Kehl: “Wir hätten gerne die Revanche gegen Bayern genutzt”

Der BVB sieht sich im Champions-League-Finale gegen Real Madrid als Außenseiter, aber keineswegs chancenlos. Sebastian Kehl fühlt auch mit dem FC Bayern.

Freut sich aufs Champions-League-Finale gegen Real Madrid: Sebastian Kehl.

Freut sich aufs Champions-League-Finale gegen Real Madrid: Sebastian Kehl.

picture alliance / Dennis Ewert/RHR-FOTO

Drei Siege, fünf Remis, sechs Niederlagen: So liest sich Borussia Dortmunds bisherige Champions-League-Bilanz gegen Real Madrid. Am 1. Juni (21 Uhr, LIVE! bei kicker) kommt es im Finale von Wembley zum 15. Aufeinandertreffen – dem ersten seit dem 6. Dezember 2017 -, und die Rollen sind klar verteilt.

“Es gibt wenige Finals, die sie verloren haben, deswegen gehen sie als Favorit in dieses Spiel”, sagte BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl am Mittwochabend im ZDF. Genau genommen gewannen die Madrilenen in der Champions-League-Ära alle acht Endspiele, an denen sie beteiligt waren. Entsprechend hatte auch Toni Kroos kurz nach Reals 2:1-Sieg gegen den FC Bayern schon erklärt, “kein Problem” mit der Favoritenrolle zu haben.

Nach der Party in Paris (“Es wurde so langsam hell”) mit dem “einen oder anderen Bierchen” schaute Kehl das zweite Halbfinal-Rückspiel “ganz in Ruhe zuhause”. Sein Fazit: “Nach dem 1:0 der Bayern hatte man trotzdem das Gefühl, dass Real noch mal wiederkommen kann. So, wie die Tore dann fallen und das Spiel entschieden wird, ist es sehr bitter für Bayern München. Wir hätten gerne die Revanche gegen Bayern in Wembley genutzt.”

“Warum sollte uns dieses Wunder nicht auch in Wembley gelingen?”

Stattdessen kommt es nun zum Wiedersehen mit Jude Bellingham – bei dem sich die Dortmunder keineswegs chancenlos sehen. Real sei zwar “wahnsinnig” erfahren und habe einen Trainer, “der niemals die Ruhe verliert”. Aber “wir freuen uns riesig mit dieser Aufgabe und werden versuchen, den deutschen Fußball dort würdig zu vertreten”, kündigte Kehl an. “Wir haben in diesem Jahr in diesem Wettbewerb große Mannschaften geschlagen. Warum sollte uns dieses Wunder nicht auch in Wembley gelingen? Ich glaube, dass wir genug Waffen haben, um diese Trophäe nach vielen, vielen Jahren mal wieder nach Dortmund zu holen.”

Dafür soll auch der Bundesliga-Endspurt mit den zwei aus BVB-Sicht sportlich unbedeutenden Spielen in Mainz und gegen Darmstadt genutzt werden. “Es wird wichtig sein, die richtige Mischung zu finden”, weiß Kehl. “Wir brauchen Rhythmus und den werden wir uns beibehalten.”

Retter-Nachrichten im Hause Schlotterbeck

Einen der größten Feiertage der jüngeren Vergangenheit erlebte der VfL Bochum vor fast genau einem Jahr gegen Bayer Leverkusen. Nun hat erneut ein Treffen mit der Werkself möglicherweise entscheidenden Charakter.

So war's vor einem Jahr: Der VfL Bochum bejubelt am letzten Spieltag der Saison 2022/23 den Klassenerhalt

So war’s vor einem Jahr: Der VfL Bochum bejubelt am letzten Spieltag der Saison 2022/23 den Klassenerhalt

IMAGO/Sven Simon

34. Spieltag der vorigen Saison, Bochum steht gegen Bayer Leverkusen mächtig unter Druck. Es gibt aber einen frühen Platzverweis gegen Amine Adli, in Überzahl kontrolliert der VfL die Partie, fährt ein ziemlich sicheres 3:0 ein. Das ist übrigens bis zum heutigen Tage die letzte Niederlage der Leverkusener in einem Pflichtspiel, egal ob in Bundesliga, Pokal oder internationalem Wettbewerb.

Mit diesem Sieg tütet der VfL Bochum den Klassenerhalt ein. Anschließend folgten natürlich ausgelassene Feierlichkeiten an der Castroper Straße, ein Platzsturm und wilde Gesänge am Rande mit kuriosen Szenen, als Trainer Thomas Letsch aus dem Raum der Pressekonferenz gemeinsam mit den Fans Vereinslieder anstimmt.

