Neuer fordert Neustart: “Klar, dass es so nicht weiterlaufen kann”

Ein letztes Spiel wie die gesamte Saison: Gute Phasen, unerklärliche Aussetzer, unnötige Niederlage. Mit dem 2:4 in Hoffenheim verpasste der FC Bayern auch noch die Vizemeisterschaft. Manuel Neuer fand dafür klare Worte.

Hofft, dass die kommenden Saison für den FC Bayern besser verläuft: Manuel Neuer.

Hofft, dass die kommenden Saison für den FC Bayern besser verläuft: Manuel Neuer.

IMAGO/Michael Weber

Um 18.09 Uhr, rund 45 Minuten nach Abpfiff dieser am Ende enttäuschenden Saison, war auch der letzte Münchner aus der Pre-Zero-Arena in Hoffenheim verschwunden. Nur noch weg, schien das Motto zu lauten. CEO Jan-Christian Dreesen wollte sich beispielsweise erst gar nicht äußern, begründete dies mit einem “besser so”.

Bundesliga, 34. Spieltag

“Gehen auf dem Zahnfleisch”

Das übernahm dafür Manuel Neuer, der zwar das erste Gegentor mit einem Fehlpass einleitete, sich aber spätestens in der zweiten Halbzeit einen Auftritt seiner Kollegen anschauen musste, der an Arbeitsverweigerung grenzte. “Man hat gemerkt, dass wir auf dem Zahnfleisch gehen und konnten keine richtigen Kräfte einwechseln. Der ein oder andere hatte Probleme und Schmerzen, auch wenn es keine Ausrede sein soll.”

Auffällig war dies besonders bei Dayot Upamecano, der angeschlagen oder platt war und sich durchschleppte. Trotzdem blieb offen, warum Trainer Thomas Tuchel trotz all der Personalprobleme keinem der mitgenommenen Nachwuchsspieler eine Chance gab.

Mangelnde Konstanz als größtes Problem

Ab sofort geht es ohnehin nur noch um die Zukunft und die Antworten darauf, wie der Rekordmeister an die Spitze zurückgelangen kann. “Es war eine sehr schwierige Saison für uns alle und muss für den Verein einen Neustart geben. Klar, dass es so nicht weiterlaufen kann”, sprach Neuer das Offensichtliche unmissverständlich an. Der Torhüter sah die mangelnde Konstanz als größtes Problem.

Die brachte auch der scheidende Trainer Thomas Tuchel nicht ins Team. Neuer nannte die Trennung eine “Entscheidung des Vereins, ich fand die Zusammenarbeit sehr gut”. Er habe gedacht, dass es weitergehe in der neuen Saison. Als “komplett falsch” bezeichnete der 38-Jährige jedoch Berichte, wonach er und Thomas Müller zu den Bossen gegangen seien und sich für eine weitere Zusammenarbeit ausgesprochen hätten. “So etwas liegt nicht in unserer Hand.” Sicher sei er jedoch, dass es in dieser Konstellation in der nächsten Saison gut funktioniert hätte. Generell, so Neuer, gelte: “Wir Spieler müssen als Mannschaft ein ganz anderes Gesicht zeigen, um wieder voll angreifen zu können. Jeder ist in der Pflicht, da brauche ich nicht mit dem Finger auf andere zu zeigen.” Die kicker-Nachfrage, ob der Trainerverschleiß beim FC Bayern zu hoch sei, beantwortete er kurz und knapp mit “Ja!” und verließ das Stadion.

Frank Linkesch

Gruppen-Coming-Out? “Für uns ist die Aktion leider extrem hinderlich”

Ein medial angekündigtes Gruppen-Coming-Out männlicher deutscher Fußball-Profis ist ausgeblieben. Experte Christian Rudolph spricht über den Misserfolg der Kampagne und seine eigene Arbeit in diesem Bereich.

Eine Eckfahne im Regenbogen-Design im Bremer Weserstadion.

Eine Eckfahne im Regenbogen-Design im Bremer Weserstadion.

IMAGO/Noah Wedel

Christian Rudolph ist seit dem 1. Januar 2021 Ansprechpartner der Kompetenz- und Anlaufstelle für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt im Fußball, einem gemeinsames Projekt des DFB und des Lesben- und Schwulenverbands Deutschland (LSVD). Im Interview spricht er über die Kampagne “Sports Free”, deren Initiator, der ehemalige Junioren-Nationalspieler Marcus Urban, für den 17. Mai ein Gruppen-Coming-Out männlicher deutscher Fußball-Profis angekündigt hatte, was allerdings nicht stattfand.

Herr Rudolph, das medial angekündigte Gruppen-Coming-Out deutscher Profi-Fußballer am Freitag ist ausgeblieben. Wie bewerten Sie das Projekt?

