Mitspieler als Sinnbild: Müller und das “Konni-Laimer-Gefühl”

Der FC Bayern ist weiterhin im “Flow”. Für Thomas Müller ist Mitspieler Konrad Laimer ein Sinnbild für die aktuelle Phase bei den Münchnern.

Konrad Laimer war von Mario Götze (li.) und Tuta nicht aufzuhalten und bereitete das 1:0 der Bayern stark vor.

Konrad Laimer war von Mario Götze (li.) und Tuta nicht aufzuhalten und bereitete das 1:0 der Bayern stark vor.

IMAGO/Sven Simon

Zum ersten Mal seit mehr als drei Monaten haben die Bayern wieder wettbewerbsübergreifend vier Spiele in Serie gewonnen. Rechtzeitig vor dem Halbfinal-Hinspiel in der Champions League gegen Real Madrid (Dienstag, 21 Uhr, LIVE! bei kicker) scheint der Rekordmeister wieder konstant in der Spur zu sein. So sah es auch Thomas Müller am Sky-Mikrofon: “Ich habe das Gefühl, wir sind gerade in einem besseren Flow.”

Gegen Eintracht Frankfurt äußerte sich dieser Flow wie folgt. “Wir haben am Anfang des Spiels so ein bisschen aggressiver nach vorne verteidigt. Haben auch frühere Ballgewinne gehabt”, lobte Müller die Präsenz der Münchner. Eine solche Balleroberung hätte er selbst schon in Minute sechs im Tor unterbringen können, Harry Kane machte es kurz darauf (9.).

Griffige Bayern – Laimer geht voran

“Wir sind aktuell so ein bisschen griffiger als vielleicht in unseren guten Phasen vorher”, ordnete Müller die Leistung ein. Doch allein “griffig” reichte dem 34-Jährigen noch nicht, denn es gehört auch ein “nicht Aufstecken” sowie ein Dagegenhalten im Zweikampf dazu – dann fiel es Müller ein: “Dieses Konni-Laimer-Gefühl, wenn er sich irgendwo reinbeißt.”

Nicht von ungefähr nennt Müller ausgerechnet Laimer. Der Österreicher, der in der 28. Minute angeschlagen ausgewechselt werden musste, war an einigen frühen Ballgewinnen beteiligt und beim 1:0 entscheidend. Laimer fing nahe der Mittelline einen schlechten Pass von Willian Pacho ab, stach zwischen Mario Götze und Tuta hindurch und war auch vom dazueilenden Robin Koch nicht mehr einzufangen. Kane musste dann nur noch einschieben. Ein Tor des Willens – demonstriert von Konni Laimer.

Laimer und de Ligt fraglich – Müller nimmt Koch in Schutz

Ob am Dienstag gegen Real der Österreicher dann selbst wieder das “Konni-Laimer-Gefühl” aktiv vorleben kann, ist genau wie bei Mattthijs de Ligt offen.

Ich kenne ja auch den Kochi, er würde das nie mit Absicht machen.

Thomas Müller

Zwar hatten die Bayern auch mit Laimer auf dem Platz den Ausgleich durch Hugo Ekitiké hinnehmen müssen, doch in Hälfte zwei sicherte Kane mit Saisontor Nummer 35 den 22. Saisonsieg, durch den der FCB weiter auf dem zweiten Platz bleiben wird.

Entscheidend beteiligt daran war auch Müller, der nach einer Flanke des Engländers in der Mitte einen Ellenbogenschlag von Robin Koch abgekommen hatte. Seinen Gegenspieler nahm Müller danach in Schutz: “Ich kenne ja auch den Kochi, er würde das nie mit Absicht machen.” Trotzdem sei die Bewegung  “im Fußball aus Frankfurter Sicht leider nicht erlaubt” und deshalb eine “mitentscheidende Szene des Spiels”.

Brandt restlos bedient: “Die hatten gefühlt 45 Torchancen”

Mit 1:4 kam Borussia Dortmund bei RB Leipzig unter die Räder und vermasselte somit die Generalprobe vor dem Halbfinale der Champions League. Ein angefressener Julian Brandt ließ nach dem Spiel seinen Frust darüber ab.

Julian Brandt war nach dem 1:4 in Leipzig bedient.

Julian Brandt war nach dem 1:4 in Leipzig bedient.