Diesmal ist es der 33. Spieltag, erneut Castroper Straße. Es treffen sich übrigens die beiden Mannschaften, die an den jüngsten beiden Spieltagen die meisten Tore erzielt haben, nämlich sieben. Das ist sicher nicht ungewöhnlich für die in dieser Saison überragende Werkself, aber dass dem VfL so viele Treffer gelingen, nämlich erst drei beim 3:2 gegen Hoffenheim, dann sogar vier beim 4:3 gegen Union Berlin, das ist außergewöhnlich.

Theoretisch kann Bochum schon am Samstagabend auf der Couch gerettet sein

Das Spiel der beiden Mannschaften also beschließt den 33. Spieltag am Sonntagabend (17.30 Uhr, LIVE! bei kicker), bis dahin kann der VfL theoretisch schon gerettet sein. Gewinnt nämlich Borussia Dortmund beim FSV Mainz, dann feiert Bochum den Klassenerhalt am Samstagabend auf der Couch.

Logisch, dass Verteidiger Keven Schlotterbeck schon mal Kontakt zu seinem Bruder Nico aufgenommen hat, der mit seinem BVB dem Revier-Nachbarn aus Bochum das Leben deutlich erleichtern könnte. Retter-Nachrichten unter Brüdern gehen da hin und her. Die Mannschaft werde 110 Prozent geben, versicherte Nico Schlotterbeck bereits; Hilfe aus der Nachbarschaft wäre in diesem Fall beim VfL höchst willkommen.

Vor einem Jahr kam Bochum mit dem Sieg gegen Leverkusen übrigens auf 35 Punkte; 33 sind es aktuell, die könnten in dieser Saison tatsächlich reichen.

Bei einem anderen Vorhaben ist der VfL Bochum nur ein kleines Stückchen weitergekommen. In der vorigen Saison gelang zwar der Klassenerhalt, Bochums Defensive war allerdings mit 72 Gegentreffern besonders löchrig, sogar schwächer als die des Absteigers Schalke. Aktuell hat der VfL vor dem Treffen mit den Ballmännern aus Leverkusen 65 Tore kassiert, muss am letzten Spieltag noch in Bremen antreten; insgesamt also könnten unterm Strich etwas weniger gegen Gegentreffer stehen als in der vorigen Saison.

Das wird den Verantwortlichen, Spielern und Fans aber komplett egal sein, wenn tatsächlich am Sonntagabend gefeiert werden kann. Wieder mal nach einem Spiel gegen Bayer Leverkusen.

Oliver Bitter

VfB reist in der Sommervorbereitung nach Japan

Für den VfB Stuttgart geht es im Sommer nach Japan. Dort sind bereits zwei Testspiele vereinbart.

In der neuen Saison geht der VfB im Europapokal auf Reisen - schon vorher geht es nach Japan.

In der neuen Saison geht der VfB im Europapokal auf Reisen – schon vorher geht es nach Japan.

IMAGO/Passion2Press

Nach Eintracht Frankfurt 2022 und dem FC Bayern 2023 wird in diesem Sommer der VfB Stuttgart die offizielle “Bundesliga Japan Tour” bestreiten. Wie der schwäbische Champions-League-Teilnehmer am Donnerstagmorgen bekanntgab, reist er vom 26. Juli bis 1. August nach Fernost. Dabei sind auch Testspiele gegen die japanischen Erstligisten Kyoto Sanga FC (28. Juli) und Sanfrecce Hiroshima (1. August) vorgesehen.

Für den VfB ist es die erste Sommervorbereitung in Japan seit 1996. “Wir freuen uns sehr, dieses Jahr der offizielle Botschafter der Bundesliga in Japan zu sein und gemeinsam mit unseren Partnern und den Partnern der DFL den deutschen Fußball dort vor Ort zu präsentieren”, wird Rouven Kasper, Vorstand Marketing und Vertrieb beim VfB, in der Klubmitteilung zitiert.

Und weiter: “Der VfB verfügt seit vielen Jahren über gute Kontakte in japanischen Fußball und hat diese in der Vergangenheit über Aktivitäten unserer Fußballschule, über gegenseitige Besuche von Juniorenteams, Medienpräsenzen und über Trainerfortbildungen gepflegt. Jetzt vollziehen wir im Sommer den nächsten folgerichtigen Schritt, in dem wir einen Teil unserer Saisonvorbereitung in Japan bestreiten werden.”

