Das bedeutendste Wochenende der Bundesliga-Saison

Im Meisterrennen der Handball-Bundesliga könnte an diesem Wochenende eine Vorentscheidung fallen. Dass dabei die besten vier Teams der Liga aufeinandertreffen, macht es besonders spannend.

Alle Augen auf den Meisterkampf: Flensburg trifft auf Magdeburg, Kiel auf die Füchse.

Alle Augen auf den Meisterkampf: Flensburg trifft auf Magdeburg, Kiel auf die Füchse.

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Wer wird deutscher Meister? Gut möglich, dass bis zur endgültigen Beantwortung dieser Frage noch einige Wochen vergehen. Der 34. und letzte Spieltag der Handball-Bundesliga steigt erst am 2. Juni. Bis dahin kann noch so viel passieren – doch das kommende Wochenende wird dennoch als bedeutendstes der restlichen Saison eingestuft.

BUNDESLIGA – 29. SPIELTAG

Die besten vier Teams der HBL treffen in direkten Duellen aufeinander. Mit Blick auf das Restprogramm des Top-Favoriten Magdeburg (48:6 Punkte), der jüngst auch den DHB-Pokal gewann, bekommt das Auswärtsspiel bei der SG Flensburg-Handewitt (42:12) am Freitagabend eine besondere Note.

Danach ist der SCM in den Duellen mit dem TBV Lemgo Lippe (A), dem HC Erlangen (A), HBW Balingen-Weilstetten (H), dem SC DHfK Leipzig (H), den Rhein-Neckar Löwen (A) und der HSG Wetzlar (H) jeweils haushoher Favorit.

Krickau sieht “keine Schwächen” beim SCM

Gewinnt Magdeburg auch das zwölfte Pflichtspiel in Folge, dann ist die Mannschaft von Trainer Bennet Wiegert wohl nicht mehr aufzuhalten. Doch die SG, die den Kampf um einen Champions-League-Platz noch immer nicht aufgeben will, würde dem SCM nur zu gerne ein Bein stellen.

Wie schwierig das wird, weiß auch SG-Cheftrainer Nicolej Krickau, der bei seiner Video-Analyse “keine Schwächen gefunden” habe. “Der SCM ist eine Maschine, die kaum Fehler macht, deren Effektivität im Angriff wahnsinnig hoch ist”, weiß der Däne: “Und die Abwehr ist anders als bei anderen Mannschaften, sodass wir unseren Angriff etwas anpassen müssen.”

Abgesehen hat es Flensburg bei seiner Aufholjagd wohl eher auf die Füchse Berlin (49:7) denn auf Magdeburg. Der Hauptstadtklub drückt den Flensburgern wiederum die Daumen, eine SCM-Niederlage brächte die erste deutsche Meisterschaft der Vereinsgeschichte wieder ein Stück näher.

Siewert: “Gehe davon aus, dass wir gegen Kiel gewinnen”

Mit Blick auf das Heimspiel gegen den THW Kiel (39:15) am Sonntag und das verpatzte Final Four im DHB-Pokal erklärt Füchse-Coach Jaron Siewert: “Wir haben vorher sechs Spiele in 14 Tagen mit Bravour gemeistert, und dieses eine Wochenende wird uns nicht aus der Bahn werfen. Den Eindruck habe ich auch bei allen Spielern. Sie sind sich bewusst, dass wir eine Titelchance verloren haben, aber sie wissen auch, dass wir noch zwei Titel erreichen können.”

Die Füchse, die in 28 Bundesliga-Partien nur zwei Niederlagen hinnehmen mussten, sind bereit für den THW, der die Berliner in der Hinrunde allerdings düpierte. “Die Motivation ist extrem groß, in der Bundesliga dort weiterzumachen, wo wir aufgehört hatten, und in der European League bestmöglich das Final Four zu erreichen”, so Siewert, der selbstbewusst anfügt: “Ich gehe davon aus, dass wir gegen Kiel gewinnen, dass wir die volle Max-Schmeling-Halle zum Beben bringen, und dass wir die Emotionen entfachen, die uns über die letzten Heimspiele getragen haben.”

Danach wird man sehen, ob wir einen Punkt vorne oder weiter in der Verfolgerrolle sind.

Jaron Siewert

Der Magdeburger Auftritt in Flensburg sei “natürlich wichtig, aber nicht für unsere Herangehensweise”, wie Siewert klarstellt. “Wir wollen gewinnen, wir wollen weiter Heimstärke beweisen. Danach wird man sehen, ob wir einen Punkt vorne oder weiter in der Verfolgerrolle sind. Egal wie, jedes Spiel danach bleibt für uns ein Endspiel.”

