Barcelona stellt in Paris bereits Weichen zum Final Four

Mit Paris Saint-Germain und dem FC Barcelona trafen zwei der großen Namen im Handball bereits im Viertelfinale der Champions League aufeinander. Paris bestimmte den ersten Abschnitt, verlor nach der Pause aber den Faden – Barca nutzte die Chance, stellte mit dem 30:22 bereits im Hinspiel die Weichen in Richtung Final4.

Melvyn Richardsson und Barcelona siegten in Paris.

Melvyn Richardsson und Barcelona siegten in Paris.

IMAGO/PanoramiC

Mit Paris Saint-Germain und dem FC Barcelona treffen zwei Stammgäste des Final4 der Champions League bereits im Viertelfinale aufeinander. Schuld sind beide: Barcelona verpasste hinter Magdeburg den Gruppensieg und Paris musste als Gruppendritter hinter Kiel und Aalborg durch die Play-offs gegen Kielce.

Schon vor dem Anwurf stand somit fest, dass zum Final4 nach Köln in dieser Saison nur einer der beiden Halbfinalisten des Vorjahres reisen wird. Für Paris gab es dabei gleich im ersten Angriff einen Rückschlag: Der angeschlagene Elohim Prandi humpelte direkt wieder vom Parkett in Richtung Kabine und konnte in der Folge nicht mehr eingesetzt werden.

Den ersten Treffer erzielten die Gastgeber dennoch, Kent-Robin Tönnesen zeichnete dafür verantwortlich. Barcelona beantwortete die ersten Führungstreffer von PSG aber jeweils umgehend und konnte nach gut zehn Minuten durch Aleix Gomez Abello sogar erstmals vorlegen – nach einem Doppelschlag von Tönnesen wechselte die Führung beim 5:4 allerdings umgehend wieder zurück zum französischen Meister.

PSG verschafft sich etwas Luft

Barcelona haderte dabei mit der Chancenverwertung. Seinen Anteil daran hatte auch Andreas Palicka, der hinter einer guten PSG-Deckung mehrfach glänzte und auch einen Strafwurf entschärfte – einen zweiten setzte Barcelona über das Tor. Mit zwei Treffern von Kamil Syprzak konnten sich die Gastgeber beim 9:6 so etwas absetzen, Barca-Coach Carlos Ortega reagierte und beorderte Gonzalo Perez de Vargas für Emil Nielsen zwischen die Pfosten.

Der spanische Nationaltorhüter fügte sich gleich mit einer Glanztat ein und gestaltete das Duell zwischen den Pfosten in der Folge ausgeglichen. Beim 12:11 durch Nachwuchshoffnung Petar Cikusa war Barca wieder auf ein Tor heran, doch Sadou Ntanzi und Kamil Syprzak sorgten mit ihren Treffern zum 14:11 zur Pause wieder für eine Drei-Tore-Führung.

Barcelona dreht die Partie

Nach Wiederbeginn schien es für Paris weiter nach Plan zu laufen: Ferran Sole hatte auf 15:11 erhöht und Andreas Palicka eine weitere Parade verbucht. Doch Gonzalo Perez de Vargas war auf der Gegenseite ebenfalls zur Stelle und nach einer Einzelaktion von Dika Mem waren die Gäste am Drücker und setzten einen Gegenstoß in das aufgrund einer Unterzahl verwaiste PSG-Tor.

Auf den Anschlusstreffer konnte Paris noch mit dem 16:14 antworten, doch es sollte für gut sieben Minuten der letzte Treffer der Gastgeber sein. Barcelona antwortete unterdessen umgehend mit einem direkt in das leere PSG-Tor gesetzten Anwurf, glich durch Aitor Arino von außen auf und legte nach dem Führungstreffer von Dika Mem durch Melvyn Richardson und Luis Frade nach. Aus dem 16:14 für PSG war ein 16:19 geworden.

Ferran Sole beendete die Durststrecke des französischen Meisters, doch Barcelona behielt das Heft in der Hand. Ein Doppelschlag zum 21:17, eine Dreier-Serie in einer konsequent genutzten Überzahl zum 24:18 – bereits im Hinspiel stellten die Spanier die Weichen in Richtung erneuter Final4-Teilnahme zu stellen. Für Paris ging es um Schadensbegrenzung und die schien zu gelingen. Beim 25:22 war der Rückstand halbiert, doch Barcelona antwortete mit einem 5:0-Lauf und nimmt mit dem 30:22-Erfolg ein Sieben-Tore-Polster mit ins Rückspiel vor heimischer Kulisse.

