Gjasula: “Dann warten noch ein paar Jährchen auf mich”

Mittlerweile 34 Jahre alt ist Klaus Gjasula. Doch an ein Karriereende denkt er noch nicht. Ohnehin hat zunächst der Klassenerhalt mit dem SV Darmstadt 98 Priorität. Und dann ist da im Sommer die Europameisterschaft, die der albanische Nationalspieler noch nicht abgeschrieben hat.

Hat auch mit 34 noch nicht genug: Darmstadts Routinier Klaus Gjasula.

Hat auch mit 34 noch nicht genug: Darmstadts Routinier Klaus Gjasula.

picture alliance / dts-Agentur

Ohne Klaus Gjasula hat die albanische Nationalmannschaft gerade ihre Testspiele gegen Chile und Schweden verloren. Der 34 Jahre alte Defensivspieler, der den bislang letzten seiner 27 Länderspiel-Einsätze im vergangenen November in der EM-Qualifikation gegen Moldawien bestritten hatte, trainierte stattdessen intensiv beim SV Darmstadt 98 für den Saisonendspurt und den noch immer möglichen Klassenerhalt.

“Ich glaube, dass es über das vergangene Jahr gesehen damit zusammenhängt, dass ich hier öfter in der Verteidigung spiele”, sagte Gjasula am Dienstag über seine Nichtberücksichtigung. Für Albanien sei er dagegen ein Sechser, das habe man ihm auch gesagt. “Andere Spieler, die im Verein wöchentlich auf der Sechs spielen und ihre Sache ordentlich machen, haben da natürlich einen Vorteil.”

Trotzdem hat Gjasula, der in Tirana geboren und in Freiburg aufgewachsen ist, die Europameisterschaft im Sommer in Deutschland noch nicht abgeschrieben. “Ich gebe alles und versuche, mich anzubieten”, sagtd er. “Ich habe noch nicht damit abgeschlossen.”

Klassenerhalt? “Jeder einzelne glaubt daran”

Beim SV Darmstadt 98 ist die Stimmung in der Mannschaft trotz des letzten Tabellenplatzes weiter harmonisch, wie Gjasula sagte. “Ich denke, jeder einzelne glaubt daran, dass wir unser großes Ziel noch erreichen können. Dafür sind jetzt die letzten acht Spiele entscheidend, und wir werden unser Bestmögliches raushauen. Am Ende werden wir dann sehen, wofür das reicht.”

Darmstadt weiter ohne Sportchef

Auch wie es mit Gjasula im Sommer auf Vereinsebene weitergeht, ist noch offen. Dann endet sein Vertrag. “Klar, ich fühle mich wohl hier”, sagte er und betonte, dass er offen für alles sei. Dennoch sei die Situation in Darmstadt nicht einfach. Man wisse nicht, in welcher Liga man spielen werde. Zahlreiche Verträge laufen aus. Einen neuen Sportchef für den Ende Dezember ausgeschiedenen Carsten Wehlmann gibt es auch noch nicht.

“Möchte so lange spielen wie möglich”

Kurz nach Beginn der Saison 2021/22 war Gjasula vom Hamburger SV ans Böllenfalltor gewechselt. Trainer Torsten Lieberknecht schätzt ihn als Leader, auch wenn er in der laufenden Saison nicht regelmäßig in der Startelf gesetzt ist.

Sollte es in Darmstadt für Gjasula nicht weitergehen, so ist ein Karriereende derzeit kein Thema für ihn. “Momentan fühle ich mich echt gut, und ich möchte so lange spielen wie möglich. Wenn die Gesundheit mitspielt, dann warten noch ein paar Jährchen auf mich”, sagte er.

Stephan Köhnlein

Routinier Kempe: “Die Tabelle ist saueng”

Acht Spieltage vor Saisonende sieht es nicht gut aus für Schlusslicht SV Darmstadt 98. Trotzdem ist das Team um Routinier Tobias Kempe weit davon entfernt aufzugeben. Jeder im Verein glaube weiter an den Bundesliga-Klassenerhalt, sagte der 34 Jahre alte Mittelfeldspieler.

