HSV gegen Kiel: Unheilvolle Begegnungen

Die Bedingungslosigkeit der zweiten Halbzeit von Magdeburg, in der Hamburg aus einem 0:2-Rückstand trotz Unterzahl noch ein 2:2 machte, soll der Maßstab für die letzten fünf Spiele sein. Doch mit Holstein Kiel kommt Samstagabend der Angstgegner.

HSV-Kapitän Sebastian Schonlau gibt sich optimistisch.

HSV-Kapitän Sebastian Schonlau gibt sich optimistisch.

IMAGO/Eibner

Am vergangenen Sonntag erschien die Situation für den Hamburger SV nach dem frühen Platzverweis gegen Guilherme Ramos und zwei Gegentreffern im Spiel so ausweglos wie die im Aufstiegskampf. “Die Art und Weise, wie wir mit den Rückschlägen umgegangen sind”, sagt Kapitän Sebastian Schonlau, “zeigt, was in uns steckt. Das wollen wir in die nächsten fünf Partien mitnehmen.” Und es wird vor allem gleich in der ersten vonnöten sein. Denn: Seit dem Abstieg in die 2. Liga vor sechs Jahren hat der HSV nur eines von elf Duellen mit dem Nord-Nachbarn gewonnen, verlor vier Partien und spielte sechs Mal unentschieden. Vor allem im heimischen Volkspark ist die Bilanz ernüchternd – noch kein Spiel gegen die Störche wurde gewonnen.

Zwei Begegnungen in den ersten fünf Zweitliga-Spielzeiten waren besonders unheilvoll und einprägsam. Am 3. August 2018 startete der HSV nach dem Abstieg mit großer Rückendeckung durch die gesamte Stadt und einer Aufbruchstimmung, die geradezu an Euphorie grenzte, in seine erste Zweitliga-Saison der Vereinsgeschichte, und wurde von den Störchen, damals trainiert von Tim Walter, nach der Pause gerupft. Am Ende stand vor ausverkauftem Haus ein 0:3 und die totale Ernüchterung. Ein Vorbote für den bis heute mühsamen Aufenthalt im Unterhaus.

Folgenschwer war auch das Heimspiel gegen Kiel in der darauffolgenden Spielzeit 2019/20. Im Geisterspiel wegen der Corona-Pandemie hätte den Hamburgern am 30. Spieltag ein Sieg im Montagabendspiel zu Platz 2 gereicht, da Aufstiegskonkurrent VfB Stuttgart tags zuvor nur 0:0 gegen Osnabrück gespielt hatte. Der HSV führte lange mit 3:2 gegen Kieler im Niemandsland der Tabelle, ehe Jae-Sung Lee in der 94. Minute ausglich. Die KSV wurde damit zu einem ganz wesentlichen Stolperstein beim zweiten verpassten Anlauf zurück in die Bundesliga.

Seitdem gab es im Volkspark in diesem Duell drei weitere Punkteteilungen (1:1, 1:1, 0:0) – und klar ist: Bleibt die Sieglosserie des HSV daheim gegen den neuen Spitzenreiter bestehen, wäre dies im Aufstiegskampf abermals folgenschwer.

Sebastian Wolff

Magdeburgs Frust trotz der “besten Halbzeit seit vielen Wochen”

In Magdeburg machen sich weiterhin Abstiegssorgen breit. Gegen den HSV spielt der FCM “die beste Halbzeit seit vielen Wochen”, bricht in Überzahl aber dennoch ein.

Amara Condé schlägt nach dem späten 2:2 gegen den HSV die Hand vors Gesicht.

Amara Condé schlägt nach dem späten 2:2 gegen den HSV die Hand vors Gesicht.

IMAGO/Christian Schroedter

“Wir haben es uns zurechtgelegt”, sprach Amara Condé, Kapitän des 1. FC Magdeburg, über die erste Halbzeit gegen den Hamburger SV, die für den FCM eigentlich nicht hätte besser laufen können. Der HSV spielte ab der 24. Minute in Unterzahl, nach dem Platzverweis für Guilherme Ramos verwandelte Mohammed El Hankouri den folgenden Strafstoß zur Magdeburger Führung. Es war der erste Liga-Treffer für den FCM seit dem 3:0 über Schalke am 24. Februar, seitdem gab es zwei torlose Remis und drei teils schmerzhafte Niederlagen.

