. Mal. Verteidiger Paul Stalteri erinnert sich an den großen Tag und an eine große Werder-Mannschaft.

Zufriedene Meister: Paul Stalteri (li.) und Johan Micoud.

Zufriedene Meister: Paul Stalteri (li.) und Johan Micoud.

imago images

Seit dem 16. Spieltag stand Werder Bremen in der Saison 2003/04 ununterbrochen an der Spitze, der Vorsprung auf Verfolger FC Bayern betrug zwischenzeitlich schon elf Zähler. Vor dem großen Showdown am 32. Spieltag im Olympiastadion waren es aber nur noch sechs Punkte. Mit einem Sieg vor heimischer Kulisse wäre der Rekordmeister wieder voll im Geschäft gewesen, doch die vermeintliche Gesetzesmäßigkeit von den am Ende triumphierenden Bayern wurde außer Kraft gesetzt.

Stattdessen machte Werders 3:1-Erfolg durch Tore von Ivan Klasnic, Johan Micoud und Ailton den 8. Mai 2004 zum Feiertag im grün-weißen Vereinskalender. 90 Minuten mit dabei: Außenverteidiger Paul Stalteri (46), der in der Meistersaison 33 Mal zur Anfangself gehörte. Im kicker-Interview blickt der heutige Co-Trainer der kanadischen Nationalmannschaft und U-17-Coach des FC Toronto zurück.

Wenn Sie heute an den 8. Mai 2004 denken – was ist Ihr Lieblingsmoment, Herr Stalteri?

Bremens Meisterstück

Für mich ganz persönlich: Kurz nach dem Pausenpfiff der Weg in die Kabine. Wir hatten die erste Hälfte komplett dominiert, lagen mit 3:0 in Führung und wussten: Das Spiel ist zwar nicht vorbei, aber jetzt müssten wir schon etwas ganz Verrücktes tun, um die Meisterschaft noch aus der Hand zu geben. Diese absolute Überzeugung von der eigenen Stärke habe ich als richtiges Glücksgefühl empfunden.

Roy Makaays 1:3 elf Minuten nach Wiederbeginn hat daran nichts geändert?

Nein. Wir haben weiter bestimmt, was auf dem Platz passiert ist. Und auch die Bayern haben nicht ausgestrahlt, uns noch schlagen zu können.

Dabei hatte Uli Hoeneß im Vorfeld angekündigt, Bayern werde Werder “niedermachen”. War das für Ihr Team noch zusätzliche Motivation?

Nein, die brauchten wir nicht. Aber es hat uns definitiv auch keine Angst gemacht. Wir haben natürlich alles registriert, was gesprochen wurde, auch diesen Satz von Uli Hoeneß. Doch es hat uns nicht beeindruckt, ist einfach überhaupt nicht in unsere Köpfe gekommen.

Thomas Schaaf hat alles gemacht wie immer nach dem Motto: Ein Spiel wie jedes andere.

Paul Stalteri

Worauf beruhte dieses Selbstverständnis?

Das 6:0 gegen Hamburg eine Woche zuvor hatte uns wieder den vollen Glauben zurückgegeben. Vorher hatten wir in fünf Partien vier Mal unentschieden gespielt. Ich würde nicht sagen, dass wir nervös wurden. Aber Bayern konnte den Rückstand verkürzen, das war nun mal Fakt. Nach Hamburg bestand für uns aber nicht mehr der leiseste Zweifel: Wir waren in dieser Saison wirklich die Besten.

Gab es im Saisonverlauf generell den Schlüsselmoment, in dem die Mannschaft spürte: ‘Der Titel ist realistisch.’?

So etwas passiert ja selten schlagartig, sondern entwickelt sich. So war es auch bei uns, München unsere 23. Liga-Partie in Folge ohne Niederlage. Als Schlüsselspiele würde ich unsere zwei aufeinanderfolgenden Siege in der Nachspielzeit Anfang Februar bezeichnen. Erst das 3:2 im Pokal-Viertelfinale in Fürth, dann das 2:1 in Gladbach. Noch dazu in Unterzahl nach der Roten Karte gegen Mladen Krstajic. So etwas ist kein Zufall, sondern zeigt den Charakter einer Mannschaft – und wirkt sich zusätzlich extrem aufs Selbstverständnis aus. Siehe Bayer Leverkusen in dieser Saison.