Statistik zum Spiel folgt …

Telekom Veszprem gelingt der Buzzerbeater gegen Aalborg

Eine einzige Führung hatte Telekom Veszprem an diesem Donnerstagabend, die erzielte Yahia Omar buchstäblich in der Schlusssekunde zum 32:31-Heimsieg. Vor oder nach der Schlusssirene – das wurde trefflich diskutiert. Die Schiedsrichter gaben dem Treffer die Anerkennung, auch ohne Videobeweis. Aalborg hatte mit einer starken Anfangsphase zunächst die Partie kontrolliert, zeitweise mit sechs Treffern geführt. Veszprem kämpfte sich nach und nach zurück und hatte am Ende das Minipolster auf seiner Seite. In der kommenden Woche steht das Rückspiel im Gigantium auf dem Programm.

Nedim Remili übernahm viel Verantwortung

Nedim Remili übernahm viel Verantwortung

IMAGO/PanoramiC

Es war eine Party in rot-weiß, auch wenn die Gäste aus Aalborg aufgrund der gemeinsamen Vereinsfarben in einem hellen blau spielen mussten. Niklas Landin war der Erfolgsgarant der Nordjütländer in den Anfangsminuten, musste erst beim 1:2 (4.) von Yahia Omar hinter sich greifen.

Veszprem stellte eine körperbetonte Deckung, die moldawischen Schiedsrichter ließen allerdings auch durchaus viel Physis zu in den Zweikämpfen zu. Obwohl dies den Ungarn entgegenkommen sollte, taten die sich einfach in der eigenen Offensive durchaus schwer. Landin hatte schon in den Anfangsminuten drei Paraden, vorne erhöhte Mikkel Hansen auf vier Tore (1:5) und erzwang nach gerade einmal acht Minuten die Auszeit von Momir Ilic.

Vorne holte Nedim Remili nun die Kohlen mit drei Treffern zum 4:7 aus dem Feuer, hinten waren es ein Block gegen Arnoldsen und zwei Paraden von Rodrigo Corrales, die eine Initialzündung hätten seinen können. Sofort war das Heimpublikum auf Betriebstemperatur.

Veszprem zu fahrig und durchschaubar in der Offensive

Die erste eigene Unterzahl steckten die Magyaren gut weg und Aalborgs erste Zeitstrafe konnte man nutzen, um durch eine Dreierserie beim 8:10 wieder in Schlagdistanz zu kommen. Aber bei Gleichzahl mussten die Hausherren wieder abreißen lassen, die Angriffsbemühungen wirkten oftmals zu fahrig und vor allem von den Halbpositionen kam zu wenig Torgefahr.

Momir Ilic nahm beim 10:15 (27.) schon seine zweite Auszeit und stellte auf eine 5:1-Formation um, während Remili den Angriff sortieren sollte. Doch ein weiterer Fehlwurf des Franzosen bei Passivwarnzeichen hatte einen weiteren Gegenstoß zur Folge, mit zwei herausgeholten Siebenmetern retteten die Gastgeber ein 12:17 in die Kabine.

Videobeweis kurz vor und nach der Pause

Aufregung kurz vor dem Seitenwechsel, denn nach einem Gesichtstreffer von Hugo Descat gegen Arnoldsen musste der Franzose den zweiten Durchgang auf der Strafbank beginnen. Den Videobeweis mussten die Moldawier auch nur eine Minute nach Wiederanpfiff bemühen, als Fabregas in die Sperre von Rene Antonsen lief und Aalborgs Kreisläufer zu Boden ging. Diesmal allerdings gab es keine progressive Strafe.

Nach der kurzzeitigen Aufregung sollte Veszprem wieder den Fuß in die Partie bekommen, Stefan Madsen musste beim 19:21 eine Auszeit nehmen und die Nordjütländer wieder in die Spur bringen. Die taten sich weiterhin schwer gegen Remili, rieben sich intensiv immer weiter auf. Die Dänen konnten sich nicht mehr befreien, auch der Wechsel auf die 3:2:1-Abwehr und das Spiel mit dem siebten Feldspieler sollten keinen Erfolg bringen, Agustin Casado konterte erfolgreich zum 27:27-Ausgleich (43.).

Diskussionen um Siegtreffer

Ein wichtiger Akzent für die Ungarn war auch der Wechsel im Tor zu Mike Jensen, der Ex-Magdeburger konnte gegen seine Landsleute immer wieder Nadelstiche setzen, hatte mit drei Paraden das zuvor ausgeglichene Torwartduell zwischen Corrales und Landin nun deutlich auf die Seite der Ungarn gezogen. Die Führung sollte den Hausherren aber nicht gelingen, Momir Ilic nahm beim 29:30 (58.) seine letzte Auszeit.