Buchwald reist mit

Teil der Tour sind auch öffentliche Trainingseinheiten und ein “breitgefächertes Rahmenprogramm”, an dem sich unter anderem Guido Buchwald beteiligen wird. Der Ehrenspielführer, der insgesamt sechs Jahre in Japan als Spieler, Trainer und Sportdirektor aktiv war, reist nach Klubangaben mit, ebenso wie weitere noch nicht genannte “ehemalige weiß-rote Größen”.

Im Kader des VfB stehen aktuell mit Hiroki Ito und Genki Haraguchi zwei Japaner, bis zu seinem Abschied gen Liverpool im vergangenen Sommer gehörte viele Jahre auch Kapitän Wataru Endo hinzu. Mit Yuito Suzuki (Bröndby IF) haben die Verantwortlichen derzeit einen Landsmann im Visier.

VfB reist in der Sommervorbereitung nach Japan

Für den VfB Stuttgart geht es im Sommer nach Japan. Dort sind bereits zwei Testspiele vereinbart.

In der neuen Saison geht der VfB im Europapokal auf Reisen - schon vorher geht es nach Japan.

In der neuen Saison geht der VfB im Europapokal auf Reisen – schon vorher geht es nach Japan.

IMAGO/Passion2Press

Nach Eintracht Frankfurt 2022 und dem FC Bayern 2023 wird in diesem Sommer der VfB Stuttgart die offizielle “Bundesliga Japan Tour” bestreiten. Wie der schwäbische Champions-League-Teilnehmer am Donnerstagmorgen bekanntgab, reist er vom 26. Juli bis 1. August nach Fernost. Dabei sind auch Testspiele gegen die japanischen Erstligisten Kyoto Sanga FC (28. Juli) und Sanfrecce Hiroshima (1. August) vorgesehen.

Für den VfB ist es die erste Sommervorbereitung in Japan seit 1996. “Wir freuen uns sehr, dieses Jahr der offizielle Botschafter der Bundesliga in Japan zu sein und gemeinsam mit unseren Partnern und den Partnern der DFL den deutschen Fußball dort vor Ort zu präsentieren”, wird Rouven Kasper, Vorstand Marketing und Vertrieb beim VfB, in der Klubmitteilung zitiert.

Und weiter: “Der VfB verfügt seit vielen Jahren über gute Kontakte in japanischen Fußball und hat diese in der Vergangenheit über Aktivitäten unserer Fußballschule, über gegenseitige Besuche von Juniorenteams, Medienpräsenzen und über Trainerfortbildungen gepflegt. Jetzt vollziehen wir im Sommer den nächsten folgerichtigen Schritt, in dem wir einen Teil unserer Saisonvorbereitung in Japan bestreiten werden.”

Buchwald reist mit

Teil der Tour sind auch öffentliche Trainingseinheiten und ein “breitgefächertes Rahmenprogramm”, an dem sich unter anderem Guido Buchwald beteiligen wird. Der Ehrenspielführer, der insgesamt sechs Jahre in Japan als Spieler, Trainer und Sportdirektor aktiv war, reist nach Klubangaben mit, ebenso wie weitere noch nicht genannte “ehemalige weiß-rote Größen”.

Im Kader des VfB stehen aktuell mit Hiroki Ito und Genki Haraguchi zwei Japaner, bis zu seinem Abschied gen Liverpool im vergangenen Sommer gehörte viele Jahre auch Kapitän Wataru Endo hinzu. Mit Yuito Suzuki (Bröndby IF) haben die Verantwortlichen derzeit einen Landsmann im Visier.

Dreesen zitiert aus dem Team-Chat – und gibt neues Ziel aus

Bei seiner Bankettrede in Madrid hält sich Bayern-Boss Jan-Christian Dreesen nur kurz mit Kritik am Schiedsrichter auf, hebt stattdessen zwei Spieler hervor – und greift ein Thomas-Müller-Zitat von 2012 auf.

Musste in der Nacht auf Donnerstag in Madrid über eine

Musste in der Nacht auf Donnerstag in Madrid über eine “sehr schmerzliche Niederlage” sprechen: Jan-Christian Dreesen.