Zurück zum 8. Mai. Lief die Spielvorbereitung irgendwie speziell, um der Bedeutung gerecht zu werden?

Nein, gerade nicht. Das hätte auch nicht zu Thomas Schaaf gepasst. Er hat alles gemacht wie immer und uns damit Normalität vermittelt nach dem Motto: Es ist ein Spiel wie jedes andere.

Micoud hat den Rhythmus bestimmt, Baumi die Balance.

Paul Stalteri

Ein Mann großer Worte war Schaaf als Trainer ohnehin nicht, oder?

Das stimmt. Thomas hat gesprochen, wenn es nötig und sinnvoll war. Ansonsten nicht. Er hat niemanden verrückt gemacht und die Dinge einfach gehalten, damit eine gute Balance gefunden in der Kommunikation. Zugleich hatte er eine klare und attraktive Spielphilosophie, ausgerichtet auf schnelles Passspiel nach vorne. Das hat perfekt zu uns gepasst

Insbesondere zum genialen Spielmacher Johan Micoud. Wäre es übertrieben zu sagen: Er hat die ganze Mannschaft auf ein anderes Niveau gehoben?

Nein, das wäre nicht übertrieben. Er hatte auf dem Platz den Rundumblick, wusste genau, wann er den Ball wohin spielen muss. Und er war in einer solchen Topform, dass auch wirklich das Allermeiste gelungen ist. Wir alle haben von ihm profitiert, auch neben dem Feld. Da hat er die absolute Gewinnermentalität ausgestrahlt, auch öffentlich schon früh gesagt, dass er von der Meisterschaft überzeugt ist. Damit war er ein Motor für alle.

Der kicker kürte beim Sieg in München Frank Baumann zum Spieler des Spiels mit der Note 1,5.

Zu Recht. Er war nicht so spektakulär wie Johan – aber als Sechser nicht weniger wichtig. Im Aufbau wie für die defensive Ordnung. Man könnte sagen: Micoud hat den Rhythmus bestimmt, Baumi die Balance. Und wir hatten natürlich auch noch andere Klassespieler. Gerade im Sturm: Ailton war mit 28 Treffern Torschützenkönig, Ivan Klasnic 13 Mal erfolgreich. Gleichzeitig waren alle absolute Teamplayer, jeder hat seine Qualitäten für die Mannschaft eingebracht, keiner wollte persönlich glänzen. Und wir hatten alle zusammen auch neben dem Platz eine Menge Spaß.

Besonders am Abend des 8. Mai nach der Rückkehr aus München?

Wahrscheinlich. So genau kann ich mich daran aber gar nicht mehr erinnern (lacht).

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Interview: Thiemo Müller

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kicker

Fink im Interview: “Wir waren furchtlos und hatten enorme Qualität”

Beim ersten Bayern-Sieg im Bernabeu im Jahr 2000 stand Thorsten Fink auf dem Feld und traf. Der 56-Jährige teilt im kicker-Interview seine Erinnerungen und glaubt am Mittwoch an Bayerns Chance.

“Ich gebe dem FC Bayern in der Champions League immer alle Chancen”: Thorsten Fink.

IMAGO/Photo News

Vor dem Blick in die Historie die Aktualität: Wie schätzen Sie die Chance des FC Bayern am Mittwoch bei Real Madrid nach dem 2:2 im Hinspiel ein, Herr Fink?

Ich gebe dem FC Bayern in der Champions League immer alle Chancen. Solche Spiele werden durch kleine Momente, Details entschieden. Im Hinspiel hat man gesehen, dass die Bayern auf diesem Niveau mithalten können. Sie haben nicht mehr als zwei Fehler gemacht, aber die hat Real ausgenutzt. Es geht um Detailmanagement. Sie müssen einen kühlen Kopf bewahren und Reals kleinere Schwächen ausnutzen. Bayern wird Chancen bekommen.

Sie warem kürzlich Augenzeuge von Reals 3:3 im Viertelfinale gegen Manchester City. Ihr Eindruck?

Da haben sie auch nicht anders gespielt als gegen die Bayern vor einer Woche. Ein grandioses Spiel mit tollen Toren in grandioser Stimmung.

Stichwort Bernabeu: Sie gehörten zu jener Bayern-Mannschaft, die am 29. Februar 2000 in der damaligen Zwischenrunde als erste deutsche Mannschaft dort siegte, mit 4:2. Wie sind Ihre Erinnerungen?