Durch diese Formdelle rutschte Magdeburg in den Abstiegskampf, nur zwei Punkte trennten die Elbstädter vom Relegationsplatz. Gegen den HSV lief es am Wochenende wie erwähnt jedoch zunächst nach Plan, kurz vor der Pause erhöhte El Hankouri erneut vom Punkt sogar auf 2:0. “Wir haben eine brutale erste Halbzeit gespielt, ich glaube die Beste seit vielen Wochen”, lobte Condé den Auftritt vor dem Pausenpfiff, der dennoch einen Makel hatte. “Eigentlich müssen wir sogar schon 3:0 zur Pause führen.”

Die fehlende Effizienz zog sich auch im zweiten Durchgang durch, was Magdeburg letztlich auf die Füße fiel, weil sich in der Schlussphase zudem wieder der Kopf einschaltete. “Bis zur 65. Minute spielen wir es richtig gut, danach haben aber alle gefühlt ein Prozent weniger gegeben, alle haben einen Schritt weniger gemacht. Das darf in Überzahl und zuhause niemals passieren”, kritisierte Condé, der es ebenso wenig verhindern konnte, dass Hamburg mit einem Mann weniger den FCM einschnürte und zurecht – wenn auch glücklich in der Nachspielzeit – zum 2:2 kam.

“Wir sind voll im Abstiegskampf”

“Am Ende haben wir sogar Glück, dass wir das Ding nicht noch verlieren”, sprach Condé anschließend die vielen Chancen des HSV an. Statt eines großen Schritts aus dem Tabellenkeller und einem Vorsprung von vier Punkten auf Platz 16 machen sich in Magdeburg nun weiterhin Abstiegssorgen breit. “Wir sind selbst schuld, wir sind voll im Abstiegskampf, da gibt es nichts dran vorbeizureden”, weiß Condé um die sportliche Situation.

Diese könnte Magdeburg nun am kommenden Wochenende deutlich aufhellen, auswärts geht es am Sonntag (13.30 Uhr, LIVE! bei kicker) gegen den Tabellen-16. Hansa Rostock. “Wir müssen auf Sieg spielen, es zählen nur drei Punkte. Aber wir wissen, dass es verdammt schwer wird”. Mit Rostock haben Condé und Co. derweil noch eine Rechnung offen, im Hinspiel gewann die Kogge spät mit 2:1.

125 Jahre VfL: Osnabrück läuft im Sondertrikot auf

Am Samstag empfängt der VfL Osnabrück Eintracht Braunschweig. Und feiert seinen 125. Geburtstag. Zu diesem Anlass hat der Zweitligist nun ein Sondertrikot veröffentlicht.

Der VfL Osnabrück feiert mit einem Jubiläums-Trikot.

Der VfL Osnabrück feiert mit einem Jubiläums-Trikot.

VfL Osnabrück

Der VfL Osnabrück feiert Vereins-Geburtstag. Der 17. April 1899 ist der dokumentierte Gründungstag der Niedersachsen, die bis zum Jahresende das 125-jährige Jubiläum feiern werden.

Am kommenden Spieltag wird das Team von Uwe Koschinat aus diesem Anlass in Sondertrikots auflaufen, wie der VfL am Dienstag mitteilte. Es sind historische Jubiläums-Shirts.

Der VfL-Vorläuferklub “Ballspielverein von 1899” hat sich erstmals in den 1920er Jahren für lila-weiße Trikots entschieden, der Überlieferung nach aus Gründen der Schonung knapper finanzieller Ressourcen. Aus diesem Grund erinnert das Sondertrikot an die Geburtsstunde der lila-weißen Trikots in den beginnenden 20er-Jahre des letzten Jahrhunderts.

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Wie bei der Papst-Audienz: So dreht Leverkusen nach der Meisterschaft durch!