IMAGO/Ulrich Wagner

Beim Viertelfinale gegen Arsenal hatten sich die Bayern bewusst im Londoner Hotel The Landmark einquartiert, in dem 2013 nach dem Champions-League-Triumph die Party gestiegen war. Diesen “Geist” wolle man “wieder aufleben lassen”, hatte Jan-Christian Dreesen nach dem Hinspiel im Emirates Stadium Anfang April in seiner Bankettrede gesagt.

Seit Mittwochabend steht fest, dass die Münchner zum diesjährigen Finale nicht noch einmal zurückkehren werden. Stattdessen musste Dreesen in Madrid nach dem Halbfinal-Aus (1:2) seine bisher “schwierigste” Rede halten. “Unser Traum war, eine bisher außergewöhnlich gute Champions-League-Saison mit einem Finale – einem deutschen Finale – in Wembley zu krönen. Das ist uns heute leider nicht gelungen”, sagte der Vorstandschef und sprach von einer “sehr schmerzlichen Niederlage”.

Anders als Vorgänger Karl-Heinz Rummenigge vor sieben Jahren an gleicher Stelle hielt sich Dreesen nur kurz mit Kritik an Schiedsrichter Szymon Marciniak auf, der den Bayern kurz vor Schluss mit einem verfrühten Pfiff die Chance aufs 2:2 und damit die Verlängerung genommen hatte. “Wir wollen heute kein schlechter Verlierer sein, trotzdem fühlt sich diese Entscheidung schlichtweg falsch an und deswegen ist das heute umso bitterer”, sagte Dreesen bloß und gratulierte Real ebenso wie dem BVB zum Einzug ins Finale.

Mit Manuel Neuer, der die Bayern vor seinem tragischen Patzer “85 Minuten mit unfassbaren Paraden im Spiel gehalten” habe, und Joker Alphonso Davies, der mit dem schwächeren rechten Fuß die zwischenzeitliche Führung erzielt hatte (“Das haben wir auch selten”), hob Dreesen lieber zwei Spieler hervor – und kam dann auf Thomas Müller zu sprechen.

Dreesen beschwört den “Mia-san-mia-Reflex”

Das FCB-Urgestein habe 2012 “einen Tag nach dieser bösen Niederlage im ‘Finale dahoam’ in den Mannschaftschat geschrieben: ‘Kopf hoch, Jungs, was gestern passiert ist, tut extrem weh, aber nächstes Jahr schlagen wir zurück'”, verriet Dreesen. “Das ist das, was ich heute Ihnen auch sagen möchte.”

Der Bayern-Boss nannte es den “Mia-san-mia-Reflex”: “Wir sind auch in der Vergangenheit schon durch solche Talsohlen und tiefe Gräben gegangen, und das ist das, was die FC-Bayern-Familie auszeichnet: dass wir nach bitteren Niederlagen wie heute stärker als zuvor zurückkommen.” Und so nahm Dreesen bereits das übernächste Champions-League-Finale ins Visier, das 2025 in München stattfindet: “Das ist jetzt unser großes Ziel.”

“Ein minimaler Maulwurf”: Neuer erklärt seinen bitteren Fehler

Der FC Bayern München scheidet bei Real Madrid aus der Champions League aus. Auch, weil Manuel Neuer ein folgenschwerer Fehler unterlief.

Joselu musste nach Manuel Neuers Fehler aus kurzer Distanz nur noch abstauben.

Joselu musste nach Manuel Neuers Fehler aus kurzer Distanz nur noch abstauben.

UEFA via Getty Images

Die Neuauflage des Champions-League-Finals von 2013 lag in der Luft, nach Borussia Dortmunds Triumph über Paris St. Germain fehlte nur noch der FC Bayern, der zwischenzeitlich mit einem Bein bereits Endspiel stand. “Wir haben uns fast schon ein bisschen im Finale gesehen”, gestand Manuel Neuer am DAZN-Mikrofon. Alphonso Davies hatte die Münchner per Traumtor in Minute 68 in Führung gebracht, die Königlichen mussten also reagieren.

das champions-league-halbfinale

Bereits im ersten Durchgang lief die Offensive Reals heiß, allen voran Vinicius Junior strahlte extreme Torgefahr aus. Der Brasilianer fand jedoch immer wieder seinen Meister in Neuer, der lange Zeit stark aufgelegt war. Vordermann Matthijs de Ligt hatte in Halbzeit eins eine “Weltklasseparade” gegen Vinicius Junior gesehen, ein paar weitere ließ der deutsche Nationalkeeper nach der Pause folgen. Insgesamt fünf waren es am Mittwochabend im Estadio Santiago Bernabeu.

