Mit oder ohne Xabi Alonso: Warum Arthur keinen Unterschied sieht

Bei seinem Startelf-Debüt für Bayer 04 kam Außenverteidiger Arthur erstmals seit Ende August zum Einsatz. Dabei war seine Leistung genauso bemerkenswert wie seine Einschätzung zum Fehlen seines gelbgesperrten Trainers Xabi Alonso an der Seitenlinie.

Feierte in Frankfurt sein Startelf-Debüt: Arthur.

Feierte in Frankfurt sein Startelf-Debüt: Arthur.

IMAGO/Kessler-Sportfotografie

Es war das Ende seiner Leidenszeit und soll der Restart einer großen Karriere werden. Der brasilianische Außenverteidiger Arthur feierte beim Leverkusener 5:1-Sieg in Frankfurt sein Startelf-Debüt für den Werksklub und lieferte bei seinem 60-Minuten-Einsatz eine bemerkenswerte Leistung ab.

Lob von Trainer Alonso

“In den ersten fünf Minuten war er ein bisschen unruhig. Danach hat er es super gemacht”, lobte Trainer Xabi Alonso den im Sommer 2023 für sieben Millionen Euro von America FC geholten Nationalspieler, der seit Anfang September mit zwei schweren Muskel-Sehnen-Verletzungen im Oberschenkel ausgefallen war, von denen die zweite operativ behoben werden musste.

Eine Stunde lang erledigte der spielstarke Rechtsfuß, der auf beiden Seiten eingesetzt werden kann, seinen Job zuverlässig und war zudem an der Entstehung zweier Treffer zumindest im Ansatz beteiligt: Vor dem 1:0 von Granit Xhaka, spielte er den Ball von links in den Strafraum, wo Frankfurts Robin Koch nur unter Not klären konnte und der von Bayer-Angreifer Adam Hlozek abgefälschte Ball beim Torschützen landete. Vor dem Strafstoß zum 3:1 brachte er nach schönem Steilpass von Jonas Hofmann den Ball erneut in die Mitte, wo kurz darauf Nathan Tella von einem dummen Foul von Niels Nkounkou profitierte.

Arthur: “Wir sind wie eine Familie”

Auch wenn Arthur natürlich noch nicht mit der letzten Selbstverständlichkeit und dem absoluten Selbstvertrauen agierte, die er aufgrund seiner technischen Fähigkeiten vor seinen Verletzungen an den Tag gelegt hatte, funktionierte er gut als Vertreter von Linksverteidiger Alejandro Grimaldo, der wie der ebenfalls leicht angeschlagene Spielmacher Florian Wirtz geschont wurde.

Dass Arthur aus dem Stand diesen Part so ausfüllte, belegt das Potenzial, das in ihm steckt. Und so erklärte auch sein Trainer: “So zu spielen nach acht Monaten, ist nicht einfach. Ich bin sehr glücklich für ihn. Er hat sehr gut gearbeitet. Arthur ist ein netter junger Spieler und intelligent. Wir hoffen und wir wissen, dass wir für die Zukunft und für die nächste Saison einen Topspieler haben.”

Arthur selbst spielte bei seinem Comeback nicht nur bemerkenswert, sondern er nahm eine interessante Einschätzung vor. Als der Brasilianer gefragt wurde, wie es ohne den gelb-gesperrten Xabi Alonso an der Seitenlinie gewesen sei, betonte er die innige Verbindung zwischen Team und Trainer.

“Es war nicht anders, weil wir eine Gruppe sind, eine Mannschaft, die sehr eng zusammensteht. Wir sind wie eine Familie”, erklärte Arthur, “es ist kein Unterschied, mit oder ohne Xabi, weil wir mental immer zusammen sind.”

Verteidiger hat bescheidene Ziele

Seine Ziele sind nach der langen Leidenszeit natürlich bescheiden: “Keine Verletzungen, weiter spielen, dafür trainieren, alle Möglichkeiten nutzen”, sagt der 21-Jährige, der aber schon jetzt den zukünftigen Auftritten in der Champions League in der kommenden Saison entgegen fiebert.

“Das ist verrückt, ein Traum. Ich bin sehr glücklich, dass wir als Mannschaft vor einer so großen Herausforderung stehen”, sagt Arthur mit strahlenden Augen und der Hoffnung dann ohne Verletzungen als der Topspieler aufzutrumpfen, als den ich sein Trainer sieht.

Stephan von Nocks

Steilpass für den deutschen Weg

Hat der EuGH mit seinen Urteilen die 50+1-Regel gestärkt? Jurist Alexander Schleuch sieht dank anderer Sprüche gute Argumente.

Bei Fans beliebt, unter Juristen umstritten? Die 50+1-Regel in Deutschland.

Bei Fans beliebt, unter Juristen umstritten? Die 50+1-Regel in Deutschland.

IMAGO/Noah Wedel

Während die Bundesliga-Saison in die entscheidende Phase eintritt – wobei die Meisterschaft ja bereits vergeben ist – rüsten sich die Juristen im Ringen um kartellrechtliche Fragen. Beim Bundesgerichtshof BGH etwa steht die Revision in der Abberufungssache Hannover 96 e.V. gegen den eigenen Geschäftsführer, Martin Kind, an; zudem sind bereits spannende Urteile gefällt worden: der Dreiklang des Europäischen Gerichtshofs EuGH in den Verfahren Super League, Royal Antwerp und Internationale Eislaufunion ISU im Dezember 2023. Und nun ist zu den EuGH-Sprüchen ein interessanter Aufsatz des Bonner Universitätsprofessors Alexander Scheuch erschienen, der mit Blick auf die 50+1-Regel einen Steilpass für den deutschen Weg sieht.