Ich stelle mir die Frage, wem es dienlich sein sollte. Das Projekt hat es nicht geschafft, ein breites Bündnis an Unterstützern zu gewinnen. Dabei gibt es genug Möglichkeiten: vorangegangene Netzwerke und Initiativen für mehr Sichtbarkeit wie #kickout mit weit über 100 Gesichtern oder die 11-Freunde-Kampagne “Ihr könnt auf uns zählen”. Auch die Sportpride und das BuNT Netzwerk wurden leider nicht aktiviert oder überhaupt angesprochen. Faninitiativen wie das Bündnis „Queer Football Fans” (QFF) oder “Unsere Kurve” wurden nicht einbezogen, sondern sind proaktiv tätig geworden. Dabei wäre es so wichtig gewesen, sich mit so einer Initiative breit aufzustellen und die Fankurven und Netzwerke mitzunehmen. Ich hätte mir sehr gewünscht, dass die gesamte Bundesliga in Wort und Tat dahinersteht. Das hätte aber organsiert werden müssen – das wurde nicht getan. Auch das Datum hat mich sehr gewundert – zum Saisonabschluss, einen Tag vor dem letzten Spieltag in der Bundesliga und in einem Jahr, in dem EM und Olympia stattfinden. Da haben Sportlerinnen und Sportler einen ganz anderen Fokus als ein Coming Out.

Für uns ist die Aktion von Marcus Urban leider extrem hinderlich, weil sie viel kaputt machen kann von der Arbeit, die wir seit vielen Jahren im Hintergrund leisten.

Christian Rudolph

Was stört Sie noch an der Kampagne?

Es reicht nicht aus, eine Plattform zur Verfügung zu stellen und für einen Medienrummel zu sorgen. Das ist die große Schwierigkeit bei der Kampagne, hinter dem Wirbel steckte offensichtlich sehr wenig. Das haben wir schon öfter erlebt, zuletzt mit einem Twitter-Profil eines angeblich schwulen Bundesligaspielers. Die Idee von einem Gruppen-Coming-Out hat Marcus Urban schon lange, das fokussiert sich aber immer wieder nur auf eine kleine Gruppe und zielt zu sehr auf das Coming Out und eine vermeintliche Sensation im Männer-Profifußball ab. Damit lastet der Druck wieder nur auf den Spielern. Das ist nicht unterstützend aufgebaut, sondern es wurde nur mit einer Sensation gespielt. So stiftet es am Ende mehr Verwirrung, als dass es unterstützt. Es sollte doch um den gesamten Sport und Sportlerinnen und Sportler aus allen Bereichen gehen und nicht wieder nur um die Fußballprofis. So werden nicht alle mitgenommen und auch Erde verbrannt. Für uns ist die Aktion von Marcus Urban leider extrem hinderlich, weil sie viel kaputt machen kann von der Arbeit, die wir seit vielen Jahren im Hintergrund leisten.

Wie hätte diese Aktion aus Ihrer Sicht besser laufen können?

Es hätte im Vorfeld geholfen, noch viele weitere Sportlerinnen und Sportler als Vorbilder einzubinden, die Vertrauen schaffen und noch mal näher am aktiven Sport sind. Thomas Hitzlsperger, Svenja Huth oder Tabea Kemme aus dem Fußball zum Beispiel, die ihre Stimmen seit vielen Jahren erheben, aber nicht eingebunden waren. Auch aus anderen Sportarten hätte Marcus Urban Vorbilder in Deutschland gewinnen können, den Volleyballspieler Benjamin Patch, den Judoka Timo Cavelius oder die Triathletin Anika Timm. Wir könnten so viele wichtige und tolle Geschichten aus dem Sport erzählen, die Mut machen und einen Nährboden schaffen. Das ist etwas, was wir mit unseren Netzwerken seit Jahren aufbauen, was aber in dieser Aktion komplett gefehlt hat. Dass die Fußball-Frauen keine Beachtung gefunden haben, halte ich auch für falsch. Dabei sind sie schon den Weg gegangen und gehen ihn weiter. Inzwischen ist es fast selbstverständlich, das sind unsere Vorbilder im Fußball. Aber so selbstverständlich war es bei den Frauen im Fußball auch nicht, bis 2008 hatte keine Nationalspielerin ihr öffentliches Coming Out. Es wird wieder nur von Männern gesprochen, zu denen er indirekt Kontakt haben will. Aber was ist mit den Frauen, den anderen Sportarten, der queeren Community als ganze?

Medial und in der Öffentlichkeit haben wir ein Narrativ geschaffen, das sich nur auf die aktiven Profi-Fußballspieler fokussiert, die sich doch bitte outen sollen, um Vorbilder zu sein.

Christian Rudolph

Ist dieser erneute Fokus auf das Coming Out männlicher Profis der Sache dienlich?

