Wahnsinn in Kiel: THW schafft erfolgreiche Aufholjagd gegen Montpellier

Nach dem deutlichen 30:39 im Hinspiel in Montpellier beschwor der THW Kiel eine “magische Nacht” für das Wunder – und diese sollte es im Viertelfinal-Rückspiel der Handball Champions League geben: Mit einem 31:21 sicherte sich Kiel das Ticket zum Final-Four-Turnier nach Köln.

Harald Reinkind

Harald Reinkind

Sascha Klahn

Mit einer 30:39-Hypothek war der THW Kiel aus Montpellier zurückgekehrt, im Rückspiel des Viertelfinals war in heimischer Halle somit ein Zehn-Tore-Sieg für den Einzug in das Final Four der Handball Champions League in Köln nötig. Kiels Trainer Filip Jicha hatte im Vergleich zum Hinspiel zwar Elias Ellefsen a Skipagotu wieder zur Verfügung, dafür fehlte aber Routinier Steffen Weinhold.

Und die Aufgabe wurde in der Anfangsphase nicht einfacher: Domagoj Duvnjak setzte auf Kosten einer Zeitstrafe in der ersten Minute ein Zeichen, die Gäste nutzten die Überzahl durch Valentin Porte und Veron Nacinovic aber zu zwei Treffern – mit dem 0:2 war der Rückstand des THW Kiel auf elf Tore angewachsen. Eric Johansson und Harald Reinkind glichen zwar umgehend aus, doch nach einem vergebenen Siebenmeter von Niklas Ekberg legte Montpellier zunächst weiter vor. Für die Ausgleichstreffer sorgten unterdessen weiter Reinkind und Johansson.

Doch die ersten zehn Minuten waren bereits verstrichen und der Rückstand lag weiterhin bei neun Treffer. Zudem gab es den nächsten Rückschlag für die Gastgeber: Petter Överby erwischte den kreuzenden Valentin Porte am Kopf – die Schiedsrichter zückten nach Ansicht der Videobilder direkt die Rote Karte. Die Partie wurde auf beiden Seiten intensiv geführt, auf der Gegenseite kassierte kurz darauf Porte eine Zeitstrafe und die Überzahl nutzte Johansson erst für den Ausgleich und dann für die erste Kieler Führung.

Halbe Miete zur Pause

Die Halle kochte und der THW Kiel schien das Heft in die Hand zu bekommen: In Überzahl legte Eric Johansson nach, bevor nach einer Glanztat von Tomas Mrkva dann Patrick Wiencek das 8:5 nachlegte. Es war nach über einer Viertelstunde das erste Kieler Tor, das nicht von Reinkind oder Johansson erzielt worden war.

Auf der Gegenseite beendete Valentin Porte allerdings die gut fünfminütige Durststrecke der Gäste, die in der Folge immer wieder auf zwei Tore verkürzten. Die Kieler Antwort kam aber umgehend, beim 13:10 durch einen Heber von Johansson von der Siebenmeterlinie. Auf der Gegenseite entschärfte Tomas Mrkva den zweiten Siebenmeter der Gäste und Mykola Bilyk erhöhte den Abstand erstmals auf vier Tore.

Montpellier griff zur Auszeit, doch Kiel gab weiter den Ton an. Beim 16:11 durch Hendrik Pekeler, der die französische Deckung hinterlaufen und mit einem Dreher erfolgreich abgeschlossen hatte, war die Hälfte des Ziels erreicht. Und nach dem 17:12 durch Mykola Bilyk war Kiel auch zur Pause auf Kurs in Richtung des benötigten Zehn-Tore-Siegs.

Zeit läuft für Montpellier

Auch der zweite Abschnitt startete mit einer frühen Zeitstrafe gegen die Kieler, die sich davon aber wenig beeindruckt zeigten. Lucas Pellas erzielte zwar in Überzahl den ersten Treffer des zweiten Abschnitts, die Kieler Antworten kamen aber umgehend und beim 20:14 von Hendrik Pekeler fehlten den Kielern nur noch drei Treffer zum Ausgleich der Hinspielniederlage.

Nach dem 21:15 von Patrick Wiencek riss allerdings etwas der Faden, die Fehler in der Kieler Offensive stiegen. Die Deckung hielt den Schaden in Grenzen, doch nach fünf torlosen Minuten nahm Filip Jicha beim Stand von 21:17 in der vierzigsten Minute die Auszeit. Doch der THW Kiel kam in der Folge zunächst nicht mehr als die fünf Tore aus dem ersten Abschnitt davon – und die Zeit lief für Montpellier. Einen vergebenen Siebenmeter der Gäste und eine Überzahl konnte Kiel nicht nutzen, eine Viertelstunde vor dem Ende stand ein 24:20 auf der Anzeigetafel. Der Druck auf den THW nahm zu, fünfzehn Minuten blieben noch für die fünf fehlenden Treffer zum Gleichstand in der Addition.

Kiel dreht auf

Eric Johansson und Harald Reinkind übernahmen wieder die Verantwortung, sorgten mit dem Doppelschlag zum 26:20 für Hoffnung bei den Kieler Fans. Und als nach einer Mrkva-Parade in Überzahl dann Pekeler aus der eigenen Hälfte in das verwaiste Tor der Gäste traf, stand die Halle. Montpellier tat sich schwer, war erneut fünf Minuten ohne Tor und so griff der erfahrene Patrice Canayer zur Auszeit.

Kiel erarbeitete sich in der Deckung allerdings die Chance auf acht Tore davonzuziehen, doch der zurückgekehrte Remi Desbonnet parierte. Doch die Deckung blieb der Trumpf des THW Kiel: Immer wieder wurden die Zweikämpfe gewonnen und Montpellier schien langsam der verspielte Vorsprung zu beschäftigen. Den Gästen fehlte die Durchschlagskraft und bei zwei Pfostentreffern auch das Wurfglück.

Kiel drehte unterdessen mit der Halle im Rücken weiter auf: Mykola Bilyk traf, Niclas Ekberg behielt im Gegenstoß die Nerven – doch der Ausgleich zum 30:21 wollte zunächst nicht fallen. Auf der Gegenseite traf aber auch Montpellier nicht, auch der siebte Feldspieler half nicht. Stattdessen gab es nach einem Kopftreffer eine Überzahl für die Kieler, die Mykola Bilyk nutzte – vier Minuten vor dem Ende war der Rückstand aus dem Hinspiel ausgeglichen.

Der Kieler Rückraum hatte fast durchgespielt, doch die Aufholjagd schien Kräfte freizusetzen – das 31:21 von Eric Johansson brachte den THW in der Addition in Vorlage und setzte nun Montpellier unter Druck, das in über zehn Minuten nur einen Treffer erzielt hatte. Die Gäste wirkten verunsichert, vergaben gegen Mrkva eine gute Chance und liefen sich dann immer wieder fest. Nun lief die Zeit für den THW Kiel, der nach einem weiteren Glanztat von Mrkva dann allerdings noch einmal den Ball verlor. Doch die Deckung und Mrkva retteten das 31:21 und das Wunder über die Zeit.