In der aktuellen Ausgabe der Juristen-Zeitung publizierte der frühere Justiziar des 1.FC Köln seine Anmerkung zum EuGH-Urteil namens “Vorgaben für die Zulassung von Konkurrenzwettbewerben durch Monopolsportverbände – ESL (Super League)”. Scheuch kommt zu dem Schluss, dass die Gesamtabwägungen der Luxemburger Richter “bei den Befürwortern von 50+1 Hoffnungen wecken” dürfen.

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Missbrauch marktbeherrschender Stellung?

Bei FIFA und UEFA sieht der EuGH zwar eindeutig ein bezwecktes Wettbewerbsverbot. “Denn jedenfalls dort, wo es an transparenten, klaren und nicht diskriminierenden Zulassungsregeln fehlt, sind auch solche Konkurrenten außen vor, die sich an alle schutzwürdigen Werte und Regeln des Sports halten”, schreibt der Experte für Bürgerliches Recht, Handels-, Gesellschafts- und Zivilprozessrecht. Entsprechend liegt ein Missbrauch marktbeherrschender Stellung vor wegen der gegen die Super-League-Gründer 2021 ausgesprochenen (und mittlerweile wieder kassierten) Sanktionen der Konföderation, zudem ein Verstoß gegen die Dienstleistungsfreiheit.

Das klingt auf den ersten Blick ungut für 50+1, was ja eindeutig eine Wettbewerbsbeschränkung darstellt. Diese besagt, dass die Stimmrechtsmehrheit in einer Lizenzgesellschaft im deutschen Fußball immer beim Mutterverein liegen muss, externe Geldgeber, also Einzel-Investoren oder Unternehmen, nicht die Mehrheit an dieser Kapitalgesellschaft übernehmen dürfen – Ausnahmen wie Bayer Leverkusen mit dem Bayer-Konzern, der VfL Wolfsburg mit der Volkswagen AG oder bis vor Kurzem die TSG Hoffenheim mit Dietmar Hopp im Hintergrund bestätigen die Regel.

Erst kürzlich hatten die Deutsche Fußball-Liga (DFL) und das Bundeskartellamt (BKartA) lange an einem Kompromiss gearbeitet, um 50+1 aus ihrer Sicht rechtssicher zu machen, indem sie bestimmte übergeordnete Interessen festschrieben sowie eine Art Luxussteuer für die Ausnahmen bei Verlustübernahmen durch die externen Geldgeber. Die Bonner Kartellwächter allerdings erklärten jüngst, den EuGH-Entscheid mit einfließen zu lassen.

EuGH übt Zurückhaltung bei “Homegrown-Player-Rule”

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KMD #209 (mit Deniz Aytekin)


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Für Scheuch aber ist dies keine schlechte Nachricht für 50+1. Zwar rügte der EuGH in Sachen Super League “das plumpe und von Eigeninteresse geleitete Vorgehen der Verbände”, aber: “Schon in der Parallelsache Royal Antwerp übte der Gerichtshof deutlich mehr Zurückhaltung.”

Im Antwerp-Fall geht es um die sogenannte “Homegrown-Player-Rule” der UEFA, wonach Klubs eine Mindestzahl an selbst ausgebildeten Spielern im Kader führen müssen. In dieser Sache überließ es der EuGH “dem vorlegenden Gericht, zu beurteilen, ob die Vorschriften zur Kaderzusammensetzung eine Wettbewerbsbeschränkung bezwecken. Darüber hinaus ist zu bedenken: Nach der Logik des EuGH kann in der Rechtssache Wouters keine bezweckte “Wettbewerbsbeschränkung vorgelegen haben (…).”

50+1 keine bezweckte Wettbewerbsbeschränkung?

Unerwünscht: Teile der deutschen Fan-Szene wollen keine Investoren in der DFL.

Unerwünscht: Teile der deutschen Fan-Szene wollen keine Investoren in der DFL.
IMAGO/Ulrich Wagner

In Kombination mit dem letztgenannten Fall werden die Sprüche aus dem Dezember spannend. Bei Wouters ging es um einen Fall außerhalb des Sports, weil eine Rechtsanwaltskammer Zusammenschlüsse zu fachübergreifenden Anwaltssozietäten verboten hatte. Scheuch sieht Parallelen zu 50+1: “Auch dieses beschränkte die Möglichkeit Dritter, in Unternehmen (dort: Rechtsanwaltskanzleien) einzusteigen. Insofern bestehen Ähnlichkeiten zur 50+1-Regel.”

Hieße im Umkehrschluss: Im Sinne der Erreichung legitimer Ziele könnte 50+1 nicht als bezweckte Wettbewerbsbeschränkung erachtet werden, denn “die Regel schützt nicht primär die wirtschaftlichen Interessen des Verbandes bzw. seiner Mitglieder”. Vielmehr lässt sich argumentieren, sie solle gerade die vom EuGH als schutzwürdig erachteten Prinzipien und Werte des Profifußballs wahren. Schließlich betont der Gerichtshof in den Fällen ESL und Royal Antwerp abermals die soziale und kulturelle Bedeutung des Fußballsports.

“DFL und DFB dürften daher gut daran tun, sich bei einem Plädoyer für 50+1 auf soziokulturelle Gründe (Vereinsprägung des deutschen Fußballs, Verankerung in der Bevölkerung) zu konzentrieren”, empfiehlt Scheuch, schränkt aber ein: “Unter Konsistenzgesichtspunkten kritischer zu sehen sind dagegen die in der Praxis bestehenden Ausnahmen von der 50+1-Regel. Es sind auch primär diese historisch begründeten Sonderfälle (Leverkusen, Wolfsburg), an denen sich das BKartA stört. Erst recht sollte daher anderen faktischen Ausnahmegestaltungen (Stichwort: Hannover 96) ein Riegel vorgeschoben werden.”

Benni Hofmann

Wann muss der Schiedsrichter zum VAR-Check raus? Aytekin bringt Licht ins Dunkel

Über kaum ein Thema wird im Fußball so leidenschaftlich diskutiert wie den VAR. Immer wieder kommt dabei die Frage auf, nach welchen Regeln die Schiedsrichter überhaupt verfahren. Deniz Aytekin gibt äußerst interessante Einsichten.

