Fink im Interview: “Wir waren furchtlos und hatten enorme Qualität”

Fink im Interview: “Wir waren furchtlos und hatten enorme Qualität”

Beim ersten Bayern-Sieg im Bernabeu im Jahr 2000 stand Thorsten Fink auf dem Feld und traf. Der 56-Jährige teilt im kicker-Interview seine Erinnerungen und glaubt am Mittwoch an Bayerns Chance.

“Ich gebe dem FC Bayern in der Champions League immer alle Chancen”: Thorsten Fink.

IMAGO/Photo News

Vor dem Blick in die Historie die Aktualität: Wie schätzen Sie die Chance des FC Bayern am Mittwoch bei Real Madrid nach dem 2:2 im Hinspiel ein, Herr Fink?

Ich gebe dem FC Bayern in der Champions League immer alle Chancen. Solche Spiele werden durch kleine Momente, Details entschieden. Im Hinspiel hat man gesehen, dass die Bayern auf diesem Niveau mithalten können. Sie haben nicht mehr als zwei Fehler gemacht, aber die hat Real ausgenutzt. Es geht um Detailmanagement. Sie müssen einen kühlen Kopf bewahren und Reals kleinere Schwächen ausnutzen. Bayern wird Chancen bekommen.

Sie warem kürzlich Augenzeuge von Reals 3:3 im Viertelfinale gegen Manchester City. Ihr Eindruck?

Da haben sie auch nicht anders gespielt als gegen die Bayern vor einer Woche. Ein grandioses Spiel mit tollen Toren in grandioser Stimmung.

Stichwort Bernabeu: Sie gehörten zu jener Bayern-Mannschaft, die am 29. Februar 2000 in der damaligen Zwischenrunde als erste deutsche Mannschaft dort siegte, mit 4:2. Wie sind Ihre Erinnerungen?

Gar nicht mehr so präsent. Aber ich weiß schon noch, dass ich ein Tor geschossen habe. Das war etwas Besonderes, bei Real trifft nicht jeder. Wir führten 2:0 durch Mehmet Scholl und Stefan Effenberg, mein Tor war das 3:1. später traf noch Paulo Sergio.

War Ihnen damals bewusst, einen historischen Sieg gelandet zu haben?

Das kam erst später. Wir hatten damals eine enorme Qualität und Hunger im Team, dazu waren wir furchtlos. Wir wollten überall gewinnen und sind nicht nach Madrid mit dem Gedanken geflogen: Vielleicht geht ja was.

Was zeichnet den Mythos Bernabeu aus?

Es ist schon ein Hexenkessel, aber das ist der Signal-Iduna-Park in Dortmund auch. Die spanischen Emotionen machen es dennoch zu etwas Besonderem.

2000 mussten Sie gleich nochmal hin, verloren im Hinspiel des Halbfinals mit 0:2 und schieden aus.

Daran kann ich mich nicht mehr so gut erinnern … Dafür haben wir im Jahr darauf mit 1:0 durch den Treffer von Giovane Elber gewonnen, sind ins Finale gekommen und haben den Henkelpott geholt. Es war die große Stunde von Owen Hargreaves, ich war ja leider verletzt.

Abschließend noch mal in die Gegenwart: Konrad Laimer agierte im Hinspiel überragend. Erinnert er Sie ein bisschen an ihren Stil früher?

Nein, wir sind schon unterschiedliche Spielertypen, ich habe manchmal auch offensiver gespielt, war höchstens wie er ein harter Arbeiter. Konrad hat seine Sache im Hinspiel gut gemacht, viele Bälle gewonnen. Es war sein bestes Spiel im Bayern-Trikot. Wenn er das Niveau hält, kann er bei Bayern über Jahre ein wertvoller Teamplayer sein. Und: Für den Titel in der Champions League braucht es eine gute Mischung aus Kreativen und Arbeitern.

Interview: Frank Linkesch