THW vorbereitet: Besondere Fan-Aktion soll das “Wunder von Kiel” ermöglichen

Der THW Kiel geht mit einer riesigen Hypothek ins Viertelfinal-Rückspiel der Champions League. Und doch glaubt der deutsche Rekordmeister an seine Chance – speziell wegen der Fans.

Vorfreude auf das Viertelfinal-Rückspiel gegen Montpellier: Fans des THW Kiel.

Vorfreude auf das Viertelfinal-Rückspiel gegen Montpellier: Fans des THW Kiel.

imago images

Viel schlechter hätte das Hinspiel in Frankreich nicht laufen können. In Montpellier ging der THW vergangene Woche mit 30:39 unter – und minimierte selbst seine Chancen auf eine erneute Teilnahme am Final Four der Champions League in Köln.

Die nächste Titelchance einfach so abschenken? Nicht in Kiel. “In unserer Halle und mit unseren Fans in der ‘weißen Wand’ können wir Montpellier auch mit zehn Toren Unterschied schlagen”, stellt Linkshänder Harald Reinkind klar: “Daran glauben wir, und daran sollten auch unsere Fans glauben.”

Der Respekt beim Gegner ist trotz des großen Vorsprungs immens.”Wenn du mich fragst, welche Mannschaft mit neun oder zehn Treffern Unterschied zu Hause gewinnen kann, würde ich sofort der THW Kiel sagen”, wird Montpelliers Star-Spielmacher Stas Skube zitiert: “Der THW ist eine der besten Mannschaften der Welt, und die Kieler Fans werden eine Menge Druck machen.”

Für Skube ist es das erste Spiel in Kiel, was den Eindruck noch verstärken könnte. Patrick Wiencek kündigte in Richtung des slowenischen Mittelmanns bereits an: “Ich weiß, dass wir mit unserer ‘weißen Wand’ einen Gegner extrem verunsichern können.”

Hunderte weiße THW-Fahnen geordert

Um den Eindruck noch imposanter werden zu lassen, bittet der THW darum, dass die Fans in “weißer Oberbekleidungs-Farbe” kommen. Damit nicht genug: “Extra für das ‘Spiel des Jahres’ an der Kieler Förde haben die Jung-Zebras und der THW Kiel gemeinsam eine Aktion ins Leben gerufen, die ein einmaliges, beeindruckendes Bild beim Viertelfinal-Rückspiel am kommenden Donnerstag kreieren soll: das Fahnenmeer für Kiel. Für eine Spende von mindestens zwei Euro, der Erlös der Aktion kommt dem Zebra-Nachwuchs zugute, kann jeder THW-Fan, der die Kieler am Donnerstag live in der Halle unterstützt, eine von vielen hundert extra georderten weißen THW-Schwenkfahnen erstehen”, schreibt der Rekordmeister auf seiner Website.

Der THW wird jegliche Unterstützung brauchen. Das weiß auch Kapitän Patrick Wiencek: “Neun Tore Rückstand sind ein Brett. Wir brauchen wirklich ein Handball-Wunder, um das noch zu schaffen. Aber ich bin überzeugt davon, dass wir es mit unseren Fans schaffen können.”

Nach Magdeburg, das Kielce dramatisch im Siebenmeterwerfen ausschaltete, gäbe es in diesem Fall zwei deutsche Teilnehmer in Köln.

THW Kiel nimmt aus Montpellier hohe Hypothek mit

Mit einer starken Leistung trumpfte Montpellier in heimischer Halle im Viertelfinale der Handball Champions League gegen den THW Kiel auf. Der Bundesligist hat für das Ticket zum Final4 nach Köln im Rückspiel eine schwere Hypothek zu tilgen, ein 30:39 muss gedreht werden.

Montpellier hatte den THW Kiel mit der Entscheidung, für das Viertelfinale der Handball Champions League im angestammten, aber kleineren FDI Stadium zu bleiben, überrascht. In der mit 3.000 Zuschauern ausverkauften Arena konnten die französischen Hausherren ihren Heimvorteil nutzen.

Nach dem ersten Treffer durch Yanis Lenne übernahmen die Gäste kurzzeitig das Kommando: Niclas Ekberg und Mykola Bilyk sorgten für den Führungswechsel und den Ausgleich beantwortete Eric Johansson mit einem Doppelschlag zum 2:4. Nach sechs Minuten schien der THW im Spiel zu sein.

Die Gastgeber zeigten sich, auch wenn sie gegen den in Montpellier geborenen Samir Bellahcene den ersten Siebenmeter vergaben, aber nicht nachhaltig beeindruckt: Der glänzend aufgelegte Yanis Lenne und Valentin Porte glichen aus. Remi Desbonnet verbuchte im Tor die ersten Paraden und entschärfte auch einen Strafwurf von Niclas Ekberg, Lucas Pellas konnte die Franzosen in Führung werfen, Veron Nacinovic ließ noch das 6:4 folgen.

Hendrik Pekeler beendete zwar den Vier-Tore-Lauf der Hausherren und die fünfminütige Durststrecke der Kieler, doch Montpellier behielt das Heft in der Hand: Die Mannschaft von Patrice Canayer legte immer wieder zwei Treffer vor – und Torhüter Remis Desbonnet, der während einer Unterzahl ins verwaiste Kieler traf, erhöhte beim 10:7 erstmals auf drei. Lucas Pellas beantwortete den nächster Kieler Treffer direkt durch die Schnelle Mitte, die Halle feierte. Montpellier lief auf Hochtouren.

Kiel vergibt doppelte Überzahl

Für den THW Kiel öffnete sich die Tür, als Montpellier erst eine Strafzeit kassierte und kurz darauf, als Eric Johansson zu Boden ging, nutzten die slowenischen Unparteiischen den Videobeweis: Bojan Lah und David Sok entschieden nach Ansicht der Bilder auf eine direkte rote Karte gegen Marko Panic. Der Bosnier hatte Johansson nach dessen Abspiel mit dem Arm im Gesicht erwischt. Kiel hatte somit gut neunzig Sekunden doppelte Überzahl.

Kapital konnten die Kieler aus der Situation nicht schlagen, im Gegenteil: Yanis Lenne traf trotz Nullwinkels auch seinen fünften Wurf und kurz vor dem Ablauf der zweiten Strafzeit erhöhte Stas Skube beim 13:8 den Abstand auf fünf Treffer. Filip Jicha, der bereits Tomas Mrkva für Samir Bellahcene zwischen die Pfosten beorderte, reagierte mit einer Auszeit, orderte eine 3:2:1-Abwehr und mehr Struktur in der zweiten Welle.