Mir ist wichtig zu sagen, dass es im Sport für alle möglich sein sollte öffentlich zur eigenen sexuellen und geschlechtlichen Identität zu stehen, ganz unabhängig vom Talent, der Leistung, dem Status oder der Position. Aber ich finde es schwierig, wie wir mit dem Thema Homosexualität im Sport umgehen. Medial und in der Öffentlichkeit haben wir ein Narrativ geschaffen, das sich nur auf die aktiven Profi-Fußballspieler fokussiert, die sich doch bitte outen sollen, um Vorbilder zu sein. Auch jetzt hat sich in der medialen Berichterstattung alles nur um die Spieler im Profifußball gedreht. Wie stark sexistisch und damit auch homo- und transfeindlich der Sport und damit unsere Gesellschaft insgesamt ist, wird dabei nicht wirklich hinterfragt. Es würde helfen, wenn wir uns nicht auf diese eine Gruppe konzentrieren, sondern auf den ganzen Sport. Wir müssen auch aufhören nur von den Aktiven auf dem Platz zu sprechen. Vereine und Verbände müssen sich proaktiv beteiligen, auch monetär. Wir brauchen nicht nur am 17. Mai, sondern andauernd positive Stimmen aus dem Sport – von Prominenten, Trainerinnen und Trainern, Managerinnen und Managern. Damit sich Spielerinnen und Spieler jederzeit sicher sein können, dass sie die Unterstützung bekommen.

Wie beurteilen Sie die Aktivitäten der großen Sportvereine am Freitag?

Es gab es aus meiner Sicht kaum Unterstützung und Solidarität aus der Bundesliga und dem Breitenfußball oder anderen Sportarten. Die Vereine machen gerade am 17. Mai schon länger Regenbogen-Aktionen und zeigen sich solidarisch, an diesem Freitag gab es aber bis auf Alexander Wehrle vom VfB Stuttgart und Dirk Zingler, die beide für die Initiative im Video aufgetreten sind, kaum weitere Aussagen. Wo waren die anderen?

Was muss sich an der Basis ändern, um mögliche Coming Out zu erleichtern?

Wir müssen in den Vereinen das Klima verändern, in den Nachwuchsleistungszentren Übungsleiterinnen und Übungsleiter im Bereich der Sozialkompetenz schulen, um jungen Menschen den Weg zu ebnen, egal welcher sexuellen und geschlechtlichen Identität Erfolg im Sport haben zu können. Da geht es aber auch um alle anderen Bereiche, über die Profis über Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter, Mitarbeitende und viele mehr. Das sind die Bretter, die wir in unserer täglichen Arbeit alle zusammen außerhalb der Sensation bearbeiten.

Patrick Kleinmann

Warum sich Xhaka Sorgen um Bayers Heimflug aus Berlin macht

Nach dem Gewinn der Meisterschale attestiert Granit Xhaka Bayer 04 eine “geniale Saison”, die in der kommenden Woche in den beiden Finalspielen in der Europa League und im DFB-Pokal veredelt werden soll. Den Titel in der Liga möchte sich der Schweizer nicht schmälern lassen.

Lenker und Trainer: Granit Xhaka (li.) und Xabi Alonso.

Lenker und Trainer: Granit Xhaka (li.) und Xabi Alonso.

IMAGO/Jan Huebner

Auch wenn die ganz große Sause angesichts des Europa League-Finales am Mittwoch nach dem 2:1-Sieg gegen den FC Augsburg am Samstag nicht möglich war, musste er einfach gefeiert werden: der erste deutsche Meistertitel für Bayer 04 Leverkusen.

Auch und gerade für Granit Xhaka war die Meisterehrung und die anschließende Party in der BayArena ein besonderer Moment. “Es hat sich gegen Bremen schon gut angefühlt”, blickte der 31-Jährige auf den 14. April zurück, als Bayer mit einem 5:0-Sieg gegen Werder den Titel bereits fix gemacht hatte, “aber jetzt die Schale in der Hand zu halten, war nochmal etwas Spezielles. Wir werden den Moment genießen.”

Feiern in Maßen war angesagt vier Tage vor dem Duell mit Atalanta Bergamo im Finale der Europa League. “Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass wir jetzt nicht ein, zwei oder drei Getränke nehmen werden. Aber wir wissen natürlich auch, dass am Mittwoch ein großes Spiel auf uns warten”, betonte Xhaka, “wir werden alles dafür tun, dass wir den nächsten Pokal nach Leverkusen holen.”

Gelingt dies, wäre es dann das 52. Pflichtspiel in Serie ohne Niederlage für Bayer. In der Bundesliga hat man den Status als “Invincibles”, als die Unbesiegbaren, bereits als erster Klub in der 61-jährigen Geschichte sicher. “Wir haben etwas Historisches geschafft, was in der Bundesliga noch keiner geschafft hat. Ob das nochmal jemandem gelingt? Mal schauen. Wahrscheinlich nicht nächstes Jahr …”, sagte der Schweizer, der dieser außergewöhnlichen Saison einen noch außergewöhnlicheren Anstrich verpassen möchte.

Wobei Xhaka keine Zweifel daran aufkommen lassen möchte, dass Bayers Triumph in der Liga nicht an der Leistung Konkurrenz lag. Und so hielt der Sechser ein flammendes Plädoyer für seine Farben: “Man muss uns ein bisschen Respekt zollen”, forderte der Nationalspieler, “es ist nicht so, dass die Bayern eine schlechte Saison gespielt haben, sondern wir eine überragende. Vom ersten bis zum 34. Spieltag waren wir in fast jedem Spiel dominant, haben sehr wenig gegen den Ball zugelassen. Wir haben diesen Hunger gehabt, jeden dritten Tag auf dem Platz zu fighten, zu laufen, zu kämpfen, aber auch zu rotieren. Wir hatten eine Riesenkader. Wir verdienen ganz großen Respekt! Dass man nicht die anderen schwach redet, sondern sagen muss: Wir haben eine geniale Saison gespielt. Das verdient die Mannschaft.”