Darmstadts Tobias Kempe (li.) gibt sich betont kämpferisch.

Darmstadts Tobias Kempe (li.) gibt sich betont kämpferisch.

IMAGO/Ulrich Hufnagel

Tobias Kempe ist der Mann für die ganz wichtigen Tore am letzten Spieltag. In der Saison 2014/15 schoss er den SV Darmstadt 98 zum Bundesliga-Aufstieg. Drei Jahre später rettete er das Team mit einem Treffer vor dem Abstieg in die 3. Liga.

Damit es auch in dieser Saison noch ein Happy End für die Lilien geben kann, sind die kommenden Wochen entscheidend. Da spielt das aktuelle Bundesliga-Schlusslicht gegen Bochum, Mainz und Köln – die drei nächstplatzierten Teams in der Tabelle. “Wir haben jetzt noch viele wichtige Spiele vor der Brust. Und für die wollen wir gewappnet sein”, sagt Kempe.

In der Länderspielpause absolviert das Team von Trainer Torsten Lieberknecht deswegen ein volles Trainingsprogramm, verzichtet sogar auch mögliche freie Tage. In Ermangelung eines geeigneten Gegners ist zudem für Freitag ein internes Testspiel unter Wettkampfbedingungen angepeilt.

“Gemeinsam können wir das schaffen”

Jeder Einzelne glaube an den Klassenerhalt. “Das sieht man in der täglichen Arbeit, das sieht man in den Trainingseinheiten, das sieht man an den Ansprachen der Führungsspieler und des Trainerteams”, betont der nach Kapitän Fabian Holland dienstälteste Lilien-Spieler.

Nachdem es beim 0:6-Heimdebakel vor gut zwei Wochen gegen Augsburg einen Becherwurf und Handgreiflichkeiten unter den eigenen Anhängern gegeben hatte, habe man zuletzt beim Spiel gegen Bayern München wieder gesehen, dass auch die Fans zu 100 Prozent hinter dem Team stünden. “Gemeinsam können wir das schaffen”, glaubt Kempe.

Alter erfordert Extra-Schichten

Dass die Mannschaft seit nunmehr 20 Spielen ohne Sieg ist, sei unbestritten eine schwierige Situation. “Aber man sieht die Tabelle. Die ist saueng”, sagt er. Es sei absolut möglich, zumindest den Sprung auf den Relegationsplatz zu schaffen.

Kempe gehört in der laufenden Saison mit seinen 34 Jahren weiter zum Stamm, ist aber nicht mehr jedes Spiel in der Startelf gesetzt. In den vergangenen Wochen habe er zwischenzeitlich kürzertreten müssen, weil er krank gewesen sei. “Da war ich ein bisschen raus. In dem Alter musst du nochmal ein bisschen extra schuften, um wieder ranzukommen”, erklärt er.

Vertrag läuft noch bis 2025

Gegen Leipzig und gegen Bayern stand er zuletzt wieder in der Startformation und verlieh dem Team Stabilität. “Ich bin fit und versuche, mit meiner Erfahrung den Jungs zu helfen”, sagt er. Sein Vertrag läuft noch bis Sommer 2025.

Sein Ziel ist, bis dahin auch weiter auf dem Platz zu stehen. “Solange ich gesund bin, werde ich da auch keinen Schritt weniger machen, eher mehr”, verspricht er. “Schließlich will ich solange wie möglich diesen wundervollen Sport ausüben.”

Stephan Köhnlein

“Gibt uns extrem viel Kraft”: Eine Niederlage mit Gewinnern

Am Ende stand wieder einmal ein klares Ergebnis gegen den SV Darmstadt 98. Doch die Lilien gehen erhobenen Hauptes aus der Partie gegen Bayern München und können aus der 2:5-Heimniederlage sogar Mut für die entscheidenden Wochen schöpfen.

Zählt zu den Gewinnern des Bayern-Spiels: Tim Skarke (li.).