Gar nicht mehr so präsent. Aber ich weiß schon noch, dass ich ein Tor geschossen habe. Das war etwas Besonderes, bei Real trifft nicht jeder. Wir führten 2:0 durch Mehmet Scholl und Stefan Effenberg, mein Tor war das 3:1. später traf noch Paulo Sergio.

War Ihnen damals bewusst, einen historischen Sieg gelandet zu haben?

Das kam erst später. Wir hatten damals eine enorme Qualität und Hunger im Team, dazu waren wir furchtlos. Wir wollten überall gewinnen und sind nicht nach Madrid mit dem Gedanken geflogen: Vielleicht geht ja was.

Was zeichnet den Mythos Bernabeu aus?

Es ist schon ein Hexenkessel, aber das ist der Signal-Iduna-Park in Dortmund auch. Die spanischen Emotionen machen es dennoch zu etwas Besonderem.

2000 mussten Sie gleich nochmal hin, verloren im Hinspiel des Halbfinals mit 0:2 und schieden aus.

Daran kann ich mich nicht mehr so gut erinnern … Dafür haben wir im Jahr darauf mit 1:0 durch den Treffer von Giovane Elber gewonnen, sind ins Finale gekommen und haben den Henkelpott geholt. Es war die große Stunde von Owen Hargreaves, ich war ja leider verletzt.

Abschließend noch mal in die Gegenwart: Konrad Laimer agierte im Hinspiel überragend. Erinnert er Sie ein bisschen an ihren Stil früher?

Nein, wir sind schon unterschiedliche Spielertypen, ich habe manchmal auch offensiver gespielt, war höchstens wie er ein harter Arbeiter. Konrad hat seine Sache im Hinspiel gut gemacht, viele Bälle gewonnen. Es war sein bestes Spiel im Bayern-Trikot. Wenn er das Niveau hält, kann er bei Bayern über Jahre ein wertvoller Teamplayer sein. Und: Für den Titel in der Champions League braucht es eine gute Mischung aus Kreativen und Arbeitern.

Interview: Frank Linkesch

Als Xhaka-Alternative: Bayer mit Interesse an Aleix Garcia

Die Ernte der aktuellen Saison hat der neue Deutsche Meister noch nicht komplett eingefahren, da stehen schon die Planungen für die kommende Spielzeit im Fokus: Mittelfeldspieler Aleix Garcia vom FC Girona ist dabei ein heißer Kandidat.

Aleix Garcia vom FC Girona ist ein heißer Kandidat in Leverkusen.

Aleix Garcia vom FC Girona ist ein heißer Kandidat in Leverkusen.

IMAGO/Pressinphoto

Als neuer Deutscher Meister steht Bayer 04 bereits seit geraumer Zeit fest. Im Finale des DFB-Pokal gegen Zweitligist 1. FC Kaiserslautern winkt am 25. Mai die nächste Trophäe, falls die Mannschaft von Xabi Alonso nicht schon drei Tage zuvor in Dublin im Endspiel der Europa League antreten darf. Die Zeichen dafür stehen vor dem Halbfinal-Rückspiel gegen die AS Rom am Donnerstag günstig, nachdem Bayer 2:0 in Rom gewann.

Das Spielerangebot für Xabi Alonso soll sogar noch besser werden

Basis für die Leverkusener Erfolgssaison ist der in der Spitze wie in der Breite stark besetzte Kader, den Geschäftsführer Simon Rolfes zusammengestellt hat. Und die Ambition für die kommende Saison ist klar: Das Spielerangebot für Xabi Alonso soll sogar noch besser werden.

Xhaka am Belastungsmaximum

Dabei geht es auch um die Besetzung der Doppelsechs. Auf dieser ist der Werksklub mit Mittelfeld-Boss Granit Xhaka, Weltmeister Exequiel Palacios und dem deutschen Nationalspieler Robert Andrich bereits stark aufgestellt. Einziges Manko: ein vierter fertiger Sechser fehlt, so dass Xabi Alonso quasi nie auf seinen verlängerten Arm Xhaka in dieser Saison verzichten wollte oder gar konnte. Folglich bewegte und bewegt sich der 31-jährige absolute Schlüsselspieler in dieser Saison am Belastungsmaximum – und in der kommenden Spielzeit werden die körperlichen Anforderungen mit dem aufgeblähten neuen Spielplan der Champions League noch größer.