Argusaugen: Schiedsrichter Deniz Aytekin schaut bei Marco Reus (Mi) und Amadou Haidara genau hin.

Argusaugen: Schiedsrichter Deniz Aytekin schaut bei Marco Reus (Mi) und Amadou Haidara genau hin.

IMAGO/Karina Hessland

45 Jahre ist Deniz Aytekin mittlerweile alt und hat schon eine Menge Spiele – national wie international – geleitet, allein in der Bundesliga kommt er auf bislang 235 Einsätze. In der laufenden Saison stand er 17-mal in der höchsten deutschen Spielklasse auf dem Platz und bewies dabei mit einem kicker-Notenschnitt von 2,32, dass er noch immer zur deutschen Elite zählt.

Eine seiner schlechteren Leistungen lieferte er bei Leipzigs 4:1-Sieg über Dortmund ab – unter anderem hatte er damals einen Foulelfmeter für RB nach vermeintlichem Foul von Salih Özcan an Dani Olmo gegeben, diesen nahm er aber nach VAR-Check wieder zurück. Im Podcast kicker meets DAZN sprach Aytekin nun ausführlich über diese Szene und verriet, dass er “zu schnell gepfiffen” und eine “falsche Wahrnehmung” gehabt habe.

Der Betriebswirt nutzte besagte Szene, um zu erklären, wie man im deutschen Schiedsrichterwesen den VAR handhabe. Aytekin betonte dabei explizit, dass der Videoassistent im Grunde keinen eigenen Entscheidungsspielraum habe, denn letzten Endes ist es immer der Schiedsrichter, der zu entscheiden habe. Eine Ausnahme gibt es jedoch bei “faktischen Entscheidungen”. Darunter sind klar messbare Fakten zu verstehen, also etwa die Frage, ob ein Foul innerhalb oder außerhalb des Sechzehners stattgefunden habe – oder ob es Abseits war oder nicht.

Kommunikation ist das A und O: Deniz Aytekin spricht mit dem VAR.

Kommunikation ist das A und O: Deniz Aytekin spricht mit dem VAR.
IMAGO/Sportfoto Rudel

Wann muss der Schiri raus – und wann nicht?

In solchen Fällen könne der VAR den Schiedsrichter einfach korrigieren, ohne dass dieser raus müsse. “Weil es eine faktische Entscheidung ist. Ich muss da nichts bewerten”, erklärte Aytekin und betonte, dass die Lage bei allem, “was interpretierbar ist”, anders aussehen würde. “Da muss ich selber ran, weil ich die Verantwortung habe.” Im Kern bedeutet das also, dass sich der Schiedsrichter jede Szene selbst in der Review-Area anschauen sollte – oder nicht?

Keineswegs, betont Aytekin und gibt Einblick in den Prozess. “Wir haben da eine recht klare Vorgehensweise”, so der 45-Jährige und erklärte den “Grundablauf: Wenn ich als Schiedsrichter eine Wahrnehmung auf dem Platz habe, dann äußere ich die und beschreibe sie.” Dann kommt es darauf an, ob es “eine Diskrepanz zwischen meiner Wahrnehmung und den Bildern” gibt. In so einem Fall erhält der Schiedsrichter einen Hinweis und dann würde er sich die Szene also noch einmal selbst anschauen. Ein blindes Vertrauen zwischen Schiedsrichter und Videoassistent sei demnach ausgeschlossen.

Was soll er mir denn Neues präsentieren.

Deniz Aytekin über den Fall, dass es zwischen TV-Bildern und seiner Wahrnehmung keine Diskrepanz gibt

Aytekin verweist aber auch darauf, dass es eben nicht immer eine Diskrepanz gibt und erklärt: “Wenn sich eine Situation, die ich beschreibe, exakt mit den Bildern deckt – und es mag ja sein, dass es aus Fan- oder Spielersicht wenig ist, aber wenn sich das deckt und es für mich ausreichend für einen Elfmeter oder eine Rote Karte oder was auch immer ist, dann greift der Videoassistent nicht ein. Was soll er mir denn Neues präsentieren.” Heißt, dass in solchen Fällen am Ende die Wahrnehmung des Schiedsrichters ausschlaggebend ist und dieser nicht vom VAR korrigiert werden darf.

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Union feuert Bjelica – und was macht Köln noch Hoffnung?


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Eine Besonderheit stellt jedoch die Situation dar, wenn der “Schiedsrichter gar keine Wahrnehmung” hat. “Dann ist der Spielraum des Videoassistenten größer”, sagt Aytekin und erklärt, dass es da “eine Grauzone” gibt und es für den VAR einfach ist, dem Schiedsrichter zu sagen, dass er sich besagte Szene “lieber selbst noch einmal anschauen soll”. Grundvoraussetzung dafür sei jedoch, dass der Schiedsrichter zugibt, “nichts gesehen zu haben”.

Realitätsfremd ist der Oberasbacher aber auch nicht, Aytekin weiß auch, dass “man eher geneigt ist, sich eine Szene vielleicht noch einmal anzugucken, je wichtiger die Spiele werden”. Pauschalisieren wolle er das aber auf gar keinen Fall, denn “da gibt es einen klaren Fahrplan”.

Das Problem der selektiven Wahrnehmung

Manchmal muss man sich selbst hinterfragen: Deniz Aytekin beim VAR-Check.

Manchmal muss man sich selbst hinterfragen: Deniz Aytekin beim VAR-Check.
IMAGO/RHR-Foto

Darüber hinaus ist sich Aytekin auch dessen bewusst, dass man allgemein “einer verzerrten Wahrnehmung” unterliegt. Deshalb versucht er, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen und sich Inspiration bei Menschen zu holen, die außerhalb des Fußballs wirken. “Da gibt es ganz tolle Impulse”, betonte Aytekin und erklärt die Problematik der selektiven Wahrnehmung für Schiedsrichter. So kann es gut sein, dass man auch bei einer Überprüfung der TV-Bilder nur “das sieht, was man sehen will”.