Ein zweiter von Niclas Ekberg vergebener Siebenmeter, nahm zunächst den Rückenwind nach der Auszeit, doch nach ersten Wechseln hatte auch Montpellier den Faden etwas verloren: Eric Johansson übernahm die Strafwürfe und verwandelte den ersten, Rune Dahmke und Harald Reinkind verkürzten – flankiert von Mrkva-Paraden beim 14:12 (21.) auf zwei Tore

In Überzahl konnten Pellas und Konan den Abstand dann wieder auf vier Tore stellen und in diesem Bereich blieb der Abstand bis zur Pause, denn Montpellier funktionierte ausgezeichnet, vor allem die Beinarbeit: Nach einem Treffer von Rune Dahmke reichten Montpellier zwölf Sekunden für den Treffer zum 20:16-Pausenstand durch Stas Skube.

Montpellier läuft dem THW davon

In den ersten Minuten des zweiten Abschnitts konnte Kiel nicht verkürzen, dann rückte Montpelliers Torhüter Remis Desbonnet in den Fokus: Er hatte einen Durchbruch von Steffen Weinhold abgewehrt und war danach zu Boden gegangen, die Schiedsrichter entschieden auf Kopftreffer und wollten den Kieler Angreifer mit zwei Minuten bestrafen – Desbonnet korrigierte dies aber und stellte klar, dass er den Ball erst an den Arm und dann von dort ins Gesicht bekommen habe.

Die Szene und eine weitere Parade von Desbonnet putschten die Halle auf: Valentin Porte und Veron Nacinovic erhöhten den Abstand beim 24:18 erstmals auf sechs Tore und als Stas Skube und Yanis Lenne den nächsten Øverby-Treffer doppelt beantworteten, stand beim 26:19 erstmals eine Sieben-Tore-Differenz auf der Anzeigetafel. Filip Jicha sah sich, nicht einmal acht Minuten nach Wiederbeginn, zur Auszeit gezwungen.

Im Kampf um eine gute Ausgangslage für das Rückspiel konnte der Handball Bundesligist in der Folge allerdings keinen Boden gut machen. Bis zum 30:23 blieb der Abstand im Bereich von fünf bis sieben Toren, bevor dann Sebastian Karlsson mit etwas Glück in Überzahl auf 31:23 erhöhte.

Kiel findet nicht zurück ins Spiel

Mykola Bilyk, THW Kiel

Mykola Bilyk: “Waren einfach nicht gut genug.”
Sascha Klahn

Die Neun-Tore-Führung verpasste Desbonnet allerdings mit einem Wurf neben das in Unterzahl verwaiste Kieler Gehäuse. Patrick Wiencek setzte zwar zwei wichtige Treffer, doch Kiel war weiter unter Druck. Längst ging es um Schadensbegrenzung.

Montpellier suchte unterdessen die Vorentscheidung, versuchte den Vorsprung für das Rückspiel in Kiel so komfortabel wie möglich zu gestalten. Filip Jicha beorderte derweil Samir Bellahcene zurück zwischen die Pfosten, stellte die Deckung um – doch das Team von Patrice Canayer hatte weiter Antworten und mit Remi Desbonnet weiter einen starken Rückhalt.

Die Gastgeber vergaben indes die Chance auf eine zweistellige Führung, bevor Kiel in den letzten Minuten die Ausgangslage die Aufholjagd für das Rückspiel auch dank einer Überzahl und einer offensiven Deckung vorzubereiten schien. Doch das letzte Wort hatte wieder Montpellier, das mit dem 39:30 durch Remis Desbonnet ein Neun-Tore-Polster mit nach Kiel nimmt.

“Wir kassieren 39 Tore, das ist viel zu viel. Wir haben in der Deckung nicht gut gespielt, konnten unseren Torhütern nicht helfen und sie uns auch nicht. Vorne haben wir in der Offensive zu viele Chancen vergeben und waren einfach nicht gut genug”, bilanzierte Mykola Bilyk nach der Begegnung. Der Rückraumspieler, fügte mit Blick auf das Rückspiel an: “Es wird hart, neun Tore ist viel – aber im Sport ist vieles möglich und wir werden alles versuchen.”

Montpellier HB – THW Kiel 39:30 (20:16)

Montpellier HB: Desbonnet (16/2 Paraden), Bolzinger; Y. Lenne 7, Pellas 7/5, Skube 6, Monte Dos Santos 4, Nacinovic 4, Porte 3, D. Simonet 3, Desbonnet 2, Konan 2, Karlsson 1, Fernandez, Panic, A. Lenne, Prat, Cornette

THW Kiel: Mrkva (6 Paraden), Bellahcene (2/1 Paraden); Johansson 8/2, Bilyk 7, Wiencek 3, Överby 3, Dahmke 2, Pekeler 2, Duvnjak 1, Ehrig 1, Ekberg 1, Wallinius 1, Weinhold 1, Szilagyi

Zuschauer: 3000 (FDI Stadium, Montpellier)
Schiedsrichter: Bojan Lah / David Sok (Slowenien)
Strafminuten: 8 / 10
Disqualifikation: Panic (14.) / –

Kein Sieger im Topspiel zwischen Füchsen und THW

Ein entscheidender Rückschlag im Titelkampf für die Füchse Berlin? Gegen den THW Kiel kam der Hauptstadtklub am Ende nur zu einem 32:32 (18:18) und konnte so die Führung nicht zurückerobern. Starke Leistungen von Mathias Gidsel (12 Tore) und Dejan Milosavljev (16 Paraden) reichten nicht, Kiel wahrte nach einem Fehlstart zunächst die Chance, am Ende zumindest noch Rang 3 zu erreichen.

Die Partie zwischen Berlin und Kiel war hart umkämpft.

Die Partie zwischen Berlin und Kiel war hart umkämpft.

Foto Lächler

Die Füchse Berlin wollten sich den Frust vom REWE Final4 von der Seele spielen. Anders als in den Tagen von Köln konnte Dejan Milosavljev schnell die erste Paraden zeigen, Mathias Gidsel kämpfte sich erfolgreich zum 2:0 (6.) durch. Es war von Anfang an Feuer in der Partie, das zeigte sich auch in der frühen ersten Zeitstrafe gegen Domagoj Duvnjak nach gerade einmal zwei Minuten Spielzeit.

Der THW Kiel tat sich schwer gegen die Deckung der Hausherren, der Rückram war oft zu nah am Gegner und kam so nicht in Schwung. Angesichts eines Vier-Tore-Rückstands und ohne eigenen Torerfolg nahm Filip Jicha nach nicht einmal sieben Minuten seine erste Auszeit und versuchte seine Mannschaft wachzurütteln. Die Einwechselung von Steffen Weinhold war das sichtbarste Signal, mit dem Anspiel von Eric Johansson auf Hendrik Pekeler zum 5:1 (8.) endete die Torflaute.