Die Füchse haben im Vergleich mit dem SCM das deutlich schwerere Restprogramm vor sich. Es warten nach Kiel noch Melsungen (A), Gummersbach (H), Hannover-Burgdorf (A), der BHC (H) und zum Abschluss Eisenach (A) – genügend Stolpersteine also. Verliert Berlin allerdings bereits gegen den THW und der SCM gewinnt in Flensburg, könnte der Füchse-Endspurt mit Blick auf den Meisterkampf fast schon “egal” sein.

Für Bundesliga-Lizenz: HSV Hamburg muss Liquiditätslücke schließen

Wie die HBL am Mittwoch mitteilte, haben alle 36 sportlich qualifizierten Bewerber aus Bundesliga und 2. Liga die Lizenz für die Saison 2024/25 erhalten – der HSV Hamburg allerdings nur unter Auflagen.

Ernster Blick: Dani Baijens liegt mit dem HSV Hamburg aktuell auf Rang neun.

Ernster Blick: Dani Baijens liegt mit dem HSV Hamburg aktuell auf Rang neun.

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“Alle 36 sportlich qualifizierten Bewerber aus den beiden Profiligen erhalten die Lizenz für die kommende Saison 2024/25”, das teilte die HBL GmbH am Mittwoch den Bundesligisten und Zweitligisten offiziell mit.

Ein Klub erhielt die Lizenz allerdings unter Auflagen: Der HSV Hamburg erhält seine Bundesliga-Lizenz unter der Bedingung, dass er die derzeit noch bestehende Liquiditätslücke bis spätestens zum 3. Mai 2024 schließen wird. Dies müsse gegenüber der Lizenzierungskommission fristgemäß nachgewiesen werden. Wird die Bedingung nicht innerhalb der gesetzten Frist erfüllt, gilt die Lizenz als nicht erteilt.

“Wir haben den  Prozess in den vergangenen Wochen immer im engen Austausch mit der HBL geführt und wussten, dass wir diese Bedingung womöglich bekommen würden, weil wir seit unserem Neustart unter gesamtwirtschaftlich schwierigen Rahmenbedingungen kontinuierlich gewachsen sind”, erklärt HSVH-Geschäftsführer Sebastian Frecke in einem Vereinsstatement: “Nun müssen wir dieses Wachstum und unsere Stabilität in diesem Jahr noch einmal mit zusätzlichen Dokumenten untermauern, um nachzuweisen, dass wir die von der Liga errechnete Liquiditätslücke decken können.”

Um welche Höhe es sich dabei handelt, ließen Verein und Liga offen. “Wir haben bereits die nötigen Zusagen und werden die benötigten Unterschriften und Unterlagen bis zum 3. Mai einreichen und freuen uns dann auf unsere nächste Spielzeit in der ersten Liga”, kündigte Frecke an.

“Deutliche Umsatzsteigerung” und gestiegene Ticket-Verkäufe

Im Rahmen des Lizenzierungsverfahrens überprüft die HBL-Lizenzierungskommission nicht nur die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Klubs. Im Fokus sind unter anderem auch infrastrukturelle, rechtliche sowie sportliche Kriterien. Die Spielzeit 2024/25 beginnt offiziell am 31. August 2025.

“Trotz eines herausfordernden Marktumfelds blicken wir auf ein bisher insgesamt erfolgreiches Geschäftsjahr, das im Vergleich zur letzten Spielzeit 2023/24 eine deutliche Umsatzsteigerung verzeichnet”, wird Rolf Nottmeier, Vorsitzender der Lizenzierungskommission, zitiert: “Auch im Kernbereich Ticketverkauf stellen wir eine erhebliche Steigerung fest. Wir rechnen damit, dass sich diese positive Entwicklung auf der Einnahmenseite fortsetzen wird. Das lässt uns zuversichtlich in die Zukunft blicken.”

SCM müht sich lange – BHC kaum noch zu retten – Löwen stürzen in Wetzlar

Die Handball-Bundesliga rast aufs Saison-Finale zu: Am Sonntag gab es drei Heimsiege, wobei besonders der einzige Auswärtssieg von Aufsteiger Eisenach die nächste Entscheidung immer näher rücken lässt.

Unterschiedliche Gefühle: Magdeburg jubelte am Sonntag, der BHC und die Löwen kassierten die nächste Pleite.