Zu diesem Thema gebe es “viele interessante Studien”, erklärt der Unparteiische und verrät, dass er deshalb auch mit Verhaltensforschern zusammenarbeitet, weil man sich dessen bewusst sein sollte. “Wenn man sich ein bisschen damit beschäftigt, dann hinterfragt man sein eigenes Handeln als Schiedsrichter”, erläutert Aytekin und verrät seine Motivation dahinter – und die liegt in einer ganz bestimmten Frage begründet: “Wie kann ich das sinnvoll in die Spielleitung einbringen, damit man am Ende zum Wohle des Fußballs hoffentlich die richtige Entscheidung trifft?”

Walther Bensemann-Preis

Aytekin lässt zudem seine 16-jährige Karriere als Unparteiischer Revue passieren und verrät auch, was ihn im Hinblick auf die kommende Generation von Schiedsrichtern und Spielern besonders beeindruckt. Auch spricht er über Versuche, unterschiedliche Sichtweisen von Schiedsrichtern, Spielern, Trainern und Managern zusammenzubringen, die Bedeutung von großen Persönlichkeiten und welche besonderen Herausforderungen “alternde” Schiedsrichter haben.

Er erklärt auch, warum er lieber nicht zu nah am Geschehen ist und wie es ihm dabei geht, keine internationalen Spiele mehr leiten zu können. Er verrät auch, wer es schafft, ihn “zur Weißglut” zu bringen und in welchem Lebensbereich er “sehr häufig scheitert”.

Die neue “kicker meets DAZN”-Folge jetzt hören:

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KMD #209 (mit Deniz Aytekin)


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Koné: Nach dem Comeback schon das Abschiedsspiel?

Gladbachs Trainer Gerardo Seoane setzte beim 2:2 in Bremen auf eine neue Ordnung im Mittelfeld. Dabei feierte Manu Koné seine Rückkehr in die Startelf. Möglich, dass nicht mehr viele Einsätze für die Fohlen dazukommen.

Manu Koné steckt mit Mönchengladbach im Abstiegskampf der Bundesliga

Manu Koné steckt mit Mönchengladbach im Abstiegskampf der Bundesliga

DeFodi Images via Getty Images

Um wieder mehr Energie und Offensivdrang im Zentrum zu erzeugen, stellte Seoane nach der Nullnummer gegen Union Berlin um. Ko Itakura wechselte zurück in die Dreierkette und damit einher ging ebenso die Auflösung der Doppelsechs zugunsten eines Systems mit Sechser (Julian Weigl) und zwei Achtern, die am Samstag Rocco Reitz und Manu Koné hießen. Für Koné bedeutete es das Comeback in der Anfangsformation nach einer mehrwöchigen Pause wegen eines Muskelfaserrisses; am Sonntag zuvor gegen Union hatte es nur zu einem Teileinsatz gereicht, er war er für die letzten zehn Minuten eingewechselt worden.

“Ich fühle mich gut. Es war eine schwierige Zeit, nachdem ich mich bei der Nationalmannschaft verletzt hatte”, sagte Koné, der sich die Blessur Ende März in einem Freundschaftsspiel von Frankreichs U23 gegen die USA zugezogen hatte.

Spielbericht

Auch das Spiel in Bremen beendete der Mittelfeldmann angeschlagen. Ob er am Dienstagvormittag, wenn die Borussen die Vorbereitung auf das Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt aufnehmen, dabei sein kann, muss abgewartet werden. In Seoanes Planungen für Frankfurt spielt der 22-Jährige jedenfalls eine wichtige Rolle. Weil er Bälle erobern und für Druck nach vorne sorgen kann.

“Er hat vor allem in der ersten Hälfte über links für Dynamik gesorgt. Manu kann etwas auflösen. Er hat uns mit seiner physischen Präsenz geholfen, das gute Mittelfeld der Bremer mit den sehr agilen und beweglichen Spielern ein bisschen in Schach zu halten”, befand der VfL-Coach.

In diesem Sommer ein heißer Verkaufskandidat

Für Koné könnte es am Samstag schon seine Abschiedsvorstellung im Borussia-Park werden. Im Sommer 2021 wechselte der Franzose für neun Millionen Euro vom FC Toulouse an den linken Niederrhein und absolvierte seitdem 83 Pflichtspiele (sechs Tore) für die Fohlen. In diesem Sommer ist er ein heißer Verkaufskandidat. Zerschlugen sich vor einem Jahr die Wechselpläne unter anderem auch deshalb, weil sich Koné am Knie verletzt hatte, können sich beide Seiten einen Transfer auch dieses Mal wieder sehr gut vorstellen, wenn die Voraussetzungen stimmen. Aus Sicht von Koné hieße das: Wenn ein Klub mit Rang und Namen lockt. Aus Sicht der Borussia wäre das: Wenn der Preis stimmt. Schließlich würde das Geld aus einem Koné-Verkauf in den weiteren Kaderumbau fließen. Borussias Vorteil: In dem bis 2026 laufenden Vertrag ist keine Ausstiegsklausel verankert.

Dass es am Samstag sogar schon Konés letztes Spiel für Gladbach überhaupt werden könnte, liegt daran, dass der Mittelfeldmann mit vier Gelben Karten auf dem Konto nur noch eine Verwarnung von einer Gelbsperre entfernt ist. Daran wird er aber nicht denken, wenn er den Rasen betritt, sondern an das Ziel, den Klassenerhalt vor heimischem Publikum unter Dach und Fach zu bringen. Und Koné strahlt vor dem Matchball Zuversicht aus: “Wir haben Vertrauen in unsere Mannschaft und werden es schaffen.” Jan Lustig

Jan Lustig

Terzic: “Wenn es nötig ist, rennen wir 20 Kilometer mehr”

Es ist das größte internationale Spiel von Borussia Dortmund seit elf Jahren: Am Dienstagabend tritt der BVB im Halbfinal-Rückspiel der Champions League bei Paris Saint-Germain an – und will die erste Endspiel-Teilnahme seit 2013 unter Dach und Fach bringen. Helfen soll dabei auch eine Prise Genuss.