Der Bedarf ist also erkannt. Und jetzt hat Bayer 04 einen heißen Kandidaten für die Rolle als Alterative zu dem Schweizer Nationalspieler ausgemacht: Aleix Garcia vom FC Girona. Der 26-Jährige gilt als ballsichere Passmaschine, die auch unter gegnerischem Pressing kaum Bälle verliert. Der Spätentwickler, der als die tragende Figur im Spiel der spanischen Überraschungsmannschaft fungiert, könnte Xhaka also aus rein sportlicher Sicht entlasten.

Und obwohl Aleix Garcia noch bis 2026 an den FC Girona gebunden ist, wäre der Rechtsfuß dennoch erschwinglich. So verlängerte der Profi erst im Juni 2023 seinen Vertrag, also bevor er in La Liga mit seinem Klub seinen kometenhaften Aufstieg erlebte. Dementsprechend liegt seine festgeschriebene Ablösesumme bei relativ günstigen 15 bis 20 Millionen Euro. Ein Paket, das Aleix Garcia zu einem heißen Kandidaten bei Bayer 04 macht.

Stephan von Nocks

Die Geschichte hinter Hummels’ Siegtor

Mit seinem ersten Champions-League-Tor für den BVB seit 2013 wurde Mats Hummels in Paris zum Matchwinner. Zufall war sein Treffer trotzdem keineswegs.

Eingenickt: Mats Hummels trifft in Paris zum Dortmunder Champions-League-Finaleinzug.

Eingenickt: Mats Hummels trifft in Paris zum Dortmunder Champions-League-Finaleinzug.

picture alliance / Sipa USA

An dem Abend, an dem Mats Hummels zum letzten Mal ein Champions-League-Tor für Borussia Dortmund erzielte, wechselte Jürgen Klopp Moritz Leitner und Julian Schieber ein. Es ist also verdammt lange her. Kurz vor Schluss hatte der damals 24-jährige Innenverteidiger dem BVB im Achtelfinal-Hinspiel der Saison 2012/13 bei Schachtar Donezk nach einer Ecke per Kopf ein 2:2 gerettet.

Es war also noch so ein Kreis, der sich am Dienstagabend schloss, als die Dortmunder gegen Paris Saint-Germain erstmals seit jener Saison das Champions-League-Finale erreichten, das wieder in Wembley stattfindet. Plötzlich traf Hummels wieder per Kopf, als es darauf ankam. Doch so plötzlich war das für die Beteiligten gar nicht.

Brandt erinnert ans Hinspiel – Hummels hat eine Vorahnung

“Wir hatten uns viele Szenen gegen Paris angeschaut, das war schon gewollt”, berichtete Julian Brandt, der Hummels den 1:0-Siegtreffer mit seiner Ecke serviert hatte. “Es war klar, dass Mats auf den zweiten geht, weil da sehr, sehr viel Raum war. Wir haben uns viel damit beschäftigt. Wir hatten im Hinspiel eine ähnliche Situation mit einem seitlichen Freistoß.” Damals hatte Ian Maatsen für Niclas Füllkrug serviert, der das 2:0 verpasste (66.).

Auch Hummels hatte bereits eine Vorahnung. “Dadurch, wie er mich bei der Ecke davor verteidigt hat, wusste ich schon, dass ich mir den Raum wahrscheinlich holen kann”, erklärte der Routinier, der sich kurz vor seinem Kopfball Gegenspieler Lucas Beraldo mit einem kleinen, aber legitimen Schubser erfolgreich vom Leib gehalten hatte, bei Prime Video. Der 20-jährige Brasilianer vertrat Lucas Hernandez, der sich im Hinspiel einen Kreuzbandriss zugezogen hatte, und zahlte Lehrgeld.

“Er ist sehr freiwillig vor mich gegangen, aber nicht sehr körperbetont gewesen im Zweikampf”, wunderte sich Hummels, “deswegen, dachte ich mir, habe ich da vielleicht die größte Chance, frei ranzukommen. Das hat wunderbar funktioniert, Jule hat mir den schön auf den Kopf serviert.”

An jenem Februar-Abend 2013, als in Donezk noch Fußball gespielt werden konnte, hatte diese Rolle noch Marcel Schmelzer eingenommen.

“Pure Dankbarkeit”: Terzic herzt im großen Jubel die Fans

Der Traum-Lauf von Borussia Dortmund hat auch in Paris bestand, der BVB steht im Finale der Champions League. Nach der großen Enttäuschung im Vorjahr erhielt der treue Anhang den Dank von Erfolgstrainer Edin Terzic, der wiederum von Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke in den höchsten Tönen gelobt wurde.