Unterschiedliche Gefühle: Magdeburg jubelte am Sonntag, der BHC und die Löwen kassierten die nächste Pleite.

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Mit einem echten Abstiegskracher wurde der Sonntagnachmittag eröffnet – und es wurde der nächste Tiefschlag für den Bergischen HC. Das 27:30 (14:16) gegen Aufsteiger ThSV Eisenach war bereits die zwölfte Pflichtspielniederlage in Folge für den BHC. Angesichts von nun fünf Punkten Rückstand auf Eisenach, das Rang 16 belegt, ist der Abstieg wohl kaum noch abzuwenden.

Der Bergische HC hat zwar noch ein Spiel in der Hinterhand, spielt im Endspurt aber auch noch bei den Rhein-Neckar Löwen, bei den Füchsen Berlin und gegen die SG Flensburg-Handewitt. Verlass war bei den Gästen mal wieder auf Spielmacher Manuel Zehnder, der insgesamt zwölf Treffer erzielte und damit im HBL-Ranking (224 Tore) weiter drei vor Welthandballer Mathias Gidsel liegt.

Bester BHC-Werfer war Eloy Morante Maldonado, der sieben Tore erzielte. Bei den Torhütern stach Eisenachs Mateusz Kornecki (neun Paraden, 35 Prozent Fangquote) hervor.

Magdeburg zündet nach der Pause den Turbo

Meister-Kandidat Magdeburg tat sich derweil gegen einen starken TVB Stuttgart lange enorm schwer, brachte am Ende aber den 40:31 (19:18)-Erfolg ins Ziel. Auch weil speziell drei Spieler mit Effizienz glänzten: Rechtsaußen Tim Hornke (9 Tore/9 Würfe), Spielmacher Felix Claar (8/8) und Linksaußen Lukas Mertens (8/9) waren kaum zu bremsen. Beste Stuttgarter Werfer waren Linkshänder Kai Häfner und Kreisläufer Marino Maric (je 6/8).

“Ich glaube, wir haben hier heute zwei unterschiedliche Halbzeiten gesehen”, bilanzierte SCM-Coach Bennet Wiegert, der nachschob: “Mit der ersten war ich weniger zufrieden.” Womöglich ist die aktuell häufiger längere Pause zwischen Spielen ein Grund? “Wir haben eine Kader zusammengestellt, der unbedingt spielen und nicht nur trainieren möchte”, bestätigte Wiegert, der mit seinem Team lieber “alle drei Tage Vollgas” geht.

Ebner hält Leipzigs Sieg fest

Einen hauchzarten 29:28 (12:16)-Heimsieg feierte der SC DHfK Leipzig, der zur Pause noch mit vier Toren in Rückstand gelegen hatte. Garant für den Sieg war am Ende Keeper Domenico Ebner (sieben Paraden, 23 Prozent Fangquote), der den allerletzten Wurf von Nicolai Theilinger entschärfte und damit den achten Heimsieg in dieser Saison festhielt.

Verlass war bei den Hausherren auf die beiden Außen: Linksaußen Lukas Binder (6/6) und Rechtsaußen Staffan Peter (5/5) hatten als beste Werfer makellose Bilanzen vorzuweisen. Bester Schütze der Partie war Lemgos österreichischer Spielmacher Lukas Hutecek mit acht Toren bei zehn Versuchen. Leipzig untermauerte Rang acht, Lemgo ist nun nur noch Zwölfter.

Wetzlar macht einen Satz in der Tabelle

Einen Satz in der Tabelle machte der neue Zehnte HSG Wetzlar mit einem 30:27 (12:12) zu Hause gegen die Rhein-Neckar Löwen, die nur noch Elfter sind. Vor 4317 Zuschauern waren Löwen-Spielmacher Juri Knorr (6/7) sowie die Wetzlarer Lukas Becher (6/8) und Stefan Cavor (6/10) die besten Werfer.

Bei den Torhütern stand U-21-Weltmeister David Späth (neun Paraden, 30 Prozent Fangquote) seinem Gegenüber Till Klimpke (zehn Paraden, 29 Prozent Fangquote) in nichts nach. Wetzlar aber war abgezockter, nutzte einen 3:0-Lauf nach dem Seitenwechsel, um sich ein kleines Polster zu verschaffen, das zwischenzeitlich zusammenschmolz, dann aber wieder anwuchs.