Dass Bayers Erfolg in der Liga ein Triumph der Stärke ist, steht außer Frage. Jetzt möchte Xhaka diesen in der Europa League und im DFB-Pokal veredeln. “Finals sind dafür da, sie zu gewinnen. Das ist einfacher gesagt, als getan. Am Mittwoch haben wir ein brutal schwieriges Spiel gegen Atalanta. Eine italienische Mannschaft, die Erfahrung hat und brutal aggressiv spielt”, warnt der Linksfuß, “aber wir wissen natürlich auch um unsere Qualitäten. Und wir wollen am Mittwoch mit einem Titel mehr weiter nach Berlin fliegen und dann den nächsten holen.”

Und obwohl Xhaka mit der Erfahrung des im Endspurt verlorenen Meistertitels mit dem FC Arsenal in der Vorsaison in diesem Jahr stets zu Demut mahnte, ist der erfahrene Profi von der Situation euphorisiert. So macht sich Xhaka Sorgen, ob die Mannschaft, die am Donnerstag nach dem Europa-League-Finale direkt von Dublin nach Berlin fliegen wird, beim Rückflug nach Köln am Sonntag Probleme mit etwaigem Übergepäck bekommen könnte.

“Wenn wir noch zwei Trophäen holen, dann müssen wir auch schauen, was für einen Flieger wir nehmen, damit es nicht zu schwer wird”, flachste der Mittelfeldspieler, um dann doch wieder in den Tunnel einzufahren, der einzig zum nächsten Spiel führt: “Aber jetzt holen wir am Mittwoch hoffentlich erstmal die zweite Trophäe und dann schauen wir weiter.”

Stephan von Nocks

“Dumm gelaufen”: Dinkci bringt sich selbst um die Europa-Chance

Der 1. FC Heidenheim, der SV Werder Bremen und der SC Freiburg lieferten sich am Samstagnachmittag einen Dreikampf um Platz acht. Mittendrin: Eren Dinkci, der bei allen drei Teams seine Aktien im Spiel hat – und aufgrund seiner eigenen Leistung den Kürzeren zieht.

Enttäuschung trotz des großen Jubels? Eren Dinkci schoss Heidenheim auf Platz acht, verlässt den Klub aber im Sommer.

Enttäuschung trotz des großen Jubels? Eren Dinkci schoss Heidenheim auf Platz acht, verlässt den Klub aber im Sommer.

IMAGO/MIS

Es dauerte noch ein paar Minuten nach Schlusspfiff, dann hatte der 1. FC Heidenheim Gewissheit. Weil der SC Freiburg in der Nachspielzeit bei Union Berlin verlor und Werder Bremen gegen Bochum nur mit drei Toren Vorsprung gewann, stand fest: Der FCH hat nach dem 4:1 gegen den 1. FC Köln den achten Platz sicher. Sollte Bayer Leverkusen am kommenden Samstag den DFB-Pokal gegen den 1. FC Kaiserslautern gewinnen, wäre der Aufsteiger bei der Qualifikationsrunde zur Conference League dabei.

Dinkci bestraft sich selbst

Ganz Heidenheim brach im Anschluss an die Partie also in Jubel aus. Ganz Heidenheim? Nein! Ein Akteur befand sich rund um die Partie in einem Zwiespalt. Eren Dinkci, der mit zwölf Toren und sechs Vorlagen einen erheblichen Anteil an der tollen Heidenheimer Saison hatte, brachte sein Team auch am Samstag mit einem frühen Doppelpack zum 2:0 auf die Siegerstraße – und sorgte damit in der Endabrechnung wohl höchstselbst dafür, im kommenden Jahr selbst ganz sicher nicht auf europäischem Parkett aufzulaufen.

Dinkci spielt schließlich nur auf Leihbasis an der Brenz und entschied sich bereits im Frühjahr gegen einen Verbleib. Nun kehrt der Stürmer allerdings nicht zu Stammverein Werder Bremen zurück, der ohne Dinkcis beide Tore aufgrund der besseren Tordifferenz auf Rang acht eingelaufen wäre, sondern wechselt zum SC Freiburg – der vor dem 34. Spieltag als Achter die beste Ausgangslage innehatte, durch die späte Niederlage aber noch abrutschte.

Ich freue mich für die Mannschaft, sie hat es absolut verdient.

Eren Dinkci

“Am Ende, muss ich sagen, ist es ein bisschen dumm gelaufen für mich”, musste der 22-Jährige bei Sky zugeben. Miese Stimmung also bei Dinkci? Nicht wirklich, wie dieser kurz darauf klarstellte: “Ich freue mich für die Mannschaft, sie hat es absolut verdient. Ich glaube, das gehört dazu. Ich habe dem Verein und jedem Einzelnen sehr viel zu verdanken. Ich glaube, das wäre nicht fair, wenn ich nicht im letzten Spiel auch zu hundert Prozent da wäre.”