Zählt zu den Gewinnern des Bayern-Spiels: Tim Skarke (li.).

IMAGO/Schüler

Die Sensation im Duell David gegen Goliath blieb aus, auch wenn die Niederlage des SV Darmstadt 98 gegen Bayern München aus Sicht von Trainer Torsten Lieberknecht ein oder zwei Tore zu hoch ausfiel. Sein Team hatte sich gut verkauft, war sogar in Führung gegangen und begegnet dem Rekordmeister lange auf Augenhöhe. Vielleicht wäre mehr drin gewesen, wenn die Lilien ihre guten Chancen im ersten Durchgang genutzt hätten. Doch nach rund einer guten Stunde gab die individuelle Klasse der Bayern dann den Ausschlag zu Ungunsten der Gastgeber.

Bundesliga, 26. Spieltag

Gewinner gab es trotzdem auf Seite der Lilien – vor allem die Offensivabteilung mit den beiden Angreifern Oscar Vilhelmsson und Tim Skarke. Darmstadt erfolgreichster Torschütze Skarke, der zuletzt als Außenverteidiger hatte aushelfen müssen, spielte gegen die Bayern wieder in der Spitze und erzielte seinen siebten Saisontreffer. Der junge Schwede Vilhelmsson stand erneute in der Startformation und bot eine starke Leistung, die er mit einem Tor kurz vor Schluss krönte. Einen zweiten Treffer hatte die Querlatte kurz vor der Pause verhindert.

Nach Augsburg-Eklat zeigt sich das Böllenfalltor als Einheit

Der größte Gewinner war allerdings das Stadion. Zwei Wochen nach dem 0:6-Heimdebakel gegen Augsburg mit einem Becherwurf auf Lilien-Spieler Gerrit Holtmann und Übergriffen unter den eigenen Fans präsentierte sich das Böllenfalltor als lautstarke und geschlossene Einheit.

Dazu hatten eine Reihe von Aktionen beigetragen – darunter ein selbstkritisches Statement der Ultras, ein Fan-Abend und weitere Gespräche. Hinzu kam das intensive Bemühen des SV Darmstadt 98, die Vorfälle aufzuarbeiten, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen, aber vor allem die Gräben zu schließen, die sich zwischen Gruppierungen aufgetan hatten.

Lieberknecht lobt Zusammenhalt

“Man hat es auch zum Schluss gesehen, als die Tore für die Bayern fielen, dass da kein Bruch in der Stimmung war”, konstatierte Kapitän Fabian Holland. “Nach Abpfiff in die Gesichter der Fans zu gucken, gibt uns extrem viel Kraft. Die Fans haben gesehen, dass wir alles auf dem Platz gelassen haben.” Und auch Trainer Lieberknecht lobte den Schulterschluss mit den Fans: “Es war das Wichtigste heute, dass man im Stadion gemerkt hat, dass der Zusammenhalt da war – für Darmstadt, für die Fans und für uns als Mannschaft.”

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Trotz der Niederlage gegen die Bayern und nunmehr 20 Spielen ohne Sieg hat Schlusslicht Darmstadt noch immer Chancen auf den Klassenerhalt. Nach der Länderspiel-Pause stehen unter anderem die entscheidenden Begegnungen gegen Bochum, Mainz und später gegen Köln an, die alle direkt vor den Lilien liegen. Auf die Unterstützung des Böllenfalltors können die Lilien dabei allerdings nicht bauen. Alle drei Partien sind Auswärtsspiele.

Stephan Köhnlein

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Riedel vor dem Einstieg ins Teamtraining

Ende Januar bricht sich Clemens Riedel den Knöchel. Rund eineinhalb Monate später und damit deutlich früher als erwartet steht der 20-Jährige nun vor der Rückkehr ins Teamtraining.

Das war Ende Januar: Clemens Riedel hat sich den Knöchel gebrochen - nun steht der Youngster vor der Rückkehr auf den Platz.