Beim 24:25 von Kreisläufer Jannik Kohlbacher hofften die Löwen noch einmal, der nächste 3:0-Lauf zum 24:28 brach dem Favoriten aber endgültig das Genick. Retten können die Mannheimer die Saison nur noch in der European League, wo im Viertelfinale die hohe Hürde Sporting Lissabon wartet.

Niederlagenserie des Bergischen HC geht in Stuttgart weiter

Die Niederlagenserie des Bergischen HC geht weiter – der TVB Stuttgart konnte sich trotz eines Fehlstarts zu Beginn und einem Vier-Tore-Rückstand mit 27:26 (11:11) durchsetzen. Es war eine Nervenschlacht, in der die Gäste den Befreiungsschlag im Abstiegskampf verpassten, die Wild Boys haben nun sieben Zähler Vorsprung auf den BHC durch den Sieg im direkten Duell.

Der Bergische HC musste Stuttgart am Ende ziehen lassen.

Der Bergische HC musste Stuttgart am Ende ziehen lassen.

IMAGO/wolf-sportfoto

“Die Spiele, die jetzt kommen, wittern wir als Chance”, sagte BHC-Coach Jamal Naji, der das Stuttgart-Spiel als “Startschuss” setzen wollte und vor allem die zwei Punkte wichtig seien. Auch Silvio Heinevetter betonte: “Wir wissen, was auf dem Spiel steht. Die zwei Punkte sind enorm wichtig für beide Mannschaften.”

Der Start in die Partie verlief optimal für die Bergischen Löwen, Christopher Rudeck war zweimal zur Stelle und vorne hämmerten Rückkehrer Djibril M´Bengue und Lukas Stutzke den Ball an Silvio Heinevetter vorbei in die Maschen. Als Noah Beyer zum 1:5 (7.) den Ball von Linksaußen in die Maschen haute, musste Michael Schweikardt die erste Auszeit nehmen. Seine Mannschaft hatte noch kein Feldtor erzielt. lediglich Fernandez hatte vom Strich den Ball an Rudeck vorbeigebracht.

Rudeck im Tor mit deutlichem Plus in Halbzeit eins

Marino Maric sollte nun unter Bedrängnis vom Kreis den Bann brechen und auch die Defensive immer durch Patrick Zieker erfolgreich die Bewegung des BHC-Rückraum ins Stocken bringen. Mit der ersten Parade von Silvio Heinevetter nach rund einer Viertelstunde kam auch ein kleiner Impuls bei den Schwaben, Jamal Naji nahm beim 5:6 (17.) die Auszeit, aber es war die sechste Parade von Rudeck, die den möglichen Ausgleich der Hausherren verhinderte. Der BHC machte das Tempo schnell, brachte den Ball zu Ladefoged, der dann wieder auf zwei Tore Polster stellte.

Michael Schweikardt schickte für die letzten sechs Minuten des ersten Durchgangs Miljan Vujovic zwischen die Pfosten, der Slowene nahm seinem Landsmann Grega Krecic gleich einen Wurf weg. Es wurde auf beiden Seiten hart gekämpft, die BHC-Deckung hatte sich auf die Anspiele auf Maric eingestellt, das aber öffnete die Räume für Adam Lönn, der zum 9:10 und 11:11-Halbzeitstand netzte.

Erste Stuttgarter Führung nach 36 Minuten

Die Partie war wieder offen, doch auch in Durchgang zwei sollten die Gäste zunächst vorlegen. Einen Blitzstart wie zum Beginn ließen die Schwaben diesmal aber nicht zu, schafften immer wieder den Ausgleich. Man merkte beiden Teams die emotionale Bedeutung der Partie an, jedes Erfolgserlebnis wurde gefeiert. Als Arnesson einen Notwurf nahm, war Lönn mit seinem vierten Treffer beim 14:13 (36.) zur Stelle – die erste Führung der Hausherren.

Es war Abstiegskampf pur, beide Teams gingen vorne wie hinten an die körperlichen Grenzen. Stuttgart konnte mit der zwischenzeitlichen 5:1-Abwehr mit Daniel Fernandez auf der Spitze das laufintensive Positionsspiel der Bergischen ins Stocken bringen. Als dann auch noch der starke Stutzke eine Zeitstrafe nach einem Gesichtstreffer gegen Egon Hanusz kassierte, baute Kai Häfner in Überzahl mit dem 18:16 (42.).