“Ich habe den Ball anders erwartet”

Zwei Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit unterlief Neuer jedoch ein folgenschwerer Fehler. Vinicius Junior hatte nahe des linken Strafraumecks mal wieder abgezogen, der stramme, aber unplatzierte Schuss sprang vor Neuer nochmal auf. Bayerns Keeper ließ den eigentlich harmlosen Ball nach vorne prallen, Reals Jokers Joselu stand perfekt und staubte aus kurzer Distanz zum Ausgleich ab.

“Ich muss sagen, dass ich den Ball anders erwartet habe, ein bisschen mehr in Richtung Brustkorb. Da war ein minimaler Maulwurf im Platz. Und dann hat Joselu sehr schnell reagiert. Das ist nichts, was ein Torwart, der so lange schon dabei ist, nicht schon erlebt hätte. Aber so ist es brutal”, sprach Neuer über jene Szene, die eine bittere Schlussphase aus Münchner Sicht einläutete.

Real nahm den Schwung nach dem Ausgleich mit, nur drei Minuten später war Neuer ein zweites Mal geschlagen. Diesmal war der 38-Jährige aber machtlos, erneut traf Joselu nach Vorarbeit von Antonio Rüdiger. Das 2:1 war gleichzeitig der Endstand, das Aus in der Champions League für den FCB somit besiegelt. “Dass man hier ausscheidet, ist extrem bitter. Da fehlen einem echt die Worte”, ärgerte sich Neuer, der trotz starker Leistung mit seinem Patzer die Niederlage einleitete.

Trainer Thomas Tuchel sprach bei Neuers Aktion von einem “Fehler, den er in 100 Jahren nicht macht”. Passiert ist dieser dennoch, was letztlich auch Bayern die erste titellose Saison seit 2011/12 bescherte.

Kurswechsel: MT Melsungen plant mit “deutlich geringerem Spieler-Etat”

Die MT Melsungen hat in der Bundesliga noch immer realistische Chancen auf einen Platz unter den Top 4. Künftig wollen die Nordhessen aber etwas an ihrer Ausrichtung verändern.

Voller Fokus: MT-Coach Roberto Garcia Parrondo.

Voller Fokus: MT-Coach Roberto Garcia Parrondo.

imago images

Eine Saison, in der Melsungen am 31. Spieltag mit 41:21 Punkten auf Rang fünf steht, hätten die MT-Verantwortlichen vor der Saison sicherlich blind unterschrieben. Andreas Mohr, seit 15. Januar Vorstand Finanzen und Administration sowie MT-Vorstandssprecher, spricht von “turbulenten Monaten”.

Die “unglaublich positive Atmosphäre” habe der sportliche Erfolg befördert. “Aber auch unabhängig davon herrscht ein wirklich guter Spirit. Der Blick ist nach vorn gerichtet”, sagt Mohr im Interview auf der Vereinswebsite.

Auch beim 49-Jährigen, der große Herausforderungen wird bewältigen müssen. Welche genau? “Eine entscheidende Aufgabe sehe ich darin, uns finanziell neu auszurichten, speziell was den Spieler-Etat anbelangt”, beginnt Mohr, um auszuführen: “Wir wollen weg von dem Image, dass Profis nur zur MT kommen, weil sie hier überdurchschnittlich entlohnt werden. Unser klares Ziel ist es, die Qualität in der Bundesligamannschaft mindestens zu halten, jedoch bei einem perspektivisch deutlich geringeren Spieler-Etat.”

Von schnellen Trends freimachen

Die “fetten” Jahre in Melsungen, sie scheinen gezählt. Mohr spricht von einer Basis, die “aus Scouting im Profibereich, Nachwuchsarbeit, regionaler Verwurzelung und wirtschaftlicher Nachhaltigkeit” bestehen soll. Der Finanzvorstand betont aber auch, dass der sportliche Erfolg “immer ein wesentlicher Baustein unseres Agierens sein” wird.

Mohr will sich auch von schnellen Trends freimachen. “Wir dürfen uns von möglichen Negativserien nicht zurückwerfen lassen”, mahnt er: “Ich bin kein Freund davon, alles zu verteufeln, wenn es mal nicht so gut läuft. Die Wahrnehmung der MT darf nicht nur vom reinen Ergebnis abhängen. Die MT befindet sich in einem Umstrukturierungsprozess. Das, was wir aufbauen und entwickeln, soll nachhaltig wirken. Unsere Arbeit sollten wir nicht von Kommentaren in den Sozialen Medien abhängig machen.”