Durchbruch in Heidenheim

Noch in der vergangenen Saison war Dinkci in Bremen nicht über die Rolle des Ergänzungsspielers hinausgekommen, der sich noch dazu alles andere als torgefährlich gezeigt hat. Nach seinem furiosen Bundesliga-Debüt inklusive Tor beim 1:0-Sieg in Mainz 05 in der Saison 2021/21 dauerte es bis zu seinem Wechsel im vergangenen Sommer nach Heidenheim, ehe eine weitere Torbeteiligung in der Bundesliga folgte. Der Dank des gebürtigen Bremers kommt daher nicht von ungefähr – ohne das Vertrauen der Heidenheimer Verantwortlichen wäre er wohl kaum auf dem Wunschzettel des SCF gelandet.

Dass er dort nun vorerst lediglich in Bundesliga und DFB-Pokal antreten kann, wird der Senkrechtstarter folglich verkraften können. Obwohl er gegen Köln seine Eignung einmal mehr unter Beweis gestellt hat, scheint für Partien in Europa in der Karriere des bodenständigen Offensivmanns noch genug Zeit zu bleiben.

Seoane: “Überzeugt, dass wir nächste Saison besser performen können”

Das 0:4 in Stuttgart rundete Gladbachs Saison zum Vergessen ab. Die klare Niederlage zeigte einmal mehr, warum die Fohlen nur ganz knapp an der Relegation vorbeigeschrammt sind – und dass zwingend Veränderungen notwendig sind. Auf der Trainerposition soll Kontinuität einkehren.

Kündigen nach Saisonende eine harte Analyse an: Gerardo Seoane (li.) und Julian Weigl (re.)

Kündigen nach Saisonende eine harte Analyse an: Gerardo Seoane (li.) und Julian Weigl (re.)

IMAGO/eu-images

Die Schreckenssaison endete mit einer weiteren Enttäuschung. Gegen die Überflieger aus Stuttgart waren die chancenlosen Borussen mit dem 0:4 noch gut bedient. “Uns wurden die Grenzen aufgezeigt”, brachte Julian Weigl bei Sky die 90 Minuten auf den Punkt. Kapitän Jonas Omlin meinte ebenso zutreffend: “Es war zu wenig von uns.”

Bundesliga, 34. Spieltag

Wieder einmal, müsste man hinzufügen. Denn viel zu wenig brachten die Borussen nicht nur zum Abschluss in Stuttgart, sondern in der gesamten Saison auf den Platz. Platz 14 mit gerade einmal 34 Punkten? Indiskutabel. 67 Gegentore? Eine Katastrophe. Dass man gerade so über dem Strich geblieben ist und sich vor einer Zitterpartie in der Relegation retten konnte, ist mit das Beste an dieser Saison zum Vergessen.

“Wir können erleichtert sein, dass wir nicht in die Relegation mussten. Das wäre der GAU gewesen”, sagte Weigl. “Diese Saison haben wir uns alle anders vorgestellt. Jeder muss auch für sich schauen, ob er alles gegeben hat. Wir sind weit hinter unseren Zielen geblieben, und das hat viele Gründe. Die müssen wir jetzt ausfindig machen.”

Bei Gladbach muss Vieles auf den Prüfstand

Die Zeit der Analyse hat bei der Borussia nicht erst mit dem Abpfiff in Stuttgart begonnen. Trotzdem wird man sich in Gladbach auch in den kommenden Tagen und Wochen viel Zeit nehmen müssen, um jeden Stein umzudrehen, damit der seit Jahren anhaltende Abwärtstrend nicht doch irgendwann in der 2. Liga endet.

Wir können erleichtert sein, dass wir nicht in die Relegation mussten. Das wäre der GAU gewesen.

Julian Weigl

Zu analysieren gibt es eine Menge: Das bundesliga-untaugliche Defensivverhalten der Mannschaft. Die Leistungsschwankungen des Teams, auch innerhalb der Spiele. Die Themen fehlende Physis, fehlendes Tempo, fehlende Widerstandskraft. Wer auf dem Platz eigentlich das künftige Gerüst bilden soll. Welchen Fußball man generell spielen lassen möchte. Auf welchen Positionen, neben der Defensive, dringend Verstärkungen geholt werden müssen.

Oder ob einigen langjährigen Borussen, nicht nur Florian Neuhaus oder Nico Elvedi, vielleicht mal eine Luftveränderung guttun würde. Was sportliche Leitung und das Trainerteam in ihrer Arbeit besser machen können. Und, und, und…

Seoane: “Hinterfragen, wo wir uns verbessern können”

Von Klubseite war in den Statements zuletzt mehrfach zu hören, dass Gerardo Seoanes Job nicht zur Debatte stünde. Man will endlich wieder Kontinuität in den Verein bekommen. Seoane selbst machte in Stuttgart deutlich, dass auch er bereit ist, den Weg gemeinsam weiterzugehen. “Wir sind voller Energie und überzeugt, dass wir nächste Saison besser performen können”, sagte der Trainer am Samstag und sprach dabei fürs gesamte Trainerteam.