IMAGO/Jan Huebner

Ja, dank des guten Abschneidens von BVB und Co. auf europäischem Parkett ist der Bundesliga ein fünfter Champions-League-Startplatz so gut wie sicher. Ja, der Vorsprung der Dortmunder auf die Verfolger aus Frankfurt ist derart groß, dass man sich um die Teilnahme an der Königsklasse keine Sorgen mehr machen muss. Und doch wollte die Borussia am Samstag ein gänzlich anderes Gesicht zeigen, als sie es im vielbesungenen “Spiel um Platz vier” bei RB Leipzig schlussendlich tat.

Ich fühle mich beschissen, mich nervt das extrem, das muss ich ganz ehrlich sagen.

Julian Brandt

“Ich fühle mich beschissen, mich nervt das extrem, das muss ich ganz ehrlich sagen”, sagte ein sichtlich angefressener Julian Brandt im Anschluss an das 1:4 bei den Sachsen bei Sky. Nach eigener Führung fing sich der BVB schnell den Ausgleich und fand im Anschluss nicht mehr in die Spur. Spätestens durch das 1:3 nach der Pause war die Partie entschieden, wie auch Brandt feststellen musste.

“Wir haben sehr viele Fehler gemacht und Leipzig mehr oder weniger eingeladen”, ärgerte sich der Mittelfeldmann. “Die hatten gefühlt 45 Torchancen oder zumindest Schussmöglichkeiten. Wenn es um Platz vier geht oder ein Spiel gegen einen direkten Konkurrenten, dann ist das leider zu viel.” 21 Torschüsse hatte RB am Ende, viele weitere Chancen spielten die Gastgeber nicht konsequent zu Ende.

Ausfälle taugen nicht als Ausrede

Aufgrund ihrer Gelbsperren fehlten Kapitän Emre Can und Linksverteidiger Ian Maatsen, zudem konnte der zuletzt herausragend agierende Marcel Sabitzer nach einem in der vergangenen Woche zugezogenen Infekt nicht mitwirken. Für Brandt allerdings kein Grund, in Leipzig derart unter die Räder zu kommen. “Das sind natürlich alles wichtige Spieler”, erkannte der 27-Jährige an, “aber es ist ja in einer Saison normal, dass man nicht 40, 45 Spiele mit elf Mann spielen kann.”

Fünf Punkte sind es nun bereits, die den BVB drei Spiele vor Saisonende vom vierten Platz trennen. Zwar hat ein Platz im Führungsquartett wie erwähnt in diesem Jahr aller Voraussicht nach keinerlei sportliche Relevanz, in Dortmund stößt man sich dennoch daran. “Das ist nicht unser Anspruch, Fünfter zu werden, das ist doch ganz klar”, erklärte Brandt. “Aber ich bin mir relativ sicher, dass wir nicht aufgeben werden und uns anderweitig versuchen werden, für die Champions League zu qualifizieren.”

Viele Wege, doch es braucht ein anderes Gesicht

Mit einem Sieg im Hinspiel gegen Paris St. Germain (Mittwoch, 21 Uhr, LIVE! bei kicker) beispielsweise könnten die Dortmunder erheblich dazu beitragen, der Bundesliga den fünften Startplatz zu garantieren und selbst für die Königsklasse planen zu können. Und der Weg über den CL-Titel steht dem Revierklub ebenso offen. Dafür muss der BVB aber ein anderes Gesicht zeigen. “Wie so oft in dieser Saison schenken wir dem Gegner viel zu viele Torchancen”, wusste auch Brandt – und ließ seinem Frust noch einmal freien Lauf: “1:4 hier ist krass”.

Laimer, de Ligt und Musiala fraglich für Hinspiel gegen Real

Die Personalsorgen beim FC Bayern werden im Hinblick auf das Champions-League-Duell mit Real Madrid immer größer. Thomas Tuchel hofft auf gute Bilder.

Frühe Auswechslung gegen die Eintracht: Konrad Laimer.

Frühe Auswechslung gegen die Eintracht: Konrad Laimer.