Yahia Omar egalisierte im Anschluss und auch Stefan Madsen hatte noch einmal Redebedarf. Beide Mannschaften sollten noch einmal treffen, doch Aalborg blieben noch fast 20 Sekunden. Wenige Sekunden vor dem Ende gelang Yahia Omar der entscheidende Steal, um dann noch zum 32:31-Endstand zu kontern. Auch nun wieder Diskussionen nach dem Schlusspfiff. Den Videobeweis zogen die Schiedsrichter nach Rücksprache mit dem Kampfgericht nicht zu Rate.

Telekom Veszprem – Aalborg Haandbold 32:31 (12:17)

Telekom Veszprem: Corrales (7 Paraden), Jensen (3 Paraden); Remili 6, Vailupau 5/4, Elisson 4, Fabregas 4, Omar 2, Descat 2, Pechmalbec 2, Casado 2, Sandell 1, Marguc 1, Kosorotov 1, Nilsson, Ligetvari, Elderaa

Aalborg Haandbold: Landin (7 Paraden), Norsten; Arnoldsen 4, Hoxer 4, Vlah 4, Antonsen 4. Barthold 3, Hald 3, Hansen 3/2, Nilsson 2, Björnsen 2, Möllgaard 1, Juul 1, Nielsen, Thurin, Larsen

Schiedsrichter: Igor Covalciuc / Alexei Covalciuc (MDA)
Zuschauer: 5250
Siebenmeter: 3/6 ; 2/2
Strafminuten: 8/4

Christian Stein

THW Kiel nimmt aus Montpellier hohe Hypothek mit

Mit einer starken Leistung trumpfte Montpellier in heimischer Halle im Viertelfinale der Handball Champions League gegen den THW Kiel auf. Der Bundesligist hat für das Ticket zum Final4 nach Köln im Rückspiel eine schwere Hypothek zu tilgen, ein 30:39 muss gedreht werden.

Montpellier hatte den THW Kiel mit der Entscheidung, für das Viertelfinale der Handball Champions League im angestammten, aber kleineren FDI Stadium zu bleiben, überrascht. In der mit 3.000 Zuschauern ausverkauften Arena konnten die französischen Hausherren ihren Heimvorteil nutzen.

Nach dem ersten Treffer durch Yanis Lenne übernahmen die Gäste kurzzeitig das Kommando: Niclas Ekberg und Mykola Bilyk sorgten für den Führungswechsel und den Ausgleich beantwortete Eric Johansson mit einem Doppelschlag zum 2:4. Nach sechs Minuten schien der THW im Spiel zu sein.

Die Gastgeber zeigten sich, auch wenn sie gegen den in Montpellier geborenen Samir Bellahcene den ersten Siebenmeter vergaben, aber nicht nachhaltig beeindruckt: Der glänzend aufgelegte Yanis Lenne und Valentin Porte glichen aus. Remi Desbonnet verbuchte im Tor die ersten Paraden und entschärfte auch einen Strafwurf von Niclas Ekberg, Lucas Pellas konnte die Franzosen in Führung werfen, Veron Nacinovic ließ noch das 6:4 folgen.

Hendrik Pekeler beendete zwar den Vier-Tore-Lauf der Hausherren und die fünfminütige Durststrecke der Kieler, doch Montpellier behielt das Heft in der Hand: Die Mannschaft von Patrice Canayer legte immer wieder zwei Treffer vor – und Torhüter Remis Desbonnet, der während einer Unterzahl ins verwaiste Kieler traf, erhöhte beim 10:7 erstmals auf drei. Lucas Pellas beantwortete den nächster Kieler Treffer direkt durch die Schnelle Mitte, die Halle feierte. Montpellier lief auf Hochtouren.

Kiel vergibt doppelte Überzahl

Für den THW Kiel öffnete sich die Tür, als Montpellier erst eine Strafzeit kassierte und kurz darauf, als Eric Johansson zu Boden ging, nutzten die slowenischen Unparteiischen den Videobeweis: Bojan Lah und David Sok entschieden nach Ansicht der Bilder auf eine direkte rote Karte gegen Marko Panic. Der Bosnier hatte Johansson nach dessen Abspiel mit dem Arm im Gesicht erwischt. Kiel hatte somit gut neunzig Sekunden doppelte Überzahl.

Kapital konnten die Kieler aus der Situation nicht schlagen, im Gegenteil: Yanis Lenne traf trotz Nullwinkels auch seinen fünften Wurf und kurz vor dem Ablauf der zweiten Strafzeit erhöhte Stas Skube beim 13:8 den Abstand auf fünf Treffer. Filip Jicha, der bereits Tomas Mrkva für Samir Bellahcene zwischen die Pfosten beorderte, reagierte mit einer Auszeit, orderte eine 3:2:1-Abwehr und mehr Struktur in der zweiten Welle.

