Mit seinem Wunsch, Premier-League-Spiele in anderen Kontinenten auszutragen, hat Klubboss Tom Werner die Fans des FC Liverpool verärgert. Doch auch für Jürgen Klinsmann wäre das eine logische Entwicklung.
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Premier-League-Spiele in Übersee? Liverpool-Boss Tom Werner, hier im Mai in Anfield, ist “fest entschlossen”.
IMAGO/Colorsport
Tom Werner, Vorsitzender des FC Liverpool, hat einem schwelenden Thema neue Nahrung gegeben. In einem Interview mit der Financial Times sprach sich der 74 Jahre alte US-Amerikaner dafür aus, Spiele der Premier League Tausende Kilometer von England entfernt auszutragen – vornehmlich in den USA.
“Ich bin fest entschlossen, dass eines Tages ein Spiel der Premier League in New York City ausgetragen wird”, sagte Werner. “Ich habe sogar die verrückte Idee, dass es einen Tag gibt, an dem wir ein Spiel in Tokio spielen, ein paar Stunden später eines in Los Angeles, ein paar Stunden später eines in Rio, ein paar Stunden später eines in Riad – und dass es eine Art Tag wird, an dem der Fußball, die Premier League, gefeiert wird.”
TV-Sender in den USA wären begeistert, Fußballfans in England mehrheitlich kaum. Werner schlug vor, sie mit günstigen Reisen und Unterkünften zu besänftigen. Im vergangenen Jahr hatte auch UEFA-Präsident Aleksander Ceferin ein Champions-League-Finale in den USA für “möglich” erklärt.
Die organisierten Liverpool-Fans reagierten mit Unmut auf Werners Aussagen. “Jeder, der entschlossen ist, Premier-League-Spiele des LFC im Ausland auszutragen, sollte bedenken, dass wir als Fans entschlossen sind, dass sie das nicht tun”, erklärte die “Spirit of Shankly”. Und die Gruppe “Spion Kop 1907” schrieb: “Ein Prozent Preiserhöhung in der einen Saison, ein Spiel in New York in der nächsten. Das ist der Grund, warum wir protestieren.”
Klinsmann versteht die Fans – doch “das Business entwickelt sich weiter”
Klubbesitzer John Henry, der sich nach Liverpools ursprünglicher Beteiligung an der Gründung der Super League 2021 bei den Fans entschuldigen musste, ahnte das wohl schon, als er im selben Interview sagte, Werners Pläne seien “nichts, das ich befürworte oder woran ich besonders interessiert bin”.
Momentan wären Premier-League-Spiele im Ausland rein rechtlich auch gar nicht möglich, aber das muss nicht so bleiben. Jürgen Klinsmann wäre nicht überrascht, wenn es dazu kommen sollte. “Für uns traditionelle Fans ist das natürlich sehr schwer zu verkraften. Es würde sich anfühlen, als würde man den englischen Fans das Spiel wegnehmen, und das verstehe ich vollkommen”, sagte der ehemalige US-Nationaltrainer und Premier-League-Torjäger diese Woche The Athletic. “Andererseits entwickelt sich das Business weiter, ob wir das wollen oder nicht. Es ist nicht unsere Entscheidung, sondern die Entscheidung der Eigentümer, wie sie mit den anderen großen Ligen konkurrieren.”