IMAGO/Sven Simon

Etliche Fragezeichen gibt es im Kader der Bayern vor dem Halbfinal-Hinspiel der Champions League am Dienstagabend (21 Uhr, LIVE! bei kicker) gegen Real Madrid. Nationalspieler Jamal Musiala konnte am Samstag im Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt gar nicht erst auflaufen. Der Offensivmann fehlte zum zweiten Mal in Folge wegen Knieproblemen, obwohl er “unbedingt” habe spielen wollen, wie sein Trainer verriet. Thomas Tuchel nannte auch den Grund für das Fehlen Musialas vor Anpfiff bei Sky: “Es ist eine Sehnenreizung, die ihn einfach extrem behindert”, so Tuchel und blickte schon nach vorne: “Jetzt geben wir alles für Dienstag.”

Aktuelle Bayern-Spiele

Früh im Spiel gegen die SGE musste dann Konrad Laimer vom Feld. Der österreichische Mittelfeldakteur, der das 1:0 durch Harry Kane vorgelegt hatte, musste in der 28. Minute seinen Arbeitstag beenden. Eine Verletzung am rechten Fuß wurde zunächst behandelt, danach ging es für weitere Maßnahmen in die Kabine. Aleksandar Pavlovic kam zum Zug.

Auch Matthijs de Ligt erwischte es. Der niederländische Innenverteidiger zog sich früh bei einem Zweikampf eine Blessur zu, wurde behandelt und musste dann zur Pause Min-Jae Kim weichen.

Wie Musiala sind sowohl Laimer als auch de Ligt für das erste Duell mit Real fraglich. Laimer sei umgeknickt und habe sich eine Kapselverletzung im Knöchel zugezogen, de Ligt kämpfe mit Schmerzen am Innenband, berichtete Tuchel nach dem 2:1-Sieg. “Wir müssen abwarten, was die Bilder sagen und hoffen, dass wir es bis Dienstag hinbekommen.”

Bei Gnabry schaut es gut aus

Gegen Real sollen indes die Nationalspieler Serge Gnabry und Leroy Sané dabei sein. Bei Sané wird es nach Schambeinproblemen allerdings ein Wettlauf mit der Zeit. Gnabry wird nach einer Muskelverletzung laut Tuchel rechtzeitig für Real fit.

Tuchel hatte seine Startelf am Samstag im Vergleich zum 5:1 beim 1. FC Union Berlin auf vier Positionen verändert: De Ligt, Raphaël Guerreiro, Laimer und Noussair Mazraoui begannen für Kim, Alphonso Davies, Mathys Tel und Pavlovic.

Bereit für Real: Doppelpacker Kane sorgt für gelungene Generalprobe

Der FC Bayern München ist bereit für den Champions-League-Kracher gegen Real. Der Rekordmeister begann gegen Frankfurt dominant und nutzte einen frühen Fehler der Gäste aus. Die SGE schlug aus dem Nichts zurück und war dank Trapp lange im Spiel. Für die Entscheidung sorgte wieder einmal Kane.

Harry Kane bejubelte seine Saisontore 34 und 35.

Harry Kane bejubelte seine Saisontore 34 und 35.

IMAGO/MIS

Im Hinrunden-Duell war der FC Bayern nach vielen individuellen Fehlern mit 1:5 in Frankfurt untergangen. Beim erneuten Aufeinandertreffen in der Allianz-Arena präsentierte sich der Rekordmeister von Beginn an hellwach, erzwang einige Ballgewinne und ging nach einem solchen auch schnell in Führung: Laimer nutzte einen schlechten Pacho-Pass aus, enteilte der SGE-Defensive und legte für Kane ab, der nur noch einschieben musste (9.).

Ekitiké gleicht aus dem Nichts aus

Die Bayern, bei denen im Vergleich zum 5:1-Kantersieg bei Union Berlin Mazraoui, de Ligt, Laimer und Guerreiro anstelle von Davies, Kim, Pavlovic und Tel starteten (die zuletzt angeschlagenen Sané und Musiala wurden geschont), traten auch danach dominant auf. Dier verpasste einen Führungsausbau (22.). Trotzdem hatten die Münchner gegen ungefährliche Gäste alles im Griff.

Das änderte sich schlagartig in Minute 23: Ekitiké schoss aus rund 20 Metern per Aufsetzer ins lange Eck ein. Zuvor war die Eintracht, bei der nach dem 3:1 gegen Augsburg Tuta (zurück nach Rotsperre) und Knauff für Max und Chaibi begannen, bis auf einen ungefährlichen Marmoush-Abschluss genau auf Neuer (17.) offensiv nicht vorstellig geworden.