Jichas erfolgreicher Weckruf nach acht Minuten

Die Anspiele an den Kreis waren nun die Waffe, die die Zebras nutzten, in Überzahl konnte man sich auch mal aus dem Rückraum durchtanken wie Weinhold beim 6:3 (12.). Defensiv wollten Duvnjak und Johansson ihre Gegenspieler auf den Halbpositionen etwas mehr unter Druck setzen und hatte damit Erfolg. Bei Berlin musste Nils Lichtlein mit einer Oberschenkelblessur früh behandelt werden, das hemmte den Spielfluss und weil auch Samir Bellahcene gut ins Spiel gefunden hatte, hatten die Zebras nach einer Viertelstunde beim 7:6 schon die Chance zum Ausgleich.

Es war nun das erwartete Spitzenspiel, in der bei den Füchsen aber zu viel Last auf Gisel und Andersson lag, beide hatten beim 12:10 (21.) schon vier Treffer erzielt. Derweil war Lichtlein zur weiteren Behandlung in die Kabine verschwunden und Dejan Milosavljev schnappte sich mit einem gehaltenen Siebenmeter von Ekberg die sechste Parade. Als sich Weinhold erneut zum Anschlusstreffer durchtanken konnte, nahm Jaron Siewert seine Auszeit.

Das Momentum hatte sich aber nun leicht zu den Gästen verschoben, Elias Ellefsen a Skipagötu gelang der erfolgreiche Durchbruch zum 14:14 (25.), damit stand nun endgültig alles wieder auf Anfang. Berlins Kopf war nicht so geistig frisch, Skipagötu und Överby übertölpelten bei einem Freiwurf Darj und den anschließenden Siebenmeter nutzte Ekberg zur ersten Kieler Führung (16:17). Am Ende wurden mit einer spektakulären Freiwurfvariante von Gidsel und Wiede beim 18:18 die Seiten gewechselt.

Gidsel, immer wieder Gidsel

Mit dem Seitenwechsel ging es weiter, beide Teams lieferten sich im gebundenen Spiel einen Abnutzungskampf und so wurde jede Möglichkeit genutzt, um das Tempo hochzuhalten. Kiel hatte etwas mehr Struktur im Spiel, konnte aber seine Vorteile nicht in eine deutlichere Führung ummünzen. Gidsel verhinderte den Wurf von Weinhold ins leere Tor und Milosavljev war gegen Dahmke zur Stelle, Lindberg konnte den von Wiede herausgeholten Siebenmeter zum 21:21 (38.) nutzen.

Im Kampf um den Ball verletzte sich Marsenic in einem Laufduell mit Skipagötu, der Serbe konnte aber weitermachen. Als der Färinger, der immer mehr das Spiel an sich riss, mit einem Schlagwurf an Milosavljev scheiterte, konnte Gidsel auf der Gegenseite mit dem 23:22 (42.) die Führung kurzzeitig zurückholen. Doch die Zebras schlugen zurück, nutzten dafür auch eine Zeitstrafe gegen Lasse Andersson. Welthandballer Gidsel hingegen erzielte beim 24:24 schon seinen zehnten Treffer.

Berlins deutliches Plus im Tor zahlt sich kaum aus

Berlin ging merklich auf dem Zahnfleisch, zumal die Stammspieler weitestgehend durchsipelen mussten. Filip Jicha hingegen hatte schon im ersten Durchgang die Sipelanteile breiter gestreut und so die Kräfte eingeteilt. Berlins Lebensversicherung war vor allem Dejan Milosavljev, der im Torhüterduell eine Viertelstunde vor dem Ende mit dreizehn Paraden ein deutliches Plus auf seiner Seite hatte und so das 26:25 von Tim Freihöfer ermöglichte.

Die Unparteiischen Tanja Kuttler und Maike Merz hatten das Spiel ständig unter Kontrolle, auch wenn aufgrund eines technischen Defekts der Videobeweis nicht zur Verfügung stand. Bei den Zebras muss sich Elias Ellefsen a Skipagötu behandeln lassen, mit Wiencek und Duvnjak waren zwei Spieler doppelt vorbelastet. Bei den Füchsen galt das für Andersson, als mit Lindbergs 29:28 zehn Minuten vor dem Ende die Crunch-Time eingeläutet wurde.

THW Kiel schafft noch einmal ein Comeback

Als Mathias Gidsel in Überzahl ins verwaiste Tor zur Zwei-Tore-Führung erhöht hatte, nahm Filip Jicha seine zweite Auszeit. Berlins Deckung stand wieder kompakter, zwang den THW immer wieder ins passive Spiel. Dennoch hätte der Rekordmeister noch einmal zurückkommen können, als Bellahcene gegen Wiede pariert hatte. Aber Johansson scheiterte überhastet an Milosavljev und Pekeler traf nur den Pfosten. Die Kieler mussten früh ihre letzte Auszeit nehmen.

Berlin konnte die knappe Führung wahren, Kiel trug aber mit viel Kampfgeist die Entscheidung bis in die Schlussphase hinein. Nachdem Tollbringt von Außen nur den Pfosten getroffen hatte, konnte Johansson fünfzig Sekunden vor dem Ende mit einem Strahl aus dem Rückraum zum 32:32 egalisieren. 22 Sekunden vor dem Ende nahm Jaron Siewert seine finale Auszeit und sagte den letzten Angriff seiner Mannschaft an.

Mit der Brechstange holte man sich noch zwei Freiwürfe unter Passivwarnzeichen heraus, doch anders als im ersten Durchgang blieb nur noch eine Sekunde Restspielzeit. Kiel nutzte die Spielunterbrechung, um die Deckung auf Körpergröße zu stellen. Der direkte Freiwurf von Lasse Andersson blieb so im Block hängen.

Füchse Berlin – THW Kiel 32:32 (18:18)

Die Statistik folgt in Kürze…

Das bedeutendste Wochenende der Bundesliga-Saison

Im Meisterrennen der Handball-Bundesliga könnte an diesem Wochenende eine Vorentscheidung fallen. Dass dabei die besten vier Teams der Liga aufeinandertreffen, macht es besonders spannend.

Alle Augen auf den Meisterkampf: Flensburg trifft auf Magdeburg, Kiel auf die Füchse.

Alle Augen auf den Meisterkampf: Flensburg trifft auf Magdeburg, Kiel auf die Füchse.

imago images (4)

Wer wird deutscher Meister? Gut möglich, dass bis zur endgültigen Beantwortung dieser Frage noch einige Wochen vergehen. Der 34. und letzte Spieltag der Handball-Bundesliga steigt erst am 2. Juni. Bis dahin kann noch so viel passieren – doch das kommende Wochenende wird dennoch als bedeutendstes der restlichen Saison eingestuft.