Für ihn und sein Team steht ein sehr wichtiges Spiel an: Edin Terzic.

Für ihn und sein Team steht ein sehr wichtiges Spiel an: Edin Terzic.

IMAGO/Jan Huebner

Als Borussia Dortmund 2013 im Champions-League-Finale auf den FC Bayern traf, blieb die Krönung nach einer 1:2-Niederlage aus. Der Klub aber, der 1997 schon einmal den europäischen Gipfel erklommen hatte, wollte fortan mehr. Allein: Es dauerte elf Jahre, bis der BVB sich die nächste Chance erspielte, das Endspiel der Königsklasse zu erreichen. Nach dem 1:0-Sieg im Hinspiel vor heimischen Publikum fehlt dem BVB nur noch ein letzter Schritt im Rückspiel in Paris am Dienstag. Der allerdings wird richtig schwer. Den richtigen Weg dorthin zu finden, wird daher essenziell für die Schwarz-Gelben.

Mats Hummels war bereits 2013 dabei – und dachte damals, so ein Finale künftig regelmäßiger zu erleben. “Doch jetzt ist es erst das dritte Halbfinale für mich in diesem Wettbewerb. Es ist wahrlich nicht selbstverständlich, so weit zu kommen”, sagte der Innenverteidiger, der zwischenzeitlich für den FC Bayern spielte, am Montagabend im Presseraum des Pariser Prinzenparks – und hatte auch ein Rezept mitgebracht, dass dabei helfen soll, das Halbfinale erfolgreich zu beenden: “Wir sollten es genießen. Denn wir müssen uns bewusst sein, wie schön es ist, auf diesem Niveau und auf dieser Bühne spielen zu dürfen.”

“Das ist ihre Mission – und unser Traum”

Der Druck am Dienstagabend wird groß sein. Denn die favorisierten Pariser werden nach der 0:1-Niederlage in Dortmund gewillt sein, den Rückstand schnell zu egalisieren. Dortmund dagegen wird leiden müssen. Der Gedanke vom erfahrenen Hummels, dieser aufreibenden Gemengelage eine Prise Genuss beizumischen, scheint da nicht der Schlechteste zu sein. Sein Trainer Edin Terzic hatte jedenfalls eine ähnliche Botschaft mitgebracht, auch wenn der 41-Jährige sie etwas anders verpackte. “Da Projekt PSG ist seit Jahren aufgebaut worden, um Titel zu gewinnen. Ihr großes Ziel war dabei von Anfang an die Champions League. Das ist ihre Mission”, sagte Terzic, der dabei indirekt auch jenen Druck thematisierte, der auf den vom Spanier Luis Enrique trainierten Parisern lastet. Beim BVB dagegen habe man einen “Traum”, den man sich erfüllen wolle. “Dazu müssen wir genauso mutig und widerstandsfähig auftreten wie im Hinspiel. Mit genauso viel Respekt. Aber auch mit der Freude, etwas Großes erreichen zu können.”

Dass PSG unter anderem mit den Topstars Kylian Mbappé, Ousmane Dembélé und Achraf Hakimi attackieren wird und dass der BVB diesmal anders als im Hinspiel im heimischen Stadion lediglich von knapp 2000 Fans unterstützt wird – all das soll die Dortmunder nicht bremsen. Das eigene Selbstvertrauen ist groß nach den vielen guten Spielen in der Champions League und dem perfekt aufgegangenen Plan im Hinspiel am vergangenen Mittwoch. Personell kann Terzic zudem aus dem Vollen schöpfen, auch der zuletzt angeschlagene Sebastien Haller reiste am Montag mit in die französische Hauptstadt. Die Form der meisten Spieler stimmt in der Crunch Time der Saison – angefangen bei Gregor Kobel über die Innenverteidiger Hummels und Nico Schlotterbeck sowie den Mittelfeldstrategen Marcel Sabitzer bis zu den Tempodribblern Karim Adeyemi und Jadon Sancho sowie dem Stoßstürmer Niclas Füllkrug.

Der BVB fühlt sich bereit für PSG

“Wir haben durch die Spiele bislang in der Champions League so viel Selbstvertrauen sammeln können, dass wir morgen auch sehr selbstbewusst ins Spiel reingehen können”, sagte Terzic, der mit Blick auf die starke Laufleistung im Hinspiel anfügte: “Wenn es nötig ist, dann rennen wir morgen auch 20 Kilometer mehr. Wir sind bereit für alles.”

Diese Bereitschaft bekam im Hinspiel PSG-Superstar Mbappé zu spüren. Nur selten konnte sich der Angreifer deshalb in Szene setzen. Es war ein Schlüssel zum Sieg für den BVB. Wie gut der BVB das Tempo und die Torgefahr des Angreifers kontrollieren kann, dürfte auch am Mittwoch entscheidend sein. “Wenn er wieder Mittelstürmer spielt, dann wird er unsere Hauptaufgabe sein”, sagte Hummels. “Sie zu lösen, geht nur gemeinsam. Das schafft man nur als Mannschaft, in dem man ihn zusammen verteidigt. Idealerweise schon, wenn er den Ball aufnimmt. Da muss man 90 Minuten hellwach sein. Denn wenn er weg ist, dann ist er weg.” Aber: “Drumherum gibt’s auch noch sehr viele gute Mitspieler, auch wenn sie häufig auf ihn fokussiert sind.” Im Hinspiel gelang es dem BVB, die nötige Balance zu halten zwischen der Konzentration auf Mbappé, dem Verteidigen seiner Kollegen und dem Setzen eigener Nadelstiche. Dank des guten eigenen Plans – und einer Prise Glück – stand daher am Ende die Null bei PSG.