München weiter spielbestimmend, SGE aber mutiger

Die Bayern zeigten sich unbeeindruckt, traten weiterhin dominant auf und hätten beinahe durch Müller geantwortet, doch Trapp verhinderte es (26.). Der SGE-Kapitän tauchte zudem bei einem  Schuss von Choupo-Moting schnell ab (30.) und wehrte mit einem Reflex einen Guerreiro-Abschluss aus kurzer Distanz an den Pfosten ab (45.).

Kurz zuvor hatte Knauff nach einem Frankfurter Konter zu überhastet abgeschlossen (43.). Die SGE trat nun zwar mutiger auf, richtig gefährlich wurde sie aber nicht.

Bundesliga, 31. Spieltag

Erzwungene Wechsel beim FCB – VAR

Zur zweiten Hälfte musste Thomas Tuchel Kim für de Ligt, der schon in Hälfte eins behandelt werden musste, bringen. Weil in Minute 28 bereits Pavlovic für den angeschlagenen Laimer ins Spiel gekommen war, bereits der zweite erzwungene Wechsel bei den Münchner.

Nach dem Seitenwechsel fehlte es lange auf beiden Seiten an klaren Aktionen, die Eintracht verstand es, den Bayern nur wenig anzubieten. Den Münchnern fehlte in dieser Phase die Genauigkeit beim letzten Pass. Weil aber Koch mit dem Ellenbogen gegen Müller auskeilte, gab es nach VAR-Einsatz Elfmeter für die Bayern: Kane verwandelte sicher (61.).

Bayern lassen Entscheidung liegen – SGE zu harmlos

Kurz darauf verhinderte Tuta mit einer Klärung kurz vor der Linie nach Müllers Schuss die endgültige Entscheidung (65.). Der Rekordmeister blieb zwar weiterhin sehr präsent im letzten Drittel, richtigen Druck aufs dritte Tor zu gehen, hatten die Münchner aber nicht, denn die Eintracht war schlicht zu harmlos. Bis auf einen Schuss von Ekitiké (52.), der zudem noch weit drüber ging, gelang den Gästen wenig – zu zaghaft waren die offensiven Versuche.

Die Schlussphase brachten die Münchner routiniert zu Ende. Auf Frankfurter Seite stellte Dino Toppmöller zwar noch auf Dreierkette um, seinem Team fehlte es in der Offensive aber an der richtigen Idee, Neuer im Bayern-Tor wurde im zweiten Durchgang kaum geprüft. Die letzten Chancen gehörten gar noch den Münchnern, doch erst scheiterte Kane an Trapp, dann schoss Müller drüber (90.+2).

Damit sind die Bayern bereit für das Hinspiel in der Königsklasse gegen Real Madrid (Dienstag, 21 Uhr, LIVE! bei kicker). Die Eintracht behält weiterhin Platz sechs, weil auch die Verfolger Freiburg und Augsburg verloren.

Am kommenden Samstag (15.30 Uhr) geht es für die Münchner dann nach Stuttgart. Eintracht Frankfurt empfängt am Sonntag den Deutschen Meister aus Leverkusen (17.30 Uhr).

Bayerns Sorgen werden größer: Laimer und de Ligt müssen runter

Die Personalsorgen beim FC Bayern werden im Hinblick auf das Champions-League-Duell mit Real Madrid immer größer.

Frühe Auswechslung gegen die Eintracht: Konrad Laimer.

Frühe Auswechslung gegen die Eintracht: Konrad Laimer.

IMAGO/Sven Simon

Etliche Fragezeichen gibt es im Kader der Bayern vor dem Halbfinal-Hinspiel der Champions League am Dienstagabend (21 Uhr, LIVE! bei kicker) gegen Real Madrid. Nationalspieler Jamal Musiala konnte am Samstag im Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt gar nicht erst auflaufen. Der Offensivmann fehlte zum zweiten Mal in Folge wegen Knieproblemen, obwohl er “unbedingt” habe spielen wollen, wie sein Trainer verriet. Thomas Tuchel nannte auch den Grund für das Fehlen Musialas vor Anpfiff bei Sky: “Es ist eine Sehnenreizung, die ihn einfach extrem behindert”, so Tuchel und blickte schon nach vorne: “Jetzt geben wir alles für Dienstag.”