BUNDESLIGA – 29. SPIELTAG

Die besten vier Teams der HBL treffen in direkten Duellen aufeinander. Mit Blick auf das Restprogramm des Top-Favoriten Magdeburg (48:6 Punkte), der jüngst auch den DHB-Pokal gewann, bekommt das Auswärtsspiel bei der SG Flensburg-Handewitt (42:12) am Freitagabend eine besondere Note.

Danach ist der SCM in den Duellen mit dem TBV Lemgo Lippe (A), dem HC Erlangen (A), HBW Balingen-Weilstetten (H), dem SC DHfK Leipzig (H), den Rhein-Neckar Löwen (A) und der HSG Wetzlar (H) jeweils haushoher Favorit.

Krickau sieht “keine Schwächen” beim SCM

Gewinnt Magdeburg auch das zwölfte Pflichtspiel in Folge, dann ist die Mannschaft von Trainer Bennet Wiegert wohl nicht mehr aufzuhalten. Doch die SG, die den Kampf um einen Champions-League-Platz noch immer nicht aufgeben will, würde dem SCM nur zu gerne ein Bein stellen.

Wie schwierig das wird, weiß auch SG-Cheftrainer Nicolej Krickau, der bei seiner Video-Analyse “keine Schwächen gefunden” habe. “Der SCM ist eine Maschine, die kaum Fehler macht, deren Effektivität im Angriff wahnsinnig hoch ist”, weiß der Däne: “Und die Abwehr ist anders als bei anderen Mannschaften, sodass wir unseren Angriff etwas anpassen müssen.”

Abgesehen hat es Flensburg bei seiner Aufholjagd wohl eher auf die Füchse Berlin (49:7) denn auf Magdeburg. Der Hauptstadtklub drückt den Flensburgern wiederum die Daumen, eine SCM-Niederlage brächte die erste deutsche Meisterschaft der Vereinsgeschichte wieder ein Stück näher.

Siewert: “Gehe davon aus, dass wir gegen Kiel gewinnen”

Mit Blick auf das Heimspiel gegen den THW Kiel (39:15) am Sonntag und das verpatzte Final Four im DHB-Pokal erklärt Füchse-Coach Jaron Siewert: “Wir haben vorher sechs Spiele in 14 Tagen mit Bravour gemeistert, und dieses eine Wochenende wird uns nicht aus der Bahn werfen. Den Eindruck habe ich auch bei allen Spielern. Sie sind sich bewusst, dass wir eine Titelchance verloren haben, aber sie wissen auch, dass wir noch zwei Titel erreichen können.”

Die Füchse, die in 28 Bundesliga-Partien nur zwei Niederlagen hinnehmen mussten, sind bereit für den THW, der die Berliner in der Hinrunde allerdings düpierte. “Die Motivation ist extrem groß, in der Bundesliga dort weiterzumachen, wo wir aufgehört hatten, und in der European League bestmöglich das Final Four zu erreichen”, so Siewert, der selbstbewusst anfügt: “Ich gehe davon aus, dass wir gegen Kiel gewinnen, dass wir die volle Max-Schmeling-Halle zum Beben bringen, und dass wir die Emotionen entfachen, die uns über die letzten Heimspiele getragen haben.”

Danach wird man sehen, ob wir einen Punkt vorne oder weiter in der Verfolgerrolle sind.

Jaron Siewert

Der Magdeburger Auftritt in Flensburg sei “natürlich wichtig, aber nicht für unsere Herangehensweise”, wie Siewert klarstellt. “Wir wollen gewinnen, wir wollen weiter Heimstärke beweisen. Danach wird man sehen, ob wir einen Punkt vorne oder weiter in der Verfolgerrolle sind. Egal wie, jedes Spiel danach bleibt für uns ein Endspiel.”

Die Füchse haben im Vergleich mit dem SCM das deutlich schwerere Restprogramm vor sich. Es warten nach Kiel noch Melsungen (A), Gummersbach (H), Hannover-Burgdorf (A), der BHC (H) und zum Abschluss Eisenach (A) – genügend Stolpersteine also. Verliert Berlin allerdings bereits gegen den THW und der SCM gewinnt in Flensburg, könnte der Füchse-Endspurt mit Blick auf den Meisterkampf fast schon “egal” sein.

Für Bundesliga-Lizenz: HSV Hamburg muss Liquiditätslücke schließen

Wie die HBL am Mittwoch mitteilte, haben alle 36 sportlich qualifizierten Bewerber aus Bundesliga und 2. Liga die Lizenz für die Saison 2024/25 erhalten – der HSV Hamburg allerdings nur unter Auflagen.

Ernster Blick: Dani Baijens liegt mit dem HSV Hamburg aktuell auf Rang neun.

Ernster Blick: Dani Baijens liegt mit dem HSV Hamburg aktuell auf Rang neun.

imago images

“Alle 36 sportlich qualifizierten Bewerber aus den beiden Profiligen erhalten die Lizenz für die kommende Saison 2024/25”, das teilte die HBL GmbH am Mittwoch den Bundesligisten und Zweitligisten offiziell mit.

Ein Klub erhielt die Lizenz allerdings unter Auflagen: Der HSV Hamburg erhält seine Bundesliga-Lizenz unter der Bedingung, dass er die derzeit noch bestehende Liquiditätslücke bis spätestens zum 3. Mai 2024 schließen wird. Dies müsse gegenüber der Lizenzierungskommission fristgemäß nachgewiesen werden. Wird die Bedingung nicht innerhalb der gesetzten Frist erfüllt, gilt die Lizenz als nicht erteilt.

“Wir haben den  Prozess in den vergangenen Wochen immer im engen Austausch mit der HBL geführt und wussten, dass wir diese Bedingung womöglich bekommen würden, weil wir seit unserem Neustart unter gesamtwirtschaftlich schwierigen Rahmenbedingungen kontinuierlich gewachsen sind”, erklärt HSVH-Geschäftsführer Sebastian Frecke in einem Vereinsstatement: “Nun müssen wir dieses Wachstum und unsere Stabilität in diesem Jahr noch einmal mit zusätzlichen Dokumenten untermauern, um nachzuweisen, dass wir die von der Liga errechnete Liquiditätslücke decken können.”

Um welche Höhe es sich dabei handelt, ließen Verein und Liga offen. “Wir haben bereits die nötigen Zusagen und werden die benötigten Unterschriften und Unterlagen bis zum 3. Mai einreichen und freuen uns dann auf unsere nächste Spielzeit in der ersten Liga”, kündigte Frecke an.

“Deutliche Umsatzsteigerung” und gestiegene Ticket-Verkäufe

Im Rahmen des Lizenzierungsverfahrens überprüft die HBL-Lizenzierungskommission nicht nur die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Klubs. Im Fokus sind unter anderem auch infrastrukturelle, rechtliche sowie sportliche Kriterien. Die Spielzeit 2024/25 beginnt offiziell am 31. August 2025.