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Auf der Brust prangt originalgetreu das Osnabrücker Rad

“Damals spielten die Mannschaften stolz mit dem Wappen der Stadt Osnabrück auf der Brust”, teilt der Klub mit. 125 Jahre später tragen die VfL-Profis in der Zweitliga-Partie gegen die Eintracht aus Braunschweig erneut diese lilafarbenen Trikots mit abgesetztem, weißem Kragen. Auf der Brust prangt originalgetreu einzig das Osnabrücker Rad.

Auch die Schrift der Zahlen entspricht einer Typografie der 1920er-Jahre – wenngleich damals noch keine Nummern oder gar Vereins- oder Spielernamen getragen wurden.

“Die Entwicklung des Trikots war eine längere Gemeinschaftsaufgabe, die viele Kolleginnen und Kollegen mit großer Leidenschaft, Kenntnis unserer Vereinshistorie und Liebe zum Detail begleitet und gemeinsam mit unserem Ausrüster Capelli umgesetzt haben”, wird VfL-Geschäftsführer Michael Welling auf der Vereinswebsite zitiert. “Die Trikots kommen der damaligen Zeit entsprechend ohne viel ‘Schnickschnack’ schlicht daher.”

Wichtiges Kellerduell gegen die Eintracht

Der Tabellenletzte aus Osnabrück könnte sich am Samstag (13 Uhr, LIVE! bei kicker) bis auf vier Punkte an die auf Platz 15 notierten Braunschweiger heranschieben.

Bilanz des Schreckens: So taumelt der FCK in die 3. Liga

Der 1. FC Kaiserslautern bestätigte in Fürth das problematische Muster der Saison. Die Relegation wäre inzwischen ein Gewinn – und müsste klare Priorität gegenüber dem Finale im DFB-Pokal gegen Meister Leverkusen genießen. Eine kommentierende Analyse von kicker-Reporter Moritz Kreilinger.

Am Boden: Kapitän Jean Zimmer und der FCK stecken tief im Abstiegssumpf.

Am Boden: Kapitän Jean Zimmer und der FCK stecken tief im Abstiegssumpf.

IMAGO/Zink

Trotz nunmehr über eines Jahrzehnts Bundesliga-Absenz ist der FCK mit 17 Siegen nach Zwei-Tore-Rückstand noch immer der Rekordhalter in der höchsten deutschen Spielklasse. Mitunter spektakuläre Aufholjagden und der Glaube, gegen jeden noch so aussichtslosen Rückstand bis zur letzten Sekunde zu kämpfen, sind Teil der Identität des Traditionsvereins. Doch von diesem Selbstverständnis ist in dieser Saison nichts zu spüren. Ausgerechnet in der 50. Spielzeit nach der legendärsten aller Aufholjagden: dem 7:4 über den FC Bayern.

Schuster-Entlassung: ein gravierender Fehler

Dramatisch ist die Lage derzeit vor allem, weil sich der Verein regelmäßig mit seiner einstigen Waffe selbst schlagen lässt. Die jüngste Niederlage in Fürth ist ein Spiegelbild der Saison: 1:0 geführt – und am Ende verloren. Das 1:2 bei der Spielvereinigung, erlitten in der fünften Minute der Nachspielzeit, ist bereits das siebte (!) Spiel dieser Art. Insgesamt konnte der FCK elf Partien trotz zwischenzeitlicher Führung nicht gewinnen.

Dass diese Bilanz des Schreckens von keinem Konkurrenten unterboten wird, bedarf eigentlich keiner expliziten Erwähnung.

Dirk Schuster zu entlassen, war schon Ende November auf Tabellenplatz elf liegend mehr als fragwürdig, entpuppt sich aber immer mehr als einer der größten Fehlentscheidungen in der jüngeren FCK-Historie. Schuster holte in 14 Spielen im Schnitt 1,29 Punkte. Dimitrios Grammozis während seines völlig desolaten sechs-Spiele-Intermezzos 0,5. Friedhelm Funkel steht nach sieben Partien bei einem Punkt. Wo der Unterschied noch gravierender ist: Nur in drei Partien gab der FCK unter Schusters Regie nach einer Führung noch Punkte ab, also in 21 Prozent. Die Werte unter Grammozis (66 Prozent) und Funkel (50 Prozent) bewegen sich in ganz anderen Dimensionen.