“Es wäre schade, würden wir jetzt damit aufhören”

“Doch die Leistung aus dem Hinspiel wird jetzt wahrscheinlich nicht reichen”, warnte Terzic dennoch. “Wir müssen unsere Leistung verbessern.” Dass dies gelingen kann, davon ist er überzeugt. “Wir haben in dieser Saison so viele gute Dinge gemacht. In München. In Newcastle. In Mailand. Es wäre doch schade, würden wir jetzt damit aufhören.”

2013 gelang das Vorhaben in Madrid nach einem 4:1 im Hinspiel, 1997 nach einem 1:0 gegen Manchester United. Doch beide Rückspiele waren extrem eng. Wer eine Warnung braucht, der findet sie also beim Blick in die Historie. Gegen so manche Ähnlichkeit allerdings hätte Terzic dennoch nichts einzuwenden: “Ich hätte gerne die Parallele, dass wir wie 2013 und 1997 ins Finale einziehen – und dort dann die Parallele mit 1997.” Damals gewann der BVB den Henkelpott. Der ist auch diesmal das Ziel. “Dafür”, sagte Terzic kämpferisch, “sind wir hier. Wir wollen uns das Ticket fürs Finale verdienen.”

Matthias Dersch

Bayerns Trainersuche: Die neue Spur führt zu ten Hag

Der Fokus gilt derzeit allein dem Rückspiel im Champions-League-Halbfinale bei Real Madrid (Mi., 21 Uhr LIVE! bei kicker). Danach soll die Trainersuche wieder intensiviert werden. Nach der Absage von Ralf Rangnick starteten die Münchner in ihrem Findungsprozess nahezu bei null. Jetzt steht ein alter Bekannter auf der Liste.

Wird er Trainer der Bayern? Erik ten Hag.

Wird er Trainer der Bayern? Erik ten Hag.

IMAGO/PA Images

Die Trainersuche beim FC Bayern läuft weiter – und gestaltet sich alles andere als einfach. Der Kandidatenkreis ist nämlich überschaubar. Und die ganz klare Linie scheint nach der jüngsten Absage von Ralf Rangnick kurzzeitig verloren gegangen zu sein, hatten die bayerischen Entscheider doch die Zusage des österreichischen Nationaltrainers fest einkalkuliert. Nach dem Rangnick-Nein begann der Trainer-Findungs-Prozess wieder nahezu bei null.

Pep Guardiola geistert als Traumlösung durch die Geschäftsstelle an der Säbener Straße, eine Rückkehr des Spaniers in diesem Sommer aber ist unwahrscheinlich, heißt es beim FC Bayern. Ebenso wie ein Weitermachen von Thomas Tuchel, worüber zwischenzeitlich ebenfalls nachgedacht wurde, aber sich keine Mehrheit fand. Und auch Tuchel selbst – im rein theoretischen Fall – wäre wohl nur schwer zu überzeugen.

Hansi Flick (59), Louis van Gaal (72) und Lucien Favre (66) wurden diskutiert, die Ideen dahinter allerdings (noch) nicht ernsthaft verfolgt. Nun gibt es nach kicker-Informationen eine neue konkrete Spur. Und die führt zu Erik ten Hag (54). Der Niederländer hatte von 2013 bis 2015 die zweite Mannschaft der Münchner trainiert und ist aktuell noch als Chefcoach bei Manchester United im Amt. In England wird jedoch über sein Aus nach der Saison spekuliert – und Noch-FCB-Trainer Thomas Tuchel gilt bei den Red Devils als heißer Nachfolger-Kandidat.

Die Sportchefs um Max Eberl und Christoph Freund jedenfalls haben ten Hag in ihre Pläne aufgenommen. Momentan aber hat das anstehende Rückspiel im Champions-League-Halbfinale bei Real Madrid höchste Priorität. Der Münchner Tross hebt am Dienstag, um 15.30 Uhr, mit einem Sonderflug in Richtung Spanien ab und wird am Donnerstagnachmittag wieder in München landen. Erst dann soll die Trainersuche wieder intensiviert werden. Stand jetzt ist ein möglicher Tausch Tuchel/ten Hag zur neuen Saison nicht ausgeschlossen.

Georg Holzner

FC Bayern: Die neue Spur führt zu ten Hag

Der Fokus gilt derzeit allein dem Rückspiel im Champions-League-Halbfinale bei Real Madrid (Mi., 21 Uhr LIVE! bei kicker). Danach soll die Trainersuche wieder intensiviert werden. Nach der Absage von Ralf Rangnick starteten die Münchner in ihrem Findungsprozess nahezu bei null. Jetzt steht ein alter Bekannter auf der Liste.

Wird er Trainer der Bayern? Erik ten Hag.

Wird er Trainer der Bayern? Erik ten Hag.

IMAGO/PA Images

Die Trainersuche beim FC Bayern läuft weiter – und gestaltet sich alles andere als einfach. Der Kandidatenkreis ist nämlich überschaubar. Und die ganz klare Linie scheint nach der jüngsten Absage von Ralf Rangnick kurzzeitig verloren gegangen zu sein, hatten die bayerischen Entscheider doch die Zusage des österreichischen Nationaltrainers fest einkalkuliert. Nach dem Rangnick-Nein begann der Trainer-Findungs-Prozess wieder nahezu bei null.

Pep Guardiola geistert als Traumlösung durch die Geschäftsstelle an der Säbener Straße, eine Rückkehr des Spaniers in diesem Sommer aber ist unwahrscheinlich, heißt es beim FC Bayern. Ebenso wie ein Weitermachen von Thomas Tuchel, worüber zwischenzeitlich ebenfalls nachgedacht wurde, aber sich keine Mehrheit fand. Und auch Tuchel selbst – im rein theoretischen Fall – wäre wohl nur schwer zu überzeugen.