Aktuelle Bayern-Spiele

Früh im Spiel gegen die SGE musste dann Konrad Laimer vom Feld. Der österreichische Mittelfeldakteur, der das 1:0 durch Harry Kane vorgelegt hatte, musste in der 28. Minute seinen Arbeitstag beenden. Eine Verletzung am rechten Fuß wurde zunächst behandelt, danach ging es für weitere Maßnahmen in die Kabine. Aleksandar Pavlovic kam zum Zug.

Auch Matthijs de Ligt erwischte es. Der niederländische Innenverteidiger zog sich früh bei einem Zweikampf eine Blessur zu, wurde behandelt und musste dann zur Pause Min-Jae Kim weichen.

Bei Gnabry schaut es gut aus

Gegen Real sollen indes die Nationalspieler Serge Gnabry und Leroy Sané dabei sein. Bei Sané wird es nach Schambeinproblemen allerdings ein Wettlauf mit der Zeit. Gnabry wird nach einer Muskelverletzung laut Tuchel rechtzeitig für Real fit.

Tuchel hatte seine Startelf am Samstag im Vergleich zum 5:1 beim 1. FC Union Berlin auf vier Positionen verändert: De Ligt, Raphaël Guerreiro, Laimer und Noussair Mazraoui begannen für Kim, Alphonso Davies, Mathys Tel und Pavlovic.

Kehl denkt nicht an BVB-Abschied: “Es geht weiter”

Dass nicht er, sondern Lars Ricken zum neuen Sport-Geschäftsführer des BVB befördert wurde, traf Sebastian Kehl. Nun hat sich der Sportdirektor erstmals öffentlich geäußert – als echter Teamplayer.

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War “im ersten Moment enttäuscht”, berappelte sich dann aber schnell: Sebastian Kehl, der BVB-Sportdirektor bleibt und nicht zum Sport-Geschäftsführer aufsteigt.

IMAGO/RHR-Foto

Als Teamplayer hatte sich Sebastian Kehl bis zum Sportdirektor von Borussia Dortmund hochgearbeitet. Und als solcher präsentierte er sich auch, als er am Samstag erstmals öffentlich zum ersten großen Rückschlag seiner Funktionärslaufbahn Stellung bezog: Die Stelle als neuer Sport-Geschäftsführer des BVB hatte mit Lars Ricken überraschend der Leiter der Nachwuchsabteilung erhalten – und nicht Kehl, der sich gute Chancen auf eine Beförderung ausgerechnet hatte.

“Im ersten Moment ist man natürlich auch ein Stück weit enttäuscht, ich glaube, das ist menschlich”, gab Kehl vor dem Dortmunder Gastspiel bei RB Leipzig am Sky-Mikrofon zu. “Dann berappelt man sich kurz.” Er freue sich für Ricken. “Lars ist ein richtiger Borusse, wir kennen uns sehr viele Jahre lang, haben in den letzten Jahren in unterschiedlichen Positionen sehr vertrauensvoll zusammengearbeitet. In der Konstellation geht es weiter.”

“Ich identifiziere mich total mit dieser Aufgabe und mit diesem Klub”

Schnell war infrage gestellt worden, ob Kehl nach dem ausgebliebenen Aufstieg über den Sommer hinaus in Dortmund bleiben würde. Auf die Frage, ob er daran gedacht habe, hinzuschmeißen, antwortete er jedoch: “Das spielt für mich jetzt aktuell überhaupt keine Rolle. Ich habe viel zu viel Spaß an der Aufgabe, wir haben aktuell viel zu schöne Ziele. Wichtig ist für mich vor allem der Verantwortungsbereich, in dem ich hier als Sportdirektor weiterarbeiten soll. Und das ist eine ganz spannende Rolle. Michael Zorc hat das hier über 20 Jahre sehr erfolgreich gemacht.”

Der Teamgedanke stehe “über allem, und dem ordne ich mich unter”, betonte Kehl. “Ich identifiziere mich total mit dieser Aufgabe und mit diesem Klub. Daher geht’s weiter.” Mit Ricken habe er sich schon intensiv ausgetauscht, um “die Themen voranzubringen” und ihn “auf Stand zu bringen”. “Das ist ein sehr vertrauensvolles Verhältnis, das wird hoffentlich sehr viel Spaß machen.”