Naji versuchte dem Spiel mit der Einwechselung von Peter Johannesson nun eine Wende zu geben und der Schwede zeichnete sich gleich gegen Marino Maric aus. Der zuückgekehrte Lukas Stutzke stellte mit dem 18:18 eine Viertelstunde vor dem Ende wieder alles auf Anfang. Kai Häfner verletzte sich nach dem erneuten Führungstreffer am Fuß, humpelte dann wieder vom Parkett und musste behandelt werden. Nach kurzer Zeit kehrte der Linkshänder wieder auf das Parkett zurück und bereitete das 20:19 von Jorge Serrano vor.

Heinevetter und Vujovic mit entscheidenden Paraden

Es ging während der zweiten Zeitstrafe von Stutzke Schlag auf Schlag, Vujovic parierte gegen Ladefoged, Zieker holte den Siebenmeter raus, den Fernandez zur erneuten Zwei-Tore-Führung nutzte. Beide Teams waren nahezu auf Augenhöhe, es waren Kleinigkeiten, die das Spiel entscheiden konnten. In der Crunch-Time waren es vor allem Stutzke und Morante, die Verantwortung übernahmen. Noah Beyer ließ allerdings die Chance auf den Ausgleich liegen, Heinevetter lenkte den Siebenmeter des Linksaußen an den Pfosten und Fynn Nicolaus konnte zum 24:22 treffen.

Die Porsche-Arena bebte, als Vujovic dann gegen Morante zur Stelle war und nach einer Auszeit dann Lönn den Ball aus dem Rückraum ins Eck schweißte. Die Partie entglitt den Gästen jetzt, die nächste Vujovic-Parade und ein Treffer von Serrano zum 26:22 (57.) erzwangen die letzte Auszeit des BHC und eine offensive Abwehrformation. Bis auf ein Tor kamen die Löwen noch einmal heran, aber am Ende sollte Jorge Serrano mit dem 27:25 vom Kreis die Partie entscheiden. M´Bengues Anschlusstreffer war zu wenig.

TVB Stuttgart – Bergischer HC 27:26 (11:11)

TVB Stuttgart: Heinevetter (3/1 Paraden), Vujovic (10 Paraden); Häfner 7, Serrano 5, Lönn 5, Maric 4, Fernandez 3/3, Nicolaus 2, Zieker 1, Hanusz, Ivankovic, Röthlisberger, Forstbauer, Pfattheicher, Slaninka

Bergischer HC: Rudeck (10/1 Paraden), Johannesson (1 Parade); Beyer 8/4, Ladefoged 6, Stutzke 4, M´Bengue 2, Fraatz 2, Babak 2, Andersen 1, Morante 1, Persson, Doniecki, Nothdurft, Krecic, Gunnarsson, Arnesson

Schiedsrichter: Brodbeck / Reich
Zuschauer: 5734
Siebenmeter: 3/4 ; 4/5
Strafminuten: 4/8

Christian Stein

Niederlagenserie des Bergischen HC geht in Stuttgart weiter

Die Niederlagenserie des Bergischen HC geht weiter – der TVB Stuttgart konnte sich trotz eines Fehlstarts zu Beginn und einem Vier-Tore-Rückstand mit 27:26 (11:11) durchsetzen. Es war eine Nervenschlacht, in der die Gäste den Befreiungsschlag im Abstiegskampf verpassten, die Wild Boys haben nun sieben Zähler Vorsprung auf den BHC durch den Sieg im direkten Duell.

Der Bergische HC musste Stuttgart am Ende ziehen lassen.

Der Bergische HC musste Stuttgart am Ende ziehen lassen.

IMAGO/wolf-sportfoto

“Die Spiele, die jetzt kommen, wittern wir als Chance”, sagte BHC-Coach Jamal Naji, der das Stuttgart-Spiel als “Startschuss” setzen wollte und vor allem die zwei Punkte wichtig seien. Auch Silvio Heinevetter betonte: “Wir wissen, was auf dem Spiel steht. Die zwei Punkte sind enorm wichtig für beide Mannschaften.”

Der Start in die Partie verlief optimal für die Bergischen Löwen, Christopher Rudeck war zweimal zur Stelle und vorne hämmerten Rückkehrer Djibril M´Bengue und Lukas Stutzke den Ball an Silvio Heinevetter vorbei in die Maschen. Als Noah Beyer zum 1:5 (7.) den Ball von Linksaußen in die Maschen haute, musste Michael Schweikardt die erste Auszeit nehmen. Seine Mannschaft hatte noch kein Feldtor erzielt. lediglich Fernandez hatte vom Strich den Ball an Rudeck vorbeigebracht.