Das war Ende Januar: Clemens Riedel hat sich den Knöchel gebrochen – nun steht der Youngster vor der Rückkehr auf den Platz.

IMAGO/Jan Huebner

“Das Ziel ist kommende Woche während der Länderspielpause, wenn alles gut läuft”, sagte Riedel am Donnerstag. Vielleicht dauere es auch noch ein bisschen länger. “Aber der Heilungsprozess lief bei mir bis dato nahezu perfekt.”

Riedel hatte sich im Spiel bei Union Berlin am 28. Januar nach einem Luftzweikampf den Knöchel gebrochen. Trainer Torsten Lieberknecht befürchtete zunächst, dass der 20-Jährige in der laufenden Saison nicht mehr zum Einsatz kommt. Nun wird Riedel die Lilien im Saisonendspurt voraussichtlich doch noch unterstützen können.

Der Abwehrspieler war zu Beginn der Saison 2021/22 vom Lilien-Nachwuchs zu den Profis aufgerückt und gilt als großes Talent. In der laufenden Saison kam er bislang in zehn Spielen zum Einsatz, stand dabei in sieben Partien in der Startformation.

Stephan Köhnlein

Müller: “Für uns das Beste, wenn uns alle abschreiben”

Andreas Müller ist 23 Jahre alt und hat gerade neun Bundesliga-Einsätze auf dem Konto. Und trotzdem hat der 1,73 Meter große Mittelfeldspieler vielen seiner Mitspieler bei Bundesliga-Schlusslicht SV Darmstadt etwas voraus: Erfahrung im Abstiegskampf aus drei verschiedenen Ligen.

Gab sein Startelf-Debüt beim Spiel in Leipzig: Andreas Müller.

Gab sein Startelf-Debüt beim Spiel in Leipzig: Andreas Müller.

IMAGO/Christian Schroedter

Mit dem 1. FC Magdeburg spielte Müller in seiner ersten Drittliga-Saison 2020/21 lange gegen den Abstieg. Nach dem Aufstieg mit dem FCM im Sommer 2022 ging es in der 2. Liga um den Klassenerhalt. Und nun spielt er mit den Lilien in der Bundesliga um den Liga-Verbleib.

Aufgrund der jüngsten Ergebnisse – 18 Spiele ist die Mannschaft mittlerweile ohne Sieg – gilt der SV Darmstadt 98 als Abstiegskandidat Nummer eins. “Das ist für uns eigentlich das Beste, wenn uns alle abschreiben”, sagt Müller. “Wenn niemand mit uns rechnet, ist es umso schöner, wenn wir mal für eine Überraschung sorgen können.”

Begegnung mit den Idolen der Kindheit

Ob diese Überraschung jedoch gegen den kommenden Gegner FC Bayern München gelingt, ist äußerst fraglich. Im Hinspiel gab es mit einem 0:8 die höchste Niederlage in der Bundesliga-Geschichte der Darmstädter. Zudem kommen die Münchner mit dem Rückenwind eines 8:1-Kantersiegs über Mainz ans Böllenfalltor.

Für Müller ist das Spiel dennoch ein absolutes Highlight. “Es ist doch für jeden Spieler einfach geil, gegen Weltmeister zu spielen, zu denen man früher als kleines Kind aufgeschaut hat”, sagt er vor der Begegnung mit Manuel Neuer oder Thomas Müller.

Dass Andreas Müller überhaupt in der Bundesliga gelandet ist, war alles andere als absehbar. In der U 17 wurde er bei der TSG 1899 Hoffenheim ausgemustert, der Traum vom Profi schien geplatzt zu sein. Mit Umwegen über den FC-Astoria Walldorf und den 1. FC Magdeburg fand er mit seinem Wechsel zum SV Darmstadt 98 im vergangenen Sommer den Weg in die höchste deutsche Liga.