“Trotz eines herausfordernden Marktumfelds blicken wir auf ein bisher insgesamt erfolgreiches Geschäftsjahr, das im Vergleich zur letzten Spielzeit 2023/24 eine deutliche Umsatzsteigerung verzeichnet”, wird Rolf Nottmeier, Vorsitzender der Lizenzierungskommission, zitiert: “Auch im Kernbereich Ticketverkauf stellen wir eine erhebliche Steigerung fest. Wir rechnen damit, dass sich diese positive Entwicklung auf der Einnahmenseite fortsetzen wird. Das lässt uns zuversichtlich in die Zukunft blicken.”

HSV Hamburg sichert sich in letzter Sekunde einen Punkt gegen den THW Kiel

Der HSV Hamburg hat in buchstäblich letzter Sekunde noch einen Zähler gegen den THW Kiel gerettet. Johannes Bitter parierte in der Schlussminute einen Siebenmeter gegen Niclas Ekberg, verletzte sich dabei aber am Oberschenkel. Den anschließenden Gegenangriff konnte Frederik Bo Andersen zum 28:28-Endstand nutzen.

Johannes Bitter verletzte sich bei der entscheidenden Parade.

Johannes Bitter verletzte sich bei der entscheidenden Parade.

picture alliance / Eibner-Pressefoto

Der HSV Hamburg kam gut in die Partie und lag nach einem Rückraumtreffer von Zoran Ilic und einem Gegenstoß von Caspar Mortensen schnell mit 2:0 (2.) in Front. Beim THW Kiel lief hingegen offensiv nichts zusammen, zwei Fehlwürfe gegen Johannes Bitter und ein einfacher Ballverlust waren die Bilanz der Anfangsphase. Erst nach vier Minuten gelang Eric Johansson der erste Treffer (3:1, 4.).

Die Intensität war bereits in dieser frühen Phase hoch, doch Kiel tat sich weiterhin schwerer als die Gastgeber. Der HSV hätte seinen Vorsprung sogar ausbauen können, doch Samir Bellahcene konnte seiner erste Parade für sich verbuchen. Gegen die Rückraumwürfe von Ilic hatten die Zebras kein Mittel. Mit seinem dritten Treffer der Partie stellte der junge Linkshänder auf 5:2 (10.).

Bitter früh ein starker Rückhalt

Nach einer weiteren Glanztat des starken Bitter trieben die Hamburger den Ball erneut schnell nach vorne, doch den Pass an den Kreis fingen die Kieler ab. Rune Dahmke nutzte die Chance per Gegenstoß und traf einen Angriff später von Außen zum 6:4 (11.). Beim HSV schlichen sich nun ein, zwei Fehler ein, die sie in der Anfangsphase nicht gemacht hatten. Der THW war sofort da: Johansson gelang der Anschluss (6:5, 14.).

Der Rekordmeister hattet inzwischen in die Partie gefunden, sodass es ein offenes Spiel war. Nachdem Bellahcene einen Gegenstoß des völlig freien Mortensen spektakulär pariert hatte, traf Niclas Ekberg im Gegenzug über Rechtsaußen zum Ausgleich (7:7 , 16.). Der HSV ließ sich davon jedoch nicht beeindrucken: Ilic hämmerte den Ball zum 9:8 (19.) für die Gastgeber in die Maschen.

Wechselnde Führungen bis zur Pause

Als Torsten Jansen nach 20 gespielten Minuten die Auszeit nahm, lag sein Team weiterhin in Front (10:9). Beide Trainer wechselten nun: Beim THW Kiel waren Petter Överby und Mykola Bilyk frisch im Spiel, bei den Gastgebern bekam Ilic eine Martin und Martin Risom übernahm den rechten Rückraum. Die Souveränität der Anfangsphase fehlte jedoch inzwischen.

So kam es zu mehrfachen Führungswechseln: Erst sorgte Elias Ellefsen a Skipagötu für den ersten Vorsprung der Gäste (11:12, 23.), dann erzielte Mortensen nach einer Bitter-Parade das 13:12 (25.) für die Hausherren. Filip Jicha wechselte nun zwischen den Pfosten und brachte Tomas Mrkva, der sich kurz vor der Pause mit einer starken Parade gegen Mortensen auszeichnete. So ging der THW mit einer Ein-Tore-Führung (15:16) in die Kabine.

Kiel erarbeitet sich knappe Führung

Der erste Treffer nach Wiederanpfiff ging ebenfalls auf das Konto der Kieler, die so erstmals mit zwei Toren in Front lagen (17:15, 31.), doch der HSV hatte sofort eine Antwort parat. In den folgenden Minuten ließen die Gastgeber jedoch einige Chancen aus, sodass der – wenn auch knappe – Vorsprung der Zebras Bestand hatte: Johansson stellte auf 20:18 (38.).

In der 40. Spielminute hatte der HSV nach einer Zeitstrafe gegen Patrick Wiencek die Chance, in überzahl den Anschluss herzustellen, doch der THW Kiel fing den Ball und Ekberg verwandelte den Gegenstoß zum 22:19 (40.). Es war eine wilde Spielphase mit vielen kleinen Stockfehlern und wenig Fluss – gerade bei den Hausherren.

Jansens Auszeit bringt HSV in die Spur

Nach dem 24:20 (43.) durch Wiencek reichte es Jansen – und er nahm die Auszeit. Seine Mannschaft lief dem Rückstand jedoch nun hinterher und musste gegen die stabilisierte Defensive des THW anrennen, während die Gäste ihren Vorsprung verwalteten (26:22, 48.). Zwar trieb Bitter seine Vorderleute immer wieder an, doch die Fehlerquote war weiterhin zu hoch.

Ein Manko war zudem das Überzahlspiel: Wiencek sah nach einem Gesichtstreffer gegen Leif Tissier eine Zeitstrafe, doch die Hausherren konnten den Platz nicht nutzen – stattdessen stibitzte erst der unermüdliche Domagoj Duvnjak den Ball und im nächsten Angriff landete im Seitenaus. Dass das Spiel fünf Minuten vor dem Ende beim Stand von 26:23 noch offen war, war Bitter zu verdanken.

Dramatische Schlussphase

Mit der Halle im Rücken kamen die Gastgeber tatsächlich noch einmal zurück: Bilyk sah die Zeitstrafe, weil er nach dem Freiwurf-Pfiff noch in den Wurf ging und Tissier traf zum Anschluss (25:26, 57.). Nach einer weiteren starken Bitter-Parade hatte der HSV die Chance, auszugleichen, doch auch Mrkva parierte. So stellte Pekeler wieder auf zwei Tore (26:28, 59.), doch Hamburg legte wieder nach.