Rudeck im Tor mit deutlichem Plus in Halbzeit eins

Marino Maric sollte nun unter Bedrängnis vom Kreis den Bann brechen und auch die Defensive immer durch Patrick Zieker erfolgreich die Bewegung des BHC-Rückraum ins Stocken bringen. Mit der ersten Parade von Silvio Heinevetter nach rund einer Viertelstunde kam auch ein kleiner Impuls bei den Schwaben, Jamal Naji nahm beim 5:6 (17.) die Auszeit, aber es war die sechste Parade von Rudeck, die den möglichen Ausgleich der Hausherren verhinderte. Der BHC machte das Tempo schnell, brachte den Ball zu Ladefoged, der dann wieder auf zwei Tore Polster stellte.

Michael Schweikardt schickte für die letzten sechs Minuten des ersten Durchgangs Miljan Vujovic zwischen die Pfosten, der Slowene nahm seinem Landsmann Grega Krecic gleich einen Wurf weg. Es wurde auf beiden Seiten hart gekämpft, die BHC-Deckung hatte sich auf die Anspiele auf Maric eingestellt, das aber öffnete die Räume für Adam Lönn, der zum 9:10 und 11:11-Halbzeitstand netzte.

Erste Stuttgarter Führung nach 36 Minuten

Die Partie war wieder offen, doch auch in Durchgang zwei sollten die Gäste zunächst vorlegen. Einen Blitzstart wie zum Beginn ließen die Schwaben diesmal aber nicht zu, schafften immer wieder den Ausgleich. Man merkte beiden Teams die emotionale Bedeutung der Partie an, jedes Erfolgserlebnis wurde gefeiert. Als Arnesson einen Notwurf nahm, war Lönn mit seinem vierten Treffer beim 14:13 (36.) zur Stelle – die erste Führung der Hausherren.

Es war Abstiegskampf pur, beide Teams gingen vorne wie hinten an die körperlichen Grenzen. Stuttgart konnte mit der zwischenzeitlichen 5:1-Abwehr mit Daniel Fernandez auf der Spitze das laufintensive Positionsspiel der Bergischen ins Stocken bringen. Als dann auch noch der starke Stutzke eine Zeitstrafe nach einem Gesichtstreffer gegen Egon Hanusz kassierte, baute Kai Häfner in Überzahl mit dem 18:16 (42.).

Naji versuchte dem Spiel mit der Einwechselung von Peter Johannesson nun eine Wende zu geben und der Schwede zeichnete sich gleich gegen Marino Maric aus. Der zuückgekehrte Lukas Stutzke stellte mit dem 18:18 eine Viertelstunde vor dem Ende wieder alles auf Anfang. Kai Häfner verletzte sich nach dem erneuten Führungstreffer am Fuß, humpelte dann wieder vom Parkett und musste behandelt werden. Nach kurzer Zeit kehrte der Linkshänder wieder auf das Parkett zurück und bereitete das 20:19 von Jorge Serrano vor.

Heinevetter und Vujovic mit entscheidenden Paraden

Es ging während der zweiten Zeitstrafe von Stutzke Schlag auf Schlag, Vujovic parierte gegen Ladefoged, Zieker holte den Siebenmeter raus, den Fernandez zur erneuten Zwei-Tore-Führung nutzte. Beide Teams waren nahezu auf Augenhöhe, es waren Kleinigkeiten, die das Spiel entscheiden konnten. In der Crunch-Time waren es vor allem Stutzke und Morante, die Verantwortung übernahmen. Noah Beyer ließ allerdings die Chance auf den Ausgleich liegen, Heinevetter lenkte den Siebenmeter des Linksaußen an den Pfosten und Fynn Nicolaus konnte zum 24:22 treffen.

Die Porsche-Arena bebte, als Vujovic dann gegen Morante zur Stelle war und nach einer Auszeit dann Lönn den Ball aus dem Rückraum ins Eck schweißte. Die Partie entglitt den Gästen jetzt, die nächste Vujovic-Parade und ein Treffer von Serrano zum 26:22 (57.) erzwangen die letzte Auszeit des BHC und eine offensive Abwehrformation. Bis auf ein Tor kamen die Löwen noch einmal heran, aber am Ende sollte Jorge Serrano mit dem 27:25 vom Kreis die Partie entscheiden. M´Bengues Anschlusstreffer war zu wenig.