Gemeinsam nach Wembley: Edin Terzic konnte sich der Unterstützung des Dortmunder Anhangs sicher sein.

Gemeinsam nach Wembley: Edin Terzic konnte sich der Unterstützung des Dortmunder Anhangs sicher sein.

IMAGO/Moritz Müller

Es ist noch nicht ganz ein Jahr her, dass Borussia Dortmund einen der bittersten Nachmittage seiner jüngsten Vereinsgeschichte erlebte. Als der BVB vor heimischem Publikum den Meistertitel doch noch verspielte und die Mannschaft am Boden lag, hätte beim Revierklub wohl kaum jemand für möglich gehalten, was knapp zwölf Monate später passieren sollte. Doch seit Dienstagabend steht fest: die Schwarz-Gelben stehen im Finale der Champions League.

Der Anhang baute die Mannschaft wieder auf

“Das sind die Bilder, dafür machen wir es”, erklärte ein ergriffener Edin Terzic nach dem Spiel bei Prime Video angesprochen auf die Szenen nach dem 1:0-Sieg bei Paris St. Germain, als Mannschaft und Staff zusammen mit den gut 2500 mitgereisten Fans den Finaleinzug feierten. “Wir hatten uns gewünscht, letztes Jahr so ein ähnliches Bild zu kreieren in unserem Stadion. Nach dem Spiel sah es leider etwas anders aus – und da waren unsere Fans für uns da. Da konnten wir heute ein bisschen was zurückgeben, indem wir es geschafft haben, gemeinsam wieder nach London ins Champions-League-Finale zu fahren. Das ist pure Dankbarkeit, pure Erleichterung, pure Freude und ganz, ganz, ganz viel Stolz.”

Dass der BVB es dieses Jahr bis ins Finale schaffen kann, habe Terzic der Mannschaft vor dem Achtelfinal-Hinspiel gegen die PSV Eindhoven vermittelt. “Da waren die Gesichter noch ein bisschen verdutzt, als wir darüber gesprochen haben, wie kurz der Weg nach London ist”, gab der Trainer zu, ehe er erklärte: “Mit jedem Spiel sind wir gewachsen und irgendwann haben wir Milan geschlagen (1:3). Milan stand letztes Jahr im Halbfinale. Wenn man schon mal einen Halbfinalisten ausschaltet, der jetzt nicht so viele Transfers getätigt hat, dann kann es für uns ja auch klappen. Es gibt immer wieder eine Mannschaft, die es schafft, ins Viertel- oder Halbfinale einzuziehen, bei der man es vielleicht nicht auf dem Schirm hatte. Und diese Mannschaft wollten wir dieses Jahr sein. Und der Weg war unglaublich.”

Watzke: “Was willst du mehr machen in zweieinhalb Jahren?”

Nach dem Überstehen der vermeintlichen “Todesgruppe” um Milan, PSG und das ebenfalls neureiche Newcastle – wohlgemerkt als Gruppen-Erster – schalteten die Dortmunder die PSV, anschließend Atletico Madrid und nun PSG aus. “Es ist unglaublich, was Edin leistet”, zeigte sich Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke beeindruckt. “Letztes Jahr waren wir haarscharf vor der Meisterschaft, jetzt sind wir in Wembley im Champions-League-Finale – was willst du denn noch mehr machen in zweieinhalb Jahren?”

Im Anschluss brach er eine Lanze für den Trainer, der sich in den vergangenen Monaten auch immer wieder Kritik gegenübersah. “Wir wussten immer, was wir aneinander haben. Denn Edin ist jemand, der akribisch und extrem hart arbeitet für seinen Klub. Und am Ende wirst du auch belohnt, das ist immer mein Gefühl. Es ist ein bisschen schwieriger, mit dem BVB ins Finale zu kommen als mit Paris als Trainer, das ist völlig klar. Er hat es geschafft und das ist großartig.”