Breite BVB-Spitze: “Da gehört natürlich eine gewisse Disziplin dazu”

In der neuen BVB-Spitze, zu der noch Sven Mislintat als Technischer Direktor stößt und weiterhin auch Hans-Joachim Watzke gehört, der sich erst 2025 endgültig aus dem operativen Geschäft zurückziehen wird, seien “die Verantwortlichkeiten klar geregelt”, so Kehl, “es gibt klare Zuständigkeiten.” Und “wir haben sehr viel Kompetenz in unserem Bereich”, zumal auch Berater Matthias Sammer weiter mitmischt.

“Das muss in die gleiche Richtung gehen, da gehört natürlich eine gewisse Disziplin dazu”, weiß Kehl, der ein Ziel formuliert, dass ebenfalls ganz und gar nicht nach Abschied klingt: “Wir wollen versuchen, in den nächsten Jahren besser zu werden.”

Tuchels heftiger Konter für Hoeneß: “Absolut haltlos”

“Meilenweit an der Realität vorbei”: Kurz vor dem Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt hat Bayern-Trainer Thomas Tuchel mit scharfen Worten auf Aussagen von Uli Hoeneß reagiert.

Wollte Uli Hoeneß' Worte vom Vortag nicht auf sich sitzen lassen: Thomas Tuchel am Samstag in der Allianz-Arena.

Wollte Uli Hoeneß’ Worte vom Vortag nicht auf sich sitzen lassen: Thomas Tuchel am Samstag in der Allianz-Arena.

IMAGO/Michael Weber

“Wenn ich das jetzt auch noch runterschlucken muss, schlucke ich das auch noch runter”, sagte Thomas Tuchel irgendwann während seines Interviews. Doch an der Stelle war längst klar: Am Runterschlucken hatte er eigentlich gar kein Interesse. Mit einem emotionalen Plädoyer in eigener Sache reagierte der Trainer des FC Bayern am Samstagnachmittag vielmehr auf Aussagen, die Uli Hoeneß am Tag zuvor getroffen hatte.

“Er meint nicht, dass er einen Davies, Pavlovic oder Musiala verbessern kann. Wenn es nicht klappt, sollte man einen anderen kaufen”, hatte der Aufsichtsrat und Ehrenpräsident des FCB bei einem Podiumsgespräch der Frankfurter Allgemeinen Zeitung über Tuchel gesagt. “Ich meine, man sollte hart an ihnen arbeiten und ihnen Selbstvertrauen geben.” Er, Hoeneß, erwarte, dass ein Trainer “junge Spieler verbessert und sie auch mal in den Arm nimmt”.

“Dadurch, dass es von unserem Boss ist, kriegt es eine andere Note”

Worte, die Tuchel nicht auf sich sitzen lassen wollte. “Das ist so meilenweit an der Realität vorbei, dass es schon gar kein … ich weiß gar nicht, wie ich darauf antworten soll”, rang er kurz vor dem Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt bei Sky zunächst nach Worten. “Ich bin in meiner Trainerehre verletzt. Wenn wir etwas in den letzten 15 Jahren im Trainerteam nachgewiesen haben: dass wir jungen Spielern, vor allem aus der Akademie, immer einen Platz im Training und auf dem Platz geben. Die drei Beispiele in diesen falschen Inhalt noch reinzuziehen, kann ich nicht nachvollziehen. Dafür habe ich sehr wenig Verständnis, das finde ich absolut haltlos.”

Die Frage, ob er ein klärendes Gespräch mit Hoeneß suchen werde, wehrte Tuchel ab. “Ich hätte gar nicht darauf reagiert, wenn es nicht von Uli gekommen wäre. Dadurch, dass es von unserem Boss ist, dass es vier Tage vor unserem Spiel in Madrid ist, kriegt es eine andere Note. Es kratzt mein tiefstes Verständnis als Trainer an.”

Auf allen seinen Stationen, ob in Mainz, Dortmund, Paris, bei Chelsea oder nun in München, habe er stets erfolgreich Talente entwickelt. Und erst “vor einer Woche haben wir Lovro Zvonarek eingewechselt, um ihn zu belohnen für seine Art und für seinen Aufwand, den er im Training betreibt”, schloss Tuchel, nachdem er zahlreiche Beispiele von den “Bruchweg Boys” um André Schürrle bis Christopher Nkunku bei PSG aufgezählt hatte. Sein finales Wort zu Hoeneß’ Aussagen lautete deshalb schlichtweg: “Strange.”