Hansi Flick (59), Louis van Gaal (72) und Lucien Favre (66) wurden diskutiert, die Ideen dahinter allerdings (noch) nicht ernsthaft verfolgt. Nun gibt es nach kicker-Informationen eine neue konkrete Spur. Und die führt zu Erik ten Hag (54). Der Niederländer hatte von 2013 bis 2015 die zweite Mannschaft der Münchner trainiert und ist aktuell noch als Chefcoach bei Manchester United im Amt. In England wird jedoch über sein Aus nach der Saison spekuliert – und Noch-FCB-Trainer Thomas Tuchel gilt bei den Red Devils als heißer Nachfolger-Kandidat.

Die Sportchefs um Max Eberl und Christoph Freund jedenfalls haben ten Hag in ihre Pläne aufgenommen. Momentan aber hat das anstehende Rückspiel im Champions-League-Halbfinale bei Real Madrid höchste Priorität. Der Münchner Tross hebt am Dienstag, um 15.30 Uhr, mit einem Sonderflug in Richtung Spanien ab und wird am Donnerstagnachmittag wieder in München landen. Erst dann soll die Trainersuche wieder intensiviert werden. Stand jetzt ist ein möglicher Tausch Tuchel/ten Hag zur neuen Saison nicht ausgeschlossen.

Georg Holzner

Warum macht Wolf dieses Fass auf?

Als hätte der 1. FC Köln dieser Tage nicht genügend Sorgen, erklärte nun auch noch Präsident Werner Wolf im Abstiegsfall den mehr oder minder unmittelbaren Wiederaufstieg zum Ziel. Angesichts des zu erwartenden Aderlasses und der Transfersperre ohne Not ein frommer Wunsch.

Werner Wolf erklärte den schnellen Wiederaufstieg des 1. FC Köln zum Ziel.

Werner Wolf erklärte den schnellen Wiederaufstieg des 1. FC Köln zum Ziel.

IMAGO/Sven Simon

Es sind die stressigen Momente, in denen sich zeigt, ob die Klasse reicht, eine Aufgabe so gut wie möglich bewältigen zu können. Werner Wolf erlebt Stress in diesen Tagen. Kein Wunder, dem 1. FC Köln droht der siebte Abstieg seit 1998, auch dieser Präsident konnte mit seiner Arbeit nicht verhindern, dass der Klub seinem Image als Fahrstuhlmannschaft treu bleibt. Die Wahrscheinlichkeit, dass der FC absteigt, ist nach 32 Spieltagen mit 24 erzielten Toren und kümmerlichen vier Siegen weitaus größer als ein Liga-Verbleib. Und Auftritte wie der in Mainz oder gegen Freiburg belegen dies eher, als dass sie Mut machen würden.

“Wiederaufstieg in den ersten beiden Jahren – trotz der Sperre”

Offensichtlich jedoch glaubt Wolf selbst nicht mehr daran, dass dieser Kader die Klasse hält. So beantwortete er in einem Interview mit der Kölnischen Rundschau eine Frage zur drohenden Perspektive des FC mit diesen Worten: “Sollte es so kommen, dann werden wir uns das Ziel Wiederaufstieg in den ersten beiden Jahren setzen – trotz der Sperre.” Mit der Sperre ist das Transferverbot durch die FIFA gemeint.

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Union feuert Bjelica – und was macht Köln noch Hoffnung?


14:58 Minuten

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Eine Maßnahme, die den Handlungsspielraum der Kölner einengt. Warum der Klub-Chef dieses Fass aufmacht, bleibt sein Geheimnis. Traut er der Mannschaft nichts zu? Will er mittels zusätzlichem Druck Motivation erzeugen? Fakt ist: Stand heute ist überhaupt nicht absehbar, wie viele Profis zum Start in die Vorbereitung auf dem Platz stehen werden. Gelingt die Rettung, hält dies den Schaden in Grenzen. Steigt man ab, wird es bitter. Es droht ein Exodus von unbekanntem Ausmaß. Leistungsträger wie Marvin Schwäbe, Jeff Chabot, Mark Uth oder Davie Selke werden den Klub verlassen.

Trotz allem Talent kein Personal für die Zweitliga-Spitze

Dejan Ljubicics Wechselwunsch aus dem vergangenen Jahr wird sicherlich nicht kleiner, ein Talent wie Justin Diehl (zum VfB Stuttgart) wird gehen, andere Spieler warten auf Gespräche mit der Geschäftsführung, die sich dem Vernehmen nach allerdings bisher damit zurückhält, Perspektiven aufzuzeichnen. Zunächst einmal sollen Leihspieler (Jonas Urbig, Tim Lemperle, Marvin Obuz, Nikola Soldo, Maximilian Schmid) zurückgeholt werden, dazu könnte aus der U 21 Mittelfeldspieler Meiko Wäschenbach integriert werden. Auch die Stürmer Jaka Potocnik und Damion Downs sollen hochgezogen werden.

Mit Verlaub ist dies nicht das Personal, mit dem man die Zweitliga-Spitze auf Anhieb durcheinanderwirbeln kann, bei allem Talent. Frag nach in Berlin, Hamburg, Schalke, Nürnberg, Hannover oder Kaiserslautern.

Frank Lußem

Widmer: “Es hat Spaß gemacht – mehr gibt es nicht zu sagen”

Sechsmal kam Kapitän Silvan Widmer nur als Ersatzspieler von Mainz 05 zur Geltung, in Heidenheim durfte er erstmals wieder von Anfang an ran. Beim Thema Reservistenrolle wird er einsilbig.

Weiter gehts: Silvan Widmer knickte in Heidenheim um.