Nun sollen drei Siege folgen

In Vorbereitung auf das Finale in Wembley erwartet Watzke nun zwei Siege zum Abschluss der Bundesliga-Saison – auch aufgrund der Erinnerung an die bislang letzte Endspiel-Teilnahme vor elf Jahren, an ebenjenem Ort: “2013 haben wir das letzte Spiel zuhause gegen Hoffenheim 1:2 verloren. Eine Woche vor Wembley darfst du das Spiel nicht verlieren. Das ist überhaupt nicht möglich, wir müssen die beiden Dinger gewinnen.” Am Samstag geht es zunächst nach Mainz (18.30 Uhr), eine Woche später gegen den SV Darmstadt (18.5., 15.30 Uhr), ehe am 1. Juni (21 Uhr, LIVE! bei kicker) das Endspiel der Königsklasse stattfindet. Dann, das erklärte auch Marco Reus in aller Deutlichkeit, will der BVB die Saison veredeln.

“Jetzt müssen wir ihn holen, sonst wäre es scheiße”

Marco Reus und Mats Hummels kehren nach elf Jahren zurück nach Wembley. Für viele war die Reise eigentlich schon mit der Gruppenauslosung beendet.

Party mit den Fans: Marco Reus.

Party mit den Fans: Marco Reus.

Getty Images

Paris St. Germain, AC Mailand und Newcastle United hießen die zugelosten Teams für die Gruppenphase. Eine denkbar schwere Konstellation, wie sich Marco Reus kurz nach dem Erreichen des Finals erinnert. “Damit hätte wirklich keiner gerechnet, nach der Gruppenauslosung schon gar nicht, da haben wir das erste Ausrufezeichen gesetzt”, sagte ein sichtlich emotionaler Reus bei Prime Video nach einer “unbeschreiblichen Woche“.

“Spätestens seit dem zweiten Spiel in der Gruppenphase glauben wir dran”, verriet Matchwinner Mats Hummels. Es war übrigens ein torloses Remis gegen Milan. Genauso torlos blieb PSG in 180 Minuten im Halbfinale gegen den BVB. “Wir haben heute sehr viel leiden müssen”, beschrieb Reus, der die insgesamt sechs Alu-Treffer der Pariser bereits vergessen hatte. “Ehrlich, wen interessiert das? Am Ende fragt morgen keiner mehr. Da steht nur: Borussia Dortmund steht im Finale von Wembley 2024.”

Hummels bereitete den Weg mit seinem Kopfballtreffer nach 50 Minuten. In 89 Champions-League-Spielen war es erst sein fünfter Treffer. “Deswegen ein guter Zeitpunkt, um da ein bisschen aufzustocken”, befand der Innenverteidiger.

Watzke: “Eine geile Geschichte”

Mats Hummels köpft zur Führung ein

Die Entscheidung: Mats Hummels köpft zur Führung ein.
picture alliance / Sipa USA

Für Reus und Hummels, der bald über seine Zukunft in Dortmund entscheiden möchte, schließt sich damit auch der Kreis. Das Duo gehörte schon 2013 zum Team und sie sind damit die letzten BVB-Spieler, die damals in Wembley 1:2 gegen den FC Bayern verloren.

“Ich freue mich natürlich unheimlich für Mats”, sagte Geschäftsführer Hans-Joachim  Watzke bei Prime Video. “Wir sind ja beide so irgendwie in der Endphase unserer Karrieren. Demzufolge hatten wir beide wahrscheinlich nicht mehr damit gerechnet, dass wir beide nochmal nach Wembley kommen. Und insofern ist es eine geile Geschichte, ich bin für meine Verhältnisse komplett euphorisch.”

Und jetzt? Real oder die Bayern? “Egal, wir schauen uns das morgen in Ruhe an”, sagte Reus, der schon auf den Pott schielt: “Jetzt müssen wir ihn auch holen, sonst wäre es scheiße.” Hummels macht sich gar keine großen Sorgen: “Es gibt für uns gar keinen Grund, nicht daran zu glauben, auch das Finale gewinnen zu können.”

Hummels Ansage in Richtung Mainz

Nur leider stehen noch zwei Spieltag in der Bundesliga an. “Alles Vorbereitungsspiele fürs Finale”, gibt Hummels zu. Allerdings geht es am Samstag in Mainz gegen den FSV und da ist ja noch eine Rechnung vom 34. Spieltag aus der vergangenen Saison offen, als der BVB die Meisterschaft verspielte. “Zumindest am Samstag sind wir es allen Mannschaften schuldig, dass wir mit 100 Prozent agieren”, verspricht Hummels. “Sie haben vor einem Jahr sportlich fair gekämpft, aber das gleiche dürfen sie jetzt von uns erwarten.”