Platz 4 in der Halbzeit-Tabelle

Das Ausmaß der ganzen Misere rund um die verspielten Punkte offenbart eine Tabelle, die nur die jeweils die erste Hälfte aller Spiele berücksichtigt: Der FCK liegt hier mit 50 Punkten auf Platz 4. Knapp hinter Hertha BSC, dem FC St. Pauli und Holstein Kiel. Lauterns 45-Minuten-Vorsprung auf Halbzeit-Schlusslicht Hansa Rostock beträgt sagenhafte 30 (!) Punkte. In der Realität steht die Kogge nach 90 Minuten zwei Zähler vor den Pfälzern …

Es wird ein Kraftakt, den zweiten Abstieg in die 3. Liga nach 2018 noch zu verhindern. Im Schnitt reichten 34,87 Punkte am Ende einer Zweitliga-Saison, um den Relegationsplatz zu erreichen. Mit Sicherheit braucht man diese Saison mehr. Deutlich mehr. Die drei verbleibenden Heimspiele werden am Ende ausschlaggebend sein. Es geht gegen drei direkte Konkurrenten. Am Samstag (13 Uhr, LIVE! bei kicker) kommt Wehen Wiesbaden, zwei Wochen später der 1. FC Magdeburg und zum Saisonfinale Eintracht Braunschweig. Zur Erinnerung: In der Hinrunde gingen alle drei Spiele verloren – inklusive Interimsgespann übrigens unter drei verschiedenen Trainern.

Finale? Klare Nebensache

Mit Blick auf den Abwärtstrend von zuletzt drei Niederlagen in Serie und dem kniffligen Restprogramm wäre das Erreichen des Relegationsplatzes schon ein Gewinn. Das Finale im DFB-Pokal gegen Bayer Leverkusen am 25. Mai (Samstag, 20 Uhr) könnte dann zu einem ganz besonders teuren Spaß werden. Bei allem Respekt vor den Erfolgen, die der FCK als Außenseiter in seiner Historie gefeiert hat: So aussichtslos wie in diesem Endspiel ist die Lage noch nie gewesen.

In der möglichen Relegation am Mittwoch vor (22. Mai) und nach (29. Mai) dem Duell in Berlin geht es um die Existenz. Diese Spiele müssten in der Vorbereitung klare Priorität genießen. Was ein Abstieg in die 3. Liga zu bedeuten hat, muss man in Kaiserslautern wirklich niemandem erzählen.

Nach Roter Karte in Magdeburg: Ramos für ein Spiel gesperrt

Das Sportgericht des DFB hat entschieden: Der Hamburger SV muss nach der Roten Karte für Guilherme Ramos nur ein Spiel auf seinen Innenverteidiger verzichten.

Guilherme Ramos (#13) stapft nach seiner Roten Karte im Spiel gegen Magdeburg davon.

Guilherme Ramos (#13) stapft nach seiner Roten Karte im Spiel gegen Magdeburg davon.

IMAGO/Christian Schroedter

Damit fehlt Guilherme Ramos den Rothosen ausschließlich beim Topspiel am Samstagabend gegen den neuen Tabellenführer Holstein Kiel (20.30 Uhr, LIVE! bei kicker). Der Portugiese hatte am Sonntag beim Auswärtsspiel in Magdeburg (2:2) nach knapp über 20 Minuten Gegenspieler Luca Schuler zu Fall gebracht und dafür die Rote Karte gesehen – den obendrein fälligen und diskutierten Strafstoß verwandelte Mohammed El Hankouri zum 1:0.

In Unterzahl mussten die Hanseaten einem zwischenzeitlichen 0:2-Rückstand nach einem weiteren Strafstoß hinterherlaufen, ehe Jonas Meffert in der Nachspielzeit noch den Ausgleich erzielte – ein Ergebnis, das bei Trainer Steffen Baumgart gemischte Gefühle hinterließ.