Auch Träumereien von Meisterschaft und Champions League helfe den Nordhessen nicht. Im Liga-Endspurt warten die HSG Wetzlar (H), Frisch Auf Göppingen (A) sowie das Highlight gegen den THW Kiel vor eigenem Publikum.

Heiß begehrt, nicht nur beim VfL: Wolfsburg hat Amoura im Visier

40 Tore in 32 Spielen, offensiv hat sich der VfL Wolfsburg das in dieser Saison anders vorgestellt. Das Gesicht der Angriffsreihe der Niedersachsen wird sich im Sommer verändern. Ein Torjäger aus Belgien ist dabei ins Visier geraten.

Heiß begehrt: Der VfL Wolfsburg hat Stürmer Mohammed Amoura im Visier.

Heiß begehrt: Der VfL Wolfsburg hat Stürmer Mohammed Amoura im Visier.

IMAGO/Photo News

Jonas Wind hält sich noch bedeckt, über seine Zukunft mag der Däne aktuell nicht reden. “Jetzt zählt nur Wolfsburg”, sagt der Stürmer, der sich mit 19 Scorerpunkten (elf Tore, acht Vorlagen) ins Visier von Premier-League-Klubs gespielt hat. Dem Vernehmen nach tendiert der 25-Jährige zum Karriereschritt, beim VfL indes ist noch kein Angebot eingegangen.

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Der große Poker geht womöglich erst nach der EM los. Im Januar 2022 war Wind für zwölf Millionen Euro aus Kopenhagen gekommen, ab 20 Millionen dürfte Wolfsburg gesprächsbereit sein. Geld, das reinvestiert werden dürfte in neue Offensivkräfte.

Im Werben um Amoura ist der VfL nicht in der Favoritenrolle

Dabei ist nach kicker-Informationen ein Angreifer aus der belgischen Jupiler Pro League ins Wolfsburger Visier geraten: Mohammed Amoura heißt der algerische Angreifer von Union Saint-Gilloise. Mit 17 Treffern in 23 Spielen rangiert der 1,70 Meter kleine Angreifer auf Rang zwei der Torjägerliste, alle 84 Minuten hat er getroffen –  das ist unerreicht in Belgien.

Und hat Amoura zu einem begehrten Objekt auf dem Transfermarkt gemacht. Der VfL hat seinen Hut in den Ring geworfen, ist dabei aber nicht alleine. Und angesichts der zahlungskräftigen Konkurrenz aus der Premier League, wo auch der FC Liverpool als Interessent gehandelt wird, gewiss nicht in der Favoritenrolle im Werben um den quirligen und schnellen Torjäger.

Ob Amoura oder nicht – verstärken wird sich der VfL im Angriff auf jeden Fall. Weil mit Lukas Nmecha, der in dieser Saison nach seiner Patellasehnen-OP und einer schweren Muskelverletzung nur zu drei Kurzeinsätzen kam, noch nicht wieder seriös geplant werden kann.

Weil Leihspieler Amin Sarr den Klub wieder in Richtung Olympique Lyon verlassen wird, weil Kevin Behrens, von Trainer Ralph Hasenhüttl sehr geschätzt, perspektivisch mehr Back-up als Stammkraft sein wird. Und weil Sturmtalent Dzenan Pejcinovic womöglich ebenfalls andernorst den nächsten Entwicklungsschritt machen soll.

Sarr geht, Pejcinovic könnte verliehen werden

Der 19-Jährige kam in dieser Saison unter Niko Kovac zu drei Kurzeinsätzen, in der U-19-Bundesliga ist er mit 28 Toren in 18 Spielen der mit Abstand beste Torjäger. Der deutsche U-19-Nationalspieler (neun Treffer in neun Länderspielen) könnte an den letzten beiden Spieltagen noch einmal unter Hasenhüttl zum Einsatz kommen. Und dann? “Eine Leihe ist denkbar”, sagt der Coach. An Interessenten mangelt es nach kicker-Informationen nicht.

Thomas Hiete

“Das schafft man nur gemeinsam”: Der nächste Höhepunkt des gelebten Widerspruchs

Leiden, Lust und Leidenschaft: Borussia Dortmund gewinnt auch das Rückspiel bei Paris St. Germain und feiert in einer verrückten Saison den nächsten Höhepunkt – es soll nicht der letzte sein.

Die Dortmunder pushten sich gegenseitig zum Sieg in Paris.