Es stünden jetzt viele Gespräche an. “Wir werden uns die ganze nächste Woche Zeit nehmen, um uns in der Gruppe und in den verschiedenen Abteilungen zu hinterfragen, wo wir uns verbessern können und mit welchen Mitteln”, kündigte Seoane an. “Das Gleiche werde im Nachgang dann auch ich in meinem Umfeld machen – und dann den Urlaub nutzen, um am ersten Tag mit voller Energie zur Arbeit zu kommen.”

Klar ist: Die Entscheidungen, die getroffen werden, müssen sitzen. Viel weiter nach unten darf es für die Borussia nicht mehr gehen – sonst heißt die nächste Station wahrscheinlich 2. Liga.

Jan Lustig

Streich: Unnötige, kleine Delle zum Ende einer Erfolgsära

In den vergangenen Wochen erfuhr Christian Streich viel Wertschätzung, Wärme und Liebe. Das Ende seiner beeindruckenden Erfolgsära beim SC Freiburg wurde jedoch unnötigerweise etwas getrübt. Ein Kommentar von kicker-Reporter Carsten Schröter-Lorenz.

Hinterlässt ein bestelltes Feld für Julian Schuster: Christian Streich.

Hinterlässt ein bestelltes Feld für Julian Schuster: Christian Streich.

In Streichs Worten war es “gewaltig”, was in den vergangenen Wochen auf ihn einströmte. Auf emotionaler Ebene. Vor allem von Freiburger Fans blies ihm förmlich ein Sturm der Liebe entgegen. Große Wertschätzung brachte ihm am letzten Arbeitstag auch Anhänger und Protagonisten von Union Berlin entgegen. Vor lauter Geschenken, Umarmungen und warmen Abschiedsworten zum Ende seiner zwölfeinhalb Jahre währenden Ära als Freiburger Cheftrainer kann man sich vorstellen, dass es nicht leicht war, den Fokus auf das Wesentliche zu richten, den sportlichen Erfolg.

Das hatte Streich zu seinem großen Ziel erklärt, als er im März seinen Schlussstrich zum Saisonende ankündigte. Er sei längst nicht “mehr in seiner Mitte”, räumte er am Donnerstag ein, und werde deshalb auch “froh sein, wenn es rum ist“.

Am Samstag war Streich aber so gar nicht nach Frohsinn zumute. Seine Mannschaft hat auch im fünften Spiel in Serie keinen Sieg geschafft, sondern verloren und damit auch die letzte Chance auf das über Wochen auf dem Silbertablett präsentierte dritte Europacup-Ticket hintereinander verspielt. Das war unnötig und selbst verschuldet.

Schlechteste Bilanz in den vergangenen fünf Jahren

In den jüngsten Heimspielen gegen Heidenheim (1:1) und Wolfsburg (1:2) ließen die SC-Profis trotz eines jeweils großen Chancenübergewichts schon wichtige Punkte für den sicheren siebten Europacup-Rang liegen, bei abstiegsgefährdeten Unionern konnten sie auch Platz 8 nicht verteidigen, der bei einem wahrscheinlichen Leverkusener Pokalsieg in die Conference League führt.

Stattdessen wurde Freiburg noch auf Rang 10 durchgereicht. Der stand auch 2021 zu Buche, die 42 Punkte sind jedoch die schwächste Freiburger Bilanz in den vergangenen fünf Jahren. In seiner acht Partien währenden Abschiedstour reicht es nur für neun Zähler. Typisch Streich, dass er in seiner großen Enttäuschung nach dem 1:2 in Köpenick die Schuld nur bei sich und nicht bei der Mannschaft suchte.

Das greift aber zu kurz. Trotz großer Verletzungsprobleme in der Abwehr – unter anderen fehlen die Stamm-Innenverteidiger Lienhart und Ginter seit vielen Wochen – gelang es Streich, seinem Stab und dem Team, die Defensive im Saisonfinale wieder zu stabilisieren, die zu Beginn des Jahres 2024 noch von Gegentoren überschwemmt worden war. Zuletzt war es die weitgehend von Blessuren verschonte Offensivabteilung, die ihre Qualität nicht mehr ausreichend für die eigenen Ziele auf den Platz brachte, besonders in puncto Chancenverwertung. Kurz vor dem Abpfiff in Berlin schliefen dann gleich mehrere Profis beim von Janik Haberer verwandelten Elfmeter-Nachschuss.

Unter dem Strich dennoch eine starke Leistung

Dennoch ist auch diese Lesart zulässig: Trotz des über die gesamte Saison hinweg massiven Verletzungspechs – etwa fiel Kapitän Christian Günter über ein halbes Jahr aus – erreichte der SC über mitreißende Play-offs gegen Champions-League-Absteiger RC Lens erneut das Achtelfinale in der Europa League. Eine starke Leistung, zumal das Streich-Team nie in den phasenweise weitgreifenden Kampf um den Ligaverbleib verstrickt war.