HSV weit oben in der Kartenstatistik

Für Ramos ist es in der laufenden Saison nicht der erste Platzverweis. Bereits am 4. Spieltag war er beim 1:0-Erfolg bei Hannover 96 mit Rot vom Platz gestellt worden – damals wurde er für zwei Spiele gesperrt. Obendrein hat er wegen seiner fünf Gelben Karten bereits bei einem Spiel zusehen müssen. Kein anderer Spieler der laufenden Zweitliga-Saison hat mehr als einmal die Rote Karte gesehen.

Aber nicht nur der in dieser Saison von Arminia Bielefeld geholte Innenverteidiger ist beim HSV bislang mit Platzverweisen in Erscheinung getreten. Kein Team in Liga zwei hat mehr Platzverweise zu verzeichnen als der HSV (sechs, geteilter Platz eins mit dem 1. FC Nürnberg, dem VfL Osnabrück und dem SV Wehen Wiesbaden). Bereits Laszlo Benes und Miro Muheim wurden mit glatt Rot vom Platz gestellt, Moritz Heyer und Dennis Hadzikadunic je mit Gelb-Rot. Auch in puncto Gelben Karten rangiert das Team aus dem Norden weit oben. Nur Hansa Rostock (66), der 1. FC Magdeburg (67) und der 1. FC Nürnberg (72) haben öfters Gelb gesehen als der HSV (64).

Rohes Spiel: Wiesbaden zweimal ohne Lee

Hyun-Ju Lee flog gegen Fortuna Düsseldorf noch vor der Pause mit glatt Rot vom Platz. Zweimal wird der Mittelfeldspieler des SV Wehen Wiesbaden deshalb zuschauen müssen.

Hyun-Ju Lee bekommt von Schiedsrichter Timo Gerach die Rote Karte gezeigt.

Hyun-Ju Lee bekommt von Schiedsrichter Timo Gerach die Rote Karte gezeigt.

IMAGO/Jan Huebner

Es lief die 35. Spielminute, als Wiesbadens Hyun-Ju Lee seinem Düsseldorfer Gegenspieler Yannick Engelhardt im Mittelfeld von hinten in die Wade stieg. Die folgende Rote Karte war angesichts der 1:0-Führung der Fortuna schon die Vorentscheidung. Der zweite Düsseldorfer Treffer durch Isak Bergmann Johannesson (64.) dann die endgültige.

Kauczinski regt sich erfolglos auf

Mit der harten, aber vertretbaren Entscheidung von Schiedsrichter Timo Gerach zeigte sich SVWW-Trainer Markus Kauczinski gar nicht einverstanden und wurde selbst noch mit einer Gelben Karte bedacht. Der Protest als auch der Videobeweis änderten nichts an der folgenden Unterzahl.

Für den Trainer blieb die Verwarnung folgenlos, bei Lee gab das DFB-Sportgericht am Montag das Strafmaß bekannt. Der 21-Jährige wird wegen rohen Spiels gegen den Gegner für zwei Meisterschaftsspiele gesperrt. Wiesbaden hat dem Urteil bereits zugestimmt, es ist damit rechtskräftig, hieß es im Statement des Aufsteigers auf X.

Lee fehlt deshalb nicht nur beim wichtigen Abstiegsduell beim 1. FC Kaiserslautern (Samstag, 13 Uhr), sondern auch beim Heimspiel gegen Fürth (28. April, 13.30 Uhr). Mit vier Treffern ist er Wiesbadens zweitbester Torschütze der laufenden Saison.

Wadenbeinbruch: Schock für Treu und St. Pauli

Fabian Hürzeler hatte schon eine böse Vorahnung in Bezug auf Philipp Treu. “Es sieht nicht gut aus”, sagte der Trainer. Am Montag veröffentlichte der FC St. Pauli die Schock-Diagnose: Der Aufsteiger von der Außenbahn hat gegen Elversberg (3:4) einen Bruch des rechten Wadenbeins erlitten.

Philipp Treu musste gegen Elversberg bereits in der neunten Minute verletzt ausgewechselt werden.

Philipp Treu musste gegen Elversberg bereits in der neunten Minute verletzt ausgewechselt werden.