Einer der wenigen Gewinner

Weil er im Sommer jedoch aus einer längeren Verletzung kam, benötigte er zunächst einige Zeit, um sich in Team und Liga einzufinden. Mit Blick auf die vergangenen Wochen ist Müller jedoch einer der wenigen Gewinner beim Bundesliga-Schlusslicht. Der zentrale Mittelfeldspieler hatte sich mit guten Leistungen als Joker empfohlen und immer näher an die Stammmannschaft herangearbeitet.

Am vergangenen Wochenende war es dann so weit, und der 23-Jährige gab sein Startelf-Debüt beim Spiel in Leipzig. Nicht alles gelang ihm dabei (kicker-Note 5,0). Dass er bereits zur Pause wieder vom Platz musste, lag aber auch daran, dass Trainer Torsten Lieberknecht das System veränderte und einen Linksverteidiger brachte. Zudem hatte Müller bereits früh die Gelbe Karte gesehen.

Stephan Köhnlein

Müller: “Für uns das Beste, wenn uns alle abschreiben”

Andreas Müller ist 23 Jahre alt und hat gerade neun Bundesliga-Einsätze auf dem Konto. Und trotzdem hat der 1,73 Meter große Mittelfeldspieler vielen seiner Mitspieler bei Bundesliga-Schlusslicht SV Darmstadt etwas voraus: Erfahrung im Abstiegskampf aus drei verschiedenen Ligen.

Gab sein Startelf-Debüt beim Spiel in Leipzig: Andreas Müller.

Gab sein Startelf-Debüt beim Spiel in Leipzig: Andreas Müller.

IMAGO/Christian Schroedter

Mit dem 1. FC Magdeburg spielte Müller in seiner ersten Drittliga-Saison 2020/21 lange gegen den Abstieg. Nach dem Aufstieg mit dem FCM im Sommer 2022 ging es in der 2. Liga um den Klassenerhalt. Und nun spielt er mit den Lilien in der Bundesliga um den Liga-Verbleib.

Aufgrund der jüngsten Ergebnisse – 18 Spiele ist die Mannschaft mittlerweile ohne Sieg – gilt der SV Darmstadt 98 als Abstiegskandidat Nummer eins. “Das ist für uns eigentlich das Beste, wenn uns alle abschreiben”, sagt Müller. “Wenn niemand mit uns rechnet, ist es umso schöner, wenn wir mal für eine Überraschung sorgen können.”

Begegnung mit den Idolen der Kindheit

Ob diese Überraschung jedoch gegen den kommenden Gegner FC Bayern München gelingt, ist äußerst fraglich. Im Hinspiel gab es mit einem 0:8 die höchste Niederlage in der Bundesliga-Geschichte der Darmstädter. Zudem kommen die Münchner mit dem Rückenwind eines 8:1-Kantersiegs über Mainz ans Böllenfalltor.

Für Müller ist das Spiel dennoch ein absolutes Highlight. “Es ist doch für jeden Spieler einfach geil, gegen Weltmeister zu spielen, zu denen man früher als kleines Kind aufgeschaut hat”, sagt er vor der Begegnung mit Manuel Neuer oder Thomas Müller.

Dass Andreas Müller überhaupt in der Bundesliga gelandet ist, war alles andere als absehbar. In der U 17 wurde er bei der TSG 1899 Hoffenheim ausgemustert, der Traum vom Profi schien geplatzt zu sein. Mit Umwegen über den FC-Astoria Walldorf und den 1. FC Magdeburg fand er mit seinem Wechsel zum SV Darmstadt 98 im vergangenen Sommer den Weg in die höchste deutsche Liga.

Einer der wenigen Gewinner

Weil er im Sommer jedoch aus einer längeren Verletzung kam, benötigte er zunächst einige Zeit, um sich in Team und Liga einzufinden. Mit Blick auf die vergangenen Wochen ist Müller jedoch einer der wenigen Gewinner beim Bundesliga-Schlusslicht. Der zentrale Mittelfeldspieler hatte sich mit guten Leistungen als Joker empfohlen und immer näher an die Stammmannschaft herangearbeitet.