Mit 27:28 aus Sicht der Hausherren ging es in die letzte Spielminute. Der THW Kiel spielte den Angriff zunächst ruhig und Jicha nahm seine dritte Auszeit. 27 Sekunden waren noch zu spielen. Kiel holte noch einen Siebenmeter heraus, doch Bitter parierte diesen und brachte den Ball schnell ins Spiel. Tissier trieb ihn nach vorne und brachte Rechtsaußen Fredrik Bo Andersen in Wurfposition. Eine Sekunde vor Schluss netzte dieser zum umjubelten 28:28 ein.

HSV Hamburg – THW Kiel 28:28 (15:16)

HSV Hamburg: Bitter (15/1 Paraden), Vortmann; Mortensen 9/3, Ilic 7, Baijens 3, Tissier 3, Weller 3, F. B. Andersen 2, Risom 1, Corak, Hartwig, Severec, Bergemann, Valiullin

THW Kiel: Markva (6 Paraden), Bellahcene (5 Paraden); Ekberg 7/1, Johansson 5, Dahmke 4, E. Ellefsen a Skipagötu 4, Bilyk 2, Wiencek 2, Pekeler 1, Reinkind 1, Wallinius 1, Weinhold 1, Ehrig, Duvnjak, Överby, Szilgyai

Schiedsrichter: David Hannes (Frankfurt/M.)/Christian Hannes (Aachen)
Zuschauer: 10173
Siebenmeter: 3/3 ; 1/2
Strafminuten: 2 / 10
Disqualifikation: – / –

“Fast verschenkt auf Außen”: Ben Szilagyi und sein erstes Tor für den THW Kiel

Nicht nur Ben Szilagyi strahlte, Vorbereiter Domagoj Duvnjak sowie alle Mitspieler auf dem Parkett und der Bank sowie die ganze Halle jubelte. Der THW Kiel hatte gegen den HC Erlangen die Partie im zweiten Abschnitt gedreht und ein 17-Jähriger ließ den durchwachsenen ersten Abschnitt dann endgültig vergessen. Und der, so Hendrik Pekeler, auf Außen fast verschenkt sei.

Ben Szilagyi bejubelte im Trikot des THW Kiel seinen ersten Treffer in der Handball Bundesliga.

Ben Szilagyi bejubelte im Trikot des THW Kiel seinen ersten Treffer in der Handball Bundesliga.

saschaklahn.com/Pat Scheidemann

“Großartig” fühle es sich an, so Ben Szilagyi im NDR Radio. “Ich kann das gar nicht in Worte fassen. Diese Atmosphäre in der Halle.” Und mittendrin ein 17-Jähriger. “Das war schon unglaublich”, beschreibt Ben Szilagyi den Moment als er das erste Mal auflief. “Hier hast Du einfach einen Riesen-Rücken mit den Fans.”

Eine Woche zuvor war Ben Szilagyi eigentlich auf dem Sprung in den Osterurlaub, als Filip Jicha anrief und den Sohn seines früheren Mitspielers und jetzigen THW-Geschäftsführers Viktor Szilagyi aufgrund der Verletzung von Magnus Landin in den Profi-Kader berief. In Lemgo saß er sechzig Minuten auf der Bank, gegen den HC Erlangen musste er Mitte des zweiten Abschnitts erstmals auf das Parkett.

Rune Dahmke war zur Bank gehumpelt, Ben Szilagyi wurde ins kalte Wasser geworfen – und schwamm, der THW Kiel drehte in dieser Phase die Partie und machte aus einem 20:22 ein 25:22. Rune Dahmke war nach kurzer Behandlung schnell wieder zurück, erzielte das 29:24 und wurde dann aus der Deckung auf die Bank gerufen. Ben Szilagyi kam zurück auf das Parkett, suchte in der Deckung gleich den Zweikampf und zeigte dann auch im Angriff keine Scheu – griff zu, als sich die Chance bot.

Der erste Treffer

Ben Szilagyi, Domagoj Duvnjak, THW Kiel - HC Erlangen, Handball Bundesliga

Vorbereiter Domagoj Duvnjak strahlte nach dem Treffer von Ben Szilagyi.
saschaklahn.com/Pat Scheidemann

“Ich wurde super unterstützt, auch von Rune”, lobte Ben Szilagyi seinen Positionskollegen. Sein Tor war dabei eine Kopie des Treffers von Rune Dahmke zuvor. Domagoj Duvnjak hatte auf die Halbposition gewechselt und legte für den Außen auf, diesmal eben für den 17-jährigen Youngster. “Ich habe vermutet, dass es jetzt so weit ist. Ich war so frei. Dann hat Dule mir den Ball rübergespielt – und ich hab einfach den Kopf ausgeschaltet und mein Ding gemacht”, so Ben Szilagyi.

Wie Dahmke zuvor nutzte das Talent den Platz, sprang den Wurf aus und setzte den Ball um den gegnerischen Torhüter herum als Aufsetzer ins Netz. Ben Szilagyi schrie den Jubel heraus, Vorlagengeber Domagoj Duvnak strahlte und auch die anderen Mitspieler jubelten mit der gesamten Halle. Mit den Kollegen auf der Bank konnte Szilagyi kurz darauf abklatschen, beim Versuch Christoph Steinert bei dessen Einkreuzen zu stören hatte er sich direkt nach seinem ersten Tor auch seine erste Zeitstrafe eingefangen.

“Es hat einfach Mega-Viel-Spaß gemacht”, so Ben Szilagyi im NDR Radio. Mit 17 Jahren und 173 Tagen ist er nun der jüngste Bundesliga-Torschütze in der langen Geschichte des THW Kiel. “Das wird für ihn für immer in Erinnerung bleiben, sein erstes Bundesliga-Spiel hier in der Ostseehalle gemacht zu haben”, war sich auch Routinier Hendrik Pekeler sicher.

“Eigentlich fast verschenkt auf Außen”

“Ben hat ja bei uns auch die Wintervorbereitung mitgemacht, als wir relativ wenige Profis waren. Da hat er schon einen unglaublich guten Eindruck hinterlassen”, schilderte Hendrik Pekeler bei Dyn und scherzte mit Blick auf dessen Körpergröße von 1,96 Meter: “Eigentlich ist er für die Größe fast verschenkt auf Linksaußen, eigentlich müsste er im Rückraum spielen.”

Viktor Szilagyi, THW Kiel, Handball Bundesliga

Viktor Szilagyi feierte den Treffer seines Sohnes auf der Bank des THW Kiel.
saschaklahn.com/Pat Scheidemann

Allerdings wird der Rechtshänder – der aus der Jugend des THW Kiel stammt, aber auch zwei Jahre in Altenholz absolvierte – auch in der Jugend-Nationalmannschaft auf Außen eingesetzt. Übrigens nicht in der deutschen Nachwuchs-Auswahl sondern im Trikot von Österreich, das bereits sein Vater Viktor Szilagyi trug. Bens Opa Istvan Szilagyi lief übrigens 214 Mal für Ungarns Handball-Nationalmannschaft auf. Auch Viktor Szilagyi erreichte die Marke von 200 Länderspielen.