IMAGO/Susanne Hübner

Treu hatte gegen die Saarländer erst sein Comeback nach muskulären Problemen gegeben und nach vier Minuten einen geklärten Eckball aus der Gefahrenzone geschlagen, war danach zu Boden gegangen. Nach längerer Behandlung versuchte er nochmal kurzzeitig, auf die Beine zu kommen – vergeblich. Der 23-Jährige humpelte dick bandagiert in die Katakomben, wurde noch am Sonntagabend im Universitätsklinikum Eppendorf operiert und wird dem Kiez-Klub nicht nur im Aufstiegs-Endspurt, sondern ziemlich sicher auch in den ersten Wochen der kommenden Saison fehlen.

Es ist ein bitteres vorzeitiges Saisonende für den im vergangenen Sommer ablösefrei aus Freiburg verpflichteten Musterprofi, der sich so rasant entwickelt, 23 Zweitligaspiele bestritten und überraschend schnell einen Stammplatz erobert hat. “Die Entwicklung”, hatte er erst kürzlich gesagt, “fühlt sich für mich fast ein bisschen surreal an.”

Jetzt kommt es auf Ritzka an

Jetzt ist Treu hart in der Realität aufgeschlagen. Und hinterlässt zudem eine Lücke in der potenziellen Wunschelf von Hürzeler. Dort hatte er ab dem Herbst die Position als linker Schienenspieler, jahrelang von Leart Paqarada (jetzt 1. FC Köln) überdurchschnittlich besetzt, eingenommen, nachdem zu Saisonbeginn Lars Ritzka den Platz bekommen hatte. Auf ihn wird es nun erneut ankommen: Ritzka war schon gegen Elversberg in die Partie gekommen, ist defensiv verlässlich und durchaus dynamisch im Vorwärtsgang. Der Ex-Verler gibt St. Paulis Spiel aber nicht die fußballerischen Impulse wie Treu. Der kommt in seiner Premieren-Saison im Unterhaus auf einen kicker-Notenschnitt von 3,28, erzielte zudem einen Treffer und bereitete drei Tore vor.

Erschwerend hinzu kommt im Aufstiegskampf: Alternativen auf den defensiven Außenbahnen gibt es im Endspurt zu Ritzka und dessen Pendant auf rechts, Manolis Saliakas, nun nicht mehr. Immerhin, von Gelbsperren ist das Duo nicht mehr akut bedroht: Saliakas hat erst kürzlich für seine fünfte Verwarnung zuschauen müssen, Ritzka liegt bei zwei Gelben Karten.

Sebastian Wolff

KSC muss mehrere Wochen auf Herold verzichten

David Herold stoppte in Paderborn einen Sololauf von Gegenspieler Koen Kostons. Für den KSC-Verteidiger ein Einsatz mit Folgen, er fällt erst einmal aus.

Gestützt musste David Herold am Samstag in Paderborn das Feld verlassen.

Gestützt musste David Herold am Samstag in Paderborn das Feld verlassen.

picture alliance/dpa

Beim Auswärtsspiel in Paderborn hatte der Karlsruher SC einen Doppelschlag der unangenehmen Sorte hinnehmen müssen. In der 18. Minute unterband Linksverteidiger David Herold mit starkem Einsatz ein Solo von Koen Kostons. Dabei stürzte der Paderborner aber auf den Karlsruher, der verletzt liegenblieb. In Unterzahl kassierte der KSC den Gegentreffer (20.), kurz darauf musste Herold ausgewechselt werden (21.).

Sein Team schaffte zwar wenig später durch Igor Matanovic noch den Ausgleich, hat nun aber neun Punkte Rückstand auf Relegationsplatz 3. Die letzte Rest-Hoffnung auf einen Aufstiegsplatz dürfte nun dahin sein. Am Montag folgte zudem noch die bittere Diagnose bei Herold.

Der 21-Jährige, der beim FC Bayern ausgebildet wurde, erlitt eine Bandverletzung am rechten Sprunggelenk und fällt damit mehrere Wochen aus.