TVB Stuttgart – Bergischer HC 27:26 (11:11)

TVB Stuttgart: Heinevetter (3/1 Paraden), Vujovic (10 Paraden); Häfner 7, Serrano 5, Lönn 5, Maric 4, Fernandez 3/3, Nicolaus 2, Zieker 1, Hanusz, Ivankovic, Röthlisberger, Forstbauer, Pfattheicher, Slaninka

Bergischer HC: Rudeck (10/1 Paraden), Johannesson (1 Parade); Beyer 8/4, Ladefoged 6, Stutzke 4, M´Bengue 2, Fraatz 2, Babak 2, Andersen 1, Morante 1, Persson, Doniecki, Nothdurft, Krecic, Gunnarsson, Arnesson

Schiedsrichter: Brodbeck / Reich
Zuschauer: 5734
Siebenmeter: 3/4 ; 4/5
Strafminuten: 4/8

Christian Stein

“Hochtalentiert”: TVB Stuttgart präsentiert Heinevetter-Nachfolger

Der TVB Stuttgart hat Planungssicherheit für die Position im Tor: Im Sommer kommt der “hochtalentierte” Luka Krivokapic aus Spanien, zudem hat Miljan Vujovic seinen Vertrag im Schwabenland verlängert.

Sie bilden ab Sommer das Torhütergespann in Stuttgart: Luka Krivokapic (li.) und Miljan Vujovic.

Sie bilden ab Sommer das Torhütergespann in Stuttgart: Luka Krivokapic (li.) und Miljan Vujovic.

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Wie geht es im Stuttgarter Tor weiter nach der kurzen, nur zwei Jahre andauernden Ära von Silvio Heinevetter? Eine Antwort auf diese Frage hat der TVB am Freitag geliefert.

Als direkter Nachfolger für den zum ThSV Eisenach abwandernden 39-Jährigen kommt der 22-jährige Luka Krivokapic ins Schwabenland. Dieser wurde bei Pick Szeged ausgebildet und steht aktuell noch beim spanischen Klub Puerto Sagunto unter Vertrag. Krivokapic erhält in Stuttgart einen Vierjahresvertrag bis 30. Juni 2028.

“Ich freue mich, dass ein aufstrebender Torhüter wie Luka sich für den TVB entschieden hat”, wird Cheftrainer Michael Schweikardt auf der TVB-Website zitiert: “Er konnte durch seine Zeit bei Pick Szeged und einem Jahr in Spanien, mit viel Spielpraxis, bereits wichtige Erfahrungen sammeln. Wir sind überzeugt, dass er bei uns seine steile Entwicklung fortsetzen kann.”

Krivokapic selbst nennt den TVB einen “tollen Verein mit optimalen Bedingungen”, in der Bundesliga wolle er vor allem “viel lernen”. In Deutschland auf sich aufmerksam machte Krivokapic unter anderem bei der U-21-Weltmeisterschaft – er kam beim Turnier im Sommer 2023 auf unübertroffene 93 Paraden in acht Spielen (Fangquote von 36,3 Prozent). Im Halbfinale war das Talent mit den Serben an Co-Gastgeber Deutschland gescheitert.

Neuer Vujovic-Vertrag gilt bis 2027 – Auch Tschentscher bleibt

Neben Neuzugang Krivokapic baut Stuttgart derweil weiterhin auf Miljan Vujovic, dessen Vertrag vorzeitig bis zum 30. Juni 2027 verlängert wurde. Der 23-Jährige war 2022 von RK Celje zum aktuellen Bundesliga-15. gewechselt und legte seither eine steile Entwicklung hin (71 Pflichtspiele).

“Miljan ist mit seinen 23 Jahren immer noch ein sehr junger Torhüter, trotzdem verfügt er bereits über viel Erfahrung in der Bundesliga und auch der Champions-League”, erklärt TVB-Geschäftsführer Jürgen Schweikardt den Schritt: “Wir sind davon überzeugt, dass Miljan eine große Zukunft vor sich hat und deshalb sehr froh, dass er entschieden hat, bis mindestens 2027 beim TVB zu bleiben.”

Das Torhütertrio perfekt macht Luca Tschentscher, dessen Doppelspielrecht um ein weiteres Jahr verlängert wurde. Der 20-Jährige steht auch in der kommenden Saison beim Drittligisten SG Pforzheim/Eutingen unter Vertrag. Schweikardt sieht mit Krivokapic und dessen Nebenleuten ein “hochtalentiertes Torhüterteam”, dem er “große Entwicklungsschritte” zutraut.

Erster Magdeburger überhaupt: Kristjansson ist Deutschlands Handballer des Jahres

Am Montagabend wurden zum dritten Mal die German Handball Awards verliehen – zum ersten Mal wurde dabei auch der Handballer und die Handballerin des Jahres gekürt. Alle Sieger des Jahres 2023 im Überblick.