Ein zweiter von Niclas Ekberg vergebener Siebenmeter, nahm zunächst den Rückenwind nach der Auszeit, doch nach ersten Wechseln hatte auch Montpellier den Faden etwas verloren: Eric Johansson übernahm die Strafwürfe und verwandelte den ersten, Rune Dahmke und Harald Reinkind verkürzten – flankiert von Mrkva-Paraden beim 14:12 (21.) auf zwei Tore

In Überzahl konnten Pellas und Konan den Abstand dann wieder auf vier Tore stellen und in diesem Bereich blieb der Abstand bis zur Pause, denn Montpellier funktionierte ausgezeichnet, vor allem die Beinarbeit: Nach einem Treffer von Rune Dahmke reichten Montpellier zwölf Sekunden für den Treffer zum 20:16-Pausenstand durch Stas Skube.

Montpellier läuft dem THW davon

In den ersten Minuten des zweiten Abschnitts konnte Kiel nicht verkürzen, dann rückte Montpelliers Torhüter Remis Desbonnet in den Fokus: Er hatte einen Durchbruch von Steffen Weinhold abgewehrt und war danach zu Boden gegangen, die Schiedsrichter entschieden auf Kopftreffer und wollten den Kieler Angreifer mit zwei Minuten bestrafen – Desbonnet korrigierte dies aber und stellte klar, dass er den Ball erst an den Arm und dann von dort ins Gesicht bekommen habe.

Die Szene und eine weitere Parade von Desbonnet putschten die Halle auf: Valentin Porte und Veron Nacinovic erhöhten den Abstand beim 24:18 erstmals auf sechs Tore und als Stas Skube und Yanis Lenne den nächsten Øverby-Treffer doppelt beantworteten, stand beim 26:19 erstmals eine Sieben-Tore-Differenz auf der Anzeigetafel. Filip Jicha sah sich, nicht einmal acht Minuten nach Wiederbeginn, zur Auszeit gezwungen.

Im Kampf um eine gute Ausgangslage für das Rückspiel konnte der Handball Bundesligist in der Folge allerdings keinen Boden gut machen. Bis zum 30:23 blieb der Abstand im Bereich von fünf bis sieben Toren, bevor dann Sebastian Karlsson mit etwas Glück in Überzahl auf 31:23 erhöhte.

Kiel findet nicht zurück ins Spiel

Mykola Bilyk, THW Kiel

Mykola Bilyk: “Waren einfach nicht gut genug.”
Sascha Klahn

Die Neun-Tore-Führung verpasste Desbonnet allerdings mit einem Wurf neben das in Unterzahl verwaiste Kieler Gehäuse. Patrick Wiencek setzte zwar zwei wichtige Treffer, doch Kiel war weiter unter Druck. Längst ging es um Schadensbegrenzung.

Montpellier suchte unterdessen die Vorentscheidung, versuchte den Vorsprung für das Rückspiel in Kiel so komfortabel wie möglich zu gestalten. Filip Jicha beorderte derweil Samir Bellahcene zurück zwischen die Pfosten, stellte die Deckung um – doch das Team von Patrice Canayer hatte weiter Antworten und mit Remi Desbonnet weiter einen starken Rückhalt.

Die Gastgeber vergaben indes die Chance auf eine zweistellige Führung, bevor Kiel in den letzten Minuten die Ausgangslage die Aufholjagd für das Rückspiel auch dank einer Überzahl und einer offensiven Deckung vorzubereiten schien. Doch das letzte Wort hatte wieder Montpellier, das mit dem 39:30 durch Remis Desbonnet ein Neun-Tore-Polster mit nach Kiel nimmt.

“Wir kassieren 39 Tore, das ist viel zu viel. Wir haben in der Deckung nicht gut gespielt, konnten unseren Torhütern nicht helfen und sie uns auch nicht. Vorne haben wir in der Offensive zu viele Chancen vergeben und waren einfach nicht gut genug”, bilanzierte Mykola Bilyk nach der Begegnung. Der Rückraumspieler, fügte mit Blick auf das Rückspiel an: “Es wird hart, neun Tore ist viel – aber im Sport ist vieles möglich und wir werden alles versuchen.”