Vom Einwechsel- zum Stammspieler

Zu Beginn der Saison kam Herold meist noch als Einwechselspieler zum Einsatz, zuletzt hatte er sich einen Stammplatz erarbeitet und startete achtmal am Stück. In seinen bisher 23 Saisonspielen verzeichnete er in der Liga bei einem kicker-Notenschnitt von 3,15 zwei Scorer-Punkte (ein Tor, ein Assist). Ob weitere Einsätze bis zum Saisonfinale am 19. Mai folgen, teilten die Badener nicht mit.

Kopf-Frage: St. Paulis Angreifer Eggestein sieht Redebedarf

Johannes Eggestein besitzt die Fähigkeit, Spiele schon unmittelbar nach deren Ende beinahe wie ein Trainer analysieren zu können. Dementsprechend tief legte St. Paulis Angreifer nach dem 3:4 gegen Elversberg den Finger in die Wunde. Und sagt, auf was es nun ankommt.

St. Paulis Angreifer Johannes Eggestein beklagt das Zweikampfverhalten.

St. Paulis Angreifer Johannes Eggestein beklagt das Zweikampfverhalten.

IMAGO/Philipp Szyza

Eggesteins Führungstreffer vor der Pause, das achte Saisontor des 25-Jährigen, war eine der wenigen Aktionen, die nach Plan verlaufen waren, obwohl die Ringereinlage von Karol Mets gegen Robin Fellhauer bei der Eckballvariante entscheidend und regelwidrig war. Aber: Das Einlaufen des Mittelstürmers auf den kurzen Pfosten war, wie der Ex-Bremer verrät, “genau so einstudiert”.

Sämtliche anderen Automatismen scheinen Verschütt gegangen zwischen dem Ostersonntag, nach dem St. Paulis Vorsprung auf Rang drei elf Zähler betragen hatte und einem Sonntagnachmittag, der einem harten Aufprall in der Realität gleichkam. Diese besagt: Nur noch fünf Pünktchen liegt der entthronte Spitzenreiter vor Verfolger Fortuna Düsseldorf, und der hinterlassene Eindruck gegen Elversberg ist noch deutlich besorgniserregender als die enger gewordene Tabellenkonstellation.

“Wir hatten ein schlechtes Zweikampfverhalten und viele einfache Ballverluste”, beklagt Eggestein und analysiert: “Drei der vier Gegentore lassen sich durch Zweikampfführung unterbinden. Aber wir haben auch als Mannschaft nicht unsere Kompaktheit erzeugt, dazu haben wir die langen Bälle nicht gut verteidigt. Das geht so nicht.”

Faktor Kopf und Nerven

Aber, wie geht es weiter? “Wir müssen untereinander sprechen”, empfiehlt der Angreifer. Und zwar aus seiner Sicht über verschiedene Themen. Zum einen darüber, wie St. Pauli wieder “ganz dicht” wird, und auch über die Frage, welche Rolle in der Endphase der Spielzeit der Kopf und der Faktor Nerven spielen. Kiel und Düsseldorf hatten am Samstag vorgelegt und die Kiez-Kicker unter Zugzwang gesetzt. Eine Situation, die am kommenden Wochenende erneut droht: Fortuna spielt am Samstagmittag gegen Greuther Fürth, Holstein am Abend beim HSV und St. Pauli selbst erst tags darauf in Hannover. “Bei mir persönlich”, sagt Eggestein, “hat das keine Rolle gespielt, aber wir müssen uns darüber austauschen, wie jeder Einzelne das wahrnimmt. Natürlich merkt man jetzt, dass es in die Endphase geht.”

Eggesteins Credo im Umgang mit der sich zuspitzenden Situation ist es, das eigene Tun in den Mittelpunkt zu rücken. “Es ist irrelevant, was die anderen machen, weil wir es in der Hand haben. Wir müssen uns auf unsere Leistung konzentrieren.” Und er sagt auch konkret, wo er den Hebel anzusetzen sieht: “Es muss vor allem darum gehen, dass wir wieder stabil sind, da müssen wir wieder hinkommen. Denn in der Offensive werden wir immer unsere Momente bekommen, um Tore zu machen.”

Sebastian Wolff

Steffen will weiterhin begeistern: “Wow, was spielen die Elversberger für einen Fußball”

Vier Tore schenkte die SV Elversberg dem zuvor zu Hause ungeschlagenen Spitzenreiter St. Pauli ein. Den Abstiegskampf hat Trainer Horst Steffen nach dem wichtigen Sieg dennoch noch nicht für beendet erklärt. Die Art und Weise der SVE soll dabei weiterhin begeistern.