Er spielte ein überragendes 2023: Magdeburgs Spielmacher Gisli Kristjansson.

Er spielte ein überragendes 2023: Magdeburgs Spielmacher Gisli Kristjansson.

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Auf die beiden wichtigsten Preise des Abends mussten die Fans lange warten, doch vor allem für die Fans des SC Magdeburg hatte sich das Warten gelohnt: Mit Gisli Kristjansson, der speziell beim Champions-League-Final-Four 2023 geglänzt hatte, wurde erstmals ein SCM-Profi zum Handballer des Jahres in Deutschland gewählt.

Gleichzeitig ist er der erste Isländer, dem diese Ehre zuteil wurde – und überhaupt erst der sechste Ausländer. Titelverteidiger Johannes Golla, DHB-Kapitän und Spielführer der SG Flensburg-Handewitt, ging derweil leer aus.

Bei den Frauen wurde zum dritten Mal nach 2018 und 2019 Emily Bölk ausgezeichnet. Diese löste ihre Nationalmannschaftskollegin Alina Grijseels ab, die in den Jahren 2021 und 2022 triumphiert hatte. Bölk galt einst als Wunderkind, ist mittlerweile Leistungsträgerin im DHB-Team und im linken Rückraum nicht wegzudenken. Auf Vereinsebene feiert sie seit 2020 Erfolg um Erfolg mit dem ungarischen Haupstadtklub Ferencvaros.

Uscins ist “Überraschung des Jahres” – Emotionaler Höhepunkt zum Schluss

Den ersten Preis des Abends heimste U-21-Weltmeister Renars Uscins ein. Der Rückraumrechte von der TSV Hannover-Burgdorf, der auch bei der Männer-EM im vergangenen Januar für Furore gesorgt hatte, wurde als “Überraschung des Jahres” ausgezeichnet. Seinen Titel als Publikumsliebling verteidigte wenig überraschend Kristjansson – die “Gisli”-Rufe sind unüberhörbar, egal wo der isländische Nationalspieler auch aufläuft.

Das Schiedsrichter-Team des Jahres ist für die Fans das Frauen-Duo Tanja Kuttler und Maike Merz, das auch bei der Männer-EM im vergangenen Januar in Deutschland zum Einsatz kam. Zur Nachwuchshoffnung des Jahres 2023 wurde U-20-Nationalspieler Fritz-Leon Haake (SC Magdeburg, Zweitspielrecht beim Dessau-Roßlauer HV 06) ausgezeichnet.

Zum dritten Mal in Folge wurde der SC Magdeburg zum Team des Jahres gewählt, erstmals seit 2002 hatte der Traditionsklub aus Sachsen-Anhalt wieder die Champions League gewonnen – in einem denkwürdigen Endspiel gegen Andreas Wolff und Kielce (30:29 n.V.). Auch SCM-Coach Bennet Wiegert wurde zum dritten Mal in Folge zum Trainer des Jahres gewählt.

Emotionaler Höhepunkt und Abschluss des Abends war der Preis fürs Lebenswerk, mit dem der im vergangenen Jahr verstorbene Prof. Dr. Rolf Brack geehrt wurde. Dessen einstiger Schützling Daniel Sauer hielt die Laudatio, Bracks Frau sowie die beiden Söhne waren ins Studio zugeschaltet.

Die German Handball Awards 2023 im Überblick:

Handballer des Jahres: Gisli Kristjansson (Magdeburg/Island)
Handballerin des Jahres: Emily Bölk (Ferencvaros/Deutschland)
Team des Jahres: SC Magdeburg
Trainer des Jahres: Bennet Wiegert (SC Magdeburg)
Überraschung des Jahres: Renars Uscins (TSV Hannover-Burgdorf)
Nachwuchshoffnung des Jahres: Fritz-Leon Haake (SC Magdeburg)
Publikumsliebling: Gisli Kristjansson (SC Magdeburg)
Beachhandballerin des Jahres: Lena Klingler (Minga Turtles)
Beachhandballer des Jahres: Lennart Liebeck (Beach & Da Gang – U 21)
Handball-Persönlichkeit des Jahres: Andy Schmid
Zukunftspreis: Play Handball
Schiedsrichter-Team des Jahres: Tanja Kuttler und Maike Merz
Engagementpreis des Jahres: Breite trifft Spitze
Sonderpreis der Jury fürs Lebenswerk: Dr. Rolf Brack