Montpellier HB – THW Kiel 39:30 (20:16)

Montpellier HB: Desbonnet (16/2 Paraden), Bolzinger; Y. Lenne 7, Pellas 7/5, Skube 6, Monte Dos Santos 4, Nacinovic 4, Porte 3, D. Simonet 3, Desbonnet 2, Konan 2, Karlsson 1, Fernandez, Panic, A. Lenne, Prat, Cornette

THW Kiel: Mrkva (6 Paraden), Bellahcene (2/1 Paraden); Johansson 8/2, Bilyk 7, Wiencek 3, Överby 3, Dahmke 2, Pekeler 2, Duvnjak 1, Ehrig 1, Ekberg 1, Wallinius 1, Weinhold 1, Szilagyi

Zuschauer: 3000 (FDI Stadium, Montpellier)
Schiedsrichter: Bojan Lah / David Sok (Slowenien)
Strafminuten: 8 / 10
Disqualifikation: Panic (14.) / –

SC Magdeburg unterliegt Kielce in leidenschaftlichem Duell

Abwehrgourmets kamen im Viertelfinal-Hinspiel der Handball Champions League zwischen KS Kielce und dem SC Magdeburg auf ihre Kosten. Am Ende stand ein 27:26 (15:14), das die erste Niederlage der Grün-Roten nach 216 Tagen bedeutet – aber auch eine gute Ausgangslange für das Rückspiel.

Bei einem gellenden Pfeifkonzert hatte der SC Magdeburg Anwurf im Viertelfinal-Hinspiel der Handball Champions League beim polnischen Verein KS Kielce. Der für die Gastgeber spielende deutsche Nationaltorhüter Andreas Wolff verzeichnete mit einer Parade die erste erfolgreiche Aktion des Spiels.

Der Bundesliga-Spitzenreiter verpasste in der Folge weitere Wurfchancen, auch einen Siebenmeter, als Omar Ingo Magnusson nach fünf Minuten den Pfosten traf. Nachdem Wolff den zweiten Siebenmeter abgewehrt hatte, kam bei Kielce Schwung ins Spiel.

Karalek und Nahi sorgten geschwind für die 4:1-Vorlage (10.). Danach nutzten die Unparteiischen, als Dylan Nahi  Gegenspieler Gisli Kristjansson beim Wurf seitlich am Kopf traf, den Videobeweis. Eine Zeitstrafe für den Franzosen genügte offenbar nicht – es gab zum Entsetzen der Halle direkt Rot.

Früh Schluss für Nahi

Talant Dujshebaev schickte Sohn Daniel als Ersatz in den Mittelblock. Doch direkt nach der roten Karte tat sich der SCM zunächst leichter: Kristjansson, Musche und Magnusson führten die Grün-Roten schnell zum 6:5-Anschlusstreffer.

Die ebenfalls erfolgte Umstellung der Abwehr auf ein 3:2:1-System kam allerdings eher Kielce zugute, Karalek erhöhte wieder. Einen Holztreffer ließ Magdeburg anschließend ungenutzt, das Angriffsspiel wirkte weiter sehr unruhig. “Wir haben ein gutes Potenzial, uns zu steigern”, stellte Bennet Wiegert in seiner Auszeit nach 18 Minuten mit Blick auf den Angriff fest.

Zu diesem Zeitpunkt stand ein 9:6 für Kielce auf der Anzeigetafel, der SC Magdeburg lag offensiv auf Kurs von lediglich zwanzig Toren. Tim Hornke machte nach der Unterbrechung mit dem ersten erfolgreichen Wurf von der Siebenmeter-Markierung den ersten Schritt.

SCM zündet spät

Kielce machte jedoch weiter Druck. Karacic gelang der Ballgewinn, den Alex Dujshebaev in das 12:8 (21.) ummünzte. Hornke mit dem 12:10 – Hernandez verbuchte seine zweite Parade – versuchte erneut, den Schalter bei den Grün-Roten umzulegen.

Smarason vertändelte zwar vorne den Ball, doch Kielce machte in der Folge ebenfalls weiter – und in diesem Fall noch mehr – Fehler. Ballverluste Kielces und Ungenauigkeiten in der Abwehr ermöglichten Hornkes Gewaltwurf von der Siebenmeter-Linie zum 12:11 (26.) und Kristjanssons Ausgleichstreffer.

Der 4:0-Lauf endete mit diesem 12:12, weil Kielce über Karacic und Kounkoud erneut Lösungen fand und der finale Freiwurf von Kristjansson zum möglichen Ausgleich nach der Sirene in der Mauer hängenblieb. Beim Seitenwechsel stand ein knappes 14:13 für Kielce auf der Anzeigetafel.

