Wenngleich man sich in Heidenheim schon ein wenig an die Bundesliga gewöhnt hat, bereits gegen alle namhaften Gegner angetreten ist, so hat es eines noch nicht gegeben: Der FC Bayern München war noch nie in einem Pflichtspiel zu Gast in der Voith-Arena.
“Win-win-Situation” für alle: Heidenheims Trainer Frank Schmidt (li.) zieht ein positives Zwischenfazit der Leihe von Eren Dinkci (re.)
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Die Freude ist in Heidenheim groß, dass Lennard Maloney in Stuttgart wieder ein paar Minuten spielen konnte. Er hat unter der Woche wieder voll trainiert und sei laut Trainer Frank Schmidt auch wieder ein Kandidat für die Startelf. Nicht mit dabei sein werden der rotgesperrte Nikola Dovedan sowie Norman Theuerkauf, der unter der Woche krankheitsbedingt nicht trainieren konnte.
“Bundesliga ist etwas Besonderes. Ich als Trainer sehe es aber eher pragmatisch, weil wir 34 Spieltage Zeit haben, um unser Ziel zu erreichen. Aber natürlich verstehe ich, dass Bayern München nochmal etwas Besonderes ist für das Umfeld und die Fans, das kann man nicht wegdiskutieren”, sagt Schmidt vor dem Duell mit dem Rekordmeister. “Sieben Spieltage vor Schluss hat sich an unserer Herangehensweise nichts verändert. Wir brauchen weiterhin noch Punkte. Die möchten wir möglichst schnell holen. Deswegen beschäftige ich mich in dieser Woche nur damit, was wir sportlich tun müssen, um so eine Situation zu schaffen, um gegen Bayern München etwas mitzunehmen.”
Man wisse, dass größtmögliche Offensivqualität auf der anderen Seite stehen werde, doch Schmidt sagt klar: “Nur Verteidigen bringt aber auch nichts.” Das habe sich schon im Hinspiel herauskristallisiert, als der FCH eine gute Leistung zeigte, sich nach dem dortigen 2:4 nicht zu schämen brauchte.
Dinkci war für alle eine “Win-win-Situation”
Dass sich Eren Dinkci nun zu einem Wechsel zum SC Freiburg entschlossen hat, sei “wurscht” für die weitere Zusammenarbeit in den letzten sieben Spielen der Saison, so sagte es Schmidt. “Eren bringt gute Leistungen, er hat uns informiert und es ist korrekt abgelaufen. Es war von Anfang an klar, dass er ein Jahr bei uns ist und danach vermutlich wieder gehen wird. Von daher ist es keine große Sache für mich”, ergänzt Schmidt.
Ein zumindest emotionaler Nackenschlag aber ist es zweifellos für Heidenheim. Sowohl Schmidt als auch der Vorstandsvorsitzende Holger Sanwald hatten in den vergangenen Wochen offenkundig kommuniziert, dass sie mit Dinkci, der für ein Jahr vom SV Werder Bremen ausgeliehen ist, gerne weitermachen würden. “Man muss klarstellen: Das ist eine Win-win-Situation für alle Beteiligten. Sein großes Ziel war, sich in Heidenheim Spielpraxis zu verschaffen. Unser Ziel war es, den Klassenerhalt zu erreichen. Bremen wollte einen Spieler weiterentwickeln, der dort vielleicht nicht so viel gespielt hätte – und dieser Plan ist doch voll aufgegangen”, skizziert Sanwald das nun endende Leihgeschäft mit dem Deutsch-Türken.
Nach nicht einmal einem Jahr sei diese Rechnung voll aufgegangen. “Wir haben einen Topspieler bekommen, den wir uns sonst nicht hätten leisten können. Sonst hätten wir ihn nicht ausgeliehen, sondern gekauft. Das Geld hatten wir nicht. Genauso wenig haben wir das Geld, ihn weiterzuverpflichten, so weit sind wir noch nicht”, gibt Sanwald einen recht offenen Einblick in die Finanzwelt.
Freiburg ist Vorbild, aber 30 Jahre möchte Sanwald gerne verkürzen
Wie lange man brauche, um solche Transfers selbst zu tätigen, wisse Sanwald nicht. Den SC Freiburg hat er als “gewisse Vorbildfunktion” auserkoren. “Wenn ich es richtig weiß, spielen die seit rund 30 Jahren in der Bundesliga, wir seit einem Dreivierteljahr. Natürlich hoffe ich, dass es bei uns nicht 30 Jahre braucht, aber ich befürchte es”, so Sanwald über die weitere Entwicklung. Bereits in der kommenden Saison, Sanwald geht klar vom Klassenerhalt aus, fange es wieder von vorne an: erneut wird dann nur der Verbleib in der Bundesliga als Ziel ausgerufen. Und das zweite Jahr ist bekanntlich das schwierigere.