Wie schon seit fünf Jahren nicht mehr. Das ist umso bemerkenswerter, wenn man sich vergegenwärtigt, welche Klubs in diesem Zeitraum teilweise lange oder bis in die Relegation im Keller mitkämpfen mussten: Wolfsburg, Gladbach, Hoffenheim und auch der aktuelle Vizemeister Stuttgart.

Das ist ein großes Verdienst innerhalb dieser Erfolgsära, an deren Ende Streich ein bestelltes Feld für Nachfolger Julian Schuster hinterlässt und verdientermaßen über Wochen emotional und stilvoll als prägende Figur der Bundesliga verabschiedet wurde. Das verpatzte letzte Saisonfinale wurmt Streich und seine Spieler, hinterlässt in der Gesamtbilanz dieses Fußballlehrer aber nur eine kleine Delle.

Weisers Challenge mit Werder: “Langfristig Champions League”

Er bleibt – und hat mit dem SV Werder Bremen noch so einiges vor. Mitchell Weiser spricht über das knapp verpasste und sein künftiges Ziel: Europa.

Bleibt Werder treu: Mitchell Weiser.

Bleibt Werder treu: Mitchell Weiser.

IMAGO/kolbert-press

Dass bei Mitchell Weiser Tränen flossen, lag nach Schlusspfiff nicht nur am Abschied von Christian Groß (“Ich musste da ziemlich heulen”) – sondern hatte auch damit zu tun, dass “ich das Ziel, das man jetzt vielleicht noch hätte erreichen können, trotzdem immer noch vor Augen hatte”. Zwei erzielte Tore fehlten dem SV Werder Bremen letztlich lediglich zu Tabellenplatz acht, der schon in dieser Saison für eine europäische Qualifikation reichen könnte – und Möglichkeiten hatte es beim 4:1-Sieg gegen den VfL Bochum dazu in Hülle und Fülle gegeben.

Auch Weiser haderte mit seiner eigenen von zahlreichen vergebenen Großchancen: “Ich weiß nicht, warum ich da so in die Mitte geschossen habe.” Jedenfalls empfand er es als “sehr ärgerlich” und “bitter”, dass es so nichts mehr geworden war mit Europa. “Aber im Endeffekt haben wir es im Laufe der Saison irgendwo liegen lassen”, so der 30-Jährige: “Ich glaube, wir hatten einige Serien, als wir nicht gewonnen haben. Und ja, da geht es für mich nächstes Jahr darum, besser zu sein.”

Weiser: “Ich liebe halt die Challenge”

Diese Herangehensweise war ja auch die Prämisse gewesen, warum der Klub am Tag vor dem letzten Heimspiel die Vertragsverlängerung von Weiser bekanntgeben konnte: Der rechte Schienenspieler, der sonst ablösefrei gewesen wäre, will mehr. Was er nun auch noch mal ziemlich konkret öffentlich untermauerte: “Ich liebe halt die Challenge”, so der U-21-Europameister von 2017: “Ich bin in der zweiten Liga hierhergekommen, dieses Jahr haben wir im Gegensatz zur letzten Saison einen Schritt nach vorne gemacht. Und das will ich einfach krönen und helfen, den Verein dahin zu bringen, wo er hingehört.”

Dass damit nur das europäische Geschäft gemeint sein konnte, war natürlich klar – doch auf Nachfrage ließ Weiser dann auch durchblicken, wie groß seine Ambitionen wirklich sind: “Der nächste Schritt für uns ist es, international zu spielen – und langfristig gesehen muss Werder in die Champions League.”

Weiser über Verbleib: “Man spielt mit mehreren Gedanken”

Auch deshalb habe er sich für einen Verbleib in Bremen entschieden, trotz einigem “hin und her” im Vorfeld: Die Unterschrift hatte sich letztlich über Wochen gezogen, zumal Weiser ursprünglich schon im vergangenen Sommer verlängern sollte. “Klar spielt man mit mehreren Gedanken”, sagte der Profi und sprach über das Interesse anderer Klubs, das es “natürlich gab, weil ich ablösefrei war – aber konkret habe ich Werder immer gesagt, dass, wenn alles passt, ich auf jeden Fall hierbleiben will”, erklärte Weiser: “Und ich bin froh, dass es dann auch so gekommen ist.”

Tim Lüddecke

“Und irgendwann einmal …”: Lieberknecht sorgt für Lacher bei Terzic

BVB-Coach erinnert sich an letzte Wembley-Reise 18.05.2024

“Und irgendwann einmal …”: Lieberknecht sorgt für Lacher bei Terzic

3:15Angesprochen auf das Champions-League-Finale und auch die Erinnerungen an 2013 holte Edin Terzic etwas aus und sprach auch über seine Vergangenheit als Dortmund-Fan. Zum Abschluss verriet Darmstadt-Trainer Torsten Lieberknecht, wie er das Endspiel verfolgen wird.