Weiter gehts: Silvan Widmer knickte in Heidenheim um.

picture alliance / Eibner-Pressefoto

“Es hat Spaß gemacht und ich habe mich sehr gefreut – mehr gibt es nicht zu sagen”, blockt Silvan Widmer alle Fragen zu seinem Gemütszustand konsequent ab. Seit dem 1:8 von Mainz 05 beim FC Bayern war dem 31-Jährigen kein Startelf-Einsatz mehr vergönnt. Erst die Sperre von Phillipp Mwene beförderte ihn wieder bei Anpfiff aufs Feld. Da Mwene zwei Spiele aussetzen muss, ist Widmer am kommenden Samstag gegen Borussia Dortmund (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) so gut wie gesetzt.

In den sechs Spielen vor dem 1:1 in Heidenheim setzte Trainer Bo Henriksen erfolgreich auf Anthony Caci als Rechts- und Mwene als Linksverteidiger – Mainz 05 ist seitdem ungeschlagen, das Duo trat als Torschütze bzw.  Vorlagengeber in Erscheinung. Teamplayer Widmer pushte die Kollegen von der Bank aus und erhielt für seine Einstellung mehrmals Lob von Henriksen. Die Rolle selbst bleibt für den Schweizer EM-Fahrer jedoch extrem unbefriedigend, was die Frage aufwirft, wie es im Sommer für den Außenverteidiger, der beim FSV einen Vertrag bis 2026 besitzt, weitergeht.

Auf die Zähne gebissen

Zunächst steht jedoch der Kampf um den Ligaverbleib im Vordergrund – und die Gesundheit. Kurz vor der Pause rutschte Widmer weg und musste behandelt werden. “Ich bin blöd umgeknickt, aber habe dann auf die Zähne gebissen und es ist gut gegangen”, erklärt er hinterher. Doch mit dem Seitenwechsel schwand ähnlich wie schon in der Vorwoche beim 1:1 gegen den 1. FC Köln die Mainzer Überlegenheit, wieder hatte die Führung keinen Bestand.

“Mit dem Unentschieden können und müssen wir leben, auch wenn wir mehr Punkte mit nach Hause nehmen wollten. Aber es ist nichts verloren und wir fokussieren uns jetzt auf das wichtige nächste Heimspiel”, betont der 05-Kapitän. “Aus dem Spiel in Heidenheim können wir einiges mitnehmen. Dortmund und Wolfsburg sind spielerisch sehr gute Mannschaften. Wir werden über den Kampf versuchen, die Spiele auf unserer Seite zu ziehen”, verspricht er.

Michael Ebert

Der clevere Herr Bittencourt: “Jemand, der das Spiel versteht”

Er war zwischenzeitlich mal neun Spiele in Folge nicht in der Werder-Startelf gefragt – mittlerweile jedoch stellt Leonardo Bittencourt seine Raffinesse wieder mehrfach unter Beweis.

Gegen Gladbach vor beiden Bremer Toren involviert: Leonardo Bittencout (re., mit Marvin Ducksch).

Gegen Gladbach vor beiden Bremer Toren involviert: Leonardo Bittencout (re., mit Marvin Ducksch).

IMAGO/Eibner

Wie genau er das in der 64. Minute angestellt hat und ob es sich dabei überhaupt um die richtige Entscheidung des Linienrichters handelte, ist auch auf den TV-Bildern schwer auszumachen. Fakt ist aber, dass Werder-Profi Leonardo Bittencourt mit seiner Grätsche gegen Rocco Reitz zumindest bezweckte, dass der über die Grundlinie rollende Ball – obgleich zur großen Verwunderung des Gladbachers – zu einem Eckball führte. Und der wiederum führte zum Bremer 2:1-Führungstreffer: Ducksch führte aus, Woltemade nickte ein.

Beim ersten Werder-Tor am vergangenen Samstag war das Zutun Bittencourts indes noch deutlicher gewesen, da hatte der Mittelfeldspieler das zwischenzeitliche 1:1 durch Woltemade per One-touch-Querpass direkt vorbereitet – es war sein dritter Scorerpunkt in dieser Saison, der letzte vom 11. Spieltag lag schon etwas länger zurück. Der 30-Jährige musste mit Rückrundenbeginn ja ohnehin erst einmal mit einem Platz auf der Bank vorliebnehmen. Am 18. Spieltag war da zunächst eine Gelbsperre, später ein krankheitsbedingter Ausfall, so kam er bis einschließlich des 26. Spieltags lediglich auf sieben Einwechslungen, war also neunmal in Folge nicht von Beginn an gefragt.

Werner über Bittencourt: “Extrem wichtig”

Seither jedoch gehört Bittencourt wieder zur Startelf von Ole Werner, der ihn nach dem 2:2 gegen Borussia Mönchengladbach nun insbesondere für jene Raffinesse lobte, die auch schon den jüngsten Bremer 3:0-Sieg in Augsburg gewissermaßen auf den Weg gebracht hatte. Da hatte der Werder-Profi den Freistoß vor dem Treffer zur 1:0-Führung herausgeholt, wie der Cheftrainer nochmals erinnerte: “Leo ist jemand, der das Spiel versteht, der solche Situationen immer wieder auch für sich zu nutzen weiß. Er ist einfach sehr, sehr clever in diesen Momenten. Und die sind eben wichtig in engen Spielen – von denen wir viele haben.”

Dass Bittencourt zwischenzeitlich nur die Joker-Rolle blieb, führt Werner auch auf Formschwankungen zurück, “die es immer gibt: Ich glaube, vieles hat auch mal mit dem Rhythmus zu tun, den er einfach für sich braucht.” Zugleich verwies der 36-Jährige beim langjährigen Bremer (seit 2019 im Verein) auch weiterhin auf dessen Status als Führungsspieler: “Leo ist extrem wichtig für uns als Mannschaft. Er gibt uns Energie und er gibt uns eben genau in den genannten Punkten eine Qualität”, so Werner: “Und das stellt er in dieser entscheidenden Phase der Saison auch wieder unter Beweis.”

Tim Lüddecke