Auf Davies, Pavlovic und Musiala verzichtete Tuchel gegen Frankfurt übrigens. Erstere beiden saßen auf der Bank, Musiala fehlte angeschlagen. Laut Opta stand die zweitälteste Startelf der Bayern-Historie auf dem Platz – mit einem Altersschnitt von 30 Jahren und 189 Tagen.

Historisch weit auseinander: Wo Gladbach ein Vorbild für Frankfurt ist

In der Bundesliga-Tabelle liegt Eintracht Frankfurt sechs Plätze und 14 Punkte vor Borussia Mönchengladbach. Doch in einer Hinsicht liegen die Fohlen klar vor den Hessen. Beide stoßen sogar in historische Dimensionen vor.

Frankfurt um Omar Marmoush (li.) trifft nur aus dem Spiel heraus, Gladbach um Robin Hack (re.) gerne nach Ecken.

Frankfurt um Omar Marmoush (li.) trifft nur aus dem Spiel heraus, Gladbach um Robin Hack (re.) gerne nach Ecken.

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Auf den ersten Blick wirkt die Statistik recht freundlich: Die letzten 29 Treffer von Eintracht Frankfurt fielen allesamt aus dem Spiel heraus. Seit Erfassung der Standardsituationen zur Saison 2004/2005 gab es in der Bundesliga noch nie eine derart lange Serie.

Das sollte einerseits für eine gewisse Spielstärke sprechen und für die Tatsache, dass das Team von Trainer Dino Toppmöller nicht von Standardsituationen abhängig ist. Es heißt aber auch: Die letzten 29 Tore fielen eben nicht nach einem ruhenden Ball. Und das gab es in den letzten knapp 20 Jahren logischerweise auch noch nie.

Besonders eklatant ist die Standard-Schwäche der SGE bei Eckbällen. Das letzte eigene Tor erzielte Frankfurt vor rund eineinhalb Jahren: Am 6. November 2022 traf Ansgar Knauff nach einer verlängerten Ecke von Mario Götze zum 2:1-Siegtreffer in Augsburg. Bis heute folgten 254 Ecken ohne Ergebnis. Auch die sechs Ecken am vergangenen Wochenende brachten keinen Erfolg – obwohl es mal wieder zu Hause gegen Augsburg ging, das noch dazu vor der Partie eines der Teams mit den meisten Eckball-Gegentoren der Liga war.

Bereits zuvor hatte Frankfurt den Rekord seit Beginn der Datenerfassung gebrochen. Den hielt zuvor Arminia Bielefeld mit zwischenzeitlich 245 Ecken ohne Tor. “Natürlich haben wir dieses Thema auf dem Schirm und arbeiten im Training daran”, sagt Innenverteidiger Robin Koch, mit 1,91 Meter Körpergröße ein potenzieller Abnehmer bei Standards, dem kicker. “Wir brauchen einfach mal das Quäntchen Glück, dass ein Ball reingeht. Ich glaube, dass dann der Bann gebrochen ist.”

Vielleicht würde aber auch ein Crash-Kurs oder Trainings-Spionage bei Borussia Mönchengladbach helfen. Denn obwohl die Fohlen in der Tabelle sechs Plätze und 14 Punkte hinter Frankfurt liegen, sind sie in dieser Beziehung das strahlende Vorbild für die Eintracht: Das zwischenzeitliche 3:3 durch Robin Hack beim turbulenten 3:4 in Hoffenheim am vergangenen Samstag war bereits das 14. Saisontor der Borussia im Anschluss an eine Ecke – vereinsübergreifend neuer Bundesligarekord seit Beginn der detaillierten Standard-Erfassung 2004/05.

Mönchengladbach überholte durch Hacks Tor bereits frühzeitig zwei Teams, die sich den Bestwert bislang mit jeweils 13 Toren geteilt hatten: Einerseits Werder Bremen 2004/2005 und andererseits – ja, tatsächlich – Eintracht Frankfurt. In der Saison 2019/2020 erzielten die Hessen unter Adi Hütter ebenfalls 13 Tore nach Ecken. Aus dem heutigen Kader damals bereits dabei: Kevin Trapp, Makoto Hasebe, Timothy Chandler und Sebastian Rode – alle nicht gerade Experten fürs Toreschießen.