Krösche vermeidet ein Bekenntnis zu Toppmöller

Mit dem 2:2 gegen Leipzig sicherte sich die Eintracht am 34. Spieltag Platz 6. Über die schwache Rückrunde kann dieser Rang jedoch nicht hinwegtäuschen. Sportvorstand Markus Krösche ließ am Samstagabend offen, ob Dino Toppmöller auch in der neuen Saison auf der Frankfurter Trainerbank sitzen wird.

Auch in der kommenden Bundesliga-Saison 2024/25 Trainer von Eintracht Frankfurt? Dino Toppmöller.

Auch in der kommenden Bundesliga-Saison 2024/25 Trainer von Eintracht Frankfurt? Dino Toppmöller.

IMAGO/Nordphoto

Mit lediglich vier Siegen, acht Unentschieden, fünf Niederlagen und 24:30 Toren belegt die Eintracht Platz 11 in der Rückrundentabelle.

In den jüngsten neun Bundesliga-Spielen holten die Hessen nur einen Dreier. Dass sie die Saison mit gerade einmal 47 Punkten im oberen Tabellendrittel beenden, ist in erster Linie der Schwäche der Konkurrenz zu verdanken. Seit Einführung der Drei-Punkte-Wertung zur Saison 1995/96 reichten erst ein einziges Mal 47 Zähler für Platz 6: 2010/11 zog der 1. FC Nürnberg mit dieser Punktzahl aber nicht in den Europapokal ein.

mehr zur Eintracht

Die Eintracht nimmt hingegen sicher an der Europa League teil und hat sogar noch die Chance, in die Champions League einzuziehen. Die Voraussetzung: Im Finale der Königsklasse muss Borussia Dortmund gegen Real Madrid gewinnen. Ebenso offen wie der internationale Wettbewerb, an dem die Eintracht 2024/25 teilnehmen wird, ist die Trainerfrage.

Krösche weicht der Trainerfrage aus

Nach dem Spiel ließ Markus Krösche im Gespräch mit Journalisten auch auf mehrfache Nachfrage offen, ob Toppmöller im Amt bleibt. Wiederholt wich der Sportvorstand aus (“Warum sollen wir über Personalien diskutieren?”), zum Schluss sagte er: “Für ihn ist es ein schwieriger Job gewesen dieses Jahr, es ist auch für ihn ein Lernprozess. In den nächsten Tagen geht es darum zu gucken, was wir besser machen und wie wir uns weiterentwickeln können. Dino hat kein einfaches Jahr gehabt.”

Auch wir wissen, dass wir diese Saison über weite Strecken keinen guten Fußball gespielt haben.

Eintracht-Sportvorstand Markus Krösche

Das peinliche DFB-Pokal-Aus bei Drittligist Saarbrücken (0:2 im Achtelfinale) und die dünnen Leistungen in der Conference League werfen einen dunklen Schatten über eine Spielzeit, in der Frankfurt auch in der Bundesliga nur selten überzeugt hat.

“Es war eine sehr anstrengende Saison mit sehr vielen Tiefen und auch ab und zu Höhen”, rekapitulierte Krösche – und führte aus: “Wir wussten, dass dieser große Umbruch dazu führt, dass es auch mal wackeln und stottern kann. Das war uns von vornherein bewusst. Wir müssen uns fußballerisch verbessern und mehr Konstanz in unsere Leistungen kriegen. Auch wir wissen, dass wir diese Saison über weite Strecken keinen guten Fußball gespielt haben. Trotzdem haben wir den sechsten Platz erreicht. Das war das Wichtigste, um einen guten Saisonabschluss zu haben.”

Eine schwierige Entscheidung

Markus Krösche

Muss sich Gedanken machen: Markus Krösche.
IMAGO/Jan Huebner

Krösche muss nun eine schwierige Entscheidung treffen. Traut er Toppmöller zu, die Mannschaft in der neuen Saison spielerisch weiterzuentwickeln und zu mehr Konstanz zu führen? Wie wahrscheinlich ist es, dass sich Toppmöller als Trainer und Führungspersönlichkeit weiterentwickelt? Kann der Coach in der Mannschaft und im Umfeld eine Aufbruchstimmung erzeugen? Natürlich geht es auch um die Frage: Welche Alternativen gibt es auf dem Trainermarkt? Selbstredend muss Krösche auch seine eigene Arbeit hinterfragen, im Kern die Kaderzusammenstellung. Denn auch diese Frage ist schwierig zu beantworten: Was hätte ein anderer Trainer aus diesem Team mit vielen jungen Spielern und wenigen Führungskräften auf dem Platz herausholen können?

Sollte sich Krösche dazu entschließen, mit Toppmöller weiterzumachen, könnte es ratsam sein, dem 43-Jährigen einen erfahrenen Co-Trainer zur Seite zu stellen. Es ist ein Versäumnis, dass dies nicht von Anfang an geschehen ist. Viel Zeit sollte sich Krösche bei seiner Entscheidung nicht lassen. Toppmöller ist ein feiner Mensch, der es verdient hat zu wissen, woran er ist.

Die offene Zukunftsfrage schwächt ihn.

Julian Franzke