Jubel am Millerntor: SVE-Trainer Horst Steffen feierte mit seinem Team einen wichtigen Auswärtssieg.

Jubel am Millerntor: SVE-Trainer Horst Steffen feierte mit seinem Team einen wichtigen Auswärtssieg.

IMAGO/Fussball-News Saarland

Am Sonntag um 15.27 Uhr stand die erste Heimniederlage des FC St. Pauli in dieser Saison fest. Ausgerechnet gegen die zuvor dreimal in Folge torlos gebliebene SV Elversberg hatte der nun ehemalige Spitzenreiter gleich vier Gegentore kassiert und verlor am Ende trotz zweimaliger Führung mit 3:4.

Während das Ergebnis bei den Kiezkickern zu deutlichen Worten führte, war die Stimmung bei den Gäste natürlich komplett gelöst. “Ja, es ist ein super Tag heute. Hier zu gewinnen, gegen so eine starke Mannschaft, das ist enorm”, freute sich SVE-Trainer Horst Steffen direkt nach dem Auswärts-Coup bei Sky.

Steffen bekommt wieder “blonde Haare”

In der Anfangsphase hatte sich am Millerntor aber auch gezeigt, warum der Aufsteiger zuletzt dreimal ohne eigenen Treffer geblieben war. Die Gäste vergaben eine Reihe sehr guter Möglichkeiten und wurden von den Hamburgern vor der Pause nach einer Ecken-Variante eiskalt geduscht. Auf die Frage, ob aufgrund der schlechten Chancenverwertung sich weitere graue Haare auf Steffens Kopf ausgeprägt hätten, antwortete der Coach launig: “Ich hatte nicht erwartet, dass wir so viele Möglichkeiten erspielen können, das hat die Mannshaft bravourös gemacht. Deshalb sind eher wieder die blonden Haare dazugekommen.”

Statt in Führung lag Elversberg also wieder einmal hinten. Nur kurz nach Wiederbeginn gelang Maurice Neubauer aber schon der Ausgleich, ehe Marcel Hartel in der 69. Minute zum 2:1 für St. Pauli einschoss – wieder allerdings ohne nachhaltigen Effekt für die Hamburger, denn völlig unbeeindruckt vom erneuten Rückschlag drehten Joseph Boyamba, Paul Wanner und Hugo Vandermersch innerhalb von 13 Minuten die Partie zugunsten des Aufsteigers. Gerade weil Steffens Team zuletzt “nicht die beste Phase” hatte, war das Comeback “bemerkenswert”.

Schnellbacher war sich “sicher, dass wir unsere Tore machen können”

Den Glauben an dieses hatten die Spieler dabei die ganze Zeit, verriet Luca Schnellbacher: “Wir waren uns eigentlich sicher, dass wir unsere Tore machen können und auch werden.” Allerdings nur, “wenn wir als Mannschaft spielen und nicht so wie in Braunschweig”. Bei der Eintracht vor zwei Wochen zerfiel die SVE und ging mit 0:5 unter. “Dass es so gelaufen ist, ist natürlich überragend”, freute sich Schnellbacher über den Erfolg, der das Polster auf den Relegationsplatz auf nun acht Punkte wieder anwachsen lassen hat.

Auch wenn mit nun 39 Punkten der Klassenerhalt fast schon sicher scheint, will sich Steffen noch nicht zurücklehnen: “Es war ein enorm wichtiger Dreier, aber nichtsdestotrotz meiner Ansicht nach nicht ausreichend.” Die fehlenden Punkte für die letzte Gewissheit sollen schnell gesammelt werden und zwar weiterhin mit einer begeisternden Spielweise: “Wir wollen auch die nächsten Spiele wieder so spielen, dass alle sagen ‘Wow, was spielen die Elversberger für einen Fußball’.”

Wenn dieser so erfolgreich ist wie am Millerntor, sollte das zweite Bundesliga-Jahr bald gesichert sein.