Mit dem ÖHB-Team hat er sich im Sommer für die U18-EM in Montenegro qualifiziert, doch zuvor könnten noch weitere Minuten in der Handball Bundesliga hinzukommen. “Er hat sein Sache sehr gut gemacht, beim Tor und auch beim Training macht er das sehr gut”, lobte Hendrik Pekeler und auch Trainer Filip Jicha dürfte registriert haben, dass er den Youngster weiter ins Bundesliga-Wasser werfen kann.

Christian Ciemalla

THW Kiel dreht Partie gegen Erlangen nach Fehlstart

Auch aufgrund einiger vergebener Chancen geriet der THW Kiel in eigener Halle gegen den HC Erlangen mit 6:10 in Rückstand und lief diesem bis zum Seitenwechsel hinterher. Nach Wiederbeginn kam der Favorit aber besser ins Spiel, der starke Sven Ehrig sorgte beim 23:22 für die erste Führung aus der die Kieler dann zum 31:27-Erfolg steuerten.

Eric Johansson und der THW Kiel bekamen das Spiel gegen den HC Erlangen im zweiten Abschnitt in den Griff.

Eric Johansson und der THW Kiel bekamen das Spiel gegen den HC Erlangen im zweiten Abschnitt in den Griff.

saschaklahn.com/Pat Scheidemann

Der Rekordmeister tat sich gegen die Gäste aus Franken sehr schwer. Überzeugende Angriffsaktionen aufseiten der Kieler kamen kaum zustande. Erlangen nutzte dagegen die sich bietenden Gelegenheiten, zog über 8:5 (12. Minute) und 10:6 (17.) auf 13:8 (20.) davon. “Wir gehen nicht gut genug mit unseren Chancen um”, kritisierte THW-Linksaußen Rune Dahmke in der Pause beim Streamingdienst Dyn.

Mit drei Treffern nacheinander zum 15:16 (33.) kamen die Kieler gut in die zweite Hälfte. Der HC Erlangen antwortete noch einmal, machte dann aber zu viele Fehler. In der 40. Minute sorgte Sven Ehrig mit dem 20:20 wieder für den Ausgleich. Der Rechtsaußen war dann sieben Minuten später auch für das 23:22 des THW verantwortlich.

Die Franken hielten den Kontakt, konnten aber nicht mehr an den Gastgebern vorbeiziehen. Beim THW kam im zweiten Abschnitt der erst 17 Jahre alte Ben Szilagyi zu einem Kurzeinsatz. Dem Sohn des Geschäftsführers Viktor Szilagyi gelang beim 30:25 (59.) sein erster Bundesliga-Treffer. ester Werfer des Tabellenvierten war der siebenfache Torschütze Eric Johansson. Für Erlangen erzielte Lutz Heiny fünf Treffer.

weitere Informationen zum Spiel folgen …

THW Kiel – HC Erlangen 31:27 (12:16)

THW Kiel: Bellahcene (2 Paraden), Mrkva (6 Paraden); Johansson 7/2, Ehrig 6, Dahmke 4, Ekberg 4/3, Bilyk 3, Reinkind 2, Wiencek 2, Duvnjak 1, E. Ellefsen a Skipagotu 1, Szilagyi 1, Överby, Weinhold, Wallinius, Pekeler

HC Erlangen: Ferlin (11 Paraden), Obling (1/1 Paraden); Heiny 5, Gömmel 3, Olsson 3, Svensson 3, Zechel 3, Bissel 2, Jeppsson 2, Seitz 2, Steinert 2/1, Bauer 1, N. Link 1, Bialowas, Metzner, Buck, 

Zuschauer: 10207 (Wunderino Arena, Kiel)
Schiedsrichter: Julian Köppl / Denis Regner
Strafminuten: 6 / 14

» Tabelle Handball Bundesliga

Deutsche CL-Viertelfinals perfekt: SCM trifft auf Wolff – Kiel muss nach Frankreich

Die beiden deutschen Viertelfinal-Gegner in der Champions League stehen fest: Der SC Magdeburg trifft in einer Neuauflage des Finals der Vorsaison auf Kielce, für den THW Kiel geht es nach Frankreich.

Blick Richtung Köln: Andreas Wolff (li.) will mit Kielce und Steffen Weinhold mit Kiel ins Halbfinale.

Blick Richtung Köln: Andreas Wolff (li.) will mit Kielce und Steffen Weinhold mit Kiel ins Halbfinale.

imago images (2)

Das erste Viertelfinal-Ticket am Mittwochabend löste wenig überraschend der polnische Spitzenklub Kielce. Dem 33:25-Hinspielerfolg in Dänemark ließen Andreas Wolff & Co. im zweiten Vergleich mit GOG ein 33:28 folgen. Nationalkeeper Wolff, der sich die Spielzeit mit dem Kroaten Sandro Mestric (neun Paraden, 37 Prozent Fangquote) teilte, entschärfte zehn Würfe und kam auf eine Quote von 43 Prozent.

Vorne war wie gewohnt Verlass auf Trainer-Sohn Alex Dujshebaev, der sieben seiner zehn Würfe unterbrachte. Bester Werfer bei GOG war Ex-Flensburger Aaron Mensing (sechs Tore bei acht Würfen), der im kommenden Sommer zur MT Melsungen wechseln wird.

Deutlich höher hängen die Trauben für Kielce nun im Viertelfinale, wo Titelverteidiger und Mitfavorit Magdeburg wartet – es kommt also zur frühen Neuauflage des Finals der Vorsaison.

Der Traditionsklub aus Sachsen-Anhalt hatte sich am letzten Spieltag der Gruppenphase auf Platz eins der Gruppe B geschoben und damit die Viertelfinal-Qualifikation überspringen dürfen.

Sechs von acht Duellen gewann der THW

Der THW Kiel, der seine Gruppe A bis zum Schluss anführte, muss für seinen Traum vom Final Four in Köln eine französische Hürde nehmen: Montpellier HB setzte sich angeführt vom bärenstarken Spielmacher Stas Skube (sechs Tore bei acht Würfen) im Heimspiel gegen RK Zagreb mit 30:24 durch – im Hinspiel hatten sich die Kontrahenten noch mit 27:27 getrennt.

Achtmal traf der THW bislang in seiner Champions-League-Geschichte auf Montpellier, sechsmal ging der deutsche Rekordmeister dabei als Sieger vom Feld. Die bis dato letzten beiden Duelle in der CL-Saison 2021/22 hätten allerdings unterschiedlicher nicht sein können: Das Hinspiel in Frankreich verloren die “Zebras” mit 30:37, um im Rückspiel den Gegner mit 35:26 vorzuführen.

Die Viertelfinal-Hinspiele gehen am 24. und 25. April über die Bühne, die Entscheidungen, welche Teams am 8. und 9. Juni in Köln um Europas Krone kämpfen, fallen dann am 1. und 2. Mai.