Am vergangenen Wochenende war es dann so weit, und der 23-Jährige gab sein Startelf-Debüt beim Spiel in Leipzig. Nicht alles gelang ihm dabei (kicker-Note 5,0). Dass er bereits zur Pause wieder vom Platz musste, lag aber auch daran, dass Trainer Torsten Lieberknecht das System veränderte und einen Linksverteidiger brachte. Zudem hatte Müller bereits früh die Gelbe Karte gesehen.

Stephan Köhnlein

Lieberknecht: “Haben uns das grundsätzlich anders vorgestellt”

Nach dem Heimdebakel gegen Augsburg war für den SV Darmstadt 98 in Leipzig Wiedergutmachung angesagt. Die Mannschaft präsentierte sich zwar stabiler. Doch von einem Restart zu sprechen, ginge zu weit.

Neustart verpasst: Torsten Lieberknecht und Darmstadt gingen erneut leer aus.

Neustart verpasst: Torsten Lieberknecht und Darmstadt gingen erneut leer aus.

Getty Images

Personell hatte Trainer Torsten Lieberknecht Konsequenzen aus dem bitteren 0:6 gegen Augsburg gezogen und sein Team auf sieben Positionen umgestellt. Doch wie schon gegen Augsburg und davor gegen Bremen brachte sich seine Mannschaft früh durch eigene Fehler und Missgeschicke ins Hintertreffen.

Gegen Leipzig war es der neu ins Team gerückte Abwehrspieler Thomas Isherwood, der eine scharfe Flanke mit dem Oberkörper nach drei Minuten ins eigene Tor bugsierte. Lieberknecht gab dem Schweden zu Recht keine Schuld für das Eigentor.

Umstellungen mit begrenztem Effekt

Ausgezahlt haben sich die vielen Umstellungen jedoch trotzdem nur begrenzt. So beendete der Coach beispielsweise das Experiment mit dem Mittelfeldspieler Bartol Franjic als Linksverteidiger bereits zur Pause und brachte in Emir Karic einen etatmäßigen Außenbahnspieler für diese Seite.

Im Angriff gab der 19 Jahre alte Fabio Torsiello sein Startelfdebüt, fand aber kaum Bindung und blieb ebenfalls nach der Halbzeitpause in der Kabine. Und auch der erstmals seit Mitte Januar wieder von Anpfiff an aufgebotene Mittelfeldroutinier Tobias Kempe konnte nur sehr begrenzt Akzente setzen.

Schuhen und Abschlussschwäche verhindern Schlimmeres

Insgesamt hielten die Lilien beim Champions-League-Teilnehmer zwar tapfer dagegen, doch unter dem Strich reichte die Qualität nicht, um überlegene Leipziger ernsthaft in Gefahr zu bringen. Und am Ende hatte es das Team auch Keeper Marcel Schuhen und der Abschlussschwäche des Gegners zu verdanken, dass das Ergebnis nicht ähnliche Dimension annahm, wie vor Wochenfrist gegen Augsburg.

“Wir bleiben dran, wir arbeiten weiter dran. Aber wir haben uns das alles grundsätzlich anders vorgestellt”, sagte Lieberknecht zur aktuellen Situation beim Schlusslicht. Es sei gegen Leipzig vor allem darum gegangen, Sicherheit zu bekommen. Inwieweit das gelungen ist, wird sich auch im anstehenden Heimspiel gegen den FC Bayern München zeigen.

Restprogramm gegen direkte Konkurrenten

“Wir wissen allerdings auch, was danach noch kommt”, sagte der Lilien-Coach in Anspielung auf das Restprogramm. Da geht es unter anderem gegen die drei aktuell direkt vor Darmstadt platzierten Teams aus Mainz, Köln und Bochum, wobei letztere bereits zwölf Punkte entfernt sind. Theoretisch hat Darmstadt also weiter Chancen, zumindest die Relegation zu erreichen. Realistisch schwindet die Hoffnung nach dem nunmehr 18. Spiel ohne Sieg immer mehr.