Vielleicht ja aber auch gar nicht so schlimm. Denn Hütters Eintracht wurde am Saisonende trotz all der Ecken-Tore “nur” Neunter, in dieser Saison dürfte Frankfurt wohl besser abschneiden. Und in Mönchengladbach dürfte der neue Rekord wohl auch nur in die Kategorie “schwacher Trost” fallen.

“99 Prozent verstehen Fußball nicht”: Fan-Ärger bei Kramaric

Die TSG Hoffenheim hat es verpasst, im Kampf um Platz sieben vorzulegen. In Bochum wachten die Kraichgauer zu spät auf. Nach der Partie kam es zu einer unangenehmen Aussprache mit den Fans.

Andrej Kramaric im Dialog mit einem Fan auf dem Zaun.

Andrej Kramaric im Dialog mit einem Fan auf dem Zaun.

IMAGO/DeFodi

Mit Freiburg und Augsburg befindet sich Hoffenheim in der Schlussphase der Saison im Dreikampf um Platz sieben, der wohl für die Teilnahme an der Conference League reichen wird. In Bochum hatte die TSG die Chance, gegenüber der Konkurrenz vorzulegen. Doch die Kraichgauer waren 70 Minuten lang chancenlos, erst in den letzten Minuten wachte Hoffenheim auf.

Andrej Kramaric hatte die eigentlich schon entschiedene Partie mit seinem Doppelpack wieder spannend gemacht, die Aufholjagd kam letztlich aber zu spät. “Schade, dass wir erst in den letzten 20 Minuten Fußball gespielt haben”, ärgerte sich der Kroate, der selbst mit schwachem Abwehrverhalten am zwischenzeitlichen Bochumer 2:0 direkt beteiligt war. “Wir wussten genau, was auf uns zukommt. Wir wussten, wie Bochum zuhause spielt. Am Ende haben sie verdient gewonnen, das muss man klar so sagen”, so Kramaric bei DAZN weiter.

Baumann: “Ich erwarte, dass sie umswitchen”

Hoffenheim sei zwar laut Kramaric “nicht die erste Mannschaft, die hier Probleme hatte”, Bochums erdrückende Dominanz war dennoch ernüchternd für die TSG und ihre Ambitionen. Diese sind mittlerweile auch wieder auf den Anhang übergeschwappt – und dieser zeigte sich nach Schlusspfiff arg frustriert. “Die Fans waren enttäuscht, was auch in Ordnung ist. Ich erwarte aber schon, dass sie irgendwo umswitchen, weil wir letztes Jahr fast abgestiegen sind und dieses Jahr eine deutlich bessere Runde spielen. Es war ein bisschen emotional. Von ihrer Seite und von unserer Seite”, erklärte Oliver Baumann die Szenen nach Schlusspfiff, als unter anderem Kramaric wütend in Richtung Gästeblock gestikulierte. “99 Prozent (der Fans, Anm. d. Red) verstehen Fußball nicht, da braucht man gar nicht zu reden. Natürlich war ich in diesem Moment ein bisschen sauer”, sagte der Doppeltorschütze.

Letztlich folgte die gesamte Mannschaft in die Kurve, weitere Eskalationen gab es nicht. Die Enttäuschung über die Niederlage war derweil auch Trainer Pellegrino Matarazzo anzumerken. Seine Mannschaft habe es nicht geschafft, sich aus dem Bochumer Druck zu befreien. “Sie haben uns extrem gestresst.” Das hatte laut Hoffenheims Coach auch damit zu tun, dass “wir uns vorne nicht behauptet haben und zu selten die Tiefe gesucht haben”. Vor allem das Tempo von Maximilian Beier habe Matarazzos Elf überhaupt nicht ins Spiel gebracht.

So bleibt Hoffenheim an diesem Spieltag nur die Zuschauerrolle und die Hoffnung, dass die Konkurrenz ebenfalls stolpert. Freiburg spielt am Samstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) zuhause gegen Wolfsburg, Augsburg empfängt zeitgleich Werder Bremen.