Die Dortmunder pushten sich gegenseitig zum Sieg in Paris.

IMAGO/Moritz Müller

Aus Paris berichten Matthias Dersch und Patrick Kleinmann

Die Zeit, dieses merkwürdig subjektive Etwas, sie wollte einfach nicht schneller vergehen. Alle 90 Sekunden habe er den Blick in der zweiten Halbzeit gefühlt in Richtung der Anzeigetafel gerichtet, gestand Marcel Sabitzer nach Schlusspfiff, alleine die Spanne zwischen der 70. und 80. Minute sei ihm vorgekommen wie eine halbe Stunde: “Der Schlusspfiff war dann erleichternd.”

CHAMPIONS LEAGUE, HALBFINALE

Ein Sieg im Halbfinale der Champions League ist kein Sonntagsspaziergang im Sonnenschein, sondern immer eine Melange aus Leiden, Lust und Leidenschaft, aus Widerstand, Willen und Wagen. Das ist in Dortmund längst Teil der Vereins-Geschichte, ja der Klub-DNA. So wie Jürgen Kohler im Rückspiel 1997 bei Manchester United mehrfach auf der Linie klärte und sich den Ritterschlag “Fußballgott” ergrätschte oder wie Roman Weidenfeller 2013 im Madrider Bernabeu das Spiel seines Lebens machte und entscheidend mithalf, den 4:1-Sieg des Hinspiels mit letzter Kraft über die Runden zu retten.

Aluminium wie gutes Karma

2024 wurden vergangene Woche in Dortmund und am Dienstag in Paris neue Geschichten geschrieben, auch sie voller Emotionen. Der überragende Abwehr-Block der beiden Innenverteidiger Mats Hummels und Nico Schlotterbeck, der unermüdliche Einsatz der Offensivkräfte, die im Verlauf des Spiels immer seltener in ihre Kern-Arbeitszone jenseits der Mittellinie kamen, die Aluminium-Umrandung des Tores auf der Südwest-Seite des Parc des Princes, die der aufopferungsvollen Dortmunder Defensive nach der Pause wie gutes Karma gleich viermal zu Hilfe kam, um auch in Frankreich ohne Gegentor zu bleiben.

Champions League überstrahlt Liga-Auftritte

Es sind Geschichten, die bleiben, die auf ewig in schwarz-gelber Schrift niedergeschrieben sind, als Texte in Chroniken und vielleicht in Tattoo-Tinte auf dem ein oder anderen Oberarm. Und sie überstrahlen die andere Seite der Saison, die auf nationaler Bühne enttäuschend verlief. Borussia Dortmund nicht unter den ersten vier Teams der Bundesliga, aber eine der beiden besten Mannschaften Europas – alleine dieser vermeintliche, aber gelebte Widerspruch spiegelt diese verrückte Saison mit ihren Höhen und Tiefen.

Dortmunder Jubel und Sebastian Kehl mittendrin

Dortmunder Jubel und Sebastian Kehl mittendrin.
IMAGO/Ulrich Hufnagel

“Wir haben in dieser Saison als Team und als Verein häufig auf die Nuss bekommen”, blickte Sportdirektor Sebastian Kehl zurück und verband das mit einem “großen Lob” für seine Mannschaft: “Das war eine großartige Leistung und so etwas schafft man nur gemeinsam. Das, was sich die Jungs gerade in diesem Wettbewerb erarbeitet haben, hat jeglichen Respekt verdient.”

“Wenn alle Rädchen zusammengreifen”

Am Dienstag in diesem Charakter-Spiel bewies die Mannschaft erneut, was in ihr steckt, wenn alle Rädchen zusammengreifen. Wenn das individuelle Können der Spieler mit einer mannschaftlichen Geschlossenheit als Team und einer ausgeklügelten Taktik verbunden sind. Dann gelingt es sogar, eine für Hunderte von Millionen Euro zusammengekaufte Offensive zum zweiten Mal innerhalb von einer Woche so zu beackern und zu nerven, dass sie kein Tor erzielt und auf dem Weg die Lust am eigenen Fußball verliert.

Die Diskrepanz zwischen einigen Liga-Auftritten und der nun auf ein 13. Spiel verlängerten Gala-Tournee durch Europa wird ein Thema der Saison-Analyse sein und muss Rückschlüsse für die nächste Spielzeit liefern. Aber sie ist kein Thema für die rauschenden Abende unter der Woche, die den BVB nun über Paris, Newcastle, Mailand, Eindhoven, Madrid und erneut Paris zum Finale nach London führen.