Kounkoud stört

Bis auf die Remis-Stände hatte Kielce bisher durchweg geführt, der Vorsprung blieb aber auf tönernen Füßen, weil Magdeburg ebenso kämpferisch agierte wie die Hausherren. Kielce scheiterte auch bei eigenem Ballbesitz beim Versuch, den Vorsprung nach dem Seitenwechsel auf zwei Tore auszubauen.

Kielce blieb bei der offensiven Abwehr mit dem teils weit vorgezogenen Kounkoud, Claar gewann jedoch den Zweikampf und besorgte das 14:14. Auch der SCM attackierte weiterhin früh, blieb wachsam, vergab aber die Chance, als Alex Dujshebaev an Hernandez scheiterte, durch Kristjansson erstmals in Führung zu gehen. DHB-Torhüter Wolff blieb im Torwartduell tonangebend.

Den Gastgebern des Hinspiels gelang es weiterhin, den Magdeburger Angreifern schwierige Aufgaben zu stellen. Den Grün-Roten konnte in dieser Hinsicht die mangelnde Bindung zwischen Torwart und Vorderleuten vorgeworfen werden und dass im Umschaltspiel zu langsam agiert wurde. Letzteres traf derweil auch auf Kielce zu. Der Rückzug beider Teams war gut, auch das verringerte die Chance auf schnelle Treffer.

Abwehrkampf bis zum Schluss

Als sich Kielce nach 44 Minuten die erste Zeitstrafe einhandelte, kam Kristjansson, wie schon nach der roten Karte gegen Nahi zu Beginn, schnell in die Wurfposition. Der Isländer besorgte das 19:19 (46.) in gleicher Manier, da Saugstrup wieder die Sperre stellen konnte.

Magdeburg pirschte sich heran, doch es erforderte die zehnte Parade Hernandez´, ehe Kristjansson das Spiel beim 22:23 (51.) drehte. “Jetzt sind wir da”, forderte Wiegert, als Kielce beim 24:23 (52.) wieder die Führung übernommen hatte. Kristjansson suchte die nächste Entscheidung, das Foul beim Wurf zu übersehen, passte indes zur insgesamt legeren Linie der Schiedsrichter.

Kielces abwehrstarker Spielmacher Olejniczak verletzte sich dann am Knie, als Claar nach dem Wurf zum 26:25 (56.) in ihn stürzte. Nach längerer Unterbrechung für die Behandlung legte Kielce vor, der SCM hatte aber noch die Chance auf den Ausgleich: Der bis dahin achtmal erfolgreiche Däne trat am Ende des leidenschaftlichen Duells zum direkten Freiwurf an, Wolff parierte den Versuch jedoch.

KS Kielce – SC Magdeburg 27:26 (15:14)

KS Kielce: Wolff (8/1 Paraden), Walach, Mestric; A. Dujshebaev 8, Karacic 7, Tournat 3, Olejniczak, D. Dujshebaev (je 2), Moryto (1/1), Kounkoud, Surgiel, Karalek, Nahi (je 1), Wiaderny, Thrastarson, Paczkowski

SC Magdeburg: Hernandez (11 Paraden), Aggefors; Claar 8, Kristjansson 6, Hornke 6/2, Musche, Magnusson (je 2), Saugstrup, Bergendahl (je 1), O’Sullivan, Pettersson, Smarason, Weber, Lagergren, Mertens, Damgaard

Zuschauer: 4200
Schiedsrichter: Gjorgji Nachevski / Slave Nikolov (Nordmazedonien)
Strafminuten: 4 / –
Disqualifikation: Nahi (9.) / –

Felix Buß

Paris kontrolliert Duell mit Plock und trifft auf Barcelona

Die Weichen in Richtung des Viertelfinals in der Machineseeker EHF Champions League im Handball hatte Paris Saint-Germain bereits mit dem 30:26 im Hinspiel in Plock gestellt, in heimischer Arena verwaltete der Favorit den Vorsprung und löste mit dem 34:33 die letzte Etappe auf dem Weg zum Final4 in Köln – auf der nun die Hürde FC Barcelona wartet.

David Balaguer und Paris behielten im Rückspiel gegen Plock die Kontrolle.

David Balaguer und Paris behielten im Rückspiel gegen Plock die Kontrolle.

IMAGO/PanoramiC

Nach dem 30:26 im Hinspiel in Plock nahm Paris Saint-Germain eine Vier-Tore-Führung mit in den zweiten Vergleich in heimischer Halle. Und dieser Vorsprung wuchs zunächst an, der Favorit legte vor. Nach drei Gegentoren in Folge hieß es dann aber plötzlich 6:8 und Plock war in der Addition auf zwei Tore heran. PSG antwortete allerdings mit einem Doppelschlag und setzte sich in der Folge beim 13:9 auf vier Tore ab.