Sportchef-Position weiter vakant

So langsam muss man am Böllenfalltor also die Planungen darauf einstellen, in der kommenden Jahr eine schlagkräftige Zweitliga-Mannschaft aufzubauen. Dazu wird besonders ein neuer Sportlicher Leiter als Nachfolger für den in der Winterpause ausgeschiedenen Carsten Wehlmann gefordert sein. Während Wehlmann am Montag bei Holstein Kiel eine neue Aufgabe antreten wird, ist der Posten in Darmstadt weiter vakant.

Stephan Köhnlein

Lieberknecht: “Dürfen weiterhin Fehler machen, aber …”

Im Heimspiel gegen Augsburg ist der SV Darmstadt 98 untergegangen. Die anstehende Aufgabe bei RB Leipzig wird nicht einfacher. Erschwerend hinzu kommt die angespannte Personalsituation – besonders auf einer Position.

Torsten Lieberknecht sieht sich einer dünnen Personaldecke gegenüber.

Torsten Lieberknecht sieht sich einer dünnen Personaldecke gegenüber.

Getty Images

Seit bald 17 Jahren ist Torsten Lieberknecht Trainer. Doch so viele individuelle Blackouts wie beim 0:6 gegen Augsburg habe er in seiner Laufbahn noch nie erlebt. “Jeder weiß, dass wir an dem Tag eine große Scheiße gebaut haben”, sagte der Coach von Bundesliga-Schlusslicht SV Darmstadt 98 am Donnerstag.

Insgesamt sei es keine einfache Woche, räumte Lieberknecht ein. Er habe lange überlegt, wie er der Mannschaft gegenübertrete und welche Worte er wähle, um sie wieder aufzurichten. Das Team sei dennoch weiterhin intakt. Entscheidend sei, dass seine Spieler wüssten, “dass sie auch weiterhin Fehler machen dürften”, sagte er, schränkte jedoch ein: „Aber sie dürfen halt nicht so spielentscheidend sein.”

Mehrere Ausfälle gegen Leipzig

Ob sich die Mannschaft ausgerechnet beim nächsten Gegner RB Leipzig rehabilitieren kann, ist allerdings fraglich. Leipzigs Stärke sei, dass die Mannschaft keine Schwächen habe, sagte Lieberknecht.

Erschwert wird die Aufgabe zudem, weil den Lilien in Leipzig wichtige Spieler wie Matthias Bader (Muskelfaserriss), Fabian Holland (Gehirnerschütterung) und Fabian Nürnberger (Sprunggelenkverletzung) fehlen. Hinzu kommen die Langzeitverletzten Fraser Hornby (Sprunggelenkoperation), Clemens Riedel (Knöchelbruch) und Marvin Mehlem (Wadenbeinbruch).

Schnellhardt und Manu wieder im Training

Leicht angeschlagen ist zudem Matej Maglica, wobei sich Lieberknecht zuversichtlich zeigte, dass der Abwehrspieler gegen Leipzig wieder fit sein wird. Wieder ins Mannschaftstraining zurückgekehrt sind Fabian Schnellhardt nach seiner Oberschenkelverletzung sowie Braydon Manu nach seinen langwierigen Sprunggelenkproblemen. Beide hätten einen ordentlichen Eindruck hinterlassen.

Torjäger Skarke rückt wohl auf die Außenbahn

Eine Herausforderung ist die Besetzung der rechten Außenbahn, wo der Ausfall von Bader besonders schmerzt. Der Versuch mit Dreierkette und dem im Winter aus Hoffenheim ausgeliehenen Julian Justvan als Wingback funktionierte gegen Augsburg in der ersten Halbzeit nicht.

Deswegen wird Tim Skarke, bislang meist im Sturm eingesetzt und bester Torschütze, die rechte Außenbahn bekleiden – voraussichtlich in einer Viererabwehrkette. Das ließ Lieberknecht am Donnerstag etwas überraschend durchblicken. Im Weggehen schränkte er dann allerdings noch ein: “Wenn er sich nicht verletzt.”

Stephan Köhnlein

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