Dort wird am 1. Juni das dritte Champions-League-Finale mit Dortmunder Beteiligung stattfinden, nach dem Sieg gegen Juventus Turin 1997 und der bitteren Niederlage 2013 gegen den FC Bayern. Und auch wenn der BVB – egal ob erneut gegen München oder gegen Real Madrid – auf dem Papier wie schon gegen PSG in der Außenseiterrolle in das Spiel gehen wird, die Chancen auf den zweiten Triumph 27 Jahre nach dem ersten sind gut.

Dortmunder CL-Endspiele

Kehl war erstaunlich entspannt

Das Zutrauen in dieses Team scheint inzwischen grenzenlos. Er sei sich rund um die 80. Minute sicher gewesen, dass “da kein Tor mehr fällt”, verriet Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke nach Schlusspfiff und Kehl konstatierte, dass er für ein Halbfinale auf der Bank erstaunlich entspannt gewesen sei.

Es ist alles bereitet für einen weiteren Abend mit großen Geschichten.

Satte Strafe für Köln – und ein besorgniserregender Trend

Der 1. FC Köln muss wegen unsportlichen Verhaltens seiner Anhänger tief in die Tasche greifen. Ein ligaweit besorgniserregender Trend setzt sich also fort. DFB-Präsident Bernd Neuendorf sprach nun auch darüber, wie man dem entgegenwirken möchte.

Das bunte Bild täuschte: Kölner Fans benahmen sich gegen Hoffenheim daneben.

Das bunte Bild täuschte: Kölner Fans benahmen sich gegen Hoffenheim daneben.

IMAGO/Jan Huebner

Der 1. FC Köln steht vor dem Abstieg in die 2. Liga – und erhielt nun auch noch eine unerwartete Rechnung ins Haus geflattert. Weil während des 1:1 bei der TSG Hoffenheim am 11. Februar Kölner Fans pyrotechnische Gegenstände abgebrannt und durch das Werfen von Tennisbällen sowie anderen Gegenständen für eine Spielunterbrechung gesorgt hatten, wurde der Effzeh vom Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) wegen unsportlichen Verhaltens seiner Anhänger zu einer Geldstrafe von 57.000 Euro verdonnert. Die Kölner haben dem Urteil bereits zugestimmt, es ist rechtskräftig.

Immer mehr Geldstrafen durch den DFB

Der 1. FC Köln ist längst nicht der einzige deutsche Fußballklub, der wegen Fehlverhaltens seiner Fans bestraft wird. Von Woche zu Woche hagelt es Strafen – ein besorgniserregender Trend, der auch die Verantwortlichen auf den Plan ruft.

Beim DFB sucht man auch weiter nach dem richtigen Umgang mit Pyrotechnik. “Wir haben eine Arbeitsgruppe Stadionsicherheit eingerichtet, weil das Abbrennen von Pyrotechnik nach der Corona-Pandemie noch einmal zugenommen und die Strafzahlungen deutlich nach oben gegangen sind”, sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf der Mitteldeutschen Zeitung und verriet auch, dass über das kontrollierte Abbrennen in bestimmten Bereichen “in der Arbeitsgruppe sicher diskutiert” werde.

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BVB im Finale! Führt an Hummels und Schlotterbeck ein Weg vorbei?


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Der 62-Jährige verwies aber explizit darauf, dass Pyrotechnik grundsätzlich “gefährlich und deshalb verboten” sei und es daher sanktioniert werden müsse. “Denn mit der steigenden Zahl pyrotechnischer Vorfälle geht nun mal auch eine höhere Gefahr für Verletzungen und Verbrennungen einher.” Es sei “unsere Verantwortung, ein sicheres Stadionerlebnis für alle zu gewährleisten. “Ziel ist es, dass wir bis Ende des Jahres zu Ergebnissen kommen”, sagte der DFB-Präsident.

Ein Mittel, um dagegen vorzugehen, sind Geldstrafen – und davon wird mehr und mehr Gebrauch gemacht. So habe das DFB-Sportgericht in der Spielzeit 2022/23 wegen gewalttätiger Vorkommnisse im Stadion und Vorfällen aus dem Zuschauerbereich, was auch beleidigende und diskriminierende Banner oder auch Flitzer subsummiert, Geldstrafen in Höhe von rund 7,3 Millionen Euro verhängt. 2018/19 waren es noch rund 3,2 Millionen Euro gewesen.