Über ein 18:15 zur Pause wuchs der Abstand bis auf sechs Tore an, bevor Plock beim 30:30 ausglich. Paris behielt aber die Ruhe, setzte eine Dreier-Serie und verbuchte am Ende einen 34:33-Erfolg. Beste Schützen waren Elohim Prandi mit neun Treffern für Paris und Przemyslaw Krajewski mit acht Toren für Kielce.

weitere Informationen zum Spiel folgen …

Paris St. Germain – Wisla Plock 34:33 (18:15) – Hinspiel: 30:26

Paris Saint-Germain: Green (7 Paraden), Villain; Marchan Criado, Steins 4, Ntanzi, Keita, Tönnesen 1, Balaguer 8/3, Grebille 3, Syprzak 7/3, L. Karabatic, Gibelin, Holm, N. Karabatic 2, Peleka, Prandi 9

Wisla Plock: Alilovic (1 Parade), Jastrzebski (3 Paraden); Daszek 2, Zarabec, Lucin 1, Piroch, Serdio Guntin 6, Susnja 1, Fazekas 3, Krajewski 8/5, Perez Arce 1, Terzic, Dawydzik 1, Mihic 3, Mindegia Elizaga 2, Zhitnikov 2

Zuschauer: 3011 (Stade Pierre de Coubertin, Paris, FRA)
Schiedsrichter: Jonas Eliasson / Anton Palsson (ISL)
Strafminuten: 12 / 10

Veszprem mit zweiter Demonstration gegen Szeged

Im Duell um das Ticket ins Viertelfinale der EHF Machineseeker Champions League im Handball hat Veszprem auch im zweiten Vergleich mit Ligakonkurrent Szeged ein Ausrufezeichen gesetzt und mit einem ungefährdeten 39:32 den zweiten Sieben-Tore-Sieg gegen den Dauerrivalen eingefahren. Im Viertelfinale wartet nun Aalborg.

Veszprem zog mit zwei deutlichen Siegen gegen Szeged ins Viertelfinale der Handball Champions League ein.

Veszprem zog mit zwei deutlichen Siegen gegen Szeged ins Viertelfinale der Handball Champions League ein.

IMAGO/PanoramiC

“Jedem Trainer, der hier neu dazukommt, wird sofort gesagt: Egal was ist … Du musst gegen Szeged gewinnen. Das ist eine deutliche Ansprache – und die gilt nach wie vor”, erklärte der im Sommer nach Gummersbach wechselnde Kentin Mahé im Interview auf handball-world vor dem ungarischen Duell um den Einzug in das Viertelfinale der Handball Champions League.

Im Hinspiel vor einer Woche setzte Veszprem gleich in den ersten Minuten ein Zeichen, schockte Szeged mit einem schnellen 5:0 und hielt die Gastgeber in der Folge auf Distanz. Näher als auf drei Tore ließ der ungarische Meister den Vize nicht verkürzen und mit einer Vierer-Serie wurde der Abstand beim 33:26 dann auf die sieben Tore ausgebaut, die auch am Ende zwischen beiden Teams liegen sollten. Der 37:30-Auswärtserfolg bescherte Veszprem ein beruhigendes Polster für das Rückspiel in eigener Halle.

Veszprems Kreisläufer Andreas Nilsson warnte vor dem Spiel dennoch: “Man kann sich gegen Szeged nie so vorbereiten, als ob es ein leichtes Spiel wäre. Wir spielen immer schwere Spiele gegeneinander. Wir haben im ersten Spiel gut gespielt, und deshalb können wir das Heimspiel aus einer guten Position heraus erwarten. Es wird ein neues Spiel sein und alles kann passieren. Natürlich werden wir kämpfen, um zu Hause zu gewinnen und das Viertelfinale zu erreichen.”

Veszprem legt auch im Rückspiel vor

Die Hoffnung der mitgereisten Fans von Pick Szeged auf eine Überraschung im Rückspiel erhielten gleich in den ersten Minuten einen Dämpfer: Die Gäste verloren in den ersten drei Angriffen jeweils den Ball und von Veszprem machte sich jeweils Mikita Vailupau auf die Reise – mit einem Hattrick stellte er auf 3:0 und so war der Abstand in der Addition nach drei Minuten bereits auf zehn Treffer angewachsen.

Zoltan Szita erzielte dann zwar den ersten Treffer für Szeged, doch Veszprem behielt die Kontrolle über die Partie. Als die Gastgeber die Zügel kurz etwas schleifen ließen, kam Szeged durch Sebastian Frimmel zwar zum Anschluss – doch Szeged zog vom 6:5 umgehend wieder auf 9:6 davon. Mit Blick auf das entscheidende Gesamtresultat war der Zehn-Tore-Abstand wieder erreicht. Und Vezsprem gab sich damit nicht zufrieden, setzte sich beim 15:10 erstmals auf fünf Tore ab.

Die Frage nach dem Viertelfinalisten in der Champions League schien zu diesem Zeitpunkt bereits beantwortet, für beide Teams ging es aber auch um das Prestige: Szeged wollte sich für die deutliche Niederlage im Hinspiel revanchieren, Veszprem hinter den Auswärtserfolg ein Ausrufezeichen setzen. Nach dem 19:13 von Nilsson konnte Szeged dabei mit einem Doppelschlag zur Pause auf 19:15 verkürzen.

Mit einer Dreier-Serie zu Beginn des zweiten Abschnitts ließ Veszprem aber keine Zweifel aufkommen, dass der Gastgeber neben dem Weiterkommen auch einen zweiten Sieg einfahren wollte. Beim 22:15 führte Veszprem mit den sieben Toren, die bereits im Hinspiel zwischen beiden Teams lagen. Szeged kam noch einmal auf vier Tore heran, doch Veszprem schaltete wieder einen Gang hoch und gewann am Ende auch in der Höhe verdient mit 39:32 – und schickte den Dauerrivalen in der Addition mit vierzehn Treffern Unterschied aus.

weitere Informationen zum Spiel folgen …

Deutsche CL-Viertelfinals perfekt: SCM trifft auf Wolff – Kiel muss nach Frankreich

Die beiden deutschen Viertelfinal-Gegner in der Champions League stehen fest: Der SC Magdeburg trifft in einer Neuauflage des Finals der Vorsaison auf Kielce, für den THW Kiel geht es nach Frankreich.

Blick Richtung Köln: Andreas Wolff (li.) will mit Kielce und Steffen Weinhold mit Kiel ins Halbfinale.

Blick Richtung Köln: Andreas Wolff (li.) will mit Kielce und Steffen Weinhold mit Kiel ins Halbfinale.

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Das erste Viertelfinal-Ticket am Mittwochabend löste wenig überraschend der polnische Spitzenklub Kielce. Dem 33:25-Hinspielerfolg in Dänemark ließen Andreas Wolff & Co. im zweiten Vergleich mit GOG ein 33:28 folgen. Nationalkeeper Wolff, der sich die Spielzeit mit dem Kroaten Sandro Mestric (neun Paraden, 37 Prozent Fangquote) teilte, entschärfte zehn Würfe und kam auf eine Quote von 43 Prozent.

Vorne war wie gewohnt Verlass auf Trainer-Sohn Alex Dujshebaev, der sieben seiner zehn Würfe unterbrachte. Bester Werfer bei GOG war Ex-Flensburger Aaron Mensing (sechs Tore bei acht Würfen), der im kommenden Sommer zur MT Melsungen wechseln wird.

Deutlich höher hängen die Trauben für Kielce nun im Viertelfinale, wo Titelverteidiger und Mitfavorit Magdeburg wartet – es kommt also zur frühen Neuauflage des Finals der Vorsaison.

Der Traditionsklub aus Sachsen-Anhalt hatte sich am letzten Spieltag der Gruppenphase auf Platz eins der Gruppe B geschoben und damit die Viertelfinal-Qualifikation überspringen dürfen.

Sechs von acht Duellen gewann der THW

Der THW Kiel, der seine Gruppe A bis zum Schluss anführte, muss für seinen Traum vom Final Four in Köln eine französische Hürde nehmen: Montpellier HB setzte sich angeführt vom bärenstarken Spielmacher Stas Skube (sechs Tore bei acht Würfen) im Heimspiel gegen RK Zagreb mit 30:24 durch – im Hinspiel hatten sich die Kontrahenten noch mit 27:27 getrennt.

Achtmal traf der THW bislang in seiner Champions-League-Geschichte auf Montpellier, sechsmal ging der deutsche Rekordmeister dabei als Sieger vom Feld. Die bis dato letzten beiden Duelle in der CL-Saison 2021/22 hätten allerdings unterschiedlicher nicht sein können: Das Hinspiel in Frankreich verloren die “Zebras” mit 30:37, um im Rückspiel den Gegner mit 35:26 vorzuführen.

Die Viertelfinal-Hinspiele gehen am 24. und 25. April über die Bühne, die Entscheidungen, welche Teams am 8. und 9. Juni in Köln um Europas Krone kämpfen, fallen dann am 1. und 2. Mai.